Kunstfresser

  • Aus dem Leben einer Museumsmotte
  • Text von Christine Ziegler
  • Illustrationen von Stephanie Marian
  • Südpol Verlag 2022  www.suedpol-verlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • 64 Seiten
  • Format: 23 x 33 cm
  • 24,00 € (D), 24,70 € (A)
  • ISBN 978-3-96594-109-0
  • Sachbilderbuch ab 6 Jahren zum Vorlesen
  • zum Selberlesen ab 8 Jahren

Kunstfresser Titelbild

KUNSTGESCHMACK  MAL  ANDERS  BETRACHTET

Rezension von Ulrike Sokul ©

Aus der Perspektive bestimmter Insekten wie beispielsweise Motten, Holzwürmern, Papierfischchen, Teppich-, Pelz- und Museumskäfern ist ein Museum eine herrliche Speisekammer. Onkel Heribert ist eine in der Welt der Kunst und der Museen sehr bewanderte Motte, und er weiß durchaus auch die Schönheit der Kunstwerke zu schätzen und nicht bloß ihren Geschmack.
Als kultivierte Stadtmotte besucht Onkel Heribert gelegentlich seine etwas provinzielle Verwandtschaft auf dem Lande und beantwortet gerne die vielen Fragen seiner munter-mottigen Nichten und Neffen. So erzählt er nicht nur von seinem persönlichen Leben im Museum, sondern erklärt auch, woher das Wort Museum stammt, wie die ersten Museen entstanden, welche unterschiedlichen Sammelobjekte sich in ver- schiedenen Museen sammeln, und er listet eine Reihe von berühmten deutschen Museen auf, die er schon besucht hat.
Kunstfresser Innenseite Museumsabteilungen

Text von Christine Ziegler, Illustration von Stephanie Marian © Südpol Verlag 2022

Schwieriger wird es, als Heribert versucht, den Begriff Kunst zu erklären. Stolz präsen- tiert er einen Krümel blauer Farbe, den er seinem Lieblingsbild von Paul Klee ent- nommen hat, doch die Mottenkinder entpuppen sich mit Ausnahme von Nichte Hermine als echte Kunstbanausen, die etwas Eßbares einem Farbkrümel mit kunst- geschichtlicher Aura vorziehen.
Kunstfresser Innenseite Kunstgeschichte

Text von Christine Ziegler, Illustration von Stephanie Marian © Südpol Verlag 2022

Schließlich darf Hermine Onkel Heribert auf einen Ausflug ins Museum begleiten. Nach einer kurzen streiflichternden kunstgeschichtlichen Aufklärung von Höhlen- malerei bis hin zur Abstrakten Kunst erklärt Onkel Heribert, wie ein Museum strukturiert und organisiert wird, wie Kunstwerke restauriert und wie sie mit Hilfe moderner Sicherheitstechnik vor mutwilliger Beschädigung und Diebstahl geschützt werden. Onkel Heribert läßt außerdem nicht unerwähnt, daß die Menschen Insekten im Museum als Schädlinge betrachten und sie entsprechend bekämpfen, und er warnt seine Nichte eindringlich vor gefährlichen Klebefallen.
Kunstfresser Innenseite Kunstwerk

Text von Christine Ziegler, Illustration von Stephanie Marian © Südpol Verlag 2022

Nach einem Tag im Museum schwirrt der kleinen Motte der Kopf und sie schläft erschöpft ein. Die Nachtruhe wird bald von einem Eindringling gestört, der ausge- rechnet jenes Bild stehlen will, hinter dessen Holzrahmenleiste sich Heribert und Hermine zur Ruhe gebettet haben. Doch wie sollen zwei kleine Motten gegen einen Menschen ankommen?
Hermine hat die rettende Idee, alle Museumsinsekten zusammenzurufen und als flie-gender Schwarm den Bewegungsmelder an der Decke auszulösen. Das funktioniert und der Dieb wird gefaßt; und wir übersehen jetzt einmal gnädig den kleinen Logikfehler, warum der Bewegungsmelder zuvor die Bewegungen des Diebs im Raum nicht registriert hat.
Dieses erzählende Sachbilderbuch vermittelt Kindern auf anschauliche und unterhalt- same Art die Bedeutung von Kunst und Museen. Die lebhaften Frage-Antwort-Gespräche der sympathischen Mottencharaktere werden ergänzt mit kurzen Sach- informationstexten, die alle relevanten Aspekte des Museumslebens einfach und kindgemäß darstellen. In den detailreichen Illustrationen gibt es viel zu entdecken und zu schmunzeln.
Sehr animierend sind zudem die auf verschiedenen Seiten eingeplanten Spielräume für eigene kindliche Eintragungen und Zeichnungen sowie eine ganze Doppelseite für die Dokumentation eigener Museumsbesuche – beispielsweise durch gesammelte Ein- trittskarten und vorgedruckte tagebuchartige Notizformulare zum Selberausfüllen.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.suedpol-verlag.de/kinderbuecher-ab-6-jahren/kunstfresser-aus-dem-leben-einer-museumsmotte.html?attribute_buchvarianten=14

Die Autorin:

»Christine Ziegler ist in Garmisch-Partenkirchen geboren und aufgewachsen. Sie studierte Restaurierungswissenschaften und arbeitete in unterschiedlichen Museen. Das Spannungsfeld zwischen Vergangenem und Zukünftigem fasziniert sie. Heute schreibt und lebt sie mit ihrer Familie und einem getigerten Kater in der Nähe von München. Oft trifft man sie jedoch unterwegs, wo sie Menschen, Tieren und Dingen zuhört. Alles und jeder erzählt. Daraus entstehen ihre Geschichten, die von Verlust, Vergessen und dem Mut zur Veränderung berichten.«

Die Illustratorin:

»Stephanie Marian findet ihre Inspiration in allem, was schön ist. Studium des Designs mit dem Schwerpunkt Illustration an der MSD – Münster School of Design. Tierflüsterin | Wortwitz und Ironie | Herzlich lachen. Gerne auch laut. | Eigentlich Eule. Jetzt Mutter und Lerche. | Leidenschaftliche Schokoladen- und Kunstfresserin.«

Querverweis:

Ergänzend noch zwei weitere Bilderbücher zum Thema Museum:

„Staub im Museum“ von Dorothea Blankenhagen Staub im Museum
Wie kommt die Kunst ins Museum / Ein Wimmelsachbuch über die Kunstvon Ondřej Chrobák, Rostislav Koryčánek und Martin Vaněk Wie kommt die Kunst ins Museum

Wunderwelt Wald

  • Text von Jan Paul Schutten
  • Illustrationen von Medy Oberendorff
  • Originaltitel: »Wonderbos«
  • Aus dem Niederländischen von Verena Kiefer
  • Gerstenberg Verlag, Januar 2022 www.gerstenberg-verlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 24,5 x 32,5 cm
  • 80 Seiten
  • durchgehend farbig
  • 22,00 € (D), 22,70 € (A), 29,50 sFr.
  • ISBN 978-3-8369-6138-7
  • Sachbilderbuch ab 8 Jahren

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DEN  WALD  SEHEN  LERNEN

Sachbilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

In elf Kapiteln führt das Sachbilderbuch „Wunderwelt Wald“ durch die botanische, zoologische und ökologische Welt des Waldes. Das zwölfte Kapitel bietet die Möglichkeit, die korrekte visuelle und namentliche Zuordnung einiger zuvor kennengelernter botanischer und zoologischer Spezies noch einmal zu überprüfen.

Jedes Kapitel beginnt mit  einer Doppelseite, welche eine sehr detailreiche Bleistiftzeich-nung eines Waldstücks zeigt. Lassen wir dort unseren Blick geduldig wandern, ent- decken wir neben pflanzlichen Einzelheiten nach und nach diverse verborgene Tiere. Dieser Waldwimmelbild-Sehschulung folgt eine  Doppelseite mit einem Text, der sich dem jeweiligen Kapitelthema widmet.

