Offene See

  • Roman
  • von Benjamin Myers
  • Originaltitel: »The Offing«
  • Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
  • DUMONT Verlag, März 2020 www.dumont-buchverlag.de
  • gebunden mit Lesebändchen
  • 270 Seiten
  • 20,00 € (D)
  • ISBN 978-3-8321-8119-2

WORTE  BEWEGEN

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Der hochbetagte Schriftsteller Robert Appleyard schaut dankbar auf seinen bisherigen Lebensweg zurück. Er stammt aus einer einfachen Bergarbeiterfamilie, und es scheint ihm keineswegs in die Wiege gelegt zu sein, eines Tages Schriftsteller zu werden. Im Jahre 1946 nutzt der junge Robert die Wartezeit bis zur Bekanntgabe der Ergebnisse seiner schulischen Abschlußprüfungen für eine Reise ans Meer. Seine Mutter packt ihm ein beschiedenes Proviantpaket und einen Waschlappen in den Rucksack, und Robert macht sich zu Fuß auf den Weg.

Lebensmittel sind in der Nachkriegszeit noch rationiert, und Robert muß sich sein Essen unterwegs als Tagelöhner erarbeiten. Seine Hilfsdienste werden durch die kriegsbeding-ten Männerverluste meist gerne angenommen und mit Kost und manchmal auch Logis vergolten. Es macht ihm jedoch nichts aus, mit seinem Schlafsack im Freien zu über-nachten, zwischen Hecken und Büschen und mit einem aus einer Plane improvisierten Zelt. Robert ist ein naturverbundener Mensch, der frische Luft und Weite schätzt, und er empfindet deutlich, daß er in der Natur seinem wahren Wesen näher ist. Die Aussicht, bald in die unvermeidlich erscheinenden Fußstapfen seines Vaters zu treten und ein anstrengendes, ewig kohlenstaubbedecktes Berufsleben unter Tage zu beginnen, gefällt ihm immer weniger.

In Yorkshire, nahe der Küste, führt ihn sein Weg zu einem Cottage, das oberhalb einer Meeresbucht gelegen ist, mit einer kleinen Terrasse, einem gepflegten Gemüse- und Blumengarten und einer stark verwilderten Wiese. Dort will Robert nach Wasser zum Auffüllen seiner geleerten Feldflasche fragen; zunächst wird er von einem wachsamen deutschen Schäferhund aufgehalten, bis eine hochgewachsene, agile ältere Dame den Hund zurückpfeift und Robert spontan zum Tee einlädt. So lernt er Dulcie Piper kennen.

Robert fragt, ob er für sie gartenpflegerische Arbeiten übernehmen könne und Dulcie erklärt, daß sie in Hinsicht auf die verwilderte Wiese durchaus Unterstützung durch junge Muskelkraft brauchen könne. So schlägt Robert sein Lager in Dulcies Garten auf. Dulcie verköstigt Robert selbstverständlich nicht nur mit Tee, sondern auch mit einem üppigen, selbstgekochten Abendessen und versetzt ihn mit ihrer außergewöhnlich gut, ja, für Nachkriegsverhältnisse geradezu luxuriös gefüllten Speisekammer in Erstaunen.

Während Robert sich in den folgenden Tagen mit dem Gelände vertraut macht und mit einer Sense die Wiese mäht, entdeckt er ein kleines, hübsches, allerdings sehr repara-turbedürftiges Atelier. Er fragt Dulcie, ob er es instandsetzen solle, weil es doch schade sei, es verfallen zu lassen. Nach kurzem Zögern stimmt Dulcie zu, und so verlängert sich sein Aufenthalt bei Dulcie um viele Wochen.

Robert und Dulcie führen bei den gemeinsamen Mahlzeiten und Teepausen lange Ge-spräche. Anfangs ist Dulcie dabei zwar deutlich eloquenter und forscher, lockert jedoch nach und nach Roberts Schüchternheit. Sie behandelt Robert freundlich-zugewandt und beeindruckt ihn mit ihrer unkonventionellen Art, ihrem Humor und ihren für ihn neuen Betrachtungsweisen von Familie, Freiheit, Freundschaft, Gesellschaft, Internationalität, Politik und Religion. Sie teilt ihr Wissen über Geschichte, Kunst und Literatur mit Robert und gibt ihm Bücher zum Lesen.

Seiner Sehnsucht nach dem Meer kann Robert beiläufig ebenfalls nachgehen. Doch er bemerkt, daß Dulcie einen Groll gegen das Meer hegt, denn immer wenn er einen Ausflug zum Strand macht und beglückt vom Schwimmen zurückkehrt, reagiert sie entgegen ihrer sonstigen Herzlichkeit etwas unwirsch.

