Sternflüstern

  • Die Geschichte eines Neuanfangs
  • von Paula Carlin
  • Roman
  • Diederichs Verlag, August 2021 www.diederichs-verlag.de
  • gebunden mit Schutzumschlag
  • 288 Seiten
  • Format: 12,5 x 20,0 cm
  • 18,00 € (D), 18,59 € (A), 25,90 sFr.
  • ISBN 978-3-424-35116-3

Sternflüstern

MOSAIKSTÜCKE UND LICHTBLICKE

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Irith arbeitet am Empfang eines kleinen Hotels in Berlin. Da sie über eine ausgeprägte künstlerische Ader verfügt, hat sie auch an der innenarchitektonischen Ausstattung der Hotelräume mitgewirkt. Gerald, der Inhaber und Direktor des Hotels, schätzt die kleinen Mosaiken und Collagen, die Irith aus allen möglichen Resten, Scherben und Naturfund-stücken gestaltet. Deshalb bittet er Irith, für die Wand der Hotelempfangshalle ein großes Mosaik zu kreieren. Dafür solle sie mit den von ihr bevorzugten Materialien arbeiten, außerdem mit den gesammelten Überbleibseln der Hotelgäste: Bonbon- papierchen, Eintrittskarten, Filmrollen, Knöpfe, Haarklammern, Schlüssel, Stadtplan- fetzen, Münzen usw…

Doch Irith ist noch von der schmerzlichen Trauer um den Verlust ihres langjährigen Freundes Lunis geschwächt und fühlt sich zudem der sehr großen Wandfläche nicht gewachsen. Lunis war ein Künstler, der filigrane, transparente Landschaften in Glas-objekte ritzte, und sie hatte ihn kennengelernt, als ihm auf seinem Handwerkermarkt-stand eine bunte Schale heruntergefallen war und er ihr spontan die Scherben schenkte. Damals entstand aus diesen Scherben ihr erstes Mosaik.

Die Beziehung zu Lunis wuchs – ausgehend von Freundschaft – in Liebe hinein. Dennoch lebten sie in räumlicher Distanz und stets nur phasenweise miteinander. Lunis weilte zumeist in seiner abgeschiedenen Waldhütte mit Wintergarten und Werkstatt, und Irith durfte ihn dort regelmäßig besuchen. Sein großes Bedürfnis nach Einsamkeit und Freiheit hatte er Irith von Anfang an deutlich gemacht, und auch seine weitgehende Verschwiegenheit über seine Vergangenheit mußte respektiert werden.

Irith fühlte sich trotz des nicht geteilten Alltags bei Lunis gut aufgehoben, er war Ent-decker, Freund, Ermutiger, Genießer des Einfachen, Horizontöffner, Liebhaber und musischer Mentor und regte sie zu mehr Eigenwilligkeit, künstlerischen Experimenten und unkonventionellem Selbstausdruck an. Solange er lebte, spielte die räumliche Ent-fernung keine Rolle. Irith und Lunis waren inspirativ verbunden, und für Irith war Lunis der vertraute Bezugsrahmen für ihre eigene Kreativität und beständige Aussicht auf Austausch und lange Nächte unter Sternenhimmel mit tiefen Gesprächen und Stern- flüstern.

Lunis‘ plötzlicher Tod und seine testamentarische Verfügung, daß Irith über die Dinge in seiner Waldhütte und Werkstatt verfügen möge, wie sie wolle, und der posthume Auf-trag, ein Päckchen an eine ihr unbekannte Frau namens Alix zu schicken, lösen einen Stillstand in Iriths Entscheidungsfähigkeit aus. Sie konzentriert sich auf die Arbeit im Hotel, fügt Tag an Tag an Tag und weicht der Bitte ihres Chefs wegen des Hotelfoyer-Mosaiks aus.

Auf dem Rückweg vom Hotel zu ihrer Wohnung verläßt Irith eines sommerhitzigen Abends einige Haltestellen früher den stickigen Bus und geht ein Stück zu Fuß. An einem schönen alten Haus, das von einem großen verwilderten Garten eingerahmt wird, meint sie Lunis‘ Stimme zu hören.

Sie sieht ein Verkaufsschild für das leerstehende Haus und schleicht sich heimlich in den verwunschenen Garten. Die Atmosphäre dort ist trotz einiger Verfallserscheinungen an-genehm friedlich, und auf dem ausgedörrten Rasen funkeln im Abendsonnenlicht einige bunte Glasscherben von der zerbrochenen Verglasung der Hausterrasse. Diese Glas-scherben erscheinen Irith wie ein ferner Gruß von Lunis, und sie packt sie vorsichtig ein.

Dieser Zufall ist ein erster Lichtblick des Neuanfangs – auch wenn Irith dies zunächst noch nicht erkennt. Der nächste Lichtblick steht zwei Wochen später leibhaftig vor Irith am Hoteltresen, fragt nach einem freien Zimmer und betrachtet außergewöhnlich lange Iriths Namenschild. Es ist eine zierliche junge Frau, namens Sophie, die einst auf einem Flohmarkt ein kleines Mosaik von Irith gekauft hat. Und da Lunis Irith stets dazu ange-halten hatte, ihre Werke zu signieren, freut sich Sophie nun über diese zufällige Begeg-nung, und auch Iriths Neugier ist geweckt, und sie reagiert aufgeschlossen auf das unverhoffte Kontaktangebot der jungen Frau.

Es stellt sich heraus, daß Sophie aus Holzresten und Holzabfällen, alten Fenster- und Türrahmen sowie Totholz Rahmen herstellt. Auch Iriths kleines Mosaik hat sie einge-rahmt, und Irith ist von der harmonischen Wirkung berührt und begeistert. So bietet sie Sophie an, gemeinsam mit ihr das große Mosaik für die Hotelempfangshalle zu kompo- nieren. Sophie ist sogleich Feuer und Flamme, und in Irith regt sich wieder die Freude der Inspiration und des gemeinsamen Gestaltens.

Im Garten des alten Hauses „organisieren“ sie genug herabgefallene Äste für die Ein-rahmung und viele Scherben von zerbrochenen Blumentöpfen und zersprungen Glas- bausteinen für die Darstellung der Stadtsilhouette, die ebenfalls Bestandteil des Mosaiks werden soll. 

