Petronella Apfelmus, Band 11

  • Burggespenst und Hexensümpfe
  • von Sabine Städing
  • illustriert von Sabine Büchner
  • BAUMHAUS Verlag, Oktober 2023, www.baumhausbande.com
  • gebunden mit LESEBÄNDCHEN
  • 219 Seiten
  • 15,00 €
  • ISBN 978-3-8339-0788-3
  • Kinderbuch ab 8 Jahren

Petronella Apfelmus, Band 11 Burggespenst und Hexensümpfe

G E I S T E R S T U N D E N

Kinderbuchrezension von Ulrike Sokul ©

Hereinspaziert in den sehr empfehlenswerten, herzerfrischenden Leseraum der Petronella-Apfelmus-Kinderbuchreihe! Die Zwillinge Lea und Luis, die schon lange in traulicher und zauberhafter Nachbarschaft mit der Apfelhexe Petronella Apfelmus leben, freuen sich schon auf die Klassenfahrt nach Burg Giebelstein. Petronella wiederum ist zu einer Hexenversammlung in den Hexensümpfen eingeladen, die zufällig ganz in der Nähe der Burg liegen.

Bevor sich Petronella auf ihren Besen schwingt, überreicht sie den fünf Apfelmännchen, die als fleißige naturgeistige Helferlein im Apfelgarten wirken, noch drei Wunsch-Hasel-nüsse, damit sie die Apfelernte ohne Petronellas Anwesenheit schaffen, und sie gibt den Kindern eine mechanische Spottdrossel mit, die im Notfall als Nachrichten- oder Hilfe- rufmedium dienlich sein kann.

Während Petronella beim Hexentreffen mit Zauberwettkämpfen, dem Erlernen macht-voller neuer Zaubersprüche und netten und weniger netten Zwischenhexlichkeiten sehr beschäftigt ist, erkunden Lea und Luis zusammen mit ihrer Klasse und zwei mitge- reisten Lehrern mit lebhaftem Interesse Burg Giebelstein.

Eifrig werden Gerüchte über angebliche Burggespenster weitergesagt, aber zunächst gibt es außer dem spannenden, kaminfeuererwärmten Vorleseabend mit der Klassen- lehrerin, flackernden Lampen, Windgeheule und unerklärlich kalten Luftströmungen nichts zum Gruseln.

Das ändert sich jedoch Schlag Mitternacht, und zwar im Schlafraum der Mädchen. Dort rütteln mehrere klassisch mit Bettlaken gewandete Gespenster an den Betten, kitzeln die Mädchen mit kalten Geisterfingern an den Füßen, und ein kleines Gespenst kegelt sogar mit seinem Kopf Leas Koffer um. Zum Abschied drohen die Gespenster noch, daß sie in der nächsten Nacht mit den Kindern tanzen würden.

Doch die Mädchen wollen sich nicht kampflos den Burggespenstern ergeben und über-legen zusammen mit den Jungen, wie man sich wohl vor Geistern schützen könne. Die Kinder bewaffnen sich also mit Salz und Besteck, da man sich Gespenstern angeblich mit Eisen und Salz erwehren könne.

In der nächsten Nacht werden die Burggespenster tatsächlich von den Kindern in die Flucht geschlagen und ziehen sich in die Kemenate zurück. Lea und Luis halten die anderen Kinder von einer weiteren Verfolgung der Geister ab und wollen stattdessen mit ihnen reden und verhandeln. Es stellt sich heraus, daß die Burggespenster eine nette Familie sind, die sich von den Menschen in ihrer Tagruhe gestört fühlen und deshalb mit ihren Mitteln versuchen, die Menschen von bestimmten Räumen der Burg fernzuhalten.

Gemeinsam mit den Burggespensterkindern schweben die Menschenkinder schließlich auf das Dach der Burg und bewundern die weite Aussicht, die sich dort bietet. Als der Wind auffrischt, erklären die Geisterkinder, daß sie nun schnell wieder zurück in die Burg schweben müßten, um nicht fortgeweht zu werden. Während des Rückzuges nähern sich am nächtlichen Himmel plötzlich Geisterpferde mit Nebelrittern. Die Geisterkinder geben sofort Alarm, daß der „Schreckliche Eugen und seine Ritter“ von einer benachbarten Burgruine kämen, um Burg Giebelstein zu überfallen.

Der Gespenstervater will gerade den Menschenkindern helfen, sich durch eine ver- borgene Tür in Sicherheit zu bringen, da sind schon alle von den Nebelrittern umzingelt. Eugen der Schreckliche sperrt die Gespensterfamilie in eine Truhe, da sie ihm Burg Giebelstein nicht überlassen wollen, und die Menschenkinder sperrt er in einen kleinen Raum, der einst als stilles Örtchen der Burg diente, sogar das steinerne Plumpsklo ist dort noch vorhanden und gewährt einen tiefen Blick in den Burggraben.

Zum Glück hat Lea die Spottdrossel eingesteckt und kann damit Petronella um Hilfe bitten. Petronella eilt zusammen mit zwei weiteren Hexen herbei, befreit die Kinder sowie die Burggespensterfamilie, und die Geistereindringlinge machen dank Wetter- hexenkraft eine unfreiwillige Flugreise nach Schottland. Selbstverständlich wird von Petronella Apfelmus auch eine zauberhafte Lösung für eine hinkünftig ungestörte Tagruhe der freundlichen Gespensterfamilie von Burg Giebelstein gefunden…

Auch im elften apfelmusischen Band vermag die Autorin Sabine Städing mit phantasie-vollen Details, situationskomischen Szenen, abwechslungsreicher Dramaturgie, leb- haften Dialogen, witzig gereimten Zaubersprüchen und ebenso kommunikativen wie magischen Problemlösungsstrategien eine unterhaltsam-spannende Atmosphäre zu erzeugen, die gleichermaßen Lese- wie Vorlesevergnügen bietet.

Die knuffigen Schwarz-weiß-Illustrationen von Sabine Büchner greifen den heiter-verspielten Tonfall auf und übertragen ihn in anschauliche und warmherzige Szenerien mit detailgetreuen lustigen Charakterzeichnungen.

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.luebbe.de/baumhaus/buecher/kinderbuecher/petronella-apfelmus-burggespenst-und-hexensuempfe-band-11/id_8389317

Hier entlang zur Hörbuchausgabe:
https://www.luebbe.de/luebbe-audio/hoerbuecher/kinderbuecher/petronella-apfelmus-burggespenst-und-hexensuempfe/id_8389349

 

Die Autorin:

»Sabine Städing wurde 1965 in Hamburg geboren. Schon als Kind hat sie sich gerne Geschichten ausgedacht und war fasziniert von Hexen und anderen magischen Wesen. Inzwischen veröffentlicht sie erfolgreich Kinder- und Jugendbücher. Am bekanntesten ist ihre Buchreihe rund um die Apfel-hexe Petronella Apfelmus. Die Autorin lebt hoch im Norden Deutschlands, ganz in der Nähe von Hamburg.«

Die Illustratorin:

»Sabine Büchner, geb. 1964, studierte Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Illustration in Wuppertal und Animation an der HFF in Babelsberg. 2006 erhielt sie das Troisdorfer Bilderbuch-stipendium und ist seitdem als freie Illustratorin für verschiedene Verlage tätig. Mit ihren so liebevollen wie witzigen Bildern hat sie Petronella Apfelmus und ihrer Welt vom ersten Band an einen ganz eigenen Zauber verschafft.«

Hier entlang zu den zehn vorherigen Petronella-Apfelmus-Bänden:

Band 1: Verhext und festgeklebt
Petronella Apfelmus, Band 1: Verhext und festgeklebt
Band 2: Zauberschlaf und Knallfroschchaos
Petronella Apfelmus, Band 2: Zauberschlaf und Knallfroschchaos
Band 3: Schneeballschlacht und Wichtelstreiche
Petronella Apfelmus, Band 3: Schneeballschlacht und Wichtelstreiche
Band 4: Zauberhut und Bienenstich
Petronella Apfelmus, Band 4: Zauberhut und Bienenstich
Band 5: Hexenbuch und Schnüffelnase
Petronella Apfelmus, Band 5: Hexenbuch und Schnüffelnase
Band 6: Schnattergans und Hexenhaus
Petronella Apfelmus, Band 6: Schnattergans und Hexenhaus
Band 7: Hexenfest und Waldgeflüster
Petronella Apfelmus, Band 7: Hexenfest und Waldgeflüster
Band 8: Zaubertricks und Maulwurfshügel
Petronella Apfelmus, Band 8: Zaubertricks und Maulwurfshügel
Band 9 Eismagie und wilde Wichte
Petronella Apfelmus, Band 9: Eismagie und wilde Wichte
Band 10 Petronella Apfelmus – 24 weihnachtliche Geschichten aus dem Apfelhaus
Petronella Apfelmus – 24 weihnachtliche Geschichten aus dem Apfelhaus

Ein Mädchen namens Willow, Band 3

  • Band 3: Flügelrauschen
  • von Sabine Bohlmann
  • Illustrationen von Simona Ceccarelli
  • PLANET! VERLAG, August 2022 www.planet-verlag.de
  • gebunden
  • 288 Seiten
  • Format: 148 x 210 mm
  • 14,00 € (D), 14,40 € (A), 20,50 sFr.
  • ISBN 978-3-522-50747-9
  • Kinderbuch ab 10 Jahren

Ein Mächen namens Willow Band 3 Flügelrauschen

N A T U R B E Z I E H U N G S F Ä H I G K E I T

Kinderbuchrezension von Ulrike Sokul ©

In der dritten Fortsetzung der Buchreihe „Ein Mädchen namens Willow“ meistern die vier Junghexen Willow, Gretchen, Lotti und Valentina wieder einige Herausforderungen und wachsen dabei mit ihren Aufgaben.