Wunderwelt Wald Wimmelbild

Illustration von Medy Oberendorff © Gerstenberg Verlag 2022

Die verschiedenen Kapitel thematisieren u.a. Artenvielfalt, Baumwachstumsbesonder-heiten, Photosynthese, die Bedeutung von Bäumen für das Klima, die Sprache von Pflanzen und Insekten, Winterschlafvariationen, den Kreislauf der Jahreszeiten, eßbare Waldpflanzen sowie Spiel- und Bastelanregungen mit Naturmaterialien aus dem Wald.

Auf den Fließtext folgt eine weitere Doppelseite mit mehreren farbigen Einzelzeich- nungen und kurzen ergänzenden Detailerläuterungen zum jeweiligen Kapitelthema.

Wunderwelt Wald Detailbild

Illustrationen von Medy Oberendorff, Texte von Jan Paul Schutten © Gerstenberg Verlag 2022

Die Texte von Jan Paul Schutten sind in einem heiteren, lockeren und gelegentlich auch durchaus kindgemäß ironisierenden Plauderton geschrieben, der Kindern gleichwohl anschaulich, sachkundig und eingängig ökologische Zusammenhänge und naturwissen-schaftliche Details sowie Wertschätzung für die Natur vermittelt. Die didaktisch bemer-kenswert geschickte Darstellung des Stoffes ist auf animierende Weise sehr lehrreich.

Die Zeichnungen von Medy Oberendorff sind naturalistisch präzise und zugleich stim-mungsvoll. Da in jedem Kapitel eine überschaubare Anzahl von Pflanzen und Tieren präsentiert wird, ist es kinderleicht, die Bestimmung dieser Arten zu lernen. Im besonderen Maße faszinierend sind die Schwarz-Weiß-Wimmelbildseiten, die Kindern einen attraktiv-geheimnisvollen visuellen Spielraum zum Entdecken bieten und ihnen einen sensibilisierenden Blick für die Natur und ihre staunenswerten Lebewesen eröffnet.

Es liegt nahe, nach dem Bücherblättern einen Waldspaziergang zu machen und vertraute Naturbekanntschaften aus diesem Sachbilderbuch nun in der Wirklichkeit wiederzufinden.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Sachbuch/Wunderwelt-Wald.html?noloc=1

Der Autor:

»Jan Paul Schutten, 1970 geboren, studierte Kommunikationswissenschaft in Utrecht. Heute ist er ein preisgekrönter Sachbuchautor. Zweimal wurde Schutten mit dem Goldenen Griffel ausgezeichnet. Sein internationaler Bestseller „Evolution oder Das Rätsel  von allem, was lebt“ war u.a. für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.«

Die Übersetzerin:

»Verena Kiefer, geboren in Saarbrücken, arbeitete als Buchhändlerin, bevor sie Literatur- und Sprachwissenschaft studierte. Seit 1997 ist sie freie Übersetzerin und inzwischen auch Lehrbeauftragte für Niederländisch an der Universität Siegen.«

Die Illustratorin:

»Medy Oberendorff, geboren 1975 in den Niederlanden, hat an der Maastrichter Akademie der Bildenden Künste ihren Master in Wissenschaftlicher Illustration absolviert. Ihr Markenzeichen sind realistische und dabei sehr atmosphärische Bilder der Tier- und Pflanzenwelt«

Querverweis:

Hier entlang zu einem weiteren von Medy Oberendorff gekonnt illustrierten naturkundlichen Sachbilderbuch „Die wunderbare Welt der Insekten“: Die wunderbare Welt der Insekten

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Pflanzen für ein naturnahes Leben

  • Ein Leitfaden zur Gartengestaltung
  • von Jane Moore
  • Originaltitel: »Planting for Wildlife«
  • Übersetzung aus dem Englischen von Linde Wiesner
  • Illustrationen Umschlag und Kapitelaufmacher  von James Weston Lewis
  • Illustrationen im Text von Holly Astle
  • Gerstenberg Verlag, März 2022  http://www.gerstenberg-verlag.de
  • Format: 14 x 19  cm
  • Fadenheftung
  • 144 Seiten
  • 20,00 €, 20,60 € (A), 26,90 sFr.
  • ISBN 978-3-8369-1687-5

Pflanzen für ein naturnahes Leben. 2jpg

NATURVERBUNDEN  GÄRTNERN

Rezension von Ulrike Sokul ©

Wenn Sie den Einfluß, den Sie auf die Gestaltung Ihres Gartens haben, dazu nutzen möchten, Artenvielfalt und ökologische Nischen zu fördern, dann finden Sie dafür in Jane Moores Gartenleitfaden eine sehr überschaubare und praxisnahe Anleitung.

Neben empfehlenswerten Pflanzen, die Wildtieren und Insekten sowohl Rückzugs- und Nistmöglichkeiten als auch Nahrung bieten, gibt die Autorin dienliche Hinweise auf strukturelle Gestaltungselemente, die den Lebensbedürfnissen von Wildtieren ent- gegenkommen.

So ist – sofern die Gartengröße es erlaubt – das Pflanzen zumindest eines Baumes stets  sinnvoll, da Bäume vielen Lebewesen einen guten Lebensraum und Nahrung bieten. Tot-holzhaufen geben ebenfalls vielen Mikroorganismen, Pilzen und Insekten Raum und Nahrung, und die Insekten wiederum dienen Vögeln und Kleinsäugern als Nahrung. Da grundsätzlich KEIN Kunstdünger verwendet werden soll, braucht es zudem einen Kom-posthaufen, der mit Hilfe von natürlichen Mikroorganismen organischen Dünger „herstellt“.

Generell ist eine deutlich weniger strenge Ordnung, mit ungemähten Rasenbereichen und verwilderten, ungestörten Nischen sowie der absolute Verzicht  auf tödliche Pestizide der natürlichen Lebenskraft des Gartens förderlich. 

Die Attraktivität für Wildtiere wächst zudem durch das Angebot von flachen Wasser- stellen zum Trinken und Baden und besonders durch einen Teich. Die Autorin widmet ein ganzes Kapitel der Anlage eines Teichs und empfiehlt auch passende Wasser- und Uferpflanzen.

Bei allen Gestaltungsmaßnahmen und Pflanzenempfehlungen beschreibt die Autorin, wie sich der Nutzen für Wildtiere mit praktischem gärtnerischen Nutzen und gärtne- rischer Ästhetik sinnvoll ergänzt. Ihre Pflanzenempfehlungen umfassen ein- bis mehr- jährige Stauden und Kräuter, diverse Kletterpflanzen, Sträucher, Obstbäume und Heckenpflanzen.

Pflanzen für ein naturnahes Leben. Hecken

Illustration von Holly Astle © Gerstenberg Verlag 2022

Erfreulich fand ich besonders Jane Moores Loblied auf den Efeu, der sich als guter Bodendecker eignet und als Kletterpflanze. Efeu ist immergrün, bietet vielen Tieren Unterschlupf, und seine Blätter sind für viele Schmetterlingsarten Raupenfutter. Außerdem blüht er erst im Herbst und serviert Insekten und Bienen viel Nektar und Pollen. Die entsprechend später reifenden Beeren ernähren anschließend im Winter wiederum Vögel. Diese positive Efeubilanz kann ich für meinen Garten nur bestätigen.

Einige sachdienliche Hinweise über die wichtige Rolle der Regenwürmer für die Boden-qualität, zu Igelschlupfwinkeln, Insektenhotels, Vogelfutterstellen und Vogeltränken sowie Tipps zum erfolgreichen Beobachten von Wildtieren im eigenen Garten runden das naturförderliche Informationspaket stimmig ab.

Die Illustrationen sind graphisch-stilisiert und sehr dekorativ. Für ein botanisches Bestimmungsbuch wären sie nicht angemessen präzise, indes sind sie für die hier vorliegenden Gartengestaltungsanregungen durchaus passend.

Jane Moore gelingt es mit unaufdringlicher Beiläufigkeit, daß man bei der Lektüre den eigenen Garten verstärkt aus der Perspektive eines Wildtieres wahrnimmt. Eine solcher-art angeregte Empathie erleichtert die Entscheidung für mehr Wildnis und beflügelt zum naturnahen Gärtnern. 