Sophie befindet sich ebenso wie Irith an einem Wendepunkt ihres Lebens und muß sich neu finden und orientieren. Während der Vor- und Hauptarbeiten am Hotelmosaik freunden sich die beiden Frauen an. Das Mosaik entwickelt sich gut und ermutigt vom freudigen schöpferischen Schub nimmt Irith endlich Kontakt zu der unbekannten Frau auf, der sie Lunis‘ Paket schicken soll …

Man könnte an diesem Roman kritisieren, daß es zu viele beinahe märchenhafte, vorhersehbare  glückliche Fügungen gibt, aber meiner Einschätzung nach, sind solche Fügungen durchaus möglich.

„Sternflüstern“ bietet sich besonders für musische Menschen an sowie für Menschen, die einen zwischenmenschlichen Verlust verkraften müssen. Im Roman folgen nach der Schwere der Trauer das heilsame Loslassen und die dankbare Würdigung des Gewesen- en sowie der nicht zu unterschätzende Trost inniger, freundschaftlicher, ja, schicksal- hafter Verbundenheit. So können Leichtigkeit und Lebensfreude wiederkehren und sogar neue sternflüsternde Augenblicke.

Besonders bemerkenswert ist der zärtliche Blick, mit dem beispielsweise Irith die künst-lerischen Möglichkeiten weggeworfener Bruchstücke erkennt, wie sie Reste, Scherben und zusammenhanglose Überbleibsel in eine neue konstruktive und ästhetische Ordnung bringt. Die liebevoll-wertschätzende, detailreiche Betrachtung der Natur und die lebhafte Aufmerksamkeit, mit der sowohl Irith als auch Sophie die Farben, Formen, Konturen, Muster und Texturen der Dinge wahrnehmen, ist anregend und sinnlich, ebenso die einfühlsame Art, wie sie im verlassenen Haus den Lebensspuren des einstigen Besitzers nachspüren – das ist eine große Lesefreude und zeugt von weiser Lebensbejahung angesichts der Vergänglichkeit.

»Wir sind alle aus Teilen zusammengesetzt, die scheinbar nicht zusammenpassen und doch ein interessantes Bild ergeben. Bei den Menschen gilt das meist eher innerlich als äußerlich. Aber stell dir vor, man könnte es sehen!« (Seite 59)


Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:

https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Sternfluestern/Paula-Carlin/Diederichs/e589085.rhd

Die Autorin:

»Paula Carlin ist das Pseudonym der deutschen Spiegel-Bestsellerautorin Patricia Koelle. Sie wurde 1964 in Alabama/USA geboren und lebt seit 1965 in Berlin. Ihre größte Leidenschaft gilt dem Schreiben, in dem sie ihr immerwährendes Staunen über das Leben, die Menschen und unseren sagenhaften Planeten zum Ausdruck bringt.« https://paula-carlin.life/

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Das Dunkle und das Helle

  • Text von Kerstin Hau
  • Illustrationen von Julie Völk
  • NordSüd Verlag, Juli 2019 www.nord-sued.com
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 21,5 x 28 cm
  • 40 Seiten
  • 15,00 € (D), 15,50 € (A), 19,90 sFr.
  • ISBN 978-3-314-10460-2
  • Bilderbuch ab 4 Jahren (laut Verlag)
  • Bilderbuch ab 6 Jahren (nach meiner Einschätzung)

A N N Ä H E R U N G E N

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Die Illustratorin Julie Völk hat sich bei ihren vorherigen Bilderbüchern als eine Spezialistin für Geschichten gezeigt, die sich alleine über ihre detailreich-verspielte, phantasievolle Bildersprache – ohne Erzähltext – mitteilen. Beim nun vorliegenden Bilderbuch gibt es einen fortlaufenden Erzähltext der Autorin Kerstin Hau, den Julie Völk einfühlsam illustratorisch begleitet.

Die beiden Hauptfiguren, das Struppige und das Zarte, leben in verschiedenen Welten. Das Struppige ist in der dunkeldüsteren Finsternis zuhause und das Zarte im lichten, bunten Sonnenschein. Diese Lebensräume grenzen aneinander, und sowohl das Struppige als auch das Zarte sind neugierig auf die jeweils andere Seite. Unabhängig voneinander beschließen sie zum Rand ihres Lebensraumes zu gehen und einen forschenden Blick auf die andere Seite zu werfen.

Zunächst bleibt es bei vorsichtigen Blicken, zögerlichen Annäherungen und ängstlichen Rückzügen, doch schließlich begegnen sich beide ebenso aufgeregt wie aufgeschlossen in der dämmergraublauen Grenzstreifenzone und freunden sich miteinander an.

Das helle Zarte lädt das dunkel Struppige auf seine Sonnenseite ein. Ausgestattet mit einem Sonnenschirm betritt das Struppige an der Hand des Zarten die Welt des Farben-leuchtens, und beim Spaziergang durch das Helle färbt sogar etwas Helligkeit auf den dunklen Pelz des Struppigen ab.

Illustration von Julie Völk © NordSüd Verlag 2019

Eines Tages wartet das Struppige vergebens auf das Zarte und traut sich zum ersten Mal alleine in den Sonnenschein hinaus. Stolz geht das Struppige zum Haus seines Freundes, aber das Haus ist in einem dunklen Loch verschwunden. Erschrocken flieht das Struppige zurück zu seinem eigenen Haus in der Finsternis. Dort steht überraschend das Zarte vor seiner Tür und weint, weil es sich fremd  und verloren fühlt.

Freundlich nimmt nun das Struppige das Zarte an die Hand und macht es mit der Welt der Dunkelheit vertraut. Das helle Fell des Zarten bekommt nun auch dunkle Schattie-rungen, und nach einer Weile hat das Zarte keine auch Angst mehr vor der Dunkelheit.

Schließlich betreten beide wieder die Dämmerungszone und trauen sich Schritt für Schritt zurück ins Helle. Sie bauen sich dort in hellen Farbenleuchten ein neues Haus und behalten gleichwohl das Haus in der Finsternis.

Dieses vielschichtige Bilderbuch entzieht sich eindeutigen Zuordnungen, es handelt von Freundschaft, Licht und Schatten, Leichtigkeit und Schwere, Trauer und Trost, Freude und Verbundenheit, von der Erweiterung des Horizonts durch die Überwindung von Angst und von wachsendem Vertrauen durch das Betreten neuer Erfahrungsräume – soweit die für den erwachsenen Leser interpretierbaren Grundanliegen.

