Offene See

  • Roman
  • von Benjamin Myers
  • Originaltitel: »The Offing«
  • Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
  • DUMONT Verlag, März 2020 www.dumont-buchverlag.de
  • gebunden mit Lesebändchen
  • 270 Seiten
  • 20,00 € (D)
  • ISBN 978-3-8321-8119-2

WORTE  BEWEGEN

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Der hochbetagte Schriftsteller Robert Appleyard schaut dankbar auf seinen bisherigen Lebensweg zurück. Er stammt aus einer einfachen Bergarbeiterfamilie, und es scheint ihm keineswegs in die Wiege gelegt zu sein, eines Tages Schriftsteller zu werden. Im Jahre 1946 nutzt der junge Robert die Wartezeit bis zur Bekanntgabe der Ergebnisse seiner schulischen Abschlußprüfungen für eine Reise ans Meer. Seine Mutter packt ihm ein beschiedenes Proviantpaket und einen Waschlappen in den Rucksack, und Robert macht sich zu Fuß auf den Weg.

Lebensmittel sind in der Nachkriegszeit noch rationiert, und Robert muß sich sein Essen unterwegs als Tagelöhner erarbeiten. Seine Hilfsdienste werden durch die kriegsbeding-ten Männerverluste meist gerne angenommen und mit Kost und manchmal auch Logis vergolten. Es macht ihm jedoch nichts aus, mit seinem Schlafsack im Freien zu über-nachten, zwischen Hecken und Büschen und mit einem aus einer Plane improvisierten Zelt. Robert ist ein naturverbundener Mensch, der frische Luft und Weite schätzt, und er empfindet deutlich, daß er in der Natur seinem wahren Wesen näher ist. Die Aussicht, bald in die unvermeidlich erscheinenden Fußstapfen seines Vaters zu treten und ein anstrengendes, ewig kohlenstaubbedecktes Berufsleben unter Tage zu beginnen, gefällt ihm immer weniger.

In Yorkshire, nahe der Küste, führt ihn sein Weg zu einem Cottage, das oberhalb einer Meeresbucht gelegen ist, mit einer kleinen Terrasse, einem gepflegten Gemüse- und Blumengarten und einer stark verwilderten Wiese. Dort will Robert nach Wasser zum Auffüllen seiner geleerten Feldflasche fragen; zunächst wird er von einem wachsamen deutschen Schäferhund aufgehalten, bis eine hochgewachsene, agile ältere Dame den Hund zurückpfeift und Robert spontan zum Tee einlädt. So lernt er Dulcie Piper kennen.

Robert fragt, ob er für sie gartenpflegerische Arbeiten übernehmen könne und Dulcie erklärt, daß sie in Hinsicht auf die verwilderte Wiese durchaus Unterstützung durch junge Muskelkraft brauchen könne. So schlägt Robert sein Lager in Dulcies Garten auf. Dulcie verköstigt Robert selbstverständlich nicht nur mit Tee, sondern auch mit einem üppigen, selbstgekochten Abendessen und versetzt ihn mit ihrer außergewöhnlich gut, ja, für Nachkriegsverhältnisse geradezu luxuriös gefüllten Speisekammer in Erstaunen.

Während Robert sich in den folgenden Tagen mit dem Gelände vertraut macht und mit einer Sense die Wiese mäht, entdeckt er ein kleines, hübsches, allerdings sehr repara-turbedürftiges Atelier. Er fragt Dulcie, ob er es instandsetzen solle, weil es doch schade sei, es verfallen zu lassen. Nach kurzem Zögern stimmt Dulcie zu, und so verlängert sich sein Aufenthalt bei Dulcie um viele Wochen.

Robert und Dulcie führen bei den gemeinsamen Mahlzeiten und Teepausen lange Ge-spräche. Anfangs ist Dulcie dabei zwar deutlich eloquenter und forscher, lockert jedoch nach und nach Roberts Schüchternheit. Sie behandelt Robert freundlich-zugewandt und beeindruckt ihn mit ihrer unkonventionellen Art, ihrem Humor und ihren für ihn neuen Betrachtungsweisen von Familie, Freiheit, Freundschaft, Gesellschaft, Internationalität, Politik und Religion. Sie teilt ihr Wissen über Geschichte, Kunst und Literatur mit Robert und gibt ihm Bücher zum Lesen.

Seiner Sehnsucht nach dem Meer kann Robert beiläufig ebenfalls nachgehen. Doch er bemerkt, daß Dulcie einen Groll gegen das Meer hegt, denn immer wenn er einen Ausflug zum Strand macht und beglückt vom Schwimmen zurückkehrt, reagiert sie entgegen ihrer sonstigen Herzlichkeit etwas unwirsch.

Beim Aus- und Aufräumen des Ateliers findet Robert in einem Aktenkoffer ein maschinenschriftliches Manuskript mit Gedichten von einer Romy Landau, das Dulcie gewidmet ist. Er liest diese Gedichte, und sie berühren ihn, obwohl er sie nicht ganz versteht und ihm manche Worte unbekannt sind. Dennoch erkennt und erspürt er, wie bereichernd und lebendig – entgegen der trockenen Leseerfahrungen aus dem Schul- unterricht – Poesie sein kann. Robert liest nicht bloß Romy Landaus Gedichte, sondern er atmet sie durch die wieder und wieder wiederholte Lektüre gewissermaßen ein und aus.

„In dem Moment entfalteten sich neue Gefühle von Verwirrung und Neugier in mir, vor allem jedoch ein überwältigendes, mächtiges Bewusstsein für den Raum, diesen Raum im Hier und Jetzt, als wären die Wörter über die Seite gekrochen und vom Papier ge- fallen und hätten mich umschlungen wie Ranken, die mich zurück in das Gedicht zogen, sodass die erdachten Zeilen und die reale Welt irgendwie zu einem tieferen Porträt von Land und Meer verschmolzen.“ (Seite 148)

Robert spricht Dulcie auf das Manuskript an und fragt, ob sie es gelesen habe. Dulcie reagiert sehr aufgewühlt und beschließt, Robert bei einigen Kannen Tee von der Autorin dieser Gedichte zu erzählen.

Romy Landau war eine deutsche Exildichterin, die in den 30er-Jahren nach England emigrierte, und sie war Dulcies Freundin und Lebensgefährtin. Das Atelier hatte Dulcie für sie errichten lassen, damit sie sich dort in ungestörter Zurückgezogenheit von ihren anstrengenden Lesereisen erholen konnte. Zunächst wurde Romys Werk in England von der Literaturkritik hoch gelobt, doch mit Fortschreiten des Zweiten Weltkrieges wurde sie nicht mehr als Poetin wahrgenommen, sondern als „böse“ Deutsche, und die gleichen Kritiker, die sie zuvor gepriesen hatten, beargwöhnten sie nun. Dies und die fortgesetzt schrecklichen Geschehnisse in ihrer Heimat lösten bei Romy eine solche Sinnkrise aus, daß sie ins Meer hinausschwamm und ertrank. Zurück blieben das vollendete Manuskript und eine verlassene Dulcie, die sich bisher nicht überwinden konnte, die ihr gewidmeten Gedichte zu lesen.

Dulcie tut es sichtlich gut, von ihrem tragischen Verlust und ihrer Trauer sprechen zu können. Robert erklärt Dulcie teilnahmsvoll, wie wertvoll und ansprechend er Romys Gedichte finde, und daraufhin bittet Dulcie Robert, ihr von nun an jeden Abend ein Gedicht vorzulesen. In kleinen Portionen könne sie wohl inzwischen den Schmerz und die Schönheit dieser Poesie verkraften. Dies entpuppt sich als heilsame Entscheidung, weil sich nämlich zwischen den Zeilen eines dieser Gedichte eine wichtige, erlösende und tröstliche Botschaft für Dulcie verbirgt.

Die schicksalhafte Begegnung zwischen Robert und Dulcie führt Robert zu einer gänzlich anderen Lebensweichenstellung, für Dulcie bringt sie ein konstruktives Loslassen und für beide eine lebenslange Freundschaft.

Dieser Roman erfreut mit leise-eindringlichen, naturpoetischen Beschrei- bungen und mit feingezeichneten, herzhaften, sinnlich-greifbaren Charak- teren. Es ist eine Freude mitzuerlesen, wie Dulcie Robert nicht nur genüßlich-kulinarisch nährt, sondern auch seinen aufgeschlossenen Geist mit vielfältigen Anregungen und Ermutigungen füttert, die unvermeidlich seinen Horizont erweitern und ihn zu neuem Selbstausdruck finden lassen.

In besonderer Weise zeichnet sich dieser Roman durch die intensive Dar- stellung von Poesie als Lebenskraft aus. Er zeigt eindrucksvoll, einfühlsam und sehr atmosphärisch, welch magische Erweckungswirkung Poesie auf einen offenen Geist und ein empfindsames Herz haben kann.

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.dumont-buchverlag.de/buch/myers-offene-see-9783832181192/

Hier entlang zu einer weiteren Buchbesprechung von Hauke Harder vom Blog „LESESCHATZ“: https://leseschatz.com/2020/03/30/benjamin-myers-offene-see/

Der Autor:

»Benjamin Myers, geboren 1976, ist Journalist und Schriftsteller. Myers hat nicht nur Romane, sondern auch Sachbücher und Lyrik geschrieben. Für seine Romane hat er mehrere Preise erhalten. Er lebt mit seiner Frau in Nordengland.«

Die Hörbuchausgabe ist im April 2020 bei DAV erschienen:

Offene See                                                                                                                             
Roman
von Bejamin Myers
NDR Kultur/ungekürzte Lesung mit Manfred Zapatka
1-mp3-CD
Länge: 8 Stunden, 37 Min.
20,00 € (D), 22,50 € (A)
Hier entlang zum Hörbuch und zur Hörprobe auf der Verlagswebseite:
Offene See Hörbuchausgabe

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Wer sich verändert, verändert die Welt

  • Für ein achtsames Zusammenleben
  • von Christophe André
  • Jon Kabat-Zinn
  • Matthieu Ricard
  • Pierre Rabhi
  • Herausgegeben von Ilios Kotsou und Caroline Lesire
  • Aus dem Französischen von Elisabeth Liebl
  • Kösel Verlag, Juli 2018 www.koesel.de
  • gebunden
  • Format: 13,5 x 21,5 cm
  • 224 Seiten
  • mit zahlreichen s/w-Fotos
  • 20,00 € (D), 20,60 € (A), 28,90 sFr.
  • ISBN 978-3-466-34736-0

GLÜCKLICHE  GENÜGSAMKEIT

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Ermutigungen tun gut. Angesichts einer bedrohten Welt sind Ermutigungen zu selbst-wirksamen Veränderungen, die wiederum heilsam auf die Welt ausstrahlen, erfreulich lebensdienlich.

