Als Papas Haare Ferien machten

  • Text und Illustrationen von Jörg Mühle
  • Moritz Verlag, Februar 2022 www.moritzverlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 15 x 21,8 cm
  • 72 Seiten
  • 9,95 € (D), 10,30 € (A)
  • ISBN 978-3-89565-427-5
  • Kinderbuch ab 7 Jahren

UNFREIWILLIGE  ENTHAARUNG

Kinderbuchrezension von Ulrike Sokul ©

Der Autor und Illustrator Jörg Mühle ist hier schon mit seinen putzigen Hasenkind-Pappbilderbüchern  Tupfst du noch die Tränen ab? von mir vorgestellt worden und mit seinem sehr amüsanten Bilderbuch zum Thema Verteilungsgerechtigkeit  Zwei für mich, einer für dich sowie mit seinen Illustrationen zu Megumi Iwasas Kinderbuchreihe  Viele Grüße, deine Giraffe .

Beim  vorliegenden Kinderbuch „Als Papas Haare Ferien machten“ hat sich Jörg Mühle mit einem erzählenden Erstlesebuch kreativ ausgetobt.

Papas Haare machen sich eines Tages selbständig und verlassen einfach Papas Haupt. Zunächst schwirren und wirbeln sie im Badezimmer umher, und sie werden äußerst energisch von Papa gejagt, gescheucht und sogar angefleht. Doch sie lassen sich nicht überreden, an ihrem angestammten Ort zu bleiben, sondern entfleuchen durch die Badezimmertüre nach draußen.

Text und Illustration von Jörg Mühle © Moritz Verlag 2022

Papa saust hinterher, bewaffnet mit einem Schmetterlings-Kescher. Die Verfolgungsjagd führt in den Garten, in die Stadt, in ein Restaurant, durch verschiedene Geschäfte bis in den Zoo. Dort sind die Haare ziemlich gut getarnt, bis Papa einen seltsamen Stachelbär erspäht. Der Tierpfleger wässert zufällig gerade dessen Gehege, und als der Wasser- strahl die angeblichen Stacheln trifft, fließen Papas Haare vom Bären ab und weiter in den Gulli.

Von dort gehen sie den üblichen Weg des Wassers, vom Abflußrohr in die Kanalisation, dann in die Kläranlage, von dort in einen Bach, vom Bach in den Fluß, der schließlich im Meer mündet.

Text und Illustration von Jörg Mühle © Moritz Verlag 2022

Papa ist nun kahl, und außer seinen Bart-, Ohren- und Nasenhaaren wachsen ihm auch keine Haare mehr nach. Seine „ausgerissenen“ Haare machen derweil eine muntere Weltreise und schicken regelmäßig Ansichtskarten aus Haargentinien, der Anthaarktis, der Sahaara, Haarakesh …

Doch während eines gewittrigen Familienspaziergangs kehren die Haare, transportiert  von einer Regenwolke, wieder zurück und regnen aufs Papas Kopf. Sie sind in der Zwischenzeit zwar ganz schön gewachsen, aber das stört Papa kein bißchen.

Jörg Mühle erzählt eine skurrile, lustige Geschichte, mit abwechslungs- reichen Szenen, die er mit sehr dynamisch-bewegten Illustrationen unter- malt. Die Darstellung von Körpersprache und Mimik ist lebhaft und witzig. Der Textanteil ist übersichtlich, die Sätze und Formulierungen sind ange- messen kurz, klar und folgerichtig und dabei gleichwohl sehr wortschatz- reich. Das ist leichte, unkonventionelle Lesekost für Leseanfänger, gewürzt mit vielen haarigen Wortspielen, die Kindern bestimmt Spaß machen.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.moritzverlag.de/Alle-Buecher/Neuerscheinungen/Als-Papas-Haare-Ferien-machten.html

Der Autor & Illustrator:

»Jörg Mühle, geboren 1973 in Frankfurt am Main, studierte Illustration in Offenbach und Paris. Seit 2000 ist er Diplom-Designer und illustriert Bücher und Magazine. Er ist Mitglied der Frankfurter Ateliergemeinschaft labor, hat eine Tochter im besten Kinderbuchalter und wohnt fußläufig zum Moritz Verlag. Seine Pappbilderbücher übers Hasenkind erfreuen Kinder von Stockholm bis Tokio.«

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27 Kommentare zu “Als Papas Haare Ferien machten

  1. Ein witziges Büchlein, das ich auch gerne vorlesen würde, könnte das Erstleserchen noch einen Schubs zum Selbstlesen brauchen 🙂 Haarige Worte, die hängenbleiben, das kann ich mir gut vorstellen und beim Lesen Lachen macht Freude, den kleinen und auch den größeren Lesern.
    Liebe Grüße in die Nacht von Bruni an Dich