Gleichwohl bleibt die gute Absicht in Hinsicht auf die vom Verlag zugeordnete Alters-gruppe (ab vier Jahren) auf der Strecke. Die Erzählweise der Autorin Kerstin Hau ist einerseits nebulös-mehrdeutig und anderseits bei kleinen Details sinnlich-konkret. Das fängt schon mit den „Namen“ der beiden Charaktere an: Das Gegensatzpaar des Strup-pigen und des Zarten erscheint mir recht weit hergeholt, um Kindern die wechselseitige Bedingtheit der Gegensätze zu vermitteln; da hilft es auch nicht wesentlich weiter, daß das Struppige einen Sonnenschirm mit sich trägt und das Zarte eine Taschenlampe.  

Der Versuch oder das bemühte Bemühen, das Helle und das Dunkle durch figürliche Per- sonifikationen von der abstrakten Ebene auf eine konkretere kindgemäße Ebene zu transportieren führt hier meiner Ansicht nach – trotz der durchaus zartfühlenden Be- ziehungsdynamik – nur zu weiteren Abstraktionsabzweigungen und diffusen Andeu- tungen, die Kinder wohl eher überfordern oder zumindest verwirren.

Für die Darstellung der Dunkelbilder hat Julie Völk mit der alten fotografischen Technik der Cyanotypie (Blaudruck) gearbeitet. Dafür wird in einem abgedunkelten Raum Solar-papier mit Blüten, Gräsern usw. belegt oder mit einer durchsichtigen Folie, auf der sich eine Zeichnung befindet. Wenn das Bild solcherart arrangiert ist, wird es einige Minuten ins Sonnenlicht gelegt. Dann wird das sonnenbelichtete Solarpapier wieder ins Dunkle gebracht und mit Wasser abgespült, und das Negativ der Blüten oder Gräser oder der Folienzeichnung wird als hellblauer bis weißer Abdruck auf dem tiefblauen Papier sichtbar.

Die Verwendung der Cyanotypie illustriert hier also buchstäblich, wie das Dunkel ebenso die Leinwand für das Licht ist, wie das Licht die Leinwand für das Dunkel ist. In Kombi- nation mit den farbenfrohen Buntstiftzeichnungen zeigt sich ein vielschichtiges visu- elles Bilderbuchbühnenbild, das mit den unterschiedlichen emotionalen Schattierungen des Erzähltextes harmonisch Hand in Hand geht.  

Es gibt ein Zitat des schwedischen Schriftstellers Erik Blomberg, das sehr gut zu dieser Geschichte paßt und dem ich nachfolgend gerne das Schlußwort überlasse:

 

„Fürchte nicht die Dunkelheit, dort ruht das Licht sich aus.“

Eric Blomberg ©

 

 

Hier entlang zum Buch und zur großzügigen LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://nord-sued.com/programm/das-dunkle-und-das-helle/
Dieses Bilderbuch ist beim NordSüd Verlag übrigens auch auf Englisch erhältlich:
https://nord-sued.com/programm/the-dark-and-the-light/
Hier entlang zu einem illustren Interview mit Julie Völk:
https://nord-sued.com/2019/07/30/vorhang-auf-fuer-julie-voelk/

Die Autorin:

»Kerstin Hau, geboren 1974, lebt in Darmstadt. Sie arbeitete u.a. als Physiotherapeutin, Fitnesstrainerin und Fachjournalistin. Sie bekam einen Sohn und ist Absolventin der Akademie für Kindermedien. Kerstin Hau lernte, dass alles Neue der Dunkelheit ent-springt und wahre Liebe unsterblich ist. Daraus webt sie ihre Geschichten. Seit 2015 schreibt sie als freie Autorin für kleine und große Leute.«

Die Illustratorin:

»Julie Völk wurde 1985 in Wien geboren. Sie studierte Illustration an der HAW Hamburg. Völks Bücher sind vielfach ausgezeichnet worden, u.a. mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis, dem Troisdorfer Bilderbuchpreis und von der Stiftung Buchkunst. Julie Völk lebt und zeichnet in der Nähe von Wien.« https://julievoelk.de

 

Querverweis:

Hier entlang zu weiteren Bilderbüchern von Julie Völk:

„Guten Morgen, kleine Straßenbahn!“
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/09/04/guten-morgen-kleine-strassenbahn/
„Stille Nacht, fröhliche Nacht“
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/12/18/stille-nacht-froehliche-nacht/
Wenn ich in die Schule geh, siehst du was, was ich nicht seh
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2018/10/28/wenn-ich-in-die-schule-geh-siehst-du-was-was-ich-nicht-seh/

 

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Gleich ist alles wieder gut

  • Der kleine Siebenschläfer
  • Text von Sabine Bohlmann
  • Illustrationen von Kerstin Schoene
  • Thienemann Verlag  Januar 2019  www.thienemann.de
  • Format: 165 mm x 165 mm
  • 18 abgerundete Pappseiten
  • 7,99 € (D),  8,30 € (A), 11,90 sFr.
  • ISBN 978-3-522-45910-5
  • Pappbilderbuch ab 2 Jahren

ERSTE  HILFE  AUF  UMWEGEN

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Der kleine Siebenschläfer tummelt sich nun schon in seinem zweiten Pappbilderbuch. Nachdem er im ersten Band erfolgreich auf die Suche nach der optimalen Gemütlichkeit gegangen ist (siehe meine Besprechung https://leselebenszeichen.wordpress.com/2018/08/23/das-ist-noch-nicht-gemuetlich/ ) ,braucht er diesmal Heilung für seine Bauchschmerzen.

Die Hilfe naht in Gestalt der Haselmaus, die eine Wärmflasche holt und sie – nach einigen Umwegen von Kopf bis Fuß – endlich an die richtige Stelle platziert. Inzwischen ist die Wärmflasche längst abgekühlt, und der kleine Siebenschläfer hat bei den „Fehlbe- legungen“ der Haselmaus schon einige gymnastische Bewegungen vollzogen, die dazu beitragen, daß das Bauchweh nachläßt.

Doch ist die haselmäusige Improvisation, nun einfach Bäuchlein an Bäuchlein mit dem kleinen Siebenschläfer zu kuscheln, ganz gewiß die allerbeste Medizin gegen Bauchweh. So bietet dieses Bilderbuch ebensoviel Ablenkung und Trost bei akutem Bauchweh wie auch bei anderen tröstungsbedürftigen Unpäßlichkeiten von kleinen Menschenwesen.

Der kleinkindgemäße Text von Sabine Bohlmann führt mit freundlich-zugewandten Dialogen zwischen Haselmaus und Siebenschläfer durch die Handlung.

