Das Taschenmesser-Schnitzbuch

  • Über 30 Ideen zum Schnitzen & Basteln
  • von Sonja und Arne Schirdewahn
  • Illustrationen von Arno Kolb und Thomas Müller
  • mit zahlreichen Fotos
  • moses Verlag, 7. Auflage 2022 www.moses-verlag.de
  • 96 Seiten
  • Format: 17,3 cm x 22 cm
  • gedruckt auf FSC®-zertifiziertem Papier
  • Spiralbindung mit Gummiband zum Verschließen
  • 12, 95 € (D), 13,40 € (A)
  • ISBN 978-3-89777-894-8
  • Kindersachbuch ab 8 Jahren

Das Taschenmesser-Schnitzbuch

ANALOGE  ANIMATION

Kinderbuchrezension von Ulrike Sokul

„Das Taschenmesser-Schnitzbuch“ wartet mit anregenden Anleitungen zum Schnitzen und zu Basteleien aus Naturmaterialien auf. Mit beiläufiger Selbstverständlich werden Kinder damit auch zum Aufenthalt in der Natur verlockt.

Zunächst werden einige Baumarten (Ahorn, Hasel, Linde, Weide) vorgestellt, deren Holz sich besonders gut zum Schnitzen eignen. Zum Schnitzen werden wahlweise klassische Taschenmesser oder spezielle Schnitzmesser verwendet, und als Ausgangsmaterial dient Frisch- oder Totholz.

Die zehn wichtigsten Schnitzregeln verdeutlichen kindgemäß und einleuchtend wichtige Sicherheitsvorkehrungen zum möglichst achtsamen Umgang mit Messern. Dem folgen Hinweise zur richtigen Messerhaltung und -Pflege sowie einige grundlegende Schnitz-techniken.

Ergänzende Hilfsmittel wie wasserfeste Filzstifte, Schleifpapier, Pflanzenöl, Lappen, Kordel, Holzbohrer usw. werden nach Bedarf aufgelistet.

Geschnitzt werden u.a. Buttermesser, ein Türschild, Schlüsselanhänger, Wanderstäbe, Kleiderhaken, Löffel, Lagerfeuergarstöcke, Kletterhaken, eine Steinschleuder, Party-spieße, Pfeil und Bogen sowie Zielring.

Außerdem gibt es Anleitungen zum Basteln von Dosenlupen, Wiesenkeschern, Ohren-kneiferhotels, Nisthilfen für Wildbienen, kleinen Flechtzäunen für Beetabgrenzungen  sowie zur Herstellung von tierischen Spurenabdrücken aus Gips nebst einer kurzen Spurenkunde.

Aus unterschiedlichen Naturfundsachen (Totholzästen, Rindenstücken, Holzscheiben, Federn, leeren Schneckenhäusern, Muscheln, Steinen usw.) werden u.a. dekorative Traumfänger, kleine Segelschiffe, Zauberstäbe, Collagenbilder, Ketten, Armbänder und Haarschmuck gestaltet.

Übersichtliche Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit zahlreichen Zeichnungen und an-sprechenden „pfadfinderischen“ Fotos regen Kinder anschaulich und systematisch zum Schnitzen und Basteln an. In Verbindung mit den interessanten naturkundlichen Informationen wird Kindern in diesem Schnitzbuch ebenso der sinnliche Reiz praktisch-haptischen Machens sowie spannender Naturentdeckungen vermittelt.  

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.moses-verlag.de/Expedition-Natur-Das-Taschenmesser-Schnitzbuch/108948

Die Autoren:

»Sonja Schirdewahn ist Biologin und führt zusammen mit ihrem Mann Arne Schirdewahn, Bildhauer, seit 15 Jahren das Naturerlebnisunternehmen bonnattours in Bonn. Gemeinsam veranstalten sie Schnitzkurse für Kinder und Erwachsene, Ausflüge und Ferienprogramme. Im Mittelpunkt aller Veranstaltungen steht das Motto: Entdecken, Erleben und Erfahren der Natur mit allen Sinnen.
Auf ihrer Internetseite www.bonnatours.de können sich Interessierte über aktuelle Termine und Kurs-Angebote informieren.«

Querverweis:

Als schön illustrierte, biophile und bibliophile naturkundliche Ergänzung empfiehlt sich zudem „Die kleine Waldfibel“ von Linda Wolfsgruber: Die kleine Waldfibel
Ebenfalls empfehlenswert sind die Schnitzanleitungsbücher von Astrid Schulte: „Meine Schnitzwerkstatt“ Band 1 (mit OPINEL-Kinderschnitzmesser) und Band 2 Meine Schnitzwerkstatt

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Mein WABI SABI Garten

  • respektvoll gestalten, achtsam genießen
  • von Annette Lepple
  • Ulmer Verlag, Januar 2020 www.ulmer.de
  • Flexbroschur
  • Fadenheftung
  • 144 Seiten
  • 165 Farbfotos
  • 25,00 €
  • ISBN 978-3-8186-0943-6

Mein WABI SABI Garten

LEBENSPHILOSOPHISCHE  GARTENMEDITATION

Rezension von Ulrike Sokul ©

Annette Lepple beginnt ihren Gartenratgeber mit einer Einführung in das ästhetische Konzept des WABI SABI. Der Begriff WABI SABI 侘寂 stammt aus dem Japanischen und wurzelt im Zen-Buddhismus.

Die nachfolgend zitierten Prinzipien des WABI SABI (»Alles ist vergänglich. Nichts ist jemals fertig. Nichts ist vollkommen.« Seite 12) bedingen eine entspannte, gelassene Vorstellung von Schönheit, die das Unvollkommene, natürlich Schlichte, Einfache, Flüchtige, ja, sogar den Verfall wertschätzt.

Übertragen auf die Gestaltung des Gartens bedeutet dies, demütig und dankbar von der natürlichen Harmonie der Natur zu lernen, geschehen zu lassen und nur maßvoll und achtsam sowie mit nachhaltigen, ökologischen Methoden einzugreifen.

Dazu gehört beispielsweise die Verwendung von Naturmaterialien wie Tontöpfen, die gerne Patina ansetzen dürfen, oder von Gestaltungselementen aus Natursteinen und Totholz, die, bewachsen mit Flechten und Moosen, einerseits natürliche und veränder- liche Schönheit repräsentieren und andererseits einen Mikrolebensraum für zahlreiche Mitlebewesen bieten.

Zur WABI-SABI-Ästhetik gehört auch die Wertschätzung kunsthandwerklich herge- stellten dekorativen und funktionellen Zubehörs sowie die Weiternutzung oder Umfunktionierung alter, verwitterter Gegenstände – wobei Gegenstände selbstver- ständlich nur eine sehr bescheidene und vereinzelte Nebenrolle spielen, die Hauptrolle spielt Mutter Natur.

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Foto von Annette Lepple © Ulmer Verlag 2020

Ein WABI-SABI-Garten ist das Gegenteil eines sterilen, akribisch aufgeräumten, natur-entfremdeten Folien-Kies-Gartens, aber er ist auch kein verwilderter Garten. Die Natur wird durchaus kultiviert, aber eben nicht gewaltsam unterdrückt, sondern der WABI-SABI-Gärtner kooperiert, ja, kommuniziert mit der Natur. Dies vereinfacht viele Pflege-maßnahmen. So läßt sich z.B. durch Mulchen und standortgemäße Pflanzen der Auf- wand fürs Gießen reduzieren. Da keine Perfektion angestrebt wird, ist es in Ordnung, daß der Garten niemals fertig ist, sondern stets im Werden begriffen. Weniger Kontrollzwang im Garten führt als wünschenswerte Nebenwirkung zu mehr gartengenießerischer Muße und befriedigender Naturverbundenheit.  

»Im Idealfall entwickelt sich ein guter Garten langsam mit einem selbst.«

Im WABI-SABI-Garten wird es begrüßt, wenn sich Pflanzen selbst ihren Standort aus-suchen und nur wenn sie zu viel Raum einnehmen oder andere erwünschte Pflanzen bedrängen, werden sie reduziert oder entfernt. Der Zauber des Zufalls choreografiert ein veränderliches Erscheinungsbild des Gartens und gibt anmutigen, natürlichen Pflanzenkompositionen Raum.