Wer mit den magischen Rahmenbedingungen der Willow-Reihe noch nicht vertraut ist, möge sich bitte unter dem nachfolgenden Link zu meiner Besprechung des ersten Bandes kundig lesen: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2020/09/28/ein-maedchen-namens-willow/

Jedes der vier Hexenmädchen verkörpert eines der vier Elemente und verfügt über dementsprechend spezialisierte Zauberkräfte. Bei Willow ist es Feuer, bei Valentina Luft, bei Gretchen Wasser und bei Lotti, der jüngsten Hexe, Erde. Inzwischen bilden die vier Mädchen eine verschworene und innig befreundete Gemeinschaft.

Sie nutzen ihre Kräfte keineswegs manipulativ und egoistisch, sondern in der Tradition der Hexen als naturverbundene, heilkundige und weise Frauen, die sich dem natür- lichen Gleichgewicht, der Verbundenheit des Lebens und der Sensibilität für pflanzliche und tierische Mitgeschöpfe widmen. So befassen sie sich u.a. mit Kräuterheilkunde und praktizieren Vollmond- und Heilungsrituale. Selbstverständlich gehören auch Spiel, Spaß und zauberhafte Scherze sowie bequeme Putz- und Aufräumzauber zu ihrem Repertoire.

Als Junghexen bedürfen sie noch häufig des weisen Rates des alten und sehr lebenser-fahrenen Zauberbuches „Grimmor“. Wenn sie Grimmor befragen, antwortet das Buch, indem es  buchstäblich seine Seiten selbst beschriftet und ihnen weiterführende Hinweise gibt. Oft gemahnt es die Mädchen auch daran, bei allen Beurteilungen und Entscheidungen auf die Stimme des Herzens zu hören.

Willow und Valentina wechseln zur weiterführenden Schule und kommen mit ihrer alten Gegenspielerin, der eitlen Loanna in die gleiche Klasse. Schon bei der Vorstellungsrunde fällt Loanna Willow ins Wort und posaunt herum, daß Willow Mitglied eines Hexenclubs sei und daß ihr ein Wald gehöre.

Lotti, die jüngste der Junghexen, muß sich daran gewöhnen, daß sie seit ihrem neunten Geburtstag fähig ist, die Stimmen der Naturgeister zu hören. Nachdem sie mit Hilfe ihrer Mithexen ihre anfängliche Angst überwunden hat, sich ihrer neuen Gabe öffnet und die Naturgeister sogar sehen kann, ist sie jedoch ganz begeistert von ihren viel- fältigen naturgeistigen Begleiterscheinungen. Von den Naturgeistern erfährt Lotti nun, daß etwas den Wald bedroht und daß dringender Handlungsbedarf besteht, um das Leben der Bäume und des Waldes zu schützen.

Die Naturgeister führen die Mädchen zu einem abgelegenen Teil des Waldes, wo jemand heimlich eine große Menge Müll abgeladen hat. Das muß aufhören, doch dafür müssen sie erst einmal die Übeltäter finden.

Die neue Klassenlehrerin möchte mit der Klasse eine Projektwoche in Willows Wald durchführen – zur Förderung des gemeinschaftlichen Zusammenhalts. Willow und ihre Mithexen überlegen, wie sie dies dazu nutzen können, den eher naturentfremdeten Mit-schülern den Wald positiv nahezubringen und sie – gespeist aus der Liebe zur Natur – zum Schutz des Waldes und zur Mithilfe bei der Aufklärung des Müllverbrechens im Wald zu animieren.

Zunächst verhalten sich die Kinder – von rühmlichen Ausnahmen abgesehen – nicht sonderlich naturaffin, sondern achtlos, ängstlich und zimperlich. Willow und ihre Mithexen geben sich jedoch alle Mühe und scheuen auch keine kleinen unauffälligen Zaubereingriffe, um die Kinder vom ständigen Handyposieren und Schutzhelmtragen abzulenken. Nach und nach, von Lagerfeuer zu Lagerfeuer freunden sich die Kinder mit dem ungewohnten Naturambiente an und begeistern sich für die Beobachtung von Wildtieren, Abenteuerspiele, den nächtlichen Sternenhimmel und die sinnliche Erfahrung eines Barfußweges.

Trotz einiger amüsanter Pannen und Mißgeschicke gelingt das Vorhaben, die Kinder auf die Natur einzustimmen, und sogar Loanna entdeckt unerwartet ihr Herz für den Wald. Auch die Müllübeltäter werden gestellt und der Müll entfernt. Und Waldbaden erfreut  sich plötzlich sogar bei den Erwachsenen wachsender Beliebtheit…

Die Autorin inszeniert anschaulich und augenzwinkernd den Kontrast zwischen den naturverbundenen Junghexen und naturfernen Kindern. Zeitgemäßen Anspielungen auf überbehütete oder markenkonsumorientierte Kinder wird ebenso Raum gegeben wie aktuellen Weltrettungsbedürfnissen.

Die Illustrationen von Simona Ceccarelli begleiten den Erzähltext mit stimmungsvollen Szenen und individuellen Charakterdarstellungen. Den vielen kleinen Naturgeistwesen, die diesmal eine so wichtige Rolle spielen, gibt sie sehr phantasievoll und detailreich Gestalt. 

Für den praktischen Zauberspruch, der achtlos weggeworfenen Müll schnurstracks wieder an den Absender zurückschickt, hätte ich sehr gute alltägliche Verwendung.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.thienemann-esslinger.de/produkt/ein-maedchen-namens-willow-3-fluegelrauschen-isbn-978-3-522-50747-9

Hier entlang zum ersten Band: Ein Mädchen namens Willow
und zum zweiten Band: Ein Mädchen namens Willow, Band 2 Waldgeflüster

Die Autorin:

»Geboren wurde Sabine Bohlmann in München, der schönsten Stadt der Welt. Als Kind wollte sie immer Prinzessin werden. Stattdessen wurde sie (nachdem sie keinen Prinzen finden konnte und der Realität ins Auge blicken musste) Schauspielerin, Synchronsprecherin und Autorin und durfte so zumindest ab und zu mal eine Prinzessin spielen, sprechen oder über eine schreiben. Geschichten fliegen ihr zu wie Schmetterlinge. Überall und zu allen Tages- und Nachtzeiten (dann eher wie Nachtfalter). Sabine Bohlmann kann sich nirgendwo verstecken, die Geschichten finden sie überall. Und sie ist sehr glücklich, endlich alles aus ihrem Kopf rausschreiben zu dürfen. Auf ein blitzeblankes, weißes – äh – Computerdokument. Und das Erste, was sie tut, wenn ein neues Buch in der Post liegt: Sie steckt ihre Nase ganz tief hinein und genießt diesen wunderbaren Buchduft. www.sabinebohlmann.de «

Die Illustratorin:

»Nach einem halben Leben als Medizinalchemikerin hat Simona Ceccarelli den Laborkittel gegen den Bleistift eingetauscht, um ihrem Kindheitstraum nachzugehen. Ausgerüstet mit einem Diplom in Illustration und Concept Art der Academy of Arts University in San Francisco illustriert sie seit 2016 Bücher, Spiele und andere Produkte für Kinder. Simona Ceccarelli lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern, drei Nationalitäten und vier Sprachen in der Schweiz. www.smceccarelli.com «

Meister Marios Geschichte (Sonderausgabe)

  • von Rafik Schami
  • Illustrationen von Ayuko Tanaka
  • Edition Bracklo 2022   www.editionbracklo.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • 80 Seiten
  • Format: 19,2 x 24,5 cm
  • 22,00 € (D), 22,70 € (A)
  • ISBN 978-3-946986-14-0
  • Kinderbuch ab 6 Jahren

Meister Marios Geschichte Titelbild.2

SO  SPIELT  DAS  LEBEN

Kinderbuchrezension von Ulrike Sokul ©

Gerne gestehe ich, daß ich mich niemals ganz von dem Kinderglauben an das verborgene Eigenleben von Puppen, Schmusetieren, Spielsachen, Buchfiguren und Marionetten verabschiedet habe. Und wenn sich dann auch noch einer meiner Lieblingsautoren einem solchen Erzählstoff widmet, kann und will ich der Lese- versuchung nicht widerstehen.

