Ein Mädchen namens Willow, Band 3

  • Band 3: Flügelrauschen
  • von Sabine Bohlmann
  • Illustrationen von Simona Ceccarelli
  • PLANET! VERLAG, August 2022 www.planet-verlag.de
  • gebunden
  • 288 Seiten
  • Format: 148 x 210 mm
  • 14,00 € (D), 14,40 € (A), 20,50 sFr.
  • ISBN 978-3-522-50747-9
  • Kinderbuch ab 10 Jahren

Ein Mächen namens Willow Band 3 Flügelrauschen

N A T U R B E Z I E H U N G S F Ä H I G K E I T

Kinderbuchrezension von Ulrike Sokul ©

In der dritten Fortsetzung der Buchreihe „Ein Mädchen namens Willow“ meistern die vier Junghexen Willow, Gretchen, Lotti und Valentina wieder einige Herausforderungen und wachsen dabei mit ihren Aufgaben.

Wer mit den magischen Rahmenbedingungen der Willow-Reihe noch nicht vertraut ist, möge sich bitte unter dem nachfolgenden Link zu meiner Besprechung des ersten Bandes kundig lesen: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2020/09/28/ein-maedchen-namens-willow/

Jedes der vier Hexenmädchen verkörpert eines der vier Elemente und verfügt über dementsprechend spezialisierte Zauberkräfte. Bei Willow ist es Feuer, bei Valentina Luft, bei Gretchen Wasser und bei Lotti, der jüngsten Hexe, Erde. Inzwischen bilden die vier Mädchen eine verschworene und innig befreundete Gemeinschaft.

Sie nutzen ihre Kräfte keineswegs manipulativ und egoistisch, sondern in der Tradition der Hexen als naturverbundene, heilkundige und weise Frauen, die sich dem natür- lichen Gleichgewicht, der Verbundenheit des Lebens und der Sensibilität für pflanzliche und tierische Mitgeschöpfe widmen. So befassen sie sich u.a. mit Kräuterheilkunde und praktizieren Vollmond- und Heilungsrituale. Selbstverständlich gehören auch Spiel, Spaß und zauberhafte Scherze sowie bequeme Putz- und Aufräumzauber zu ihrem Repertoire.

Als Junghexen bedürfen sie noch häufig des weisen Rates des alten und sehr lebenser-fahrenen Zauberbuches „Grimmor“. Wenn sie Grimmor befragen, antwortet das Buch, indem es  buchstäblich seine Seiten selbst beschriftet und ihnen weiterführende Hinweise gibt. Oft gemahnt es die Mädchen auch daran, bei allen Beurteilungen und Entscheidungen auf die Stimme des Herzens zu hören.

Willow und Valentina wechseln zur weiterführenden Schule und kommen mit ihrer alten Gegenspielerin, der eitlen Loanna in die gleiche Klasse. Schon bei der Vorstellungsrunde fällt Loanna Willow ins Wort und posaunt herum, daß Willow Mitglied eines Hexenclubs sei und daß ihr ein Wald gehöre.

Lotti, die jüngste der Junghexen, muß sich daran gewöhnen, daß sie seit ihrem neunten Geburtstag fähig ist, die Stimmen der Naturgeister zu hören. Nachdem sie mit Hilfe ihrer Mithexen ihre anfängliche Angst überwunden hat, sich ihrer neuen Gabe öffnet und die Naturgeister sogar sehen kann, ist sie jedoch ganz begeistert von ihren viel- fältigen naturgeistigen Begleiterscheinungen. Von den Naturgeistern erfährt Lotti nun, daß etwas den Wald bedroht und daß dringender Handlungsbedarf besteht, um das Leben der Bäume und des Waldes zu schützen.

Die Naturgeister führen die Mädchen zu einem abgelegenen Teil des Waldes, wo jemand heimlich eine große Menge Müll abgeladen hat. Das muß aufhören, doch dafür müssen sie erst einmal die Übeltäter finden.

Die neue Klassenlehrerin möchte mit der Klasse eine Projektwoche in Willows Wald durchführen – zur Förderung des gemeinschaftlichen Zusammenhalts. Willow und ihre Mithexen überlegen, wie sie dies dazu nutzen können, den eher naturentfremdeten Mit-schülern den Wald positiv nahezubringen und sie – gespeist aus der Liebe zur Natur – zum Schutz des Waldes und zur Mithilfe bei der Aufklärung des Müllverbrechens im Wald zu animieren.