Die herzigen Illustrationen von Kerstin Schoene geben den Gefühlen der Figuren durch abwechslungsreiches Minenspiel und possierliche tierische Körpersprache lebhaften Ausdruck.  

Die harmonisch-heitere Entsprechung von Wort und Bild und die sympathische Nied-lichkeit der Figuren erreichen kleine Bilderbuchbetrachter ab zwei Jahren mit spielerischer Leichtigkeit und bieten angemessenen kindlichen Identifikationsspiel- raum. Die festen, abgerundeten Pappseiten sind strapazierfähig und verkraften gegebenenfalls auch ungeübte Kleinkindmotorik.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.thienemann-esslinger.de/produkt/gleich-ist-alles-wieder-gut-isbn-978-3-522-45910-5

Hier entlang zum Vorgängerband:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2018/08/23/das-ist-noch-nicht-gemuetlich/

Die Autorin:

»Geboren wurde Sabine Bohlmann in München, der schönsten Stadt der Welt. Als Kind wollte sie immer Prinzessin werden. Stattdessen wurde sie (nachdem sie keinen Prinzen finden konnte und der Realität ins Auge blicken musste) Schauspielerin, Synchron-sprecherin und Autorin und durfte so zumindest ab und zu mal eine Prinzessin spielen, sprechen oder über eine schreiben.
Geschichten fliegen ihr zu wie Schmetterlinge. Überall und zu allen Tages- und Nacht-zeiten (dann eher wie Nachtfalter). Sabine Bohlmann kann sich nirgendwo verstecken, die Geschichten finden sie überall. Und sie ist sehr glücklich, endlich alles aus ihrem Kopf rausschreiben zu dürfen. Auf ein blitzeblankes, weißes – äh – Computerdokument. Und das Erste, was sie tut, wenn ein neues Buch in der Post liegt: Sie steckt ihre Nase ganz tief hinein und genießt diesen wunderbaren Buchduft.« www.sabinebohlmann.com

Die Illustratorin:

»Kerstin Schoene, geboren 1981 in Haan, studierte Kommunikationsdesign an der Bergischen Universität Wuppertal. Schwerpunkt ihres Studiums war Illustration bei Wolf Erlbruch. Seit ihrem erfolgreichen Abschluss arbeitet sie freiberuflich als Illustratorin und Grafikdesignerin. Sie zeichnet für verschiedene Verlage, schreibt und illustriert eigene Kinderbücher. Sie lebt, unter Beobachtung eines Fellknäuels, in Haan.«  www.kerstinschoene.de

 

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Tupfst du noch die Tränen ab?

  • Pappbilderbuch
  • Text und Illustration von Jörg Mühle
  • Moritz Verlag   Februar 2017  www.moritzverlag.de
  • Format: 17 x 17
  • 22 Seiten
  • 8,95 € (D), 9,20 € (A)
  • ISBN 978-3-89656-340-7
  • ab 2 Jahren

ERSTE  HILFE

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Das dritte interaktive Hasenkind-Bilderbuch von Jörg Mühle inszeniert, wie seine Vorgänger, eine familiäre Alltagssituation, mit der sich kleine Kinder sofort identifizieren können.

Das Hasenkind hat sich beim Hinfallen wehgetan und schaut weinend aus der Bilderbuchseite heraus. Was wir da tun können? Na, dreimal pusten, was denn sonst?

Gesagt getan! Doch das Hasenkind braucht noch etwas mehr, denn die kleine Wunde blutet. Also kleben wir ein lustiges Pflaster auf.

Nach einem kurzen, gereimten Heilungsspruch, einer liebevollen Streicheleinheit und etwas Dreck abklopfen können wir dem Hasenkind das Näschen putzen und sehen, wie es wieder putzmunter und gutgelaunt herumhüpft.

Das Besondere an dieser Geschichtengestaltung ist, daß das Kind wortwörtlich eingeladen wird, etwas für das Hasenkind zu tun. Und wenn das Kind auf der jeweiligen Bilderbuchseite gepustet, bepflastert, gestreichelt, geklopft usw. hat, dann sieht es auf der Folgeseite die Wirkung, seines Tuns auf das gezeichnete Hasenkind. So übt es „papieruell“ das Trösten.

Die lustigen und im Gefühlsausdruck sehr deutlichen Zeichnungen, die in einfachen, warmen Worten erzählte Handlung und die Aufforderungen zum Mitmachen lassen Kinder spielerisch erkennen, daß sie nicht nur selber manchmal Trost brauchen, sondern auch Trost spenden können.

Nach ein paar Vorlesedurchgängen mit diesem Mitspielbilderbuch können Kinder auch gut ganz alleine mit dem Hasenkind spielen …

 

Hier entlang zum Bilderbuch auf der Verlagswebseite:
https://www.moritzverlag.de/Alle-Buecher/Neuerscheinungen/Tupfst-du-noch-die-Traenen-ab.html

 

Der Erste Band dieser erfolgreichen Reihe handelt von Einschlafritualen und heißt:
Nur noch kurz die Ohren kraulen
https://www.moritzverlag.de/Alle-Buecher/Pappbilderbuecher/Nur-noch-kurz-die-Ohren-kraulen.html

Und im zweiten Band geht es ums Baden: Badetag für Hasenkind
https://www.moritzverlag.de/Alle-Buecher/Pappbilderbuecher/Badetag-fuer-Hasenkind.html

 


Hasenkind und ich sind übrigens schon gespannt, wie die Reihe weiterhüpfen wird.

Der Autor & Illustrator:

«Jörg Mühle, geboren 1973 in Frankfurt am Main, studierte Illustration in Offenbach und Paris. Seit 2000 ist er Diplom-Designer und illustriert Bücher und Magazine. Er ist Mitglied der Frankfurter Ateliergemeinschaft labor. Er hat eine Tochter im besten Bilderbuchalter und wohnt fußläufig zum Moritz Verlag.»

 

 

Lebensgeister

S E E L E N S C H I M M E R N

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

„Lebensgeister“ ist ein meditatives Buch, erzählt in einer leisen, unaufgeregten Sprache, die Klarheit, Mitgefühl und Trost ausstrahlt.