Erzählt wird – wie der Titel schon verrät – die Geschichte des Marionettenspielers Meister Mario. Aus bescheidensten Anfängen heraus hat sich Mario mit dem klassischen Märchenstück „Der Prinz und das arme Bauernmädchen“ ein großes Publikum, Erzählerruhm und Reichtum erarbeitet.

Dieses Puppenspiel handelt von Prinz Machtnix, der heiratsunwillig ist, alle von den Eltern ausgesuchten Bräute ablehnt und stattdessen lieber im Wald auf die Jagd geht. Wie es sich für ein Märchen gehört, begegnet ihm auf einer Waldwiese ein anmutiges, blumenpflückendes und singendes Mädchen, in welches er sich sogleich unwider- stehlich verliebt. Und wie es sich ebenfalls märchenhaft gehört, verliebt sich das Mädchen, eine arme Bauerntochter namens Hatnix, auch sogleich in den feschen Prinzen.

Meister Marios Geschichte Blumen pflücken

Illustration von Ayuko Tanaka © Edition Bracklo 2022

König Tutnix ist von der Wahl seines Sohnes nicht angetan, die Königin Willnix ist ver-ständnisvoller, und somit herrscht dicke familienstreitige Luft, bis der Hofnarr Lachtnix eine relativ diplomatische Lösungsidee serviert. Schließlich steht der Heirat nichts mehr im Wege, das Liebesleben blüht und gedeiht –  „und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute“.

So weit, so eintönig – finden jedenfalls die Marionetten, die dieses Stück schon mehr als siebenhundertmal gespielt haben und sich nach den Zeiten sehnen, als Mario zwar arm war, sich aber abwechslungsreichere Stücke ausgedacht und seinen Puppen viele Rollenvariationen ermöglicht hatte.

Mario hat auch keine Zeit mehr, sich nach der Vorstellung mit seinen Marionetten zu unterhalten, weil er dauernd Interviews geben muß oder bei Prominenten zum Empfang eingeladen wird.

Die Marionetten erzählen sich gegenseitig, welche Traumrollen sie gerne spielen würden, nur König Machtnix ist mit seiner „Stellung“ hochzufrieden. Kurzentschlossen greift Königin Willnix nach einer Schere und schneidet ihre eigenen Marionettenfäden einfach durch – nach einem Moment des Stillstandes bewegt sie sich so frei wie noch nie zuvor und verwandelt sich in die Zauberin Willwas.

Der nächste Freiheitskämpfer ist der Hofnarr, der zum Clown Lachtwas wird, Hatnix verwandelt sich in die Tänzerin Hatwas, und Prinz Machtnix wird zum Räuber Machtwas. Ja, selbst der König durchtrennt nach langem Zögern seine Fäden und nennt sich Tutwas.

Meister Marios Geschichte Umarmung

Illustration von Ayuko Tanaka © Edition Bracklo 2022

Als Mario zurückkommt, erklären ihm seine eigenwilligen Marionetten, daß sie sich mehr Abwechslung wünschen, und nach dem ersten Schrecken erkennt er, daß die Puppen ihm eigentlich aus dem Herzen sprechen. Gemeinsam entwerfen und üben sie das erste neue Stück, das am nächsten Abend vom Publikum begeistert aufgenommen wird …

Und wenn sie nicht verschnürt sind, dann spielen sie noch heute.

Rafik Schami spielt in „Meister Marios Geschichte“ virtuos mit dem klassischen Märchengenre, würzt es mit augenzwinkernder Menschenkenntnis, Humor, anspielungsreichem Wortspielwitz und lebhafter Dramaturgie sowie einem zutiefst warmherzigen Basso continuo, der für mich das betörendste Stilmerkmal seiner wunderbaren Prosa ist.

Im übrigen weist das Durchtrennen der Marionettenfäden auf märchenhaft-spielerische Weise hin auf die philosophische Möglichkeit eines Ausganges aus unverschuldeter Unmündigkeit. So läßt sich auch Kindern schon ganz ungezwungen die Bedeutung von Freiheit, Mut, Selbstbestimmung und Kooperation vermitteln.

Die feinen Illustrationen von Ayuko Tanaka füllen meist bühnenbildartig eine ganze oder halbe Seite und geben den Charakteren lebhafte Gestalt. Auf dem Titelbild erscheinen die Marionetten in bunter Farbvielfalt, im Erzählfließtext hingegen sind die Illustrationen passend zur Texttypografiefarbe in unterschiedlichen Helligkeitsstufen eines aquarelligen Auberginepurpurrot gehalten.

Und nun schließt sich dieser Buchbesprechungsvorhang, und Rezensentin Liestfix öffnet das nächste Buch.

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://edition-bracklo.de/wordpress_neu/?product=meister-marios-geschichte-bilderbuch-von-rafik-schami-mit-bildern-von-ayuko-tanaka-ab-6-jahrenac&lang=en

Der Autor:

»Der syrisch-deutsche Schriftsteller Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus geboren. Seine in mehr als 34 Sprechen übersetzten Werke für Erwachsene, Jugendliche und Kinder wurden mit zahllosen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Große Anerkennung erfährt Rafik Schami für sein starkes öffentliches Engagement als Stimme für Demokratie, Toleranz, Integration und Völkerverständigung.
Meister Marios Geschichte ist nach Der Wunderkasten (illustriert von Peter Knorr) sein zweites Kinderbuch, das bei Edition Bracklo erscheint.
Die Titelhelden beider Bücher – Wunderkasten-Erzähler und Marionettenspieler – könnte man als Kollegen bezeichnen. Sie verzaubern, so wie es Rafik Schami selbst immer wieder tut, ihr Publikum.«

Die Illustratorin:

»Die 1972 geborene japanische Künstlerin, Bilderbuch-Illustratorin und Autorin Ayuko Tanaka lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Europa und wurde dabei zur Botschafterin zwischen den Kontinenten.
Sie ist Absolventin des Chelsea College of Arts der University oft the Arts London. Einige Jahre verbrachte sie in Berlin und lebt heute in Paris. Im Jahr 2000 gewann Ayuko Tanaka den Illustration Competion Prize der Bologna Book Fair. Sie engagierte sich als Publizistin, Illustratorin und Autorin in Europa und Japan.
Begeistert von der interkulturellen Kooperation mit dem syrisch-deutschen Geschichten-erzähler Rafik Schami, illustrierte Ayuko Tanaka Meister Marios Geschichte zunächst für japanische Leser. Indem ihre Illustrationen nun wiederum eine deutschsprachige Neuausgabe schmücken, schließt sich der Kreis zwischen den Kulturen.«

Querverweis zu weiteren Buchköstlichkeiten von Rafik Schami:

„Der Wunderkasten“  Der Wunderkasten
„Das Herz der Puppe“, ein Buch voller Alltag und Wunder, spielerischem Tiefsinn und poetischer Phantasie, das von Rafik Schamis lebendigem Kinderherzen zeugt. Das Herz der Puppe
Und nun bitte noch hereinspaziert in mein Lieblingsbuch von Rafik Schami:
 Erzähler der Nacht“: Erzähler der Nacht

Das Taschenmesser-Schnitzbuch

  • Über 30 Ideen zum Schnitzen & Basteln
  • von Sonja und Arne Schirdewahn
  • Illustrationen von Arno Kolb und Thomas Müller
  • mit zahlreichen Fotos
  • moses Verlag, 7. Auflage 2022 www.moses-verlag.de
  • 96 Seiten
  • Format: 17,3 cm x 22 cm
  • gedruckt auf FSC®-zertifiziertem Papier
  • Spiralbindung mit Gummiband zum Verschließen
  • 12, 95 € (D), 13,40 € (A)
  • ISBN 978-3-89777-894-8
  • Kindersachbuch ab 8 Jahren

Das Taschenmesser-Schnitzbuch

ANALOGE  ANIMATION

Kinderbuchrezension von Ulrike Sokul

„Das Taschenmesser-Schnitzbuch“ wartet mit anregenden Anleitungen zum Schnitzen und zu Basteleien aus Naturmaterialien auf. Mit beiläufiger Selbstverständlich werden Kinder damit auch zum Aufenthalt in der Natur verlockt.