»Eine naturnahe und ökologische Gartengestaltung hilft Ihnen dabei, dass nach und nach eine stabile Nahrungskette und im Garten ein eigenes Ökosystem entsteht.«
(Seite 46)

»Wildtiere schätzen Gärten, in denen sie Schutz und Deckung, gute Nahrungs- und Wasserquellen und einen sicheren Schlafplatz finden.« (Seite 88)

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.gerstenberg-verlag.de/Erwachsenenbuch/GartenLust/Pflanzen-fuer-ein-naturnahes-Leben.html?noloc=1

Die Autorin:

»Jane Moore ist seit 30 Jahren engagierte Gärtnerin. Einst beaufsichtigte sie den Garten einer Benediktinerabtei, später wurde sie Autorin für Gartenmagazine und Redakteurin für Gartensendungen der BBC. Moore verfügt über ein erstaunliches Pflanzenwissen, das sie mit Begeisterung an andere weitergibt.«

Querverweis:

Ergänzend weise ich zudem gerne noch auf Jane Moores Buch „Pflanzen für Schmetterlinge“ hin: Pflanzen für Schmetterlinge

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Worauf fliegst du?

  • Tierparadiese pflanzen und pflegen
  • von Bärbel Oftring
  • KOSMOS Verlag, 1. Auflage 2021 www.kosmos.de
  • Klappenbroschur
  • Fadenheftung
  • Format: 215 x 185 x 14 mm
  • 250 Farbfotos
  • 144 Seiten
  • 18,00 €
  • ISBN 978-3-440-17263-6

Ausgezeichnet mit  dem „Deutschen Gartenbuchpreis 2022“ in der Kategorie „Tiere im Garten“

Worauf fliegst du

TIERFREUNDLICHE  INFRASTRUKTUREN

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

„Worauf fliegst du?“ bietet eine komprimierte und übersichtliche Anleitung für die tier-freundliche Gartengestaltung. Dabei kommt es nicht nur auf die Auswahl standortge- rechter einheimischer Pflanzen an, die mit einem guten Nektar-, Blütenpollen- und Früchtevorrat aufwarten, sondern auch auf diverse Kleinstrukturen, die Vögeln, Insek- ten und gegebenenfalls auch Igeln, Eichhörnchen, Siebenschläfern, Haselmäusen, Kröten, Fröschen und Molchen sowie Blindschleichen und Eidechsen einen angemessen- en Lebensraum eröffnen.

Ausreichende pflanzliche Nahrungsquellen sind lebenswichtig, doch ungestörte Rück-zugsräume beispielsweise für den Jahreslauf der Entwicklungsphasen von Insekten, frostschützende Überwinterungsgelegenheiten in Spalten und Löchern von Totholz und Schichten von Laubstreu, sind gleichermaßen wichtig, ja, notwendig für den Lebens- zyklus zahlreicher Insekten. Vögel brauchen zum erfolgreichen Nisten dichte, gerne auch dornige Gehölze und Wildsträucher, Hecken sowie Bäume. Mauer- und Wandbe- grünungen mit Efeu oder anderen Rankpflanzen bieten ebenfalls gute Nist- und Lebensräume für Vögel und Insekten. Der Garten sollte nicht von steriler Ordnung geprägt sein, sondern von einer natürlich gestalteten Wildnis.

»Eine große Vielfalt an Pflanzen genügt nicht, Tiere brauchen auch verschiedene Struk-turen, in denen sie sich verstecken, schützen und vermehren können. In jedem Garten gibt es genügend Platz für viele solche Kleinstlebensräume, die durch weniger Aufräumen auch von selbst entstehen.«

Zu den allgemeinen Empfehlungen gehört der absolute Verzicht auf Insektizide, Herbi- zide und Fungizide sowie mineralische Dünger. Außerdem wird viel Freiraum für Blumenrasen und Blumenwiesen anstelle von „ordentlicher“ Rasenmonokultur empfohlen. Verwelkte Sommerblumen, abgeblühte Stauden und Gräser sollten den Herbst und Winter über weitgehend stehenbleiben, da deren Samenvorrat noch so manchen Vogel durchfüttern kann und weil in hohlen Pflanzenstängeln viele Insek- tenlarven überwintern, die sonst beim „Aufräumen“ entsorgt werden, so daß im Früh- jahr diese neue Insektengeneration ausfällt. Außerdem schützt eine geschlossene Pflanzendecke nebst Laubstreu den Boden vor Erosion und dient den Bodenorganismen als natürlicher Dünger.

»Pflanzengerecht düngen heißt, Regenwürmer und alle anderen Bodenlebewesen mit organischen Materialien zu ernähren.« (Seite 6)

Weitere für Tiere einladende Gartenbedingungen sind Reisig-, Geäst und Totholzhaufen, Holzstapel, alte Wurzelstöcke, offene, möglichst trockene, sandige oder lehmige Boden-bereiche für bodennistende Wildbienen, lose Steinhaufen und Trockenmauern aus Natursteinen mit offenen Fugen und Hohlräumen und einige Wasserstellen – sei es in Form eines Teichs und/oder durch Wasserschalen -, die zahlreichen Tieren als Tränke und „Badeanstalt“ dienen.
 
Nacheinander werden im Buche die Lebensbedürfnisse von Vögeln, Insekten, Bienen und Wespen, Schmetterlingen sowie Igeln, Eichhörnchen und Co. erläutert. Übersicht- liche Einzelportraits beschreiben auf jeweils einer Doppelseite die Lebensbedürfnisse weitverbreiteter Tierarten, nebst individueller Nahrungs- und Nistplatzvorlieben und typischer Verhaltensweisen. Zahlreiche Farbfotos und eine steckbriefartige Beschrei- bung helfen bei der Tierbestimmung. Dabei wird jedem Tier eine besonders passende Pflanze zugeordnet, die ebenfalls abgebildet und mit ihren botanischen Eigenschaften vorgestellt wird.

So lernen wir über 80 Gartentiere und Pflanzen kennen und können, je nachdem welche Tiere sich vielleicht bereits im Garten gezeigt haben oder welche wir gerne noch ein- laden möchten, entsprechende förderliche botanische und gartenstrukturelle Gestaltungen vornehmen.

Ein alphabetisches Register hilft beim gezielten Nachschlagen. Einige Seiten mit Steck-briefen weiterer empfehlenswerter Gartenpflanzen sowie eine Nahrungspflanzen-Über-sichtstabelle mit aufgelistetem Bienenweidenwert für Honigbienen ergänzen das gärtnerische Wissensspektrum. 

Bärbel Oftring zeichnet sich auch bei diesem Ratgeber wieder durch einen fundierten und sehr anschaulich-lebendigen Schreibstil aus, der ökolo- gische Wissensvermittlung und praktische Informationen gekonnt mit naturliebhaberischer Motivation verbindet.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/garten/gartenpraxis/11835/worauf-fliegst-du

Die Autorin:

»Bärbel Oftring ist Diplom-Biologin mit den Schwerpunkten Botanik, Zoologie und Paläontologie. Ihre Liebe zur Natur setzt sie heute als Autorin, Redakteurin und Heraus-geberin von zahlreichen Sachbüchern für Kinder und Erwachsene sowie in erlebnisreichen Naturforscheraktionen in die Tat um. Ihre Bücher vermitteln auf anschauliche und interessante Weise, was es alles über Tiere und Pflanzen in der Natur und im Garten zu entdecken gibt. Viele wurden bereits ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. Die engagierte Naturforscherin lebt mit ihrer Familie und ihrem Hund bei Böblingen.«

Querverweis:

Eine harmonische Ergänzung mit dem Schwerpunkt auf insektenfreundliches Gärtnern bieten folgende Sachbücher von Simone Kern:

„Mein Garten summt!“ sowie der JAHRESPLANER „Mein Garten summt“
Mein Garten summt
„Wilde Kübel – unkompliziert, naturnah, insektenfreundlich“
Wilde Kübel
„Der antiautoritäre Garten/Gärten, die sich selbst gestalten“
Der antiautoritäre Garten

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Mein Garten summt!