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Foto von Annette Lepple © Ulmer Verlag 2020

Die Veränderlichkeit des pflanzlichen Erscheinungsbildes im Wechsel der Jahreszeiten wird beachtet und gewürdigt. Also bleiben z.B. Samenstände über den Winter stehen, zeigen ihre eigene Schönheit der Vergänglichkeit und stellen eine ökologisch wertvolle Überwinterungsmöglichkeit für Insekten und eine Futtervorratskammer für Vögel zur Verfügung. Mit WABI-SABI verbinden sich ökologisch-nachhaltige gärtnerische Methoden mit natureinfühlsamen gestalterischen und strukturellen Elementen.  

Die Autorin thematisiert u.a. unterschiedliche Möglichkeiten, den Garten mit Wasser (Teich, Brunnen, Wasserspiel, Minikübelteich, Wasserfall) zu bereichern, Lebens- und Nisträume für Tiere zu schaffen, aus Bambus, alten Ästen, Schwemmholz oder Weiden-ruten Zäune und Rankhilfen zu basteln, Gartenwege mit Rindenmulch, Kies oder Natur-steinplatten zu belegen und Trockenmauern zu installieren.

Passende Pflanzenlisten und bebilderte Einzelportraits von Blumen, Stauden, Sträuchern, Gräsern und Bäumen zeigen ein weites Gestaltungsspektrum.

Zahlreiche sehr schöne Fotos von Gartenszenerien vermitteln einen anschaulichen und inspirierenden Eindruck des meditativen und naturpoetischen Erscheinungsbildes des WABI-SABI-Gartenstils.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.ulmer.de/usd-6279691/mein-wabi-sabi-garten-.html

Die Autorin:

»Annette Lepple studierte Gartendesign in London und hat sich als Fotografin, Journalistin und Autorin einen Namen gemacht. Sie lebt in der Schweiz und in Frankreich, wo sie unter erschwerten klimatischen Bedingungen zauberhafte Gärten gestaltet. Nachhaltiges und genussvolles Gärtnern ist ihr ein großes Anliegen.« Sehenswerte Einblicke in Annette Lepples eigenes Gartenparadies gewährt ihre Webseite: http://www.personaleden.wordpress.com

Trocken-Helden

  • Naturnah gärtnern ohne gießen
  • von Simone Kern
  • Kosmos Verlag 2021 www.kosmos.de
  • Klappenbroschur
  • 170 Farbfotos
  • 2 Farbzeichnungen
  • 128 Seiten
  • Format: 25,3 cm x 19,4 cm
  • 20,00 €
  • ISBN 978-3-440-17088-5

Trocken-Helden

TROCKENHEITSTOLERANTE  SCHÖNHEITEN

Rezension von Ulrike Sokul ©

Keine Frage: Die klimatischen Bedingungen fürs Gärtnern haben sich deutlich verändert. Die vertrauten monatlichen Jahreszeitengewohnheiten sind unberechenbarer gewor- den, oft gibt es plötzliche Wechsel von kalten zu warmen, von nassen und sehr nassen bis zu trockenen und sehr trockenen Wetterlagen. Dies macht besonders Gehölzen mit flachen Wurzelsystemen (Fichten) Überlebensprobleme. Doch auch für Obstgehölze, viele Gemüsearten und Stauden wird es schwieriger. Einfach nur mehr zu bewässern ist keine nachhaltige Lösung für diese Probleme, denn Wasser ist kostbar und sollte nur dosiert beispielsweise, bei Aussaat und Anpflanzungen, regelmäßig zum Einsatz kommen.

Die Autorin verschafft uns zunächst einen komprimierten Überblick über die globalen Erwärmungsphänomene, Wetterextreme mit Hitze und Platzregen, veränderte Nieder-schlagsmengen usw. Anschließend betont sie die Notwendigkeit, äußerst verantwor-tungsvoll mit Wasser umzugehen.

Damit Regen leicht versickern kann und zugleich die unterirdischen Grundwasser- speicher füllt, sollten versiegelte Flächen im Garten minimiert werden. Dazu kann man beispielsweise bei Auffahrten und Wegen Sickerpflaster, Fugenpflaster oder Kiesflächen (selbstverständlich ohne versiegelnde Unterlagen) einsetzen. Wasser, das vor Ort versickert, dient dem Pflanzenwachstum und dem Grundwasserhaushalt. Zudem läßt sich Dachflächenwasser leicht in Regentonnen sammeln und später bei Bedarf zum Gießen verwenden. Wer genug Platz hat, kann sogar eine Regen-Zisterne integrieren.

Auch der Boden sollte durch standortgerechte Pflanzungen und strukturelle Gestaltung vor Austrocknung geschützt werden. Eine mehrschichtige Vegetationsdecke bietet Schatten und kühlende Blattverdunstungseffekte. Beiläufig ließe sich übrigens ebenfalls ein Ausgleich für das aufgeheizte Stadtklima schaffen, wenn auch die Innenstädte systematisch durchgrünt würden.

Offene Bodenbereiche des Gartens sollten wahlweise mit organischem Mulch (z.B. Kompost, Laub) oder wasserdurchlässigem Kies- oder Splitmulch bedeckt werden.

Einheimische und fremde Wildpflanzen, die in Extremlagen zuhause sind, haben Wege gefunden, mit kargen Lebensbedingungen und Wasserknappheit auszukommen. Man- che Pflanzen bilden tiefe Wurzeln – so kann der Natternkopf mit seinen bis zu 2,40 cm tiefen Wurzeln sogar in Sandböden überleben -; andere Pflanzen speichern Wasser und Energie in Rhizomen, Wurzelknollen, Zwiebeln oder in fleischigen Blättern, wie bei Dickblattgewächsen (Fetthennen-Arten, Hauswurz und Mauerpfeffer).

Weitere Pflanzen schützen ihre Blätter zusätzlich mit einer Wachsschicht oder feinen Härchen vor zu starker Sonneneinstrahlung und Hitze. Wer aufmerksam hinschaut, erkennt diese sinnvollen Ordnungen der Natur und kann von ihnen lernen.

Mit einer bunten Vielzahl solcher trockenheitsverträglichen Pflanzen beschreibt die Autorin verschiedene Beetgestaltungsmöglichkeiten – je nach Standort und vorhan- dener Bodenbeschaffenheit. So leselustwandeln wir durch Präriebeete, Steppenbeete, einen klassischen „Gravel Garden“ (Kiesgarten), Steinbeete, Natursteinmauern, mediterrane Beete, Sonnenterrassen, trockene Schattenbeete, Vorgärten und Hauszu- gänge, Rosenbeete, Dachbegrünungen, Wildblumenwiesen, Insektenbeete …

Anschließend folgen Hinweise zur schonenden Bodenbearbeitung, Mulchempfehlungen, gartenpflegerischen Maßnahmen und bedachtsamem Gießverhalten. Für junge Gehölz-pflanzungen empfiehlt sich eine Vertiefungsmulde mit Gießrand, weil sich dort Regen-wasser besser sammelt. Wenn dort gegossen wird, dann maximal zweimal wöchentlich großzügig, damit das Wasser in die Tiefe sickert und das Wurzelwachstum in tiefere Bodenschichten angeregt wird.

Bebilderte Pflanzeneinzelportraits stellen eine Anzahl von Gehölzen, Stauden, Gräsern und Zwiebelpflanzen vor, die zu den pflegeleichten Trockenhelden gehören. Eine ausge-wogene Kombination aus einheimischen und eingewanderten Pflanzen bietet ein gutes Blühangebot für die Insektenwelt, da sich in solchen lokal-globalen Pflanzenkombi- nationen Früh- und Spätblüher hervorragend ergänzen.

Dieser Gartenratgeber bietet detailreiche praktische Anleitungen zum Gärtnern angesichts zunehmender Trockenheitsphasen. Die Wissensvermittlung ist übersichtlich strukturiert und erweitert den ökologischen Horizont hinsichtlich der Zusammenhänge zwischen Klima, Boden, Wasser und Vegetation und animiert zur Einflußnahme auf das Kleinklima im eigenen Garten.

Die vielen attraktiven Fotos von Pflanzkombinationen und Beetgestaltungen wecken unmittelbare Lust, neue botanische Bekanntschaften aus dem anschaulich darge- stellten Fundus trockenheits-toleranter Pflanzen in den Garten einzuladen.