Zunächst werden einige Baumarten (Ahorn, Hasel, Linde, Weide) vorgestellt, deren Holz sich besonders gut zum Schnitzen eignen. Zum Schnitzen werden wahlweise klassische Taschenmesser oder spezielle Schnitzmesser verwendet, und als Ausgangsmaterial dient Frisch- oder Totholz.

Die zehn wichtigsten Schnitzregeln verdeutlichen kindgemäß und einleuchtend wichtige Sicherheitsvorkehrungen zum möglichst achtsamen Umgang mit Messern. Dem folgen Hinweise zur richtigen Messerhaltung und -Pflege sowie einige grundlegende Schnitz-techniken.

Ergänzende Hilfsmittel wie wasserfeste Filzstifte, Schleifpapier, Pflanzenöl, Lappen, Kordel, Holzbohrer usw. werden nach Bedarf aufgelistet.

Geschnitzt werden u.a. Buttermesser, ein Türschild, Schlüsselanhänger, Wanderstäbe, Kleiderhaken, Löffel, Lagerfeuergarstöcke, Kletterhaken, eine Steinschleuder, Party-spieße, Pfeil und Bogen sowie Zielring.

Außerdem gibt es Anleitungen zum Basteln von Dosenlupen, Wiesenkeschern, Ohren-kneiferhotels, Nisthilfen für Wildbienen, kleinen Flechtzäunen für Beetabgrenzungen  sowie zur Herstellung von tierischen Spurenabdrücken aus Gips nebst einer kurzen Spurenkunde.

Aus unterschiedlichen Naturfundsachen (Totholzästen, Rindenstücken, Holzscheiben, Federn, leeren Schneckenhäusern, Muscheln, Steinen usw.) werden u.a. dekorative Traumfänger, kleine Segelschiffe, Zauberstäbe, Collagenbilder, Ketten, Armbänder und Haarschmuck gestaltet.

Übersichtliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit zahlreichen Zeichnungen und an-sprechenden „pfadfinderischen“ Fotos regen Kinder anschaulich und systematisch zum Schnitzen und Basteln an. In Verbindung mit den interessanten naturkundlichen Informationen wird Kindern in diesem Schnitzbuch ebenso der sinnliche Reiz praktisch-haptischen Machens sowie spannender Naturentdeckungen vermittelt.  

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.moses-verlag.de/Expedition-Natur-Das-Taschenmesser-Schnitzbuch/108948

Die Autoren:

»Sonja Schirdewahn ist Biologin und führt zusammen mit ihrem Mann Arne Schirdewahn, Bildhauer, seit 15 Jahren das Naturerlebnisunternehmen bonnattours in Bonn. Gemeinsam veranstalten sie Schnitzkurse für Kinder und Erwachsene, Ausflüge und Ferienprogramme. Im Mittelpunkt aller Veranstaltungen steht das Motto: Entdecken, Erleben und Erfahren der Natur mit allen Sinnen.
Auf ihrer Internetseite www.bonnatours.de können sich Interessierte über aktuelle Termine und Kurs-Angebote informieren.«

Querverweis:

Als schön illustrierte, biophile und bibliophile naturkundliche Ergänzung empfiehlt sich zudem „Die kleine Waldfibel“ von Linda Wolfsgruber: Die kleine Waldfibel
Ebenfalls empfehlenswert sind die Schnitzanleitungsbücher von Astrid Schulte: „Meine Schnitzwerkstatt“ Band 1 (mit OPINEL-Kinderschnitzmesser) und Band 2 Meine Schnitzwerkstatt

Wer schläft, wer wacht in der Nacht?

  • Warum Giraffen eingeklappt schlafen und Kraken nicht schnarchen
  • Text von Beatrix Mannel
  • Illustrationen von Karolina Benz
  • Rotfuchs Verlag, Oktober 2022 https://www.rowohlt.de/
  • Gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 28,6 x 21,5 cm
  • 64 Seiten
  • 20,00 € (D), 20,60 € (A)
  • ISBN 978-3-499-00905-1
  • Sachbilderbuch ab 8 Jahren

Wer schlaeft, wer wacht in der Nacht 4MB

A N D E R S S C H L Ä F E R

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Viele Tiere haben gänzlich andere Schlafbedürfnisse und -Gewohnheiten als wir Menschlein. Eine kleine Auswahl solcher Andersschläfer werden in „Wer schläft, wer wacht in der Nacht?“ vorgestellt.

Einige Tiere wie beispielsweise Luchs, Uhu, Biber, Koboldmaki, Flußpferd und Tiger sind nachtaktiv und schlafen tagsüber, und andere wie beispielsweise Elefanten kommen mit nur zwei Stunden Schlaf in den frühen Morgenstunden aus. Die Gartenkreuzspinne döst und schläft, während sie darauf wartet, daß sich Beute in ihrem Netz verfängt. Giraffen wiederum verbringen einen Teil der Nacht aktiv und einen Teil schlafend.

Wale und Delphine pflegen den sogenannten „Halbseitenschlaf“. Da sie zum Atmen immer wieder auftauchen müssen, bleibt stets eine Gehirnhälfte wach und überwacht gewissermaßen die schlafende Hälfte. Man kann die aktuelle Schlafseite am geschlos-senen Auge erkennen. Der Pottwal schwebt zudem im Schlaf senkrecht im Wasser.
Kraken verändern im Schlaf ihre Hautfarbe, was vermutlich ihre Traumgefühle spiegelt. Fregattvögel können sogar schlafend und träumend weiterfliegen…

_Wer schlaeft, wer wacht in der Nacht Krake

Illustration von Karolina Benz © Rotfuchs Verlag 2022

Doch neben den Besonderheiten des tierischen Schlafverhaltens werden auch allge- meine Informationen zur Lebensweise der vorgestellten Tiere und interessante Details zu ihren jeweiligen speziellen Fähigkeiten erzählt. So können Elefanten mit den Füßen hören, Uhus können lautlos fliegen, Biber bauen Staudämme, um den Eingang ihrer Biberburg  stets unter dem Wasserspiegel zu halten, und Orang-Utans sagen sich gegenseitig Gute Nacht.

Wer schlaeft, wer wacht in der Nacht Tiger

Illustration von Karolina Benz © Rotfuchs Verlag 2022

Die Wissensvermittlung erfolgt in einem sehr eingängigen, erzählerischen Plauderton mit kindgemäß anschaulichen Beschreibungen.

Die Illustrationen für dieses Bilderbuch wurden in nächtlichen Farbtönungen (blau, schwarz und mondlichtweiß) in Öl gemalt. Innerhalb dieser Farbpalette erscheinen durch entsprechende Schattierungen und Lichteffekte feine Details der dargestellten Tiere und Lebensräume. Die atmosphärischen Bilder sind von traumwandlerischer Schönheit und laden zum verweilenden Betrachten ein. Eine solch gelungene optische Einstimmung und illustratorische Dramaturgie trägt gewiß sehr dazu bei, daß mit diesem Sachbilderbuch neben kindlicher Schaulust auch kindliche Neu- und Wißbegier geweckt werden.

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.rowohlt.de/buch/beatrix-mannel-wer-schlaeft-wer-wacht-in-der-nacht-9783499009051

Die Autorin:

»Beatrix Mannel arbeitete nach dem Abschluss ihres Theater- und Sprachwissenschaftenstudiums erst als Redakteurin und später als Autorin für Fernsehsender, Produktionsfirmen und das Radio. Heute schreibt sie Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Ihre Begeisterung für das Schreiben gibt sie auch in ihren Workshops weiter. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in München. https://www.beatrix-mannel.de/ «

Die Illustratorin:

»Karolina Benz ist Malerin und Illustratorin. Ihre Bilder entstehen immer analog. Jede Malerei in diesem Buch ist ein Ölgemälde. Heute lebt sie tief im Wald und bleibt genauso wie die Gartenkreuzspinne und der Uhu gerne lange wach.«

Leselebenszeichen-Datenschutzerklärung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/datenschutzerklaerung/

Donnerwetter, nun schlaft mal schön!