  • Ein Platz für Bienen, Schmetterlinge und Hummeln
  • von Simone Kern
  • KOSMOS Verlag 2017 www.kosmos.de
  • Klappenbroschur
  • Format: 241 x 171 mm
  • 128 Seiten
  • 190 Farbfotos
  • 16,99 €
  • ISBN 978-3-440-15270-6

Mein Garten summt

L E B E N S R Ä U M E   S C H A F F E N

Rezension von Ulrike Sokul ©

Wer seinen Garten oder Balkon, ja, selbst nur eine Fensterbank insektenfreundlich gestalten möchte, findet in diesem Ratgeber gute und übersichtliche Anleitungen. Nach einer kurzen Einführung in die Relevanz der Insekten, ihrer bedeutenden Rolle für natürliche Nahrungsketten und ökologische Stoffkreisläufe sowie des Bestäubungs-dienstes für viele unserer Nahrungspflanzen geht die Autorin auf verschiedene Garten-typen von städtischer bis ländlicher Umgebung ein.

So reicht der Radius tatsächlich von einfachen Fensterbänken bis hin zu Kübeln, Balkonen, mobilen Gärten, Minigärten, Dachgärten, naturnahen Gärten, Staudengärten, Wiesen und Streuobstwiesen.

Für alle Gartentypen werden standortgerechte Pflanzen empfohlen sowie Anregungen zu Gestaltungselementen mit Steinen, Totholzelementen und Wasserstellen gegeben. Es ist wichtig, möglichst einheimische Pflanzen zu wählen, die samenfest sind. Besonders ist auf ungefüllte Blüten zu achten, da nur diese nicht überzüchteten Blüten genug Pollen und Nektar anbieten und zudem für alle Insekten gut zugänglich sind.

Generell sollte der Garten nicht steril aufgeräumt sein, sondern Wildnis bewahren. Bei-spielsweise fördert es nicht nur die Humusbildung, sondern auch die Überwinterungs-chancen diverser Insekten und Mikroorganismen, wenn das Laub liegen bleiben darf – gegebenenfalls auch zu Laubhaufen zusammengerecht. Auch abgeblühte Stauden sollten über Herbst und Winter hinweg stehen bleiben dürfen, da dort ebenfalls oft Insektennachwuchs wohnt.

»Größtmöglicher Strukturreichtum in Kombination mit standortgerechten, heimischen Pflanzen ist die beste Grundlage für Insektenvielfalt.« (Seite 50)

Trockenmauern, Lese-Steinhaufen, Kräuterspiralen, Tot- und Bruchholzhaufen, Mulch- oder Kieswege (selbstverständlich ohne Plastik- oder Unkrautvliesunterlage), Kompost-haufen, Benjes-Hecken und offene, pflanzenfreie Bereiche mit Kies, Lehm und/oder Sandangebot bieten abwechslungsreiche Strukturen, die für Insekten anziehend sind. Ergänzt werden diese Hinweise mit Empfehlungen für selbstgebaute Insektenhotels aus Halmen, Strangfals-Ziegeln und Hartholz.

Es versteht sich wohl von selbst, daß der Einsatz von Giften absolut tabu ist und daß bei der Auswahl der Pflanzen auf samenfeste Arten geachtet werden sollte, damit ein natür-licher Vegetationszyklus stattfinden kann.  

Im Anschluß an die vielfältigen insektenfreundlichen Gartengestaltungsanregungen folgen  bebilderte Kurzportraits von Bienen, Hummeln, Wespen, Schmetterlingen, Libellen und Käfern, damit man seine zukünftigen sechsbeinigen Gäste auch erkennen und benennen kann. Zusätzlich gibt es weiterführende Hinweise auf Bezugsquellen für biologisches Saatgut, Stauden und Gehölze sowie auf Naturschutzorganisationen und ergänzende Literatur zu Insekten, zum Imkern und naturnahem Gärtnern. 

Simone Kerns Gartenratgeber „Mein Garten summt!“ bietet eine infor- mative und animierende Einführung ins insekteneinladende Gärtnern auf kleinem und großem Raum. Attraktive Fotos veranschaulichen ebenso die natürliche Schönheit von Pflanzen und Insekten wie die vielfältigen Mög-lichkeiten gärtnerischen Gestaltens zugunsten der Natur. So kann jeder seinen ökologischen Mosaikstein zum Insektenschutz und zu einem wirklich lebendigen Garten beitragen.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/garten/gartengestaltung/8183/mein-garten-summt

Eine thematisch vertiefende, jahreszeitlich und monatlich strukturierte Ergänzung ist zudem Simone Kerns Jahresplaner „Mein Garten summt“:

  • KOSMOS Verlag Mein Garten summt - Der Jahresplaner
  • 1. Auflage 2019
  • Klappenbroschur
  • Format: 241 x 172 mm
  • 112 Seiten
  • 173 Farbfotos
  • 16,99 €
  • ISBN: 978-3-440-16320-7

Hier entlang zum Jahresplaner nebst Leseprobe:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/garten/gartenjahr-aussaattage/10122/mein-garten-summt-der-jahresplaner

 Die Autorin:

»Simone Kern studierte Landschaftsarchitektur und hat im Allgäu ihr eigenes Planungsbüro. Schwerpunkt ihrer vielfältigen Projekte sind naturnahe Anlagen. Ein besonderes Anliegen ist ihr dabei die Schaffung von Gärten, in denen sich Menschen wohl und geborgen fühlen. Aber vor allem auch Pflanzen und Tiere sollen darin neue Lebensräume finden. Viel draußen in der Natur und im eigenen Garten sein, beobachten, Landschaften erfahren – hier holt sie sich ihre Inspiration.
Darüber hinaus engagiert sich Simone Kern seit langem im Rahmen des überregionalen „Netz- werks Blühende Landschaft“ ( https://bluehende-landschaft.de/ ) mit konkreten Projekten, insbesondere für den Schutz von Insekten. Ihr praktisches wie theoretisches Wissen gibt sie gerne in Workshops, durch Fachvorträge und Veröffentlichungen weiter.«

Querverweis:

Als nützliche Bereicherung empfehlen sich noch folgende Sachbücher von Simone Kern:
Wilde Kübel, unkompliziert, naturnah, insektenfreundlich Wilde Kübel
Der antiautoritäre Garten/Gärten, die sich selbst gestalten Der antiautoritäre Garten

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Die wunderbare Welt der Insekten

  • Text von Bart Rossel
  • Illustrationen von Medy Oberendorff
  • Originaltitel: »Het Wonderlijke Insectenboek«
  • Aus dem Niederländischen übersetzt von Eva Schweikart
  • Fachliche Durchsicht: Prof. Dr. Rainer Willmann
  • Gerstenberg Verlag, 2. Auflage 2020 www.gerstenberg-verlag.de
  • gebunden, Fadenheftung
  • Format: 26,5 x 37 cm
  • 96 Seiten
  • 26,00 € (D), 26,80 € (A), 33,40 sFr.
  • ISBN 978-3-8369-5646-8
  • Sachbilderbuch ab 8 Jahren

Die wunderbare Welt der Insekten

I N S E K T E N K U N D E

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

„Alle zurzeit lebenden Menschen, Kinder eingeschlossen, wiegen zusammen etwa 350 Millionen Tonnen. Ein Klacks. Denn allein alle Ameisen wiegen ebenso viel!“ (Seite 7)

Mit diesem Zitat sind wir gleich mittendrin in der überwältigen Vielzahl der Insekten, und auch die Vielfalt ihrer Arten, von denen viele noch unentdeckt und unbestimmt sind, kann sich sehen lassen. Bekannt sind bisher knapp eine Million Insekten.

Das Sachbilderbuch „Die wunderbare Welt der Insekten“ zeigt in Wort und Bild eine übersichtliche Auswahl von Insekten – von der winzig kleinen Zwergwespe „Tinker- bella“, die nur 0,25mm mißt, bis zum Herkuleskäfer, der mit bis zu 17 cm Größe immerhin die Länge einer Frauenhand erreicht.