Zunächst verhalten sich die Kinder – von rühmlichen Ausnahmen abgesehen – nicht sonderlich naturaffin, sondern achtlos, ängstlich und zimperlich. Willow und ihre Mithexen geben sich jedoch alle Mühe und scheuen auch keine kleinen unauffälligen Zaubereingriffe, um die Kinder vom ständigen Handyposieren und Schutzhelmtragen abzulenken. Nach und nach, von Lagerfeuer zu Lagerfeuer freunden sich die Kinder mit dem ungewohnten Naturambiente an und begeistern sich für die Beobachtung von Wildtieren, Abenteuerspiele, den nächtlichen Sternenhimmel und die sinnliche Erfahrung eines Barfußweges.

Trotz einiger amüsanter Pannen und Mißgeschicke gelingt das Vorhaben, die Kinder auf die Natur einzustimmen, und sogar Loanna entdeckt unerwartet ihr Herz für den Wald. Auch die Müllübeltäter werden gestellt und der Müll entfernt. Und Waldbaden erfreut  sich plötzlich sogar bei den Erwachsenen wachsender Beliebtheit…

Die Autorin inszeniert anschaulich und augenzwinkernd den Kontrast zwischen den naturverbundenen Junghexen und naturfernen Kindern. Zeitgemäßen Anspielungen auf überbehütete oder markenkonsumorientierte Kinder wird ebenso Raum gegeben wie aktuellen Weltrettungsbedürfnissen.

Die Illustrationen von Simona Ceccarelli begleiten den Erzähltext mit stimmungsvollen Szenen und individuellen Charakterdarstellungen. Den vielen kleinen Naturgeistwesen, die diesmal eine so wichtige Rolle spielen, gibt sie sehr phantasievoll und detailreich Gestalt. 

Für den praktischen Zauberspruch, der achtlos weggeworfenen Müll schnurstracks wieder an den Absender zurückschickt, hätte ich sehr gute alltägliche Verwendung.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.thienemann-esslinger.de/produkt/ein-maedchen-namens-willow-3-fluegelrauschen-isbn-978-3-522-50747-9

Hier entlang zum ersten Band: Ein Mädchen namens Willow
und zum zweiten Band: Ein Mädchen namens Willow, Band 2 Waldgeflüster

Die Autorin:

»Geboren wurde Sabine Bohlmann in München, der schönsten Stadt der Welt. Als Kind wollte sie immer Prinzessin werden. Stattdessen wurde sie (nachdem sie keinen Prinzen finden konnte und der Realität ins Auge blicken musste) Schauspielerin, Synchronsprecherin und Autorin und durfte so zumindest ab und zu mal eine Prinzessin spielen, sprechen oder über eine schreiben. Geschichten fliegen ihr zu wie Schmetterlinge. Überall und zu allen Tages- und Nachtzeiten (dann eher wie Nachtfalter). Sabine Bohlmann kann sich nirgendwo verstecken, die Geschichten finden sie überall. Und sie ist sehr glücklich, endlich alles aus ihrem Kopf rausschreiben zu dürfen. Auf ein blitzeblankes, weißes – äh – Computerdokument. Und das Erste, was sie tut, wenn ein neues Buch in der Post liegt: Sie steckt ihre Nase ganz tief hinein und genießt diesen wunderbaren Buchduft. www.sabinebohlmann.de «

Die Illustratorin:

»Nach einem halben Leben als Medizinalchemikerin hat Simona Ceccarelli den Laborkittel gegen den Bleistift eingetauscht, um ihrem Kindheitstraum nachzugehen. Ausgerüstet mit einem Diplom in Illustration und Concept Art der Academy of Arts University in San Francisco illustriert sie seit 2016 Bücher, Spiele und andere Produkte für Kinder. Simona Ceccarelli lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern, drei Nationalitäten und vier Sprachen in der Schweiz. www.smceccarelli.com «

Ein Mädchen namens Willow

  • von Sabine Bohlmann
  • mit Illustrationen von Simona Ceccarelli
  • PLANET! Verlag, Januar 2020 www.planet-verlag.de
  • gebunden
  • 256 Seiten
  • Format: 148 x 210 mm
  • 13,00 € (D), 13,40 € (A), 19,50 sFr.
  • ISBN 978-3-522-50664-9
  • Kinderbuch ab 10 Jahren

VON  HEXE  ZU  HEXE

Kinderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Dieses Kinderbuch wahrt eine zauberhafte Balance zwischen Magie und Wirklichkeit und vermittelt eine positive Vorstellung von Hexen als weisen und heilkundigen Frauen. Naturbeziehungsfähigkeit und elementare Zauberkräfte gehen hier Hand in Hand mit kindlicher Lebensfreude, Entdeckungslust, Freundschaftsfindung und Humor.