»Eines Tages, so erzählt eine indianische Legende,
brach ein riesiger Waldbrand aus. Bestürzt und
ohnmächtig sahen die Tiere dem Wüten des Feuers
zu. Allein der kleine Kolibri machte sich zu schaffen
und flog immer wieder, um ein paar Tropfen Wasser
zu holen, die er aus seinem Schnabel auf die Flammen
fallen ließ. Nachdem das Gürteltier seinem unsinnigen
Treiben einige Zeit zugesehen hatte, rief es
ihm zornig zu: „He, Kolibri! Bist du eigentlich noch
ganz bei Trost? Mit deinen paar Tropfen Wasser
wirst du dieses Feuer niemals löschen!“ Daraufhin
blickte ihm der Kolibri geradewegs in die Augen und
sagte: „Kann sein. Aber ich tue, was ich tun kann.“  «
(Seite 11)

Mit der obig zitierten indianische Legende wird das Buch „Wer sich verändert, verändert die Welt“ eingeleitet.

Wir können und wir dürfen vom Kleinen zum Großen hin wirken. Achtsamkeitsübungen und Meditation sind dann keineswegs Weltflucht, sondern geistiges Muskeltraining gegen die mentalen Umweltgifte unserer Zeit. Wenn durch innere Sammlung, klärende Selbsterkenntnis und Präsenz sowohl unser Mitgefühl für uns selbst als auch unser Mitgefühl mit anderen Menschen und Mitgeschöpfen wächst, finden wir zu einem konstruktiveren Umgang mit den uns gegebenen Möglichkeiten und Bedingungen.

Im ersten Kapitel benennen die Herausgeber Ilios Kotsou und Caroline Lesire die unge-rechte Wirtschafts- und Sozialordnung, die Ausbeutung und Zerstörung von Natur, Tieren und Menschen, die Fehlentwicklungen und gefährlichen Umweltveränderungen in Hinsicht auf „Klimawandel, Abbau der Ozonschicht, Landnutzung, Süßwasserver- brauch, Verlust der Artenvielfalt, Übersäuerung der Ozeane, Stickstoff- und Phosphor- eintrag in Biosphäre und Meere, Aerosolgehalt der Atmosphäre, Belastung durch Chemi- kalien“ (Seite 33/34) sowie „die Irrwege der industriellen Fleischproduktion“ (Seite 35).

In den folgenden Kapiteln beschreiben Christophe André, Jon Kabat-Zinn und Matthieu Ricard u.a. anhand aktueller psychologischer Studien, wie Achtsamkeitspraxis und Meditation unseren Geist vor den schädlichen Ablenkungen, Zwängen und gewollten Frustrationen des Materialismus, der künstlichen Unzufriedenheit, des Zeitdrucks, des Egoismus und Konkurrenzdenkens schützen können und zugleich hinführen zu mehr Altruismus, Dankbarkeit, Einfachheit, Großzügigkeit, Heilung, Gemeinwohlorientierung und sozialer Verbundenheit sowie zu einem langfristigen Denken, das wesentlich größere Zusammenhänge einbezieht als das sekundenkurze Denken der globalen Finanzwelt.

Pierre Rabhi erweitert den Achtsamkeitsaspekt auf den Umgang mit der Erde und die Kultivierung von Humus, um die Lebenskraft und Fruchtbarkeit der Böden zu bewahren. Durch das kooperative Miteinander zwischen Menschen sowie zwischen Mensch und Natur kommen wir zudem einem zyklischen Zeitverständnis wieder nahe, finden zu „glücklicher Genügsamkeit“ und sind nicht länger bewußtlose Konsummarionetten auf der sinnlosen Jagd nach Selbstwertprothesen.

Die von den Autoren angeregte „Achtsamkeitsrevolution“ wirkt der Natur-  und Selbst-entfremdung entgegen, nährt und bestätigt die in uns angelegten Samen der Liebe, Güte und der Empathie und fördert unsere ganzheitliche Erkenntnisfähigkeit. Das harmonische Zusammenwirken von Geist und Herz führt zu mehr Gelassenheit und Zufriedenheit.

Jeder der Autoren verweist ergänzend auf für ihn vorbildliche Persönlichkeiten, die ihn inspirieren und wartet mit ganz praktischen, unkomplizierten Anregungen für den Lebensalltag auf.

Der Anhang zum Buch informiert kurz und bündig über vielfältige „Projekte, die die Welt bewegen“, nebst entsprechenden Linkadressen und Literaturhinweisen, wie beispiels-weise: www.colibris-lemouvement.org
www.siebenlinden.de
www.mbsr-verband.de
www.foodsharing.de
www.slowfood.de
www.slowfoodyouth.de

»Die Utopie zu leben, das heißt vor allen Dingen zu akzeptieren, dass etwas im Werden begriffen ist. Ein Geschöpf voller Achtsamkeit und Mitgefühl zu sein, ein Geschöpf, das mit seiner Intelligenz, seiner Fantasie und seinen Händen dem Lob des Lebens dient … « (Seite 157)

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPORBE auf der Verlagswebseite:
https://www.randomhouse.de/Buch/Wer-sich-veraendert-veraendert-die-Welt/Christophe-Andre/Koesel/e459714.rhd

Die Autoren:

»Christophe André ist Arzt, Psychiater und Autor erfolgreicher Bücher über die Kraft der Emotionen. Als einer der Ersten hat er Achtsamkeitsmeditation in die Psychotherapie integriert.«

»Jon Kabat-Zinn, emeritierter Professor für Medizin und Bestsellerautor, gilt als Vater der modernen Achtsamkeitsmeditation. Sein Programm MBSR (Stressbewältigung durch Achtsamkeit) wird weltweit unterrichtet.«

»Pierre Rabhi ist Poet, Philosoph und Begründer der Agro-Ökologie, einer von Menschlich-keit geprägten Landwirtschaft. Er entwickelt Projekte für Länder, die an Wassermangel leiden.«

»Matthieu Ricard, Naturwissenschaftler und anerkannter Fotograf, lebt seit über 25 Jahren als buddhistischer Mönch. Der Übersetzer des Dalai Lama setzt sich für zahlreiche humanitäre Projekte ein.«

 

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Der unbekannte Kosmos

  • Alexander von Humboldt
  • Feature von Hans Sarkowicz
  • Regie: Leonhard Koppelmann
  • mit Ulrich Noethen als Humboldt
  • gelesen von: Ulrich Noethen, Friederike Ott, Birgitta Assheuer,
  • Moritz Pliquet und Reinhart von Stolzmann
  • Produktion: Hessischer Rundfunk/Der Hörverlag 2019
  • erschienen im Hörverlag Mai 2019  http://www.hoerverlag.de
  • 8 CDs in Pappschachtel
  • Laufzeit: ca. 10 Stunden und 7 Minuten
  • Textbeilage mit Zeittafel, Inhaltsübersicht und
  • Originalzeichnungen
  • 40,00 € (D), 44,90 € (A), 52,90 sFr.
  • ISBN 978-3-8445-3305-7

DEN  ENTDECKER  ENTDECKEN

Hörbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Dieses Hörbuch-Feature von Hans Sarkowicz vermittelt durch wohlgewählte, klug kom- binierte Textauswahl und facettenreiches Geistesfunkeln einen ebenso lehrreich-interessanten wie vielstimmig-spannenden Einblick in Alexander von Humboldts Leben, Persönlichkeit und Werk.

2019 ist ein Alexander-von-Humboldt-Jubiläumsjahr. Vor 250 Jahren, am 14.9.1769, wurde Alexander von Humboldt geboren. Dies ist fürwahr Anlaß genug, dem gegen-wärtigen Lesepublikum Humboldts bemerkenswert weltläufiges – in seiner ganzheit- lichen, fächerübergreifend-weitsichtigen Perspektive erstaunlich aktuelles – Werk ins Bewußtsein zu rufen.

Die für das Hörbuch ausgewählten Originaltexte folgen einer chronologischen, topo-graphischen und thematischen Ordnung. Begleitet werden sie von konzentriert-zusammenfassenden Erläuterungen sowie zeitgeschichtlich und wissenschaftshistorisch einordnenden Kommentaren acht verschiedener Humboldt-Spezialisten (Prof. Dr. Oliver Lubrich, Prof. Dr. Stefan Brönnimann, Dr. Tobias Kraft, Dr. Ulrike Leitner, Prof. Dr. Jutta Müller-Tamm, Thomas Nehrlich M.A., Prof. Dr. Karl Schlögel, Prof. Dr. Heinz Veit) und einigen, recht amüsant-launigen Zeitzeugenberichten (z.B. aus der Feder Ludwig Börnes) sowie literarischen Querverweisen.

Humboldt war ein vielseitig interessierter Gelehrter und wißbegieriger Forscher. Er war Bergbaufachmann, Botaniker, Geograph und Kartograph und befaßte sich u.a. mit Anthropologie, Anatomie, Astronomie, Archäologie, Geologie, Klimatologie, Kunst, Mineralogie, Pflanzengeographie, Vulkanismus und Zoologie. Zusammen mit Goethe machte er in Jena galvanische Experimente und scheute sich dabei nicht, seinen eigenen Körper als Versuchsobjekt und Meßinstrument einzusetzen.

Als Bergbauspezialist konzentrierte sich Humboldt nicht nur auf die Erschließung von Bodenschätzen, sondern erfand auch ein Atmungsgerät und eine luftreinigende Gruben-lampe, welche die Sicherheit der Bergleute erhöhen sollte.

Die Länder, die uns heute als Ecuador, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Peru und Venezuela bekannt sind, waren zu Humboldts Zeiten noch spanische Kolonien. Humboldt reiste mit einer Sondergenehmigung des spanischen Königs und in Begleitung des Arztes und Botanikers Aimé Bonpland von 1799 bis 1804 durch Süd- und Mittelamerika. Trotz der Strapazen empirischer Feldforschung in Urwäldern und bei gefährlichen Bergbestei-gungen protokollierte er unermüdlich seine Messungen, Beobachtungen, Entdeckungen und Erkenntnisse.