Die Geschichte beginnt mit dem kompletten Text des Liedes „Lover Lover Lover“ von Leonhard Cohen. Dieses Lied erklang im Auto, als der Unfall geschah, den Sayoko schwerverletzt überlebte und der Sayokos Geliebten Yōichi das Leben kostete

Bevor Sayoko im Krankenhaus wieder zu Bewußtsein kommt, macht sie eine liebe- und lichtvolle Nahtoderfahrung und wird von ihrem verstorbenen Großvater freundlich, aber bestimmt dazu aufgefordert, ins Leben zurückzukehren.

Sayoko widmet sich ihrer Genesung, kümmert sich in Kyōto um das Atelier sowie Yōichis künstlerischen Nachlaß und ist dankbar für die herzliche Geborgenheit, die ihre Eltern und Schwiegereltern ihr schenken. Das Katalogisieren von Yōichis Skulpturen und Skizzen lindert ihre Trauer, gibt ihr eine sinnvolle Beschäftigung und ein Gefühl von ferner Nähe zum verstorbenen Geliebten.

Der Unfall, die Nahtoderfahrung und die Trauer haben Sayoko verändert. Sie geht verwandelt durch die Welt, bemerkt Feinheiten und Farben, die ihr früher entgangen sind, und sie kann die Geister/Seelen der Verstorbenen sehen, die sich noch nicht ganz von der irdischen Welt gelöst haben.

Die Wahrnehmung und Begegnung mit solchen Geistern ist nicht dramatisch, sondern ganz unspektakulär, alltäglich, ja, oft friedlich und in manchen Fällen sogar ganz sympathisch. Nur Yōichi kann sie nicht sehen, da er offenbar leichten Herzens die Erde verlassen hat und nicht „herumspukt“.

Abends besucht Sayoko regelmäßig eine gemütliche Bar, um gewissermaßen rituell „ihre Wunden zu desinfizieren“, wie sie selber scherzhaft anmerkt. Der aufmerksame Barkeeper Shingaki behandelt sie sehr fürsorglich, und auch er scheint über eine Wahrnehmung zu verfügen, die über das übliche hinausgeht.

Sayoko schmeckt zärtlich-wehmütigen Erinnerungen an Yōichi nach, aber sie schließt auch Freundschaft mit Ataru, der um seine verstorbene Mutter trauert und gleichwohl von sehr lebenszugewandter und heiterer Wesensart ist.

Langsam wächst Sayokoks Vertrauen wieder, Dankbarkeit, Hoffnung, Sehnsucht, Zuversicht und freundschaftliche Verbundenheit entstehen in einfacher Selbstverständlichkeit. Sayoko kann sich schließlich mit vertiefter Empfindsamkeit und Daseinsfreude dem Leben zuwenden und den Tod akzeptieren.

Sanftmütig, federleicht und herzenstief wird in „Lebensgeister“ mit Leben und Tod umgegangen. Ganz ohne heiligen Bimbam, unsentimental und doch feinfühlig findet Sayoko ins Leben zurück und öffnet ihr Herz weit für das Jetzt.

Zum Ausklang und zum Lesevorkosten noch drei Zitate:

»Der Tod nimmt nicht mit dem Alter zu. Er ist immer bei Dir, ganz nah. Nur das Denken an den Tod nimmt zu und nagt an der Illusion, vor dem Unausweichlichen noch eine Weile sicher zu sein.«
(Seite 105)

»Wenn du zu weit nach vorne schaust, stolperst du. Verweile lieber im Moment, und gehe Schritt für Schritt deinen Weg.«
(Seite 111)

»Wir haben nur das Jetzt, Augenblick für Augenblick, aber welch eine unerschöpfliche Fülle sich allein schon in einem einzigen Moment offenbart!«
(Seite 130)

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.diogenes.ch/leser/titel/banana-yoshimoto/lebensgeister-9783257300420.html

Die Autorin:

»Banana Yoshimoto, geboren 1964, hieß ursprünglich Mahoko Yoshimoto. Ihr erstes Buch ›Kitchen‹ schrieb sie während ihres Studiums, jobbte nebenbei als Kellnerin in einem Café und verliebte sich dort in die Blüten der ›red banana flower‹, daher ihr Pseudonym. Ihr Vater Ryumei Yoshimoto war ein bekannter Essayist und Literaturkritiker. Sie schrieb zahlreiche Bücher, die auch außerhalb Japans ungewöhnlich hohe Auflagen erreichten. Ihr Debütroman verkaufte sich auf Anhieb millionenfach – ein Phänomen, für das dann die Bezeichnung ›Bananamania‹ gefunden wurde.«

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Fünf Meditationen über den Tod und über das Leben

  • von François Cheng
  • Aus dem Französischen von Thomas Schultz
  • C.H.Beck Verlag  August 2015   http://www.beck.de
  • Gebunden, mit Schutzumschlag
  • 169 Seiten
  • 16,95 € (D), 17,50 € (A)
  • ISBN 978-3-406-68319-0
  • E-Buch 13,99 €
  • Umschlagabbildung © Hanka Steidle / plainpicture
    Fünf Meditationen über den Tod und das Leben

LEBENSWACH  UND  TODESMUTIG

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

In weiser Gelassenheit, schicksalserprobter Demut und mit großer kultureller Flügelspannweite umkreist François Cheng in seinem Buch Leben und Tod aus. Das Werk entstand aus philosophischen Gesprächen mit Freunden, und so wird auch der Leser stets zu Beginn jeden Kapitels mit in den Freundeskreis eingeladen, um zu leselauschen, hinzuspüren und sich dem Thema zu stellen.

Vertraut mit fernöstlichen sowie westlichen poetisch-philosophischen Traditionen stellt François Cheng beispielsweise Rilke-Gedichte sowie Tagebucheinträge von Etty Hillesum neben Weisheiten Laozis und weist auf ihre korrespondierenden Sichtweisen bezüglich Sein und Werden, Ewigkeit und Vergänglichkeit, Gott und Religion, Gut und Böse, Leben und Tod hin.

Es geht dem Autor in seiner Darstellung keineswegs um Todessehnsucht, sondern um eine achtungsvolle Akzeptanz der Sterblichkeit, die eine zugewandte Haltung zur kostbaren Einmaligkeit des Lebens verstärkt. Anstatt vom Leben aus ängstlich auf den Tod zu blicken, schaut François Cheng vom Tode aus mutig auf das Leben.