Das Mädchen Willow zieht mit ihrem Vater in ein altes Haus, das er von seiner Tante Alwina geerbt hat. Willow hatte schon als kleines Kind in diesem Haus gelebt; doch nach dem plötzlichen Unfalltod ihrer Mutter zog es der Vater vor, an anderen Orten zu leben, da ihn dieser heimatliche Ort auf Schritt und Tritt an seine verstorbene Frau erinnerte. Die Arbeit als Auslandskorrespondent brachte es mit sich, daß er und Willow häufig den Wohnort wechselten. Nun will er jedoch an diesen vertrauten Ort zurückkehren und der inzwischen elfjährigen Willow ein beständiges Zuhause bieten.

Tante Alwina hat den zum Haus gehörigen Wald ausdrücklich ihrer Nichte Willow vererbt, und diese erkundet mit aufgeschlossenem Herzen für die Schönheit der Natur ihr neues Reich. Unterwegs bemerkt sie einen Fuchs, der sie neugierig beobachtet. Nach und nach erinnert sie sich auch wieder an ihre Tante, an bestimmte Bäume und an ihre kindlichen Spiele in diesem Zauberreich. Am nächsten Tag setzt Willow die Inspektion ihres Erbes fort und begegnet wieder dem zutraulichen Fuchs. Diesmal führt er sie zu einem verborgenen, von Efeu und Heckenrosen umrankten kleinen Holzhaus.

In diesem malerischen Hexenhäuschen findet Willow u.a. geheimnisvolle alte Bücher, die sich unerklärlicherweise nicht öffnen lassen, und ein Foto, das ihre noch junge Tante zusammen mit drei weiteren jungen Frauen zeigt, sowie eine kleine abgeschlossene Holztruhe, in die Willows Name hineingeschnitzt wurde.

Im Inneren der Truhe liegt ein dickes, ledergebundenes Buch, das auf seiner Buch-deckelmitte ein Muster aus ineinander verwobenen Spiralen trägt und in den vier Ecken des Buchdeckels vier unterschiedliche Symbole für die vier Elemente. Die Truhe enthält außerdem eine Glaskugel, eine Kupferschale, einen Flacon und vier Ketten mit Amu- letten, die vier Symbole zeigen, welche denen vom Dekor des Buches entsprechen. Die größte Überraschung ist für Alwina allerdings der an sie adressierte Brief ihrer Tante.

Aus diesem Brief erfährt Willow, daß sie die Hexenkraft ihrer Tante geerbt habe. Der Brief enthält präzise und liebevoll formulierte Anweisungen, wie diese Kraft – sofern Willow willens ist, sie anzunehmen und konstruktiv zu nutzen – auf sie übertragen werden kann. Als zuverlässiger Ratgeber fungiert das Buch mit den Symbolen. Dieses Buch mit dem Namen „Grimmoor“ beschriftet sich selbst – in federleichter Schönschrift – und beantwortet auf diese buchstäbliche Weise Willows Fragen, gibt Hinweise auf die nächsten magischen Schritte, erklärt Rituale und gemahnt freundlich und bestimmt, immer wieder daran, daß Willow für Problemlösungen, Beurteilungen und Entschei- dungen aufmerksam ihr Herz befragen solle.

So erfährt Willow beim Hexenkraftübertragungsritual, daß ihr Element das Feuer ist und ihr Krafttier der Fuchs. Um die volle Hexenkraft zu erreichen, muß sie drei weitere Mäd-chen finden, die ebenfalls über eine familiäre Hexenbegabung verfügen und die den drei Elementen Luft, Wasser und Erde zugehörig sind.

Die Suche nach diesen Hexenmädchen führt zu einigen Mißverständnissen, da Willow anfangs noch allzu vordergründig und naiv vorgeht. Doch sie lernt aus den Fehlern und Komplikationen und findet nach und nach die richtigen Hexentalente: Die luftige Valentina ist die erste Verbündete, dann folgt Gretchen, die das Wasser beherrscht, und schließlich Lotti, die für das Element Erde zuständig ist. Von Vollmondritual zu Voll- mondritual wachsen die vier Elemente zusammen, und auch die Freundschaft und Vertrautheit zwischen den Mädchen vertieft sich. 