Stets führte er die neuesten und besten astronomischen und physikalischen Instru- mente (Barometer, Chronographen, Cyanometer, Elektrometer, Hygrometer, Sextanten, Thermometer usw.) mit sich und vermaß so buchstäblich die Welt, die er bereiste und erkundete. Die Natur und die fremde Landschaft faszinierten und begeisterten ihn; er sei, so schrieb er, in den Tropen ganz in seinem Element.

Seine Erfahrungen in den Kolonien machten ihn zu einem entschiedenen Kritiker und Gegner von Kolonialismus und Sklaverei, und er gab den Kampf für ein globales Verbot der Sklaverei niemals auf. Er beklagte die Zerstörung der kulturellen Zeugnisse der indi- genen Urbevölkerung (Azteken, Inkas und Mayas) durch die spanischen Eroberer und christlichen Missionare und setzte sich dafür ein, daß die verbliebenen Reste und die vom Vergessen bedrohten indigenen Sprachen erforscht, dokumentiert und bewahrt wurden.

Seinen Ruf als Universalgelehrter können wir guten Gewissens um den eines Humanisten ergänzen. Das nachfolgende Zitat von 1852 mag einen Eindruck seiner außergewöhnlich unabhängigen Geisteshaltung vermitteln:

„Indem wir die Einheit des Menschengeschlechts behaupten, widerstreben wir auch jeder unerfreulichen Annahme von höheren und niederen Menschenrassen. Es gibt bildsamere, höher gebildete, durch geistige Kultur veredelte, aber keine edlere Volksstämme. Alle sind gleichmäßig zur Freiheit bestimmt; … „

Humboldt war in vieler Hinsicht seiner Zeit voraus, er dachte in größeren Zusammen-hängen, forschte und schlußfolgerte interdisziplinär und erkannte damals schon den Einfluß menschlichen Handelns (Abholzungen) auf das Klima und betrachtete „die Natur als ein komplexes System von Wechselwirkungen“ – verfügte also bereits über eine ökologische Perspektive, als es den Begriff Ökologie noch garnicht gab.

Die stilistische Eleganz, fesselnde Eloquenz und anschauliche Ausdruckskraft seiner Sprache zeigen Humboldt als begabten Schriftsteller und empfindsam-aufnahme- fähigen, feinsinnigen Beobachter. Sein zeichnerisches Talent war eine nützliche Ergänzung – so konnte er seine Reiseberichte mit vielen naturalistischen Illustrationen auch bildlich dokumentieren.

Ulrich Noethen spricht Alexander von Humboldts Texte mit würdevoller Emphase und gibt ihnen lebhafte stimmliche Gestalt, und auch die versammelten Humboldt-Spezialisten können sich angenehm und redeflüssig hören lassen.

Die akustische Kulisse aus Federkratzen, Hufgetrappel, Insektensummen, Wasserrau-schen, Hammerklopfen, Vogelrufen usw. und die gelegentliche sanfte oder dramatische musikalische Grundierung animieren die Begegnung mit Humboldts Beobachtungen, Erkenntnissen, Berichten, Stellungnahmen und Ideen und machen uns zu imaginären Reisebegleitern seiner Expeditionen durch Amerika und Rußland.

Diese Hörbuchdokumentation informiert facetten- und abwechslungsreich über Alexander von Humboldt und seine maßgebliche Bedeutung für die Naturwissen- schaften des neunzehnten Jahrhunderts. Wir bekommen einen nachhaltigen Eindruck von Humboldts regem, weitem Geist, seiner Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge und Wechselwirkungen wahrzunehmen, seiner Entdeckungsfreude und Forschungshingabe, seiner aufklärerischen und weitherzigen Aufgeschlossenheit, seinem demokratischen Verständnis von Wissenschaft und seinem hoffnungsvollen Glauben an den Fortschritt von Vernunft und Wissenschaft zum Wohle der Menschheit.

„Wissen und Erkennen sind die Freude und die Berechtigung der Menschheit.“

Meine Faszination und Begeisterung gehen derweil soweit, daß ich Alexander von Humboldt nun gerne in die erlesene Gästeliste meines imaginären Salon d’ésprit einreihe, in der ich Persönlichkeiten aus der Vergangenheit versammle, mit denen ich mich gerne einmal unterhalten würde.

 

Hier entlang zum Hörbuch und zur HÖRPROBE auf der Verlagswebseite:
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Alexander von Humboldt:

»Alexander von Humboldt (1769–1859), deutscher Universalgelehrter und Expeditions-reisender von internationalem Renommee, machte als Pionier diverser naturwissenschaft- licher Fachdisziplinen von sich reden: von der Botanik und Zoologie über die Klimatologie bis hin zur Astronomie. Seit seiner Amerikanischen Forschungsreise 1799-1804 gilt er als «wissenschaftlicher Wiederentdecker Amerikas» und Mitbegründer der empirisch fundierten Geographie. Doch auch als Ethnologe, Kulturtheoretiker und couragierter Humanist war er seiner Mitwelt weit voraus.«

Ulrich Noethen:

»Ulrich Noethen, 1959 in München geboren, begann seine Schauspielkarriere 1985 am Theater. Anfang der 90er Jahre wechselte er zu Film und Fernsehen. Der große Durchbruch gelang ihm 1997 mit Joseph Vilsmaiers Comedian Harmonists. Seitdem war er in unzähligen Kino- und TV-Produktionen zu sehen. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter zweimal mit dem Grimme-Preis sowie mit dem Deutschen Filmpreis. 2017 wurde er als Bester Interpret mit dem Deutschen Hörbuchpreis geehrt. Für den Hörverlag las Ulrich Noethen zuletzt Königskinder von Alex Capus.«

Der Herausgeber:

»Hans Sarkowicz studierte Germanistik und Geschichte in Frankfurt/Main. Seit 1979 arbeitet er beim Hessischen Rundfunk. Er leitet das hr2-Ressort Literatur und Hörspiel und ist Autor von zeitgeschichtlichen und kulturhistorischen Publikationen, unter anderem zur Kunst und Literatur im Nationalsozialismus.«

Zur Buchausgabe:

Wer lieber lesen als lauschen möchte, kann sich mit dem Buch „Der Andere Kosmos“ anhand einer Auswahl von 70 exemplarischen Texten (Aufsätze, Artikel, Essays) aus 70 Jahren (von 1789 bis 1859) mit Humboldt beschäftigen. Dort fehlen dann jedoch die begleitenden Kommentare der Humboldt-Spezialisten, die den Originaltexten in der Hörbuchfassung einen erhellenden wissenschaftshistorischen Rahmen geben.

Alexander von Humboldt    
Der andere Kosmos
Hrsg. von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich
70 Texte, 70 Orte, 70 Jahre 1789-1859
DTV Verlag
März 2019
gebunden in geprägtes graues Feinleinen
mit einem farbigen Schutzumschlag aus halbtransparentem Kunststoff
Fadenheftung
LESEBÄNDCHEN
Groß-Oktav-Format: 17 x 24 cm
448 Seiten
in der Minion gesetzt und zweifarbig
auf holzfreiem, alterungsbeständigen Werkdruckpapier gedruckt
30,00 € (D), 30,90 € (A)
ISBN 978-3-423-28170-6

Hier entlang zur Buchausgabe beim DTV Verlag:
https://www.dtv.de/buch/alexander-von-humboldt-oliver-lubrich-thomas-nehrlich-der-andere-kosmos-28170/

Wer sich vertiefend mit Alexander Humboldt beschäftigen möchte, dem sei die zehnbändige Gesamtausgabe sämtlicher Schriften empfohlen, die im August 2019 im DTV Verlag erschienen ist und erstmals alle verstreuten, weltweit erschienenen Aufsätze, Artikel, Essays und Briefe versammelt.

Alexander von Humboldt
»Sämtliche Schriften«

Herausgegeben von Oliver Lubrich und Thomas Nehrlich
DTV Verlag

10 Bände
6320 Seiten


Wahlweise als handnumerierte Vorzugsausgabe zu 390 € (D/A)
https://www.dtv.de/buch/alexander-von-humboldt-oliver-lubrich-thomas-nehrlich-saemtliche-schriften-handnummerierte-vorzugsausgabe-im-schmuckschuber-59089/

 

 

oder als Studienausgabe zu 250 € (D/A)
https://www.dtv.de/buch/alexander-von-humboldt-oliver-lubrich-thomas-nehrlich-saemtliche-schriften-studienausgabe-59088/

 

 

Auf der Extra-Webseite des DTV-Verlages zur Humboldt-Ausgabe gibt es zudem eine weltkartenfilmische Darstellung seiner umfangreichen Reiserouten.
https://www.dtv.de/special-alexander-von-humboldt-saemtliche-schriften/70-jahre-reisen-forschen-und-schreiben/c-1931

 

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KARMA COOKING

  • Koch dich glücklich!
  • von Diana Johannsen und
  • Shirley Michaela Seul
  • TRINITY Verlag   März 2017  www.trinity-verlag.de
  • gebunden
  • Format: 13,5 cm x 17,5 cm
  • 240 Seiten
  • 18,00 € (D), 18,50 € (A)
  • ISBN 978-3-95550-225-6

D A S E I N S R E Z E P T E

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Karma Cooking“ ist ein Kochbuch für Körper, Geist und Seele.

Hier geht es weniger um Rezepte und Zutatenlisten, sondern vielmehr um die geistige Haltung und liebevolle Präsenz bei der Zubereitung von Nahrung, also um die mentale und emotionale Würze, die Sie – bewußt oder unbewußt – den Speisen hinzufügen.

Fragen Sie sich selbst, ob Sie beim Kochen mit Liebe, Bewußtheit und Dankbarkeit bei der Sache sind oder gehetzt, beiläufig und abgelenkt sowie belastet von Sorgen, Streß und negativen Gedanken oder schlichter Kochunlust. Die vorherrschende Stimmung beim Kochen überträgt sich und lädt das Essen entsprechend auf.

So regt die Autorin einleuchtend dazu ein, vor dem Kochen die Hände und die Gedanken zu waschen, und serviert eine Fülle weiterer Anregungen, die Speisen und das dazu verwendete Wasser konstruktiv zu  besprechen, zu segnen und mit verschiedenen Symbolen, Licht- und Farbvisualisierungen aufzuladen.