Beim Aus- und Aufräumen des Ateliers findet Robert in einem Aktenkoffer ein maschinenschriftliches Manuskript mit Gedichten von einer Romy Landau, das Dulcie gewidmet ist. Er liest diese Gedichte, und sie berühren ihn, obwohl er sie nicht ganz versteht und ihm manche Worte unbekannt sind. Dennoch erkennt und erspürt er, wie bereichernd und lebendig – entgegen der trockenen Leseerfahrungen aus dem Schul- unterricht – Poesie sein kann. Robert liest nicht bloß Romy Landaus Gedichte, sondern er atmet sie durch die wieder und wieder wiederholte Lektüre gewissermaßen ein und aus.

„In dem Moment entfalteten sich neue Gefühle von Verwirrung und Neugier in mir, vor allem jedoch ein überwältigendes, mächtiges Bewusstsein für den Raum, diesen Raum im Hier und Jetzt, als wären die Wörter über die Seite gekrochen und vom Papier ge- fallen und hätten mich umschlungen wie Ranken, die mich zurück in das Gedicht zogen, sodass die erdachten Zeilen und die reale Welt irgendwie zu einem tieferen Porträt von Land und Meer verschmolzen.“ (Seite 148)

Robert spricht Dulcie auf das Manuskript an und fragt, ob sie es gelesen habe. Dulcie reagiert sehr aufgewühlt und beschließt, Robert bei einigen Kannen Tee von der Autorin dieser Gedichte zu erzählen.

Romy Landau war eine deutsche Exildichterin, die in den 30er-Jahren nach England emigrierte, und sie war Dulcies Freundin und Lebensgefährtin. Das Atelier hatte Dulcie für sie errichten lassen, damit sie sich dort in ungestörter Zurückgezogenheit von ihren anstrengenden Lesereisen erholen konnte. Zunächst wurde Romys Werk in England von der Literaturkritik hoch gelobt, doch mit Fortschreiten des Zweiten Weltkrieges wurde sie nicht mehr als Poetin wahrgenommen, sondern als „böse“ Deutsche, und die gleichen Kritiker, die sie zuvor gepriesen hatten, beargwöhnten sie nun. Dies und die fortgesetzt schrecklichen Geschehnisse in ihrer Heimat lösten bei Romy eine solche Sinnkrise aus, daß sie ins Meer hinausschwamm und ertrank. Zurück blieben das vollendete Manuskript und eine verlassene Dulcie, die sich bisher nicht überwinden konnte, die ihr gewidmeten Gedichte zu lesen.

Dulcie tut es sichtlich gut, von ihrem tragischen Verlust und ihrer Trauer sprechen zu können. Robert erklärt Dulcie teilnahmsvoll, wie wertvoll und ansprechend er Romys Gedichte finde, und daraufhin bittet Dulcie Robert, ihr von nun an jeden Abend ein Gedicht vorzulesen. In kleinen Portionen könne sie wohl inzwischen den Schmerz und die Schönheit dieser Poesie verkraften. Dies entpuppt sich als heilsame Entscheidung, weil sich nämlich zwischen den Zeilen eines dieser Gedichte eine wichtige, erlösende und tröstliche Botschaft für Dulcie verbirgt.

Die schicksalhafte Begegnung zwischen Robert und Dulcie führt Robert zu einer gänzlich anderen Lebensweichenstellung, für Dulcie bringt sie ein konstruktives Loslassen und für beide eine lebenslange Freundschaft.

Dieser Roman erfreut mit leise-eindringlichen, naturpoetischen Beschrei- bungen und mit feingezeichneten, herzhaften, sinnlich-greifbaren Charak- teren. Es ist eine Freude mitzuerlesen, wie Dulcie Robert nicht nur genüßlich-kulinarisch nährt, sondern auch seinen aufgeschlossenen Geist mit vielfältigen Anregungen und Ermutigungen füttert, die unvermeidlich seinen Horizont erweitern und ihn zu neuem Selbstausdruck finden lassen.

In besonderer Weise zeichnet sich dieser Roman durch die intensive Dar- stellung von Poesie als Lebenskraft aus. Er zeigt eindrucksvoll, einfühlsam und sehr atmosphärisch, welch magische Erweckungswirkung Poesie auf einen offenen Geist und ein empfindsames Herz haben kann.

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.dumont-buchverlag.de/buch/myers-offene-see-9783832181192/

Hier entlang zu einer weiteren Buchbesprechung von Hauke Harder vom Blog „LESESCHATZ“: https://leseschatz.com/2020/03/30/benjamin-myers-offene-see/

Der Autor:

»Benjamin Myers, geboren 1976, ist Journalist und Schriftsteller. Myers hat nicht nur Romane, sondern auch Sachbücher und Lyrik geschrieben. Für seine Romane hat er mehrere Preise erhalten. Er lebt mit seiner Frau in Nordengland.«

Die Hörbuchausgabe ist im April 2020 bei DAV erschienen:

Offene See                                                                                                                             
Roman
von Bejamin Myers
NDR Kultur/ungekürzte Lesung mit Manfred Zapatka
1-mp3-CD
Länge: 8 Stunden, 37 Min.
20,00 € (D), 22,50 € (A)
Hier entlang zum Hörbuch und zur Hörprobe auf der Verlagswebseite:
Offene See Hörbuchausgabe