Und da – trotz der Weniger-ist-mehr-Regel – ein bißchen Gießnachhilfe sein darf, zum Ausklang noch ein Hinweis auf den idealen Gießzeitpunkt:

»Empfehlenswert sind die frühen, noch kühlen Morgenstunden. Dann sind Erde und Pflanzen noch feucht vom Tau. Da kann zusätzliches Wasser gut in den Boden ein-dringen. Blätter, welche beim Gießen nass geworden sind, werden ohne Problem in der milden Morgensonne trocknen.« (Seite 85)

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/garten/balkon-terrasse-zimmer/11601/trockenhelden

Die Autorin:

»Simone Kern studierte Landschaftsarchitektur und hat im Allgäu ihr eigenes Planungs-büro. Schwerpunkt ihrer vielfältigen Projekte sind naturnahe Gartenanlagen. Dabei sammelte sie langjährige Erfahrungen – stellte damit aber auch hautnah fest, dass sich durch den Klimawandel das Gartenleben massiv verändert. Darauf reagiert sie bei der Gestaltung von Gärten, in denen sich Menschen wohl und geborgen fühlen sollen. Auch Pflanzen und Tiere finden darin neue Lebensräume.
Draußen in der Natur, im eigenen Garten, beim Beobachten, beim Erfahren fremder und heimischer Landschaften – hier holt sie sich ihre Inspirationen.
Über ihre Tätigkeit als Landschaftsarchitektin hinaus engagiert sich Simone Kern seit langem zudem in ökologischen Projekten, insbesondre für den Schutz von Insekten. Ihr praktisches wie theoretisches Wissen gibt sie gerne in Workshops, durch Fachvorträge und Veröffentlichungen weiter.«

Querverweis zu weiteren empfehlenswerten Sachbüchern von Simone Kern:

Der antiautoritäre Garten/Gärten, die sich selbst gestalten“
Der antiautoritäre Garten
„Mein Garten summt/Ein Platz für Bienen, Schmetterlinge und Hummeln
Mein Garten summt
„Wilde Kübel – unkompliziert, naturnah und insektenfreundlich“ Wilde Kübel

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Wolken, Luft und Sterne

  • Von der Erde bis ins All
  • Text in Zusammenarbeit mit Juliette Einhorn
  • Illustrationen und Scherenschnitte von Hélène Druvert
  • Originaltitel: »Le Ciel«
  • Aus dem Französischen von Ursula Bachhausen
  • Gerstenberg Verlag, Juli 2021  www.gerstenberg-verlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • 40 Seiten, durchgehend farbig
  • mit Ausklappseiten und Lasercut-Scherenschnitten
  • Format: 25,5 x 36,5 cm
  • ISBN 978-3-8369-6133-2
  • 26,00 € (D), 26,80 € (A), 33,40 sFr.
  • Sachbilderbuch ab 8 Jahren

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VON  WINDGESCHWIND  BIS  LICHTGESCHWIND

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Das Sachbilderbuch „Wolken, Luft und Sterne“ spannt einen weiten Wissensbogen von den mythologischen Himmelsvorstellungen der alten Ägypter, Griechen und Maya bis zu moderner Weltraumerkundungstechnik.

Neben der anschaulichen Beschreibung der unterschiedlichen Erdatmosphären- schichten (Troposphäre, Stratosphäre, Mesosphäre, Thermosphäre, Exosphäre) werden viele Themen, die mit den „Luftetagen“ unseres Lebensraumes in Zusammenhang stehen, dargestellt; so u.a. die Wolkenarten und Niederschlagsformen (Eiskristalle, Regen, Schnee), die Entstehung des Windes und verschiedene Windarten bis hin zum Tornado, Gewitter, Blitz und Donner sowie das Phänomen des Regenbogens, die Windbe-stäubung von Pflanzen und der Vogel- und Insektenflug.

Wolken, Luft und Sterne Wolkentypen mit Sonne

Illustration von Hélène Druvert © Gerstenberg Verlag 2021

Wolken, Luft und Sterne Wolkentypen

Illustration von Hélène Druvert © Gerstenberg Verlag 2021

Ein Kapitel widmet sich der Eroberung des Luftraumes durch den Menschen ab dem Jahr 1783 mit Hilfe diverser Luftschiffe (Montgolfière, Zeppelin), der Erfindung von Fallschirm und Gleitfallschirm (Parafoil), des ersten motorisierten Flugs der Brüder Wright 1903 bis hin zum Flyboard Air aus dem Jahr 2016.

Weitere Kapitel befassen sich mit dem Mond, der Entstehung von Mond- und Sonnen-finsternissen, den Polarlichtern, Sternschnuppen, dem Sonnensystem, den Sternbildern und der astronomischen Kartierung des Himmels, dem natürlichen Treibhauseffekt und dem durch menschlich-industrielle Einwirkung verstärkten Treibhauseffekt und möglichen Gegensteuermaßnahmen durch erneuerbare Energiequellen.

Die didaktische Darstellung dieser durchaus komplexen Themen ist sehr eingängig und kindgemäß verständlich. Als gutes Beispiel möge nachfolgendes Zitat dienen, in dem erklärt wird, warum uns Sonne und Mond gleich groß erscheinen.

»Der Mond ist 400-mal kleiner als die Sonne, aber auch 400-mal näher an der Erde. Daher wirken Sonne und Mond von der Erde aus gesehen gleich groß.«

Die ebenso attraktiven wie aussagekräftigen Illustrationen mit ihren aufklappbaren Seiten und filigranen Scherenschnitten unterstützen den Lerneffekt durch klare Struk- turierung und den optischen Eindruck räumlicher Perspektive. Bemerkenswert ist zudem die großformatige, hochwertige Ausstattung und sehr reizvolle visuelle Gestaltung aller angesprochenen Themen, die ein gelungenes Beispiel analoger Bilderbuchanimation im Papierformat bieten.

Über den reinen Informationsgehalt hinaus vermittelt dieses Sachbilderbuch eine recht anschauliche Ahnung von der Weite des Himmelsraumes, von faszinierenden natür- lichen Kreisläufen und Wechselwirkungen, aber auch vom empfindlichen Gleichgewicht der Erdatmosphäre, die uns unser Leben erst ermöglicht.

Es ist ein Vergnügen, dieses wissenswerte Sachbilderbuch zu betrachten und zu lesen und daran erinnert zu werden, welch ausgewogene Architektin Mutter Natur ist. Es bleibt zu hoffen, daß der hier ebenfalls beeindruckend dargestellte technische Fort- schritt hinsichtlich Raumfahrt und Raumerforschung geistig nicht den irdischen Boden unter den abgehobenen Füßen verliert.

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Sachbuch/Wolken-Luft-und-Sterne.html?noloc=1

Querverweis:

Hier entlang zu drei weiteren beachtenswerten Sachbilderbüchern, die Hélène Druvert illustriert hat:

ANATOMIE: Anatomie
EIN NEUES LEBEN ENTSTEHT: Ein neues Leben entsteht
OZEANE: Ozeane

Die Illustratorin:

»Hélène Druvert, ausgebildetet Textil-Designerin, ist seit ihrem Abschluss an der Ècole Duperreé, Paris, freiberuflich tätig. Sie lebt in Paris und im Baskenland, wo sie ihre Siebdruckwerkstatt hat. Perspektivische Scherenschnitte sind ein Schwerpunkt ihrer vielfältigen Tätigkeit.«

Die Autorin:

»Juliette Einhorn ist Dozentin für redaktionelles Schreiben an der Hochschule für Informationsberufe in Paris. Als freischaffende Redakteurin und Autorin mit den Schwerpunkten Kindersachbuch und Lifestyle ist sie für verschiedene Zeitschriften und Buchverlage tätig.«

Leselebenszeichen-Datenschutzerklärung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/datenschutzerklaerung/

Wunderwelt Wald

  • Text von Jan Paul Schutten
  • Illustrationen von Medy Oberendorff
  • Originaltitel: »Wonderbos«
  • Aus dem Niederländischen von Verena Kiefer
  • Gerstenberg Verlag, Januar 2022 www.gerstenberg-verlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 24,5 x 32,5 cm
  • 80 Seiten
  • durchgehend farbig
  • 22,00 € (D), 22,70 € (A), 29,50 sFr.
  • ISBN 978-3-8369-6138-7
  • Sachbilderbuch ab 8 Jahren

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DEN  WALD  SEHEN  LERNEN

Sachbilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

In elf Kapiteln führt das Sachbilderbuch „Wunderwelt Wald“ durch die botanische, zoologische und ökologische Welt des Waldes. Das zwölfte Kapitel bietet die Möglichkeit, die korrekte visuelle und namentliche Zuordnung einiger zuvor kennengelernter botanischer und zoologischer Spezies noch einmal zu überprüfen.