 

Die wunderbare Welt der Insekten.Insektenstapel

Illustration von Medy Oberendorff © Gerstenberg Verlag 2. Auflage 2020 Insektenabbildung von oben nach unten: Atlasspinner, Riesenweta, Herkuleskäfer und Goliatkäfer

Nach allgemeinen Informationen zu Ober- und Untergruppierungen der Insektenarten, zum dreigeteilten körperliche Aufbau der Insekten und zwei verschiedenen Arten von Metamorphosen werden unterschiedliche Formen insektischer Tarnung und Selbstver-teidigung beschrieben.

Die folgenden Kapitel stellen das Organisationstalent der Ameisen und ihre Kooperation mit Blattläusen dar, die trickreichen Jagdstrategien der Florfliegenlarve, des Ameisen-löwen und der Juwelwespe, die Erkennungsmerkmale von Tag- und Nachtfaltern, nebst einer mythologischen Abzweigung zu Eros & Psyche, die beiläufig auch den Begriff der „Schmetterlinge im Bauch“ erklärt.

Des weitern wird die Lichtwerbung von Glühwürmchen und Glühkäfern thematisiert, die Schwesterlichkeit der Bienenvölker und die außergewöhnlich fürsorgliche Brut- pflege der Ohrwürmer. Der Mistkäfer rollt seine Dungkugel, und einige Wasserkäfer tummeln sich auf und im Wasser, auf Tierkadaver und Leichen spezialisierte Insekten und ihre Aussagekraft hinsichtlich gerichtsmedizinischer Auswertungen sowie Kopflaus und Katzenfloh sowie die Primzahlvorliebe der nordamerikanischen Singzikaden haben ihre Auftritte. Schließlich werden noch der Eichenprozessionsspinner, die Seidenraupe und die Wachsmottenlarve vorgestellt.

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Illustration von Medy Oberendorff © Gerstenberg Verlag 2. Auflage 2020 Gemeiner Ohrwurm (Männchen)

Bereits die überschaubare Zahl von Insekten, die hier porträtiert wird, bietet einen faszinierenden und manchmal auch unheimlichen Einblick in die speziellen und außer-gewöhnlichen Fähigkeiten, Fortpflanzungs- und Überlebensstrategien, Nahrungsvor-lieben, Kommunikations- und Orientierungsvermögen sowie die ökologische Rolle der Insekten für die Natur und auch für unser menschliches Leben.

Die hervorragenden, detailreichen naturalistischen Illustrationen kommen dank des großen Buchformats (26,5 x 38 cm) sehr gut zur Geltung – so kann man dieses Sach-bilderbuch auch recht gut mehreren Kindern gleichzeitig vorführen.

Die Begleittexte sind übersichtlich informativ-konzentriert und gelegentlich amüsant formuliert. Die sinnvoll abgestuften, wohldosierten Wissensportionen und die attraktive visuelle Darstellung bieten Kindern von acht bis zwölf Jahren, eine interessante und spannende Einführung in die Welt der Insekten. Aber auch Erwachsene werden aus dieser Lektüre noch einigen Wissensgewinn mitnehmen.

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Sachbuch/Die-wunderbare-Welt-der-Insekten.html?noloc=1

Der Autor:

»Bart Rossel, geb. 1971, stammt aus den Niederlanden und ist Bio-Ingenieur, Wissenschaftler, Unternehmer und Vater von drei Töchtern. Mit seinem Debüt Die wunderbare Welt der Insekten möchte der leidenschaftliche Insektenforscher seine Faszination für diese Tiere zum Ausdruck bringen und an seine Leser weitergeben.«

Die Illustratorin:

»Medy Oberendorff, geb. 1975 in den Niederlanden, hat an der Maastrichter Akademie der Bildenden Künste ihren Master in Wissenschaftlicher Illustration absolviert. Ihr Markenzeichen sind realistische und dabei sehr atmosphärische Bilder der Tier- und Pflanzenwelt.«

Fachliche Durchsicht:

»Prof. Dr. Rainer Willmann, Evolutionsbiologe an der Universität Göttingen mit dem Schwerpunkt Entomologie (Insektenkunde) und langjähriger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Entomologie.«

Querverweis:

Ergänzend weise ich gerne noch auf das ebenfalls großformatige Sachbilderbuch „Die unsichtbaren Welten mikroskopisch kleiner Tiere“ von Hélène Rajcak und Damien Laver-dunt hin. Dieses sorgfältig gestaltete Sachbuch gewährt faszinierende Einblicke in mikro-skopische Weltenräume, die mit dem bloßen Auge kaum oder gar nicht zu erkennen sind. Die präzise gezeichneten Mikroorganismen werden in bis zu 150facher Vergrößerung in ihrem jeweiligen Biotop dargestellt. https://leselebenszeichen.wordpress.com/2018/09/05/die-unsichtbaren-welten-mikroskopisch-kleiner-tiere/

 

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Bei dir summt’s wohl!

  • Lerne mich kennen und tu was für mich
  • von Bärbel Oftring
  • KOSMOS Verlag 2020  www.kosmos.de
  • 144 Seiten
  • mit 320 Farbfotos
  • Format: 216 x 185 x 14 mm (LxBxH)
  • Klappenbroschur
  • 15,00 € (D)
  • ISBN 978-3-440-16892-9

I N S E K T E N F R E U N D L I C H

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Wenn Sie gerne mehr über einheimische Insekten wissen wollen und zudem praktische Informationen über insektenfreundliche Gartengestaltung brauchen, sind Sie mit dem Ratgeber „Bei dir summt’s wohl“ an der richtigen Adresse.

Einleitend bietet die Autorin einige grundlegende Kenntnisse über Insekten, etwa ihren körperlichen Aufbau, ihre Entwicklungszyklen (Ei, Larvenstadien, Puppe, Imago), ihre lebenswichtige Bedeutung und Funktion als Bestäuber, Destruenten und Nahrungs- mittel für andere Tiere.

Das massenhafte Insektensterben geht zu einem großen Teil auf die buchstäblich giftige Industrialisierung der Landwirtschaft mit artenarmer Monokulturbewirtschaftung zurück. 50 % der Fläche Deutschlands wird industriell und intensiv beackert. Aber auch private Gärten (4 % der deutschen Landesfläche) sind meist viel zu „aufgeräumt“ und versiegelt, mit dem Mäher ordentlich „frisiert“, mit überzüchteten, exotischen oder nicht standortgerechten Pflanzen bestückt, und unerwünschte „Schädlinge“ werden auch hier noch oft mit der Chemiekeule vernichted.

Gleichwohl steht es jedem frei, den eigenen Garten natürlich und dementsprechend insekten- und tierfreundlich zu gestalten. Insektizide kommen selbstverständlich nicht zum Einsatz! Bevorzugt gepflanzt werden möglichst vielfältige heimische Wildstauden, Sträucher und Gräser sowie Wildkräuter. Gemäht wird maßvoll, damit möglichst viele Blumen- und Wieseninseln sowie Grasland als ungestörte Rückzugsgebiete übrig bleiben. Beständige Kleinstrukturen durch Totholz, Reisig-, Laub- und Komposthaufen, Trockenmauern, Steinhaufen, kleine Sandflächen und sandige Fugen zwischen Tritt- steinen machen den Garten zum attraktiven Lebensraum für Insekten.

Selbstverständlich sollte sich auch der Blick auf scheinbar unordentliche, verblühte und verwelkte Pflanzen richten, denn diese sind ebenfalls wichtige Rückzugsräume für Insekten und Überwinterungsquartiere für viele Eier, Larven und Puppen. Zumindest über den Winter hin sollten abgeblühte und verdorrte Pflanzen konsequent stehen bleiben, um die ruhende nächste Generation und in Stengeln, Samenkapseln und Laubstreu überwinternde Insekten zu erhalten.

