Mein WABI SABI Garten

  • respektvoll gestalten, achtsam genießen
  • von Annette Lepple
  • Ulmer Verlag, Januar 2020 www.ulmer.de
  • Flexbroschur
  • Fadenheftung
  • 144 Seiten
  • 165 Farbfotos
  • 25,00 €
  • ISBN 978-3-8186-0943-6

Mein WABI SABI Garten

LEBENSPHILOSOPHISCHE  GARTENMEDITATION

Rezension von Ulrike Sokul ©

Annette Lepple beginnt ihren Gartenratgeber mit einer Einführung in das ästhetische Konzept des WABI SABI. Der Begriff WABI SABI 侘寂 stammt aus dem Japanischen und wurzelt im Zen-Buddhismus.

Die nachfolgend zitierten Prinzipien des WABI SABI (»Alles ist vergänglich. Nichts ist jemals fertig. Nichts ist vollkommen.« Seite 12) bedingen eine entspannte, gelassene Vorstellung von Schönheit, die das Unvollkommene, natürlich Schlichte, Einfache, Flüchtige, ja, sogar den Verfall wertschätzt.

Übertragen auf die Gestaltung des Gartens bedeutet dies, demütig und dankbar von der natürlichen Harmonie der Natur zu lernen, geschehen zu lassen und nur maßvoll und achtsam sowie mit nachhaltigen, ökologischen Methoden einzugreifen.

Dazu gehört beispielsweise die Verwendung von Naturmaterialien wie Tontöpfen, die gerne Patina ansetzen dürfen, oder von Gestaltungselementen aus Natursteinen und Totholz, die, bewachsen mit Flechten und Moosen, einerseits natürliche und veränder- liche Schönheit repräsentieren und andererseits einen Mikrolebensraum für zahlreiche Mitlebewesen bieten.

Zur WABI-SABI-Ästhetik gehört auch die Wertschätzung kunsthandwerklich herge- stellten dekorativen und funktionellen Zubehörs sowie die Weiternutzung oder Umfunktionierung alter, verwitterter Gegenstände – wobei Gegenstände selbstver- ständlich nur eine sehr bescheidene und vereinzelte Nebenrolle spielen, die Hauptrolle spielt Mutter Natur.

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Foto von Annette Lepple © Ulmer Verlag 2020

Ein WABI-SABI-Garten ist das Gegenteil eines sterilen, akribisch aufgeräumten, natur-entfremdeten Folien-Kies-Gartens, aber er ist auch kein verwilderter Garten. Die Natur wird durchaus kultiviert, aber eben nicht gewaltsam unterdrückt, sondern der WABI-SABI-Gärtner kooperiert, ja, kommuniziert mit der Natur. Dies vereinfacht viele Pflege-maßnahmen. So läßt sich z.B. durch Mulchen und standortgemäße Pflanzen der Auf- wand fürs Gießen reduzieren. Da keine Perfektion angestrebt wird, ist es in Ordnung, daß der Garten niemals fertig ist, sondern stets im Werden begriffen. Weniger Kontrollzwang im Garten führt als wünschenswerte Nebenwirkung zu mehr gartengenießerischer Muße und befriedigender Naturverbundenheit.  

»Im Idealfall entwickelt sich ein guter Garten langsam mit einem selbst.«

Im WABI-SABI-Garten wird es begrüßt, wenn sich Pflanzen selbst ihren Standort aus-suchen und nur wenn sie zu viel Raum einnehmen oder andere erwünschte Pflanzen bedrängen, werden sie reduziert oder entfernt. Der Zauber des Zufalls choreografiert ein veränderliches Erscheinungsbild des Gartens und gibt anmutigen, natürlichen Pflanzenkompositionen Raum.

_MG_9112-0390 WABI SABI innen

Foto von Annette Lepple © Ulmer Verlag 2020

Die Veränderlichkeit des pflanzlichen Erscheinungsbildes im Wechsel der Jahreszeiten wird beachtet und gewürdigt. Also bleiben z.B. Samenstände über den Winter stehen, zeigen ihre eigene Schönheit der Vergänglichkeit und stellen eine ökologisch wertvolle Überwinterungsmöglichkeit für Insekten und eine Futtervorratskammer für Vögel zur Verfügung. Mit WABI-SABI verbinden sich ökologisch-nachhaltige gärtnerische Methoden mit natureinfühlsamen gestalterischen und strukturellen Elementen.  

Die Autorin thematisiert u.a. unterschiedliche Möglichkeiten, den Garten mit Wasser (Teich, Brunnen, Wasserspiel, Minikübelteich, Wasserfall) zu bereichern, Lebens- und Nisträume für Tiere zu schaffen, aus Bambus, alten Ästen, Schwemmholz oder Weiden-ruten Zäune und Rankhilfen zu basteln, Gartenwege mit Rindenmulch, Kies oder Natur-steinplatten zu belegen und Trockenmauern zu installieren.

Passende Pflanzenlisten und bebilderte Einzelportraits von Blumen, Stauden, Sträuchern, Gräsern und Bäumen zeigen ein weites Gestaltungsspektrum.

Zahlreiche sehr schöne Fotos von Gartenszenerien vermitteln einen anschaulichen und inspirierenden Eindruck des meditativen und naturpoetischen Erscheinungsbildes des WABI-SABI-Gartenstils.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.ulmer.de/usd-6279691/mein-wabi-sabi-garten-.html

Die Autorin:

»Annette Lepple studierte Gartendesign in London und hat sich als Fotografin, Journalistin und Autorin einen Namen gemacht. Sie lebt in der Schweiz und in Frankreich, wo sie unter erschwerten klimatischen Bedingungen zauberhafte Gärten gestaltet. Nachhaltiges und genussvolles Gärtnern ist ihr ein großes Anliegen.« Sehenswerte Einblicke in Annette Lepples eigenes Gartenparadies gewährt ihre Webseite: http://www.personaleden.wordpress.com

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Trocken-Helden

  • Naturnah gärtnern ohne gießen
  • von Simone Kern
  • Kosmos Verlag 2021 www.kosmos.de
  • Klappenbroschur
  • 170 Farbfotos
  • 2 Farbzeichnungen
  • 128 Seiten
  • Format: 25,3 cm x 19,4 cm
  • 20,00 €
  • ISBN 978-3-440-17088-5

Trocken-Helden

TROCKENHEITSTOLERANTE  SCHÖNHEITEN

Rezension von Ulrike Sokul ©

Keine Frage: Die klimatischen Bedingungen fürs Gärtnern haben sich deutlich verändert. Die vertrauten monatlichen Jahreszeitengewohnheiten sind unberechenbarer gewor- den, oft gibt es plötzliche Wechsel von kalten zu warmen, von nassen und sehr nassen bis zu trockenen und sehr trockenen Wetterlagen. Dies macht besonders Gehölzen mit flachen Wurzelsystemen (Fichten) Überlebensprobleme. Doch auch für Obstgehölze, viele Gemüsearten und Stauden wird es schwieriger. Einfach nur mehr zu bewässern ist keine nachhaltige Lösung für diese Probleme, denn Wasser ist kostbar und sollte nur dosiert beispielsweise, bei Aussaat und Anpflanzungen, regelmäßig zum Einsatz kommen.

Die Autorin verschafft uns zunächst einen komprimierten Überblick über die globalen Erwärmungsphänomene, Wetterextreme mit Hitze und Platzregen, veränderte Nieder-schlagsmengen usw. Anschließend betont sie die Notwendigkeit, äußerst verantwor-tungsvoll mit Wasser umzugehen.

Damit Regen leicht versickern kann und zugleich die unterirdischen Grundwasser- speicher füllt, sollten versiegelte Flächen im Garten minimiert werden. Dazu kann man beispielsweise bei Auffahrten und Wegen Sickerpflaster, Fugenpflaster oder Kiesflächen (selbstverständlich ohne versiegelnde Unterlagen) einsetzen. Wasser, das vor Ort versickert, dient dem Pflanzenwachstum und dem Grundwasserhaushalt. Zudem läßt sich Dachflächenwasser leicht in Regentonnen sammeln und später bei Bedarf zum Gießen verwenden. Wer genug Platz hat, kann sogar eine Regen-Zisterne integrieren.

Auch der Boden sollte durch standortgerechte Pflanzungen und strukturelle Gestaltung vor Austrocknung geschützt werden. Eine mehrschichtige Vegetationsdecke bietet Schatten und kühlende Blattverdunstungseffekte. Beiläufig ließe sich übrigens ebenfalls ein Ausgleich für das aufgeheizte Stadtklima schaffen, wenn auch die Innenstädte systematisch durchgrünt würden.

Offene Bodenbereiche des Gartens sollten wahlweise mit organischem Mulch (z.B. Kompost, Laub) oder wasserdurchlässigem Kies- oder Splitmulch bedeckt werden.

Einheimische und fremde Wildpflanzen, die in Extremlagen zuhause sind, haben Wege gefunden, mit kargen Lebensbedingungen und Wasserknappheit auszukommen. Man- che Pflanzen bilden tiefe Wurzeln – so kann der Natternkopf mit seinen bis zu 2,40 cm tiefen Wurzeln sogar in Sandböden überleben -; andere Pflanzen speichern Wasser und Energie in Rhizomen, Wurzelknollen, Zwiebeln oder in fleischigen Blättern, wie bei Dickblattgewächsen (Fetthennen-Arten, Hauswurz und Mauerpfeffer).

Weitere Pflanzen schützen ihre Blätter zusätzlich mit einer Wachsschicht oder feinen Härchen vor zu starker Sonneneinstrahlung und Hitze. Wer aufmerksam hinschaut, erkennt diese sinnvollen Ordnungen der Natur und kann von ihnen lernen.