Eine weitere lebenswichtige Zutat ist das entspannt-konzentrierte Dasein und ganze Dabeisein beim Kochen. Die Autorin zündet dafür als Zentrierungsanker eine Kerze in ihrer Küche an und praktiziert die Yogi-Vollatmung. Es genügt jedoch auch, wenn man sich seines Atems gewahr ist und ihn allein dadurch vertieft. Die Hauptsache ist, daß sich die Gedanken beruhigen und daß nun gekocht oder gebacken wird und nichts anderes sonst.

Es tut gut, wenn die Gedanken das, was wir in der Küche gerade tun, begleiten und nicht zur Steuererklärung, der kritischen politischen Weltlage oder einer noch ungeklärten Streitfrage abschweifen. Sind wir mit Körper, Geist und Seele anwesend, werden die Zutaten sinnlich wahrgenommen, dankbar gewürdigt, übersichtlich geordnet, gesäubert und verarbeitet. Schritt für Schritt und genußvoll schon bei der Zubereitung nährt die Hingabe an den Augenblick die liebevolle Präsenz.

Mit welchen Symbolen man die fertige Speise oder die einzelnen Zutaten „bestrahlen“ möchte, entscheidet man am besten nach persönlichem Empfinden. Die Blume des Lebens, das Reiki-Energie-Symbol Cho Ku Rei, das Unendlichkeitssymbol oder einfach ein gemaltes Herz seien hier als Anregung genannt. Ob man als spirituelle Zugabe eine Affirmation, ein Mantra, ein Gebet oder einen Segensspruch, eine Farb- oder Licht- visualisierung oder eine Kombination dieser Zugaben anwendet, bleibt der eigenen Experimentierfreude und religiösen Vorliebe frei überlassen.

„Karma Cooking“ wartet mit  achtundzwanzig veganen Koch- und Backrezepten auf, deren Zutatenlisten neben den materiell-irdischen Zutaten um zwei bis drei himmlische Zutaten – beispielsweise Liebe, Freude, Demut, Dankbarkeit, Glück, Gesundheit, Mut, Vertrauen, Zufriedenheit, Zuversicht – ergänzt werden. Die Zubereitungsbeschreibungen sind übersichtlich und praxiserprobt. Es sind leichte, unkomplizierte, alltagstaugliche Rezepte wie Apfelkuchen, Auberginenmus, Erdbeermarmelade, Gemüsebrühe, Indische Linsensuppe, Kartoffelgratin, Kartoffelsuppe, Pizza Buschetta con Rucola, Risotto, Rübli-Geburtstagskuchen und Rohkost-Schokoladenkuchen.

Wer mit veganer Ernährung fremdelt, braucht keine Angst vor den Ernährungshin- weisen und Rezepten zu haben. Die Autorin erläutert ihre Entscheidung für eine vegane Ernährungsweise ohne missionarische Attitude – „… wir sind hier nicht beim Rechthaberwettessen.“ (Seite 80) -, sondern bittet einfach nur um eine Erweiterung und Ergänzung des Kochhorizontes auch für vegane Speisen.

Die Autorin schreibt aus einer von der Yoga-Philosophie geprägten Geisteshaltung des Mitgefühls mit allen Wesen und der Verbundenheit allen Lebens. Die Erfahrungsberichte aus ihrer privaten und beruflichen Kochtätigkeit sind authentisch und erklingen in heiterer Leichtigkeit.

Der beste Ernährungsratgeber und Kochassistent ist nach Ansicht der Autorin unsere innere Weisheitsinstanz. Sie nennt diese Instanz „Little Guru“. Diese innere Stimme spricht leise, doch in meditativer Gestimmtheit und achtsamer Aufgeschlossenheit kann man sie nicht überhören und so manchen lebensdienlichen Impuls empfangen.

Geben Sie Ihren Speisen den Geschmack von Liebe, machen Sie ein Rezept zum Gebet, rühren Sie Gegenwärtigkeit, Güte, Heilung, Hoffnung, Kraft, Lebensfreude, Sinnlichkeit, Vertrauen und Wertschätzung in Ihr Essen – es ist keine Frage, daß man den Unterschied schmecken kann!

Ich kann dies aus langjähriger eigener Erfahrung bestätigen, denn es ist mir keineswegs neu, meine Speisen zu segnen und mit Symbolkräften anzureichern. Eine meiner Lieb-lingssegnungsformeln beim Kochen und Backen lautet: „Liebe Speise, munde fein, sollst ein Genuß für alle sein!“ So spreche ich zum Kuchenteig, zum Eintopf, zur Gemüse-pfanne, zur Pizza, zur Suppe, zu den Nudeln, der Soße, dem Salat, dem Nachtisch und zum selbstgemachten Brotaufstrich.

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.trinity-verlag.de/Buecher/243/KarmaCooking.html

Die Autorin:

»Diana Johannsen ist Wasserbotschafterin, Yoga-Lehrerin und Inhaberin der Koch-Community Karma Cooking in Herrsching am Ammersee. Sie gibt energetisch-vegane Kochkurse und betreibt einen veganen Cateringservice. Zusammen mit ihrem Mann Percy Johannsen organisiert sie das Namasté Yogafestival namaste-yoga.de .«  www.karmacooking.de

Die Co-Autorin: Shirley Michalea Seul  http://www.shirley-michaela-seul.de

Querverweis:

„KARMA COOKING“ ergänzt sich harmonisch mit dem Sachbuch „YOGAN“ von Dominik Grimm, das Yogapraxis und vegane Ernährungsprinzipien ausgewogen miteinander vereint: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/01/21/yogan/

Wer das Thema des achtsamen Daseins im Hier & Jetzt gerne vertiefen möchte, dem empfehle ich zusätzlich das konZENtrativ-inspirierende  Buch „DER TIGERBERICHT“ von Dietrich Wild: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2012/12/30/der-tigerbericht/

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Geister auf der Metropolitan Line

  • Eine Peter-Grant-Story
  • von Ben Aaronovitch
  • Originaltitel: »The Furthest Station«
  • Deutsch von Christine Blum
  • Krimi mit magischen Elementen
  • DTV Verlag, Mai 2018   www.dtv.de
  • 176 Seiten
  • 8,95 € (D), 9,20 € (A)
  • ISBN 978-3-423-21733-0

GESPENSTISCHES  INTERMEZZO

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Dieses neue Peter-Grant-Buch tanzt aus der Reihe und buchstabiert die Freuden und Leiden magischer kriminalistischer Ermittlungsarbeit auf nur 176 Seiten, weshalb die Geschichte diesmal als Kurzroman firmiert und nicht als der zu erwartende 7. Band. „Geister auf der Metropolitan Line“ ist ein amüsant-spannender Leseimbiß, der wie eine harmlose Vorspeise zu einem später zu servierenden dramatischen Hauptgericht wirkt.

Für den Peter-Grant-Leseneuling genügt vorab die Information, daß es bei der Metro- politan Police von London eine geheime Ermittlungsabteilung für Kriminalfälle mit übersinnlichen Elementen gibt. Police Constable Peter Grant erwies sich vor einiger Zeit als magisch begabt, und dies beförderte ihn umgehend ins Folly, den Wohn- und Studiensitz der Abteilung „Spezielle Analysen“, und unter die distinguierten Fittiche von Detective Chief Inspector Thomas Nightingale, seines Zeichens letzter lebender Zaubermeister von England.

Peter Grant ist noch in der Ausbildung, denn die gewöhnliche kriminalistische Kompe- tenz wird durch praktische und theoretische Magie, Sprachstudien in Latein und Alt- griechisch, Zaubersprüche und sehr übungsintensive, äußerste Präzision erfordernde magische Erkennungs- und Verteidigungstechniken ergänzt. Wer es detaillierter wissen möchte, möge sich bitte zu meiner Besprechung des ersten und zweiten Bandes bemühen:
Band 1: DIE FLÜSSE VON LONDON Die Flüsse von London
Band 2: SCHWARZER MOND ÜBER SOHO Schwarzer Mond über Soho

Versüßt wird Peter Grants harte Arbeit immerhin durch angenehme Bekanntschaften mit sehr attraktiven personalisierten Londoner Flußgöttinnen, die – wenn es im Interesse ihrer kapriziösen naturgeistigen Belange ist – gelegentlich auch bei den Ermittlungen mitwirken oder ihre Kontakte zu diversen magischen Wesen spielen lassen.

Peter Grant ist an harte Kaliber magischer Gegner gewöhnt, und ein bißchen U-Bahn- Fahren, um den gehäuft eingehenden Meldungen von Geisterbegegnungen in der Metropolitan Line nachzugehen, fällt eher unter Kinderspiel. Zwar wurden einige Fahr- gäste von den Geistern beleidigt, aber es gab keine ernsthaften Angriffe. Seltsamer- weise konnten sich die Zeugen schon kurze Zeit nach dem Vorfall an keine Details mehr erinnern und sagten nur aus, daß der Geist sich einfach in Luft aufgelöst habe.

Während Peter U-Bahn fährt, um selbst einem solchen Geist zu begegnen, analysiert seine vorwitzige Cousine Abigail, die auch bereits eine verdächtige Magiebegabung erkennen läßt und zudem auch noch bessere Fortschritte in Latein macht als er selbst, die Standorte der Geistervorkommnisse, die Streckenführung usw., um ein eventuelles Bewegungsmuster der Geister herauszufinden.

Mit etwas Geduld und guter Fügung entdeckt Peter ein Geisterkind in der U-Bahn und kann es befragen. Das viktorianisch gekleidete Mädchen erklärt ihm bereitwillig, daß es vom Palastmeister des Glaspalastes ausgeschickt worden sei, um mit einem Polizisten zu sprechen und ihm eine Geschichte zu erzählen.

Diese Geschichte ist etwas blumig und märchenhaft, aber Peter schlußfolgert, daß es sich um eine aktuelle, unentdeckte Entführung handelt. Das Geistermädchen betont noch einmal, wie wichtig es sei, die „Prinzessin“ aus dem Kerker zu retten, der genau neben dem Glaspalast liege, und daß schon mehrere Geisterboten ausgeschickt worden seien, die sich aber wohl verirrt und ihren Auftrag nicht erfüllt hätten, – und dann löst sich die kleine Informantin in Luft auf.

