Opa Günther ist ein Lebenskünstler, der weiß, daß Dankbarkeit der Schlüssel zum Glück ist. Liebevoll pflegt er seinen Garten und freut sich über das wachsende Gras, den blauen Himmel, den Sonnenschein, die Blumen und auch die dazugehörigen Insekten, und er nimmt dabei ganz bewußt und dankbar wahr, wie glücklich er ist.
Seine kleine Enkelin Johanna besucht ihn und bedarf des Trostes. Weinend erzählt sie ihrem Opa, daß sie in der Schule von den anderen Kindern vom Spielen ausgeschlossen wurde, weil sie rote Haare habe. Ihre Stimmung wird im Buch zeichnerisch mit einer dunklen, tropfenden Regenwolke dargestellt, die über ihrem Kopf schwebt und gewissermaßen mit ihr weint.
Opa Günther umarmt seine Enkelin und sagt aufmunternd:»Lass uns ein paar bunte Blumen in deinenKopf pflanzen.«Johanna weiß nicht, was ihr Opa damit meint. Sie ist jedoch neugierig und aufgeschlossen. Also erklärt ihr Opa Günther, daß alle Menschen einen schönen Garten im Kopf haben, doch manchmal werde der helle Sonnenschein in diesem Garten durch Trauerwolken oder Ärger verdunkelt. Regen oder sogar Sturm ziehen auf, und dann sei es hilfreich, sich daran zu erinnern, daß nach Regen auch immer wieder Sonnenschein folgen werde.
Doch zunächst solle sich Johanna ihren inneren Garten ganz nach ihren Wünschen vor-stellen. Johanna läßt sich darauf ein, und während sie Opa Günter begeistert ihren Garten beschreibt, keimt auch schon wieder ihr Lächeln auf. Dann regt Opa Günther sie an, täglich diesen Garten zu pflegen. Sie könne jedesmal, wenn sie sich freue und wenn sie für etwas dankbar sei, eine neue Blume dort einpflanzen – so werde der Garten ihrer Gedanken und Gefühle immer schöner und größer.
Johanna denkt darüber nach, wofür sie dankbar sein könne. Opa Günther zählt ihr einige zwar alltägliche, aber dennoch wertvolle Anlässe für Dankbarkeit auf, und nach und nach erkennt auch Johanna noch viele weitere Gründe für Dankbarkeit, z.B. erinnert sie sich daran, wie viele Menschen ihr stets liebevoll zugewandt sind.
Ergänzend fügt Opa Günther noch hinzu, daß, wenn sie anderen gegenüber achtsam, hilfsbereit, ermutigend und tröstlich handle, sie sogar bei anderen Menschen Blumen in deren Köpfe pflanzen könne. Denn genau dies hätte er heute auch mit ihr getan. Johanna strahlt und macht ihrem weisen Opa eine große Liebeserklärung und – schwubs – schon wächst eine neue Blume aus Opa Günthers Kopf.
Die überwiegend sonnigen Illustrationen geben dem Gespräch zwischen Opa und Enkelin eine stimmige Kulisse. Als besondere grafische Details sind der zentrierte Zeilenumbruch bemerkenswert sowie der Einsatz von zwei unterschiedlichen Typografien und Textfarben.
Das Bilderbuch „Blumen im Kopf“ zeigt Kindern einen konstruktiven Umgang mit den schattigen und sonnigen Gefühlen, die unser Leben unvermeidlich begleiten und prägen. Auch wenn sich nicht alle kindlichen Lebensprobleme und Verletzungen so leicht und einfach klären lassen, wie in dieser Geschichte, so sind die dort anschaulich und kindgemäß dargestellten Anregungen für Achtsamkeit, Dankbarkeit, Mitgefühl und Selbstfürsorge gleichwohl empfehlenswert, sinnvoll und lebensdienlich.
Dem Bilderbuch liegt eine Infokarte bei mit einem QR-Code für das kostenlose Herunterladen eines Arbeitsheftes mit vielen Malvorlagen für Kitas, Kindergärten und Grundschulen.
Ein kleiner Stofftierhase ohne Nase spaziert freudig durch die Natur und trifft auf einen Igel, der ihn kritisch beäugt und ein wenig abfällig bemerkt, er sei kein gewöhnlicher Hase. Auch einige Eichhörnchen lachen den Hasen aus luftiger Höhe herab aus.
An seinem Lieblingssee betrachtet der Hase sein Spiegelbild im Wasserspiegel und erkennt nun selbst, daß ihm die Nase fehlt. Nun fühlt er sich unvollständig und befangen, und vor lauter Beschämung möchte er am liebsten von niemandem mehr gesehen werden. Auch seine Suche nach möglichen Ersatznasen funktioniert nicht.
So verläßt er den Wald, hadert mit seinem angeblichen Mangel und strandet auf einer Wiese in einem Park. Er legt sich auf diese Wiese ins Sonnenlicht, lauscht dem Vogel-gezwitscher, löst sich von seinen Grübeleien und empfindet wohlige Entspannung.
Dort findet ihn ein kleines Mädchen und ist ganz entzückt vom kleinen Hasen. Sie nimmt ihn in ihre„nach Gänseblümchen duftenden“Arme und trägt in ihr Zuhause. Der Hase wird gebadet und getrocknet und liebevoll betrachtet.
Die Mutter des Mädchens bietet an, dem Hasen einen Knopf als Nase anzunähen. Sie sortieren sogar gemeinsam die Knopfkiste, doch das Mädchen kann sich für keinen Knopf entscheiden und bleibt dabei, daß ihr dieser Hase, so wie er sei, genüge und sie ihn liebhabe. Auch der Hase denkt nicht mehr an seine fehlende Nase und ist glücklich und zufrieden.
Eines Morgens springt dem Mädchen beim eiligen Anziehen ein rosa Knopf vom Mantel, und da ist es für alle ganz offensichtlich: Dies ist die richtige Nase für den Hasen! So bekommt der Hase ohne Nase seine erste Knopfnase. Und mit jedem neuen Mantel, den das größer werdende Mädchen bekommt, erhält auch der Hase wieder und wieder eine neue Nase.
Diese Geschichte wird von Annabel Lammers mit leichten Worten erzählt, die gleichwohl die unterschiedlichen Gefühle und Gedanken des kleinen Hasen mit einfühlsamer Unmittelbarkeit ausdrücken. Der Illustratorin Hanneke Siemensma genügen wenige Buntstiftstriche, um die Offenheit, Verletzlichkeit, Scham, Befangenheit, Einsamkeit und die Freude über das bedingungslose An- und Aufgenommensein des Hasen darzustellen. Die kindliche Anmutung der Hasenzeichnung kommt der kindlichen Identifikation mit der Figur des Hasen sehr entgegen.
Die Bilderbuchnaturkulisse wurde mit unterschiedlichen Maltechniken ausgeführt. Aus der Komposition echter Pflanzendrucke, Kreide-, Kohle- und Buntstiftzeichnungen ergeben sich feine, dezent bunte bis schattige Szenerien, die mit der leisen Erzählweise gut harmonieren.
Wer wegen einer Abweichung von der körperlichen Norm soziale Ab- lehnung erfährt, hat zunächst – zumal als kleines Kind – nicht unbedingt die selbstbewußte Charakterstärke, diese äußere Ablehnung in Frage zu stellen und gleichsam an sich abperlen zu lassen. Oft wird die äußere Ablehnung zu Selbstablehnung, doch das führt nicht zur Lösung des Problems. Ein heil- samer Wegweiser sind dann Menschen, die dem Kind glaubwürdig ver-mitteln, daß es in seinem Sosein liebenswert ist und sich nicht einer fremd- bestimmten körperlichen Norm anpassen muß, um anerkannt und beliebt zu sein.
Das Bilderbuch „Der Hase ohne Nase“ zeigt Kindern spielerisch, wie der Weg von Selbstablehnung zu Selbstannahme durch den Wegweiser bedingungsloser Liebe funktionieren kann, ja, es illustriert sogar anschaulich, daß man gerade wegen dieses Andersseins besonders liebenswert sein kann.