Doppelseitige Einzelportraits stellen gängige heimische Insekten mit anschaulichen Fotos, Steckbriefstichworten, typischen Merkmalen und komprimierter Fließtext- begleitung hinsichtlich Lebens- und Verhaltensweise, Nahrungsvorlieben, Repro- duktionszyklen und ökologischer Aufgabe sowie gelegentlicher individueller Besonderheiten vor. Da krabbeln, flattern, schwirren und summen Eintagsfliegen, Florfliegen, Ohrwürmer, Blumenwanzen, Laufkäfer, Zikaden, Maikäfer, Rote Gartenameisen, Schlupfwespen, Wildbienen, Fliegen, Marienkäfer, Leuchtkäfer, Wespen, Hummeln, Schwebfliegen, Heuschrecken, Springschwänze, Nachtfalter, Tagfalter und was es noch so an sechsbeinigen Gartengesellen gibt.

Die Aufteilung der vorgestellten Insekten nach Farbgruppen (braune und schwarze, schwarz-gelbe und schwarz-rote sowie bunte und weiße Insekten) bietet eine anwen- dungsfreundliche Nachschlagestruktur für die schnelle Zuordnung und Bestimmung.  

Mit etwas über 150 Insekten machen wir in diesem Buch Bekanntschaft. Das ist eine sehr übersichtliche Menge, wenn man bedenkt, daß bisher weltweit über eine Million Insekten-arten bestimmt worden sind und es vermutlich noch weitere sechs Millionen bislang unbestimmter Insekten gibt.

Übrigens, falls Sie zufällig Glühwürmchen und Leuchtkäfer anlocken möchten, empfiehlt sich neben den bereits zuvor erwähnten Kleinstrukturen noch ein Gartenteich und der konsequente Verzicht auf automatische Gartenbeleuchtung (selbst wenn sie mit Solar-zellen betrieben wird), denn künstliches Licht stört die Lichtsignalwirkung bei der glüh-würmlichen Partnersuche und führt auch bei Nachtfaltern zu Orientierungsirritationen.

„Bei dir summt’s wohl!“ bietet übersichtliche und leichte Insektenbestimmungshilfe und praktische, einfach umzusetzende ökologische Gartengestaltungstipps für wachsenden Insektenreichtum und Artenvielfaltsförderung in Ihrem Garten. 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/natur/tiere/10811/bei-dir-summts-wohl

Die Autorin:

»Bärbel Oftring ist Diplom-Biologin und setzt ihre Liebe zur Natur als Autorin und Redakteurin von Sachbüchern, Naturführern und Ratgebern sowie in Vorträgen in die Tat um. In diesem Buch spricht sie für die Insekten und lädt uns ein, mehr für diese überaus wichtigen Tiere zu tun.«

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Wilde Kübel

  • unkompliziert
  • naturnah
  • insektenfreundlich
  • von Simone Kern
  • Kosmos Verlag 2020  www.kosmos.de
  • Klappenbroschur
  • Format: 241 x 171 x 13mm
  • 144 Seiten
  • 212 Farbfotos
  • 17,00 €
  • ISBN 978-3-440-16717-5

K U N T E R B U N T E   K Ü B E L K U N D E     

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

„Jedes Gebäude, jede noch so kleine Nische und Fuge kann zum Lebensraum werden – falls wir es zulassen. Pflanzen und Tiere sind dankbare Bewohner, wenn wir ihnen die richtige Umgebung anbieten.“ (Seite 10)

Das vorliegende Buch blättert uns vielfältige Anregungen und praktische Anleitungen zur nachhaltig-naturnahen Gestaltung von Kübelbepflanzungen auf. Anstelle von saisonweise nachzukaufenden, meist künstlich überzüchteten einjährigen Blühpflanzen werden einheimische, mehrjährige Wildpflanzen und Kräuter sowie eine kleine ergän- zende Auswahl nektar- und pollenreicher Kulturpflanzen empfohlen, die problemlos überwintern können und sich durch Samen und Ableger vermehren und reproduzieren lassen.

Nach einer einleitenden Erklärung des ökologischen Werts und Sinns einer solchen nachhaltigen Bepflanzung folgt eine kurze Kübelkunde, die verschiedene Werkstoffe (Ton, Terrakotta, Naturstein, Beton- und Kunststein, Holz, Metall und – mit Einschrän- kung – auch Kunststoff in Hinsicht) auf ihre jeweiligen Qualitätsmerkmale und ihre Zweckmäßigkeit darstellt. Auch ausgediente Emaille-Kochtöpfe, Zinkwannen, Weiden- körbe, Holzkisten, Paletten usw. lassen sich gut zu Pflanzgefäßen umfunktionieren; man sollte nur den Boden durchlöchern, damit Wasser abfließen kann, denn Staunässe muß grundsätzlich vermieden werden.

Einheimische Wildpflanzen sind Hungerkünstler und kommen mit mageren Böden zurecht; sie müssen auch deutlich weniger gegossen werden, meist vertragen sie Trockenheit besser als Nässe. Dünger – selbstverständlich nur organischer wie Horn-späne, Hornmehl oder selbstangesetzte Kräuterjauche aus Beinwell oder Brennessel – sollte sehr sparsam und nur vom späten Frühling bis frühen Sommer zum Einsatz kommen.

Abgestimmt auf sonnige und schattige Standorte gibt die Autorin Empfehlungen zum Mischungsverhältnis von Kompost, Erde, Blähton, Sand und Kies, mit denen die Kübel befüllt werden.

Aufgeteilt nach unterschiedlichen Standortbedingungen (heiß und trocken, sonnig, schattig, windig) und verschiedenen Pflanzgefäßen (große und kleine Töpfe sowie Kübel, Hängeampeln und Balkonkästen) werden anschaulich in Wort und Bild schöne Gestal-tungsbeispiele geboten. Thematisiert werden zudem vertikale Bepflanzungen, Sicht-schutzwände mit Kletterpflanzen, Kleingehölze, Stauden und Zwiebelpflanzen sowie Wasserstellen, Vogeltränken und Miniteiche sowie Sumpfbeete in Zinkwannen.
 
Die Kübel werden meist überaus reizvoll mit Kombinationen aus verschiedenen Pflanzen befüllt. So finden wir beispielsweise einen Balkonkasten mit den sieben Kräutern der berühmten „Frankfurter Grünen Soße“ (Seite 82) oder eine Wiese im Topf mit bis zu 35 Blumenarten (Seite77). Kleine Gehölze vertragen sich gut mit einer Unter- bepflanzung aus niedrig wachsenden Stauden, die den „nackten Fuß“ bedecken und natürlich beschatten. Stets werden praktische Gestaltungshinweise zur passenden Kombination und Komposition verschiedener Pflanzen gegeben, gleichwohl aber auch Pflanzen dargestellt, die als eher als Solitär im Topf zur Geltung und Entfaltung kommen.

Kurzportraits besonders geeigneter Pflanzen mit ihren Wuchseigenschaften, Standort-bedürfnissen, Substratansprüchen und ihrer Insektendienlichkeit (für Wildbienen und Schmetterlinge) bieten lebhafte Anregungen für eine erste Auswahl. Eine übersichtliche Liste mit Bezugsquellen für Blumen, Saatgut und Naturschutzprodukte sowie Organisa-tionen, die Informationen zum naturgemäßen Gärtnern zur Verfügung stellen, rundet die lebendige Wissensvermittlung ab.