Jedes Kapitel beginnt mit  einer Doppelseite, welche eine sehr detailreiche Bleistiftzeich-nung eines Waldstücks zeigt. Lassen wir dort unseren Blick geduldig wandern, ent- decken wir neben pflanzlichen Einzelheiten nach und nach diverse verborgene Tiere. Dieser Waldwimmelbild-Sehschulung folgt eine  Doppelseite mit einem Text, der sich dem jeweiligen Kapitelthema widmet.

Wunderwelt Wald Wimmelbild

Illustration von Medy Oberendorff © Gerstenberg Verlag 2022

Die verschiedenen Kapitel thematisieren u.a. Artenvielfalt, Baumwachstumsbesonder-heiten, Photosynthese, die Bedeutung von Bäumen für das Klima, die Sprache von Pflanzen und Insekten, Winterschlafvariationen, den Kreislauf der Jahreszeiten, eßbare Waldpflanzen sowie Spiel- und Bastelanregungen mit Naturmaterialien aus dem Wald.

Auf den Fließtext folgt eine weitere Doppelseite mit mehreren farbigen Einzelzeich- nungen und kurzen ergänzenden Detailerläuterungen zum jeweiligen Kapitelthema.

Wunderwelt Wald Detailbild

Illustrationen von Medy Oberendorff, Texte von Jan Paul Schutten © Gerstenberg Verlag 2022

Die Texte von Jan Paul Schutten sind in einem heiteren, lockeren und gelegentlich auch durchaus kindgemäß ironisierenden Plauderton geschrieben, der Kindern gleichwohl anschaulich, sachkundig und eingängig ökologische Zusammenhänge und naturwissen-schaftliche Details sowie Wertschätzung für die Natur vermittelt. Die didaktisch bemer-kenswert geschickte Darstellung des Stoffes ist auf animierende Weise sehr lehrreich.

Die Zeichnungen von Medy Oberendorff sind naturalistisch präzise und zugleich stim-mungsvoll. Da in jedem Kapitel eine überschaubare Anzahl von Pflanzen und Tieren präsentiert wird, ist es kinderleicht, die Bestimmung dieser Arten zu lernen. Im besonderen Maße faszinierend sind die Schwarz-Weiß-Wimmelbildseiten, die Kindern einen attraktiv-geheimnisvollen visuellen Spielraum zum Entdecken bieten und ihnen einen sensibilisierenden Blick für die Natur und ihre staunenswerten Lebewesen eröffnet.

Es liegt nahe, nach dem Bücherblättern einen Waldspaziergang zu machen und vertraute Naturbekanntschaften aus diesem Sachbilderbuch nun in der Wirklichkeit wiederzufinden.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Sachbuch/Wunderwelt-Wald.html?noloc=1

Der Autor:

»Jan Paul Schutten, 1970 geboren, studierte Kommunikationswissenschaft in Utrecht. Heute ist er ein preisgekrönter Sachbuchautor. Zweimal wurde Schutten mit dem Goldenen Griffel ausgezeichnet. Sein internationaler Bestseller „Evolution oder Das Rätsel  von allem, was lebt“ war u.a. für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.«

Die Übersetzerin:

»Verena Kiefer, geboren in Saarbrücken, arbeitete als Buchhändlerin, bevor sie Literatur- und Sprachwissenschaft studierte. Seit 1997 ist sie freie Übersetzerin und inzwischen auch Lehrbeauftragte für Niederländisch an der Universität Siegen.«

Die Illustratorin:

»Medy Oberendorff, geboren 1975 in den Niederlanden, hat an der Maastrichter Akademie der Bildenden Künste ihren Master in Wissenschaftlicher Illustration absolviert. Ihr Markenzeichen sind realistische und dabei sehr atmosphärische Bilder der Tier- und Pflanzenwelt«

Querverweis:

Hier entlang zu einem weiteren von Medy Oberendorff gekonnt illustrierten naturkundlichen Sachbilderbuch „Die wunderbare Welt der Insekten“: Die wunderbare Welt der Insekten

Leselebenszeichen-Datenschutzerklärung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/datenschutzerklaerung/

 

Mein Garten summt!

  • Ein Platz für Bienen, Schmetterlinge und Hummeln
  • von Simone Kern
  • KOSMOS Verlag 2017 www.kosmos.de
  • Klappenbroschur
  • Format: 241 x 171 mm
  • 128 Seiten
  • 190 Farbfotos
  • 16,99 €
  • ISBN 978-3-440-15270-6

Mein Garten summt

L E B E N S R Ä U M E   S C H A F F E N

Rezension von Ulrike Sokul ©

Wer seinen Garten oder Balkon, ja, selbst nur eine Fensterbank insektenfreundlich gestalten möchte, findet in diesem Ratgeber gute und übersichtliche Anleitungen. Nach einer kurzen Einführung in die Relevanz der Insekten, ihrer bedeutenden Rolle für natürliche Nahrungsketten und ökologische Stoffkreisläufe sowie des Bestäubungs-dienstes für viele unserer Nahrungspflanzen geht die Autorin auf verschiedene Garten-typen von städtischer bis ländlicher Umgebung ein.

So reicht der Radius tatsächlich von einfachen Fensterbänken bis hin zu Kübeln, Balkonen, mobilen Gärten, Minigärten, Dachgärten, naturnahen Gärten, Staudengärten, Wiesen und Streuobstwiesen.

Für alle Gartentypen werden standortgerechte Pflanzen empfohlen sowie Anregungen zu Gestaltungselementen mit Steinen, Totholzelementen und Wasserstellen gegeben. Es ist wichtig, möglichst einheimische Pflanzen zu wählen, die samenfest sind. Besonders ist auf ungefüllte Blüten zu achten, da nur diese nicht überzüchteten Blüten genug Pollen und Nektar anbieten und zudem für alle Insekten gut zugänglich sind.

Generell sollte der Garten nicht steril aufgeräumt sein, sondern Wildnis bewahren. Bei-spielsweise fördert es nicht nur die Humusbildung, sondern auch die Überwinterungs-chancen diverser Insekten und Mikroorganismen, wenn das Laub liegen bleiben darf – gegebenenfalls auch zu Laubhaufen zusammengerecht. Auch abgeblühte Stauden sollten über Herbst und Winter hinweg stehen bleiben dürfen, da dort ebenfalls oft Insektennachwuchs wohnt.

»Größtmöglicher Strukturreichtum in Kombination mit standortgerechten, heimischen Pflanzen ist die beste Grundlage für Insektenvielfalt.« (Seite 50)

Trockenmauern, Lese-Steinhaufen, Kräuterspiralen, Tot- und Bruchholzhaufen, Mulch- oder Kieswege (selbstverständlich ohne Plastik- oder Unkrautvliesunterlage), Kompost-haufen, Benjes-Hecken und offene, pflanzenfreie Bereiche mit Kies, Lehm und/oder Sandangebot bieten abwechslungsreiche Strukturen, die für Insekten anziehend sind. Ergänzt werden diese Hinweise mit Empfehlungen für selbstgebaute Insektenhotels aus Halmen, Strangfals-Ziegeln und Hartholz.

Es versteht sich wohl von selbst, daß der Einsatz von Giften absolut tabu ist und daß bei der Auswahl der Pflanzen auf samenfeste Arten geachtet werden sollte, damit ein natür-licher Vegetationszyklus stattfinden kann.  

Im Anschluß an die vielfältigen insektenfreundlichen Gartengestaltungsanregungen folgen  bebilderte Kurzportraits von Bienen, Hummeln, Wespen, Schmetterlingen, Libellen und Käfern, damit man seine zukünftigen sechsbeinigen Gäste auch erkennen und benennen kann. Zusätzlich gibt es weiterführende Hinweise auf Bezugsquellen für biologisches Saatgut, Stauden und Gehölze sowie auf Naturschutzorganisationen und ergänzende Literatur zu Insekten, zum Imkern und naturnahem Gärtnern. 