Mit einer bunten Vielzahl solcher trockenheitsverträglichen Pflanzen beschreibt die Autorin verschiedene Beetgestaltungsmöglichkeiten – je nach Standort und vorhan- dener Bodenbeschaffenheit. So leselustwandeln wir durch Präriebeete, Steppenbeete, einen klassischen „Gravel Garden“ (Kiesgarten), Steinbeete, Natursteinmauern, mediterrane Beete, Sonnenterrassen, trockene Schattenbeete, Vorgärten und Hauszu- gänge, Rosenbeete, Dachbegrünungen, Wildblumenwiesen, Insektenbeete …

Anschließend folgen Hinweise zur schonenden Bodenbearbeitung, Mulchempfehlungen, gartenpflegerischen Maßnahmen und bedachtsamem Gießverhalten. Für junge Gehölz-pflanzungen empfiehlt sich eine Vertiefungsmulde mit Gießrand, weil sich dort Regen-wasser besser sammelt. Wenn dort gegossen wird, dann maximal zweimal wöchentlich großzügig, damit das Wasser in die Tiefe sickert und das Wurzelwachstum in tiefere Bodenschichten angeregt wird.

Bebilderte Pflanzeneinzelportraits stellen eine Anzahl von Gehölzen, Stauden, Gräsern und Zwiebelpflanzen vor, die zu den pflegeleichten Trockenhelden gehören. Eine ausge-wogene Kombination aus einheimischen und eingewanderten Pflanzen bietet ein gutes Blühangebot für die Insektenwelt, da sich in solchen lokal-globalen Pflanzenkombi- nationen Früh- und Spätblüher hervorragend ergänzen.

Dieser Gartenratgeber bietet detailreiche praktische Anleitungen zum Gärtnern angesichts zunehmender Trockenheitsphasen. Die Wissensvermittlung ist übersichtlich strukturiert und erweitert den ökologischen Horizont hinsichtlich der Zusammenhänge zwischen Klima, Boden, Wasser und Vegetation und animiert zur Einflußnahme auf das Kleinklima im eigenen Garten.

Die vielen attraktiven Fotos von Pflanzkombinationen und Beetgestaltungen wecken unmittelbare Lust, neue botanische Bekanntschaften aus dem anschaulich darge- stellten Fundus trockenheits-toleranter Pflanzen in den Garten einzuladen.

Und da – trotz der Weniger-ist-mehr-Regel – ein bißchen Gießnachhilfe sein darf, zum Ausklang noch ein Hinweis auf den idealen Gießzeitpunkt:

»Empfehlenswert sind die frühen, noch kühlen Morgenstunden. Dann sind Erde und Pflanzen noch feucht vom Tau. Da kann zusätzliches Wasser gut in den Boden ein-dringen. Blätter, welche beim Gießen nass geworden sind, werden ohne Problem in der milden Morgensonne trocknen.« (Seite 85)

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/garten/balkon-terrasse-zimmer/11601/trockenhelden

Die Autorin:

»Simone Kern studierte Landschaftsarchitektur und hat im Allgäu ihr eigenes Planungs-büro. Schwerpunkt ihrer vielfältigen Projekte sind naturnahe Gartenanlagen. Dabei sammelte sie langjährige Erfahrungen – stellte damit aber auch hautnah fest, dass sich durch den Klimawandel das Gartenleben massiv verändert. Darauf reagiert sie bei der Gestaltung von Gärten, in denen sich Menschen wohl und geborgen fühlen sollen. Auch Pflanzen und Tiere finden darin neue Lebensräume.
Draußen in der Natur, im eigenen Garten, beim Beobachten, beim Erfahren fremder und heimischer Landschaften – hier holt sie sich ihre Inspirationen.
Über ihre Tätigkeit als Landschaftsarchitektin hinaus engagiert sich Simone Kern seit langem zudem in ökologischen Projekten, insbesondre für den Schutz von Insekten. Ihr praktisches wie theoretisches Wissen gibt sie gerne in Workshops, durch Fachvorträge und Veröffentlichungen weiter.«

Querverweis zu weiteren empfehlenswerten Sachbüchern von Simone Kern:

Der antiautoritäre Garten/Gärten, die sich selbst gestalten“
Der antiautoritäre Garten
„Mein Garten summt/Ein Platz für Bienen, Schmetterlinge und Hummeln
Mein Garten summt
„Wilde Kübel – unkompliziert, naturnah und insektenfreundlich“ Wilde Kübel

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Worauf fliegst du?

  • Tierparadiese pflanzen und pflegen
  • von Bärbel Oftring
  • KOSMOS Verlag, 1. Auflage 2021 www.kosmos.de
  • Klappenbroschur
  • Fadenheftung
  • Format: 215 x 185 x 14 mm
  • 250 Farbfotos
  • 144 Seiten
  • 18,00 €
  • ISBN 978-3-440-17263-6

Ausgezeichnet mit  dem „Deutschen Gartenbuchpreis 2022“ in der Kategorie „Tiere im Garten“

Worauf fliegst du

TIERFREUNDLICHE  INFRASTRUKTUREN

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

„Worauf fliegst du?“ bietet eine komprimierte und übersichtliche Anleitung für die tier-freundliche Gartengestaltung. Dabei kommt es nicht nur auf die Auswahl standortge- rechter einheimischer Pflanzen an, die mit einem guten Nektar-, Blütenpollen- und Früchtevorrat aufwarten, sondern auch auf diverse Kleinstrukturen, die Vögeln, Insek- ten und gegebenenfalls auch Igeln, Eichhörnchen, Siebenschläfern, Haselmäusen, Kröten, Fröschen und Molchen sowie Blindschleichen und Eidechsen einen angemessen- en Lebensraum eröffnen.

Ausreichende pflanzliche Nahrungsquellen sind lebenswichtig, doch ungestörte Rück-zugsräume beispielsweise für den Jahreslauf der Entwicklungsphasen von Insekten, frostschützende Überwinterungsgelegenheiten in Spalten und Löchern von Totholz und Schichten von Laubstreu, sind gleichermaßen wichtig, ja, notwendig für den Lebens- zyklus zahlreicher Insekten. Vögel brauchen zum erfolgreichen Nisten dichte, gerne auch dornige Gehölze und Wildsträucher, Hecken sowie Bäume. Mauer- und Wandbe- grünungen mit Efeu oder anderen Rankpflanzen bieten ebenfalls gute Nist- und Lebensräume für Vögel und Insekten. Der Garten sollte nicht von steriler Ordnung geprägt sein, sondern von einer natürlich gestalteten Wildnis.

»Eine große Vielfalt an Pflanzen genügt nicht, Tiere brauchen auch verschiedene Struk-turen, in denen sie sich verstecken, schützen und vermehren können. In jedem Garten gibt es genügend Platz für viele solche Kleinstlebensräume, die durch weniger Aufräumen auch von selbst entstehen.«

Zu den allgemeinen Empfehlungen gehört der absolute Verzicht auf Insektizide, Herbi- zide und Fungizide sowie mineralische Dünger. Außerdem wird viel Freiraum für Blumenrasen und Blumenwiesen anstelle von „ordentlicher“ Rasenmonokultur empfohlen. Verwelkte Sommerblumen, abgeblühte Stauden und Gräser sollten den Herbst und Winter über weitgehend stehenbleiben, da deren Samenvorrat noch so manchen Vogel durchfüttern kann und weil in hohlen Pflanzenstängeln viele Insek- tenlarven überwintern, die sonst beim „Aufräumen“ entsorgt werden, so daß im Früh- jahr diese neue Insektengeneration ausfällt. Außerdem schützt eine geschlossene Pflanzendecke nebst Laubstreu den Boden vor Erosion und dient den Bodenorganismen als natürlicher Dünger.

»Pflanzengerecht düngen heißt, Regenwürmer und alle anderen Bodenlebewesen mit organischen Materialien zu ernähren.« (Seite 6)

Weitere für Tiere einladende Gartenbedingungen sind Reisig-, Geäst und Totholzhaufen, Holzstapel, alte Wurzelstöcke, offene, möglichst trockene, sandige oder lehmige Boden-bereiche für bodennistende Wildbienen, lose Steinhaufen und Trockenmauern aus Natursteinen mit offenen Fugen und Hohlräumen und einige Wasserstellen – sei es in Form eines Teichs und/oder durch Wasserschalen -, die zahlreichen Tieren als Tränke und „Badeanstalt“ dienen.
 
Nacheinander werden im Buche die Lebensbedürfnisse von Vögeln, Insekten, Bienen und Wespen, Schmetterlingen sowie Igeln, Eichhörnchen und Co. erläutert. Übersicht- liche Einzelportraits beschreiben auf jeweils einer Doppelseite die Lebensbedürfnisse weitverbreiteter Tierarten, nebst individueller Nahrungs- und Nistplatzvorlieben und typischer Verhaltensweisen. Zahlreiche Farbfotos und eine steckbriefartige Beschrei- bung helfen bei der Tierbestimmung. Dabei wird jedem Tier eine besonders passende Pflanze zugeordnet, die ebenfalls abgebildet und mit ihren botanischen Eigenschaften vorgestellt wird.

So lernen wir über 80 Gartentiere und Pflanzen kennen und können, je nachdem welche Tiere sich vielleicht bereits im Garten gezeigt haben oder welche wir gerne noch ein- laden möchten, entsprechende förderliche botanische und gartenstrukturelle Gestaltungen vornehmen.

Ein alphabetisches Register hilft beim gezielten Nachschlagen. Einige Seiten mit Steck-briefen weiterer empfehlenswerter Gartenpflanzen sowie eine Nahrungspflanzen-Über-sichtstabelle mit aufgelistetem Bienenweidenwert für Honigbienen ergänzen das gärtnerische Wissensspektrum. 