»Annabel Lammers wuchs nahe der holländischen Grenze zwischen vielen Bäumen und Büchern auf. Sie studierte Kommunikationsdesign und Medienkunst in Kiel. Bereits während des Studiums arbeitete sie für Projekte aus Kunst, Kultur & Bildung und konzi-pierte, textete und gestaltete Medien für unterschiedlichste Unternehmen und Institute. 2013 wurde sie Programmleiterin des Bilderbuchverlags Bohem Press AG und mitbegrün-dete im Folgejahr den deutschen Ableger, die Bohem Press GmbH. Neben all ihren Tätig-keiten hat sie sich schon immer Geschichten ausgedacht und für Kunst- und Literaturver-anstaltungen gearbeitet. Sie lebt mit ihrer Tochter im Münsterland.«
Die Illustratorin:
»Hanneke Siemensma studierte niederländische Literatur an der Universität von Amsterdam und Freie Kunst an der KABK in Den Haag. Derzeit ist sie als freie Illustra-torin und Redakteurin tätig. Nach „Schnip“ und „Kleiner weiser Wolf“ ist „Der Hase ohne Nase“ ihr drittes Buch, das in deutscher Sprache erscheint.« https://hannekesiemensma.nl/
Dies ist meine 500. Buchbesprechung! Aus diesem Anlaß widme ich mich heute mit dem größten Vergnügen einem meiner Lieblingslieblingsbücher: „Stein und Flöte und das ist noch nicht alles“ von Hans Bemmann, in der ungekürzten Hörfassung, gelesen von Oliver Rohrbeck.
„Wenn du erst einmal die Töne greifen kannst, wird die Flöte deine Gedanken selbst zum Klingen bringen. Und sie wird jeden, der sie hört, zu dem verleiten, was du beim Spielen im Sinn hast. Vergiß das nie! Du mußt wissen, daß mit der Weitergabe der Flöte eine Bedingung verknüpft ist: Dem Erben darf nur die Griffweise erklärt werden; was er dann auf der Flöte spielt, muß er selbst bestimmen. Mein Unterricht wird also kurz sein.“ (Seite 202)
„Stein und Flöte“ ist ein tiefsinniger, vielschichtiger und weiser Märchenroman von beträchtlicher Länge. Es ist eine klassische Heldenreise, in der ausführlich und charaktertief der Lebenslauf und die Verwandlungen von Lauscher, dem Enkelsohn des Sanften Flöters, erzählt werden. Lauschers Lebensweg ist verbunden mit den schicksalswendigen Menschen und auch einigen Tieren, die ihm – sei es zugeneigt oder abgeneigt – begegnen, ihn beeinflussen und die seiner auf die eine oder andere Art bedürfen. So bietet dieser Roman nicht nur spannende Einblicke in Lauschers Charakter und Entwicklung, sondern auch in weitere interessante und starke männliche und weibliche Charaktere, die ihm zugesellt sind.
Der Held dieses Märchenromans heißt deshalb „Lauscher“, weil er sehr leise spricht und auf lautes Ansprechen oder gar Schreien mit Verwirrung und Unverständnis reagiert. Sein Vater ist der „Große Brüller“, ein haariges, kompakt-kräftiges, zupackendes und stimmgewaltiges Mannsbild, das in der Stadt Fraglund das lokale Richteramt ausübt. Seine aus einigen Tagesritten Entfernung zugereiste zarte und leise Mutter ist die Tochter des „Sanften Flöters“, dessen Ruf als diplomatischer Vermittler bei Krisen, Kriegen und Konflikten legendär ist.
Dabei spielt der Sanfte Flöter mit seiner silbernen Flöte keineswegs manipulativ, sondern seine – gewissermaßen mit absichtsloser Absicht gespielten – meditativ besänftigenden, einfühlsam mitschwingenden Flötentöne berühren die Herzen der Zuhörer, wecken ihr Mitgefühl, bringen Tränen zum Fließen oder lösen je nachdem auch Lachen und Schmunzeln aus, sie erinnern an das Verbindende zwischen den Menschen, lösen psychische Verhärtungen auf und führen so dazu, daß sich wieder ein Raum öffnet für ein konstruktives Gespräch zwischen verfeindeten oder zerstrittenen Parteien oder für die sachliche oder heitere Aufklärung von Mißverständnissen.
Als der Stadt Fraglund ein Überfall der Beutereiter droht, versammelt der Große Brüller die waffenfähigen Männer, um den Beutereitern in einer Schlucht eine Falle zu stellen. Lauscher, der zu diesem Zeitpunkt siebzehn Jahre alt ist, soll mitkommen und mitkämpfen, erbittet sich aus, zwar mitzureiten, sich jedoch um die Verwundeten kümmern zu dürfen, da ihm der Umgang mit Waffen nicht liege.
Widerwillig stimmt sein Vater zu. Die örtliche Gemeinschaft kann die Beutereiter erfolg-reich in die Flucht schlagen. Lauscher findet einen tödlich verwundeten, alten Beutereiter namens Arni, kümmert sich um ihn und gibt ihm zu trinken. Lauscher und der Beutereiter unterhalten sich eine Weile, und kurz bevor Arni stirbt, schenkt er Lauscher zum Dank seinen Talisman, einen Stein, der in den Farben blau-grün-violett schimmert und dessen pulsierendes Farbmuster an ein Auge erinnert.
Dieser Augenstein, den Arni einst selbst von der weisen alten Urla geschenkt bekommen hatte, diente ihm dazu, seinem eigenen unkonventionellen Weg zu folgen, und Lauscher hofft, daß dieser Stein sich auch für ihn als schicksalhafter Wegweiser eignen werde.
Nach der Begegnung mit Arni ist Lauscher von Unruhe erfüllt und bittet seinen Vater um ein Pferd, um seine Großeltern zu besuchen. Der Vater hätte Lauscher gerne zu seinem Nachfolger im Richteramt herangebildet, doch er sieht auch ein, daß Lauschers Wesensart wohl eher zu der des Sanften Flöters hinneigt, und so läßt er ihn ziehen. Der Weg zu den Großeltern ist weit und führt durch tiefe Wälder. Etwa auf der halben Strecke, in der Nähe der Stadt Barleboog, hat Lauscher eine „zauberhafte“ Begegnung, die ihn sowohl wortwörtlich als auch zwischenmenschlich von seinem Wege ablenkt.
So findet er erst nach dramatischen Umwegen zu seinem Großvater, dem nun nur noch eine kurze Zeit bleibt, Lauscher in der Kunst des Flötenspiels zu unterweisen, bevor er sanft stirbt und Lauscher seine silberne Flöte hinterläßt.
Auf der Flöte findet sich eingraviert folgender Spruch:
„Lausche dem Klang, folge dem Ton, doch übst du Zwang, bringt mein Gesang dir bösen Lohn.“
Lauscher wird noch sehr, sehr, sehr lange brauchen, bis er mit seinem Flötenspiel diesem Leitspruch gerecht wird. Er bekommt zu früh machtvolle magische Gaben geschenkt, für die er noch nicht reif ist. Lauscher ist ungeduldig und selbstgefällig und wähnt sich wiederholt zu schnell und viel zu vordergründig am Ziel, und so geht er auf der Suche nach Bedeutsamkeit und Würde grandios in die Irre, erliegt den Versuchungen von Eitelkeit, Macht und kurzfristigem persönlichen Vorteil. Er tut schlimmes Unrecht und löst eine Kette von Ereignissen aus, die auch ihn selbst schwer treffen und verletzen und ihn nach und nach zu mehr Selbsterkenntnis, Demut, Geduld und Weisheit führen.