Die Bündelung der Kräfte kommt genau zur rechten Zeit, denn geschäftstüchtige Immobilieninvestoren wollen Willows Vater das Waldgrundstück abkaufen und den Wald abholzen, um dort ein Einkaufszentrum zu bauen. Doch dank Hexenbuchweisheit und vereinter Hexenkraft wachsen in Willows Wald gleich vier seltene und gefährdete Pflanzen, die auf der Roten Liste stehen. Somit wird der Wald zu einem privaten Naturschutzgebiet, und ein Verkauf und eine Abholzung kommen keinesfalls mehr in Frage. Diese gute Nachricht nehmen die Junghexen sogleich zum Anlaß, ein kleines Freudenfest mit Mondlicht-Picknick zu feiern.

Sabine Bohlmann erzählt eine spannende und herzerwärmende Geschichte über Freundschaft, Naturverbundenheit und Magie. Sie wartet ebenso mit phantasievollen Details und attraktiven Zauberrequisiten auf wie mit scha- manischen Anfängerkenntnissen, Mondphasen- und Heilpflanzenwissen.  

Die verwendeten Anrufungen, Hexensprüche und Zauberformeln erscheinen in einfachen Reimen. Auch wenn das Versmaß manchmal etwas hinkt und stolpert, so trägt die Reimform dennoch wesentlich zu einer magischeren Sprachklangebene bei.

Die Illustrationen von Simona Ceccarelli geben den Charakteren und ele- mentaren Saiten der vier Hexenmädchen, den magischen Requisiten und den Krafttieren anschaulich Gestalt. Bemerkenswert sind zudem die illustrierten Buchseiten mit den nächtlichen Szenen, auf denen der Text weiß auf schwarz gedruckt ist, und deren „Lichteffekte“ ganz besonders geheimnisvoll wirken.

Der rote Faden dieser Geschichte ist keineswegs die aggressive Machtaus- übung mit Hilfe von Magie, sondern zwischenmenschliches sowie natur- verbundenes Feingefühl und Miteinander und eine ausgeprägte Herzens- orientierung, die das Werkzeug Magie gleichermaßen in den Dienst des persönlichen menschlichen Lebens wie in den des umfassenderen natürlichen Lebens stellt.

»Es gibt Wissende, Unwissende, glaubende Wissende und wissende Wissende, und dann sind da noch die hoffenden Unwissenden, Scharlatane und Möchtegern-Magier, aber die echten, wissenden wissenden Magier, die Hexen, Hexer, Zauberer und Zauberinnen, arbeiten alle mit der Energie der Erde.« (Seite 173)

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.thienemann-esslinger.de/planet/buecher/buchdetailseite/ein-maedchen-namens-willow-isbn-978-3-522-50664-9/

Hier entlang zum zweiten Band: WALDGEFLÜSTER 2. Band Willow: Waldgeflüster
Hier entlang zum dritten Band: FLÜGELRAUSCHEN 3. Band Willow: FLÜGELRAUSCHEN

Die Autorin:

»Geboren wurde Sabine Bohlmann in München, der schönsten Stadt der Welt. Als Kind wollte sie immer Prinzessin werden. Stattdessen wurde sie (nachdem sie keinen Prinzen finden konnte und der Realität ins Auge blicken musste) Schauspielerin, Synchronsprecherin und Autorin und durfte so zumindest ab und zu mal eine Prinzessin spielen, sprechen oder über eine schreiben. Geschichten fliegen ihr zu wie Schmetterlinge. Überall und zu allen Tages- und Nachtzeiten (dann eher wie Nachtfalter). Sabine Bohlmann kann sich nirgendwo verstecken, die Geschichten finden sie überall. Und sie ist sehr glücklich, endlich alles aus ihrem Kopf rausschreiben zu dürfen. Auf ein blitzeblankes, weißes – äh- Computerdokument. Und das Erste, was sie tut, wenn ein neues Buch in der Post liegt: Sie steckt ihre Nase ganz tief hinein und genießt diesen wunderbaren Buchduft.« https://www.sabinebohlmann.com/

Die Illustratorin:

»Nach einem halben Leben als Medizinalchemikerin hat Simona Ceccarelli den Laborkittel gegen den Bleistift eingetauscht, um ihrem Kindheitstraum nachzugehen. Ausgerüstet mit einem Diplom in Illustration und Concept Art der Academy of Arts University in San Francisco illustriert sie seit 2016 Bücher, Spiele und andere Produkte für Kinder. Simona Ceccarelli lebt mit ihrem Mann, zwei Kindern, drei Nationalitäten und vier Sprachen in Basel.« https://www.smceccarelli.com