„Den Tod in unsere Sicht eingliedern, heißt, das Leben als ein Geschenk von unschätzbarer Großzügigkeit zu empfangen.“
(Seite 37)

Des weiteren wird in den insgesamt fünf Kapiteln über Körper, Geist und Seele, Eros und Liebe, Leere und Fülle, Kunst und Transzendenz, Trost und Verantwortung sowie Zeit und Augenblick reflektiert. Dabei bezieht sich der Autor u.a. auf Stendhal, Michelangelo, Marcel Proust, Simone Weil, Victor Hugo, Teilhard de Chardin, Pascal, Meister Eckhart, Friedrich Nietzsche, auf den Daoismus und Konfuzianismus sowie auf viele Dichter, u.a. Keats, Shelley, Wang Wei und immer wieder Rilke.

„Jedes Kunstwerk ist in seinem erhabensten Zustand Einklang der Seele mit der Seele der anderen und mit dem SEIN. Auf diese Weise sucht jeder Schöpfer Raum und Zeit zu überwinden, Trennung und Tod zu transzendieren. Er strebt nicht nach Kommunikation, sondern nach Kommunion.“
(Seite 89)

Gerade die Schmerzempfindlichkeit und Vergänglichkeit des Lebens taucht seine Schönheit und Einmaligkeit in ein besonders intensives Licht. Erst das Bewußtsein des Todes lehrt uns die Kostbarkeit des Lebens.

Im Verlaufe der ersten vier Kapitel ergänzen und illustrieren zitierte Verse und Gedicht- strophen sowie Tagebucheinträge den philosophisch-meditativen Diskurs. Das fünfte Kapitel indes enthält eine Auswahl von François Chengs eigenen Gedichten und verläßt sich schließlich ganz auf die Poesie, als das Instrument, das sich am besten für ein letztes Wort eignet.

So wähle ich zum poetischen Ausklang auch ein paar Verse von François Cheng aus und übergebe sie dem Augenblick.

„ … Inmitten der überwältigenden Sternenunermesslichkeit?
Aufblitzen dieses winzigen Herzens, das da schlägt,
An diesem Nachmittag einer Sommersonnenwende …
Dank sei dem Wunder, das bewirkt, dass dies ist…“      (Seite 159)

François Cheng ©

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.chbeck.de/cheng-fuenf-meditationen-ueber-tod/product/14942043

Der Autor:

»François Cheng, geb. 1929 in China, siedelte bereits mit 19 Jahren nach Frankreich über. Er hat zahlreiche Romane, Gedichtsammlungen sowie Arbeiten über das chinesische Denken und die chinesische Kunst verfasst und ist darüber hinaus ein berühmter Kalligraph. Seit 2002 ist er Mitglied der Académie française.
Bei C.H. Beck ist 2013 vom ihm außerdem erschienen: Fünf Meditationen über die Schönheit.«

 

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Oma trinkt im Himmel Tee

  • Text von Fang Suzhen
  • Übersetzung aus dem Chinesischen von Thomas Geiger
  • Illustrationen von Sonja Danowski
  • Nord Süd Verlag 2015  www.nord-sued.com
  • 48 Seiten
  • Fadenheftung
  • 19,99 € (D), 20,60 € (A), 28,90 € sFr.
  • ISBN 978-3-341-10275-2
  • Bilderbuch ab 4 Jahren
  • Leider ist dieses feinsinnige Bilderbuch inzwischen vergriffen! Sie können nur versuchen, es noch antiquarisch aufzustöbern.

Oma trinkt im Himmel Tee Titelbild

ZWISCHEN  HIMMEL  UND  ERDE

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Sehr feinfühlig und mit leisen Tönen in Wort und Bild vermittelt das Bilderbuch „Oma trinkt im Himmel Tee“, wie ein Kleinkind den Verlust seiner Großmutter verarbeitet und währenddessen sowohl eine zartes Bewußtsein von Vergänglichkeit als auch eine ganz persönliche Form der inneren Verbundenheit entwickelt, die Trost spendet.

Der kleine Xiao Le fährt mit seiner Mutter in das Dorf der duftenden Blumen, um seine Oma zu besuchen. Das Dorf ist weit entfernt, und sie müssen mit dem Zug fahren. Xiao Le freut sich schon darauf, endlich seine Oma wiederzusehen und ihr sein momentanes Lieblingsspielzeug, einen kleinen Bagger, zu zeigen.

Bei der Ankunft fremdelt er zunächst ein bißchen, denn die Oma hat sich sichtbar verändert und liegt krank im Bett. Während die Tochter einige haushalterische Dinge erledigt, schaut sich Xiao Le ein Kindheitsfoto seiner Mutter an, und seine Großmutter erzählt davon, wie die Mutter sich als Kind verhielt.

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Illustration von Sonja Danowski © 2015 NordSüd Verlag AG, Zürich / Schweiz

 

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Illustration von Sonja Danowski © 2015 NordSüd Verlag AG, Zürich / Schweiz

Dann steht sie auf und geht mit ihrem Enkel Hand in Hand in den Garten, und sie spielen vergnügt Tauziehen mit Sauerkleestengeln, und anschließend trinken sie gemeinsam mit der Mutter Tee und essen Kuchen. Schließlich muß sich die Oma erschöpft wieder hinlegen, und Xiao Le sieht, wie seine Mutter mit einer Nachbarin spricht und dabei weint.

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Illustration von Sonja Danowski © 2015 NordSüd Verlag AG, Zürich / Schweiz

Xiao Le und seine Mutter fahren wieder zurück nach Hause. Xiao Le wird seine Oma nicht mehr wiedersehen. Seine Mutter erklärt ihm später, daß seine Oma vom Dorf der duftenden Blumen in den Himmel umgezogen sei. Xiao Le fühlt, daß seine Mutter ihre Mutter vermißt, wenn sie gedankenverloren und weinend in den Himmel schaut, und er begreift auch, daß die Entfernung zum Himmel zu groß ist, um sie mit dem Zug zu überwinden.

Für Xiao Le wird der Blick in den Himmel zu einer stillen Verbindung zum himmlischen Alltag seiner Oma. Wenn die Sonne golden leuchtend untergeht, stellt sich Xiao Le vor, daß seine Oma sich im Himmel ein Spiegelei brät, oder wenn der Mond aufgeht, hat seine Oma das Licht angeknipst und wenn es regnet, wäscht sie ihre Wäsche.

