Vielleicht

  • Eine Geschichte über die unendlich vielen Begabungen in jedem von uns
  • Geschrieben von Kobi Yamada
  • Illustriert von Gabriella Barouch
  • Originaltitel: »maybe«
  • Übersetzung von Gerda M. Pum
  • Adrian Verlag 2020 www.adrian-verlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 22,3 x 31 cm
  • 44 Seiten
  • 12,95 € (D), 13,40 € (A)
  • ISBN 978-3947188-85-7
  • Bilderbuch ab 4 Jahren

S E L B S T B E S T I M M U N G

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Das Bilderbuch „vielleicht“ spricht Kinder direkt an, stellt Fragen, die nach innen führen und bietet spielerisch-philosophisch Antworten an – läßt dabei gleichwohl weite Frei- räume und ermutigt ausdrücklich dazu, auf das eigene Herz zu hören, sich nicht mit der Oberfläche abzufinden und in die Tiefe zu gehen, um die eigenen Talente und Neigungen zu entdecken.

Angesichts eines Zeitgeistes übermäßiger Konformität, willkürlicher Gleichmacherei, bindungszerstörerischer Wettbewerbsmentalität und zweckbetonter Bildungsnormen ist dieses Bilderbuch ein gelungener Gegenpol, der ebenso zu Individualität und unkon- ventioneller Einzigartigkeit wie zu Empathie und Verbundenheit animiert. „Vielleicht“ setzt einfühlsam in Szene, wie es wäre, wenn man Kinder nicht in ein Korsett aus Erwartungen schnürt, sondern ihnen den Spielraum läßt, ihrer inneren Stimme und ihrer Herzenswahrheit zu lauschen und entdeckend-ausprobierend zu folgen. Gelegentliches Scheitern ist dabei ebenfalls erlaubt, denn dies gehört dazu wie Wachstumsschmerzen.  

© Vielleicht / Kobi Yamada & Gabriella Barouch, Adrian Verlag

Die Fragen, die hier gestellt werden, weisen auf das SEIN hin, auf innere Werte, auf Achtsamkeit, Begeisterung, Entdeckungslust, Freiheit, Gerechtigkeit, Hilfsbereitschaft, Lebensweite, Mut, Magie, Naturverbundenheit und Phantasie. So wird Kindern auf empfindsam-meditative Weise vermittelt, daß die Möglichkeiten und Perspektiven, die sie in sich finden, wahrnehmen und kultivieren, auch eine Bereicherung für die Gestaltung der Welt sein dürfen, ja, sogar sein sollen.

© Vielleicht / Kobi Yamada & Gabriella Barouch, Adrian Verlag

Es ließe sich einwenden, daß der Text verhältnismäßig abstrakt bleibt, daß viele Sätze – aus erwachsener Perspektive – an kalenderspruchartige Weisheiten erinnern. Doch der kindliche Geist ist noch viel unbelesener und dürfte deutlich aufnahmebereiter für solche Ermutigungen sein – zumal sich während der Vorlesesituation und im Dialog mit dem Kind vertiefende Konkretisierungen der persönlichen Besonderheiten und Vorlieben ergeben können.

Die ausdrucksvollen Illustrationen sind konkreter als der Text, gehen mehr ins Detail, bieten eine anregend-phantasievolle und schöne Kulisse für die innere Orientierung. Sie zeigen ein Kind (ohne Namen), das eine Mütze aus Blättern trägt, in der Stirnmitte ist ein gelber Vogelschnabel aus gefaltetem Papier angebracht. Dieser Laubvogelkopf- schmuck gibt dem Kind unmittelbar eine naturverbundene und kreative Note. Man sieht sofort, daß wir es hier mit einem eigenwilligen und sensiblen Menschenwesen zu tun haben, das die Welt mit offenem Herzen betritt und dessen Schritte in der Welt deshalb noch fließender und verträumter sind als beim eher verschlossenen erwachsenen Menschen. Naturverbundenheit zeigt sich in fast allen Szenerien und spiegelt sich auch in der ständigen Begleitfigur des kleinen Schweinchens.

© Vielleicht / Kobi Yamada & Gabriella Barouch, Adrian Verlag

Die Illustratorin benutzt eine dezente, sanftbunte Farbpalette, und sie jongliert mit Größenproportionen – so reist das Kind beispielsweise auf einer Seite in einer Nuß- schale übers Meer, und auf der nächsten Seite sitzt es bequem auf der Mondsichel und spielt mit den Sternen. Dies spiegelt anschaulich die Reichweite des Möglichen.

Dieses Bilderbuch wird vom Verlag ab dem Alter von vier Jahren empfohlen. Dem stimme ich zu, möchte aber ergänzen, daß sich diese vorbildliche Anregung zur Selbst- bestimmung und Selbstwirksamkeit auch noch gut für Jugendliche eignet, die sich dem Ende der Schulzeit nähern und sich für die nächste Lebensweichenstellung entscheiden müssen.

 

»Du bist du. So jemanden wie dich
hat es noch nie gegeben und wird
es auch nie mehr geben.
In dir steckt so viel.«

 

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
http://adrian-verlag.de/vielleicht-landing_page/

Eine weitere Besprechung aus mütterlicher Sicht gibt es bei Steffi auf LESENSLUST:

Kinderfreuden #37: Make a wish

Der Autor:

»Kobi Yamada ist ein New York Times Bestsellerautor und CEO von Compendium, einem Unternehmen, wo besondere Menschen besondere Dinge kreieren. Kobi lebt glücklich mit der Liebe seines Lebens und ihren zwei superlustigen Kindern im Land des fliegenden Lachses. Dort entdeckt er jeden Tag unglaubliche Möglichkeiten. Er fragt sich oft, ob sein Leben vielleicht noch schöner ist, als er es sich je erträumt hat. «

Die Illustratorin:

»Gabriella Barouch ist eine Künstlerin, deren Arbeiten weltweit anerkannt sind. Ihr unverwechselbarer Stil kombiniert realistische Details mit magischen Elementen und Motiven auf eine ganz besondere Art. Dadurch spricht sie Menschen jeden Alters an. Gabriella lässt sich gerne von ihren gesammelten Vintage-Spielzeugen inspirieren und liebt es, an  viele verschiedene Ort zu reisen. Sie ist tief verbunden mit der Natur, vor allem mit Wäldern. „Vielleicht“ ist ihr erstes Bilderbuch.«

 

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Der Sprung

  • von Simone Lappert
  • Roman
  • Diogenes Verlag, August 2019 www.diogenes.ch
  • in Leinen gebunden
  • 336 Seiten
  • 22,00 € (D), 22,70 € (A), 30,00 sFr.
  • ISBN 978-3-257-07074-3

K O N S T E L L A T I O N E N

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Mit dem Roman „Der Sprung“ hat Simone Lappert eine spannende und vielschichtige Choreographie des Schicksals geschrieben, die von sensibler Beobachtungsgabe für vielsaitige zwischenmenschliche Schattierungen und Lebenswelten zeugt.

Wenn eine junge Frau in Gärtnerlatzhose, die eindeutig kein Dachdecker ist, auf einem Dach steht und dort herumbalanciert, scheint die Vermutung naheliegend, daß es sich um eine suizidgefährdete Person handelt. Dementsprechend fällt das Polizeiaufgebot aus, von der Feuerwehr wird prophylaktisch ein Sprungkissen aufgepumpt, und die ersten schamlosen Schaulustigen versammeln sich entlang der Polizeiabsperrungen vor dem Haus. Einige Gaffer filmen rücksichtlos mit ihren Handykameras drauflos und son- dern blöde, herzlose und sensationsgierige Sprüche ab. Kaum jemand kommt auf die Idee, daß hier vielleicht ein fatales Mißverständnis vorliegt.