»Nur wer Angst hat, strebt nach Macht. Dazu ist deine Flöte nicht geschaffen.«
Lauscher erfährt viele Verwandlungen, lernt die Sprache der Tiere und knüpft lebhafte Freundschaften mit ihnen. Zudem braucht Lauscher lange, bis er seinem Namen wirklich gerecht wird. Wieder und wieder hört er Geschichten darüber, wie der Sanfte Flöter die Macht seiner Flöte zum Wohle der Menschen und zum Wohle des Ganzen genutzt hat. All diese Geschichten und die Begegnung mit den Menschen, die sie erzählen, vermitteln ihm nach und nach auch ein umfassenderes Verständnis für die tieferen Zusammenhänge und Verstrickungen seines eigenen Lebens und Wirkens und weisen ihn schließlich den Weg zu Liebe, Versöhnung, Frieden, Freiheit, Heilung und Selbstgenügsamkeit.
»Alle wesentlichen Dinge sind einfach, wenn man sie erst einmal begriffen hat. Schwierig ist nur der Weg, den man bis dahin gehen muß.« (Seite 646)
Parallel zur Entfaltung von Lauschers Bestimmung und seiner individuellen Gaben handelt dieser Roman auch davon, wie sich soziales, gesellschaftliches Leben und seine Traditionen gestalten und verändern, wie innere und äußere Führung sich wechselseitig ausbalancieren und zu einer tragfähigen, möglichst gerechten und mündigen Gemeinschaft verbinden können, aber auch, wie die bloß formelhafte Nachahmung eines verehrten Vorbildes konterkarierend zu neuer gesellschaftlicher Unfreiheit, Erstarrung, Ungerechtigkeit und Unfrieden führen kann.
Eine abwechslungsreiche Landschaft aus weiten Wäldern, Gebirgen, Mooren, Grasland und Steppen bildet die Kulisse dieses Romans. Hier erfreut der Autor mit stimmungsvollen Naturbeschreibungen und poetisch-präzisen botanischen Beobachtungen von Pflanzen, Jahreszeiten und Wetterlagen. Mythologische Pflanzen- und Heilpflanzenkenntnisse fließen ebenso selbstverständlich mit ein wie feine Bemerkungen zur magischen Wirkung von Musik.
Da „Stein und Flöte“ ein Märchenroman ist, fehlt es auch nicht an sprechenden Tieren. So trifft Lauscher auf musikalisch-wegweisende Amseln, eine ironische Kröte, einen treuen Esel, eine Geborgenheit gebende Ziegenherde, eine weise Schlange, mehrere tapfere Mäuse, ein wendiges Wiesel und auch auf gefährliche Wölfe und einen sehr speziellen mit Vorsicht zu genießenden, grünäugigen Falken.
Lauscher erfährt unterwegs den Schutz, den Ebereschen vor bösen Kräften bieten, er schließt Freundschaft mit eine Nixe, und er bekommt in einer sehr einsamen Phase seines Lebens von einem geheimnisvollen Steinsucher einen Zirbelholzstab mit eingeschnitztem Gesicht geschenkt, der sich, nachdem er endlich dessen Namen herausgefunden hat, als sehr bedächtiger und angenehm duftender Holzgefährte und ebenso kluger wie tiefenentspannter Ratgeber entpuppt.
Der erzählende Vorleser Oliver Rohrbeck gibt einem beachtlich umfänglichen Stimmen-spektrum abwechslungsreich Ausdruck. Er verleiht männlichen, weiblichen, mütterlichen, väterlichen, kindlichen, jugendlichen, erwachsenen, alten, lauten, leisen, genügsamen, gierigen, ängstlichen, tapferen, herrischen, dienenden, stolzen, gütigen, zornigen, zärtlichen, schelmischen, menschlichen, tierischen, hölzernen und magischen Wesen überzeugende stimmliche Gestalt und Ausstrahlung.
Das Einzige, was mir bei dieser Hörbuchproduktion fehlt, ist eine musikalische Einrahmung des Erzähltextes. Zu Beginn und Ende wesentlicher Teilabschnitte wäre eine kurze Flötenspieleinlage eine schöne akustisch-atmosphärische Abrundung und Bereicherung der Lauscherfahrung.
Die komplex-verflochtene und sinnlich-lebensvolle Komposition dieses Romans fügt sich aus eigenwilligen, charakterstarken Figuren, vielen Geschichtenverzweigungen, Zeitebenen, Bewußtseinszuständen, philoso- phischen Betrachtungen, poetischer Naturverbundenheit und phantasie- vollen Einzelheiten zu einem faszinierenden Ganzen zusammen. Hans Bemmann verbindet in „Stein und Flöte“ mit großem psychologischen Fingerspitzengefühl östliche und westliche Erzähltraditionen zu einem menschenkenntnisreichen und selbsterkenntniswirksamen Reigen. Romane mit einem solchen Reichtum an archetypischer Seelentiefe, märchenhafter Herzensbildung und gütiger Geistesweite haben Seltenheitswert und lohnen eine wiederholte Lektüre bzw. Auditüre.
» „Darin liegt ja gerade das Geheimnis“, sagte Lauscher. „Wäre das Böse nicht in dieser Welt, wäre jedem Menschen die Freiheit genommen, sich aus eigenem Antrieb für das Gute zu entscheiden. Auf solche Weise ist das Böse stets auch der Diener des Guten. Du kannst die Welt nicht auf einen Schlag ändern. Zunächst geht es immer um den einzelnen Menschen.“ « (Seite 786)
»Hans Bemmann (1922–2003) studierte Musikwissenschaft und Germanistik. Seine ersten Werke veröffentlichte er in den frühen 1970er-Jahren unter Pseudonym, bis er 1983 mit dem Märchenroman Stein und Flöte eines der Kultbücher der phantastischen Literatur schuf. Das Werk wurde vielfach ausgezeichnet und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die späteren Romane, in denen der Autor wiederum Märchen und Mythen mit der Bewusstwerdung des Menschen verknüpfte, sind ebenfalls sehr erfolgreich.«
Der Sprecher:
»Oliver Rohrbeck, geboren 1965 in Berlin, ist Schauspieler und ein gefragter Synchron- und Hörbuchsprecher. Bekannt wurde seine Stimme vor allem durch die legendäre Hörspielreihe »Die drei ???«. Außerdem ist Oliver Rohrbeck die deutsche Stimme von Hollywood-Star Ben Stiller.«
Musikalische Zugabe:
Da ich das Fehlen einer musikalischen Einrahmung dieses Hörbuches beklagt habe, will ich nachfolgend eine Flötenmusik von Jacob vanEyck, gespielt vonFrançois Lazarevitch,darbieten, die recht gut zu diesem Roman paßt. 🎶 🎶 🎶
Mit herzlichtem Dank an meinen Musikagenten 😉MaestroRandom Randomsenhttps://randomrandomsen.wordpress.com/ für die umfangreiche Recherche zu den passenden Flötentönen. 🎶 🎶 🎶
Persönliches Nachwort zur Buchausgabe:
„Stein und Flöte“ ist ein SEHR umfangreiches Werk, das ich vor mehr als 25 Jahren gelesen habe. Dieser Märchenroman von Hans Bemmann ist 1983 in der Edition Weitbrecht als gebundenes Buch erschienen, mit 818 Seiten, bedruckt in der Schriftype Garamond neun Punkt – also eine ameisenspurenkleine Minischrift. Wäre dieser Roman eine aktuelle Neuerscheinung würde man ihn wohl mindestens in drei Bänden publizieren und vermarkten. 1983 waren die Verlage noch nicht so papierverschwenderisch und marketingstrategisch wie heute, wo bedeutend kleinere und kurzatmigere Werke durch entsprechende Schrifttypen- vergrößerung mindestens auf Trilogie-Format aufgeplustert werden.
Es ist wahrlich mehr als wünschenswert, diesen wertvollen Roman in drei gebundenen Bänden, vielleicht noch mit einem feinen Leinenschuber und mit Illustrationen von Friedrich Hechelmann, ganz neu aufzulegen. Hechelmann wäre meiner Ansicht nach der ideale illustratorische „Übersetzer“ für dieses märchenhafte Werk. Also liebe mitlesende Verlage: Ran an eine standesgemäße Buchgestaltung für diese zeitlose Lesekostbarkeit!