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Irgendwo brennt ein Feuer im Eis

  • Eine Erzählung über Vulkane, Gebirge und die Schätze der Erde
  • Text und Fotos von Andreas Pflitsch
  • Illustrationen von Dirk Steinhöfel
  • Arena Verlag  Juni 2017    www.arena-verlag.de
  • 48 Seiten
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 26 cm x 32,8 cm x 1,2 cm
  • abgerundete Buchecken
  • ISBN 978-3-401-60248-6
  • 19,99 € (D), 20,60 € (A)
  • ab 9 Jahren

FEUER, WASSER, ERDE, LUFT  UND  EIS

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

» Aber so ist das im Leben. Manche Dinge brauchen Zeit, um sich zu entwickeln.
So wie die Gegend hier.
«  (Seite 8)

Dieses Zitat sollten wir in Anbetracht der erdgeschichtlichen Zeiträume und Zusammen-hänge, die uns in diesem erzählenden Abenteuersachbuch vermittelt werden, stets im Sinn behalten.

Wie schon im ersten Gemeinschaftswerk von Andreas Pflitsch und Dirk Steinhöfel, das uns das Geheimnis der Höhlen erschloß (siehe meine Rezension vom  Oktober 2014 https://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/10/08/irgendwo-in-der-tiefe-gibt-es-ein-licht/), erwartet den geneigten Leser und Betrachter auch im neuen Buch eine interessante und lebendige Einführung in ein erdgeschichtliches Wissensgebiet. Hier wird auf spannende Weise Wissen vermittelt und mit beeindruckendem Bildmaterial Forscherdrang und Entdeckerfreude geweckt.

Die Geschwister Jonas und Sophie haben wieder eine Einladung von ihrem amerika-nischen Urgroßvater Elias bekommen. Diesmal geht es nach Alaska. Voll aufgeregter Vorfreude steigen sie in Anchorage aus dem Flugzeug und werden von ihrer Tante Janis herzlich in Empfang genommen.

Elias hat sich versteckt und läßt den Kindern nach und nach bruchstückhafte Botschaften und Hilfsmittel zukommen, damit sie die von ihm gestellte, zunächst ganz rätselhafte Suchaufgabe lösen. Bereits dem Einladungsbrief lag das Bruchstück einer alten Kupferplatte mit geheimnisvollen Gravierungen bei. Im Verlauf der Suche werden sich die Hinweise und die Metallplatte zu einem sinnvollen Ganzen runden.

In Begleitung ihrer Tante erkunden die Kinder die Gegend und bewundern die imposanten Berge. Viele davon sind, obwohl schneebedeckt, Vulkane – eine gute Gelegenheit, einen kleinen Exkurs über Plattentektonik, Gebirgsbildung, Gebirgsfaltung, und Vulkantypen (Schildvulkane, Schichtvulkane) ins Gespräch zu bringen.

Illustrationen von Dirk Steinhöfel © Fotos von Andreas Pflitsch © Arena Verlag 2017

Im Informationszentrum des Wrangell-St.-Elias-Nationalparks schauen sich die Kinder eine Landkarte mit eingezeichneten Kontinentalplatten an, und Tante Janis‘ Erläuterungen zur unterschiedlichen Konsistenz der Erdschichten und Erdmantel- schichten werden in anschauliche Graphiken übersetzt.

Das ist der Moment, in dem man ein bißchen das Gefühl für den festen Boden unter den Füßen verliert. Denn unser fester Boden ist eine vergleichsweise dünne Haut – die sogenannte kontinentale Kruste -, die auf der Lithosphäre liegt, und diese wiederum befindet sich auf dem Erdmantel, der aus plastischem Material besteht. Das, was wir – außer bei Erdbeben – als unbewegliche Landmasse erleben, schwimmt tatsächlich auf dem zähflüssigen Gestein des Erdmantels. Dazu kommen noch die Ozeanböden, welche die ozeanische Kruste bilden.

Ozeanböden sind schwerer als Kontinentalböden, und sie sinken nach und nach in die weichere Erdmantelschicht ab. So entstehen Risse und Spalten in der Ozeanplatte, aus denen Magma aufsteigt, und dies drückt die Ozeanplatten auseinander und läßt sie bis zu 12 cm jährlich wachsen.