Als Leser schauen wir im weiteren Verlauf aus abwechslungsreichen Persönlichkeitsper-spektiven verschiedener Angehöriger, Anwohner und Passanten auf diese Situation. Streiflichternd und gleichwohl mit präziser Charakterzeichnung umkreisen Menschen, die nah, ganz entfernt oder nur indirekt mit der jungen Frau in Beziehung stehen, den Schauplatz.

Da ist Roswitha, die ein kleines Café betreibt. Sie ist berühmt für ihre frischen Schnitt-lauchschnittchen, und mit ihrer großzügigen, herzhaften, lebenserprobten und unkon- ventionellen Wesensart serviert sie so manchem Gast heilsame Impulse zum Nachtisch.

Egon Moosbach, der vegetarische Hutmacher, ist Stammgast bei Roswitha. Er ver- schenkt einen Hut aus seiner letzten Kollektion an den Fahrradkurier Finn und löst damit unverhofft eine Reihe glücklicher Fügungen für sich und andere aus.

Da sind Theres und Werner, die einen kleinen Lebensmittelladen betreiben und durch den Medienrummel und die vielen Gaffer soviel Umsatz machen wie schon lange nicht mehr. Dies führt auch zu einem deutlichen Aufschwung ihrer Lebenszuversicht.

Finn, der Fahrradkurier, ist zunächst nur genervt wegen der Straßenabsperrungen und wegen des Zeitverlusts, den diese für seinen dringenden Botenauftrag bedeuten. Doch dann schaut er wie die anderen Schaulustigen zum Dach hinauf und erkennt, wer dort oben steht – unmittelbar wird er vom unbeteiligten Beobachter zum zutiefst Betroffenen.

Felix, der Polizist, der vom Dachfenster aus vergeblich versucht, die junge Frau über ein therapeutisches Gespräch zum Zurückklettern ins Haus zu bewegen, kämpft mit seinen eigenen inneren Dämonen, die – ausgelöst durch seinen Aufenthalt auf dem staubigen Dachboden – seine Souveränität und seine kommunikative Kompetenz erschüttern.

Astrid, die ehrgeizige ältere Schwester der jungen Frau, erweist sich angesichts der dramatischen öffentlichen „Inszenierung“ als unerhört feige und hilflos.

Maren, die Besitzerin des Hauses, auf dessen Dach das Spektakel stattfindet, ist zur Genüge mit ihrem frisch geschlüpften Freiheitsdrang beschäftigt, und auch die Schülerin Winnie und Edna, die Nachbarin, die als erste die Polizei alarmiert hat, sind mit ihren eigenen Problemen ausgelastet.

Alle diese Menschen reagieren auf das Ereignis, bewerten und kommentieren es mehr oder weniger empathisch aus ihrer eigenen Befindlichkeit heraus.

Als meditativer Gegenpol erscheint der naturkundige, sympathische, weise Obdachlose Henry, der aus seinem Bauchladen für zwei Euro kleine Zettel mit klugen selbstverfaß- ten Fragen, die das Leben verändern können, an willige Passanten verkauft. Nachfol- gend eine Kostprobe:

„Wenn Sie einen Tag aus Ihrem bisherigen Leben wiederholen könnten, für welchen würden Sie sich entscheiden und warum?“  (Seite 234)

Die Komposition dieses außergewöhnlichen Romans ist detailliert durch- dacht, komplex verknüpft und empfindsam durchfühlt. Wie sich die Wege der Figuren kreuzen, manchmal verbinden, manchmal trennen, manchmal nur beiläufig streifen, wie ihre Erinnerungen, Gedanken, Selbstwahr- nehmungen, Gespräche und Handlungen sich freiwillig oder unfreiwillig, absichtlich oder unabsichtlich mitwirkend ins Geschehen fügen – das ist sehr beeindruckend.

Dabei verleiht die Autorin mit bewundernswerter sprachlicher Unge- zwungenheit und anschmiegsamer Formulierungskunst jeder Figur einen unverwechselbaren charakteristischen Tonfall und einen greifbar-sinn- lichen atmenden Körper. So kommen unterschiedliche soziale Milieus, Altersstufen und psychologische Klippen ebenso zu Wort wie scharfsinnige – durch das jeweilige Persönlichkeitsprisma gebündelte – zeitgeist- und gesellschaftskritische Bemerkungen.

Die schönen und die schrecklichen Augenblicke, die lauten und die leisen Stimmen, die Reibungen zwischen Innenwelt und Außenwelt, die lösbaren und die unlösbaren Verstrickungen, die aufkeimenden und welkenden Hoffnungen, die Selbsterkenntniswendepunkte und neuen Lebensweichen- stellungen der verschiedenen Figuren bilden ein faszinierend changierendes literarisches Episodenmosaik.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.diogenes.ch/leser/titel/simone-lappert/der-sprung-9783257070743.html

Und hier entlang zu einem aussagekräftigen Interview mit der Autorin:
https://www.diogenes.ch/leser/blog/2019/08/simone-lappert-der-sprung-interview.html

Eine weitere begeisterte Buchbesprechung gibt es bei „Feiner reiner Buchstoff“ von Bri:
https://feinerbuchstoff.wordpress.com/2019/08/29/von-aussen-sieht-manches-anders-aus/

Die Autorin:

»Simone Lappert, geboren 1985 in Aarau in der Schweiz, studierte am Schweizerischen Literaturinstitut in Biel. Mit ihrem Debütroman ›Wurfschatten‹ stand sie auf der Shortlist des ›aspekte‹-Preises. Sie ist Präsidentin des Internationalen Lyrikfestivals Basel und Schweizer Kuratorin für das Lyrikprojekt ›Babelsprech.International‹. 2019 erschien der Roman ›Der Sprung‹, der für den Schweizer Buchpreis nominiert ist. Sie lebt und arbeitet in Basel und Zürich.«  https://www.simonelappert.com/

 

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Grete, das Kamel

  • Stinklangweilige Gute-Nacht-Geschichten
  • von Veronika Trubel
  • Illustrationen von Isabel Pin
  • Karl Rauch Verlag  Februar 2019 http://www.karl-rauch-verlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 24 x 27 cm
  • 56 Seiten
  • 15,00 € (D), 15,50 € (A)
  • ISBN 978-3-7920-0372-5
  • Bilderbuch ab 4 Jahren

LEISE  RIESELT  DER  SAND

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Falls Sie zu den Vorwort-Überblätterern und Gebrauchsanweisungs-Ignoranten gehören, möchte ich Sie diesmal ausdrücklich bitten, bei diesem Bilderbuch ausnahmsweise doch sowohl das Vorwort als auch die Vorlese-Gebrauchsanweisung zu lesen.

Denn dieses Vorspiel ist eine wundervolle Einstimmung, ja, sogar eine buchstäbliche Atemübung mit Entspannungseffekt. Also holen Sie jetzt einmal gaaanz langsam und tief Luft und hören mir brav zu.

Grete, das Kamel, wandert durch die Wüste. Grete läuft im sogenannten Paßgang, d.h. sie bewegt die beiden linken Hufe und dann die beiden rechten Hufe. Sie kalinkert und kalunkert durch den Sand und kommt gemächlich voran.