  • Vierundzwanzigeinhalb Gutenachtgeschichten von Fuchs und Hase
  • Text und Illustrationen von Kristina Andres
  • Moritz Verlag, Februar 2022 www.moritzverlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 24,7 cm x 19,5 cm x 1,6 cm
  • 128 Seiten
  • ISBN 978-3-89565-421-3
  • Kinderbuch ab 6 Jahren

Donnerwetter, nun schlaft mal schön!
WIE  SICH  FUCHS  UND  HASE  GUTE  NACHT  SAGEN

Kinderbuchrezension von Ulrike Sokul ©

„Fuchs und Hase lebten weit weg, hinter den Maulwurfshügeln, in einem kleinen hellen Haus.“ (Seite 11)

Schon dieser erste Satz der ersten Geschichte führt uns in den überschaubaren kleinen Lebensraum von Fuchs und Hase ein. Die beiden Freunde sind einander sehr zugewandt und meistern gemeinsam ihren Alltag und die kleinen Probleme und Freuden, die das Leben so mit sich bringt. Einige benachbarte, mehr oder weniger nette Tiere, wie Elefant, Känguru, Oma Wolf und Pastor Kohlmeise sowie Lotte, die Schäferhündin mit ihren Schafen, ergänzen das tierische Geschichtenpersonal.

Fuchs und Hase spielen und essen gerne, und sie sind sehr experimentierfreudig. So überlegen sie sich alternative Formulierungen zum Gutenachtsagen und zum Schäfchen-zählen, hängen sich kopfüber in den Birnbaum, um die Schlafposition von Fledermäusen auszuprobieren, sie beißen in Wolken und veranstalten Abenteuernächte am Badesee, sie versuchen sich an Winterschlaf im Sommer und eröffnen einen erfolgreichen Gurkentauschhandel, sie gehen seltsame Umwege, um ins Haus zu kommen, und zu Weihnachten machen sie sich gegenseitig aufmerksame Geschenke.

Die Geschichten sind alle heiter und unaufgeregt aber auch etwas schräg und skurril. Der Erzählstil ist einfach, wartet gleichwohl wiederholt mit originellen Wortschöpfungen und schönen sprachspielerischen Passagen auf, die das kindliche Ausdrucksvermögen unterhaltsam erweitern.

Die farbigen, häufig ganz- und doppelseitigen Illustrationen bereichern die Geschichten um anschauliche Szenerien. Da hier Text und Illustration aus einer Hand stammen, korrespondieren die Bilder stets besonders gut mit der Erzählstimmung.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.moritzverlag.de/Alle-Buecher/Donnerwetter-nun-schlaft-mal-schoen.html

Die Autorin und Illustratorin:

»Kristina Andres, geboren 1971 in Greifswald, wuchs in Mecklenburg auf, wo sie heute wieder lebt. Sie studierte zunächst Kunstgeschichte und Literatur in Hamburg und wechselte dann an die dortige Hochschule für bildende Künste. Seit 2002 ist sie als freischaffende Künstlerin tätig. Ihre Kinderbücher erscheinen bei zahlreichen Verlagen.
Weil sich vor ihrer Haustüre Fuchs und Hase sprichwörtlich Gute Nacht sagen, kam sie auf die Idee, auch über sie einmal Geschichten zu schreiben.«

Leselebenszeichen-Datenschutzerklärung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/datenschutzerklaerung/

Als Papas Haare Ferien machten

  • Text und Illustrationen von Jörg Mühle
  • Moritz Verlag, Februar 2022 www.moritzverlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 15 x 21,8 cm
  • 72 Seiten
  • 9,95 € (D), 10,30 € (A)
  • ISBN 978-3-89565-427-5
  • Kinderbuch ab 7 Jahren

UNFREIWILLIGE  ENTHAARUNG

Kinderbuchrezension von Ulrike Sokul ©

Der Autor und Illustrator Jörg Mühle ist hier schon mit seinen putzigen Hasenkind-Pappbilderbüchern  Tupfst du noch die Tränen ab? von mir vorgestellt worden und mit seinem sehr amüsanten Bilderbuch zum Thema Verteilungsgerechtigkeit  Zwei für mich, einer für dich sowie mit seinen Illustrationen zu Megumi Iwasas Kinderbuchreihe  Viele Grüße, deine Giraffe .

Beim  vorliegenden Kinderbuch „Als Papas Haare Ferien machten“ hat sich Jörg Mühle mit einem erzählenden Erstlesebuch kreativ ausgetobt.

Papas Haare machen sich eines Tages selbständig und verlassen einfach Papas Haupt. Zunächst schwirren und wirbeln sie im Badezimmer umher, und sie werden äußerst energisch von Papa gejagt, gescheucht und sogar angefleht. Doch sie lassen sich nicht überreden, an ihrem angestammten Ort zu bleiben, sondern entfleuchen durch die Badezimmertüre nach draußen.

Text und Illustration von Jörg Mühle © Moritz Verlag 2022

Papa saust hinterher, bewaffnet mit einem Schmetterlings-Kescher. Die Verfolgungsjagd führt in den Garten, in die Stadt, in ein Restaurant, durch verschiedene Geschäfte bis in den Zoo. Dort sind die Haare ziemlich gut getarnt, bis Papa einen seltsamen Stachelbär erspäht. Der Tierpfleger wässert zufällig gerade dessen Gehege, und als der Wasser- strahl die angeblichen Stacheln trifft, fließen Papas Haare vom Bären ab und weiter in den Gulli.

Von dort gehen sie den üblichen Weg des Wassers, vom Abflußrohr in die Kanalisation, dann in die Kläranlage, von dort in einen Bach, vom Bach in den Fluß, der schließlich im Meer mündet.

Text und Illustration von Jörg Mühle © Moritz Verlag 2022

Papa ist nun kahl, und außer seinen Bart-, Ohren- und Nasenhaaren wachsen ihm auch keine Haare mehr nach. Seine „ausgerissenen“ Haare machen derweil eine muntere Weltreise und schicken regelmäßig Ansichtskarten aus Haargentinien, der Anthaarktis, der Sahaara, Haarakesh …

Doch während eines gewittrigen Familienspaziergangs kehren die Haare, transportiert  von einer Regenwolke, wieder zurück und regnen aufs Papas Kopf. Sie sind in der Zwischenzeit zwar ganz schön gewachsen, aber das stört Papa kein bißchen.

Jörg Mühle erzählt eine skurrile, lustige Geschichte, mit abwechslungs- reichen Szenen, die er mit sehr dynamisch-bewegten Illustrationen unter- malt. Die Darstellung von Körpersprache und Mimik ist lebhaft und witzig. Der Textanteil ist übersichtlich, die Sätze und Formulierungen sind ange- messen kurz, klar und folgerichtig und dabei gleichwohl sehr wortschatz- reich. Das ist leichte, unkonventionelle Lesekost für Leseanfänger, gewürzt mit vielen haarigen Wortspielen, die Kindern bestimmt Spaß machen.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.moritzverlag.de/Alle-Buecher/Neuerscheinungen/Als-Papas-Haare-Ferien-machten.html

Der Autor & Illustrator:

»Jörg Mühle, geboren 1973 in Frankfurt am Main, studierte Illustration in Offenbach und Paris. Seit 2000 ist er Diplom-Designer und illustriert Bücher und Magazine. Er ist Mitglied der Frankfurter Ateliergemeinschaft labor, hat eine Tochter im besten Kinderbuchalter und wohnt fußläufig zum Moritz Verlag. Seine Pappbilderbücher übers Hasenkind erfreuen Kinder von Stockholm bis Tokio.«

Leselebenszeichen-Datenschutzerklärung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/datenschutzerklaerung/

Rico, Oskar und das Mistverständnis

  • fünfter Rico-und-Oskar-Band
  • von Andreas Steinhöfel
  • mit farbigen Illustrationen von Peter Schössow
  • CARLSEN Verlag 2020 www.carlsen.de
  • gebunden
  • Format: 15 x 21 cm
  • 336 Seiten
  • 16,00 € (D), 16,50 € (A), 23,50 € sFr.
  • ISBN 978-3-551-55783-4
  • Kinderbuch ab 10 Jahren

Rico, Oskar und das Mistverständnis

FREUNDSCHAFT  MIT  NOSTALGIE-EFFEKTEN

Kinderbuchrezension von Ulrike Sokul ©

Rico und Oskar sind zwei sehr ungleiche Freunde. Rico ist tiefbegabt, Oskar hingegen hochbegabt. Rico ist ein einfühlsamer Herzmensch, er hat eine Rechtslinksschwäche, verheddert sich auch oft in den Himmelsrichtungen und verirrt sich zudem gelegentlich im Assoziationsfeuerwerk seiner sensiblen Detailwahrnehmung. Oskar jedoch ist ein wissensvoller Kopfmensch, der anspruchsvolle Sachbücher liest und sogar versteht, klassischer Musik (momentan Eric Satie) lauscht und andere Kinder und Erwachsene gerne belehrt.