Bärbel Oftring zeichnet sich auch bei diesem Ratgeber wieder durch einen fundierten und sehr anschaulich-lebendigen Schreibstil aus, der ökolo- gische Wissensvermittlung und praktische Informationen gekonnt mit naturliebhaberischer Motivation verbindet.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/garten/gartenpraxis/11835/worauf-fliegst-du

Die Autorin:

»Bärbel Oftring ist Diplom-Biologin mit den Schwerpunkten Botanik, Zoologie und Paläontologie. Ihre Liebe zur Natur setzt sie heute als Autorin, Redakteurin und Heraus-geberin von zahlreichen Sachbüchern für Kinder und Erwachsene sowie in erlebnisreichen Naturforscheraktionen in die Tat um. Ihre Bücher vermitteln auf anschauliche und interessante Weise, was es alles über Tiere und Pflanzen in der Natur und im Garten zu entdecken gibt. Viele wurden bereits ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Die engagierte Naturforscherin lebt mit ihrer Familie und ihrem Hund bei Böblingen.«

Querverweis:

Eine harmonische Ergänzung mit dem Schwerpunkt auf insektenfreundliches Gärtnern bieten folgende Sachbücher von Simone Kern:

„Mein Garten summt!“ sowie der JAHRESPLANER „Mein Garten summt“
Mein Garten summt
„Wilde Kübel – unkompliziert, naturnah, insektenfreundlich“
Wilde Kübel
„Der antiautoritäre Garten/Gärten, die sich selbst gestalten“
Der antiautoritäre Garten

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Mach mich locker!

  • Wer den Boden kennt, gärtnert erfolgreich und nachhaltig
  • von Bärbel Oftring
  • KOSMOS Verlag, 2021 www.kosmos.de
  • Klappenbroschur
  • Format: 241 x 172 mm
  • 128 Seiten
  • 162 Farbfotos
  • 21 Farbzeichnungen
  • 18,00 €(D)
  • ISBN 978-440-17062-5

Ausgezeichnet mit dem „Deutschen Gartenbuchpreis 2021“- Sonderpreis in der Kategorie „Bester Einsteiger-Ratgeber“!

Mach mich locker!
MUTTER-ERDE

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Man kann es nicht oft genug wiederholen und ins menschliche Alltagsbewußtsein heben, wie elementar wichtig die lebendige Beschaffenheit des Erdbodens mit seinen unzähligen Kleintieren und Mikroorganismen ist. Tote Erde kann kein widerstands- fähiges Leben mehr hervorbringen. In Deutschland sind bereits 30 % der Böden biologisch tot.

Das pflanzliche Immunsystem wurzelt ganz buchstäblich im Boden. Es besteht aus kom-plexen Stoffkreisläufen, der Mykorrhiza-Lebensgemeinschaft und weiteren Netzwerken und Symbiosen mit Algen, Flechten, Pilzen und Bakterien – ähnlich unserem Mikrobiom im Darm. Kunstdünger und giftige „Pflanzenschutzmittel“ zerstören dieses natürliche Immunsystem und schwächen die Pflanzen und ihre Widerstandskraft gegenüber Schäd-lingen und klimatischen Belastungen. Wird dieses Schwächeln dann wieder mit der nächsten Insektizid-Giftzugabe und/oder Kunstdünger „behandelt“, ist das Bodenleben auf Dauer zerstört.

Wenn wir gesunden Boden erhalten wollen, dürfen wir nur organisch düngen, keine Unkrautvernichtungsmittel oder Insektizide einsetzen und den Boden nicht nackt und schutzlos der Witterung aussetzen – d.h. nackte Erde wird mit standortgemäßen Boden-deckerpflanzen geschützt oder mit einer dünnen Schicht aus Pflanzenresten und Laub gemulcht. Mulch schützt die Erde vor Erosion, bietet Wärmeschutz im Winter und Schutz vor Austrocknung im Sommer. Diese Mulchschicht ist zudem artgemäße Nahrung für die Bodenorganismen.

Die Bodenlebewesen zersetzen organisches Material und bilden Ton-Humus-Komplexe, die wiederum im Verbund mit den mineralischen Bodenteilchen dem Boden die erwünschte Krümelstruktur geben. Die Krümelstruktur bietet eine gute Bodendurch- lüftung, welche die Aufspaltungsarbeit der Mikroorganismen unterstützt. So entsteht der kostbare Humus, der einerseits mit den leicht zersetzbaren Bestandteilen (Nährhumus) den Pflanzen Nährstoffe liefert und andererseits mit den schwerer zersetzbaren Substanzen (Dauerhumus) das Bodengefüge stabilisiert.

Die Autorin stellt unterschiedliche Bodenarten (Sand, Schluff, Ton, Lehm) vor und erklärt deren natürlich gegebene Fähigkeit zu Erwärmung, Feuchtgehalt, Nährstoff- speicherung und Durchlüftung. Eine farbige Übersichtskarte zeigt die Verteilung unterschiedlicher Böden und Bodenmischformen für den Lebensraum Deutschland.

Sinnlich greifbare Bodenexperimente helfen uns, den eigenen Gartenboden besser ken-nenzulernen – beispielsweise geben uns Bodenfarbe, Bodenduft sowie handfeste Finger- und Rollproben schnell und unkompliziert Auskunft über die strukturelle Beschaffen- heit unserer Gartenerde. Wer es ganz genau wissen will, findet auch eine Anleitung zur Entnahme von Bodenproben, wie man sie für eine professionelle Bodenanalyse im Labor braucht. Verschiedene Zeigerpflanzen werden vorgestellt, von denen man ebenfalls Rückschlüsse auf Nährstoff- und Humusgehalt, Trockenheit, Verdichtung, Magerkeit, Staunässe etc. des Bodens ziehen kann.

Neben dem unermüdlichen Gartengehilfen, Bodenbelüfter und Pflanzenresteverwerter namens Regenwurm werden einige weitere Bodentiere wie Springschwänze, Asseln, Tausendfüßler, Tigerschnegel, Erdläufer und einige Insektenlarven vorgestellt.

Sodann folgen praktische Hinweise – nebst den passenden Werkzeugen – auf eine Bodenbearbeitung, welche die natürliche Bodenschichtung bewahrt sowie Hinweise zur Bodenverbesserung durch Kompost, Gründüngung, Effektive Mikroorganismen, Pflan- zenjauchen, Mischkultur und Fruchtfolgeanbau sowie Methoden der Permakultur.

Bärbel Oftring beschreibt und erklärt die beachtliche Komplexität des Bodenlebens an-schaulich, übersichtlich und zutiefst wertschätzend, und zugleich vermittelt sie konkrete Praxistipps für eine lebensförderliche, ökologisch-sinnvolle und nachhaltige Behandlung der Gartenerde.

Übrigens sind Regenwurmkothäufchen ein ausgezeichneter Naturdünger:

 »Im Vergleich zum umgebenden Boden enthält er 5-mal so viel pflanzenverfügbaren Stickstoff, 7-mal mehr löslichen Phosphor, 11-mal mehr Kalium, 2- bis 3-mal mehr Magnesium und 1,5-mal mehr Kalzium. Sammeln Sie diese Häufchen auf und mischen sie unter die Erde, auch im Blumenkasten und Kübel.« (Seite 51)

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/garten/gartenpraxis/11609/mach-mich-locker

Die Autorin:

»Bärbel Oftring ist Diplom-Biologin mit den Schwerpunkten Botanik, Zoologie und Paläontologie. Ihre Liebe zur Natur setzt sie heute als Autorin, Redakteurin und Herausgeberin von zahlreichen Sachbüchern für Kinder und Erwachsene sowie in erlebnisreichen Naturforscheraktionen in die Tat um. Ihre Bücher vermitteln auf anschauliche und interessante Weise, was es alles über Tiere und Pflanzen in der Natur und im Garten zu entdecken gibt. Viele wurden bereits ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Die engagierte Naturforscherin lebt mit ihrer Familie und ihrem Hund bei Böblingen.«

Querverweis:

Ergänzend und vertiefend empfehlen sich noch folgende Ratgeber zum Thema Erde:
„Die Humusrevolution“
Wie wir den Boden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen
Die Humusrevolution
„Ackergifte – Nein danke! Für eine enkeltaugliche Landwirtschaft“
Ackergifte – Nein danke!
Der Regenwurm ist immer der Gärtner“ von Amy Stewart
Der Regenwurm ist immer der Gärtner

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Der lange Atem der Bäume

  • Wie Bäume lernen, mit dem Klimawandel umzugehen –
  • und warum der Wald uns retten wird,
  • wenn wir es zulassen
  • von Peter Wohlleben
  • LUDWIG Verlag, Juli 2021 http://www.ludwig-verlag.de
  • gebunden, mit Schutzumschlag
  • Format: 12,5 x 20 cm
  • 256 Seiten
  • 22,00 € (D), 22,70 € (A), 30,90 sFr.
  • ISBN 978-3-453-28094-6
Der lange Atem der Baeume von Peter Wohlleben

Der lange Atem der Baeume von Peter Wohlleben

WILDNISWÄLDER  WACHSEN  LASSEN

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Bäume und Wälder spielen eine Schlüsselrolle für das Weltklima und für das lokale Klima. Die beste Klimaleistung hinsichtlich intakter Bodenporen und Wasserspeicher- kapazität sowie Co₂-Speicherung, Luftfilterung, Regenregulierung und Verdunstungs- kühlung bieten Urwälder, in die der Mensch sich so wenig wie nur möglich einmischt.