Die Wüstenlandschaft wird unaufgeregt beschrieben. Hat Grete ein Ziel oder ist sie ein-fach nur unterwegs? Es gibt einen Kaktus, auf dem eine Eule wartet, der ein mögliches Ziel sein könnte, aber eigentlich ist er nur eine Requisite fürs Bilderbuchbühnenbild.

An Gretes Wegesrand geschehen die großen Lebenskleinigkeiten von Wüstenmäusen, Flöhen, einem Termiten, einer Laus und einer Sandkatze sowie einer Gruppe von Beduinen. Tag und Nacht wechseln sich zuverlässig ab. Alles wird in einem augenzwin-kernd-gelassenen Tonfall erzählt.

Oft passiert aber auch garnichts, und es werden bloß Fragen in den Raum gestellt. Einmal wird eine echte Erzählpause eingelegt, die zu folgendem schweigsamen Hinhören einlädt: „Dem anderen zuhören, wie er gar nichts sagt.“ (Seite 38)

Und dazwischen wiederholt sich wie ein Refrain Gretes Kalink – Kalunk,  Kalink – Kalunk, Kalink – Kalunk … So füllen sich vierzehn Kapitel, deren zielloses Ziel immerhin dahin führt, das uns die sympathische Kameldame und ihre Wüstenheimat etwas vertrauter werden.

Na, sind Sie schon tiefenentspannt? Scheuen Sie sich bloß nicht zu gähnen, das ist schließlich der Sinn von Gute-Nacht-Geschichten.

Die Weite der Wüste, Gretes würdevolle Wesensart, die mikrokosmischen Ereignisse und die offenen Fragen werden durch die einfühlsamen Illustration von Isabel Pin aus- drucksvoll begleitet. Der meditative Minimalismus der Zeichnungen harmoniert vorzüglich mit dem achtsamen, verspielt-philosophischen, zeitlupenlangsamen Texttempo.

„Grete, das Kamel“ ist eine sanfte, heitere Einladung, zu Besinnung und Ruhe zu kommen. Die Geschichten mit ihrer genügsamen Einfachheit und Langsamkeit und ihren gedanken-müßiggängerischen Hinweisen und Fragen führen mehr nach innen als nach außen. Wer den Atem zwischen den Zeilen spürt, landet unmittelbar in der stillen, lächelnden Präsenz des Jetzt.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE inklusive Vorlesegebrauchsanweisung auf der Verlagswebseite: https://karl-rauch-verlag.de/buecher/grete-das-kamel/

 

Die Autorin:

»Veronika Trubel lebt in Wien und hat Bücher über das Kochen und das Lieben sowie über die Wachau geschrieben. Grete, das Kamel ist ihr zweites Buch für Kinder.«

Die Illustratorin:

»Isabel Pin (*1975) wurde in Versailles geboren und hat in Straßburg und in Hamburg studiert. Bis heute sind über 40 Bücher mit Illustrationen oder Texten von ihr erschienen, und sie hat viele internationale Kinderbuchpreise erhalten.«

 

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Was wird aus uns?

  • Nachdenken über die Natur
  • von Antje Damm
  • Moritz Verlag 2018    www.moritzverlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 17,1 x 17,1 cm
  • 144 Seiten
  • 18,00 € (D), 18,50 € (A)
  • ISBN 978-3-89565-356-8
  • Kinderbuch ab 6 Jahren

NATÜRLICHE  GEDANKENGÄNGE

Kinderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Ähnlich wie schon in ihrem Buch „Frag mich! 118 Fragen, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen“  https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/07/13/frag-mich/ kombiniert Antje Damm in „Was wird aus uns?“ auf jeder Doppelseite eine Frage mit ein bis zwei Fotos oder Illustrationen, welche die gestellte Frage motivisch begleiten und dadurch zu vielerlei Assoziationen anregen.

So wird beispielsweise die Frage „Kann Löwenzahn wütend werden?“ mit Fotos eines Löwenzahns, der am Bordsteinrand wächst, illustriert. Auf der einen Seite wächst der Löwenzahn einfach aus einer Ritze zwischen Pflastersteinen in die Welt, auf der anderen Seite ist der gleiche Löwenzahn umzingelt von Zigarettenkippen und Verpackungsmüll.

Fragen Sie sich einfach einmal selbst, wie Sie die Löwenzahnfrage beantworten würden – oder auch eine der nachfolgenden Fragen:
 
Haben Pflanzen Rechte?
Verstehen uns Tiere?
Welche Fragen würdest du gerne einem Tier stellen?
Was würdest du gerne können, was nur ein Tier kann?
Was können wir von der Natur lernen?

Wie wäre es, für immer in der Wildnis zu leben?
Können sich Steine an ihre Geschichte erinnern?
Kann man mit einer Topfpflanze befreundet sein?
Haben Tomaten Angst vor uns?
Woher kennen die Kraniche ihren Weg?
Woran erkennt man, ob etwas lebt?
Wozu inspiriert dich Natur?

Dieses Buch offeriert über sechzig bedenkenswerte Fragen zur Natur, die, wenn Sie es gemeinsam mit Ihrem Kind durchblättern, gewiß auf vielfältige Weise beantwortet werden können. Sofern Kinder bereits lesefähig sind, kann es auch einfach Kinder untereinander zu einem lebhaften Erfahrungs- und Gedankenaustausch zum Thema Naturfragen animieren.

„Was wird aus uns?“ ist in Wort und Bild ein feinsinniger Wegweiser zu interessanten Perspektivwechseln, philosophischen Überlegungen und Gedankenspielen über unsere Natur und zugleich auch ein Impulsgeber für die Wahrnehmung und Benennung natürlicher Phänomene und unser menschliches Verhältnis zur Natur.

Aus den anschaulich gestalteten Fragestellungen erwächst hier gleichsam organisch ein Gespür für die Rolle der Natur in unser aller Leben und dafür, wie vertraut oder fremd wir ihr gegenübertreten, obwohl wir tatsächlich selbst ein verkörperter Teil von ihr sind.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.moritzverlag.de/Alle-Buecher/Was-wird-aus-uns.html

 

Nachfolgend noch weitere lesens- und sehenswerte Bücher von
Antje Damm:

Der Besuch
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/05/06/der-besuch/
Frag mich! 118 Fragen, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/07/13/frag-mich/
Hasenbrote
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/07/17/hasenbrote/
Regenwurmtage
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/05/10/regenwurmtage/
Was ist das? Ein Spiel und Ratebuch

Was ist das?

Die Autorin und Illustratorin:

»Antje Damm, 1965 in Wiesbaden geboren, ging nach dem Abitur zunächst als Aupair-Mädchen nach Italien, bevor sie in Darmstadt Architektur studierte. Dies führte sie erneut nach Italien, denn in Florenz verbrachte sie ein Auslandsemester. Danach arbeitete sie mehrere Jahre freiberuflich für diverse Architekturbüros. Seit ihre Töchter auf der Welt sind, schreibt und illustriert sie Kinderbücher. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in einem alten Fachwerkhaus in der Nähe von Gießen.«

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Überall & Nirgends

  • Gedichte über Tod und Trauer
  • Text von Bette Westera
  • Illustrationen von Sylvia Weve
  • Originaltitel: »Doodgewoon«
  • Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf
  • Susanna Rieder Verlag 2016  www.riederbuch.de
  • Halbleinen, gebunden
  • Format: 26 x 23 cm
  • 112 Seiten
  • 3 LESEBÄNDCHEN
  • 25,00 € (D), 26,00 € (A)
  • ISBN 978-3-946100-09-6
  • Für Kinder ab 8 Jahren und für Erwachsene

T R A U E R S T I M M E N

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Bette Westera wagt es, sich einen Reim auf den Tod zu machen. Ihre Gedichte über Tod und Trauer formulieren viele Gefühlsfacetten. Sie öffnen das Herz und bringen Tränen zum Fließen. Die einfühlsamen, ebenso tief ernsthaften wie zuweilen auch sanft schmunzlerischen Gedichte „sprechen“, wo sonst oft Schweigen herrscht.