Während Oskar wortgewandt und schlagfertig ist, ist Rico ausgesprochen wortkreativ und schreibt neue Begriffe, die er gelernt hat, stets in originellen Worterklärungs- kästchen auf. Das hört sich dann folgendermaßen an:

» CHARISMA: Eine gewinnende Ausstrahlung. Manche Leute haben eine eher verlierende Ausstrahlung, aber dafür gibt es kein passendes Fremdwort. Tja, Pech gehabt.«
(Seite 148)

Die beiden Freunde ergänzen sich mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen. Ihre innige Freundschaft hat sich seit dem vorherigen Band (siehe meine Besprechung vom 14.12. 2017 Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch) um einen beachtlichen Kreis von Kindern erweitert, die sich regelmäßig auf einem alten Hinterhof mit einem heruntergekom- menen – gleichwohl für die Kinder attraktiven – Spielplatz treffen. Dieser Hinterhof ist eine von einer Mauer umgebene Baulücke mit einem schmalen Zugang vom Bürgersteig aus.

Nun soll dieses Grundstück verkauft und bebaut werden. Die Kinder sind bestürzt und überlegen gemeinsam, was sie tun könnten, um Magda Pommer, die Besitzerin des Grundstücks und des Nebenhauses, umzustimmen. Von einer Mieterin erfahren sie, daß Magda Pommer in der Vergangenheit einige tragische zwischenmenschliche Verluste erlitten habe – u.a. sei ihr Bruder vor fünfzig Jahren spurlos verschwunden. Deshalb sei sie kühl und unnahbar geworden. Dennoch habe sie durchaus Mitgefühl; so wurden von ihr beispielsweise die Mieten für die langjährigen Mieter nicht erhöht.

Dies läßt die Kinder hoffen. Doch da Rico und Oskar in einen heftigen Streit geraten und beide eine ganze Weile unversöhnlich bleiben, gehen Rico und Oskar diesmal getrennte Wege, um das Problem zu lösen. Oskar beschattet gemeinsam mit der jugendlichen Hackerin Miray und einigen anderen Kindern den suspekten Immobilienmakler, und Rico folgt zusammen mit Sarah einigen Hinweisen, die zum geheimen Aufenthaltsort des verschollenen Bruders von Magda Pommer führen könnten.

Diese Nachforschungen erfordern sogar eine Reise nach Hessen, was sich zufällig her-vorragend mit den Reiseplänen von Frau Dahling, Ricos Nenn-Oma, zusammenfügt. Frau Dahling will nämlich ihren Verlobten in der Rehaklinik in Bad Wildungen besuchen und ist einer Entourage aus Rico und dem „Checker“, dem ältesten Jungen aus der Kinder-gruppe, sehr zugeneigt.

Frau Dahling hat als Reiselektüre zwei Romane von Hedwig Courths-Mahler mitge-nommen, und Rico verschlingt auf der Zugfahrt ihren Roman „Griseldis“ und ist ganz hingerissen vom „kurzgemalerten“ Schreibstil und dem altmodischen Zeitkolorit. Dies hat weitreichende Folgen für die Art, wie in diesem Band, die unterschiedlichen parallelen Handlungsstränge erzählt werden.

Alle Rico-und-Oskar-Bände wurden bisher immer aus Ricos Perspektive erzählt. Doch diesmal erzählt Rico phasenweise aus der Perspektive Oskars ganz im Stile von Hedwig Courths-Mahler und versetzt die Berliner Stadtkulisse, alle Personen und alle Requisiten in den Anfang des 20. Jahrhunderts, was zudem durch den Einsatz einer altertümlichen Typographie und Druckfarbe anschaulich untermalt wird.

So streift also ein begehrockter Oskar mit „elastischem Hirn“ durch das alte droschken-befahrene, von Gaslaternen belichtete Berlin und „eruiert“ mit Hilfe der Telefonistin Miray, daß der dubiose Immobilienmakler mit manipulierten Telefonnummern ein nicht existentes Maklerbüro simuliert und betrügerische Absichten bezüglich des anstehen- den Verkaufs von Magda Pommers Grundstück hegt.

Es ist wahrlich eine originelle Leseköstlichkeit, wie der Autor bzw. Rico die nostalgischen Handlungspassagen sprachlich an den romantisch-empfindsamen Stil der Hedwig-Courths-Mahler-Romane anschmiegt. So wird aus Magda Pommer die „Gräfin Magdalene von Pommery“, aus dem Checker wird der „Blicker“ und aus der Hackerin Miray eine junge Telefonistin, die mit Oskar über die rasante technische Entwicklung des Telefo-nierens und die Aussicht auf eine dereinst mögliche Selbstwählvermittlung fachsimpelt. Und Oskar weint Rico mit folgenden wehmütigen Worten nach „… jenem guten Freund, den das Schicksal ihm vor einigen Jahren zugesellt, nun aber grausam wieder entrissen hatte.“ (Seite 106)

In „Rico, Oskar und das Mistverständnis“ führen die detektivischen Ermittlungen der Kinder zur Verhinderung eines großen Betrugs, zur guten Lösung einer alten, tragischen familiären Verstrickung und zur Klärung des Mißverständnisses, das zum Streit zwischen Rico und Oskar geführt hat. Neben den spannenden Handlungselementen werden kindgemäß tiefsinnige Gedanken und Erkenntnisse über Freundschaft, Eifer- sucht, Streit, Versöhnung, Mitgefühl und Liebe formuliert. Die zunächst zerbrochene freundschaftliche Harmonie zwischen Rico und Oskar fügt sich zu neuem und besserem Selbst- und Fremdverständnis und vertieft schließlich diese Freundschaft.

Gewiß ist diese Lektüre anspruchsvoller, als es die vorhergehenden vier Bände waren. Die parallelen Handlungsstränge pendeln zwischen dem Sprachstil und den Gegeben-heiten der Gegenwart und denen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Zudem sind die altmodischen Passagen mit dem romantischen, ja, edelkitschigen, gleichwohl aber auch seltsam attraktiven Zuckerguß des Hedwig-Courths-Mahler-Stils garniert. Die nostal- gischen Kostproben anschaulich in Szene gesetzter höflicher Umgangsformen und Redewendungen dürften nicht nur amüsieren, sondern vielleicht sogar ein wenig abfärben.   

Eine solche Lektüre erweitert den sprachlichen und historischen Horizont und vermittelt Kindern auf leichtfüßige Weise eine wünschenswerte Variationsbreite sprachlichen und emotionalen Ausdrucksvermögens.

Wie mit goldener Tinte war jedes einzelne Wort, das er mit ihr im Flackerschein der Straßenlaternen gewechselt hatte, seiner jungen Seele eingeschrieben.“ (Seite 265)

Mit „Rico, Oskar und das Mistverständnis“ ist Andreas Steinhöfel erneut eine warmherzige Komposition aus spannender, humorvoller Handlung und abwechslungsreichen zwischenmenschlichen Begegnungen gelungen. Hier tragen nicht nur die vielfältigen lebensechten Charaktere, Milieuschilde-rungen und einfühlsamen Darstellungen kindlicher Gefühls- und Wahr- nehmungsperspektiven zur Herzensbildung und Welterschließung bei, sondern ebenso der wahrlich feinköstliche Sprachspielsinn.