Illustrationen von Dirk Steinhöfel © Fotos von Andreas Pflitsch © Arena Verlag 2017

Parallel zur Suche nach Elias wird das Thema Vulkanismus, die Entstehung von Erdbeben, Magmablasen, die Funktion von Stratovulkanen, die Rolle von Wasser und Wasserdampf sowie die Ausfällung von Metallen und die Entstehung von Gold-, Silber- und Kupferadern, aber auch unterschiedlicher Gesteinsarten und Fossilien erklärt. Daneben eröffnen sich uns großartige Ausblicke auf imposante Vulkanausbrüche, Lavaströme und wunderschöne Gebirgslandschaften.

Und die Kinder finden natürlich auch ihren Urgroßvater wieder, in einer alten verlassenen Minenstadt …

Die Verknüpfung einer zwischenmenschlichen Rahmenhandlung mit der Vermittlung von naturwissenschaftlichem Sachwissen hat den Reiz, daß die Informationen im familiären Gespräch erzählt, erörtert und rekapituliert werden. Das ist lebhafter und für Kinder gewiß anregender zu lesen als ein rein faktischer Sachbuchtext.

Das faszinierende Bildmaterial und die 3D-Optik bannen sowohl den kindlichen wie den erwachsenen Betrachter ganz unmittelbar. Bereits das außergewöhn- liche Großformat und die grafische Gestaltung von Dirk Steinhöfel, die dem Buch detailverspielt das Aussehen eines verwitterten Forschertagebuchs gibt, ist eine Einladung zum Leseabenteuer.

Dirk Steinhöfel hat die Fotografien mit eigenen Illustrationen ergänzt und teilweise collagiert und ein spannendes, computergraphisch montiertes Layout gestaltet, das den sachkundig-erzählenden Text von Andreas Pflitsch kongenial untermalt und veranschaulicht.

Ich hoffe, daß dieses wissens- und sehenswerte Buch von vielen jungen Lesern entdeckt wird und sie auf eine spannende und aufschlußreiche Lesereise in unterirdische Gefilde mitnimmt.

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.arena-verlag.de/artikel/irgendwo-brennt-ein-feuer-im-eis-978-3-401-60248-6

Hier entlang zum ersten Abenteuersachbuch von Andreas Pflitsch und Dirk Steinhöfel:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/10/08/irgendwo-in-der-tiefe-gibt-es-ein-licht/

 

Der Autor:

» Prof. Dr. Andreas Pflitsch wurde 1958 geboren. Er lehrt in den Bereichen Geografie und Sicherheitsforschung und arbeitet als Spezialist für  Klimatologie an extremen Standorten (Gletscherhöhlen, Lavahöhlen, U-Bahntunnel). Neben Arbeiten in Alaska, den Rocky Mountains und dem Mittleren sowie Süd-Westen der USA baut er das Forschungszentrum zur Lava- und Eishöhlenforschung „Akeakamei“ auf Hawaii auf. «  http://www.andreas-pflitsch.de

Der Illustrator:

» Dirk Steinhöfel wurde 1964 geboren. Als freiberuflicher Autor und Illustrator im Bereich Kinder- und Jugendliteratur entwickelt er vor allem detaillierte Graphic Novels sowie Cover für Fantasyliteratur und Dystopien. « www.der-dreizehnte-engel.de

 

PS:

Schade finde ich, daß der Verlag offenbar bei der Herstellung nachlässig war.

Das Titelbild ist, verglichen mit dem spektakulären Bildmaterial des Buches und im Vergleich mit dem geheimnisvoll einladenden Titelbild des Vorgängerbandes, leider etwas lahm und zahm geraten. Hatte der Verlag dabei Angst vor der Angst? Vulkanismus ist nun einmal kein gemütliches Gebiet, sondern ein durchaus dramatisches und auch beängstigendes Thema, das liegt einfach in der Natur der Sache.

Wieso sind die Buchnieten, die man außen auf dem Titelbild sieht, auf den Innenseiten plötzlich verschwunden? Im Vorgängerband wurden die Blattlochungen und die Buchbindeschnur des Forschertagebuchs auch auf den Innenseiten weitergeführt, was die dreidimensionale optische Wirkung verstärkte.

Ausgerechnet bei der plakativen Autorenkurzinfo auf dem hinteren Buchdeckel fand für den Autor eine unerklärliche Umschulung zum Geologen statt. Tatsächlich ist Andreas Pflitsch jedoch Klimageograph und Höhlenforscher und beim ersten Buch wußte der Verlag das auch noch.

 

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