Die Autorin widmet sich schonungslos hin- und mitfühlend dem Tod von Großeltern, Müttern, Vätern, Geschwistern, Kindern, Neugeborenen und Haustieren. Alters- schwäche, schwere Krankheit, Unfall, Selbstmord oder Nahtoderfahrung – all diesen Erscheinungsformen der Sterblichkeit wird in diesem Buch ausdrücklich Raum und Ehre gegeben. Das ist zugleich schmerzlich und tröstlich; der Tod ist kein Ausnahmefall, er gehört zum Leben.

Die Texte stellen sich der Sterblichkeit, der Trauer, dem Verlust, der Verletzlichkeit, der Verzweiflung, dem plötzlichen Riß im Lebens- und Liebesgefüge, der Sehnsucht und der wehmütigen Präsenz der Abwesenheit und weisen zugleich auf die kostbaren Geschenke des Gewesenen hin und nähren – manchmal ganz direkt, manchmal zwischen den Zeilen – eine Haltung der Dankbarkeit, Demut und Wertschätzung für die erlebte Bindung.

Die Gedichte sind stilistisch in einfacher Sprache geschrieben, gleichwohl feinsinnig und getragen von einem eingängigen sprachmelodischen Klang – wofür dem Übersetzer ausdrücklicher Dank gebührt.

In den vielschichtigen Illustrationen von Sylvia Weve finden die Gedichte eine spiegelnd-ergänzende Entsprechung. Die Illustrationen sind abwechselnd sparsam zurückhaltend und farblich angegraut sowie üppig und bunt. Einige Doppelseiten sind mit Halbseiten zum Umklappen versehen, aus denen sich zusätzliche Verbindungen ergeben.

Bestattungsformen (Erd-, Feuer-, Wasser- und Luftbestattung), verschiedene Jenseits-vorstellungen und Trauerrituale unterschiedlicher Kulturen und Zeitepochen werden dargestellt und ebenso die Themen Erbschaft und Haushaltsauflösung. Kindlich-philosophische Betrachtungen zur Winzigkeit des menschlichen Lebens angesichts der Unendlichkeit des Sternenhimmels fügen sich harmonisch in den poetischen Vergänglichkeitschor ein.

© Sylvia Weve & Bette Westera / Susanna Rieder Verlag

© Sylvia Weve & Bette Westera / Susanna Rieder Verlag

Im Anschluß an die illustrierten Gedichte folgen einige Glossarseiten mit kurzen sachlichen, kindgemäßen Erklärungen zu den zuvor erwähnten Begriffen, die thematisch von Allerseelen über Hospiz bis Reinkarnation reichen.

„Überall & Nirgends“ ist mit drei Lesebändchen ausgestattet, die einer schnellen Markierung von besonders ansprechenden Lesepassagen angenehm entgegenkommen.

Dieses berührende Buch kann Herzen öffnen und Trauer befreien. Zumindest bei einem akuten Trauerfall empfehle ich eine Lektüre gemeinsam mit dem Kind, damit sich aufgewühlte Fragen und Gefühle in einem liebevoll-geborgenen Umfeld entfalten und ausweinen können.

 

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.riederbuch.de/programm/lyrik-fuer-junge-leser/

Die Autorin:

»Bette Westera, geboren 1958, ist eine sehr vielseitige Schriftstellerin. Ihr umfangreiches Werk umfasst Bilderbücher, Lyrik, erzählendes Kinderbuch und modernes Märchen. Zielgruppe sind dabei Kinder bis zum Alter von 10 Jahren. Nach einer kurzen Zeit als Grundschullehrerin studierte sie Psychologie. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet.«

Die Illustratorin:

»Sylvia Weve, geboren 1954, hat bereits über 150 Bücher illustriert. Ihre ausdrucksvollen, energiegeladenen Illustrationen korrespondieren wunderbar mit Bette Westeras Texten. Die beiden sind ein erprobtes und äußerst erfolgreiches Autorenduo.«

Der Übersetzer:

»Rolf Erdorf, geboren 1956, studierte Germanistik, Romanistik und Niederländische Philologie in Bonn, Köln und Berlin. Für sein umfassendes Übersetzerwerk wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis und dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis

Gerne widme ich diese Buchbesprechung Petra Pawlofskys wertvoller Sammlung „Kinder im Aufwind“:
https://pawlo.wordpress.com/home-2/fundgrube-fuer-kinder-im-aufwind/fundgrube-3-kurzvorstellung-der-beitraege-ab-juli-2017/

Querverweis:

Hier folgen ergänzende Links zu weiteren Kinderbüchern zu den Themen: Abschied, Tod und Trauer:

Ente, Tod und Tulpe
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/06/13/ente-tod-und-tulpe/
Erik und das Opa-Gespenst

https://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/12/05/erik-und-das-opa-gespenst/
Kleiner Fuchs Großer Himmel
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/11/23/kleiner-fuchs-grosser-himmel/
Nur ein Tag

Nur ein Tag


Oma trinkt im Himmel Tee
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/11/26/oma-trinkt-im-himmel-tee/
Opa Meume und ich 
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2013/02/20/opa-meume-und-ich/
Der Tod auf dem Apfelbaum
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/03/20/der-tod-auf-dem-apfelbaum/
Wie lange dauert Traurigsein?
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/12/03/wie-lange-dauert-traurigsein/

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Hochsensibel ist mehr als zartbesaitet

  • Die 100 häufigsten Fragen und Antworten
  • von Sylvia Harke
  • Verlag Via Nova   März 2016  www.verlag-vianova.de
  • kartoniert
  • 286 Seiten
  • Format: 15,5 x 22 cm
  • 18,95 € (D), 19,50 € (A)
  • ISBN 978-3-86616-356-0

ENDLICH  HOCHGESCHÄTZT: HOCHSENSIBILTÄT

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Zum Thema Hochsensibilität gibt es noch reichlich aufklärerischen Bedarf, sowohl für Menschen, die mit dieser neurologisch bedingten Gabe ausge- stattet sind, als auch für die sogenannten Normalsensiblen – schließlich müssen wir alle miteinander auskommen, und gegenseitiges Verständnis ist hilfreich, erleichtert die Kommunikation und das Zusammenleben.

Hochsensibilität ist nicht ansteckend, denn sie ist keineswegs eine Krank- heit, Neurose oder Heulsusigkeit, sondern ein angeborenes Persönlichkeits- merkmal, das bei ungefähr 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung auftritt. Hochsensible Menschen HABEN nicht Hochsensibilität, sondern sie SIND hochsensibel!