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE oder wahlweise auch HÖRPROBE auf der Verlagswebseite: https://www.carlsen.de/hardcover/rico-oskar-und-das-mistverstandnis-rico-und-oskar-5/978-3-551-55783-4

Hier entlang zum Vorgängerband „Rico Oskar und das Vomhimmelhoch“:
Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch

Der Autor:

»Andreas Steinhöfel wurde 1962 in Battenberg geboren. Er ist Autor zahlreicher, vielfach preisgekrönter Kinder- und Jugendbücher, wie z. B. »Die Mitte der Welt«. Für »Rico, Oskar und die Tieferschatten« erhielt er u. a. den Deutschen Jugendliteraturpreis. Nach Peter Rühmkorf, Loriot, Robert Gernhardt und Tomi Ungerer hat Andreas Steinhöfel 2009 den Erich Kästner Preis für Literatur verliehen bekommen. 2013 wurde er mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für sein Gesamtwerk ausgezeichnet und 2017 folgte der James-Krüss-Preis. Zudem wurde er für den ALMA und den Hans-Christian-Andersen-Preis nominiert. Andreas Steinhöfel ist als erster Kinder- und Jugend-buchautor Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seine Serie über Rico und Oskar wurde sehr erfolgreich fürs Kino verfilmt. Zusätzlich zu seiner Autoren-tätigkeit arbeitet er als Übersetzer und Rezensent und schreibt Drehbücher. Seit 2015 betätigt er sich in seiner Filmfirma sad ORIGAMI als Produzent von Kinderfilmen.«

Der Illustrator:

»Peter Schössow, Jahrgang 1953, gehört zu den renommiertesten deutschen Illustratoren. Nach seinem Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg arbeitete er unter anderem für Spiegel, Stern und »Die Sendung mit der Maus«. Darüber hinaus hat er eine Vielzahl von Kinderbüchern verfasst und illustriert, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde, unter anderem mit dem Troisdorfer Bilderbuchpreis und dem Deutschen Jugendliteraturpreis. Peter Schössow lebt in Hamburg.«

Leselebenszeichen-Datenschutzerklärung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/datenschutzerklaerung/

Zur Zeit, wo das Wünschen noch geholfen hat

  • Die schönsten Märchen der Brüder Grimm
  • illustriert von Julie Völk
  • Gerstenberg Verlag, Juli 2021 http://www.gerstenberg-verlag.de
  • gebunden mit Lesebändchen
  • Halbleinen mit Goldprägung
  • Fadenheftung
  • Format: 19 x 15 x 3,6 cm
  • 400 Seiten
  • 32,00 € (D), 32,90 € (A), 41,50 sFr.
  • ISBN 978-3-8369-6081-6
  • Kinderbuch ab 4 Jahren

Zur Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat - TITELBILD
KLASSISCHER  MÄRCHENSCHATZ – NEU TAPEZIERT

Märchenbuchrezension von Ulrike Sokul ©

„Zur Zeit, wo das Wünschen noch geholfen hat“ wartet mit einer außer- gewöhnlichen Auswahl Grimmscher Märchen auf. Neben den allseits bekannten, wie „Aschenputtel“, „Dornröschen“, „Frau Holle“, „Hänsel und Gretel“ und „Rumpelstilzchen“, finden sich dort auch weniger bekannte Märchen wie „Die Bienenkönigin“, „Einäuglein, Zweiäuglein und Dreiäug- lein“, „Das singende, springende Löweneckerchen“,  „Der Eisenofen“ und „Der goldene Vogel“.

Zur Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat - Sieben Zwerge

Illustration von Julie Völk © Gerstenberg Verlag 2021

Die Märchentextfassungen entstammen der Ausgabe letzter Hand von 1857 (Reclam Verlag) und sind nur der aktuellen Rechtschreibung angepaßt worden. So atmen diese Märchen den ihnen angemessenen altertümlichen Ton, der ihre Dramaturgie und Wertmaßstäbe nicht verniedlicht und vermeintlich kindgerecht versüßt, sondern sie in ihrer archetypischen Kraft und Ausstrahlung beläßt. Dazu paßt ebenfalls, daß das Märchen „Von dem Fischer un syner Frau“ komplett in Plattdeutsch wiedergegeben wird, was eine spannende und gewiß amüsante Vorleseherausforderung für nicht wenige bedeutet.

Zur Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat - Schneewittchen

Illustration von Julie Völk © Gerstenberg Verlag 2021

Es ist immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich Illustratoren vorgegebene Texte in Bilder übersetzen und auf diesem Wege bei der atmosphärischen Wahrnehmung des Erzähltextes leise mitreden.

Zur Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat - Der Eisenofen

Illustration von Julie Völk © Gerstenberg Verlag 2021

Die Illustratorin Julie Völk hat einen eigenwilligen zart-filigranen Zeichen- stil, der zwischen unkonventioneller, moderner Verspieltheit und zärtlicher Nostalgie changiert. Für die vorliegende Märchensammlung hat sie mit Bleistift, Pinsel, Feder und Tusche gezeichnet und diese Zeichnungen mit Aquarell, Buntstift und Pastellkreide koloriert.

Zur Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat - Die zertanzten Schuhe

Illustration von Julie Völk © Gerstenberg Verlag 2021

Gekonnt kombiniert Julie Völk gegenwärtige illustratorische Gestaltungs- freiheiten mit traditionell-konventionellen Märchenmotivvorstellungen. So wird beispielsweise die Dornröschenhecke sehr originell durch einen Klecks roter Tusche dargestellt, der zu Linien ausgezogen wird, die sich zu Dornen- ranken auswachsen, die wiederum auch den Text auf der betreffenden Seite buchstäblich durchranken.

Julie Völks Illustrationen haben eine virtuos inszenierte kindliche Anmutung mit entdeckenswerten verspielten Details, die Kindern anschaulich entgegenkommen.

Zur Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat - Froschkönig 2

Illustration von Julie Völk © Gerstenberg Verlag 2021

 

Zur Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat - Froschkönig 1

Illustration von Julie Völk © Gerstenberg Verlag 2021

Die hochwertige Ausstattung mit Halbleinenbindung, Goldprägung, Fadenheftung, schmeichelgriffigem Papier und Lesebändchen gibt dieser Märchensammlung neben den gleichsam inneren Werten auch sehr attraktiven äußerlichen Wert.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite: https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Kinderliteratur/Zur-Zeit-wo-das-Wuenschen-noch-geholfen-hat.html

Hier entlang zum sehenswerten Buch-Werbefilm, in dem noch weitere Illustrationen gezeigt werden: https://www.gerstenberg-verlag.de/blog/presse/buchtrailer-grimm-maerchenbuch/

Zusätzliches märchenhaftes Hintergrundinformationsmaterial findet sich zudem unter dem nachfolgenden Link:
https://www.gerstenberg-verlag.de/blog/presse/hintergruendiges-und-kreatives-zu-den-maerchen-der-gebrueder-grimm/

 

Die Illustratorin:

»Julie Völk, geboren 1985 in Wien, studierte an der HAW in Hamburg Illustration. Ihre Bücher wurden unter anderem mit der Serafina, dem Troisdorfer Bilderbuchpreis, dem Österreichischen Kinderbuchpreis und dem Bologna Ragazzi Award ausgezeichent. Julie Völk lebt mit ihrer Familie auf einem alten Bauernhof in Niederösterreich.« www.julievoelk.de
Hier findet sich noch ein Interview mit Julie Völk über ihre Arbeit und Vorgehensweise beim Illustrieren. https://www.gerstenberg-verlag.de/blog/autorinnen/interview-mit-der-
maerchenillustratorin-julie-voelk/

Zur Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat - Der goldene Vogel

Illustration von Julie Völk © Gerstenberg Verlag 2021

Querverweis:

Julie Völks eigene Bilderbücher kommen fast gänzlich ohne Text aus und lassen sich alleine durch aufmerksame Bildbetrachtung entziffern. Siehe nachfolgend meine Besprechungen einiger ihrer Bilderbücher:

„Guten Morgen kleine Straßenbahn“: Guten Morgen kleine Straßenbahn
„Stille Nacht fröhliche Nacht“: Stille Nacht fröhliche Nacht
„Wenn ich in die Schule geh, siehst du was, was ich nicht seh
Wenn ich in die Schule geh, siehst du was, was ich nicht seh

 

Leselebenszeichen-Datenschutzerklärung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/datenschutzerklaerung/

Petronella Apfelmus, Band 9

  • Eismagie und wilde Wichte
  • Text von Sabine Städing
  • Illustrationen von Sabine Büchner
  • Boje Verlag, September 2021  www.boje-verlag.de
  • gebunden mit LESEBÄNDCHEN
  • 224 Seiten
  • 14,00 € (D)
  • ISBN 978-3-414-82618-3
  • Kinderbuch ab 8 Jahren

Petronella-Apfelmus-Band 9 Eismagie und wilde Wichte

DEN  WINTER  WECKEN

Kinderbuchrezension von Ulrike Sokul ©

Großes Schneeflocken-Ehrenwort: Petronella Apfelmus versprüht auch im neunten Band unermüdlich Lesezauber und  Vergnügen. Wer mit den magischen Rahmen- bedingungen dieser Kinderbuchreihe noch nicht vertraut ist, möge sich bitte durch die einführende Lektüre meiner Buchbesprechung des ersten Bandes einlesen: Petronella Apfelmus, Band 1

Es ist Spätherbst; doch im Garten der alten Zaubermühle bilden die Rosen sogar neue Knospen, da es für die Jahreszeit zu warm ist. Die Zwillinge Lea und Luis, die in trauter, freundschaftlicher Nachbarschaft mit der Apfelhexe Petronella leben, wundern sich nicht nur über die Rosenknospen, sondern auch über neun dicke Feldhamster, die sich im Schilf am Mühlteich vor ihnen verstecken. Es scheint ihnen geboten, Petronella Apfel-musens Rat einzuholen.