Dem höchst empfehlenswerten Buche „Über den Umgang mit Menschen“ des Freiherrn Knigge, das sich nunmehr schon seit 231 Jahren auf dem Buchmarkte behauptet, wird man nur gerecht, wenn man es von seinem Rufe als noble Benimmfibel befreit. Gewiß spielen Manieren eine gewisse Rolle, indes weisen Knigges Anregungen und Betrachtun-gen weit über oberflächliche, leere Formen und Konventionen hinaus und plädieren für einen allgemein harmonisch-freundlichen, rücksichtsvollen und toleranten zwischen-menschlichen Umgang. Ja, erstaunlich zeitgemäß für uns Gegenwärtige fordert er auch für die Tiere eine mitfühlende Behandlung, die angesichts des Autors zukunftsweisen- der Einfühlsamkeit mit der leidenden, wehrlosen Kreatur und seiner deutlichen Kritik diesbezüglicher menschlicher Grausamkeit überrascht und erfreut.
„Über den Umgang mit Menschen“ enthält trefflich menschenkenntnisreiche Psycho-gramme und Behandlungsempfehlungen verschiedener Wesensarten – so sei mit dem Herrschsüchtigen, Ehrgeizigen und Eitlen anders umzugehen als mit dem Empfindlichen, Eigensinnigen, Dummen oder mißtrauisch-verschlossenen Menschen. Ebenso wie der rechte Umgang mit anderen Menschen sind der „Umgang mit sich selbst“ und eine gute selbstreflektierte Beziehung zur eigenen Person wichtig: „Respektiere Dich selbst, wenn Du willst, daß andere Dich respektieren sollen.“
Des Autors kluge Erörterungen zum „Umgange unter Eheleuten“ geben nicht nur ein-leuchtende und durchaus noch aktuelle Empfehlungen zum gemeinsamen, alltäglichen und verträglichen Miteinander, sondern auch Hinweise zum Verhalten angesichts außerehelicher Versuchungen. So betont Knigge zu Recht, daß eine Ehe mehr Freude, Glück und Erfüllung bereite, wenn sie eine Verbindung gegenseitiger Hochachtung, harmonischer Neigungen und wechselseitiger Seelenbedürfnisse ist.
Seine Betrachtungen und Hinweise führen sodann weiter zum Umgange mit Verliebten, Freunden, Frauenzimmern, Gästen und sogar Feinden. Im Anschluß an die privaten Gefilde widmet sich Knigge schließlich dem Umgange mit verschiedenen sozialen Menschengattungen.
Dabei übt er strengen Tadel an dünkelhaftem Hochmut, lebensweltfremder Arroganz, verwöhnter Selbstgefälligkeit und egozentrischer Geltungssucht von Fürsten, Vorneh- men, Reichen und Hofleuten und zweifelt an ihrer politischen und moralischen Kompe- tenz. Seine Auflistung der Fehler höherer Stände nebst zahlreicher anschaulicher Beispiele ihrer Untugenden ist erstaunlich freimütig und erklärt, daß sich der Freiherr Knigge in den damaligen aristokratischen Kreisen nicht gerade beliebt gemacht hat.
Für das Verhalten gegenüber Menschen von „niederem Stande“ (z.B. Hausangestellten und Dienern) fordert er Achtung, Höflichkeit, angemessene Würdigung ihrer Leistungen und auch Fürsorge und Schutz im Notfalle und keinesfalls Herablassung und Gleich- gültigkeit.
Freiherr Knigges Buch „Über den Umgang mit Menschen“ erschien im Jahre 1788 (ein Jahr vor der Französischen Revolution), und es enthält zutiefst aufklärerische, gesell-schaftskritische, dem Adel angeborene Herrschaftsrechte sehr deutlich absprechende und für eine bürgerlich-republikanische Verfassung plädierende Ansichten.
„Über den Umgang mit Menschen“ ist Knigges berühmtestes Werk; doch die aufklärer-ische Substanz wurde in späteren Auflagen verfälscht oder ausgespart, so daß der Name Knigge inzwischen synonym für alle möglichen (und unmöglichen) Benimm- und Manie- renanleitungen und Stilfibeln eingesetzt wird. Wer sich hingegen das inzwischen wieder unzensierte Werk zu Gemüte führt, wird zweifellos erkennen, daß „Über den Umgang mit Menschen“ in vieler – wenn auch nicht jeder – Hinsicht ein lebensphilosophisches Werk von zeitloser Gültigkeit und Güte ist.
Der Autor übt Nachsicht mit kleinen menschlichen Schwächen, ohne ihnen indes über Gebühr nachzugeben. Er illustriert, daß die Vertretung eigener Interessen nicht unbe-dingt rücksichtslos sein muß und daß Tugenden wie Verschwiegenheit, Wahrhaftigkeit, Würde, Fingerspitzengefühl, freundlicher Humor, natürliche Freude, Großzügigkeit und eine edle Gesinnung für jeden Menschen anzustreben seien. Seine Aufforderung zu echter Herzensbildung, vernünftiger Selbstvervollkommnung, geistiger Aufgeschlossen-heit und höflichem Respekt zielt auf allgemeine Achtsamkeit zum Wohle des Ganzen. „Jedes Gute muß nach seiner Wirkung für die Welt beurteilt werden.“
Freiherr Knigges Werk ist sowohl inhaltlich als auch stilistisch wertvoll und bemerkens-wert. Des Autors Ausdrucksweise ist fein und kultiviert, ohne abgehoben zu sein, dabei ebenso geistreich wie einfühlsam, und seine zwischenmenschlichen Charakterisierun- gen zeugen von großem Menschenkenntnisreichtum. Alleine Knigges kleine Schrift- steller-Typologie, die im Kapitel „Über den Umgang mit Gelehrten und Künstlern“ Platz nimmt, gibt von seiner amüsant-anschaulichen Charakterisierungskunst Zeugnis.
So kreist der Zirkel seiner Gedanken mit solch hohem Geistesschwung und weitem Radius, daß die kleinste Kleinigkeit und größte Größe zwischenmenschlichen Mitein- anders ausgewogen zu Wort kommen.
Es ist ein anregender, ja, geradezu spannender Genuß, dem wohlformulierten, kom-plexen Satzbau zu lauschen. Die lobenswert-vielsaitigen stimmlichen und emotionalen Nuancen, mit denen Christoph Maria Herbst uns Knigges Ausführungen ins Ohr kompli-mentiert, tragen nicht unwesentlich zu diesem Hörvergnügen bei und verleihen den Worten des Autors lebhaften Atem.
Einer kleinen kritischen Anmerkung zur nachlässigen Wahl des Bildhintergrundes der inneren CD-Hülle kann ich mich indes nicht enthalten. Eine elegante Ballszenerie wäre zwar durchaus angemessen, gleichwohl sollte doch diese Szene historisch zum Erster-scheinungsjahr von Knigges Buch passen. Die Illustration, welche hier eingesetzt wurde, „spielt“ ungefähr im Jahre 1920/30. Dies ist, halten zu Gnaden, gute 130 -140 Jahre zeitversetzt.
Hingegen fügen sich die feinen musikalischen Intermezzi (Carl Philipp Emanuel Bach, gespielt vom Pianisten Christoph Grund) harmonisch und der Lebensepoche Knigges gemäß zwischen die Textpassagen. Auch die augenzwinkernde Verkleidung des Sprechers Christoph Maria Herbst als Freiherr Knigge ist für die Titelbildgestaltung des Hörbuches ein sehr gelungener Blickfang.