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Grete, das Kamel

  • Stinklangweilige Gute-Nacht-Geschichten
  • von Veronika Trubel
  • Illustrationen von Isabel Pin
  • Karl Rauch Verlag  Februar 2019 http://www.karl-rauch-verlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 24 x 27 cm
  • 56 Seiten
  • 15,00 € (D), 15,50 € (A)
  • ISBN 978-3-7920-0372-5
  • Bilderbuch ab 4 Jahren

LEISE  RIESELT  DER  SAND

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Falls Sie zu den Vorwort-Überblätterern und Gebrauchsanweisungs-Ignoranten gehören, möchte ich Sie diesmal ausdrücklich bitten, bei diesem Bilderbuch ausnahmsweise doch sowohl das Vorwort als auch die Vorlese-Gebrauchsanweisung zu lesen.

Denn dieses Vorspiel ist eine wundervolle Einstimmung, ja, sogar eine buchstäbliche Atemübung mit Entspannungseffekt. Also holen Sie jetzt einmal gaaanz langsam und tief Luft und hören mir brav zu.

Grete, das Kamel, wandert durch die Wüste. Grete läuft im sogenannten Paßgang, d.h. sie bewegt die beiden linken Hufe und dann die beiden rechten Hufe. Sie kalinkert und kalunkert durch den Sand und kommt gemächlich voran.

Die Wüstenlandschaft wird unaufgeregt beschrieben. Hat Grete ein Ziel oder ist sie ein-fach nur unterwegs? Es gibt einen Kaktus, auf dem eine Eule wartet, der ein mögliches Ziel sein könnte, aber eigentlich ist er nur eine Requisite fürs Bilderbuchbühnenbild.

An Gretes Wegesrand geschehen die großen Lebenskleinigkeiten von Wüstenmäusen, Flöhen, einem Termiten, einer Laus und einer Sandkatze sowie einer Gruppe von Beduinen. Tag und Nacht wechseln sich zuverlässig ab. Alles wird in einem augenzwin-kernd-gelassenen Tonfall erzählt.

Oft passiert aber auch garnichts, und es werden bloß Fragen in den Raum gestellt. Einmal wird eine echte Erzählpause eingelegt, die zu folgendem schweigsamen Hinhören einlädt: „Dem anderen zuhören, wie er gar nichts sagt.“ (Seite 38)

Und dazwischen wiederholt sich wie ein Refrain Gretes Kalink – Kalunk,  Kalink – Kalunk, Kalink – Kalunk … So füllen sich vierzehn Kapitel, deren zielloses Ziel immerhin dahin führt, das uns die sympathische Kameldame und ihre Wüstenheimat etwas vertrauter werden.

Na, sind Sie schon tiefenentspannt? Scheuen Sie sich bloß nicht zu gähnen, das ist schließlich der Sinn von Gute-Nacht-Geschichten.

Die Weite der Wüste, Gretes würdevolle Wesensart, die mikrokosmischen Ereignisse und die offenen Fragen werden durch die einfühlsamen Illustration von Isabel Pin aus- drucksvoll begleitet. Der meditative Minimalismus der Zeichnungen harmoniert vorzüglich mit dem achtsamen, verspielt-philosophischen, zeitlupenlangsamen Texttempo.

„Grete, das Kamel“ ist eine sanfte, heitere Einladung, zu Besinnung und Ruhe zu kommen. Die Geschichten mit ihrer genügsamen Einfachheit und Langsamkeit und ihren gedanken-müßiggängerischen Hinweisen und Fragen führen mehr nach innen als nach außen. Wer den Atem zwischen den Zeilen spürt, landet unmittelbar in der stillen, lächelnden Präsenz des Jetzt.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE inklusive Vorlesegebrauchsanweisung auf der Verlagswebseite: https://karl-rauch-verlag.de/buecher/grete-das-kamel/

 

Die Autorin:

»Veronika Trubel lebt in Wien und hat Bücher über das Kochen und das Lieben sowie über die Wachau geschrieben. Grete, das Kamel ist ihr zweites Buch für Kinder.«

Die Illustratorin:

»Isabel Pin (*1975) wurde in Versailles geboren und hat in Straßburg und in Hamburg studiert. Bis heute sind über 40 Bücher mit Illustrationen oder Texten von ihr erschienen, und sie hat viele internationale Kinderbuchpreise erhalten.«

 

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Emily Dickinson Gedichte

  • Emily Dickinson
  • Gedichte
  • englisch und deutsch
  • Herausgegeben, übersetzt
  • und mit einem Nachwort von Gunhild Kübler
  • Carl Hanser Verlag 2006   www.hanser.de
  • in Leinen gebunden, Fadenheftung
  • mit Schutzumschlag
  • 560 Seiten, Dünndruck
  • 45 € (D), 46,30 € (A), 59,90 sFr.
  • ISBN 978-3-466-20782-0
    Dickinson

EIN  SCHWERER  SCHMETTERLING

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Emily Dickinson (1830 – 1886) hat einer – bis in unsere Tage – staunenden Nachwelt fast 1800 Gedichte und mindestens 1200 Briefe hinterlassen.