Nachforschungen in der Magischen Bibliothek des Folly führen zu George Buckland, Esquire, einem magischen Praktizierenden aus dem 18. Jahrhundert, der Geister in „Rosenglas“ fangen und aufbewahren konnte. Entließ man diese Geister in die Freiheit, zerfielen sie nach kurzer Zeit. Das Pfarrhaus, in dem er einst lebte, gibt es immer noch.

Keine Frage, daß es wirklich eine Entführung gab, und keine Frage, daß ganz normale polizeiliche Ermittlungsarbeit, gewürzt mit ein paar zauberhaften Nachhilfeschubsern, nun zur erfolgreichen Rettung und Aufklärung führen.

Das ist wirklich einmal ein recht entspannter Fall mit glimpflichem Ausgang. Der Autor erzählt diese Geschichte in lockerem Plauderton und mit lebhaften Dialogen. Wie in den Vorgängerbänden ergeht er sich zudem in selbstironischen Randbemerkungen zu polizeilicher Kundenorientierung und in knackig formulierter Kritik an unansehnlichen architektonischen Verirrungen der Gegenwart.

»Der vorläufige Tiefpunkt ist ein ungeschlachtes Einkaufszentrum aus rotem Backstein schräg gegenüber vom Bahnhof, das sehr geschickt einen kompletten Mangel an Ästhetik mit völliger Nichtbeachtung eines praktischen Daseinszwecks verbindet.«
(Seite 69)

Ben Aaronovitch serviert eine schriftstellerische magische Mischung, in der sich Überraschungs-, Gänsehaut- und Schmunzeleffekte angenehm abwechseln. Lassen Sie sich beGEISTERN … !

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.dtv.de/buch/ben-aaronovitch-geister-auf-der-metropolitan-line-21733/

Hier entlang zur interessanten und informativen DTV-Webseite zur Peter-Grant-Serie:
https://www.dtv.de/special-ben-aaronovitch-urban-fantasy/startseite/c-184

Und hier geht es zu Peter Grants vorhergehenden und nachfolgenden magieverdächtigen Fällen:

Band 1: DIE FLÜSSE VON LONDON Die Flüsse von London
Band 2: SCHWARZER MOND ÜBER SOHO Schwarzer Mond über Soho
Band 3: EIN WISPERN UNTER BAKER STREET Ein Wispern unter Baker Street
Band 4: DER BÖSE ORT Der böse Ort
Band 5: FINGERHUT-SOMMER Fingerhut-Sommer
Band 6: DER GALGEN VON TYBURN Der Galgen von Tyburn
Band 7: DIE GLOCKE VON WHITECHAPEL Die Glocke von Whitechapel
Band 8: EIN WEISSER SCHWAN IN TABERNACLE STREET
Ein weißer Schwan in Tabernacle Street
Band 9: DIE SILBERKAMMER IN DER CHANCERY LANE
Die Silberkammer in der Chancery Lane

Hier entlang zu Ben Aaronovitchs Schreibausflug in deutsche Gefilde:
DER OKTOBERMANN/Eine Tobi-Winter-Story Der Oktobermann
Hier entlang zu einer Peter-Grant-Kurzgeschichten-Sammlung: 
DER GEIST IN DER BRITISH LIBRARY UND ANDERE GESCHICHTEN AUS DEM FOLLY 
Der Geist in der British Library
Hier entlang zu einer Abzweigungsgeschichte mit Peter Grants magisch hochbegabter Cousine Abigail und vielen sprechenden Füchsen:
DIE FÜCHSE VON HAMPSTEAD HEATH/Eine Abigail-Kamara-Story
Die Füchse von Hampstead Heath

Der Autor:

»Ben Aaronovitch wuchs in einer politisch engagierten, diskussionsfreudigen Familie in Nordlondon auf. Er hat Drehbücher für viele TV-Serien, darunter „Doctor Who“, ge- schrieben und als Buchhändler gearbeitet. Seine Urban-Fantasy-Serie um Peter Grant ist nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Deutschland sensationell erfolgreich und führt regelmäßig die Bestsellerlisten an. Inzwischen widmet sich Ben Aaronovitch ganz dem Schreiben, zur Freude seiner zahlreichen Fans. Er lebt nach wie vor in London.«

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Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr

  • Ein somnambules Märchen aus Zamonien
  • von Hildegunst von Mythenmetz
  • Aus dem Zamonischen übertragen von Walter Moers
  • und illustriert von Lydia Rode
  • Roman
  • Knaus Verlag August 2017        www.knaus-verlag.de
  • gebunden, mit Schutzumschlag
  • mit hellviolettem Kopfschnitt und LESEBÄNDCHEN
  • Format: 17,0 x 24,0 cm
  • 344 Seiten
  • 24,99 € (D), 25,70 € (A), 33,90 sFr.
  • ISBN 978-3-8135-0785-0

TRAUMWANDLERISCHE  TRAUMTRUNKENHEIT

Buchbesprechung  von Ulrike Sokul ©

 

 

»Wenn die Minuten durch die Jahre rufen
Erhebt sich der ewige Träumer
Über seine irdische Last
Und reist mitten hinein
Ins dunkle Herz der Nacht«

Anonym

 

„Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr“ fabuliert eine kuriose Exkursion in eine schlaflose Nacht mit hellwachen Träumen – abenteuerlustig, humorvoll, spannend, phantasiegesättigt, gedankenbunt, wortverspielt und sprachverliebt und sogar ein bißchen romantisch und wehmütig.

Prinzessin Dylia, die unter chronischer, periodischer Schlaflosigkeit leidet, bezeichnet sich selbstironisch als Prinzessin Insomnia. Sie stellt sich tapfer ihrer Krankheit nebst deren unangenehmen Begleiterscheinungen und kultiviert eine ebenso selbstreflexive wie phantasievolle philosophische Perspektive. Langeweile ist ein Fremdwort für ihren regen Geist, sie ist empfindsam, kapriziös, neugierig, musikalisch, sprachbegabt, synästhetisch, tagträumerisch, wißbegierig, aber auch Weltmeisterin im Verdrängen unangenehmer Erfahrungen und Gedanken.

Ihre Strategien, sich von der Schlaflosigkeit abzulenken, sind höchst kreativ. So denkt sie sich beispielsweise neue Traumfarben von A bis Z aus,  sie nimmt ausgiebige Mondlichtbäder, die ihr Mondlichtekstasen bescheren, und sie entspannt sich durch ridikülisierendes Anagrammieren – so wird aus Blutdruck Drutbluck und aus Zuckerspiegel Spuckerziegel …

Jeden Morgen wählt Dylia aus dem Zamonischen Wörterbuch dreizehn neue Lieblings-wörter aus, die sogenannten Pfauenwörter, und sie macht es sich zur Aufgabe, diese schillernden Vokabeln im Verlaufe des Tages sinnvoll unterzubringen. Versuchen Sie einmal nach achtzehn schlaflosen Nächten Worte wie „Amygdala, Hoyotojokomeshi, Linguamundivagant, Mamihlapinatapaai, Niemalsweh, Quoggonophobie, Pisanzapra“ usw. sinnvoll in einen Tagesablauf zu integrieren – das schafft nur Prinzessin Dylia.

Eines Nachts wird ihre kreative Nichtschlafroutine durch einen überraschenden Besucher unterbrochen: Havarius Opal, ein versierter Nachtmahr, stellt sich unverblümt-selbstgefällig vor und erklärt ihr nonchalant, daß er gekommen sei, um sie in den Wahnsinn zu treiben.

Dylia vermutet zunächst einen Scherz des Hofnarren oder einen neuen Therapieversuch des Hofalchemisten, aber der kleinwüchsige Gnom mit der vielfarbig-changierenden Mosaikschuppenhaut ist echt und auch kein Traum, wie er ihr greifbar-handgreiflich versichert.

Gönnerhaft bietet er Prinzessin Dylia jedoch an, zuvor mit ihr eine Reise nach Amygdala, ins dunkle Herz der Nacht, zu unternehmen. Das ist eine Versuchung, der die entdecker-freudige Dylia nicht widerstehen kann, und so reisen die beiden nach Innen, in Dylias Gehirn.

Der Weg führt von der Großhirnrinde in der Höhe des Scheitellappens über den Cortex cerebri zum Thalamus, von dort geht es von der Stria terminalis über den Nucleus accumbens bis nach Amygdala. Das klingt jetzt etwas neurologisch, aber keine Angst, es wird wirklich abenteuerlustig, und diversen Ängsten werden wir auch unvermeidlich begegnen.

In den Gehirnwindungen wimmelt es von unglaublichen Lebens- und Gedankenformen: seifenblasenzarthäutige Geistgeister und Zwielichtzwerge, Ideenschmetterlinge, Zweifelspfützen, Gehirnschnecken, bürokratische Egozetten und systematische Thalamiten, Gedankenblitze, Gedankenfalten, Gedankenfäden, Gedankensplitter, Grillos, Ideennebel, rationale und irrationale Geome, Irrschatten und nicht zu vergessen die vielgestaltigen, verfressenen Zergesser und der Subconsciounelle Sumpf, in den abzustürzen weniger empfehlenswert ist.

Gedankenendlosschleifen und kognitive Teufelskreise sind noch das Harmloseste, was einem im eigenen Gehirn passieren kann – da ist beispielsweise der hypnotische Zwangsoptimismus viel bedrohlicher.

Auch den hirnjuristischen Verwaltungsapparat sollte man nicht unterschätzen. Havarius Opal und Prinzessin Dylia müssen einiges an amtsbürokratischer Willkür-Logik ertragen, als sie im Großraumbüro des Thalamus eine Durchreisegenehmigung zur Amygdala nebst Eigenrisikobescheinigung beantragen und von einer gnadenlos-sachlichen Egozette einer Befragung unterzogen werden. So etwas Nervenaufreibendes haben Sie noch nie zuvor erlesen …

Walter Moers beginnt dieses Märchen zunächst gemächlich mit der ausführlichen, detailreichen Ausmalung von Prinzessin Dylias Charakter und ihren Lebensumständen. Mit dem Erscheinen des täuschend-trügerischen, seltsam-sympathischen, launisch-unberechenbaren Nachtmahrs Havarius Opal bekommt Dylias beschauliches Leben aufregenden Gegenwind. Havarius Opal ist ein ambivalenter Mentor, ein unterhalt- samer Reisebegleiter, ein irritierend-irisierender Schelm und Meister traumhafter Täuschungsmanöver. Er funktioniert gewissermaßen „spiegelverkehrt und gegen den Uhrzeigersinn …“ (Seite 212)

Der Autor verbindet die neckische Beziehungsdynamik des ungleichen Paares, ihre gehirngeographischen Erkundungen und traumphilo- sophischen Diskussionen, die erlesenen Gedankenspiele und die phantasievollen Requisiten zu einer raffinierten epischen Dramaturgie, die uns ein traumsinniges Lesevergnügen bereitet.