Laubwälder mit einheimischen Buchen und Eichen, die zudem noch ein natürliches hohes Alter erwachsen dürfen, wirken ebenfalls ausgleichend und wasserhaushalterisch und kommen mit gestiegenen Temperaturen und längeren Trockenphasen besser zurecht als etwa Nadelbaummonokulturen.

Der deutsche Wald verfügt jedoch nur in geringem Umfange über natürlich gewachsen- en Baumbestand. Der Großteil unserer Wälder besteht aus Baumplantagen mit nicht standortgemäßen Nadelbäumen (Fichten und Kiefern), die in Hinsicht auf schnellen Holzertrag angelegt werden und die inzwischen nach mehreren sehr trockenen Sommern massenhaft absterben. Tonnenschwere Erntemaschinen beschleunigen die Holzfällarbeit, aber sie zerstören nachhaltig die Bodenporen, der Boden verdichtet sich und verliert dauerhaft die Fähigkeit zur Wasserspeicherung. 

Als Ausgleich für die Nadelholzverluste durch Trockenschäden wird nun vermehrt in den letzten Restbeständen der alten Laubwälder Holz eingeschlagen. So stirbt der Wald gleich zweimal.

Dabei sind gerade die alten Laubbäume wesentlich anpassungsfähiger und im Vergleich zu den Bäumen aus monokultureller Massenbaumhaltung auch genetisch vielfältiger. Bäume können sich an Veränderungen hinsichtlich Trockenheit und Temperatur an- passen und ihre Lebenserfahrung und ihr Anpassungsverhalten an die nächste Gene-ration weitergeben. Da keimt die berechtigte Hoffnung, daß die Natur sich sehr gut selbst zu helfen weiß, wenn der Mensch sie nicht durch schädliche Eingriffe daran hindert.

Eindringlich schildert Peter Wohlleben, wie überlebenswichtig der Erhalt der noch vor-handenen alten Laubwälder und ihrer komplexen Lebenskreisläufe ist. Zudem ist die Kohlenstoffspeicherleistung des Waldbodens in Wäldern mit alten Bäumen wesentlich größer als ins Plantagen mit kurzlebigen Bäumen.

Die Suche nach Baumsorten aus trockeneren Weltgegenden, die dann wieder unheimisch hier in Plantagen gepflanzt werden, ist keine nachhaltige Lösung. Auch wenn medienwirksame Baumpflanzaktionen wie beispielsweise mit Douglasien vordergründig als klimaaktivistischer Naturschutz erscheinen.

Anschaulich listet Peter Wohlleben die tradierten Fehler der konventionellen Forstwirt-schaft auf, beklagt naturschädliche Fördergeldvergaben, die nicht verpflichtend und kontrolliert an nachhaltige Umweltstandards gebunden sind, und berichtet von wissen-schaftslobbyistischen Manipulationen, die ausgerechnet Baumfällungen und Holzver-feuerung als klimafreundlich und Co₂-neutral darstellen.

Peter Wohlleben plädiert durchaus für mehr Aufforstungen, aber nach naturverträg- lichen Kriterien. So regt er beispielsweise eine natürliche Wiederbewaldung ohne menschliche Beeinflussung an und die Verbreitung von Agroforstsystemen, in denen Bäume und Nutzpflanzen gemeinsam wachsen. Außerdem plant er gemeinsam mit Professor Pierre Ibisch die Einrichtung eines neuen Studiengangs „Ökologische Waldbewirtschaftung“.

Auch auf das Thema Fleischproduktion und den damit einhergehenden Flächenbedarf geht der Autor ein und empfiehlt eine generelle Reduktion des Fleischkonsums. Als Hilfe beim Ausstieg aus der industriellen Massentierhaltung, könnte man Landwirten, die einen Teil ihrer Flächen wieder zu Wald werden lassen, pro Hektar und Jahr einen finan- ziellen Ausgleich bieten, der ein besseres Einkommen generiert als der krankhafte Preis- wettbewerb um Billigfleisch. So könnte der Landwirt gewissermaßen auf Klimawirt umschulen.

Ein möglichst naturbelassener Wald ist die beste und erprobteste Klimaanlage. Und selbst ein einzelner Baum – gerne auch ein Obstbaum -, den Sie in Ihrem Garten wach- sen lassen, beeinflußt das lokale Klima positiv, und besonders in der Stadt würden deutlich mehr Straßengrün und Alleen einen wertvollen Beitrag zur Abkühlung, zum Wasserhaushalt und zur Artenvielfalt leisten.

Kurz gesagt: Waldschutz muß vor Holznutzung stehen! Und wir müssen wesentlich mehr Bäume ihr von der Natur vorgesehenes Alter von bis zu mehreren Jahrhunderten erreichen lassen!

„Wir müssen den Nutzungsdruck auf die Natur senken, müssen den Wald verstärkt sich selbst überlassen und sowohl Forstwirtschaft als auch Jagd zurücknehmen.“ (Seite 141)

Peter Wohlleben kritisiert sehr deutlich die aktuellen politischen Fehlsteuerungen und richtet einen ebenso deutlichen Appell an die Politik, neue wissenschaftliche Erkennt- nisse zur ökologischen Waldbewirtschaftung und der Selbstheilungskompetenz der Natur nicht mehr zu ignorieren oder gar als evidenzlos zu diffamieren. Leider fehlt an dieser Stelle eine kritische Auseinandersetzung mit dem massiven Flächenverbrauch durch Windkraftanlagen.

Der Autor versteht es, eine beachtliche Wertschätzung für die Natur zu vermitteln. Auch sein neuestes Buch bietet wieder eine ebenso einprägsame wie faszinierende Kombina-tion aus fundiertem Fachwissen, praktischer Erfahrung und lebhaftem Naturschutz- engagement sowie einfühlsamer und achtsamer Beziehung zur Natur. Das ist ökolo- gische Bewußtseinsbildung mit Herz und Verstand. So kann man Menschen aufklären, sensibilisieren und aktivieren und sie hoffnungsvoll mit dem Atem der Bäume verbinden.

Hier entlang zum BUCH und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Der-lange-Atem-der-Baeume/Peter-Wohlleben/Ludwig/e515831.rhd

Und wer den akustischen Weg der Auditüre bevorzugt, kann sich mit der ungekürzten Hörbuchfassung, gelesen von Peter Kaempfe, beschäftigen. Hier entlang zum HÖRBUCH und zur HÖRPROBE:
https://www.penguinrandomhouse.de/Hoerbuch/Der-lange-Atem-der-Baeume/Peter-Wohlleben/der-Hoerverlag/e595235.rhd

PS:
Nur eine sprachstilistische Angelegenheit habe ich zu kritisieren: Wenig amüsiert haben mich die vorgeblich geschlechtergerechten Formulierungen etwa die zwar modische, aber sprachlich falsche Benutzung des Partizips Präsenz. Da wimmelt es im Text leider von Waldbesitzenden, Forschenden und Studierenden. Diesen Gerechtigkeits-Etiketten- schwindel nenne ich Buchstabenverschwendung ohne sozialen Mehrwert.

Der Autor:

»Peter Wohlleben, Jahrgang 1964, wollte schon als kleines Kind Naturschützer werden. Er studierte Forstwirtschaft und war über zwanzig Jahre lang Beamter der Landesforstver- waltung. Heute arbeitet er in der von ihm gegründeten Waldakademie in der Eifel und setzt sich weltweit für die Rückkehr der Urwälder ein. Er ist Gast in zahlreichen TV-Sendungen, hält Vorträge und Seminare und ist Autor von Büchern zu Themen rund um den Wald und den Naturschutz. Mit seinen Bestsellern „Das geheime Leben der Bäume“, „Das Seelenleben der Tiere“, „Das geheime Netzwerk der Natur“ und „Das geheime Band zwischen Mensch und Natur“« hat er Menschen auf der ganzen Welt begeistert. Seit 2019 erscheint das Magazin „Wohllebens Welt“. Für seine emotionale und unkonventionelle Wissensvermittlung wurde ihm 2019 die Bayerische Naturschutzmedaille verliehen. 350.000 Menschen sahen im Kino den 2020 erschienenen Film zum gleichnamigen Buch „Das geheime Leben der Bäume“.« https://www.wohllebens-waldakademie.de/

Querverweis zu fünf weiteren wissenswerten Werken von Peter Wohlleben:

Das geheime Band zwischen Mensch und Natur
Das geheime Band zwischen Mensch und Natur

Das geheime Leben der Bäume  Das geheime Leben der Bäume
Das geheime Netzwerk der Natur Das geheime Netzwerk der Natur
Die Geheimnisse der Natur  Geheimnisse der Natur
Das Seelenleben der Tiere  Das Seelenleben der Tiere

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Bei dir summt’s wohl!

  • Lerne mich kennen und tu was für mich
  • von Bärbel Oftring
  • KOSMOS Verlag 2020  www.kosmos.de
  • 144 Seiten
  • mit 320 Farbfotos
  • Format: 216 x 185 x 14 mm (LxBxH)
  • Klappenbroschur
  • 15,00 € (D)
  • ISBN 978-3-440-16892-9

I N S E K T E N F R E U N D L I C H

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Wenn Sie gerne mehr über einheimische Insekten wissen wollen und zudem praktische Informationen über insektenfreundliche Gartengestaltung brauchen, sind Sie mit dem Ratgeber „Bei dir summt’s wohl“ an der richtigen Adresse.

Einleitend bietet die Autorin einige grundlegende Kenntnisse über Insekten, etwa ihren körperlichen Aufbau, ihre Entwicklungszyklen (Ei, Larvenstadien, Puppe, Imago), ihre lebenswichtige Bedeutung und Funktion als Bestäuber, Destruenten und Nahrungs- mittel für andere Tiere.