Ihre Gedichte erschließen sich nicht dem flüchtig-oberflächlichen Blick, sondern nur der verbindlich-zugewandten Lektüre. Doch dann öffnen sich wunderbare Bedeutungshorizonte, und man hört das Herzenspochen unsterblicher Poesie.

I dwell in Possibility –     
A fairer House than Prose –                          
More numerous of Windows – 
Superior – for Doors –  

Of Chambers as the Cedars –
Impregnable of eye –
And for an everlasting Roof    
The Gambrels of the Sky –

Of Visitors – the fairest –
For Occupaton – This – 
The spreading wide my narrow Hands 
To gather Paradise –   

Emily Dickinson: GEDICHT Nr. 466

Die vorliegende Gedichtsammlung enthält mehr als 600 Gedichte Emily Dickinsons im englischen Original und in deutscher Übersetzung. Dies ist die bisher umfangreichste Gedichtauswahl für deutsche Leser. Die chronologische Ordnung und Numerierung der Texte basiert auf dem aktuellen Stand der amerikanischen Forschung zu Emily Dickinson. Ralph W. Franklins »Reading Edition« aus dem Jahre 1999, in der jedes Gedicht stets nur in seiner letzten Fassung wiedergeben wird, bildet die Grundlage für diese deutsche Ausgabe.

Das einfühlsame Nachwort der Übersetzerin Gunhild Kübler informiert komprimiert über Emily Dickinsons Lebensumstände, Bezugspersonen, Brieffreundschaften sowie über die speziellen poetischen Besonderheiten der Dickinsonschen Lyrik und die komplizierte, verzögerte – von familiären Eingriffen und Streitigkeiten erschwerte – Editionsgeschichte.

Warum Emily Dickinson keine Veröffentlichung ihrer Gedichte angestrebt hat, werden wir wohl nie erfahren. Die Schriftstellerin Helen Hunt Jackson, mit der sie eine innige Brieffreundschaft verband, hat sie deutlich zur Publikation aufgefordert: »Du bist eine große Dichterin – und Du tust dem Tag unrecht, an dem Du lebst, wenn Du nicht laut singen willst(Seite 531)

Stattdessen verwahrte Emily Dickinson ihre Werke in einer Kommodenschublade. In die Welt schickte sie Abschriften ihrer Gedichte lediglich als Beilagen zu ihrer umfang- reichen und intensiv gepflegten Korrespondenz mit verschiedenen Brieffreunden.

So kam der Ruhm posthum, doch dafür umso nachhaltiger. Emily Dickinson wird inzwischen längst zu den größten englischsprachigen Dichtern gezählt. Mit dieser großzügigen Gedichtauswahl und einer so sensiblen Übersetzung, wie sie uns Gunhild Kübler hier vorlegt, kann die Dichterin nun auch ausführlicher von deutschsprachigen Leserinnen und Lesern entdeckt werden.

Auf Emily Dickinsons Gedichte muß man sich einlassen, sie sind eigenwillig und viel- schichtig. Obwohl diese Texte schon fast 150 Jahre alt sind, wirken sie jung und sehr lebendig – keineswegs angestaubt, sondern zeitlos herzensfrisch.

Wiederholte Lektüre und auch der Vergleich zwischen englischem Original und deutscher Übersetzung vertiefen das Verständnis der Texte und zugleich die Hoch- achtung für die tiefsinnige, poetische Übersetzungsleistung von Gunhild Kübler. Ich geriet beim Lesen in eine Art Wachtrance, als würde ich auf die Dichterin eingestimmt und mit ihrem Sprachkosmos vertraut gemacht.

Diese Gedichte sind erstaunlich ungezähmt, magisch, unkonventionell, rätselhaft, manchmal traurig, manchmal verspielt, liebesstolz und liebesweh, widersprüchlich, schonungslos, empfindsam, verwegen, geheimnisvoll und mehrdeutig.

Auch stilistisch geht Emily Dickinson sehr variabel und ausgesprochen originell vor – so verzichtet sie konsequent auf Gedichtüberschriften und erlaubt sich die Überschreitung von Sprach- und Grammatikregeln, wenn es der hintersinnigen Schreibabsicht dient.

Ein passender Oberbegriff für Emily Dickinsons Werk wäre wohl WEITE – alle Gedichte Emily Dickinsons ATMEN Weite. Diese Weite erstaunt umso mehr, wenn man bedenkt, daß die Dichterin ihr ganzes Leben in der Kleinstadt Amherst, Massachusetts, verbracht hat. Die weltferne Isolation der häuslichen „Beschränktheit“ und der puritanische familiäre Hintergrund haben Emily Dickinson nicht daran gehindert, ihren Geist fliegen zu lassen und das Große im Kleinen und das Kleine im Großen zu erkennen und ihrem lebhaften Fühlen und Denken zumindest sprachlich Gestalt zu geben.