Simone Kerns Gartenratgeber „Mein Garten summt!“ bietet eine infor- mative und animierende Einführung ins insekteneinladende Gärtnern auf kleinem und großem Raum. Attraktive Fotos veranschaulichen ebenso die natürliche Schönheit von Pflanzen und Insekten wie die vielfältigen Mög-lichkeiten gärtnerischen Gestaltens zugunsten der Natur. So kann jeder seinen ökologischen Mosaikstein zum Insektenschutz und zu einem wirklich lebendigen Garten beitragen.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/garten/gartengestaltung/8183/mein-garten-summt

Eine thematisch vertiefende, jahreszeitlich und monatlich strukturierte Ergänzung ist zudem Simone Kerns Jahresplaner „Mein Garten summt“:

  • KOSMOS Verlag Mein Garten summt - Der Jahresplaner
  • 1. Auflage 2019
  • Klappenbroschur
  • Format: 241 x 172 mm
  • 112 Seiten
  • 173 Farbfotos
  • 16,99 €
  • ISBN: 978-3-440-16320-7

Hier entlang zum Jahresplaner nebst Leseprobe:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/garten/gartenjahr-aussaattage/10122/mein-garten-summt-der-jahresplaner

 Die Autorin:

»Simone Kern studierte Landschaftsarchitektur und hat im Allgäu ihr eigenes Planungsbüro. Schwerpunkt ihrer vielfältigen Projekte sind naturnahe Anlagen. Ein besonderes Anliegen ist ihr dabei die Schaffung von Gärten, in denen sich Menschen wohl und geborgen fühlen. Aber vor allem auch Pflanzen und Tiere sollen darin neue Lebensräume finden. Viel draußen in der Natur und im eigenen Garten sein, beobachten, Landschaften erfahren – hier holt sie sich ihre Inspiration.
Darüber hinaus engagiert sich Simone Kern seit langem im Rahmen des überregionalen „Netz- werks Blühende Landschaft“ ( https://bluehende-landschaft.de/ ) mit konkreten Projekten, insbesondere für den Schutz von Insekten. Ihr praktisches wie theoretisches Wissen gibt sie gerne in Workshops, durch Fachvorträge und Veröffentlichungen weiter.«

Querverweis:

Als nützliche Bereicherung empfehlen sich noch folgende Sachbücher von Simone Kern:
Wilde Kübel, unkompliziert, naturnah, insektenfreundlich Wilde Kübel
Der antiautoritäre Garten/Gärten, die sich selbst gestalten Der antiautoritäre Garten

Leselebenszeichen-Datenschutzerklärung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/datenschutzerklaerung/

Die verlorenen Zaubersprüche

  • Text von Robert Macfarlane
  • Illustrationen von Jackie Morris
  • Originaltitel: »The Lost Spells«
  • Aus dem Englischen von Daniela Seel
  • NATURKUNDEN Nr. 77 www.naturkunden.de
  • Verlag Matthes & Seitz,  2021 www.matthes-seitz-berlin.de
  • gebunden mit Lesebändchen
  • Fadenheftung
  • Format: 18 x 12,5 cm
  • 120 Seiten
  • 22,00 € (D), 22,70 € (A)
  • ISBN 978-3-7518-0208-6

DIE VERLORENEN ZAUBERSPRÜCHE Titelbild
N A T U R S T I M M E N

Rezension von Ulrike Sokul ©

Wie bereits im großformatigen, natur- und sprachmagischen Vorgängerbuch „Die verlorenen Wörter“ (siehe meine Besprechung vom 4.4. 2019: Die verlorenen Wörter ) kultivieren der Autor Robert Macfarlane und die Illustratorin Jackie Morris auch in „Die verlorenen Zaubersprüche“ die poetische Anrufung der Natur. Diesmal wurde ein kleines handliches Buchformat gewählt, das sich gut dazu eignet, bei Spaziergängen in die Natur mitgenommen zu werden.

Doch zunächst eröffnet schon das Buch selbst einen geistigen Raum für eine buchstäb-liche Einstimmung in die Erscheinungsformenvielfalt der Natur. Auf den Vorsatzblättern tummeln sich Motten in farben- und musterfreudigen Flügelkleidern, das kurze ein-leitende Vorwort wird von der Zeichnung einer singenden Amsel begleitet, und auf der nächsten Doppelseite schauen wir einem Rotfuchs in die wilden Augen.

So ist denn auch der Rotfuchs das erste Geschöpf, welches hier zu Menschenwort kommt. Einfühlsam nimmt der Autor – soweit dies menschenmöglich ist – eine Fuchs-perspektive ein, um dem füchsischen Wesen lyrischen Ausdruck zu geben.

Wir blättern weiter zu Gänseblümchen, Dohle, Eichelhäher, Ginster, Mauerseglern, Stieglitz, Eiche, Schneehase, Schleiereule, Brachvogel, Reiher, Kegelrobbe, Tölpel, Grasnelke, Buntspecht, Buche, Schwalbe, Weißbirke … Im Anschluß an diesen vielsaitigen Chor der Natur findet sich ein illustriertes Glossar der 64 Naturwesen, deren Stimmen und Gestalten in diesem Buch imaginiert werden.

Diese poetischen Anrufungen, Bewunderungen, ja, Beschwörungen stehen in der literarischen Tradition der magischen Vorstellung, daß die Benennung eines Wesens, dieses Wesen ins Hiersein ruft. Im Vorwort wird betont, daß die geneigten Leser diese Zaubersprüche laut aussprechen oder singen sollten. »Um einen Zauber zu wirken, muss man ihn laut sprechen oder singen.«

Die naturpoetischen Texte verfügen über Sprachmelodie und Rhythmus, gelegentlich wird gereimt, manchmal wird die Versform des Akrostichons genutzt. An dieser Stelle ein CHAPEAU für die Übersetzerin Daniela Seel, der die Übertragung dieses Sprachklangs ins Deutsche kongenial gelungen ist.

Die im Buche auftretenden Tiere und Pflanzen werden von der Illustratorin Jackie Morris gleichermaßen botanisch-zoologisch naturalistisch und szenisch stimmungsvoll einge-fangen.

„Die verlorenen Zaubersprüche“  bieten mit der Kombination aus sprachmelodischem, naturmagischem Text und zahlreichen ausdrucksvoll-schönen, oft doppelseitigen Bildern eine Schule des Hörens, Sehens und Staunens und eine atmende Einladung, sein Herz für die Natur zu öffnen und sich zu besinnen, daß kein Mensch losgelöst von der Natur wirklich leben kann.

Nach all dem geheimnisvollen Spurenlesen, Blätterflüstern, Rindenblicken, Blütenstaub und Flügelschwung bleibt mir nur noch übrig, wieder meinen lobeshymnischen Refrain auf die wertvolle buchgestalterische Qualität der von Judith Schalansky heraus- gegebenen Reihe NATURKUNDEN zu singen. „Die verlorenen Zaubersprüche“ sind auf schmeichel-griffigem 120g/m² Papier gedruckt, Fadenheftung und Halbleinenbindung garantieren Langlebigkeit – da lohnt sich bibliophile Sammellust. 

PS:
Bei allem redlichen Bemühen bleibt es eine schwierige Gratwanderung, als Mensch die menschlichen Grenzen des Sehens, Fühlens und Erkennens zu überschreiten und den Geschöpfen der Natur eine wahrhaftige Stimme zu verleihen. Menschliche Naturverbun-denheit enthält stets ganz unvermeidlich wohl mehr als nur eine Prise anthropo- zentrischer Projektion. Gleichwohl ist die poetische Anregung, sich der Natur auch sprachlich zu näheren, ein möglicher Wegweiser zu einem umfassenderen Mit- und Lebensgefühl.


Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/die-verlorenen-zaubersprueche.html?lid=9

Hier entlang zum informativen und sehenswerten englischen Buchwerbefilmchen:
https://www.youtube.com/watch?v=7aDLTMb3ax8
Hier entlang zu einer englischen Rezension, die auch viele Illustrationen zeigt:
https://www.themarginalian.org/2020/11/21/the-lost-spells-macfarlane-morris/
Hier schauen wir der Illustratorin und dem Autor beim kreativen Gestalten über die Schultern:

Der Autor:

»Robert Macfarlane, 1976 in Nottinghamshire geboren, lehrt Literaturwissenschaft in Cambridge, ist Essayist und Kritiker und gilt als wichtigster britischer Autor des Nature Writing. Bei Matthes & Seitz Berlin sind bislang „Karte der Wildnis“, „Alte Wege“ und „Die verlorenen Wörter“ erschienen. Letzteres wurde mit dem BAMB Beautiful Book Award 2017 sowie als Hay Festival Book of the Year und als The Sunday Times Top Ten Bestseller ausgezeichnet.«

Die Übersetzerin:

»Daniela Seel, 1974 in Frankfurt am Main geboren, ist Verlegerin des unabhängigen Verlags kookbooks, Übersetzerin und Lyrikerin. Zuletzt erschien ihr Gedichtband „Auszug aus Eden“ (Verlag Peter Engstler). Daniela Seel lebt in Berlin.«

Die Illustratorin:

»Jackie Morris, 1961 in Birmingham geboren, lebt als freie Autorin und Künstlerin in Wales. Ihre Illustrationen zu „Die verlorenen Wörter“ wurden mehrfach ausgezeichnet und brachten dem Buch u. a. den von britischen Buchhändlern vergebenen Titel Schönstes Buch des Jahres ein.«

Querverweis:

„Die verlorenen Zaubersprüche“ ergänzen sich selbstverständlich mit dem thematisch dazugehörigen Vorgängerbuch von Robert Macfarlane und Jackie Morris „Die verlorenen Wörter“: Die verlorenen Wörter
Außerdem bieten sich harmonisch bereichernd Andreas Webers empathiesophische, sprachempfindsame Naturkunde „Alles fühlt“: Alles fühlt und seine „Minima Animalia“ an: Minima Animalia
Für Kinder eignet sich ergänzend Antje Damms Bilderbuch Was wird aus uns? Nachdenken über die Natur: Was wird aus uns? Nachdenken über die Natur


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Trolle, Wichtel, Pixies und Waldwesen aus aller Welt

  • Text und Illustration von Malin Neumann
  • BOHEM Verlag 2020  www.bohem-verlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 20 x 28,4 cm
  • 52 Seiten
  • vollfarbig
  • 18,95  € (D), 19,50 (A), 25,50 sFr.
  • ISBN 978-3-95939-078-1
  • Bilderbuch ab 5 Jahren

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B A U M L E B E W E S E N

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Gesichter in Baumrinden, Blätterraschelworte, Licht- und Schattenspiele, die flüchtige Gestalten erscheinen lassen, welche beim genauen Hinsehen wieder verschwunden sind und dennoch den Eindruck hinterlassen, daß uns da für einen Zauberaugenblick mehr als das Offensichtliche erschienen ist – so führt Malin Neumann mit den einleitenden Zeilen ihres Bilderbuches Kinder sogleich atmosphärisch in die Natur und gleichsam zur Wahrnehmungsschwelle zwischen sichtbarem und unsichtbarem Leben.

In allen Kulturen gibt es Legenden und Überlieferungen, die von kleinen und großen naturmagischen Wesen und Naturgöttern berichten. Malin Neumann hat solche Legenden und Überlieferungen aus aller Welt zusammengetragen und erzählt sie in kindgemäß komprimierter Bündelung nach. Stilistisch sind diese Texte jedoch im Gegensatz zum Einstimmungs- und Ausklangstext weitgehend eher informativ-sachlich-lexikalisch formuliert – ob diese Kurzbeschreibungen Kinder emotional ansprechen sei dahingestellt.

Waldwesen SKOVNISSE

Copyright © Bohem Press, Illustration: Malin Neumann

Zwischen PAN und PIXIES begegnen wir u.a. den CANOTILAS (kleine Baumbewohner) der nordamerikanischen Indianer, der YOSHINBO (Pflanzenmutter) und dem LUPUNA (Weltenbaum) aus dem Amazonas-Regenwald, dem perfekt getarnten GHILLIE DHU aus Schottland, der verirrten Kindern den Weg aus dem Wald zeigt, und dem dänischen SKOVNISSE, der seine Wohnhöhle gerne unter den Wurzeln alter Buchen einrichtet; wir erspähen den scheuen YEREN aus den chinesischen Bergwäldern, den gestaltwand- lerischen LESHY, den Schutzgeist aller Tiere und Pflanzen der sibirischen Kiefernwälder, und die japanischen KODAMA, zarte Baumgeister, die gerne außergewöhnlich geformte Bäume bewohnen und die von den Menschen durch kleine Steintafeln an den Baum- wurzeln geachtet und gewürdigt werden.

Malin Neumann gibt den zahlreichen Waldwesen und Naturgeistern mit zartfühlender Transparenz und einigen Prisen Humor zeichnerische Gestalt. Die Naturkulisse paßt sie einfühlsam den unterschiedlichen Landschaftsgegebenheiten an und gibt damit den jeweiligen Waldwesen heimatlichen Raum. Die letzte Doppelseite zeigt zudem auf einer Weltkarte eine Übersicht der zuvor vorgestellten Naturgeister.

Waldwesen FENGHUANG

Copyright © Bohem Press, Illustration: Malin Neumann

Es erscheint mir wünschenswert, Kindern die Natur nicht nur biologisch, ökologisch und materiell nahe zu bringen, sondern ihnen auch eine Ahnung von der Beseeltheit der Natur zu vermitteln oder gegebenenfalls zu bestätigen. Dieses Bilderbuch verschafft Kindern einen unaufgeregten Zugang zu archetypischen Wesen, appelliert an Achtsam-keit gegenüber der Natur und regt dazu an, die Wirklichkeit auch mit den inneren Sinnen wahrzunehmen.

„So ein Baum ist leise, sanft und langsam – niemals wird einer lautstark Hilfe einfordern.
Sei gut zu ihm.“

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite: https://www.bohem.ch/katalog/trolle-wichtel-pixies-und-waldwesen-aus-aller-welt/

Die Autorin und Illustratorin:

»Malin Neumann, geb. 1995, wuchs im Ruhrgebiet auf und studiert Design mit den Schwerpunkten Mediendesign und Illustration an der MSD Münster. Beim Illustrieren liebt sie den Moment, wenn gezeichnete Figuren anfangen vom Papier zurückzublicken und freut sich besonders über Regentage – die beste Zeit für kreatives Arbeiten. Sie lebt und arbeitet in Münster.« http://malin-neumann.de/

Waldwesen-PIXIE mit Geige

Copyright © Bohem Press, Illustration: Malin Neumann

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Der lange Atem der Bäume

  • Wie Bäume lernen, mit dem Klimawandel umzugehen –
  • und warum der Wald uns retten wird,
  • wenn wir es zulassen
  • von Peter Wohlleben
  • LUDWIG Verlag, Juli 2021 http://www.ludwig-verlag.de
  • gebunden, mit Schutzumschlag
  • Format: 12,5 x 20 cm
  • 256 Seiten
  • 22,00 € (D), 22,70 € (A), 30,90 sFr.
  • ISBN 978-3-453-28094-6
Der lange Atem der Baeume von Peter Wohlleben

Der lange Atem der Baeume von Peter Wohlleben

WILDNISWÄLDER  WACHSEN  LASSEN

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Bäume und Wälder spielen eine Schlüsselrolle für das Weltklima und für das lokale Klima. Die beste Klimaleistung hinsichtlich intakter Bodenporen und Wasserspeicher- kapazität sowie Co₂-Speicherung, Luftfilterung, Regenregulierung und Verdunstungs- kühlung bieten Urwälder, in die der Mensch sich so wenig wie nur möglich einmischt.

Laubwälder mit einheimischen Buchen und Eichen, die zudem noch ein natürliches hohes Alter erwachsen dürfen, wirken ebenfalls ausgleichend und wasserhaushalterisch und kommen mit gestiegenen Temperaturen und längeren Trockenphasen besser zurecht als etwa Nadelbaummonokulturen.

Der deutsche Wald verfügt jedoch nur in geringem Umfange über natürlich gewachsen- en Baumbestand. Der Großteil unserer Wälder besteht aus Baumplantagen mit nicht standortgemäßen Nadelbäumen (Fichten und Kiefern), die in Hinsicht auf schnellen Holzertrag angelegt werden und die inzwischen nach mehreren sehr trockenen Sommern massenhaft absterben. Tonnenschwere Erntemaschinen beschleunigen die Holzfällarbeit, aber sie zerstören nachhaltig die Bodenporen, der Boden verdichtet sich und verliert dauerhaft die Fähigkeit zur Wasserspeicherung. 

