- Der Donnerstagsmordclub
- oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt
- 4. Band der MORDCLUB-Serie
- von Richard Osman
- Originaltitel: »The Last Devil To Die«
- Aus dem Englischen von Sabine Roth
- List Verlag, November 2023 www.ullstein.de
- Klappenbroschur
- 432 Seiten
- 17,99 € (D), 18,5 € (A)
- ISBN 978-3-471-36051-4
LEBEN UND STERBEN LASSEN
Rezension von Ulrike Sokul ©
Wieder habe ich das nicht unbeträchtliche Vergnügen, Ihnen einen neuen Fall des Donnerstagsmordclubs leseschmackhaft zu machen. Für jene, die mit den Charakteren dieser Krimiserie noch nicht vertraut sind, folgt nun eine kurze Vorstellungsrunde: Die Mitglieder des Donnerstagsmordclubs leben in Coopers Chase, einer Seniorensiedlung in der Grafschaft Kent, und sie gehen einer spannenden und anspruchsvollen Freizeitbe-schäftigung nach, die den Reiz von Bridgespielen, Puzzlelegen und Teetrinken weit übersteigt – sie klären ungelöste Kriminalfälle auf.
Folgende Mitglieder gehören dem Club an: Die optimistische Joyce Meadowcroft, passio-nierte Kuchenbäckerin und ehemalige Krankenschwester, die strenge, mißtrauische Elizabeth Best, ehemals Geheimagentin, der lautstarke und handfest zupackende Ron Ritchie, ehemaliger Gewerkschaftsführer, auch als der „Rote Ron“ betitelt, sowie der elegante, feinsinnige Ibrahim Arif, ein Psychiater im Ruhestand, der gleichwohl nach wie vor das eine oder andere therapeutische Gespräch anbietet.
Als deutlich jüngerer Außendienstmitarbeiter und zuverlässiger Freund fungiert der fast lückenlos tätowierte Bogdan Jankowski, seines Zeichens polnischer Universalhand- werker, Schachspieler und Pünktlichkeitsfanatiker sowie zielsicher-waffenumgangs- kundiger Chauffeur.
Die vier rostig-rüstigen Privatermittler aus Coopers Chase haben diesmal sehr persön-liche Gründe, einen ganz bestimmten Mord aufzuklären. Denn ein guter Freund, der Antiquitätenhändler Kuldesh Shamar, wurde kaltblütig ermordet, und die offizielle Polizei ist mal wieder bei weitem nicht so findig, wie es dem Donnerstagmordclub wünschenswert erscheint.
Kurz nach den Weihnachtsfeiertagen hatte ein teuer gekleideter Mann Kuldeshs Anti-quitätengeschäft betreten und ihm für einen Fünfziger ein altes, häßliches Terrakotta- gefäß verkauft – mit der Maßgabe, dieses Gefäß bis zum nächsten Tag unter der Theke wohl zu verwahren und es dann einem eingeweihten Käufer für fünfhundert Pfund weiterzuverkaufen. Kuldesh wußte aus Erfahrung, daß in solchen Fällen Widerstand zwecklos bzw. lebensgefährlich wäre und spielte mit. Es war keine Frage für Kuldesh, daß dieses Gefäß vermutlich Heroin oder Kokain enthält.
Auch der Antiquitätenhandel bewegt sich manchmal am Rande der Legalität. „Idealismus auf der einen Seite, kriminelle Energie auf der anderen, das ist der Stoff, aus dem der Antiquitätenhandel ist.“ (Seite33)
Warum und von wem wurde Kuldesh erschossen? Und wo hat Kuldesh vor seinem Tod das verdammte Terracottakästchen unauffindbar raffiniert versteckt?
Hier ist Drogenhandelskompetenz gefragt, und der Psychiater Ibrahim nutzt seine wöch-entliche Therapiesitzung mit der Drogengroßhändlerin Connie Johnson, die vor einiger Zeit vom Donnerstagsmordclub ins Gefängnis manövriert wurde (siehe Band 2 Der Mann, der zweimal starb), um Erkundigungen und fachkundige Ratschläge einzuholen sowie um taktische Gerüchte in Umlauf zu bringen.
Die unkonventionellen Ermittlungen des Donnerstagsmordclubs führen schließlich vom Drogenschmuggelmilieu in die Kunstfälscherszene. Die Drogenganoven suchen den Inhalt des Kästchens und jemand anderes offenbar das Kästchen selbst.
Diesmal ist Joyce die führende, ja, geradezu todesmutige Kraft bei den amateurdetek-tivischen Nachforschungen des Mordclubs. Denn Elizabeth zieht sich angesichts der rapide fortschreitenden Demenz ihres Mannes Stephen etwas zurück. Sie muß schwere Entscheidungen treffen und von der Liebe ihres Lebens Abschied nehmen. Gleichwohl trägt ihr Scharfsinn ebenfalls zur Aufklärung des Falles bei. Generell sind die Amateur-detektive der Polizei zwar nicht immer ermittlungstechnisch, so aber doch ermittlungs-psychologisch stets einige Schritte voraus.
Neben der komplexen kriminalistischen Handlung mit spannenden Klippenhänger-Szenenwechseln, ungewöhnlichen Querverbindungen, skurrilen Situationen, reichlich schwarzem Humor, altersweiser Selbstironie und sehr amüsanten filmreif-schlag-fertigen Dialogen ist das zwischenmenschliche Zusammenspiel der sympathisch-eigenwilligen Romanfiguren die Hauptstärke der MORDCLUB-Serie von Richard Osman. Die Beziehungsdynamik zwischen den Charakteren gibt viel Raum für einfühlsame Gedanken und Betrachtungen zu Leben und Tod, Vergänglichkeit und Trauer, Anfängen und Abschieden, Glück und Gnade, Verbundenheit und Mitgefühl sowie zum Trost tragfähiger Freundschaften und alltäglicher kleiner Freuden.
Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.ullstein.de/werke/der-donnerstagsmordclub-oder-ein-teufel-stirbt-immer-zuletzt/paperback/9783471360514
Hier entlang zum ersten Band: Der Donnerstagsmordclub
Hier entlang zum zweiten Band: Der Mann, der zweimal starb
Hier entlang zum dritten Band: Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel
Der Autor:
»Richard Osman ist Autor, Produzent und Fernsehmoderator. Seine Serie über die vier scharfsinnigen und liebenswerten Ermittlerinnen und Ermittler des Donnerstagsmordclubs hat ihn über Nacht zum Aushängeschild des britischen Krimis und Humors gemacht. Für sein Debüt Der Donnerstagsmordclub wurde er bei den British Book Awards 2020 zum ›Autor des Jahres‹ gewählt. Er lebt mit Frau und Katze in London.«