Hochsensible verfügen über eine sehr differenzierte Wahrnehmung und ausgeprägte Empathie. Sie denken in größeren Zusammenhängen, sie neigen zu Reflexion, zu Verantwortungsbewußtsein und Sorgfalt, zu schöngeistigen Interessen und zu Naturverbundenheit. Meist sind sie empfindsame Idealisten, denen Wettbewerbs-mentalität fremd ist und die Wahrheitsliebe und Gerechtigkeitssinn wertschätzen. Tiefsinnige Gespräche und Qualitätsbeziehungen liegen ihnen deutlich näher als oberflächlicher „Smalltalk“ und flüchtige Bekanntschaften.

Oft interessieren sie sich schon in der Kindheit für metaphysische und philosophische Fragen und haben Freude an künstlerischem Selbstausdruck. Phantasie, Intuition und Selbstgenügsamkeit sind vertraute und zuverlässige Begleiter hochsensibler Menschen, sofern man ihnen diese Begabungen nicht „aberzieht“.

Die kognitive und sensorische Wahrnehmung ist bei Hochsensiblen intensiver und detailreicher. Dies führt einerseits zu einer wesentlich tieferen und komplexeren neurologischen Informationsverarbeitung und zu einem sehr guten Gedächtnis; andererseits ist der Punkt der Reizüberflutung schneller erreicht. Daher rührt u.a. die Abneigung Hochsensibler gegenüber Lärm, Hektik, Menschenmassen und Gewalt (etwa Gewaltszenen in Filmen und Büchern).

Wenn alle  Erfahrungen einen langen und nachhaltigen, emotionalen Nachgeschmack hinterlassen, ist es ratsam, die Reizmenge zu dosieren und für ausreichenden Entspannungsausgleich zu sorgen.  Die kommerzialisierte, laute, naturentfremdete, stumpfherzige und konkurrenzbetonte neoliberale Arbeits- und Lebenswelt ist für Hochsensible besonders belastend. Es gelingt nicht jedem, sich gegenüber ungesunden Normierungen abzugrenzen, und die Anpassung an wesensfremde Bedingungen kann auf die Dauer zu Chronischer Erschöpfung, Depression und Burn-out führen.

Das vorliegende Buch bietet eine eingängige Einführung in die Hochsensibilität und gibt gezielt und komprimiert Antwort auf 100 Einzelfragen. Die Fragen sind nach sinnvollen Oberbegriffen geordnet und erlauben ein direktes Nachschlagen bei den Themen, die den jeweiligen Leser besonders ansprechen. Es werden die Lebensbereiche Beruf, Partnerschaft, Kindheit, Streßverarbeitung, Gesundheit, Gesellschaft und Spiritualität aufgegriffen. Jedes Kapitel klingt mit einer Liste konstruktiver Affirmationen aus.

Im Kapitel „Hochsensible und ihr Gefühlsleben“ findet sich zudem eine bemerkenswert klare und einleuchtende tabellarische Darstellung der wissenswerten Unterschiede zwischen emotionaler Intensität (Hochsensibilität) und emotionaler Instabilität (Bipolare Störung, Borderline, Folgen komplexer Traumatisierungen und anderer Persönlichkeitsstörungen).

Im Kapitel „Hochsensible Kinder“ listet eine ebenfalls sehr stringente tabellarische Darstellung die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen ADHS und Hochsensibi- lität auf. Dies sind wichtige Informationen, die ein Kind vor Fehldiagnosen bewahren können.

Dieses Buch entstand als Fortsetzung zu Sylvia Harkes erstem Buch „Hochsensibel – Was tun?“ (erschienen 2014 beim Verlag Via Nova:
https://www.verlag-vianova.de/hochsensibel-was-tun.html).

Die Autorin hat die vielen neuen und zum Teil auch provokanten Fragen zum Thema Hochsensibilität, die im Verlauf ihrer Seminar– und Vortragstätigkeit an sie gestellt wurden, gesammelt und im vorliegenden, sehr praxisbezogenen Buch schlüssig und lösungsorientiert beantwortet.

„Hochsensibel ist mehr als zartbesaitet“ informiert umfassend über das Phänomen der Hochsensibilität, erklärt kompetent viele Detailfragen und erfreut durch lebensnahe Anregungen zum konstruktiven Umgang mit feinfühligen „Antennen“ und filterloser Wahrnehmung. Die Autorin ermutigt Hochsensible zu Selbsterkenntnis und zur Selbstwertschätzung ihrer hochsensiblen Eigenschaften sowie zur Selbstrücksichtnahme auf die persönlichen, empfindsamen Bedürfnisse.

Hochsensibilität birgt ein reiches Bündel achtsamer, empathischer, harmonisierender, idealistischer, kommunikativer, musischer, sozial- kompetenter und zwischenmenschlicher Fähigkeiten, die für jede Gesellschaft bereichernd und im Idealfall wegweisend sind.

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.verlag-vianova.de/hochsensibel-ist-mehr-als-zartbesaitet.html

Die Autorin:

»Sylvia Harke ist Diplom-Psychologin und selbst hochsensibel. Sie lebt in Süddeutschland und gründete mit ihrem Mann Arno die hsp academy. Gemeinsam halten sie Vorträge und Seminare zur Hochsensibilität. Die Autorin ist Expertin in den Bereichen HSP Coaching, Kreativitätsförderung und Kinderpsychologie.«  mehr unter: www.hsp-academy.de

Querverweis:

Ein weiteres leselohnendes Buch über Hochsensibilität habe ich voriges Jahr rezensiert.
»Hochsensibel. Wie Sie Ihre Stärken erkennen und Ihr wirkliches Potenzial entfalten«
von Eliane Reichardt: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/06/20/hochsensibel/
Das Thema hat SEHR große Publikumsresonanz und einen ellenlangen Kommentarschweif (da fanden sich viele Hochsensible) ausgelöst …

Musikalischer Querverweis:

Die Stuttgarter Sängerin und Liedermacherin Rebekka Adam kann sogar ein Lied von Hochsensibilität singen: https://beckyadam.wordpress.com/2013/10/17/13/

Weiterführende Webseiten zur Hochsensibilität:

Informations- und Forschungsverbund Hochsensibilität,
IFHS e.V. in Deutschland, Österreich und der Schweiz:
www.hochsensibel.org
www.zartbesaitet.net
www.ifhs.ch

(Berufs-)verband pro Sensitivität und Empathie im Beruf,  VSEB e.V.: www.vseb.org

Hilfe für hochsensible Kinder und Jugendliche: www.hochsensiblehilfe.de

Wer gerne wissen möchte, ob er hochsensibel ist, kann den nachfolgenden kleinen Test absolvieren. HSP-Test-Fragebogen: http://www.zartbesaitet.net/survey/site.php?a=su_onepage&su_id=1

Wer mag, kann mir seine hochsensible Punktezahl in der Kommentarsektion kundtun.
Ich habe 282 ……………………………………………………………………………………………………………………….

 

 

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Rigo und Rosa

  • 28 Geschichten aus dem Zoo und dem Leben
  • Text von Lorenz Pauli
  • Bilder von Kathrin Schärer
  • Atlantis Verlag, Februar 2016   www.atlantis-verlag.ch
  • Format: 17,6 x 26,4 cm
  • gebunden, Fadenheftung
  • durchgehend vierfarbig
  • 16,95 € (D), 17,50 € (A), 26,80 sFr.
  • ISBN 978-3-7152-0710-0
  • Bilderbuch ab 5 Jahren

P H I L O Z O O L O G I S C H

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Eines Abends findet der alte und schon etwas müde Zooleopard Rigo eine kleine Maus in seinem Gehege. Kurz ist er geneigt, sie einfach aufzufressen, aber da sie ihn so rührend und vertrauensselig um Schutz vor bösen Tieren bittet, unterhält er sich amüsiert mit ihr. Die Maus heißt Rosa und darf schließlich, eingekuschelt in den Leopardenschwanz, bei Rigo übernachten.