Es gibt nur eine einzige Photographie von Emily Dickinson: Der Konvention der Zeit ent- sprechend trägt sie ein schlichtes, steifes schwarzes Kleid, das Haar ist streng geschei- telt und eng an den Kopf geschmiegt. Gestalt und Gesicht wirken zart, gleichwohl selbstbewußt-aufmüpfig; sie erscheint nonnenhaft, fast asketisch und zugleich zärtlich-verträumt und feenhaft. Emily Dickinsons Portrait changiert zwischen allerlei Gegensätzen.

So wie auch ihre Gedichte zwischen Kontrasten changieren. Sie changieren zwischen Lebensglut und Todessehnsucht, zwischen Einsamkeit und Verbundenheit, zwischen Liebessehnsucht und Selbstgenügsamkeit, Nähe und Distanz, Himmel und Erde, Desillusionierung und Träumerei, Schmerz und Heiterkeit, Präzision und Zauberspruch.

Wir lesen feine Naturbetrachtungen, zwischenmenschliche Auslotungen, Denkspiele, Klagelieder, radikale religiöse Infragestellungen, märchenhafte Minidramen, viel- stimmige Naturbilder, „liebesbriefige“ Gedichte, Psychogramme und lebensreife Weisheiten.

In folgendem Gedicht zeigt sich eine frühe bemerkenswert, ironisch-gelassene Unabhängigkeit von Publicity:

I‘ m Nobody! Who are you? 
Are you – Nobody – too?     
Then there’s a pair of us!    
Dont tell! they’d advertise – you know!    

How dreary – to be – Somebody!   
How public – like a Frog –  
To tell ons’s name – the livelong June – 
To an admiring Bog!      

Emily Dickinson: GEDICHT Nr. 260

In Anbetracht der Tatsache, daß Emily Dickinsons Gedichte zu ihren Lebzeiten nur im Verborgenen geblüht haben, mutet das folgende Gedicht geradezu prophetisch an, was den erst spät (posthum) erfolgten blühenden dichterischen Ruhm betrifft. Indes, vielleicht beschreibt dies Gedicht auch nur einen ersten Liebeskuß oder eine durchaus doppelsinnig-sinnliche Naturbetrachtung der Blütenbestäubung:

Come slowly – Eden!   
Lips unused to Thee –  
Bashful – sip thy Jessamines –  
As the fainting Bee – 

Reaching late his flower,    
Round her chambers hums –
Counts his nectars –   
Enters – and is lost in Balms. 

Emily Dickinson: GEDICHT Nr. 205

Es ist reizvoll, daß diese Lyrik solchermaßen in der Schwebe bleibt, sich nicht entblößt, sondern unser geduldiges, mitlesendes Einfühlen verlangt. Oder, wie Gunhild Kübler in ihrem Nachwort über die dichterische Ausstrahlung Emily Dickinsons so treffend schreibt:

Diese Erfahrung einer beinahe körperlich spürbaren Intoxikation macht unweigerlich, wer sich in Dickinsons Lyrik vertieft. Noch bevor sie ganz von Bewußtsein verstanden sind, ziehen diese Texte ihre Leser in einen inneren Dialog, der das Gedicht über den Abgrund seiner zeitlichen Entrücktheit hinweg aus dem Vorrat des persönlichen Erlebens ergänzt. Was erfrischend wirkt auf die eigenen Erfahrungskräfte und eine Steigerung der Lebensintensität mit sich bringt.“ (Seite 544)

Emily Dickinsons Gedichte haben uns viel zu sagen – es lohnt sich, über ihren seltsamen Verschwiegenheiten zu brüten, bis sich in uns selbst etwas davon offenbart.

 

Touch lightly Nature’s sweet guitar  
Unless thou know’st the Tune   
Or every Bird will point at thee  
Because a Bard too soon –   

Emily Dickinson: GEDICHT Nr. 1403

We never know we go when we are going-
We jest and shut the Door –
Fate – following – behind us bolts it –      
And we accost no more –         

Emily Dickinson: GEDICHT Nr. 1546

 

Die Übersetzerin:

»Gunhild Kübler studierte Anglistik und Germanistik und promovierte bei Peter von Matt. Sie lebt in Zürich. Ihre 2008 mit dem Paul-Scheerbart-Preis ausgezeichnete Dickinson-Auswahl enthält ein Drittel des Gesamtwerks

 

Die obig besprochene Ausgabe ist nicht mehr lieferbar, man ziehe also bitte die nachfolgend erwähnte Gesamtausgabe in wohlwollende Erwägung.
Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:

https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/saemtliche-gedichte/978-3-446-24730-7/

 

Für diejenigen Leserinnen und Leser, die noch mehr von Emily Dickinson lesen möchten, habe ich die erfreuliche Nachricht, daß am 23.2.2015 eine GESAMTAUSGABE ihrer Gedichte im Hanser Verlag erscheinen wird, in der erstmals ALLE Gedichte ins Deutsche übersetzt sind.