Das massenhafte Insektensterben geht zu einem großen Teil auf die buchstäblich giftige Industrialisierung der Landwirtschaft mit artenarmer Monokulturbewirtschaftung zurück. 50 % der Fläche Deutschlands wird industriell und intensiv beackert. Aber auch private Gärten (4 % der deutschen Landesfläche) sind meist viel zu „aufgeräumt“ und versiegelt, mit dem Mäher ordentlich „frisiert“, mit überzüchteten, exotischen oder nicht standortgerechten Pflanzen bestückt, und unerwünschte „Schädlinge“ werden auch hier noch oft mit der Chemiekeule vernichted.

Gleichwohl steht es jedem frei, den eigenen Garten natürlich und dementsprechend insekten- und tierfreundlich zu gestalten. Insektizide kommen selbstverständlich nicht zum Einsatz! Bevorzugt gepflanzt werden möglichst vielfältige heimische Wildstauden, Sträucher und Gräser sowie Wildkräuter. Gemäht wird maßvoll, damit möglichst viele Blumen- und Wieseninseln sowie Grasland als ungestörte Rückzugsgebiete übrig bleiben. Beständige Kleinstrukturen durch Totholz, Reisig-, Laub- und Komposthaufen, Trockenmauern, Steinhaufen, kleine Sandflächen und sandige Fugen zwischen Tritt- steinen machen den Garten zum attraktiven Lebensraum für Insekten.

Selbstverständlich sollte sich auch der Blick auf scheinbar unordentliche, verblühte und verwelkte Pflanzen richten, denn diese sind ebenfalls wichtige Rückzugsräume für Insekten und Überwinterungsquartiere für viele Eier, Larven und Puppen. Zumindest über den Winter hin sollten abgeblühte und verdorrte Pflanzen konsequent stehen bleiben, um die ruhende nächste Generation und in Stengeln, Samenkapseln und Laubstreu überwinternde Insekten zu erhalten.

Doppelseitige Einzelportraits stellen gängige heimische Insekten mit anschaulichen Fotos, Steckbriefstichworten, typischen Merkmalen und komprimierter Fließtext- begleitung hinsichtlich Lebens- und Verhaltensweise, Nahrungsvorlieben, Repro- duktionszyklen und ökologischer Aufgabe sowie gelegentlicher individueller Besonderheiten vor. Da krabbeln, flattern, schwirren und summen Eintagsfliegen, Florfliegen, Ohrwürmer, Blumenwanzen, Laufkäfer, Zikaden, Maikäfer, Rote Gartenameisen, Schlupfwespen, Wildbienen, Fliegen, Marienkäfer, Leuchtkäfer, Wespen, Hummeln, Schwebfliegen, Heuschrecken, Springschwänze, Nachtfalter, Tagfalter und was es noch so an sechsbeinigen Gartengesellen gibt.

Die Aufteilung der vorgestellten Insekten nach Farbgruppen (braune und schwarze, schwarz-gelbe und schwarz-rote sowie bunte und weiße Insekten) bietet eine anwen- dungsfreundliche Nachschlagestruktur für die schnelle Zuordnung und Bestimmung.  

Mit etwas über 150 Insekten machen wir in diesem Buch Bekanntschaft. Das ist eine sehr übersichtliche Menge, wenn man bedenkt, daß bisher weltweit über eine Million Insekten-arten bestimmt worden sind und es vermutlich noch weitere sechs Millionen bislang unbestimmter Insekten gibt.

Übrigens, falls Sie zufällig Glühwürmchen und Leuchtkäfer anlocken möchten, empfiehlt sich neben den bereits zuvor erwähnten Kleinstrukturen noch ein Gartenteich und der konsequente Verzicht auf automatische Gartenbeleuchtung (selbst wenn sie mit Solar-zellen betrieben wird), denn künstliches Licht stört die Lichtsignalwirkung bei der glüh-würmlichen Partnersuche und führt auch bei Nachtfaltern zu Orientierungsirritationen.

„Bei dir summt’s wohl!“ bietet übersichtliche und leichte Insektenbestimmungshilfe und praktische, einfach umzusetzende ökologische Gartengestaltungstipps für wachsenden Insektenreichtum und Artenvielfaltsförderung in Ihrem Garten. 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/natur/tiere/10811/bei-dir-summts-wohl

Die Autorin:

»Bärbel Oftring ist Diplom-Biologin und setzt ihre Liebe zur Natur als Autorin und Redakteurin von Sachbüchern, Naturführern und Ratgebern sowie in Vorträgen in die Tat um. In diesem Buch spricht sie für die Insekten und lädt uns ein, mehr für diese überaus wichtigen Tiere zu tun.«

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Der Klima Kalender 2021

  • Unser blauer Planet – Schönheit und Gefahren
  • Herausgegeben von Hermann Vinke
  • Verlag edition momente, 2020  www.edition-momente.com
  • Wochenkalender
  • 60 Blätter
  • 53 Fotos
  • vierfarbig
  • Format: 32,5 x 24 cm
  • Spiralbindung
  • 22,00 € (D/A), 33,50 sFr.
  • ISBN 978-3-0360-8021-5

PLANETARISCHE  FÜRSORGE

Kalenderbesprechung von Ulrike Sokul ©

Angesichts großer Probleme und Herausforderungen ist es stets dienlich, das unmittelbar Naheliegende zu tun und zugleich komplexere Zusammenhänge im Bewußtsein zu behalten. So geht der Verlag edition momente bei der Herstellung des neuen „Klima Kalenders 2021“ und auch aller anderen Kalender ganz praktisch und konkret voran: Alle Kalender wurden klimaneutral in Deutschland gedruckt und in Biofolie eingepackt, und das einstige transparente Plastikdeckblatt wurde einfach weggelassen.

Der Herausgeber Hermann Vinke weist mit kurzen prägnanten Texten und thematisch passenden Fotografien auf bereits deutlich erkennbare Schäden und damit verbundene Gefahren des Klimawandels hin sowie auf Handlungsbedarfe und auch auf mögliche Lösungen, Rettungschancen und erfolgreiche Nischenprojekte, die einen nachhaltigen Kurs verfolgen. Der Tonfall der Texte ist sachlich informativ und wird durch Hinweise auf weiterführende Webseiten von NGOs, Forschungsinstituten und engagierte Menschen ergänzt.

Das ABC der beschriebenen Klimaaspekte reicht von Arktis, Antarktis und Permafrost über den Greendeal und die Postcarbon-Ökonomie, die Zerstörungsgewalt von Grund-schleppnetzen und dreckschleuderigen Kreuzfahrtschiffen, Palmöl-Plantagen, Smog, Sturmflutwehren, warnenden Worten indigener Schamanen, dem Methanausstoß durch Viehzucht bis zu Zement.

Ein Satellitenfoto zeigt die Eisschmelze anhand wunderschöner tiefblauer Schmelz- wasserseen auf Grönland, ein anderes Foto illustriert anschaulich die weltweite Licht- verschmutzung, die mit ihren Flutlichtern, Hausbeleuchtungen, Leuchtreklamen, Scheinwerfern und Straßenlaternen nicht nur viel Strom verbraucht, sondern auch bei vielen nachtaktiven Insekten und Tieren sowie Zugvögeln zu Orientierungsstörungen führt. Wir schauen in die buchstäblichen Abgründe des Kupferbergbaus in der Atacama-Wüste und lesen am verschwundenen, isländischen Gletscher Okjökull die Nachruf-Gedenktafel vom August 2019 mit einem Brief an die Zukunft, nebst der präzisen Angabe des aktuellen Co₂-Gehalts von 415ppm.

Foto: Berner Oberland © Prisma by Dukas Presseagentur GmbH/Alamy Stock Photo

Gleichwohl finden sich auch Lichtblicke: Ein Frühlingshaiku vor rosa Wolken aus Kirsch-blüten oder ein blättergrüner Blick in das Instituto-Terra-Projekt des brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado und seiner Frau Lélia Salgado. Ein märchenhaftes Foto bemooster Bäume zeigt den neuseeländischen Nebelwald Te Urewera, der 2014 auf Initiative der Maori zu einer juristischen Person erklärt wurde, und somit einklagbare Schutzrechte genießt. Die Erwärmung der Städte läßt sich durch attraktive Fassadenbe-grünungen an Wolkenkratzern abmildern. Die NGO „Aqua Alimenta“ fördert in Afrika, Asien und Lateinamerika mit Hilfe von Pedalpumpen und Bewässerungssystemen die ökologisch-produktive Landwirtschaft von Kleinbauern und wirkt so Armut und Hunger entgegen. Schnell nachwachsender Bambus, der biegsam und doch härter als Stahl ist, könnte der nachhaltige und preiswerte Holzbaustoff der Zukunft werden, wie erste Bauexperimente schon erfolgreich bewiesen haben.

Foto: © iStock

Im Anschluß an die Kalenderwochenblätter finden sich ergänzend noch zwei Seiten mit einer „Auswahl von Initiativen und Forschungsvorhaben für innovative Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels“.

„Der Klima Kalender 2021“ bietet eine ausgewogene Diagnose und foto- grafische Dokumentation von Gefahren, Erkenntnissen, Lösungswegen, Denkanstößen, Zitaten und Handlungsimpulsen zur Klimadebatte und zur Ökologie. Wir werden hier keineswegs durch einen Angst- und Panikdruck gegängelt, sondern vielmehr aus Liebe zum Leben, zur Natur und zu unserem Heimatplaneten dazu ermutigt, uns einerseits dem Schmerz der Erkenntnis dessen, was auf dem Spiel steht, zu stellen und anderseits selbst im Zuge der eigenen Lebensstilpraxis ein Mosaiksteinchen des Wandels zu sein.  