Der ausgeprägte Sinn für geistreich-sprachspielerischen Humor, der alle Werke Walter Moers‘ aus- und kennzeichnet, kommt besonders in der Figur Prinzessin Dylias zu Wort. Diesmal wortschöpft Moers wahrlich aus dem vollen und erfindet solch köstliche Pfauenwörter, daß ich es kaum erwarten kann, wenigstens ein paar davon in den Duden einwandern zu sehen. Er ist einfach unübertrefflich „linguamundivagant“ …

Die zahlreichen Bilder, die den Text stimmungsvoll schmücken, stammen diesmal nicht vom Autor selbst, sondern von Lydia Rode. Ihre bunten Aquarellzeichnungen illustrieren das märchenhaft-neurologisch-zamonische Panoptikum ganz vortrefflich und bereichern die Geschichte um lebhaften Formenreichtum und feminine Farbenfreude.

In einer Nachbemerkung berichtet Walter Moers, wie Lydia Rode, die von der Krankheit Chronisches Fatiguesyndrom (CFS) betroffen ist, brieflich in Kontakt zu ihm aufnahm und ihn wissen ließ, wie sehr ihr seine Zamonienromane beim Ertragen ihrer Schlaf- losigkeitsphasen geholfen hätten. Aus der gemeinsamen Korrespondenz entstand die Idee zu einer zamonischen Erzählung, die Lydia Rode gerne illustrieren wollte. Dieser Inspirationskeim wuchs sich dann zu vorliegendem traumiversellen Roman aus.

Mit dem siebten Zamonien-Roman beschert uns Maestro Moers von Mythenmetz also nicht die Fortsetzung von „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“, sondern ein originäres zamonisches Märchen: eine regenbogen- bunte Traumreise mit neuen eigenwilligen, unvergeßlichen Charakteren und mit einer Gebrauchsanweisung für Nachtmahre, die Sie sich nicht hätten träumen lassen.

Ich bin absolut begeistgeistert!

 

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.randomhouse.de/Buch/Prinzessin-Insomnia-&-der-alptraumfarbene-Nachtmahr/Walter-Moers/Knaus/e529505.rhd

 

Der Autor:

»Walter Moers ist der Schöpfer vieler erfolgreicher Welten und Charaktere. Von ihm stammen unter anderem die Comicwelten um „Das kleine Arschloch“ und dem „Alten Sack“, „Adolf, die Nazisau“ und die Figur des Käpt`n Blaubär. Seit fast 20 Jahren schreibt er fantastische Romane, die auf dem Kontinent Zamonien spielen. Dazu gehören unter anderem die internationalen Bestseller „Die 13 ½ Leben des Käpt`n Blaubär“, „Die Stadt der Träumenden Bücher“ und zuletzt „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“. „Prinzessin Insomnia“ ist der siebte Zamonienroman.«
http://www.zamonien.de/

Die Illustratorin:

»Lydia Rode lebt, malt und zeichnet in Berlin. Ihre Aquarelle für „Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr“ sind ihre ersten veröffentlichten Illustrationen.«

 

Zum dazugehörigen Hörbuch:

„Prinzessin Insomnia  & der alptraumfarbene Nachtmahr“ gibt es auch kongenial vertont in vollständiger szenischer Vorlesung von Andreas Fröhlich.

 

Prinzessin Insomnia und der alptraumfarbene Nachtmahr
von Walter Moers
Gelesen von Andreas Fröhlich
Produktion: der Hörverlag  August 2017 www.hoerverlag.de
1mp3-Cd
Laufzeit: ca. 11 Stunden, 23 Minuten
Pappschuber
Begleitheft mit Romantextschnipseln
und Zeichnungen von Lydia Rode
ISBN: 978-3-8445-2809-1
24,99 € (D), 28,10 € (A), 35,50 sFr.

 

Andreas Fröhlich erweist sich erneut als virtuoser Vorleser der moeresken Vielstimmigkeit und verleiht den Charakteren munter und nuancenreich mit einfühlsamer Dramaturgie akustische und emotionale Gestalt. Er spricht fließend Anagrammisch, Bürokratisch, Drehsilbisch, Nachtmarisch und Prinzessisch sowie Traumtrunkisch.

Summa summarum: Eine Hörgelegenheit, die Sie nicht verträumen sollten!

 

Hier entlang zum Hörbuch und zur Hörprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.randomhouse.de/Hoerbuch-MP3/Prinzessin-Insomnia-&-der-alptraumfarbene-Nachtmahr/Walter-Moers/der-Hoerverlag/e530083.rhd

Der Sprecher:

»Andreas Fröhlich, geboren 1965, wurde im Alter von sieben Jahren im Kinderchor des SFB entdeckt. Mittlerweile ist er als „Hörspieler“ Interpret unzähliger Hörbücher und erhielt 2010 nach drei Nominierungen den Deutschen Hörbuchpreis als bester Interpret für den Titel „Doppler“, der in seiner eigenen Hörbuchreihe „Edition Handverlesen“ erschien. Für den Hörverlag übernahm er unter anderem Rollen in den Hörspielen von Alexandre Dumas „Die drei Musketiere“, den „Wallander“-Hörspielen, der „Otherland“-Saga, sowie „Das Geheimnis der Großen Schwerter“ von Tad Williams. Darüber hinaus liest er den Bestseller „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ von Walter Moers. Andreas Fröhlich zählt zu den bekanntesten Synchronsprechern Deutschlands und leiht u.a. John Cusack und Edward Norton seine Stimme. Zudem ist er als Dialogbuchautor und Dialogregisseur tätig und u.a. für die deutsche Synchronfassung der „Herr der Ringe“-Trilogie verantwortlich, in der er auch die Rolle des Gollum übernahm.«

Hier gibt es noch ein amüsantes Interview mit Andreas Fröhlich zur Hörbucharbeit an „Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr“:
https://www.randomhouse.de/Interview-mit-Hoerbuch-Sprecher-Andreas-Froehlich-Hoerverlag/Das-Interview/aid76953_14612.rhd

Querverweis:

Hier entlang zum ersten Zamonien-Rroman: Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2013/12/25/die-13½-leben-des-kaptn-blaubar/
und zum zweiten: Ensel & Krete
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/02/05/ensel-und-krete/
sowie zum dritten: RUMO
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/05/28/rumo/
zum achten Zamonien-Intermezzo: Weihnachten auf der Lindwurmfeste
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2018/12/22/weihnachten-auf-der-lindwurmfeste/
und zum neunten Zamonien-Roman: Der Bücherdrache
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2019/04/10/der-buecherdrache/

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Tanz Jerusalem!

  • Unsere Lieder auf Deinen Lippen
  • Musik: Ensemble Noisten
  • Texte: Meister Eckhart, Rumi, Martin Buber u.a.
  • gelesen von Nina Hoger & Felix von Manteuffel
  • Textauswahl: Claus Schmidt
  • Griot Hörverlag  März 2017  https://griot-verlag.de/
  • 1 CD in Pappklappschuber
  • 20-seitiges CD-Begleitheft
  • Spielzeit: 75 Minuten
  • 19,80 € (D), 20,00 € (A), 31,50 sFr.
  • ISBN 978-3-95998-015-9

VIELSAITIGER  TRIALOG!

Hörbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Mystik und Musik haben sich schon immer wechselseitig inspiriert. Die Mystiker, gleich welcher religiösen Tradition sie entstammten, wuchsen mit ihrer geistig-seelischen Flügelspannweiter stets über die Beschränktheit der dogmatischen Religionsriten und Regeln weit hinaus, wobei sie meist von der orthodoxen Religion nicht gern gesehen und gehört wurden.

Den Musikern des Ensemble Noisten und den Textsprechern Nina Hoger und Felix von Manteuffel gelingt mit der CD „Tanz Jerusalem!“ eine anregende, abwechslungsreich-harmonische Kombination aus christlicher, islamischer und jüdischer Musik im Zusammenspiel mit Zitaten mystischer Meister aus den drei abrahamitischen Weltreligionen. Die hier zitierten Mystiker vertreten ein spirituelles Menschen- und Gottesbild, das keineswegs fundamentalistisch ist, sondern überaus herzensweit, gütig und bisweilen ausgesprochen schelmisch.

Eröffnet wird der Reigen beschwingt mit MOSHES FREYLACH, einer fröhlichen (frylekher), traditionellen jiddischen Gruppentanzmusik. Sodann folgt je ein Text von Meister Eckhart, Rumi und Martin Buber.

Die Vielsaitigkeit der musikalischen Wurzeln ertönt in den Instrumenten und Melodien. Wir hören Orgel, Kontrabaß, Tabla, Genjira, Gaddam, Djembe, Darbuka, Gitarre, Bou- zouki, Klarinette, Baßklarinette und Ney, die arabisch-türkisch-persische Bambusflöte.

So wechseln sich Klezmer-Klänge, Sufi-Ney-Klänge und Bach-Choräle sowie tiefsinnige, mystische Gedanken, Erkenntnisse und Gleichnisse ausgewogen ab.

Die Textauswahl von Claus Schmidt offenbart große Gemeinsamkeiten und kleine Unterschiede zwischen den zitierten Mystikern; oft gibt es deutliche philosophische Parallelen, gelegentlich Variationen, meist inhaltliche Harmonie. Die Einsichten und Betrachtungsweisen ergänzen und verbinden sich, die Einheit in der Vielheit läßt sich ahnen.

Mein nachfolgend zitiertes Lieblingsbeispiel von Daniel Lifschitz möge als pars pro toto für alle Texte auf dieser CD sprechen:

»Rabbi Moshe von Kobryn besuchte einmal seinen Freund … Der führte ihm sein Söhnchen Abraham Jakob vor, damit der Rabbi Moshe es segne.
Als sich der Kobryner von der Klugheit des Jungen überzeugt hatte, küßte er ihn und reichte ihm einen Rubel: „Sag mir dafür, wo Gott wohnt.“
Abraham antwortete: „Ich gebe zwei Rubel, wenn du mir sagst, wo Gott nicht wohnt.“«

Nina Hoger und Felix von Manteuffel tragen die Texte wohlakzentuiert vor und lassen sie in stimmungsvoller Empfindungsbandbreite lebhaft, gelassen, heiter, meditativ, poetisch und weise erklingen.