Rigo und Rosa Innen 1

Illustration aus: Rigo und Rosa © Atlantis Verlag 2016 Text: Lorenz Pauli / Illustration: Kathrin Schärer

Am nächsten Morgen geht das Kennenlernen und Miteinanderplaudern munter weiter. Rosa ist jung, neu- und wißbegierig und springlebendig. Rigo genießt die täglichen Besuche von Rosa und die abwechslungsreichen Ideen, Phantasien und Fragestellungen, die sie stets mitbringt.

Rigo und Rosa Innen 2

Illustration aus: Rigo und Rosa © Atlantis Verlag 2016 Text: Lorenz Pauli / Illustration: Kathrin Schärer

In heiter-schelmischen Dialogen erörtern sie die Themen Angst und Vertrauen, richtige und falsche Geschenke, wie man Feste feiert, die Kugelform der Erde, Schönheit und Wahrheit sowie Freude und Weisheit, und sie beschäftigen sich damit, wie man die Welt verändert, Langweile vertreibt, Schnupfen mit Kräutern heilt u.v.a.m.

Während all dieser spielerisch-philosophischen Betrachtungen geht es auch immer wieder um die wechselseitig wachsenden freundschaftlichen Gefühle, und manchmal erfinden sie auch ganz neue Worte, wie z.B. „flatterastisch“ für die Schönheit der Schmetterlinge oder „extratopoflorios“ für eine besonders schöne Pflanzen- und Tautropfenszenerie.

„Alles, was wir tun, ist wichtig.
Wenn du willst, dass etwas passiert,
dann musst du es selber tun.
Du musst es tun, als ob es nur auf dich
alleine ankommen würde.
Denn es kommt auf dich an.“  (Seite 115)

In diesen 28 Geschichten gibt Lorenz Pauli großen Gedanken, tiefsinnigen Fragen und lebhaften Gefühlen mit meisterhafter Einfachheit kindgerecht einen warmherzigen, erzählerischen Entwicklungsraum. Die weitgehend naturbelassenen Illustrationen von Kathrin Schärer werden den beschriebenen Charakteren mimisch, gestisch und szenisch ausdrucksvoll gerecht und harmonieren wunderbar mit dem einfühlsam-nachdenklichen, humorvollen Tonfall des Textes.

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
http://www.atlantisverlag.ch/lorenz-pauli-und-kathrin-schaerer-rigo-und-rosa/

Der Autor:

»Lorenz Pauli, geboren 1967. Nach einer Banklehre machte er die Ausbildung zum Kindergärtner. Seit 1989 arbeitet er in einem Kindergarten in Zollikofen; längst mit reduziertem Pensum, denn oft ist er unterwegs als Erzähler. Mit wenigen Requisiten und mit sympathischer Bühnenpräsenz fasziniert er Kinder und Erwachsene. 2012 bekam Lorenz Pauli Ehrerweisung auch von offizieller Seite – mit einem Platz auf der IBBY-Honour-List für die Qualität seines Textes in »Oma Emma Mama« (2010, Atlantis). Pauli lebt mit seiner Familie in Bern. Hinweise auf seine Veröffentlichungen in Berner Mundart, auf Bücher und Tonträger unter: Webseite:  http://www.mupf.ch  «

Die Illustratorin:

»Kathrin Schärer, 1969 geboren, studierte an der Hochschule für Gestaltung Basel, wo sie auch lebt. Sie hat wiederholt eigene Texte illustriert und in langjähriger Zusammenarbeit und mit Erfolg Geschichten von Lorenz Pauli. Für ihr Gesamtwerk war sie für den Hans-Christian-Andersen-Preis 2012 und den Astrid Lindgren Award 2014 nominiert. Zuletzt wurde „Der Tod auf dem Apfelbaum“ (2015, Atlantis) stark beachtet und mehrfach ausgezeichnet. Infos unter:  www.kathrinschaerer.ch  «

Querverweis:

Hier entlang zu einer weiteren Bilderbuch-Kokreation von Lorenz Pauli und Kathrin Schärer „böse“: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/03/02/boese/

Hier geht es zu meiner Besprechung von Kathrin Schärers Bilderbuch „Der Tod auf dem Apfelbaum“: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/03/20/der-tod-auf-dem-apfelbaum/

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Frag mich!

  • 118 Fragen an Kinder, um miteinander ins Gespräch zu kommen
  • von Antje Damm
  • Moritz Verlag, Neuausgabe August 2012   http://www.moritzverlag.de
  • Flexcover, Fadenheftung
  • Format 15.3 x 15,3 cm
  • 240 Seiten
  • 15,- € (D), 15,50 € (A)
  • ISBN 978-3-89565-250-9
  • Bilderbuch ab 5 Jahren
    Frag mich! Titelbild

A U S D R Ü C K L I C H

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Das handliche Bilderbuch „Frag mich!“ von Antje Damm ist eine anschau- liche Einladung zum Gespräch zwischen Kindern und Erwachsenen.

Auf jeder Doppelseite finden wir eine Frage und eine dazugehörige Illustration, die zwar eine mögliche Antwort anbietet, diese jedoch nicht festlegt, sondern – gewissermaßen als Stichwortgeber – einen großen, assoziativen Wahrnehmungsspielraum eröffnet, der je nach der kindlichen Wesensart und Lebenserfahrung ganz unterschiedlich gefüllt werden kann.

Es sind einfache Fragen, naheliegende, lustige und ernste, oft alltäglich sinnlich-konkrete, aber auch Fragen zu familiär-freundschaftlichen Gefühlsangelegenheiten und Sozialverhaltensaspekten, die das Kind beantworten kann.

Wenn ein dem Kind zugewandter Erwachsener gemeinsam mit ihm durch diesen bunten Fragenkatalog blättert und wenn den kindlichen Antworten und den sich daraus ergebenden Geschichten aktiv zugehört wird, ermög- licht dieses Bilderbuchbühnenbild eine spielerische Übung in Selbstaus- druck, Selbstverständnis und Sprachkompetenz. Dieses Buch bietet vielfältige Denk-, Fühl- und Erinnerungsanstöße, und es fördert die kindliche Selbstwahrnehmung und Selbstreflektion.

Beide folgen der Spur einer Frage und lassen sich von den Antworten überraschen. Im offenen Gespräch mit dem Kind wird zugleich mit- menschliches, mitweltliches und sprachliches Interesse geweckt, und vielleicht kommt sogar bisher Ungesagtes zu Wort. Denn das ist die wesentliche Absicht dieses Buches: Kinder ausdrücklich zu Wort kommen zu lassen.

Selbstverständlich entfaltet dieses Buch seine Wirkung nur, wenn ein erwachsener Vorleser und Zuhörer „mitspielt“. Doch diese pädagogische Bereitschaft setze ich zumindest bei den Lesern dieser Buchbesprechung optimistisch voraus.