 

Hier entlang zum Kalender und zur Blätterprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.edition-momente.com/kalender/klima-kalender-2021.html

Wer noch mehr zum ideellen und personellen Entstehungshintergrund sowie zur klimaneutralen Produktion des Klima Kalenders 2021 wissen möchte, kann dies unter der nachfolgend verlinkten SONNTAGSFRAGE des BÖRSENVEREINS (Fachzeitschrift für den Buchhandel) an die Verlegerin Elisabeth Raabe nachlesen.
https://www.boersenblatt.net/news/sonntagsfragen/ist-es-nicht-klimaschaedlich-fuer-2021-einen-klimakalender-zu-verlegen-frau

Der Herausgeber:

»Hermann Vinke war Redakteur bei Zeitungen und beim NDR in Hamburg, ARD-Fernost- korrespondent in Japan, USA-Korrespondent in Washington, Leiter des ARD-Studios Berlin/ Ostdeutschland, Programmdirektor Hörfunk bei Radio Bremen 1992 – 2000 und bis 2006 Radiokorrespondent für Ostmitteleuropa. Zahlreiche Veröffentlichungen u.a. „Das kurze Leben der Sophie Scholl“ (1981), „Cato Bontjes van Beek“ (2003) sowie eine Biografie über den deutschen Offizier Wilm Hosenfeld in Warschau, der den »Pianisten« rettete (2015). Übersetzungen ins Japanische, Amerikanische und Hebräische. Vinke berichtete bereits während seiner Korrespondententätigkeit in Tokio in den 1980er Jahren über Klimaschäden auf der Inselwelt des Zentralpazifik (Wir sind wie die Fische im Meer. Mikronesien: Verseucht, verplant, verdorben. Zürich: Arche 1984) und hat die Region vor zwei Jahren erneut besucht und seitdem mehrere Radio-Features und Vorträge verfasst.
Wissenschaftlich begleitet wurde Der Klima Kalender von Dr. Kira Vinke, Projektleiterin EPICC (East Africa Peru India Climate Capacities) am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.«

Es sei auch darauf hingewiesen, daß der Verlag edition momente außer dem hier besprochenen Klima Kalender noch vier weitere bemerkenswerte Kalender publiziert:

Der Kinder Kalender 2021  (bereits zuvor besprochen)
Mit 52 Gedichten und Bildern aus der ganzen Welt
Herausgegeben von der
Internationalen Jugendbibliothek, München
https://www.edition-momente.com/kalender/kinder-kalender-2021.html
Hier entlang zu meiner Kalenderrezension:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2020/11/12/der-kinder-kalender-2021/

Der Literatur Kalender 2021  (bereits zuvor besprochen) 
Momente der Hoffnung
Texte und Bilder aus der Weltliteratur
Herausgegeben von Elisabeth Raabe
https://www.edition-momente.com/kalender/literatur-kalender-2021.html
Hier entlang zu meiner Kalenderrezension:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2020/11/09/der-literatur-kalender-2021/

Der literarische Küchenkalender 2021
Mit Texten, Rezepten & Bildern
Herausgegeben von Sybil Gräfin Schönfeldt
https://www.edition-momente.com/kalender/literarischer-kuechenkalender-2021.html

Der Musik Kalender 2021
Musiker und ihre Sehnsuchtsorte
https://www.edition-momente.com/kalender/musik-kalender-2021.html
Als ebenso lesens- wie hörenswertes Gesamtkunstwerk empfehle ich für den Musik Kalender 2021 gerne die meisterhafte Besprechung von Random Randomsen: https://randomrandomsen.wordpress.com/2020/11/17/veredeln-statt-verubeln-%f0%9f%98%89/

 

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Wilde Kübel

  • unkompliziert
  • naturnah
  • insektenfreundlich
  • von Simone Kern
  • Kosmos Verlag 2020  www.kosmos.de
  • Klappenbroschur
  • Format: 241 x 171 x 13mm
  • 144 Seiten
  • 212 Farbfotos
  • 17,00 €
  • ISBN 978-3-440-16717-5

K U N T E R B U N T E   K Ü B E L K U N D E     

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

„Jedes Gebäude, jede noch so kleine Nische und Fuge kann zum Lebensraum werden – falls wir es zulassen. Pflanzen und Tiere sind dankbare Bewohner, wenn wir ihnen die richtige Umgebung anbieten.“ (Seite 10)

Das vorliegende Buch blättert uns vielfältige Anregungen und praktische Anleitungen zur nachhaltig-naturnahen Gestaltung von Kübelbepflanzungen auf. Anstelle von saisonweise nachzukaufenden, meist künstlich überzüchteten einjährigen Blühpflanzen werden einheimische, mehrjährige Wildpflanzen und Kräuter sowie eine kleine ergän- zende Auswahl nektar- und pollenreicher Kulturpflanzen empfohlen, die problemlos überwintern können und sich durch Samen und Ableger vermehren und reproduzieren lassen.

Nach einer einleitenden Erklärung des ökologischen Werts und Sinns einer solchen nachhaltigen Bepflanzung folgt eine kurze Kübelkunde, die verschiedene Werkstoffe (Ton, Terrakotta, Naturstein, Beton- und Kunststein, Holz, Metall und – mit Einschrän- kung – auch Kunststoff in Hinsicht) auf ihre jeweiligen Qualitätsmerkmale und ihre Zweckmäßigkeit darstellt. Auch ausgediente Emaille-Kochtöpfe, Zinkwannen, Weiden- körbe, Holzkisten, Paletten usw. lassen sich gut zu Pflanzgefäßen umfunktionieren; man sollte nur den Boden durchlöchern, damit Wasser abfließen kann, denn Staunässe muß grundsätzlich vermieden werden.

Einheimische Wildpflanzen sind Hungerkünstler und kommen mit mageren Böden zurecht; sie müssen auch deutlich weniger gegossen werden, meist vertragen sie Trockenheit besser als Nässe. Dünger – selbstverständlich nur organischer wie Horn-späne, Hornmehl oder selbstangesetzte Kräuterjauche aus Beinwell oder Brennessel – sollte sehr sparsam und nur vom späten Frühling bis frühen Sommer zum Einsatz kommen.

Abgestimmt auf sonnige und schattige Standorte gibt die Autorin Empfehlungen zum Mischungsverhältnis von Kompost, Erde, Blähton, Sand und Kies, mit denen die Kübel befüllt werden.

Aufgeteilt nach unterschiedlichen Standortbedingungen (heiß und trocken, sonnig, schattig, windig) und verschiedenen Pflanzgefäßen (große und kleine Töpfe sowie Kübel, Hängeampeln und Balkonkästen) werden anschaulich in Wort und Bild schöne Gestal-tungsbeispiele geboten. Thematisiert werden zudem vertikale Bepflanzungen, Sicht-schutzwände mit Kletterpflanzen, Kleingehölze, Stauden und Zwiebelpflanzen sowie Wasserstellen, Vogeltränken und Miniteiche sowie Sumpfbeete in Zinkwannen.
 
Die Kübel werden meist überaus reizvoll mit Kombinationen aus verschiedenen Pflanzen befüllt. So finden wir beispielsweise einen Balkonkasten mit den sieben Kräutern der berühmten „Frankfurter Grünen Soße“ (Seite 82) oder eine Wiese im Topf mit bis zu 35 Blumenarten (Seite77). Kleine Gehölze vertragen sich gut mit einer Unter- bepflanzung aus niedrig wachsenden Stauden, die den „nackten Fuß“ bedecken und natürlich beschatten. Stets werden praktische Gestaltungshinweise zur passenden Kombination und Komposition verschiedener Pflanzen gegeben, gleichwohl aber auch Pflanzen dargestellt, die als eher als Solitär im Topf zur Geltung und Entfaltung kommen.

Kurzportraits besonders geeigneter Pflanzen mit ihren Wuchseigenschaften, Standort-bedürfnissen, Substratansprüchen und ihrer Insektendienlichkeit (für Wildbienen und Schmetterlinge) bieten lebhafte Anregungen für eine erste Auswahl. Eine übersichtliche Liste mit Bezugsquellen für Blumen, Saatgut und Naturschutzprodukte sowie Organisa-tionen, die Informationen zum naturgemäßen Gärtnern zur Verfügung stellen, rundet die lebendige Wissensvermittlung ab.

„Wilde Kübel“ ist eine ebenso ganzheitlich-praktische wie ästhetisch-inspirierende Anleitung zum nachhaltigen Gärtnern mit Kübeln. Dank der lebendigen, sehr animierenden Wissensvermittlung und der Augenweiden- fotos wird hier ganz unmittelbar Lust auf praktisches, naturschützliches Tun geweckt.  Indem man auch auf kleinem Raum Insekten Nahrungs- und Lebensraum anbietet, gibt man der Natur sozusagen ein Stück Natur zurück. Finden sich an einem Ort viele solcher Lebensoasen, können sie ein Mosaik bilden, das dem Verlust der Artenvielfalt entgegenwirkt.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/garten/gartenpraxis/10814/wilde-kuebel

 

Hier entlang zu zwei weiteren empfehlenswerten Büchern von Simone Kern:

Der antiautoritäre Garten
Gärten, die sich selbst gestalten:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2019/05/26/der-antiautoritaere-garten/
Mein Garten summt
Ein Platz für Bienen, Schmetterlinge und Hummeln

https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/garten/gartengestaltung/8183/mein-garten-summt

 

Die Autorin:

»Simone Kern studierte Landschaftsarchitektur und hat im Allgäu ihr eigenes Planungs-büro. Schwerpunkt ihrer vielfältigen Projekte sind naturnahe Anlagen. Ein besonderes Anliegen ist ihr dabei die Schaffung von Gärten, in denen sich Menschen wohl und geborgen fühlen. Aber vor allem auch Pflanzen und Tiere sollen darin neue Lebensräume finden. Viel draußen in der Natur und im eigenen Garten sein, beobachten, Landschaften erfahren – hier holt sie sich ihre Inspiration.
Darüber hinaus engagiert sich Simone Kern seit langem im Rahmen des überregionalen „Netzwerks Blühende Landschaft“ ( https://bluehende-landschaft.de/ ) mit konkreten Projekten, insbesondere für den Schutz von Insekten. Ihr praktisches wie theoretisches Wissen gibt sie gerne in Workshops, durch Fachvorträge und Veröffentlichungen weiter.«

 

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Einfach anziehend

  • Der Guide für alle, die Wegwerfmode satthaben
  • von Kirsten Brodde und Alf-Tobias Zahn
  • Oekom Verlag  Oktober 2018   www.oekom.de
  • Klappenbroschur
  • 144 Seiten
  • Format: 16,5 x 22,5 cm
  • ISBN 978-3-96238-054-0
  • 15,00 € (D), 15,50 € (A)

KLEIDUNG  FÜRS  LEBEN

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Es gibt nichts Teureres als billig – dieser kluge Rat gilt nicht nur für Lebensmittel, Werk-zeuge, Möbel, Geschirr, Besteck, Schuhe usw. sondern auch für Textilien.