„Wilde Kübel“ ist eine ebenso ganzheitlich-praktische wie ästhetisch-inspirierende Anleitung zum nachhaltigen Gärtnern mit Kübeln. Dank der lebendigen, sehr animierenden Wissensvermittlung und der Augenweiden- fotos wird hier ganz unmittelbar Lust auf praktisches, naturschützliches Tun geweckt.  Indem man auch auf kleinem Raum Insekten Nahrungs- und Lebensraum anbietet, gibt man der Natur sozusagen ein Stück Natur zurück. Finden sich an einem Ort viele solcher Lebensoasen, können sie ein Mosaik bilden, das dem Verlust der Artenvielfalt entgegenwirkt.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/garten/gartenpraxis/10814/wilde-kuebel

 

Hier entlang zu zwei weiteren empfehlenswerten Büchern von Simone Kern:

Der antiautoritäre Garten
Gärten, die sich selbst gestalten:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2019/05/26/der-antiautoritaere-garten/
Mein Garten summt
Ein Platz für Bienen, Schmetterlinge und Hummeln

https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/garten/gartengestaltung/8183/mein-garten-summt

 

Die Autorin:

»Simone Kern studierte Landschaftsarchitektur und hat im Allgäu ihr eigenes Planungs-büro. Schwerpunkt ihrer vielfältigen Projekte sind naturnahe Anlagen. Ein besonderes Anliegen ist ihr dabei die Schaffung von Gärten, in denen sich Menschen wohl und geborgen fühlen. Aber vor allem auch Pflanzen und Tiere sollen darin neue Lebensräume finden. Viel draußen in der Natur und im eigenen Garten sein, beobachten, Landschaften erfahren – hier holt sie sich ihre Inspiration.
Darüber hinaus engagiert sich Simone Kern seit langem im Rahmen des überregionalen „Netzwerks Blühende Landschaft“ ( https://bluehende-landschaft.de/ ) mit konkreten Projekten, insbesondere für den Schutz von Insekten. Ihr praktisches wie theoretisches Wissen gibt sie gerne in Workshops, durch Fachvorträge und Veröffentlichungen weiter.«

 

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Die Wiese

  • Lockruf in eine geheimnisvolle Welt
  • von Jan Haft
  • PENGUIN Verlag  März 2019   http://www.penguin-verlag.de
  • gebunden, mit Schutzumschlag
  • 256 Seiten
  • mit 32 Bildseiten
  • Format: 13,5 x 21,5 cm
  • 20,00 € (D), 20,60 € (A), 28,90 sFr.
  • ISBN 978-3-328-60066-4

WICHTIGES WIESENWISSEN

Buchbesprechung  von Ulrike Sokul ©

Dieses Buch bietet einen faszinierenden, hochinformativen Lesespaziergang, der fun- diert Entwicklungsgeschichte und ökologische Zusammenhänge des Lebensraums Wiese sowie aktuelle Gefahren und Rettungschancen erklärt und dabei lebhafte Wiesenlust weckt.

Der Autor Jan Haft ist Biologe und Naturfilmer. Im Jahr 2017 drehte er zwei Filme über Insekten („Biene Majas wilde Schwestern“ und „Kinder der Sonne – Unsere Schmetter-linge“), außerdem wurde er bekannt mit seinen Filmen „Das Grüne Wunder – Unser Wald“ und „Magie der Moore“. Im April 2019 kam sein neuer Film „Die Wiese – Ein Paradies nebenan“ ins Kino. Ab Herbst 2019 wird dieser Film auf DVD und Blu-ray überall erhältlich sein.

Atmosphärisch führt uns der Autor mit seinem Prolog „Ein Morgen im Mai“ in sein Buch und in „seine“ Wiese und ihre bunte Lebensvielfalt ein, blendet zurück zu persönlichen Kindheitserinnerungen voller Naturerfahrungen und kindlicher Entdeckungslust und schwenkt dann über zum erstaunlichen Lebenszyklus des Wiesenknopf-Ameisenbläu- lings, der uns als erstes Mitlebewesen der Wiese anschaulich illustriert, welch eine hochkomplexe, tierisch-pflanzliche Lebenskomposition und Abhängigkeitskaskade die Voraussetzung für die Existenz und Erhaltung des Wiesenknopf-Ameisenbläulings ist.

Wiesen gehören zu den artenreichsten Flächen, wenn sie nicht – wie es inzwischen in der industriellen Landwirtschaft üblich ist – gedüngt werden, um den Grasertrag zu steigern. Um viele Kühe zu ernähren, braucht man viel Gras und Heu. Dank mineral- ischer und organischer Dünger wachsen Gräser wesentlich schneller, und eine Mahd ist inzwischen fünf bis sechsmal jährlich üblich.

Die meisten Wiesenpflanzen sind evolutionär an magere Lebensbedingungen angepaßt und leben in speziellen Symbiosen mit Insekten oder Pilzen, die durch Düngung und häufiges Mähen empfindlich gestört werden. Schnell sprießende, hohe Gräser über-schatten kürzere, zartere, langsamere Gewächse, die mangels Licht und Platz nicht oder nur noch kümmerlich wachsen. Gelingt ihnen dennoch das Wachstum, werden sie mitten in der Blüte oder vor der Samenausbildung abgeschnitten und können sich nicht mehr vermehren. So wird das Vieh satt, aber die Wiese verarmt und bietet nur noch wenigen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum.

Weit über tausend einheimische Arten von Farn- und Blütenpflanzen und in ihrem bio-logischen Gefolge rund 3500 Tierarten finden sich auf extensiv bewirtschafteten Weiden und Wiesen. Ein Drittel dieser Arten steht bereits auf der roten Liste und findet sich nur noch in kleinen Restrefugien.

„Seit Mitte des letzten Jahrhunderts … ist der Anteil des sogenannten mesophilen Grün-lands, Grünlands also mittlerer Feuchtigkeit, um mehr als 98 Prozent zurückgegangen.“ (Seite 47) „Kein anderer Lebensraum ist in Deutschland auch nur annähernd so bedroht wie die Blumenwiese.“ (Seite 48)

Eindringlich klärt der Autor über die Gefahren intensiver Landwirtschaft und allgegen-wärtiger Stickstoffdüngung auf, die inzwischen fast unausweichlich bereits über die Luft geschieht und so auch Standorte erreicht, die garnicht vorsätzlich gedüngt werden. Ammoniak und Stickoxide entweichen „aus Verbrennungsvorgängen in Verkehr, Industrie und Haushalten“ sowie aus der Gülle. Es sind reaktive Stickstoffverbindungen, die sich durch den Wind übers Land verteilen. „Bundesweit landen so auf jedem einzelnen Hektar jährlich zwischen zehn und 50 Kilogramm Stickstoffverbindungen …“ (Seite 184).

Stickstoff ist für Kulturpflanzen und Gräser eine willkommene Nährstoffzugabe, aber für die meisten Wiesenpflanzen bedeutet dieses Nährstoffangebot den Untergang, da sie von den wenigen Arten, die mit der hohen Stickstoffkonzentration schneller und kräftiger wachsen, verdrängt werden. Der Löwenzahn gehört zu den Stickstoffprofi- teuren, was den Autor zu einem interessanten Exkurs über die vielfältigen Eigenschaf- ten und Nutzanwendungen des Löwenzahns führt. Zur Zeit wird vielversprechend an Löwenzahnkautschuk aus Löwenzahnmilchsaft geforscht.

Konstruktive Überlegungen zu einer zwischen extensiv und intensiv ausgeglichenen Landwirtschaft und entsprechende Förderungen, die Landwirte großflächig und groß- zügig für das »Produktionsziel Biodiversität« belohnen und nicht für die massenhafte Mitweltbelastung durch Gift und Gülle und den dadurch forcierten dramatischen Artenschwund, runden die biologischen Betrachtungen auffordernd- gesellschafts- politisch ab. Der Autor geht zudem auch auf den flächenschonenden, ökologischen und gesundheitlichen Sinn und Nutzen einer deutlich stärker vegetarisch orientierten Ernährung ein.

In der vorindustriellen, kleinteiligen, strukturreichen Landwirtschaft wurden Wiesen teils beweidet und teils als gewachsene Vorratskammer für Viehfutter nur ein bis zwei- mal im Jahr gemäht. Die beweideten Flächen wurden zwar von den Ausscheidungen des Viehs gedüngt, jedoch in einer verträglichen Menge, die nur die abgegraste Pflanzenbio- masse ausglich.

Der ein- bis zweimal jährlich erfolgende Schnitt und die Entfernung des Schnittguts sind für Wiesenpflanzen sogar nützlich, und sie verhindern die Verbuschung durch aufstre- bende Gehölzkeimlinge. Wiesenpflanzen treiben kräftiger wieder aus, wenn sie abge- mäht werden, und der Abstand zwischen den Schnitten läßt ihnen genug Zeit für die Samenbildung und -Ausbreitung, auch die Insekten können ihre Entwicklungszyklen weitgehend vollenden. Durch die Entfernung des Schnittguts bleibt der Boden mager und der Standort licht, sonnig und warm, was für viele Insekten, Schmetterlinge, Heuschrecken und Zikaden überlebenswichtig ist.