Als Ausgleich für die Nadelholzverluste durch Trockenschäden wird nun vermehrt in den letzten Restbeständen der alten Laubwälder Holz eingeschlagen. So stirbt der Wald gleich zweimal.

Dabei sind gerade die alten Laubbäume wesentlich anpassungsfähiger und im Vergleich zu den Bäumen aus monokultureller Massenbaumhaltung auch genetisch vielfältiger. Bäume können sich an Veränderungen hinsichtlich Trockenheit und Temperatur an- passen und ihre Lebenserfahrung und ihr Anpassungsverhalten an die nächste Gene-ration weitergeben. Da keimt die berechtigte Hoffnung, daß die Natur sich sehr gut selbst zu helfen weiß, wenn der Mensch sie nicht durch schädliche Eingriffe daran hindert.

Eindringlich schildert Peter Wohlleben, wie überlebenswichtig der Erhalt der noch vor-handenen alten Laubwälder und ihrer komplexen Lebenskreisläufe ist. Zudem ist die Kohlenstoffspeicherleistung des Waldbodens in Wäldern mit alten Bäumen wesentlich größer als ins Plantagen mit kurzlebigen Bäumen.

Die Suche nach Baumsorten aus trockeneren Weltgegenden, die dann wieder unheimisch hier in Plantagen gepflanzt werden, ist keine nachhaltige Lösung. Auch wenn medienwirksame Baumpflanzaktionen wie beispielsweise mit Douglasien vordergründig als klimaaktivistischer Naturschutz erscheinen.

Anschaulich listet Peter Wohlleben die tradierten Fehler der konventionellen Forstwirt-schaft auf, beklagt naturschädliche Fördergeldvergaben, die nicht verpflichtend und kontrolliert an nachhaltige Umweltstandards gebunden sind, und berichtet von wissen-schaftslobbyistischen Manipulationen, die ausgerechnet Baumfällungen und Holzver-feuerung als klimafreundlich und Co₂-neutral darstellen.

Peter Wohlleben plädiert durchaus für mehr Aufforstungen, aber nach naturverträg- lichen Kriterien. So regt er beispielsweise eine natürliche Wiederbewaldung ohne menschliche Beeinflussung an und die Verbreitung von Agroforstsystemen, in denen Bäume und Nutzpflanzen gemeinsam wachsen. Außerdem plant er gemeinsam mit Professor Pierre Ibisch die Einrichtung eines neuen Studiengangs „Ökologische Waldbewirtschaftung“.

Auch auf das Thema Fleischproduktion und den damit einhergehenden Flächenbedarf geht der Autor ein und empfiehlt eine generelle Reduktion des Fleischkonsums. Als Hilfe beim Ausstieg aus der industriellen Massentierhaltung, könnte man Landwirten, die einen Teil ihrer Flächen wieder zu Wald werden lassen, pro Hektar und Jahr einen finan- ziellen Ausgleich bieten, der ein besseres Einkommen generiert als der krankhafte Preis- wettbewerb um Billigfleisch. So könnte der Landwirt gewissermaßen auf Klimawirt umschulen.

Ein möglichst naturbelassener Wald ist die beste und erprobteste Klimaanlage. Und selbst ein einzelner Baum – gerne auch ein Obstbaum -, den Sie in Ihrem Garten wach- sen lassen, beeinflußt das lokale Klima positiv, und besonders in der Stadt würden deutlich mehr Straßengrün und Alleen einen wertvollen Beitrag zur Abkühlung, zum Wasserhaushalt und zur Artenvielfalt leisten.

Kurz gesagt: Waldschutz muß vor Holznutzung stehen! Und wir müssen wesentlich mehr Bäume ihr von der Natur vorgesehenes Alter von bis zu mehreren Jahrhunderten erreichen lassen!

„Wir müssen den Nutzungsdruck auf die Natur senken, müssen den Wald verstärkt sich selbst überlassen und sowohl Forstwirtschaft als auch Jagd zurücknehmen.“ (Seite 141)

Peter Wohlleben kritisiert sehr deutlich die aktuellen politischen Fehlsteuerungen und richtet einen ebenso deutlichen Appell an die Politik, neue wissenschaftliche Erkennt- nisse zur ökologischen Waldbewirtschaftung und der Selbstheilungskompetenz der Natur nicht mehr zu ignorieren oder gar als evidenzlos zu diffamieren. Leider fehlt an dieser Stelle eine kritische Auseinandersetzung mit dem massiven Flächenverbrauch durch Windkraftanlagen.

Der Autor versteht es, eine beachtliche Wertschätzung für die Natur zu vermitteln. Auch sein neuestes Buch bietet wieder eine ebenso einprägsame wie faszinierende Kombina-tion aus fundiertem Fachwissen, praktischer Erfahrung und lebhaftem Naturschutz- engagement sowie einfühlsamer und achtsamer Beziehung zur Natur. Das ist ökolo- gische Bewußtseinsbildung mit Herz und Verstand. So kann man Menschen aufklären, sensibilisieren und aktivieren und sie hoffnungsvoll mit dem Atem der Bäume verbinden.

Hier entlang zum BUCH und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Der-lange-Atem-der-Baeume/Peter-Wohlleben/Ludwig/e515831.rhd

Und wer den akustischen Weg der Auditüre bevorzugt, kann sich mit der ungekürzten Hörbuchfassung, gelesen von Peter Kaempfe, beschäftigen. Hier entlang zum HÖRBUCH und zur HÖRPROBE:
https://www.penguinrandomhouse.de/Hoerbuch/Der-lange-Atem-der-Baeume/Peter-Wohlleben/der-Hoerverlag/e595235.rhd

PS:
Nur eine sprachstilistische Angelegenheit habe ich zu kritisieren: Wenig amüsiert haben mich die vorgeblich geschlechtergerechten Formulierungen etwa die zwar modische, aber sprachlich falsche Benutzung des Partizips Präsenz. Da wimmelt es im Text leider von Waldbesitzenden, Forschenden und Studierenden. Diesen Gerechtigkeits-Etiketten- schwindel nenne ich Buchstabenverschwendung ohne sozialen Mehrwert.

Der Autor:

»Peter Wohlleben, Jahrgang 1964, wollte schon als kleines Kind Naturschützer werden. Er studierte Forstwirtschaft und war über zwanzig Jahre lang Beamter der Landesforstver- waltung. Heute arbeitet er in der von ihm gegründeten Waldakademie in der Eifel und setzt sich weltweit für die Rückkehr der Urwälder ein. Er ist Gast in zahlreichen TV-Sendungen, hält Vorträge und Seminare und ist Autor von Büchern zu Themen rund um den Wald und den Naturschutz. Mit seinen Bestsellern „Das geheime Leben der Bäume“, „Das Seelenleben der Tiere“, „Das geheime Netzwerk der Natur“ und „Das geheime Band zwischen Mensch und Natur“« hat er Menschen auf der ganzen Welt begeistert. Seit 2019 erscheint das Magazin „Wohllebens Welt“. Für seine emotionale und unkonventionelle Wissensvermittlung wurde ihm 2019 die Bayerische Naturschutzmedaille verliehen. 350.000 Menschen sahen im Kino den 2020 erschienenen Film zum gleichnamigen Buch „Das geheime Leben der Bäume“.« https://www.wohllebens-waldakademie.de/

Querverweis zu fünf weiteren wissenswerten Werken von Peter Wohlleben:

Das geheime Band zwischen Mensch und Natur
Das geheime Band zwischen Mensch und Natur

Das geheime Leben der Bäume  Das geheime Leben der Bäume
Das geheime Netzwerk der Natur Das geheime Netzwerk der Natur
Die Geheimnisse der Natur  Geheimnisse der Natur
Das Seelenleben der Tiere  Das Seelenleben der Tiere

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Sternflüstern

  • Die Geschichte eines Neuanfangs
  • von Paula Carlin
  • Roman
  • Diederichs Verlag, August 2021 www.diederichs-verlag.de
  • gebunden mit Schutzumschlag
  • 288 Seiten
  • Format: 12,5 x 20,0 cm
  • 18,00 € (D), 18,59 € (A), 25,90 sFr.
  • ISBN 978-3-424-35116-3

Sternflüstern

MOSAIKSTÜCKE UND LICHTBLICKE

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Irith arbeitet am Empfang eines kleinen Hotels in Berlin. Da sie über eine ausgeprägte künstlerische Ader verfügt, hat sie auch an der innenarchitektonischen Ausstattung der Hotelräume mitgewirkt. Gerald, der Inhaber und Direktor des Hotels, schätzt die kleinen Mosaiken und Collagen, die Irith aus allen möglichen Resten, Scherben und Naturfund-stücken gestaltet. Deshalb bittet er Irith, für die Wand der Hotelempfangshalle ein großes Mosaik zu kreieren. Dafür solle sie mit den von ihr bevorzugten Materialien arbeiten, außerdem mit den gesammelten Überbleibseln der Hotelgäste: Bonbon- papierchen, Eintrittskarten, Filmrollen, Knöpfe, Haarklammern, Schlüssel, Stadtplan- fetzen, Münzen usw…

Doch Irith ist noch von der schmerzlichen Trauer um den Verlust ihres langjährigen Freundes Lunis geschwächt und fühlt sich zudem der sehr großen Wandfläche nicht gewachsen. Lunis war ein Künstler, der filigrane, transparente Landschaften in Glas-objekte ritzte, und sie hatte ihn kennengelernt, als ihm auf seinem Handwerkermarkt-stand eine bunte Schale heruntergefallen war und er ihr spontan die Scherben schenkte. Damals entstand aus diesen Scherben ihr erstes Mosaik.