  • Emily Dickinson
  • Sämtliche Gedichte
  • Zweisprachig
  • Übersetzt von Gunhild Kübler
  • Nachwort von Gunhild Kübler
  • Herausgegeben von Gunhild Kübler
  • 1408 Seiten
  • 49,90 €(D), 51,30 € (A), 66,90 sFr.
  • ISBN : 978-3-446-24730-7

Nachfolgend ein Zitat aus der Verlagsvorankündigung:

»Die erste deutsche Gesamtausgabe von Emily Dickinsons rund 1800 Gedichten zeigt die ganze Vielfalt ihrer Themen, ihren Einfallsreichtum im Formalen und ihre überraschende Entwicklung. Ihr lyrisches Werk kam zu früh für ihre engstirnige puritanische Umgebung in den USA. Kein Wunder, dass Dickinson ihre Zeitgenossen auf Distanz und ihre Lyrik unter Verschluss hielt – ihre Gedichte sind voller Ketzerei und Spottlust, ihr Werk mutig, frei und radikal im Nachdenken über die Grundfragen unserer Existenz. Die Übersetzerin Gunhild Kübler zeichnet im Nachwort ein Bild vom Leben dieser großen amerikanischen Dichterin.«

 

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Die Frau, die an einem ganz normalen Sommertag plötzlich keine Gedanken mehr im Kopf hatte

  • Erfahrung einer Erleuchtung
  • von Yolande Duran-Serrano
  • und Laurence Vidal
  • Originaltitel: Le Silence Guérit
  • Aus dem Französischen von Jochen Lehner
  • 224 Seiten, Klappenbroschur
  • 14,99 €
  • KNAUR MENSSANA Verlag, März 2014     http://www.mens-sana.de
  • ISBN 978-3-426-65744-7
    Die Frau, die an einem ganz normalen Sommertag

BESPRECHUNG  DES  UNAUSSPRECHLICHEN

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Wie sagt man Erleuchtung weiter?

Beginnen wir mit dem greifbar Faktischen: Yolande Duran-Serrano war keine spirituelle Sucherin, dennoch erfaßte sie im Sommer 2003 eine plötzliche Erleuchtungserfahrung. Auf einmal waren ihre Gedanken einfach weg, und sie fand sich in der Stille wieder, bzw. die Ich-Identifikation löste sich in gedankenloser, stiller Präsenz auf.

Das Buch besteht aus Gesprächen/Interviews, die die Journalistin und Autorin Laurence Vidal mit Yolande Duran-Serrano geführt hat. Die Kapitel mit den präzisen Fragen und den von Stille getränkten Antworten wechseln sich ab mit Verarbeitungsreflexionen und geistigen „Verdauungserfahrungen“ der Autorin, der im Verlauf der tiefen Begegnungen mit Yolande auch „eigene“, belichtende Entwicklungsschritte geschehen.

Doch das EIGENTLICHE findet sich in diesem Buch zwischen den Zeilen, die Sprache ist Bestandteil der polaren Wirklichkeit und kann die Erfahrung von EINSSEIN, von NICHTGETRENNTHEIT, von absoluter PRÄSENZ, von UNSICHTBARER KLARHEIT nur andeuten und umschreiben. Wenn es sich mitteilt, dann hört das Hören – unabhängig von der Persönlichkeit des Lesers oder der Leserin.

Yolande beschreibt den Zustand, in dem sie sich befindet, in einfachen, klaren Worten:

„Wie ich früher nicht aufhören konnte zu denken, selbst wenn ich wollte, so kann ich heute zu denken versuchen, und es geht nicht. So einfach ist das. Alles ist einfach. Alles ist ruhig. Alles ist neu und bleibt ohne Kommentar. Ein Augenblick erscheint und stirbt. Dann wieder einer. Du gehst vollkommen im Augenblick auf.“ (Seite 40/41)

Befreit von mentalen Filtern und psychologischen Bedingungen, erlebt Yolande eine „erfüllte Leere“, ein intensives, lebendiges Empfindungsspektrum, das stets begleitet wird von bedürfnisloser und bedingungsloser Liebe. Ohne PERSÖNLICHKEIT lebt es sich offenbar wesentlich freier, leichter und heiterer.

„So einfach: nicht mehr diese Person zu sein, die fühlt. Da ist Fühlen, sonst nichts.“ (Seite 135)

Das Leben, das sie führt, bzw. das Leben, dem sie sich einfach überläßt, ist nicht abgehoben oder asketisch abgesondert, es ist kontaktfreudig: Es wird gesungen, getanzt, gelacht, meditiert, gesprochen und geschwiegen, Essen und Trinken (und sogar Rauchen) werden genossen. Es gibt Beziehungen, Freundschaften, Einkaufsbummel, Arbeit, Reisen und grenzenloses Vertrauen.