Das 20seitige CD-Begleitheft ist sehr zusatzinformativ und stellt kurz und prägnant die zitierten Mystiker, die verwendeten musikalischen Traditionen, das Ensemble Noisten und die beiden Gastmusiker Murat Çakmaz (NEY) und Robert Mäuser (ORGEL) vor.

„Tanz Jerusalem!“ bietet dem geneigten Lauscher eine interkulturell-spirituelle Auditüre, deren Echo noch lange in Herz und Geist nachklingt.

 

Hier entlang zur CD und zur Hörprobe auf der Verlagswebseite:
https://griot-verlag.de/tanz-jerusalem.html

 

Die Tournee des Ensemble Noisten mit Nina Hoger begann am 26.03.2017 in Köln.

Am 10.09.2017 um 18.00 Uhr tritt das Ensemble Noisten in Wuppertal auf.

Stadthalle Wuppertal
Im Rahmen der Wuppertaler Orgelakzente
Klezmer trifft Derwisch trifft Orgel
www.stadthalle.de

Am 04.11.2017  um 20.00 Uhr tritt das Ensemble Noisten in Krefeld auf.

Friedenskirche
Klezmer trifft Derwisch trifft Orgel
www.friedenskirche-krefeld.de

Hier geht es zur Webseite des Ensemble Noisten, wo Sie sich über weitere Konzerttermine informieren können: https://ensemble-noisten.de/

 

Querverweis:

Vom Ensemble Noisten gibt es zudem eine klezmer-musikalisch begleitete  Vertonung von Else Lasker-Schüler Gedichten, Prosatexten, Briefen und biographischen Eckdaten, gelesen von Nina Hoger.

Else Lasker-Schüler
Tiefer beugen sich die Sterne
1 CD, Spielzeit: 72 Minuten
19,80 € (D), 20,00 € (A), 31,90 sFr.
ISBN  3-78-3-941234-00-0

Hier entlang zur CD auf der Griot-Verlagswebseite:
http://griot-verlag.de/tiefer-beugen-sich-die-sterne.html

 

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Klangmeditationen für Körper & Seele

  • Geführte Meditationen zur Entspannung und Stärkung der Selbstheilungskräfte
  • von Bettina Steiner
  • Text und Stimme: Bettina Steiner
  • Klangschalen, Gongs, Monochord und Harfe: Bettina Steiner
  • Percussion: Martin Ruhland
  • Aufnahme, Mischung und Mastering: Rhythmus Studio Berlin, Alex Hötzinger
  • Grafikdesign: Ela Samson
  • Fotos: Monika Moosreiner
  • 1 CD in Pappklappschuber
  • Spieldauer 57:30 Min.
  • 17,80 €
  • Bezug über:
  • http://www.malamusic.de/
  • http://www.silenzio.com/
  • http://www.buecher.de/
    KLANGMEDITATIONEN CD-Titelbild

    CD Klangmeditationen © Bettina Steiner

     

GESTIMMTE  STILLE

CD-Besprechung von Ulrike Sokul ©

Für diese Heilkur brauchen Sie keinen langen Weg zurückzulegen. Sie können einfach bequem zu Hause bleiben,  Sie legen die CD ein, machen es sich im Sitzen oder Liegen gemütlich und geben sich dem Lauschen hin, und Sie können die Klangmeditationen sooft es Ihnen gefällt, wiederholen und genießen …

Bettina Steiners natürlich-sanftmütige Stimme leitet Sie nach einer kurzen Einleitung und klanglichen Einstimmung in eine geführte Körperentspannung (ca. 22 Minuten Dauer); im Anschluß daran erfolgt eine klangliche Harmonisierung und danach eine geführte Meditation zum Ursprung der Selbstheilungskräfte (ca. 20 Minuten Dauer); zum Ausklang gibt es eine kurze klangliche Harmonisierung und Aktivierung.

Die instrumentale Begleitung – musikalisch wäre zuviel gesagt, da keine Melodien erklingen – durch Gongs, Klangschalen, Monochord, Harfe und Percussion erzeugt lange nachschwingende, leise verhallende Töne, welche die Stille einleiten.

Der CD-„Beipackzettel“ verlautet: »Folgen Sie dem Klang der Stille und kommen ganz bei sich an. Die Klänge finden ganz von selbst ihren Weg dorthin, wo sie heilsam und harmonisierend wirken können… Die Klänge der Klangschalen und Gongs entspannen und wirken auf der Körperebene wie eine feinstoffliche Massage.«

Der Wechsel von Klang, Stille und Stimme ruft ein Empfinden von Zeitlosigkeit und innerer Weite hervor. Der Raum zwischen Klang und Stille ist eine sanfte Übung des Nach-innen-Hörens.

Während die erste Meditation den Körper entspannt und „erleichtert“ und dadurch seine Präsenz und Empfänglichkeit erhöht, führt die zweite Meditation imaginativ in eine Seelenlandschaft und verbindet den Lauschenden mit seinen natürlichen Selbstheilungskräften. Dies kann uns auf eine heilsame Balance von Körper, Geist und Seele einstimmen.

Die erstaunliche Entspannungswirkung der Klangmeditationen kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Vor lauter Entspannung verschlief ich dreimal hintereinander die zweite geführte Meditation. Erst am vierten Tage war ich offenbar ausgeRUHT genug, um beiden Meditationen bewußt und aktiv zu lauschen.

Mit ihrer klaren, sympathisch-vertrauenerweckenden Stimme, in der ein Lächeln mitschwingt, mit der liebevollen Wortwahl und der dezenten Klangbegleitung gelingt es Bettina Steiner, dem Hörer harmonisierende Impulse zu vermitteln.

Auf diesem Wege vertiefen wir auch den EINKLANG mit unserer Seele…

Direktlink zur CD nebst Hörproben:
http://www.malamusic.de/praxis-cds/klangmeditationen-f%C3%BCr-k%C3%B6rper-und-seele/

 

Die Klangkünstlerin:

»Bettina Steiner wirkt als Licht- und Klangheilerin. Sie gibt Einzelsitzungen, veranstaltet Klangmeditationen sowie Klangreisen und leitet Seminare zu den Themen Medialität, Licht- und Klangheilung. Sie empfindet Licht und Klang als die Ursprünge unserer Schöpfung und somit als liebevolles und wirkungsvolles Instrument der Heilung.«
mehr unter: www.herz-und-seele.com
www.lichtklaenge.com

Außerdem pflegt Bettina Steiner das sehr empfehlenswerte, liebevoll inspirierende WordPress-Blog:
HERZUNDSTERNENKIND      https://herzundsternenkind.wordpress.com/
Hier finden sich energetische „Erste Hilfe“-Anregungen, Meditationen, kleine Geschichten aus dem Allgäu, herzerfüllte musikalische Kostproben und heilsame Rezepte sowie berührende Lichtimpulse und ein poetischer Sternenspaziergang

 

 

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Lächeln ist die beste Antwort

  • 88 Wege asiatischer Gelassenheit
  • von Bernhard Moestl
  • KNAUR Verlag, April 2015                   www.droemer-knaur.de
  • gebunden
  • 255 Seiten mit LESEBÄNDCHEN
  • und mit zahlreichen japanischen Vignetten
  • 14,99 € (D), 15,50 € (A)
  • ISBN 978-3-426-65561-0
    Lächeln ist die beste Antwort

K(R)AMPFLOSES  SIEGERLÄCHELN

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

In seinem Buch „Lächeln ist die beste Antwort“ beschreibt Bernhard Moestl in 88 kurzen, eingängigen Kapiteln seine theoretischen und praktischen Erfahrungen mit der fernöstlichen Weltsicht und Menschenanschauung und vergleicht sie mit der westlichen (europäischen) Lebensauffassung.

Der pendelnde Blick vom Westen in den Osten und vom Osten in den Westen ist interessant und lehrreich und zugleich kurzweilig. Wie tief mögliche Einsichten und lebensphilosophische Anregungen sinken, bleibt dem Leser unaufdringlich selbst überlassen.

Der Autor schöpft aus dem Fundus seiner langjährigen Aufenthalte und häufigen ausgiebigen Reisen durch viele asiatische Länder (China, Kambodscha, Laos, Malaysia, Thailand, Vietnam). So dienen oft Reiseerlebnisse und alltägliche harmonische oder ärgerliche zwischenmenschliche Situationen und Mißverständnisse als Einstieg in eine konzentriert-pragmatische Reflektion über die asiatische Geisteshaltung zu äußeren Gegebenheiten.

Dabei behandelt Bernhard Moestl die Relativität von Schwäche und Stärke sowie Sieg und Niederlage, die Übung des Nichts-Tuns, spezielle asiatische Dienstleistungs- haltungen, die Freuden der Absichtslosigkeit, Fragen der Samurai-Ehre, Erfolg, Führungsstilvarianten, einleuchtende Zenmeister-Anekdoten, die Energieeffizienz der Shaolin-Kampfkunst, Gedankendisziplin, Achtsamkeit, Kommunikationswege, den Nutzen der Langsamkeit, den unschätzbaren Wert des Lobens und noch viele Themen mehr.

Da jedes Kapitel mit einer Frage an den Leser ausklingt, wird durch die geöffnete Fragetüre jeder dazu eingeladen, den Lesestoff auf das eigene Leben anzuwenden und den gewöhnlichen Wahrnehmungsblickwinkel zu erweitern oder sogar zu ändern.Wenn man den Fragen vertiefend nachgeht, die einen besonders ansprechen, kann sich die Tür zu einigen ganz neuen Antworten und frischen Selbsterkenntnissen öffnen.

Nun einige Beispiele zur Inspiration:

„Was bedeutet »unmöglich« ?“ (Seite 35)

„Wobei verlieren Sie den Geist des Anfängers am ehesten?“ (Seite 43)

„Welches Wort gibt Ihnen die meiste Kraft?“ ( Seite 86)

Wie fördern Sie Ihre größte Stärke?“ (Seite 108)

„Womit winken Sie Ihren Erfolg herbei?“ (Seite 119)

„Wann hätten Sie das letzte Mal die Tür zu Ihrem Bewusstsein besser geschlossen gelassen?“ (Seite 122)

„Was könnte ich lernen, wenn ich Sie nachahmte?“ (Seite 129)

„Welche vermeintliche Schwäche ist Ihre größte Stärke?“ (Seite 181)

Selbst wenn Sie keine endgültigen Antworten auf Ihre Fragen finden, so wird doch wenigstens das vertraute Gedankenmobile tüchtig in Bewegung versetzt, und vielleicht geschieht in absichtsloser Gelassenheit doch eine Umordnung des Geistes.