Die Beziehung zu Lunis wuchs – ausgehend von Freundschaft – in Liebe hinein. Dennoch lebten sie in räumlicher Distanz und stets nur phasenweise miteinander. Lunis weilte zumeist in seiner abgeschiedenen Waldhütte mit Wintergarten und Werkstatt, und Irith durfte ihn dort regelmäßig besuchen. Sein großes Bedürfnis nach Einsamkeit und Freiheit hatte er Irith von Anfang an deutlich gemacht, und auch seine weitgehende Verschwiegenheit über seine Vergangenheit mußte respektiert werden.

Irith fühlte sich trotz des nicht geteilten Alltags bei Lunis gut aufgehoben, er war Ent-decker, Freund, Ermutiger, Genießer des Einfachen, Horizontöffner, Liebhaber und musischer Mentor und regte sie zu mehr Eigenwilligkeit, künstlerischen Experimenten und unkonventionellem Selbstausdruck an. Solange er lebte, spielte die räumliche Ent-fernung keine Rolle. Irith und Lunis waren inspirativ verbunden, und für Irith war Lunis der vertraute Bezugsrahmen für ihre eigene Kreativität und beständige Aussicht auf Austausch und lange Nächte unter Sternenhimmel mit tiefen Gesprächen und Stern- flüstern.

Lunis‘ plötzlicher Tod und seine testamentarische Verfügung, daß Irith über die Dinge in seiner Waldhütte und Werkstatt verfügen möge, wie sie wolle, und der posthume Auf-trag, ein Päckchen an eine ihr unbekannte Frau namens Alix zu schicken, lösen einen Stillstand in Iriths Entscheidungsfähigkeit aus. Sie konzentriert sich auf die Arbeit im Hotel, fügt Tag an Tag an Tag und weicht der Bitte ihres Chefs wegen des Hotelfoyer-Mosaiks aus.

Auf dem Rückweg vom Hotel zu ihrer Wohnung verläßt Irith eines sommerhitzigen Abends einige Haltestellen früher den stickigen Bus und geht ein Stück zu Fuß. An einem schönen alten Haus, das von einem großen verwilderten Garten eingerahmt wird, meint sie Lunis‘ Stimme zu hören.

Sie sieht ein Verkaufsschild für das leerstehende Haus und schleicht sich heimlich in den verwunschenen Garten. Die Atmosphäre dort ist trotz einiger Verfallserscheinungen an-genehm friedlich, und auf dem ausgedörrten Rasen funkeln im Abendsonnenlicht einige bunte Glasscherben von der zerbrochenen Verglasung der Hausterrasse. Diese Glas-scherben erscheinen Irith wie ein ferner Gruß von Lunis, und sie packt sie vorsichtig ein.

Dieser Zufall ist ein erster Lichtblick des Neuanfangs – auch wenn Irith dies zunächst noch nicht erkennt. Der nächste Lichtblick steht zwei Wochen später leibhaftig vor Irith am Hoteltresen, fragt nach einem freien Zimmer und betrachtet außergewöhnlich lange Iriths Namenschild. Es ist eine zierliche junge Frau, namens Sophie, die einst auf einem Flohmarkt ein kleines Mosaik von Irith gekauft hat. Und da Lunis Irith stets dazu ange-halten hatte, ihre Werke zu signieren, freut sich Sophie nun über diese zufällige Begeg-nung, und auch Iriths Neugier ist geweckt, und sie reagiert aufgeschlossen auf das unverhoffte Kontaktangebot der jungen Frau.

Es stellt sich heraus, daß Sophie aus Holzresten und Holzabfällen, alten Fenster- und Türrahmen sowie Totholz Rahmen herstellt. Auch Iriths kleines Mosaik hat sie einge-rahmt, und Irith ist von der harmonischen Wirkung berührt und begeistert. So bietet sie Sophie an, gemeinsam mit ihr das große Mosaik für die Hotelempfangshalle zu kompo- nieren. Sophie ist sogleich Feuer und Flamme, und in Irith regt sich wieder die Freude der Inspiration und des gemeinsamen Gestaltens.

Im Garten des alten Hauses „organisieren“ sie genug herabgefallene Äste für die Ein-rahmung und viele Scherben von zerbrochenen Blumentöpfen und zersprungen Glas- bausteinen für die Darstellung der Stadtsilhouette, die ebenfalls Bestandteil des Mosaiks werden soll. 

Sophie befindet sich ebenso wie Irith an einem Wendepunkt ihres Lebens und muß sich neu finden und orientieren. Während der Vor- und Hauptarbeiten am Hotelmosaik freunden sich die beiden Frauen an. Das Mosaik entwickelt sich gut und ermutigt vom freudigen schöpferischen Schub nimmt Irith endlich Kontakt zu der unbekannten Frau auf, der sie Lunis‘ Paket schicken soll …

Man könnte an diesem Roman kritisieren, daß es zu viele beinahe märchenhafte, vorhersehbare  glückliche Fügungen gibt, aber meiner Einschätzung nach, sind solche Fügungen durchaus möglich.

„Sternflüstern“ bietet sich besonders für musische Menschen an sowie für Menschen, die einen zwischenmenschlichen Verlust verkraften müssen. Im Roman folgen nach der Schwere der Trauer das heilsame Loslassen und die dankbare Würdigung des Gewesen- en sowie der nicht zu unterschätzende Trost inniger, freundschaftlicher, ja, schicksal- hafter Verbundenheit. So können Leichtigkeit und Lebensfreude wiederkehren und sogar neue sternflüsternde Augenblicke.

Besonders bemerkenswert ist der zärtliche Blick, mit dem beispielsweise Irith die künst-lerischen Möglichkeiten weggeworfener Bruchstücke erkennt, wie sie Reste, Scherben und zusammenhanglose Überbleibsel in eine neue konstruktive und ästhetische Ordnung bringt. Die liebevoll-wertschätzende, detailreiche Betrachtung der Natur und die lebhafte Aufmerksamkeit, mit der sowohl Irith als auch Sophie die Farben, Formen, Konturen, Muster und Texturen der Dinge wahrnehmen, ist anregend und sinnlich, ebenso die einfühlsame Art, wie sie im verlassenen Haus den Lebensspuren des einstigen Besitzers nachspüren – das ist eine große Lesefreude und zeugt von weiser Lebensbejahung angesichts der Vergänglichkeit.

»Wir sind alle aus Teilen zusammengesetzt, die scheinbar nicht zusammenpassen und doch ein interessantes Bild ergeben. Bei den Menschen gilt das meist eher innerlich als äußerlich. Aber stell dir vor, man könnte es sehen!« (Seite 59)


Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:

https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Sternfluestern/Paula-Carlin/Diederichs/e589085.rhd

Die Autorin:

»Paula Carlin ist das Pseudonym der deutschen Spiegel-Bestsellerautorin Patricia Koelle. Sie wurde 1964 in Alabama/USA geboren und lebt seit 1965 in Berlin. Ihre größte Leidenschaft gilt dem Schreiben, in dem sie ihr immerwährendes Staunen über das Leben, die Menschen und unseren sagenhaften Planeten zum Ausdruck bringt.« https://paula-carlin.life/

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