Da ist niemand – da ist Erleuchtetsein, Einsicht, Freude, Gelassenheit, Hingabe, Heilung, Liebe und Wissen, aber kein subjektives Meister-Ego. Yolande hebt immer wieder hervor, daß es nichts zu tun gibt, nichts zu denken, nichts zu erreichen. Sie mischt sich nicht mehr ein, sondern sie kann einfach alles Geschehen geschehen lassen!

„Lasst Euch vollkommen auf das ein, was der Augenblick euch gerade bietet. Euer individuelles Bewusstsein ist universelles Bewusstsein, legt also euer Herz und euren Geist hinein. Denkt an nichts anderes. Wenn das natürlich geschieht, ohne Anstrengung, ist es der höchste Zustand überhaupt. Es ist »diese Sache«, das Absolute, die höchste Wirklichkeit – und sie sucht euch. Sie wird euch in dem Augenblick finden, den sie als den richtigen bestimmt. In diesem Zustand jenseits aller Zustände, in diesem ewig und spontan schlagenden großen Herz wird euch offenbar werden, wer ihr wirklich seid.“ (Seite 141)

Erwachen, das ist das Offenbarwerden der Einheit von allem. Darin zeigt sich etwas: Bevor du dieses gewordene Bewusstsein bist, gleich ob individuell oder universal, bist du etwas, das gleichsam flussaufwärts liegt. Wir alle sind »diese Sache «, dieses Absolute, nur wird das von diesem Bewusstsein verdeckt.
»Diese Sache« ist also da, diese Kraft ist da. Sie wird dich finden. Sie wird Besitz von dir ergreifen und dich die wahre Wirklichkeit sehen lassen. Sie ist es, die dich lehrt.
Euer wahres Wesen entdecken: Da ist nichts als ihr, und wenn ihr das einmal wisst, nichts als Liebe.“
(Seite 142)


In diesem „Erleuchtungsbuch“ finden sich Passagen von berührender Anziehungskraft und atmender Weite. Es ist eine Einladung in eine Wirklichkeit, die zugleich wirklicher und unwirklicher erscheint als das „normale“ Alltagsbewußtsein, und es ist eine erinnernde Ermutigung dazu, EINFACH das SEIN sein zu lassen.

Dem Text dieses Buches ist eine Widmung vorangestellt. Mit diesem ganz offen bleibenden Satz, dessen Echo mich sanft erschüttert hat, möchte ich diese Besprechung des Unaussprechlichen gerne ausschwingen lassen:


Dem Leben, das für uns sorgt

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.droemer-knaur.de/buch/7955676/die-frau-die-an-einem-ganz-normalen-sommertag-ploetzlich-keine-gedanken-mehr-im-kopf-hatte

PS:
»Yolande Duran-Serrano wurde 1963 in Frankreich geboren. Nach ihrer spontanen Erleuchtungserfahrung ging sie zu Ärzten und Psychotherapeuten, weil sie sich das Geschehen, das sich in ihr abspielte, überhaupt nicht erklären konnte. Doch es hält bis heute mit steigender Intensität an. Inzwischen ist Yolande eine spirituelle Lehrerin ohne Anbindung an irgendeine spezielle Tradition.« http://www.yolande.info

 

 

Der Tigerbericht

  • übermittelt und erläutert von Shunryu Suzuki-roshi
  • aufgeschrieben und erzählt von Dietrich Wild
  • Bilder von Holde Wössner
  • Sheema Medien Verlag 2004   http://www.sheema-verlag.de
  • illustrierte Buchausgabe, gebunden
  • 72 Seiten
  • 5 Abbildungen
  • Lesezeichen
  • mit 2 Audio-CDs
  • 29,70 €
  • musikalische Begleitung: Al Gromer Khan
  • ISBN 978-3-931560-17-1
    buchcover_tigerbericht

BÜCHER  ZU  LESEN  HEISST  AUCH  BÜCHERN  ZU  LAUSCHEN

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Beim Tigerbericht, der in Kombination von Textbuch und Hörbuch vorliegt, bietet sich die Gelegenheit, je nach Neigung lesend zu lauschen oder lauschend zu lesen. In jedem Falle werden sich die KonZENtration, die erfrischende Weite und die weise Gelassenheit dieser Geschichte wohltuend offenbaren.

Der Erzähler erzählt, wie er bei einer einsamen Wanderung durch die Wüste Sinai an einer Oase rastet und einem Meister begegnet. Zunächst wird er ohne Worte unterrichtet, durch freundliches, achtsames Wahrgenommensein und alltägliche Verrichtungen: Wasser holen, Feuer machen, Teetrinken, Lächeln, Verbeugungen und durch einfaches miteinander Schweigen. Ein Dialog entsteht erst, nachdem der Wanderer sich vollkommen der Stille hingegeben hat. Danach vermittelt ihm der Meister gleichnishaft anhand des Tigerberichtes den Wesenskern der Lehre des Zen-Buddhismus.