Zum Ausklang möge nun der Autor das letzte Wort haben:
„Sei lieber das kleinste Lämpchen,
das einen dunklen Winkel mit eigenem Lichte erleuchtet,
als ein großer Mond einer fremden Sonne oder gar Trabant eines Planeten!“
Adolph Freiherr Knigge kam am 16. Oktober 1752 auf dem väterlichen Gut Bredenbeck bei Hannover zur Welt und verließ dieselbige am 6. Mai 1796 in Bremen im Alter von nur 43 Jahren. Falls Sie sich fragen, wo denn das blaublütige „von“ geblieben sei, so kann ich Ihnen versichern, daß der Herr Knigge seinen Adelstitel höchstselbst abgelegt hatte.
Der „freie Herr Knigge“, wie er sich selbst zu nennen pflegte, war ein erfolgreicher und bekannter Schriftsteller von Theaterstücken und Romanen sowie von pädagogischen, politischen und satirischen Texten. Darüber hinaus übersetzte er die »Bekenntnisse« von Rousseau ins Deutsche.
Der Sprecher:
»Christoph Maria Herbst, 1966 in Wuppertal geboren, arbeitete als Bankkaufmann, bevor er sich der Schauspielerei widmete.
Doch schon während seiner Bankausbildung engagierte sich Christoph Maria Herbst in der Theaterszene in Wuppertal. Bekannt wurde er später vor allem durch seine Rollen in Filmen wie Michael Herbigs »(T)Raumschiff Surprise – Periode 1«, in der Edgar-Wallace-Parodie »Der WiXXer« und der Fortsetzung »Neues vom WiXXer«. Sein komödiantisches Talent stellte er weiterhin in der Rolle des »Stromberg« in der gleichnamigen Fernseh-serie unter Beweis. Für diese ist er mehrfach ausgezeichnet worden, u. a. mit dem Adolf-Grimme-Preis und dem Deutschen Comedypreis.
Für DAV hat Christoph Maria Herbst schon mehrere Hörbücher gelesen, u. a. den packenden Thriller »Still« von Zoran Drvenkar, das Hörbuch »Kängt ein Guru« sowie die lustigen Lesungen der Sprüche der Website SMSvonGesternNacht.de.«
„Karma Cooking“ ist ein Kochbuch für Körper, Geist und Seele.
Hier geht es weniger um Rezepte und Zutatenlisten, sondern vielmehr um die geistige Haltung und liebevolle Präsenz bei der Zubereitung von Nahrung, also um die mentale und emotionale Würze, die Sie – bewußt oder unbewußt – den Speisen hinzufügen.
Fragen Sie sich selbst, ob Sie beim Kochen mit Liebe, Bewußtheit und Dankbarkeit bei der Sache sind oder gehetzt, beiläufig und abgelenkt sowie belastet von Sorgen, Streß und negativen Gedanken oder schlichter Kochunlust. Die vorherrschende Stimmung beim Kochen überträgt sich und lädt das Essen entsprechend auf.
So regt die Autorin einleuchtend dazu ein, vor dem Kochen die Hände und die Gedanken zu waschen, und serviert eine Fülle weiterer Anregungen, die Speisen und das dazu verwendete Wasser konstruktiv zu besprechen, zu segnen und mit verschiedenen Symbolen, Licht- und Farbvisualisierungen aufzuladen.
Eine weitere lebenswichtige Zutat ist das entspannt-konzentrierte Dasein und ganze Dabeisein beim Kochen. Die Autorin zündet dafür als Zentrierungsanker eine Kerze in ihrer Küche an und praktiziert die Yogi-Vollatmung. Es genügt jedoch auch, wenn man sich seines Atems gewahr ist und ihn allein dadurch vertieft. Die Hauptsache ist, daß sich die Gedanken beruhigen und daß nun gekocht oder gebacken wird und nichts anderes sonst.
Es tut gut, wenn die Gedanken das, was wir in der Küche gerade tun, begleiten und nicht zur Steuererklärung, der kritischen politischen Weltlage oder einer noch ungeklärten Streitfrage abschweifen. Sind wir mit Körper, Geist und Seele anwesend, werden die Zutaten sinnlich wahrgenommen, dankbar gewürdigt, übersichtlich geordnet, gesäubert und verarbeitet. Schritt für Schritt und genußvoll schon bei der Zubereitung nährt die Hingabe an den Augenblick die liebevolle Präsenz.
Mit welchen Symbolen man die fertige Speise oder die einzelnen Zutaten „bestrahlen“ möchte, entscheidet man am besten nach persönlichem Empfinden. Die Blume des Lebens, das Reiki-Energie-Symbol Cho Ku Rei, das Unendlichkeitssymbol oder einfach ein gemaltes Herz seien hier als Anregung genannt. Ob man als spirituelle Zugabe eine Affirmation, ein Mantra, ein Gebet oder einen Segensspruch, eine Farb- oder Licht- visualisierung oder eine Kombination dieser Zugaben anwendet, bleibt der eigenen Experimentierfreude und religiösen Vorliebe frei überlassen.
„Karma Cooking“ wartet mit achtundzwanzig veganen Koch- und Backrezepten auf, deren Zutatenlisten neben den materiell-irdischen Zutaten um zwei bis drei himmlische Zutaten – beispielsweise Liebe, Freude, Demut, Dankbarkeit, Glück, Gesundheit, Mut, Vertrauen, Zufriedenheit, Zuversicht – ergänzt werden. Die Zubereitungsbeschreibungen sind übersichtlich und praxiserprobt. Es sind leichte, unkomplizierte, alltagstaugliche Rezepte wie Apfelkuchen, Auberginenmus, Erdbeermarmelade, Gemüsebrühe, Indische Linsensuppe, Kartoffelgratin, Kartoffelsuppe, Pizza Buschetta con Rucola, Risotto, Rübli-Geburtstagskuchen und Rohkost-Schokoladenkuchen.
Wer mit veganer Ernährung fremdelt, braucht keine Angst vor den Ernährungshin- weisen und Rezepten zu haben. Die Autorin erläutert ihre Entscheidung für eine vegane Ernährungsweise ohne missionarische Attitude –„… wir sind hier nicht beim Rechthaberwettessen.“ (Seite 80) -, sondern bittet einfach nur um eine Erweiterung und Ergänzung des Kochhorizontes auch für vegane Speisen.
Die Autorin schreibt aus einer von der Yoga-Philosophie geprägten Geisteshaltung des Mitgefühls mit allen Wesen und der Verbundenheit allen Lebens. Die Erfahrungsberichte aus ihrer privaten und beruflichen Kochtätigkeit sind authentisch und erklingen in heiterer Leichtigkeit.
Der beste Ernährungsratgeber und Kochassistent ist nach Ansicht der Autorin unsere innere Weisheitsinstanz. Sie nennt diese Instanz „Little Guru“. Diese innere Stimme spricht leise, doch in meditativer Gestimmtheit und achtsamer Aufgeschlossenheit kann man sie nicht überhören und so manchen lebensdienlichen Impuls empfangen.
Geben Sie Ihren Speisen den Geschmack von Liebe, machen Sie ein Rezept zum Gebet, rühren Sie Gegenwärtigkeit, Güte, Heilung, Hoffnung, Kraft, Lebensfreude, Sinnlichkeit, Vertrauen und Wertschätzung in Ihr Essen – es ist keine Frage, daß man den Unterschied schmecken kann!
Ich kann dies aus langjähriger eigener Erfahrung bestätigen, denn es ist mir keineswegs neu, meine Speisen zu segnen und mit Symbolkräften anzureichern. Eine meiner Lieb-lingssegnungsformeln beim Kochen und Backen lautet: „Liebe Speise, munde fein, sollst einGenuß für alle sein!“ So spreche ich zum Kuchenteig, zum Eintopf, zur Gemüse-pfanne, zur Pizza, zur Suppe, zu den Nudeln, der Soße, dem Salat, dem Nachtisch und zum selbstgemachten Brotaufstrich.