Und zum guten Schluß noch ein lächelndes Lob für die ästhetisch-stimmige „Verpackung“ des vorliegenden Buches. Der karpfengemusterte Buchum- schlag verspricht reichen geistigen Fang und harmoniert vollkommen mit den schönen hell- und dunkelblauen japanischen Vignetten, die jedes Kapitel dezent schmücken. Und das feine dunkelblaue LESEBÄNDCHEN ist eine praktische und bereichernde Zugabe.

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.droemer-knaur.de/buch/8169953/laecheln-ist-die-beste-antwort

Der Autor:

»Bernhard Moestl, geboren 1970 in Wien, ist Vortragsredner und Business-Coach mit den Schwerpunkten Bewusstsein und Führung. Er ist Autor erfolgreicher Sachbücher, in denen er die Erfahrungen zugänglich macht, die er bei Aufenthalten in Asien gesammelt hat, wo er u.a. im Shaolin-Kloster die Kampfkunst der Mönche erlernt hat. Diese Erkenntnisse nutzt er für seine Bücher und Seminare.« www.bernhardmoestl.com

PS
Am Ende des Buches folgt eine umfängliche und freundlich-aufmerksame Danksagung, u.a. auch an alle Buchhändler. Daraus ergibt sich für mich – als Buchhändlerin – folgende Frage:
Wie verträgt sich dies mit der Tatsache, daß der Autor auf seiner Webseite die Werbung  für seine Bücher direkt mit Amazon verlinkt?
Und zweite Frage: Wie lange wird es noch lokale Buchhandlungen geben, wenn nicht nur all die Bequemlichkeitskonsumenten, sondern auch immer mehr Verlage und Autoren zu willigen Handlangern und Dienern von Amazon werden?

 

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Die Geisterverschwörung

E N T G E I S T E R U N G

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Sie kennen Prometheus Schröder, den berühmten Geisterjäger und sein Buch »Die Wahrheit über Geister« nicht? Nun – dies ist nicht verwunderlich, denn es liegt in der Natur dieses geheimnisvollen Berufes, daß die Berühmtheit nur im Verborgenen blüht. Doch jedes Kapitel des im folgenden besprochenen Buches „Die Geisterverschwörung“ wird von einem nützlichen Zitat aus diesem Werk eingeleitet. Sie müssen also nicht gänzlich unwissend sterben.

Falls Sie der Ansicht sind, daß einem manche Menschen auf den Geist gehen können, dann haben Sie noch nicht erlebt, wie einem Geister auf den Geist gehen können. Davon kann das Mädchen Mara ein langes Lied singen.

Dabei war es einst ihr Wunsch gewesen, endlich einmal ein richtiges Gespenst zu sehen. Zwei Jahre zuvor hatte Mara in den Sommerferien bei ihrer Oma gewohnt und sich mit Kathi, einem Mädchen aus der Nachbarschaft, angefreundet. Die beiden Mädchen ver- brachten in einträchtigem Spiel eine schöne Zeit miteinander, bis Mara unbedingt darauf bestand, ein leerstehendes altes Haus, in dem es angeblich spuken solle, aufzusuchen.

Mara machte eine alberne Bemerkung über blutrünstige Geister und verlorene Seelen und erregte damit Kathis Zorn. Denn Kathi war tatsächlich selbst ein Geist, zwar keineswegs blutrünstig oder bösartig, aber doch verletzlich, was menschliche Über- heblichkeit gegenüber Spukgestalten betraf. So endete die Freundschaft zwischen Mara und Kathi damit, daß sich Kathi in ihrer durchscheinenden Geistergestalt zeigte und Mara als Abschiedsgeschenk die Gabe verlieh, Geister zu sehen.

Seitdem hat sie viele Geister kennengelernt und wäre ihre Gabe gerne wieder los. Gleichwohl ist Mara inzwischen mit zwei Kindergeistern, Emilia und Adrian, gut be- freundet. Die beiden wohnen sogar bei ihr. Adrian ist ein bißchen altklug, aber er hilft Mara in der Schule, indem er ihr in Mathe vorsagt, und Emilia, deren Kleiderfarbe je nach Stimmung wechselt, stammt aus dem 18. Jahrhundert und bemüht sich, Mara damenhaftes Benehmen beizubringen.

Manchmal sind die Geister ganz hilfreich und unterhaltsam für Mara. Da es jedoch ziemlich viele Geister gibt, macht Mara oft die Erfahrung, wie erschreckend lästig Geister sein können. Denn wenn sie bemerken, daß sie bemerkt werden, zeigen sie sich recht anhänglich, scheren sich nicht um abgeschlossene Türen und wollen mit Mara z.B. Schachspielen.

Als es in Maras Schule, im Musikraum zu Spukphänomenen kommt, ruft der neue Musiklehrer eine Geisterjägerin. Klar, daß Mara diese Frau heimlich bei ihrer Arbeit beobachtet. Mit Hilfe einer sogenannten Seelenkerze und freundlich-verständnisvollem Zureden lotst die Geisterjägerin den Geist eines musikbegeisterten Jungen ins Jenseits.

Doch Mara ist nicht die einzige heimliche Zeugin dieser „Entgeisterung“. Lucas, ein sehr technikaffiner Klassenkamerad, hat sich hinter dem Kontrabaß versteckt, denn er be- lauscht schon geraume Zeit die Gespräche zwischen Adrian, Emilia und Mara, vermutet jedoch eine ausgeklügelte, ultramoderne Kommunikationstechnik dahinter. An Geister glaubt er nicht – noch nicht… Mara wimmelt seine neugierigen Fragen ab und zieht ihn damit auf, daß er „zuviel Zeit mit künstlicher Intelligenz“ verbringe.

Adrian und Emilia betrachten die Geisterjägerin mit Skepsis, aber Mara fischt die Visitenkarte, die der Musiklehrer diskret im Papierkorb verschwinden läßt, neugierig wieder heraus. Frau de Santis steht auf der Karte und die Adresse des alten Spukhauses.

Tapfer besucht Mara Frau de Santis, vertraut sich ihr an und hofft darauf, daß sie einen Weg kennt, wie Mara ihre Geistersehbegabung loswerden könne. Die Geisterjägerin wiederum ist begeistert von Maras Gabe, da sie selbst nur Geister hören, aber nicht sehen kann, und bietet ihr, da die Sommerferien gerade beginnen, einen Ferienjob als Hüterin des Spukhauses an.

Während Frau de Santis Geister ins Jenseits befördert, soll Mara die Geister im Spukhaus beobachten und ein verborgenes magisches Schriftstück finden. Das Mädchen macht seltsame Entdeckungen in diesem Haus; an manchen Stellen duftet es nach Vanille, Insekten buchstabieren Botschaften und Dinge werden wortwörtlich wie von Geister- hand verrückt.

Außerdem wird sie gleich zweifach beschattet: Von einem unheimlichen Geisterschatten und von Lucas, der ihr nachspioniert. Als Mara Lucas schließlich zur Rede stellt, bietet er unerwartet und großzügig seine Hilfe an. Zwar ist er noch ausgesprochen geisterskep- tisch und sucht nach rationalen Erklärungen für die geisterhaften Vorgänge, aber seine Hackerkünste und seine klugen Schlußfolgerungen fördern wichtige und durchaus rettende Informationen ans Licht.

Mara und Lucas sowie Adrian und Emilia kommen einer für Menschen und Geister gefährlichen Verschwörung auf die Spur, deren Initiatoren sich bemerkenswert gut getarnt haben. Auch bei Geistern menschelt es noch gehörig, und irdische Machtgelüste und kriminelle Energie sind manchmal nicht ganz totzukriegen.

Um die komplexen geisterhaften Verstrickungen aufzuklären, bedarf es ebenso Lucas‘ logischer Vorgehensweise wie Maras intuitivem Gespür. Und es wird lebensgefährlich-spannend, düster und dramatisch, bis die guten Geister sich durchsetzen…

„Die Geisterverschwörung“ von Susanne Mittag ist keine Horror-Schrecktüre – sonst hätte ich sie nicht gelesen und schon mal gar nicht besprochen -, sondern eine unter- haltsam-spannende, kurzweilige Lektüre. Die Autorin hat eine außergewöhnliche Geistergeschichte geschrieben, mit buchstäblich feingeistigem Grusel, überraschenden Wendungen, amüsanten Dialogen und sympathisch-schrägen Charakteren sowie einem durchgehend selbstironisch-gefühlvollen Tonfall.

Die graphisch-illustrative Gestaltung des Titelbildes mit Schwarz-weiß-Zeichnungen der Hauptfiguren und des Spukhauses – umwunden von einem sich schlängelndem, matt-kupferfarbenen Spruchband für Titel, Autor- und Verlagsnamen – ist sehr stimmig.

Weitere Zutaten wie die tiefschwarzen Vorsatzblätter, schwarze Tintenkleckse auf jeder Seite und die typographische Anmutung von handbeschriebenen Pergamentblättern bei den eingefügten Zitaten aus dem geheimnisvollen Buch von Prometheus Schröder runden die sorgfältige Buchgestaltung fein ab.

Ich habe bloß ein LESEBÄNDCHEN vermißt – oder ein irgendwie geisterhaftes, halbtransparentes, bespinnwebtes LESEZEICHEN.

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:

Die Geisterverschwörung – Mara deckt auf – (E-Book)

Die Autorin:

»Susanne Mittag wurde 1967 geboren. Da sie mehrmals umzog, brauchte sie etwas, das sie immer bei sich tragen konnte, und so kam Susanne Mittag zu ihren Träumen und Geschichten. Sie lebt als freie Schriftstellerin mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nähe von Esslingen.«
www.susannemittag.de

 

Querverweis:

Wer sich von „Die Geisterverschwörung“ angesprochen fühlt, dürfte sich auch für ein ähnlich geartetes Buch von Neil Gaiman interessieren. Deshalb folgt hier der Wink mit dem Link zu meiner Besprechung des „Graveyard Buches“: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2013/02/20/das-graveyard-buch/

 

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