 

FRAG MICH Glaube

Text & Foto von Antje Damm © Moritz Verlag 2012

FRAG MICH geerntet

Text & Illustration von Antje Damm © Moritz Verlag 2012

FRAG MICH Schuhe

Text & Foto von Antje Damm © Moritz Verlag 2012

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.moritzverlag.de/Alle-Buecher/Frag-mich.html

Querverweis:

Hier sind weitere Kinder- und Bilderbücher von Antje Damm zu bewundern:

Der Besuch https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/05/06/der-besuch/
Hasenbrote https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/07/17/hasenbrote/
Regenwurmtage https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/05/10/regenwurmtage/
Was ist das? https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/08/13/was-ist-das/

Die Autorin und Illustratorin:

»Antje Damm, geboren 1965 in Wiesbaden, studierte Architektur in Darmstadt und Florenz und lebt als Autorin von Kinderbüchern mit ihrem Mann und ihren vier Töchtern in der Nähe von Gießen. Dank ihrer Töchter begann sie sich vermehrt für Bilderbücher zu interessieren und einige zu veröffentlichen.
Für ihr Bilderbuch DER BESUCH https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/05/06/der-besuch/  erhielt sie den Leipziger Lesekompass 2015.«


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TEO

  • von Lorenza Gentile
  • Aus dem Italienischen
  • von Annette Kopetzki
  • DTV Verlag  1.Mail 2015               www.dtv.de
  • gebunden mit Schutzumschlag
  • und LESEBÄNDCHEN
  • 200 Seiten
  • 18,90 € (D), 19,50 € (A), 26,90 sFr
  • ISBN 978-3-423-28051-8
    teo-9783423280518

Z E I C H E N S P R A C H E

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Eine Geschichte über ein Kind, das seinen Selbstmord plant, dürfte zunächst lektüreabschreckend wirken, aber ich verrate hier hemmungslos, daß die Geschichte ein gutes Ende nehmen wird. Damit Sie nun nicht denken, bei diesem Buch handele es sich eine reißerisch-hilflose Betroffenheitsjammerklageschrift, verrate ich außerdem, daß Teo kein Opfer ist, sondern ein kleiner tapferer Held, der sich mutig und einfallsreich für die Menschen einsetzt, die ihm am Herzen liegen.

„Aber ich mag es, wen ich mich was trauen muss, besonders wenn es um was Wichtiges geht.“ (Seite 11)

Der achtjährige Teo vermißt seit geraumer Zeit ein glückliches Familienleben. Seine Eltern streiten viel miteinander und scheinen sich immer weiter voneinander zu entfernen. Von seinen Klassenkameraden, die bereits Lebenserfahrung mit geschiedenen Eltern haben, weiß er, daß es drei elterliche Verhaltensphasen gibt: In der ersten Phase wird lautstark gestritten, in der zweiten Phase herrscht Schweigen, und in der dritten Phase verläßt ein Elternteil die familiäre Wohnung – und dann kommt die Scheidung.

Da sich die häusliche Stimmung in Teos Familie bereits der dritten Phase annähert, will und muß Teo irgendwie seine „Eltern retten“. In einem Buch über Napoleon hat Teo kürzlich gelesen, daß dieser Feldherr alle Schlachten gewonnen habe – allerdings hat Teo das Buch noch nicht ganz ausgelesen und ahnt noch nichts von Waterloo.

Teo möchte unbedingt Napoleon um Rat fragen, wie er die Schlacht für den Erhalt seiner Familie gewinnen könne. Zwar ist Napoleon schon gestorben, aber Teo kennt auch die Sage von Orpheus. Wenn es dem alten Griechen Orpheus gelungen ist, ins Jenseits zu gehen, um seine verstorbene Frau zurückzuholen, warum sollte Teo dann nicht auch Napoleon aufsuchen und befragen können?

Doch wo genau ist das Jenseits?

Teo forscht und sucht nach Orientierung. Im sonntäglichen Gottesdienst stellt er Gott fünfmal die gleiche Frage (als Kind muß man hartnäckig fragen, das kennt er schon von menschlichen Erwachsenen, und warum sollte ein göttlicher Erwachsener da über eine bessere Zuhörbegabung verfügen?), doch er bekommt keine Antwort. Er beschwert sich bei seiner Mutter über Gottes Schweigsamkeit, und seine Mutter erklärt ihm, daß Gott sich weniger durch direkte Rede äußere, sondern mehr durch Zeichen, die er einem schicke und die man dann entsprechend zu deuten habe.

Das Warten auf ein Zeichen Gottes wird für Teo zu einer ziemlichen Geduldsprobe, und er sorgt sich, ob Gott, da er ja schon sehr alt ist, vielleicht genauso vergeßlich wie Teos Großmutter geworden sei.

Sein fernöstliches Kindermädchen bereichert seine spirituelle Nachfrage mit Informationen zur Reinkarnation, die er, weil er sich das Wort nicht merken kann, einfach „Religion des Kreislaufs“ nennt.

Sein bester Freund Xian, der ein kleines Mathegenie ist und allen Menschen einen Zahlenwert zuordnet, erklärt Teo, daß man, wenn man stirbt, einfach eine negative Zahl werde, man gehe über die Null, wechsle die Seite und würde unsichtbar.

Eine Klassenkameradin behauptet folgende Adresse für das Paradies:
„Es ist ganz oben im letzten Stockwerk des Himmels, und nur Gottes Flugzeug kommt da hin.“ (Seite 32)

Die gesammelten Informationspuzzleteilchen über Gott und die Welt, Gut und Böse, Sünde, Beichte und Vergebung, Hölle und Paradies, die Wirkungskraft von Träumen und die indirekte Sichtbarkeit des Unsichtbaren führen zu kindlich vereinfachten, indes durchaus erfrischend-naheliegenden kosmologischen Schlußfolgerungen. Teo faßt seine Erkenntnisse u.a. folgendermaßen zusammen:

» KATHOLIKEN:
     HÖLLE: wenn du böse bist und NICHT beichtest

     PARADIES: böse oder gut, Hauptsache, du beichtest

RELIGION DES KREISLAUFS:
     Gut sein: du wirst als Mensch wiedergeboren
     Böse sein: du wirst als Tier, Gemüse oder Gießkanne
     wiedergeboren (das sind bloß Beispiele, es gibt un-
     endlich viele Möglichkeiten, so viele wie Eissorten)
     …

ATHEISTEN:
     Nichts, null, Leere   «
(Seite 136)

Dieser verwirrende Spielraum macht die Suche nach Napoleon leider nicht einfacher. Teo muß nicht nur herausfinden, ob Napoleon gut oder böse war – also im Himmel oder in der Hölle weilt. Sondern falls falls die Buddhisten recht haben, muß Teo herausfinden, in was sich Napoleon möglicherweise verwandelt hat.

Doch egal welche Glaubensrichtung Teo einschlägt: Der Weg ins Jenseits bedeutet, daß Teo sterben muß. Kurz bevor Teo seine Absicht in die Tat umsetzt, schenkt er spontan einem Penner einen Fünf-Euro-Schein – auch mit dem Hintergedanken, mit dieser kleinen guten Tat seine Chancen auf den Zutritt ins Paradies zu verbessern. Der Penner bedankt sich lächelnd, und die beiden kommen ins Gespräch. Dieses zufällige Gespräch rettet Teo das Leben und offenbart sich als das ermutigende Zeichen, auf das Teo sehnsüchtig gehofft hat.

Teo begreift, daß er als Lebender viel mehr bewirken kann und daß es mit dem Sterben – weiß Gott – noch längst nicht eilt.