»Diana Johannsen ist Wasserbotschafterin, Yoga-Lehrerin und Inhaberin der Koch-Community Karma Cooking in Herrsching am Ammersee. Sie gibt energetisch-vegane Kochkurse und betreibt einen veganen Cateringservice. Zusammen mit ihrem Mann Percy Johannsen organisiert sie das Namasté Yogafestival namaste-yoga.de .« www.karmacooking.de
Mystik und Musik haben sich schon immer wechselseitig inspiriert. Die Mystiker, gleich welcher religiösen Tradition sie entstammten, wuchsen mit ihrer geistig-seelischen Flügelspannweiter stets über die Beschränktheit der dogmatischen Religionsriten und Regeln weit hinaus, wobei sie meist von der orthodoxen Religion nicht gern gesehen und gehört wurden.
Den Musikern des Ensemble Noisten und den Textsprechern Nina Hoger und Felix von Manteuffel gelingt mit der CD „Tanz Jerusalem!“ eine anregende, abwechslungsreich-harmonische Kombination aus christlicher, islamischer und jüdischer Musik im Zusammenspiel mit Zitaten mystischer Meister aus den drei abrahamitischen Weltreligionen. Die hier zitierten Mystiker vertreten ein spirituelles Menschen- und Gottesbild, das keineswegs fundamentalistisch ist, sondern überaus herzensweit, gütig und bisweilen ausgesprochen schelmisch.
Eröffnet wird der Reigen beschwingt mit MOSHES FREYLACH, einer fröhlichen (frylekher), traditionellen jiddischen Gruppentanzmusik. Sodann folgt je ein Text von Meister Eckhart, Rumi und Martin Buber.
Die Vielsaitigkeit der musikalischen Wurzeln ertönt in den Instrumenten und Melodien. Wir hören Orgel, Kontrabaß, Tabla, Genjira, Gaddam, Djembe, Darbuka, Gitarre, Bou- zouki, Klarinette, Baßklarinette und Ney, die arabisch-türkisch-persische Bambusflöte.
So wechseln sich Klezmer-Klänge, Sufi-Ney-Klänge und Bach-Choräle sowie tiefsinnige, mystische Gedanken, Erkenntnisse und Gleichnisse ausgewogen ab.
Die Textauswahl von Claus Schmidt offenbart große Gemeinsamkeiten und kleine Unterschiede zwischen den zitierten Mystikern; oft gibt es deutliche philosophische Parallelen, gelegentlich Variationen, meist inhaltliche Harmonie. Die Einsichten und Betrachtungsweisen ergänzen und verbinden sich, die Einheit in der Vielheit läßt sich ahnen.
Mein nachfolgend zitiertes Lieblingsbeispiel von Daniel Lifschitz möge als pars pro toto für alle Texte auf dieser CD sprechen:
»Rabbi Moshe von Kobryn besuchte einmal seinen Freund … Der führte ihm sein Söhnchen Abraham Jakob vor, damit der Rabbi Moshe es segne. Als sich der Kobryner von der Klugheit des Jungen überzeugt hatte, küßte er ihn und reichte ihm einen Rubel: „Sag mir dafür, wo Gott wohnt.“ Abraham antwortete: „Ich gebe zwei Rubel, wenn du mir sagst, wo Gott nicht wohnt.“«
Nina Hoger und Felix von Manteuffel tragen die Texte wohlakzentuiert vor und lassen sie in stimmungsvoller Empfindungsbandbreite lebhaft, gelassen, heiter, meditativ, poetisch und weise erklingen.
Das 20seitige CD-Begleitheft ist sehr zusatzinformativ und stellt kurz und prägnant die zitierten Mystiker, die verwendeten musikalischen Traditionen, das Ensemble Noisten und die beiden Gastmusiker Murat Çakmaz (NEY) und Robert Mäuser (ORGEL) vor.
„Tanz Jerusalem!“ bietet dem geneigten Lauscher eine interkulturell-spirituelle Auditüre, deren Echo noch lange in Herz und Geist nachklingt.
Hier geht es zur Webseite des Ensemble Noisten, wo Sie sich über weitere Konzerttermine informieren können:https://ensemble-noisten.de/
Querverweis:
Vom Ensemble Noisten gibt es zudem eine klezmer-musikalisch begleitete Vertonung von Else Lasker-Schüler Gedichten, Prosatexten, Briefen und biographischen Eckdaten, gelesen von Nina Hoger.
Else Lasker-Schüler
Tiefer beugen sich die Sterne
1 CD, Spielzeit: 72 Minuten
19,80 € (D), 20,00 € (A), 31,90 sFr.
ISBN 3-78-3-941234-00-0
Wut hat viele Gesichter und Ausdrucksformen, einige davon werden in den zwölf Geschichten des Bilderbuches „Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen“ anschaulich vorgeführt.
Da können sich Käfer und Regenwurm nicht darüber einigen, wer von ihnen am wütendsten ist, und geraten darüber so richtig feurig-wetteifernd in Rage. Doch nachdem sie sich ausgetobt haben, können sie sich auch wieder miteinander vertragen.
Die Grille nimmt beim Käfer Nachhilfeunterricht im Wütendsein. Sie lernt den intensiv funkelnden Blick, die passende Mimik und Körperhaltung, aber sie kann sich einfach keine bösen Gedanken ausdenken. Schließlich provoziert der Käfer die Grille, indem er sie und ihr Grillenzirpen als häßlich bezeichnet. Da wird die Grille wirklich wütend und verpaßt dem Käfer eine Ohrfeige, die ihn umwirft. Freundlich hilft die Grille dem Käfer wieder auf, denn ihre bösen Gedanken sind schon wieder verflogen, und sie ist nicht nachtragend. Allerdings ist jetzt der Käfer beleidigt …
Der Elefant ist wütend auf sich selbst, weil er bei seinem Konflikt zwischen Gefühl und Verstand eine schmerzliche Erfahrung – wider besseres Wissen – wiederholt …
Der Igel hingegen wundert sich, daß er das Gefühl der Wut noch nie selbst empfunden hat und es nur aus der Beobachtung anderer Tiere kennt …
Der Klippschliefer ist wütend auf die Sonne, die jeden Abend untergeht und nicht wenigstens einmal für den Klippschliefer eine Ausnahme macht. Doch egal wie sehr er tobt und schimpft: Die Sonne macht, was sie will, und kümmert sich nicht um den Wunsch des Klippschliefers. Ja, wahrscheinlich hört sie ihm noch nicht einmal zu, gleichgültig wie böse er auf sie wird …
Das Eichhörnchen läßt sich von den Unverschämtheiten der wütenden Spitzmaus nicht zu einer Wutreaktion verleiten. Trotz der heftigen Wortattacken und Beleidigungen bleibt es gelassen, was die Spitzmaus zum enttäuschten Rückzug veranlaßt.
Nilpferd und Nashorn begegnen sich auf einem schmalen Weg, und keines von beiden will ausweichen und den anderen vorbeilassen. Nachdem sie drohend klargestellt haben, daß keines von ihnen nachzugeben bereit ist, setzen sie sich erst einmal hin und schweigen. Dann teilen sie ihren Proviant, schließlich tanzen sie sogar miteinander, und am Abend verabschieden sie sich freundlich und versprechen sich gegenseitig gutgelaunt, einander beim nächsten Treffen auf keinen Fall aus dem Wege zu gehen.
Der Krebs kommt mit einem Musterkoffer voller Wut zur Maus ins Maleratelier und bietet seine Ware an. Die Maus entgegnet, daß sie ganz gut von alleine wütend sein könne, wenn sie das wolle, aber sie läßt sich dennoch das ganze Sortiment zeigen: „leichte, hellrote Wut, runzliger grauer Ärger, grünlicher Zorn und schneeweiße Raserei“.