Also besuchen sie Petronella in ihrem gemütlichen Apfelhaus und berichten von ihren Beobachtungen. Die Feldhamster, so erfahren sie, sind sogenannte Grimmbärte, eine unangenehme Wichtelart, die zur Tarnung die Gestalt unterschiedlicher Tiere anneh- men kann und die sich gerne an den Vorräten anderer bereichert und generell sehr egozentrisch und rücksichtlos agiert.

Die Apfelmännchen, die Petronella bei der Gartenarbeit tatkräftig unterstützen, haben die Grimmbärte nämlich auch schon entdeckt und suchen gemeinsam mit Petronella nach einer klugen Strategie, diese Plagegeister nachhaltig loszuwerden.

Und wie das so oft im Leben ist – ein Problem kommt selten allein. Petronella muß auch noch dringend verreisen, um ihre drei Schwestern, die Wetterhexen, dabei zu unter-stützen, den Winter in seinem eisigen Wolkenschloß aufzusuchen und aus seinem Sommerschlaf zu wecken – denn offenkundig hat er verschlafen.

Lea und Luis möchten Petronella bei ihrem Besenflug zu den Wetterhexen und zum Geist des Winters gerne begleiten. Doch Petronella lehnt dies wegen der zu großen Gefahren freundlich, aber bestimmt ab.

Enttäuscht verabschieden sich die Kinder am Abflugmorgen von ihrer zauberkundigen Nachbarin. Diese muß jedoch noch einmal zurück in ihr Apfelhaus, da sie ihre Schnee-kugel vergessen hat, und während Lea und Luis auf sie warten, sehen sie, daß Petronella fünf ihrer magischen, silbernen Apfelkerne aus der Manteltasche gefallen sind. Diese Apfelkerne muß man nur in der Hand schütteln, um seine Körpergröße zu verkleinern. Kurzentschlossen schrumpfen sich die Kinder und verstecken sich in Petronellas Reisetasche.

Petronellas Besenflug führt in kalte Gefilde, und es dauert nicht lange, da hört sie ein seltsames Klappern und dann ein Niesen. Sofort durchschaut die kluge Hexe, was geschehen ist, und macht eine Zwischenlandung.

Verfroren und zerknirscht entschuldigen sich die Zwillinge. Petronella schimpft sie tüchtig aus und beschließt, sie gleichwohl weiter mitzunehmen, da eine Umkehr zu viel Zeit koste. Sie zaubert für die Kinder wärmende Kleidung herbei, und nach einem Schluck Drachenfeuer aus der hexischen Thermoskanne wird den Kindern auch innerlich wieder warm. 

Die nächste Zwischenlandung findet bei Petronellas Schwestern statt. Die drei Wetter-hexen sind zunächst nicht erbaut darüber, daß sie für ihr Vorhaben nun auch noch kleine Menschlinge in ihrer Obhut haben, aber sie verzichten großzügig darauf, die Kinder in Schneehasen zu verwandeln.

Und so werden Lea und Luis Zeugen der komplizierten und aufregenden Vorberei- tungen, Anrufungen und Beschwörungen, die alleine dafür notwendig sind, die Hindernisse auf dem Weg zum Wolkenpalast zu überwinden, ganz zu schweigen von der kniffligen Herausforderung, den Winter aufzuwecken. Die Kinder erweisen sich nach und nach sogar als hilfreich und nützlich für die Bewältigung dieser vielfältigen magischen Aufgaben.

Um es abzukürzen: Der Winter wird geweckt, und Lea und Luis dürfen sogar vom Wetterturm aus zuschauen, wie er sein Eiszepter schwingt und die Landschaft daraufhin von Rauhreif überzogen wird und wie sich die ersten Schneewolken auf den Weg machen.

Während Petronella und ihre Schwestern mit den Kindern die Mission „Winter wecken“ meistern, kümmern sich zu Hause im Mühlgarten die Apfelmännchen Bohnenhals, Gurkenhut, Karottenwams, Rübenbach und Spargelzahn erfolgreich darum, die Grimmbärte bis zu Petronellas Rückkehr mit Hilfe eines Weidenrutenlabyrinths „beschäftigungstherapeutisch“ in die Irre zu führen.

Die Autorin, Sabine Städing, erzeugt eine ebenso amüsante wie spannende Erzähl- stimmung, in der sich spielerischer Tiefsinn, phantasievolle Zauberaccessoires, neues zauberhaftes Personal – wie beispielsweise Schneemariechen und Zapfenmeister – zu einem faszinierenden, kinderherzigen Winterreigen fügen.

Die heiteren Illustrationen von Sabine Büchner bereichern den Erzähltext um detail-reiche Bühnenbilder und augenzwinkernde Charakterzeichnungen, die mit ihrer warm-herzigen Ausstrahlung hervorragend zum Text passen.

Und einen wärmenden Zauberspruch gibt es nun als Zugabe noch obendrein:

»Lirum, larum nasse Locken,
Donnerschlag und Müffelsocken.
Regenguss und Falkenschrei,
Wüstenwind eil schnell herbei.
Sollst die Kinder trocken föhnen,
ohne laut herumzudröhnen! «
(Seite 110)

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.luebbe.de/boje/buecher/kinderbuecher/petronella-apfelmus/id_7389474

Hier entlang zum Hörbuch und zur Hörprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.luebbe.de/luebbe-audio/hoerbuecher/kinderbuecher/petronella-apfelmus-eismagie-und-wilde-wichte/id_8790109

Die Autorin:

»Sabine Städing wurde 1965 in Hamburg geboren und hat sich schon als Kind gerne Geschichten ausgedacht. Nach ihren drei Büchern rund um das Mädchen Magnolia Steel, das herausfindet, dass sie eine Hexe ist, schreibt sie inzwischen Bücher für jüngere Kinder. Auch in ihrer aktuellen Buchreihe steht mit Petronella Apfelmus wieder eine Hexe im Mittelpunkt.« http://www.sabinestaeding.de/

Die Illustratorin:

»Sabine Büchner, geb. 1964, studierte Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Illustration in Wuppertal und Animation an der HFF in Babelsberg. 2006 erhielt sie das Troisdorfer Bilderbuchstipendium und ist seitdem als freie Illustratorin für verschiedene Verlage tätig. Mit ihren so liebevollen wie witzigen Bildern hat sie Petronella Apfelmus und ihrer Welt vom ersten Band an einen ganz eigenen Zauber verschafft.«

Hier entlang zu den acht vorherigen Petronella-Apfelmus-Bänden:

Band 1: Verhext und festgeklebt
Petronella Apfelmus, Band 1: Verhext und festgeklebt
Band 2: Zauberschlaf und Knallfroschchaos
Petronella Apfelmus, Band 2: Zauberschlaf und Knallfroschchaos
Band 3: Schneeballschlacht und Wichtelstreiche
Petronella Apfelmus, Band 3: Schneeballschlacht und Wichtelstreiche
Band 4: Zauberhut und Bienenstich
Petronella Apfelmus, Band 4: Zauberhut und Bienenstich
Band 5: Hexenbuch und Schnüffelnase
Petronella Apfelmus, Band 5: Hexenbuch und Schnüffelnase
Band 6: Schnattergans und Hexenhaus
Petronella Apfelmus, Band 6: Schnattergans und Hexenhaus
Band 7: Hexenfest und Waldgeflüster
Petronella Apfelmus, Band 7: Hexenfest und Waldgeflüster
Band 8: Zaubertricks und Maulwurfshügel
Petronella Apfelmus, Band 8: Zaubertricks und Maulwurfshügel
Band 9 Eismagie und wilde Wichte
Petronella Apfelmus, Band 9: Eismagie und wilde Wichte
Band 10 Petronella Apfelmus – 24 weihnachtliche Geschichten aus dem Apfelhaus
Petronella Apfelmus – 24 weihnachtliche Geschichten aus dem Apfelhaus

Aus weihnachtlich-saisonalem Anlaß weise ich gerne noch auf zwei weitere Petronella-Apfelmus-Bände außerhalb der Reihung hin.

„Petronella Apfelmus – Das Adventskalenderbuch“
Petronella Apfelmus: Das Adventskalenderbuch
„Petronella Apfelmus – Mein weihnachtliches Back- und Bastelbuch“
Petronella Apfelmus: Mein weihnachtliches Back- und Bastelbuch

  

Leselebenszeichen-Datenschutzerklärung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/datenschutzerklaerung/