Das hochinformative Buch „Einfach anziehend“ von Kirsten Brodde und Alf-Tobias Zahn liefert nützliche Hinweise, wie man aufdringlicher Fast-Fashion entkommen kann, und überzeugende Argumente, warum man der nur scheinbar billigen Wegwerfmode wider-stehen sollte. Mit fundierter Materialkunde, Orientierung über glaubwürdige Textil- siegel, Hintergrundinformationen zu den mitwelt- und mitmenschschädlichen Neben- wirkungen der konventionellen Textilproduktion, anschaulicher Freude an eigenwilli- gem Kleidungsstil und zahlreichen Hinweisen auf einfallsreiche, kreative, nachhaltige Alternativen zur Massenware werden wir buchstäblich zu dem Stoff geführt, aus dem eine ökologische und fair produzierte sowie individuell-stilvolle Garderobe besteht.

Wußten Sie, daß jeder Deutsche im Jahr durchschnittlich 60 neue Kleidungsstücke kauft?

Wußten Sie, daß bei der Herstellung eines Kleidungsstücks bereits 25 % „Abfall“ übrig bleiben und namhafte Billig-Modemarken, aber auch Edelmarken alljährlich tonnen- weise unverkäufliche Ware verbrennen?

Wußten Sie, daß die Textilindustrie zwar Arbeitgeber für weltweit 75 Millionen Menschen ist, diese aber miserabel und keineswegs existenzsichernd bezahlt? Arbeit- nehmerrechte, Arbeitsschutzmaßnahmen und geregelte Arbeitszeiten kommen ebenfalls nicht vor.

Sie wollen noch mehr wissen? Nachfolgend liste ich nur noch drei Nebenwirkungen der massenhaften Billigmode auf:

Die Textilindustrie ist verantwortlich für 20 % der weltweiten Wasserverschmutzung und für den Einsatz von 1,7 Millionen Tonnen Farbstoffen und vielen weiteren Chemi- kalien. Die Herstellung einer einzigen Jeans beansprucht etwa 7.000 Liter Wasser.

Für den konventionellen Baumwollanbau kommen 16 % der weltweit genutzten Pestizide zum Einsatz.

Über 60 % der Stoffe enthalten Polyester. „Die billige Kunstfaser ist der große Treiber der Fast-Fashion-Industrie – und entpuppt sich als Desaster für die Ozeane. Denn Kleidungsstücke fusseln bei jeder Wäsche: eine einzige Fleecejacke kann bis zu einer Million Fasern pro Waschgang freisetzen, die dann in Flüsse und Meere gelangen.“
(Seite 13)

Und nun zum Hoffnungsschimmer: Es gibt inzwischen eine Menge kleiner Textilher-steller, die ökologisch und fair produzieren und eine große modische Geschmacks- und Designvielfalt aufweisen. Selbstverständlich hat diese Kleidung einen höheren Preis, da sowohl bei der Qualität der verarbeiteten Materialien als auch bei der Bezahlung der Näherinnen nicht gespart wird.

Bei einem konventionellen Kleidungsstück schlägt die Kalkulationsmarge für  die soge-nannte Konfektion, in der der Arbeitslohn enthalten ist, mit lediglich etwa 1,6 Prozent des Verkaufspreises zu Buche. Produziert man mit fairen Löhnen, dann muß diese Marge deutlich höher sein. Dafür bekommt man jedoch ein Textil, das langlebiger ist und meist problemlos recycelt werden kann.

Und wer sagt denn, daß Kleidung immer neu sein muß? Wie wäre es mit Kleidertausch unter Freunden und Freundinnen, mit Kleidung aus zweiter Hand, mit Selbernähen oder pfiffigen Ausbesserungen und kreativem Upcycling? In Berlin gibt es mit dem Verein „Bis es mir vom Leibe fällt“ ein Atelier für „den kreativen Umgang mit gebrauchten Textilien in einer reparaturbedürftigen Welt“ https://bisesmirvomleibefaellt.com/. Dort findet man interessante Anregungen, um aus alt neu zu machen.

Auch Modehersteller bieten Ausbesserungen an, so wie die deutsche Männermode-Firma Brainshirt, bei der man verschlissene Kragen und Manschetten austauschen lassen kann, um die Lebensdauer der Hemden zu verlängern.

Ja, sogar Leihkleidung ist inzwischen eine Alternative, um Abwechslung in den Klei- dungsstil zu bringen, ohne ein Mehr anzuhäufen. So kann man etwa bei »Kilenda«, »Kindoo« oder »Räubersachen« Kinderkleidung mieten. Erwachsene werden fündig bei »Kleiderei« oder »myonbelle.de«

Die Autoren regen dazu an, zunächst einmal den Inhalt des eigenen Kleiderschranks genau zu inspizieren und zu sortieren. Was nicht gefällt, nicht mehr paßt usw. wird wahlweise verschenkt, getauscht oder gespendet. Kleidungsstücke, die einer Ausbesser-ung bedürfen, werden entweder selbst oder vom Schneider des Vertrauens in Ordnung gebracht. Dies führt zu einem übersichtlichen, ja, bestenfalls sogar minimalistischen Kleiderschrankinhalt, der nur noch die Textilien enthält, die man auch wirklich anzieht und mag und die sich gut miteinander kombinieren lassen. Ergänzend bietet sich zudem eine Klamottenkur an: https://jetztrettenwirdiewelt.de/aktionen/klamottenkur/

Man sollte seinen eigenen Stil finden und kultivieren, um sich von flatterhaften Mode-diktaten zu befreien. Anstatt dem neuesten Trend nachzueifern, lohnt es sich, in Secondhand- und Vintage-Läden hochwertige, preisgünstige oder einfach originelle Kleidung zu finden. Und wenn es denn unbedingt etwas Neues sein soll, dann geht man dank der Informationen aus dem vorliegenden Buch wesentlich bewußter und textil- sachkundiger einkaufen und fällt nicht auf Wegwerfmode herein.

Seien Sie wählerisch in Hinsicht auf Qualität und ethischen Anspruch, und auch wenn Sie biologisch angebaute Naturfasern wählen, behalten Sie gleichwohl folgendes im Sinn: „Das umweltfreundlichste Kleidungsstück ist dasjenige, das ich schon seit zehn Jahren trage.“ (Seite 114)

Die Autoren listen die geläufigsten Textilfasern auf, beginnend mit Naturfasern (Baum-wolle, Leinen, Hanf, Wolle, Seide, Daunen), über Synthetikfasern (Polyester, Polyacryl, Polyamid, Elastan) und Cellulose-Regeneratfasern (Viskose, Modal, »EcoVero«, Lyocell, Bambusfaser) bis hin zu unterschiedlichen Recyclingfasern. Dabei erläutern sie Vor- und Nachteile, Trageeigenschaften, die ökologischen Konsequenzen sowie die mögliche oder unmögliche Wiederverwertbarkeit der jeweiligen Faser. Die Kombination von Natur- fasern mit Kunstfasern ist übrigens problematisch: Nur 1 % Elasthan erschwert die Wiederverwertung eines Stoffes bereits drastisch.

Interessante, vielversprechende neue Fasern werden ebenfalls vorgestellt – wie beispielsweise die aus Milchabfällen hergestellte Milchfaser »Qmilk«, »Orange Fiber«, die aus Schalen und Pressrückständen der Orangensaftproduktion erzeugt wird, und »Piñatex«, ein lederartiges Textilvlies aus gepreßten Ananasblattfasern.

Eine kurze Abschweifung zu Schmuck aus fair gehandelten Edelmetallen und Recycling-Gold und -Silber erweitert den Nachhaltigkeitsaspekt ganzheitlich auch um dekorative Accessoires.