„Der Tiger tut das, was er tut, ganz. Er geht nicht zur Tränke, ehe er durstig ist. Er geht nicht vom Bach fort, ehe sein Durst gestillt ist. Auch wenn er sichert, tut er dies ganz und mit allen Sinnen. Er kratzt sich nicht am Hintern, während er wittert. Er pinkelt nicht, während er lauscht. Er tut stets das eine oder das andere. Er ist ganz und gar einfach. Und doch erlebt der Tiger alles, was er erlebt, mit einer vielen Menschen unvorstellbaren Intensität.“

„Wenn dein Geist groß und weit ist und gähnend leer, dann ist darin Platz für alles, was immer geschieht. Wenn er aber klein ist und eng und möbliert mit Wissen und Erinnerungen und Befürchtungen, dann ist darin vor lauter solchem Gerümpel kein Platz mehr für das Neue. Das Jetzige. Das Lebendige. Das Wahre.“

 „Der Tiger ist über die fünf Sinne mit der Außenwelt in Verbindung und sie mit ihm. Er ist ganz und gar in der Welt, und diese Welt ist in ihm, denn er ist vollkommen leer. Kein Tigerstolz. Keine Tigerbiografie. Kein Tigerkindheitstrauma. Kein Tigerzukunftsprojekt. So ist er mühelos bemüht zu sehen, zu hören, zu riechen, zu schmecken, zu fühlen und zu denken, was ist.“

Die schmucklose Sprache ist von einer poetischen und philosophischen Präzision, die Inhalt und Form zu einer stillen Harmonie vereint und gerade durch das Weglassen übergewichtigen Wortgepäcks eine Ruhe und kontemplative Präsenz hervorzurufen vermag, die den Leser – weit über jedes Wort hinaus – zuhören lehrt.

Für mich ist diese Wirkung stärker, wenn ich der angenehm sonoren Stimme des Erzählers (der Autor liest selbst und macht das wirklich gut) folge und einfach lausche. Beim Hinhören füge ich mich dem besinnlichen Tempo, der untermalenden Musik, den Atempausen… Dies ist eine reinigende Erfahrung, die sich durch Wiederholung nicht verschleißt, sondern vertieft.

Der Tigerbericht ist eine gute Medizin, wenn man mal wieder in komplizierten Gedankengebäuden herumirrt und sich selbst zu ernst und das Leben zu schwer nimmt. Er räumt die Gedanken auf, klärt und leert den aufgewühlten Geist, schärft die Sinne und erinnert mit unaufdringlicher Eindringlichkeit an das Wesentliche: an das Dasein und Dabeisein im Jetzt und an die heilsame Selbstvergessenheit im reinen Tun.

Wer bin   i c h   noch, wenn das Lesen liest und das Hören hört?   I c h   werde leichter, die Egobetonung verschwindet und gibt dem Leben Raum.

So einfach ist das!

 

Weitere Informationen auf der Verlagswebseite:
http://www.sheema-verlag.de/verlagsprogramm/der-tigerbericht/


»Shunruy Suzuki-roshi,
geboren 1904 in Shonganji, einem ländlich-armen buddhistischen Tempel bei Tokio, ging im Alter von 55 Jahren mit seiner Familie nach Kalifornien, wo sich rasch Schüler aus  aller Welt im Zen-Center von San Francisco um ihn scharten. Er starb am 4. Dezember 1971.«

»Dietrich Wild,  geb. 1942, der Übermittler des “Tigerberichts” stieß im Dezember 1975 im berühmt chaotischen Anglia Bookshop in München auf den bis dahin einzigen Text aus Suzuki-roshi´s Denken, das Buch “Zen Mind, Beginner`s Mind”. Während der Lektüre fasste er den Entschluss, nach Kalifornien zu gehen und Suzuki-roshi´s Schüler zu werden. Im Dezember 1979 reichte das Geld für die Reise: im Zen-Center in San Francisco bat er, den Meister sehen zu dürfen. Das sei unmöglich, sagte man ihm: Suzuki-roshi sei seit acht Jahren tot.
Für den Autor änderte sich also nichts: Shunryu Suzuki-roshi hatte ihn all die Jahre angeleitet mit seinen Unterweisungen für den in jedem Augenblick des Alltags praktizierten Zen: Alles ist Zen, ohne Tempel, ohne Mönchskostüm, ohne Firlefanz – nichts Besonderes! Immerwährender Anfänger, schrieb er im Winter 1985/86 nach mehreren Aufenthalten in der Abgeschiedenheit des Sinai, den “TIGERBERICHT” auf. Dietrich Wild lebt zurückgezogen in einem Zen-Kloster in Japan.«

»Al Gromer Khan, geboren 1946, wurde in die Imdad Khani-Gharana, die legendäre Dynastie der Sitarspieler aufgenommen, die bis ins Indien der Moguln zurückreicht. Seinen eigenen Stil hat er aus der vornehmen Tradition von Ustad Vilayat Khan entwickelt. Er ist der Schöpfer der kontemplativen Paisley Music