Xiao Le ist damit im Einklang, daß seine Oma in unerreichbarer Ferne „lebt“, aber seiner Mutter nimmt er gleichwohl das Versprechen ab, nicht auf die Idee zu kommen, die Oma zum Teetrinken im Himmel zu besuchen …

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Illustration von Sonja Danowski © 2015 NordSüd Verlag AG, Zürich / Schweiz

Einfühlsam hat die deutsche Illustratorin den chinesischen Text in detail- reiche Bilder übersetzt, die ein asiatisches Ambiente wiedergeben. Die Zeichnungen von Sonja Danowski sind von erstaunlicher Feinheit, die Darstellung der menschlichen Lebensräume und das anrührend gefühlvolle Minenspiel der Familienmitglieder, die zärtlichen Gesten und die liebe- vollen Abschiedsblicke bringen das Unausgesprochene, das zwischen den Zeilen schwebt, überaus beredt zum Ausdruck.

Es sind Bilder, in deren feinsinniger Tiefe und transparenter Zwischen- menschlichkeit man geradezu meditativ versinken kann. Die sanftmütige Harmonie, die von diesem Bilderbuch ausstrahlt ist wirklich etwas ganz besonderes.

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://nord-sued.com/programm/oma-trinkt-im-himmel-tee/

Die Autorin:

»Fang Suzhen ist eine preisgekrönte taiwanesische Kinderbuchautorin, die Bilderbücher, Märchen und auch Poesie für Kinder schreibt. Ihr Werk umfasst fast 200 Bücher. Neben ihrer Tätigkeit als Autorin arbeitet Fang Suzhen auch als Übersetzerin und engagiert sich ehrenamtlich als Geschichtenerzählerin und in der Leseförderung.«

Die Illustratorin:

»Sonja Danowski lebt als Illustratorin in Berlin. Bei ihrer Arbeit liegt ein besonderer Fokus auf Bilderbüchern und darauf, mit Bildern menschliche Erinnerungen zu bewahren. Ihre kolorierten Zeichnungen wurden mehrfach international ausgezeichnet.
2013 gewann sie die Goldmedaille beim koreanischen Nami Island International Picture Book Illustration Concours. Diese Auszeichnung führte zur Zusammenarbeit mit dem chinesischen Kinderbuch-Verlag CCPPG.«

Querverweise:

Hier folgen Links zu weiteren Kinderbüchern zu den Themen: Abschied, Tod und Trauer:

Ente, Tod und Tulpe
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/06/13/ente-tod-und-tulpe/
Erik und das Opa-Gespenst

https://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/12/05/erik-und-das-opa-gespenst/
Kleiner Fuchs Großer Himmel
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/11/23/kleiner-fuchs-grosser-himmel/
Nur ein Tag
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/10/13/nur-ein-tag/
Opa Meume und ich 
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2013/02/20/opa-meume-und-ich/
Der Tod auf dem Apfelbaum
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/03/20/der-tod-auf-dem-apfelbaum/
Überall & Nirgends / Gedichte über Tod und Trauer
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2018/07/03/ueberall-nirgends/
Wie lange dauert Traurigsein?
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/12/03/wie-lange-dauert-traurigsein/

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Kleiner Fuchs Großer Himmel

  • Text von Brigitte Werner
  • Illustrationen von Claudia Burmeister
  • Verlag Freies Geistesleben, 2015  http://www.geistesleben.de
  • Format 27 x 21 cm
  • 48 Seiten
  • gebunden, Fadenheftung
  • 16,90 € (D)
  • ISBN 978-3-7725-2793-7
  • Bilderbuch ab 5 Jahren
    Kleiner Fuchs Großer Himmel Titelbild

DAS  GANZE  LEBEN

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

In diesem äußerst feinfühligen und großherzigen Bilderbuch führt die Erfahrung des Trauerns und Tröstens gleichsam ins allverbindende Herzklopfen des ganzen Lebens.

Der kleine Fuchs trauert um seinen verstorbenen Großvater. Fuchsmama und Fuchs- papa erklären ihrem Kind, daß der Großvater nun im Himmel beim GroßenLiebenFuchs sei, der alles wisse und sich bestimmt himmlisch um alle Bedürfnisse des Großvaters kümmere. Diese Vorstellung tröstet den kleinen Fuchs ein wenig, aber nicht ganz.

In der Nacht träumt das Fuchskind davon, wie gut es dem Großvater im Himmel geht, und der Großvater winkt seinem Enkel vertraulich zu.

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Illustration von Claudia Burmeister © Verlag Freies Geistesleben 2015

Wieder ein kleines Stückchen getröstet, sucht der kleine Fuchs am nächsten Tag ein sonniges Fleckchen im Wald auf, wo sein Großvater früher gern zum Sonnenbaden lag. Die Erinnerung weckt wieder Traurigkeit, und das Fuchskind spürt, wie Tränen in seine Augen steigen. Ein Eichhörnchen, das des Weges kommt, fragt den kleinen Fuchs nach dem Grund seiner Trauer und setzt sich in stiller Anteilnahme neben das Fuchskind. Schließlich sagt das Eichhörnchen, daß der Großvater nun beim GroßenLiebenEich- hörnchen weile und daß dieses ganz bestimmt gut für den Großvater sorge.

In der folgenden Nacht träumt der kleine Fuchs davon, wie das GroßeLiebeEichhörn- chen den Großvater mit leckeren, weichen Sachen füttert, und wieder winken sich Großvater und Enkel vertraulich zu.

Tag für Tag spaziert der kleine Fuchs zu verschiedenen großväterlichen Erinnerungs- plätzen und trifft dabei unterschiedliche Tiere, die ihr Mitgefühl zeigen und ihm ihre himmelsgöttliche Version zum Trost anbieten. Trotz seiner Verwirrung über die vielen unterschiedlichen Tiergötter träumt er Nacht für Nacht von seinem Großvater Fuchs in den verschiedenen und doch auch wieder ähnlichen Himmeln.

Fuchs_19-20a

Illustration von Claudia Burmeister © Verlag Freies Geistesleben 2015

So lernt der kleine Fuchs den Glauben an die GroßeLiebeSchnecke, an den Großen- LiebenBuntspecht und an den GroßenLiebenFrosch kennen. Dann trifft er eine weiße Eule und auch diese weiß von einem gütigen, allwissenden überirdischen Wesen zu berichten.