Ganz unten im Koffer zieht etwas Hellblaues die Aufmerksamkeit der Maus auf sich. Das sei Wehmut, sagt der Krebs, und diese sei eigentlich unverkäuflich. Die Wehmut schaut aus wie ein halbdurchsichtiger Schal, und den wickelt sich die Maus um den kleinen Hals, und schon sagt sie seufzend „Ach…“
Die Ameise erklärt der wütenden Kröte, was sie mit ihrer Wut machen könne. Sie könne die Wut wegpusten, begraben, vergessen, aufessen, ins Meer werfen, sie wegsingen, übermalen, mit ihr tanzen, aber sie könne sie auch hegen und pflegen – doch am besten würfe sie die Wut einfach weg. Also wirft die Kröte die Wut weg, und danach unterhalten sich die beiden über die Zufriedenheit, mit der man nämlich „nie etwas tun müsste.“
Die in diesem Kinderbuch versammelten Wutepisoden zeigen, daß Wut (oder sogenannte böse Gefühle und Gedanken) zum Empfindungsspektrum des Daseins gehören. Die vorgestellten Wutszenarien sind nicht todernst, sondern lustig, selbstironisch und leise philosophisch. Die Wut ist keine unausweichliche Naturgewalt, sondern sie ist beherrschbar, dosierbar und sogar verwandelbar.
Die ausdrucksvollen Zeichnungen von Marc Boutavant geben den Figuren und ihren wechselvollen Gefühlen glaubwürdige Gestalt.
Der Autor Toon Tellegen plaudert nicht alles plakativ aus, sondern deutet an, läßt offen und weckt ein psychologisch-poetisch-philosophisches Nachspürecho, das der Reflexion und Akzeptanz eigener Wuterfahrungen dienlich sein kann. Mit diesem Bilderbuch können Kinder lernen, der eigenen und der fremden Wut mitfühlend zu begegnen und sie etwas schelmischer zu betrachten. Die zwölf Wutgeschichten eignen sich auch als Impuls, um mit Kindern über Wut und Wutanfälle zu sprechen, deren Ursachen zu entdecken und konstruktive Umgangsformen mit der Wut zu finden.
»Marc Boutavant, 1970 im französischen Dijon geboren, lebt und arbeitet in Paris. Er zählt zu den stilprägenden Illustratoren seiner Generation und ist insbesondere für seine farbenfrohen Werke für Kinder bekannt. Die Geschichten um seinen Bären Mouk und den Esel Ariol wurden beide für das Fernsehen verfilmt. Im Hanser Kinderbuch erschien nach Die große Reise des kleinen Mouk (2008) das von ihm illustrierte Kinderbuch „Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen (2015).«
Der Autor:
»Toon Tellegen, am 18.11.1941 in Den Briel, Niederlande geboren, studierte Medizin in Utrecht, arbeitete als Arzt in Kenia und ließ sich als Lyriker in Amsterdam nieder. Heute ist er einer der bekanntesten Schriftsteller der Niederlande. 1997 erhielt er den Theo Thijssenprijs für Literatur, 2004 den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur, den Goldenen Griffel bekam er 1988 und 1994, den Silbernen Griffel 1990, 1994, 1997 und 1999. Im Hanser Kinderbuch erschienen sind Josefs Vater (1994), Richtig dicke Freunde (1999) sowie Briefe vom Eichhorn an die Ameise (Hanser 2001). 2015 folgte das von Marc Boutavant illustrierte Kinderbuch „Man wird doch wohl malwütend werden dürfen“.«
PS: Da der konstruktive Umgang mit Gefühlen ein wesentlicher Bestandteil heilsamer kindlicher Herzensbildung ist, reihe ich meine Rezension von „Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen“ gerne bei Petra Pawlowskys Projekt KINDER IMAUFWIND ein. Die KünstlerinPetra Pawlowskyhat auf ihrer Webseite „da sein im Netz“ https://pawlo.wordpress.com/ das Projekt KINDER IM AUFWINDinitiiert: »Fragt Ihr Euch auch manchmal, wie unsere Kinder all das verkraften, was an Nachrichten auf sie einstürzt? Wie sie mit dem anspruchsvollem Leistungsdruck, der Hetze im Alltag, den Medien, den stumpfen Blicken vieler Erwachsener um sie herum zurechtkommen? Wie wir ihnen eine Basis geben können, gelassen, selbstsicher und hoffnungsvoll zu leben und in die Zukunft zu schauen? Eben im Aufwind zu bleiben…«
Sie lädt weitere Blogger dazu ein, thematisch passende Texte, Bilder, Fotos, Musik, Gemälde, digitale Kunst, Gedichte, Lieder, Zitate usw. per Linkhinweis ergänzend hinzuzufügen.Die bisherigen gesammelten Beitragslinks der anderen aufwindigen Teilnehmer finden sich – thematisch geordnet –hier:https://pawlo.wordpress.com/home-2/fundgrube-fuer-kinder-im-aufwind/
Eines Abends findet der alte und schon etwas müde Zooleopard Rigo eine kleine Maus in seinem Gehege. Kurz ist er geneigt, sie einfach aufzufressen, aber da sie ihn so rührend und vertrauensselig um Schutz vor bösen Tieren bittet, unterhält er sich amüsiert mit ihr. Die Maus heißt Rosa und darf schließlich, eingekuschelt in den Leopardenschwanz, bei Rigo übernachten.
Am nächsten Morgen geht das Kennenlernen und Miteinanderplaudern munter weiter. Rosa ist jung, neu- und wißbegierig und springlebendig. Rigo genießt die täglichen Besuche von Rosa und die abwechslungsreichen Ideen, Phantasien und Fragestellungen, die sie stets mitbringt.
In heiter-schelmischen Dialogen erörtern sie die Themen Angst und Vertrauen, richtige und falsche Geschenke, wie man Feste feiert, die Kugelform der Erde, Schönheit und Wahrheit sowie Freude und Weisheit, und sie beschäftigen sich damit, wie man die Welt verändert, Langweile vertreibt, Schnupfen mit Kräutern heilt u.v.a.m.
Während all dieser spielerisch-philosophischen Betrachtungen geht es auch immer wieder um die wechselseitig wachsenden freundschaftlichen Gefühle, und manchmal erfinden sie auch ganz neue Worte, wie z.B. „flatterastisch“ für die Schönheit der Schmetterlinge oder „extratopoflorios“ für eine besonders schöne Pflanzen- und Tautropfenszenerie.
„Alles, was wir tun, ist wichtig. Wenn du willst, dass etwas passiert, dann musst du es selber tun. Du musst es tun, als ob es nur auf dich alleine ankommen würde. Denn es kommt auf dich an.“ (Seite 115)
In diesen 28 Geschichten gibt Lorenz Pauli großen Gedanken, tiefsinnigen Fragen und lebhaften Gefühlen mit meisterhafter Einfachheit kindgerecht einen warmherzigen, erzählerischen Entwicklungsraum. Die weitgehend naturbelassenen Illustrationen von Kathrin Schärer werden den beschriebenen Charakteren mimisch, gestisch und szenisch ausdrucksvoll gerecht und harmonieren wunderbar mit dem einfühlsam-nachdenklichen, humorvollen Tonfall des Textes.
»Lorenz Pauli, geboren 1967. Nach einer Banklehre machte er die Ausbildung zum Kindergärtner. Seit 1989 arbeitet er in einem Kindergarten in Zollikofen; längst mit reduziertem Pensum, denn oft ist er unterwegs als Erzähler. Mit wenigen Requisiten und mit sympathischer Bühnenpräsenz fasziniert er Kinder und Erwachsene. 2012 bekam Lorenz Pauli Ehrerweisung auch von offizieller Seite – mit einem Platz auf der IBBY-Honour-List für die Qualität seines Textes in »Oma Emma Mama« (2010, Atlantis). Pauli lebt mit seiner Familie in Bern. Hinweise auf seine Veröffentlichungen in Berner Mundart, auf Bücher und Tonträger unter: Webseite: http://www.mupf.ch «
Die Illustratorin:
»Kathrin Schärer, 1969 geboren, studierte an der Hochschule für Gestaltung Basel, wo sie auch lebt. Sie hat wiederholt eigene Texte illustriert und in langjähriger Zusammenarbeit und mit Erfolg Geschichten von Lorenz Pauli. Für ihr Gesamtwerk war sie für den Hans-Christian-Andersen-Preis 2012 und den Astrid Lindgren Award 2014 nominiert. Zuletzt wurde „Der Tod auf dem Apfelbaum“ (2015, Atlantis) stark beachtet und mehrfach ausgezeichnet. Infos unter: www.kathrinschaerer.ch «
Nach dem sehr erfolgreichen Bilderbuch „Die große Wörterfabrik“ (siehe meine Besprechung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/07/08/die-grose-worterfabrik/) haben Agnès de Lestrade (Autorin) und Valeria Docampo (Illustratorin) wieder ein poetisches Bilderbuch zum Thema Sprache gestaltet.