Die zahlreichen beeindruckenden Fotos von Wiesentypen, Wiesenpflanzen und Wiesen-tieren erfreuen das Auge des Lesers und schulen den Blick für natürliche Details. Weiterführende Literaturhinweise und nützliche Links (z.B. Deutsche Wildtier Stiftung www.deutschewildtierstiftung.de) laden zur Vertiefung des Wiesenwissens ein. Leider fehlt ein Stichwortregister zum schnellen Nachblättern; vielleicht könnte dies für eine neue Auflage in wohlwollende Erwägung gezogen werden.

Nach der Lektüre dieses ebenso naturliebhaberischen wie wissenswert- vollen Buches können wir sehenden Auges hinausgehen und tatsächlich Wiesen lesen.

 

PS:
Erwähnenswert ist zudem, daß dieses Buch nach dem Silberstandard des Cradle-to-CradleTM –Verfahrens auf höchstem ökologischen Niveau (Bindung ausgenommen) der Druckerei Gugler https://www.gugler.at/home.html klimapositiv gedruckt wurde, auch auf die überflüssige Verpackungsfolie wurde verzichtet – ein Verfahren, das meiner Ansicht nach längst Produktionsstandard für alle Bücher bei allen Verlagen sein sollte und nicht bloß eine löbliche Ausnahme wie hier.

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.randomhouse.de/Buch/Die-Wiese/Jan-Haft/Penguin/e541282.rhd
Hier entlang zum Filmtrailer:
https://www.diewiese-derfilm.de/

Der Autor:

»Der Biologe Jan Haft, geboren 1967, ist ein vielfach ausgezeichneter Natur- und Tierfilmer. Er lebt mit seiner Frau und drei Kindern auf einem Bauernhof im Isental bei München. Eine seiner Lieblingswiesen liegt gleich neben dem Hof. Sein neuer Film „Die Wiese – Ein Paradies nebenan“ ist im April 2019 erschienen.«  https://www.randomhouse.de/Autor/Jan-Haft/p639682.rhd

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Fliege, Falter, Honigbiene

  • Die Welt der Insekten
  • Text von Virginie Aladjidi
  • Illustrationen von Emmanuelle Tchoukriel
  • Originaltitel: »Inventaire illustré des insectes«
  • Aus dem Französischen von Cornelia Panzacchi
  • Gerstenberg Verlag   Juni 2016   www.gerstenberg-verlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 22 cm x 30,5 cm
  • 48 Seiten
  • durchgehend farbig
  • 13,95 € (D), 14,40 € (A), 18,00 sFr.
  • ISBN 978-3-8369-5911-7
  • SAchbilderbuch ab 5 Jahren

INSEKTENKUNDE  FÜR  KLEINE ENTDECKER

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Das vorliegende Sachbilderbuch bietet einen übersichtlichen und anschaulichen Einstieg in ein Gebiet, das Millionen Lebewesen zählt, von denen längst noch nicht alle bestimmt und entdeckt wurden. Doch man darf – zumal als Kind – ruhig klein anfangen und sich zunächst mit den hier vorgestellten 65 Insektenarten vertraut machen.

Ein zweiseitiges Vorwort bietet eine kurze Einführung in den Körperbau und die Entwicklungsstadien der Insekten und führt in die Ordnung der Insektenarten ein. Auf den darauf folgenden 34 Farbtafeln sind die Insekten gruppenweise sortiert nach Käfern, Schmetterlingen, Zweiflüglern, Hautflüglern usw.

Illustration von Emmanuelle Tchoukriel © Gerstenberg Verlag 2016 ( KLEINER FUCHS )

Dieses Sachbilderbuch zeigt etwa Marienkäfer, Maikäfer, Haselnußbohrer, den Heiligen Pillendreher, Rosenkäfer, Goliathkäfer, Kartoffelkäfer (auch im Larvenkostüm), Hirschkäfer, Apollofalter, Monarchfalter, Admiral, Kaisermantel, Zitronenfalter, Aurorafalter, Atlasspinner, Stechmücke und Stubenfliege, Hornissenschwebfliege, Wespe, Honigbiene, Ameisen, Libellen, Wanzen, Schaben, Langfühlerschrecken …

Illustration von Emmanuelle Tchoukriel © Gerstenberg Verlag 2016 ( SIEBENPUNKT-MARIENKÄFER )

Die feinen, sehr detailreichen Abbildungen wurden von der Illustratorin Emmanuelle Tchoukriel mit Zeichenstift und Tusche gezeichnet und mit Aquarellfarben farbig-transparent ausgemalt. Jedes einzelne Insektenportrait wird durch einen kurzen Begleittext, der mit prägnanten Informationen aufwartet, ergänzt.

Illustration von Emmanuelle Tchoukriel © Gerstenberg Verlag 2016 ( FELD-SANDLAUFKÄFER )

So lernt man beispielsweise sehr einprägsam, wie man beim Gemeinen Ohrwurm die Männchen von Weibchen unterscheiden kann: Die Hinterleibszange ist beim Ohrwurm-Männchen leicht gekrümmt und beim Ohrwurm-Weibchen gerade. Na, da weiß man doch demnächst sogleich, woran man ist.

Die Illustrationen sind ebenso wissenschaftlich präzise wie wunderschön. Es gelingt ihnen hervorragend, den kindlichen und den erwachsenen Betrachter für die Formen, Farb– und Mustervielfalt der Insekten zu faszinieren. Und Faszination ist der erste Schritt, um das Fremdeln gegenüber Insekten auf ein natürliches Maß zu bringen und als menschliches Wesen Achtung und Respekt für die kleinen Krabbler, Hüpfer und Flieger zu entwickeln.

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Sachbuch/Fliege-Falter-Honigbiene.html

Die Illustratorin:

»Emmanuelle Tchoukriel lebt und arbeitet als freie Illustratorin in Paris. Sie hat an der Estienne in Paris ihr Diplom in Illustration gemacht und sich auf medizinische und wissenschaftliche Zeichnungen spezialisiert.«

Die Autorin:

»Virginie Aladjidi hat zunächst als Journalistin gearbeitet und sich dann dem Schreiben von Kinderbüchern zugewandt. Rund 50 Bücher sind von ihr bereits erschienen. Ihre sechs Kinder haben sie jeweils als Erste getestet.«

In ähnlicher Ausstattung gibt es beim Gerstenberg Verlag außer der Welt der Insekten noch weitere Bücher zu entdecken, die sich folgenden Themen widmen:

Birke, Buche, Baobab / Bäume & Sträucher aus aller Welt
https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Sachbuch/Birke-Buche-Baobab.html
Blauwal, Seestern, Oktopus
/ Die Welt der Meere
https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Sachbuch/Blauwal-Seestern-Oktopus.html
Käfer, Katze, Krokodil
https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Sachbuch/Kaefer-Katze-Krokodil.html
Kiwi, Kürbis, Kokosnus / 100 x Obst & Gemüse
https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Sachbuch/Kiwi-Kuerbis-Kokosnuss.html
Lavendel, Lilie, Löwenzahn / Die Welt der Blumen
https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Sachbuch/Lavendel-Lilie-Loewenzahn.html
Mammut, Urmensch, Höhlenbär / Leben in der Steinzeit
https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Sachbuch/Mammut-Urmensch-Hoehlenbaer.html
Rabe, Buntspecht, Pinguin
https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Sachbuch/Rabe-Buntspecht-Pinguin.html
Riesen, Zwerge, Schwergewichte / Über 100 Naturrekorde
https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Sachbuch/Riesen-Zwerge-Schwergewichte.html
Steinbock, Adler, Edelweiß / Die Welt der Berge
https://www.gerstenberg-verlag.de/Kinderbuch/Sachbuch/Steinbock-Adler-Edelweiss.html

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