Im umfangreichen Serviceteil von „Einfach anziehend“ finden sich zahlreiche Hinweise, Adressen und Links auf weiterführende Modeblogs, wissenswerte Dokumentationen, Kampagnen und Organisationen, Buchempfehlungen zum Thema Öko-Textilien und Minimalismus sowie eine deutschlandweite, nach Städtealphabet geordnete Adressenliste mit über 130 Geschäften, die sich auf nachhaltige Mode spezialisiert haben.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.oekom.de/nc/buecher/gesamtprogramm/buch/einfach-anziehend.html

Hier entlang zum Blog zum Buch:
https://www.einfach-anziehend.de/

Die Autoren:

»Kirsten Brodde ist Deutschlands profilierteste Kritikerin der Textilindustrie. Sie leitet die globale Detox-Kampagne von Greenpeace, die sich mit den Umweltschäden der über-hitzten Modebranche beschaäftigt. Ihr Buch „Saubere Sachen“ (2008) ist ein Standartwerk zum Thema Ökomode.«

»Alf-Tobias Zahn ist Blogger und arbeitet als Kommunikationsberater und Projektleiter bei „Studio GOOD Berlin“. Er bloggt und schreibt seit Jahren über Grüne Mode. In seinem Blog GROSS∆RTIG https://www.grossvrtig.de/ stellt er grüne Schätze mit Substanz und Stil vor.«

 

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Die Wiese

  • Lockruf in eine geheimnisvolle Welt
  • von Jan Haft
  • PENGUIN Verlag  März 2019   http://www.penguin-verlag.de
  • gebunden, mit Schutzumschlag
  • 256 Seiten
  • mit 32 Bildseiten
  • Format: 13,5 x 21,5 cm
  • 20,00 € (D), 20,60 € (A), 28,90 sFr.
  • ISBN 978-3-328-60066-4

WICHTIGES WIESENWISSEN

Buchbesprechung  von Ulrike Sokul ©

Dieses Buch bietet einen faszinierenden, hochinformativen Lesespaziergang, der fun- diert Entwicklungsgeschichte und ökologische Zusammenhänge des Lebensraums Wiese sowie aktuelle Gefahren und Rettungschancen erklärt und dabei lebhafte Wiesenlust weckt.

Der Autor Jan Haft ist Biologe und Naturfilmer. Im Jahr 2017 drehte er zwei Filme über Insekten („Biene Majas wilde Schwestern“ und „Kinder der Sonne – Unsere Schmetter-linge“), außerdem wurde er bekannt mit seinen Filmen „Das Grüne Wunder – Unser Wald“ und „Magie der Moore“. Im April 2019 kam sein neuer Film „Die Wiese – Ein Paradies nebenan“ ins Kino. Ab Herbst 2019 wird dieser Film auf DVD und Blu-ray überall erhältlich sein.

Atmosphärisch führt uns der Autor mit seinem Prolog „Ein Morgen im Mai“ in sein Buch und in „seine“ Wiese und ihre bunte Lebensvielfalt ein, blendet zurück zu persönlichen Kindheitserinnerungen voller Naturerfahrungen und kindlicher Entdeckungslust und schwenkt dann über zum erstaunlichen Lebenszyklus des Wiesenknopf-Ameisenbläu- lings, der uns als erstes Mitlebewesen der Wiese anschaulich illustriert, welch eine hochkomplexe, tierisch-pflanzliche Lebenskomposition und Abhängigkeitskaskade die Voraussetzung für die Existenz und Erhaltung des Wiesenknopf-Ameisenbläulings ist.

Wiesen gehören zu den artenreichsten Flächen, wenn sie nicht – wie es inzwischen in der industriellen Landwirtschaft üblich ist – gedüngt werden, um den Grasertrag zu steigern. Um viele Kühe zu ernähren, braucht man viel Gras und Heu. Dank mineral- ischer und organischer Dünger wachsen Gräser wesentlich schneller, und eine Mahd ist inzwischen fünf bis sechsmal jährlich üblich.

Die meisten Wiesenpflanzen sind evolutionär an magere Lebensbedingungen angepaßt und leben in speziellen Symbiosen mit Insekten oder Pilzen, die durch Düngung und häufiges Mähen empfindlich gestört werden. Schnell sprießende, hohe Gräser über-schatten kürzere, zartere, langsamere Gewächse, die mangels Licht und Platz nicht oder nur noch kümmerlich wachsen. Gelingt ihnen dennoch das Wachstum, werden sie mitten in der Blüte oder vor der Samenausbildung abgeschnitten und können sich nicht mehr vermehren. So wird das Vieh satt, aber die Wiese verarmt und bietet nur noch wenigen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum.

Weit über tausend einheimische Arten von Farn- und Blütenpflanzen und in ihrem bio-logischen Gefolge rund 3500 Tierarten finden sich auf extensiv bewirtschafteten Weiden und Wiesen. Ein Drittel dieser Arten steht bereits auf der roten Liste und findet sich nur noch in kleinen Restrefugien.

„Seit Mitte des letzten Jahrhunderts … ist der Anteil des sogenannten mesophilen Grün-lands, Grünlands also mittlerer Feuchtigkeit, um mehr als 98 Prozent zurückgegangen.“ (Seite 47) „Kein anderer Lebensraum ist in Deutschland auch nur annähernd so bedroht wie die Blumenwiese.“ (Seite 48)

Eindringlich klärt der Autor über die Gefahren intensiver Landwirtschaft und allgegen-wärtiger Stickstoffdüngung auf, die inzwischen fast unausweichlich bereits über die Luft geschieht und so auch Standorte erreicht, die garnicht vorsätzlich gedüngt werden. Ammoniak und Stickoxide entweichen „aus Verbrennungsvorgängen in Verkehr, Industrie und Haushalten“ sowie aus der Gülle. Es sind reaktive Stickstoffverbindungen, die sich durch den Wind übers Land verteilen. „Bundesweit landen so auf jedem einzelnen Hektar jährlich zwischen zehn und 50 Kilogramm Stickstoffverbindungen …“ (Seite 184).

Stickstoff ist für Kulturpflanzen und Gräser eine willkommene Nährstoffzugabe, aber für die meisten Wiesenpflanzen bedeutet dieses Nährstoffangebot den Untergang, da sie von den wenigen Arten, die mit der hohen Stickstoffkonzentration schneller und kräftiger wachsen, verdrängt werden. Der Löwenzahn gehört zu den Stickstoffprofi- teuren, was den Autor zu einem interessanten Exkurs über die vielfältigen Eigenschaf- ten und Nutzanwendungen des Löwenzahns führt. Zur Zeit wird vielversprechend an Löwenzahnkautschuk aus Löwenzahnmilchsaft geforscht.

Konstruktive Überlegungen zu einer zwischen extensiv und intensiv ausgeglichenen Landwirtschaft und entsprechende Förderungen, die Landwirte großflächig und groß- zügig für das »Produktionsziel Biodiversität« belohnen und nicht für die massenhafte Mitweltbelastung durch Gift und Gülle und den dadurch forcierten dramatischen Artenschwund, runden die biologischen Betrachtungen auffordernd- gesellschafts- politisch ab. Der Autor geht zudem auch auf den flächenschonenden, ökologischen und gesundheitlichen Sinn und Nutzen einer deutlich stärker vegetarisch orientierten Ernährung ein.

In der vorindustriellen, kleinteiligen, strukturreichen Landwirtschaft wurden Wiesen teils beweidet und teils als gewachsene Vorratskammer für Viehfutter nur ein bis zwei- mal im Jahr gemäht. Die beweideten Flächen wurden zwar von den Ausscheidungen des Viehs gedüngt, jedoch in einer verträglichen Menge, die nur die abgegraste Pflanzenbio- masse ausglich.

Der ein- bis zweimal jährlich erfolgende Schnitt und die Entfernung des Schnittguts sind für Wiesenpflanzen sogar nützlich, und sie verhindern die Verbuschung durch aufstre- bende Gehölzkeimlinge. Wiesenpflanzen treiben kräftiger wieder aus, wenn sie abge- mäht werden, und der Abstand zwischen den Schnitten läßt ihnen genug Zeit für die Samenbildung und -Ausbreitung, auch die Insekten können ihre Entwicklungszyklen weitgehend vollenden. Durch die Entfernung des Schnittguts bleibt der Boden mager und der Standort licht, sonnig und warm, was für viele Insekten, Schmetterlinge, Heuschrecken und Zikaden überlebenswichtig ist.

Die zahlreichen beeindruckenden Fotos von Wiesentypen, Wiesenpflanzen und Wiesen-tieren erfreuen das Auge des Lesers und schulen den Blick für natürliche Details. Weiterführende Literaturhinweise und nützliche Links (z.B. Deutsche Wildtier Stiftung www.deutschewildtierstiftung.de) laden zur Vertiefung des Wiesenwissens ein. Leider fehlt ein Stichwortregister zum schnellen Nachblättern; vielleicht könnte dies für eine neue Auflage in wohlwollende Erwägung gezogen werden.

Nach der Lektüre dieses ebenso naturliebhaberischen wie wissenswert- vollen Buches können wir sehenden Auges hinausgehen und tatsächlich Wiesen lesen.

 

PS:
Erwähnenswert ist zudem, daß dieses Buch nach dem Silberstandard des Cradle-to-CradleTM –Verfahrens auf höchstem ökologischen Niveau (Bindung ausgenommen) der Druckerei Gugler https://www.gugler.at/home.html klimapositiv gedruckt wurde, auch auf die überflüssige Verpackungsfolie wurde verzichtet – ein Verfahren, das meiner Ansicht nach längst Produktionsstandard für alle Bücher bei allen Verlagen sein sollte und nicht bloß eine löbliche Ausnahme wie hier.

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.randomhouse.de/Buch/Die-Wiese/Jan-Haft/Penguin/e541282.rhd
Hier entlang zum Filmtrailer:
https://www.diewiese-derfilm.de/

Der Autor:

»Der Biologe Jan Haft, geboren 1967, ist ein vielfach ausgezeichneter Natur- und Tierfilmer. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern auf einem Bauernhof im Isental bei München. Eine seiner Lieblingswiesen liegt gleich neben dem Hof. Sein neuer Film „Die Wiese – Ein Paradies nebenan“ ist im April 2019 erschienen.«  https://www.randomhouse.de/Autor/Jan-Haft/p639682.rhd

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