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  2. Ich glaube nicht, dass Kinder alle Wörter kennen müssen, die in ihren Büchern vorkommen. Wäre das so, dann würden sie ja keine neuen lernen. In ein neues Buch reinspringen, das ist immer ein Sprung ins Unbekannte, ganz besonders für Kinder. Sie sollen im Buch ja Dingen und Wörtern begegnen, die sie noch nicht kennen. Als ich noch ganz klein war, erste Schulklasse, bekam ich zu Weihnachten Kästners „Konferenz der Tiere“ geschenkt, mit den Illustrationen von Walter Trier. Unvergessen. Wurde noch am selben Heiligen Abend mein Lieblingsbuch. Irgendwo kommt eine Stelle, da telefoniert der Löwe, sein Gesprächspartner sagt was, und dann redet wieder der Löwe, und dann heißt es: „‘Soundsoundso‘, fuhr der Löwe fort.“ Fuhr der Löwe fort? Wieso fuhr der fort? Warum blieb der nicht, wo er war? Die Oma erklärte mir dann, was das Wort „fortfahren“ alles bedeuten kann, und ich hatte wieder was gelernt. Ich habe eigentlich immer Bücher gelesen, die ein bisschen zu hoch für mich waren, erst recht, als ich anfing, Bücher in Fremdsprachen zu lesen. Wenn ich da immer nur auf Bücher gespitzt hätte, in denen ich jedes Wort verstehe, was hätte ich dann dazugelernt? Es gibt eigentlich nur einen Maßstab dafür, ob ein Buch „altersgerecht“ ist. Das Kind fängt an zu lesen, und wenn es dann gar nicht mehr aufhören will, und unbedingt wissen will, wie es weitergeht – dann ist das Buch „altersgerecht“. Egal wie unpassend das den Erwachsenen erscheint. Das Kind wird dann weiterlesen über Stock und Stein, und dabei einen ganzen Sack voll unbekannter Wörter auflesen, deren Sinn sich wie von selbst aus dem Zusammenhang klärt. Man sollte Kinder nicht zu sehr beglucken. Aus der Besorgnis wird dann schnell Bevormundung, das zahlt sich nicht aus. Kinder sollten in die Bibliothek hineingehen dürfen wie in die große weite Welt: mit offenen Augen.

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    • Verbindlichen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar und Dein persönliches lesebiografisches Beispiel für die semantische Wortschatz- bereicherung, die ein etwas anspruchsvolleres Buch für ein Kind sein kann.
      Ich zitiere hinsichtlich eines freimütigeren Umgangs mit den Alterszuordnungen und sprachlichen Schwierigkeitsgraden bei Kinderbüchern stets gerne J. R. R. Tolkien:
      „Wahrscheinlich ist es sogar besser für sie, wenn ihre Bücher sie ein wenig überfordern. Ihre Bücher sollten immer, ebenso wie ihre Anziehsachen, die Möglichkeit lassen, hineinzuwachsen; und wenigstens die Bücher sollten dieses Wachstum geradezu ermutigen.“

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  3. Schon der Titel 🤣 Die Kreativität der Menschen begeistert mich stets aufs Neue. Ich bin zwar kein Papa, auch keine Mama, doch meine Haare sind auch ziemlich Urlaubsflüchtig😉 es hat aber noch genug. Danke dir liebe Ulrike

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    • Ja, liebe Erika, der Titel hat mich auch sofort geködert. 🙂
      Mit zunehmendem Alter ist fast jeder mehr oder weniger vom Schwinden der Haare betroffen und zwar gänzlich unabhängig vom Familienstand, auch wenn es angeblich Kinder geben soll, die einem die Haare vom Kopf fresssen. 😉
      Herzlich grüßt und dankt
      Ulrike

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    • Liebe Christiane, hab‘ Dank für diesen guten und praxistauglichen Artikel über Bilderbuchqualitäten, den ich mit Interesse und Zustimmung gelesen habe und den ich hier gerne auch für weitere Leser stehenlasse.
      Abendteechengrüße 🙂 🌿 🙂

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  4. Sieht ja recht witzig aus Ulrike.
    Für Leseanfänger aber gänzlich ungeeignet.
    Viele Wörter sind für den Anfang zu lang und zu schwer um wirklich Spaß daran zu haben.
    Liebe Abendgrüße zu dir,
    Nati

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    • Vielleicht hätte ich besser formulieren sollen „für etwas fortgeschrittenere Leseanfänger“. Gleichwohl finde ich diesen etwas anspruchsvolleren Text wesentlich interessanter als die sonstigen eher sehr simplen Erstlesegeschichten.
      Alternativ kann man dieses Buch auch als Vorlesebuch nehmen, obwohl es dafür dann insgesamt wieder eher zu kurz ist.
      Liebe Abendgrüße auch von mir zu Dir 🙂

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      • Ich dachte dies wäre die Vorgabe des Buches.
        Dank meiner Jungs kann ich gut einschätzen ob sie es in der 1. Klasse hätten lesen können. Da muss ich leider eindeutig Nein sagen.
        Als Vorlesebuch ist es bestimmt eine lustig schöne kurzweilige Geschichte, die man immer und immer wieder hätte Vorlesen können/sollen.
        Lieben Dank Ulrike

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  5. Finde ich Klasse, nicht brav-belehrend, sondern kindgerecht-witzig mit Klamauk und möglichem Bezug auf den eigenen Papa der auch auf sich selbst (die eigenen Haare). Gelungen auch die geographischen Wortspiele mit Haar – Kinder werden sich die Namen Haargentinien, Sahaara, Haarakesh nun ihr Leben lang merken 😉

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