„Der Bär und das Wörterglitzern“ handelt davon, Gefühle und Gedanken in Worte zu kleiden, und zwar in Worte, die man sich selbst gleichsam maßschneidert.
Der leuchtend blaue Bär führt uns durch seine Erfahrungsräume: Eine Doppelseite zeigt und beschreibt mit einfachen Worten, was er erlebt, und die nächste Doppelseite zeigt und beschreibt seine persönliche Neukombi- nation von üblichen Worten zu neuen, ihm gemäßer erscheinenden Worten.
So lernen wir ganz neue Vokabeln wie beispielsweise: traumschweben, eiszapfenglitzern, meerrieseln, langeweilschleichen, stillenecken, tränenschwimmen und randspringen.
(Anklicken vergößert
die Bilderansicht)
Die ausdrucksstarken Bilder mit ihren abwechslungsreichen Proportionen und intensiven Farbkontrasten reflektieren mit spielerischer Raffinesse die unterschiedlichen Gefühlsstimmungen und Gedanken sowie die hinspürige Wahrnehmungsweise des Bären.
Der Bär fühlt sich groß, klein, zugewandt, alleine, verträumt, nachdenklich, neugierig, traurig, zuversichtlich, mutig … als gefühlsabschmeckender, wörterverwandelnder und eigenwilliger Namensgeber seiner Empfindung- en geht er von Erfahrung zu Erfahrung und öffnet sich und dem Leser sprachpoetische Horizonte.
Da kann man nur noch lesestaunen und sich – ganz am Rande – vielleicht dazu animieren lassen, selbst neue Worte zu wagen.
PS: Voraussetzung für einen ergiebigen Genuß dieses anspruchsvollen Bilderbuches ist eine entsprechende Bilderbuchvorerfahrung und eine dadurch gewonnene Imaginations- fähigkeit.
Querverweis:
Hier entlang zu drei weiteren Bilderbuchwerken vonValeria Docampo:
»Wenn Agnès de Lestradegerade nicht schreibt, liest, träumt oder eine Tasse Tee trinkt, erfindet sie Gesellschaftsspiele, Lieder und hat sogar die Zeit gefunden, selbst zwei hübsche Kinder zu fabrizieren, um all das an ihnen auszuprobieren. Seit ihrem Debüt 2003 erschienen von Agnès de Lestrade bereits über 20 Bücher in französischer Sprache.«
Die Illustratorin:
»Die Inspiration für ihre Illustrationen findet Valeria Docampo im Alltag: der Blick eines Hundes, das Rauschen des Regens im Herbst oder der Duft des Frühstücks. Geboren wurde sie in Buenos Aires, Argentinien, wo sie auch ihr Diplom in Grafikdesign und visueller Kommunikation machte. Seit 2003 widmet sie sich ganz der Illustration für Kinderbücher, immer auf der Suche nach neuen grafischen Techniken.«
Dieses besondere Bilderbuch ist eine beflügelnde Ermunterung zu Gedankenfreiheit und zu befreienden Gedanken.
Die Geschichte von Henry Fink erzählt mit wenigen, treffsicheren Worten von der an- regenden, ja, sogar lebensrettenden Wirkung, die nonkonformes Denken haben kann. Der kleine Held Henry Fink will sich nicht mehr auf Gewohnheiten verlassen, sondern er möchte seine Lebensumstände verbessern oder wenigstens verändern. Was Henry Fink denkt, ist zwar ungewöhnlich, aber keineswegs unmöglich.
Henry Fink lebt in gefiederter Geborgenheit in einem Finkenschwarm. Von Vogel zu Vogel ist man sich nachbarlich verbunden, und alle grüßen sich von morgens bis abends freundlich und namentlich. Ab und zu verschwindet ein Fink im Rachen des soge- nannten Ungeheuers. Diese tödliche Bedrohung versetzt den ganzen Schwarm regelmäßig in flatterhafte Aufregung, aber keiner kommt auf den Gedanken, etwas dagegen zu unternehmen. Vor lauter Gezwitscher und Geflatterkann kein Vogel seine eigenen Gedanken hören.
Doch in einer stillen Nacht keimt ein leiser Gedanke in Henry Finks Vogelköpfchen, und er wird sich seines Denkens bewußt: z.B. möchte er nicht mehr hinnehmen, als potentielles Abendbrot eines Ungeheuers zu enden. Viele Gedanken und Ideen nehmen auf einmal Gestalt an, und Henry mutmaßt, er könne genial sein.
Als am nächsten Morgen wieder einmal das Ungeheuer auftaucht, stürzt sich Henry übermütig dem Ungeheuer entgegen und wird prompt verschluckt. Auf dem Wege zum Verdauungstrakt hat Henry Fink zunächst düstere Gedanken und reflektiert über den Kreislauf des Lebens, über Fressen und Gefressenwerden. Dann werden seine Gedanken still, und er kann die Gedanken des Ungeheuers hören.
Todesmutig mischt sich Henry Fink in die Gedanken des Ungeheuers ein und regt eine Ernährungsumstellung auf pflanzliche Kost an. Das Ungeheuer greift diese neue Idee wirklich auf und öffnet sogar sein Maul, um Henry wieder in die Freiheit zu entlassen.
Mit freudigem Finkenchor wird Henry willkommen geheißen. Dann bittet er um Ruhe und berichtet, was er mit seinen Gedanken bewirkt hat. Nachdenkliche Stille folgt, und dann entwickeln alle Finken neuen Ideen und Gedanken und machen ungewöhnliche Dinge.
Viviane Schwarz hat diese Geschichte höchst originell illustriert: die Körper der kleinen Vögel werden durch einen roten Fingerabdruck dargestellt, der durch hinzugezeichnete Augen, Schnäbel, Flügel und Vogelfüßchen ergänzt und variiert wird. Hinzu kommen comicartige Sprech- und Gedankenblasen und, bei den Passagen, die im Inneren des Ungeheuers stattfinden, reine Schwarz-weiß-Kontraste.
Diese minimalistische Darstellung ist sehr wirkungsvoll und witzig, und die Fingerabdruckschraffur dient hervorragend als Gefiederanmutung. Die außergewöhnlichen Illustrationen setzen die eigenwilligen Gedankengänge anschaulich in Szene.
»Alexis Deacon, geboren 1978 in London, studierte Illustration an der Universität Brighton und schloss mit Auszeichnung ab. Für seine Bilderbücher erhielt er mehrere Preise. Der Künstler lebt in London.«
Die Illustratorin:
»Viviane Schwarz, geboren in Hannover, zog nach ihrer Schulzeit nach England und lebt heute in London. Sie hat mehrere Bücher veröffentlicht. Eines war für den Victoria & Albert Illustration Award nominiert. Was sie am liebsten mag: Wenn sie sieht, wie ihre Bücher die Leser zum Lachen bringen.«
Der Übersetzer:
»Uwe-Michael Gutzschhahn, geboren 1952, studierte Anglistik und Germanistik, arbeitete in Verlagen und lebt heute als Autor, Übersetzer, Herausgeber und freier Lektor in München. Er hat zahlreiche Gedichtbände veröffentlicht. Sowohl für seine eigenen Bücher als auch für seine Übersetzungen wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis.«