„Ich muss mir nur vorstellen, dass mein Leben ein Buch ist und jeder Tag eine Seite, und wenn ich die von heute umblättere, steht da geschrieben: NOCH DAS GANZE LEBEN.“ (Seite 195)

Lorenza Gentile gelingt in dieser Geschichte eine subtile inhaltliche und stilistische Balance zwischen dem tiefen Ernst des kindlichen Anliegens und dem unbefangenen, naiven Charme der kindlichen Suche nach Antworten auf existenzielle Fragen. Offenbar konnte sich die Autorin den unbestechlichen Kinderblick auf das Verhalten der Erwachsenen bewahren.

„Teo“ ist ein kurzes Buch, ein modernes Märchen, ein leichter Lesehapps für einen Nachmittag, gleichwohl mit einem lebhaften Nachgeschmack von Herzensbildung und philosophischem Humor.

Das wolkenschwebende Titelbild ist eine passende Illustration der unaufdringlichen Weisheit, die den Text umschwebt.

 

Die Autorin:

»LORENZA GENTILE wurde 1988 in Mailand geboren. Ihre Leidenschaft für Literatur und das Theater entstand schon in der Kindheit, die sie in Florenz und Mailand verbrachte. Sie studierte Drama und Theaterwissenschaften an der Goldsmith University, London, und besuchte die internationale Theaterschule Jacques Lecoq in Paris. Teo ist Lorenza Gentiles erster Roman.«

Ein sympathisches Interview mit der Autorin finden Sie unter:
http://www.dtv.de/special/lorenza_gentile­_teo/interview/2222/

Die Übersetzerin:

»ANNETTE KOPETZKI, geboren 1954 in Hamburg, war Universitätsdozentin und Journalistin in Italien. Sie übersetzt seit vielen Jahren Belletristik und Lyrik aus dem Italienischen, darunter Pier Paolo Pasolini, Erri De Luca, Andrea Camilleri und Alessandro Baricco.«

Lächeln ist die beste Antwort

  • 88 Wege asiatischer Gelassenheit
  • von Bernhard Moestl
  • KNAUR Verlag, April 2015                   www.droemer-knaur.de
  • gebunden
  • 255 Seiten mit LESEBÄNDCHEN
  • und mit zahlreichen japanischen Vignetten
  • 14,99 € (D), 15,50 € (A)
  • ISBN 978-3-426-65561-0
    Lächeln ist die beste Antwort

K(R)AMPFLOSES  SIEGERLÄCHELN

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

In seinem Buch „Lächeln ist die beste Antwort“ beschreibt Bernhard Moestl in 88 kurzen, eingängigen Kapiteln seine theoretischen und praktischen Erfahrungen mit der fernöstlichen Weltsicht und Menschenanschauung und vergleicht sie mit der westlichen (europäischen) Lebensauffassung.

Der pendelnde Blick vom Westen in den Osten und vom Osten in den Westen ist interessant und lehrreich und zugleich kurzweilig. Wie tief mögliche Einsichten und lebensphilosophische Anregungen sinken, bleibt dem Leser unaufdringlich selbst überlassen.

Der Autor schöpft aus dem Fundus seiner langjährigen Aufenthalte und häufigen ausgiebigen Reisen durch viele asiatische Länder (China, Kambodscha, Laos, Malaysia, Thailand, Vietnam). So dienen oft Reiseerlebnisse und alltägliche harmonische oder ärgerliche zwischenmenschliche Situationen und Mißverständnisse als Einstieg in eine konzentriert-pragmatische Reflektion über die asiatische Geisteshaltung zu äußeren Gegebenheiten.

Dabei behandelt Bernhard Moestl die Relativität von Schwäche und Stärke sowie Sieg und Niederlage, die Übung des Nichts-Tuns, spezielle asiatische Dienstleistungs- haltungen, die Freuden der Absichtslosigkeit, Fragen der Samurai-Ehre, Erfolg, Führungsstilvarianten, einleuchtende Zenmeister-Anekdoten, die Energieeffizienz der Shaolin-Kampfkunst, Gedankendisziplin, Achtsamkeit, Kommunikationswege, den Nutzen der Langsamkeit, den unschätzbaren Wert des Lobens und noch viele Themen mehr.

Da jedes Kapitel mit einer Frage an den Leser ausklingt, wird durch die geöffnete Fragetüre jeder dazu eingeladen, den Lesestoff auf das eigene Leben anzuwenden und den gewöhnlichen Wahrnehmungsblickwinkel zu erweitern oder sogar zu ändern.Wenn man den Fragen vertiefend nachgeht, die einen besonders ansprechen, kann sich die Tür zu einigen ganz neuen Antworten und frischen Selbsterkenntnissen öffnen.

Nun einige Beispiele zur Inspiration:

„Was bedeutet »unmöglich« ?“ (Seite 35)

„Wobei verlieren Sie den Geist des Anfängers am ehesten?“ (Seite 43)

„Welches Wort gibt Ihnen die meiste Kraft?“ ( Seite 86)

Wie fördern Sie Ihre größte Stärke?“ (Seite 108)

„Womit winken Sie Ihren Erfolg herbei?“ (Seite 119)

„Wann hätten Sie das letzte Mal die Tür zu Ihrem Bewusstsein besser geschlossen gelassen?“ (Seite 122)

„Was könnte ich lernen, wenn ich Sie nachahmte?“ (Seite 129)

„Welche vermeintliche Schwäche ist Ihre größte Stärke?“ (Seite 181)

Selbst wenn Sie keine endgültigen Antworten auf Ihre Fragen finden, so wird doch wenigstens das vertraute Gedankenmobile tüchtig in Bewegung versetzt, und vielleicht geschieht in absichtsloser Gelassenheit doch eine Umordnung des Geistes.

Und zum guten Schluß noch ein lächelndes Lob für die ästhetisch-stimmige „Verpackung“ des vorliegenden Buches. Der karpfengemusterte Buchum- schlag verspricht reichen geistigen Fang und harmoniert vollkommen mit den schönen hell- und dunkelblauen japanischen Vignetten, die jedes Kapitel dezent schmücken. Und das feine dunkelblaue LESEBÄNDCHEN ist eine praktische und bereichernde Zugabe.

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.droemer-knaur.de/buch/8169953/laecheln-ist-die-beste-antwort

Der Autor:

»Bernhard Moestl, geboren 1970 in Wien, ist Vortragsredner und Business-Coach mit den Schwerpunkten Bewusstsein und Führung. Er ist Autor erfolgreicher Sachbücher, in denen er die Erfahrungen zugänglich macht, die er bei Aufenthalten in Asien gesammelt hat, wo er u.a. im Shaolin-Kloster die Kampfkunst der Mönche erlernt hat. Diese Erkenntnisse nutzt er für seine Bücher und Seminare.« www.bernhardmoestl.com

PS
Am Ende des Buches folgt eine umfängliche und freundlich-aufmerksame Danksagung, u.a. auch an alle Buchhändler. Daraus ergibt sich für mich – als Buchhändlerin – folgende Frage:
Wie verträgt sich dies mit der Tatsache, daß der Autor auf seiner Webseite die Werbung  für seine Bücher direkt mit Amazon verlinkt?
Und zweite Frage: Wie lange wird es noch lokale Buchhandlungen geben, wenn nicht nur all die Bequemlichkeitskonsumenten, sondern auch immer mehr Verlage und Autoren zu willigen Handlangern und Dienern von Amazon werden?

 

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