Fuchs_23-24

Illustration von Claudia Burmeister © Verlag Freies Geistesleben 2015

Als der kleine Fuchs nachfragt, ob die GroßeLiebeWeißeEule so wäre wie der Große- LiebeFuchs, denkt die weise, weiße alte Eule lange, lange nach und verkündet dem kleinen Fuchs, daß sein Großvater ebenso weit oben im Himmel sei wie ganz nah im Herzen des kleinen Fuchses, weil er ihn lieb habe. Schließlich selbst angenehm über- rascht von ihrer neuen Erkenntnis, fügt sie hinzu, daß die GroßeLiebeWeißeEule einfach alles sei und sich in allen Erscheinungen der Natur zeige, sogar im Wald, im Wind im Regen sowie als GroßerLieberFuchs, GroßeLiebeAmeise und und und …

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Illustration von Claudia Burmeister © Verlag Freies Geistesleben 2015

 

Frohgemut läuft der kleine Fuchs daraufhin zu seinen Eltern und erzählt ihnen, was er über die Einheit in der großen Vielheit des Lebens und Glaubens gelernt hat.

„Und in der Nacht träumte das Fuchskind von dem Himmel.
Der war wirklich sehr GROOOOOSSS!!!
Er hatte Platz für alle.

Und DerDieDasGroßeLiebeWeiseAllesAllesAllesWasIst
hatte Großvater Fuchs in seinem
FlügelFlossenPfotenHerzUndAllesAndereAuchArm
und hatte ihn lieb.

So wie den kleinen Fuchs.“

Die Autorin findet für die unterschiedlichen Gottes-, Schöpfungs- und Jenseitsvor- stellungen Naturbilder, die ebenso anschaulich wie poetisch und lebensfarben sind. Schön ist zudem, wie sie diese Vorstellungen aus den existenziellen Lebensbedürfnissen der verschiedenen Tiere ableitet. So thront der Schneckengott auf einem riesigen Kopfsalat und das GroßeLiebeEichhörnchen auf einer Riesennuß.

Den Gefühlen des kleinen Fuchses wird in warmherzigen, kindgemäßen Maßeinheiten greifbare Gestalt gegeben: „Da war das Fuchskind ein bisschen froh. Aber immer noch ganz viel traurig.“, oder: „Da war das Füchslein ein kleinkleinkleinesbisschen weniger traurig.“ Die kapitelweise wiederkehrenden tröstlichen Schlüsselsätze geben der Geschichte einen verbindenden, zyklischen Rhythmus und unterstützen die Bilderbuch-Vorlesegeborgenheit.

Die phantasievollen Illustrationen sind in einer Malcollagen-Mischtechnik mit wandelbar-proportionierten Raumperspektiven gestaltet und offenbaren beim verweilenden Betrachten zahlreiche verspielte Details.

Das Bilderbuch „Kleiner Fuchs Großer Himmel“ ist erfüllt von einer tiefen, zärtlichen Lebenszugewandtheit und heiteren Demut. Mit dieser Flügel- spannweite gelingt hier das Kunststück, die kleine Endlichkeit tröstlich mit der großen Unendlichkeit zu verbinden. So gehören wir dem Leben, ohne es zu besitzen.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.geistesleben.de/Buecher-die-mitwachsen/Bilderbuch/Kleiner-Fuchs-grosser-Himmel.html

 

Die Autorin:

»Brigitte Werner, geboren 1948, lebt und arbeitet im Ruhrgebiet und an der Schlei. Sie wollte immer Lehrerin werden, aber noch lieber wollte sie Geschichten erzählen. Nach zehn Jahren Schuldienst und einem Berg ungeschriebener Bücher ist sie umgestiegen in das Leben ohne festes Gehalt, ohne Chef und Vorschriften, aber mit einem Sack voller Lebensideen. Sie hat in ihrem Kindermitspieltheater gespielt, gewerkelt und die Stücke geschrieben, hat ein paar Preise bekommen und schreibt nun für Kinder und Erwachsene. Ihr bisher erfolgreichstes Buch ist Kotzmotz der Zauberer.«

Die Illustratorin:

»Claudia Burmeister, geboren 1976, studierte Grafik und Design in Anklam sowie Germanistik und Erziehungswissenschaften an der TU Berlin. Bis 2011 arbeitete sie als Angestellte in einer Wohnstätte für geistig behinderte Menschen in Berlin und nebenberuflich als Grafikerin und Künstlerin. Seit September 2011 wohnt sie mit ihrer Familie samt Uroma in der Mecklenburgischen Schweiz und arbeitet wieder hauptberuflich als Grafik-Designerin, Kunstschullehrerin und Illustratorin.«

Querverweise:

Hier folgen Links zu weiteren Kinderbüchern zu den Themen: Abschied, Tod und Trauer:

Ente, Tod und Tulpe
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/06/13/ente-tod-und-tulpe/
Erik und das Opa-Gespenst

https://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/12/05/erik-und-das-opa-gespenst/
Nur ein Tag
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/10/13/nur-ein-tag
Oma trinkt im Himmel Tee
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/11/26/oma-trinkt-im-himmel-tee/
Opa Meume und ich 
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2013/02/20/opa-meume-und-ich/
Der Tod auf dem Apfelbaum
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/03/20/der-tod-auf-dem-apfelbaum/
Überall & Nirgends / Gedichte über Tod und Trauer
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2018/07/03/ueberall-nirgends/
Wie lange dauert Traurigsein?
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/12/03/wie-lange-dauert-traurigsein/

 

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Wie lange dauert Traurigsein?

  • Für alle, die jemanden verloren haben
  • von Maria Farm
  • aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer
  • Einband von Anna Harvard
  • Illustrationen von Bianca Schaalburg
  • Oetinger Verlag, März 2014                     http://www.oetinger.de
  • 144 Seiten, gebunden
  • 12.95 €
  • ISBN 978-3-7891-8557-1
  • Ab 9 Jahren
    9783789185571.jpg Wie lange dauert Traurigsein

LICHTSTREIFEN  IN  DER  DUNKELHEIT 

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Es ist schon für Erwachsene eine Herausforderung, konstruktiv mit den schmerzlichen Gefühlen umzugehen, die mit den Themen Tod, Verlust und Trauer verbunden sind. Umso wichtiger ist es, daß Kinder, die vom Tode eines nahen Angehörigen betroffen sind, eine gute Unterstützung und Begleitung zur Trauerverarbeitung bekommen.

Auch ein Ratgeberbuch kann ein solcher hilfreicher Wegweiser sein. Die Autorin von „Wie lange dauert Traurigsein?“ ist Psychologin, und der Umgang und das Arbeiten mit Menschen in Krisensituationen ist ihr Beruf. Ihr Buch ist für Kinder und Jugendliche ab 9 Jahren geschrieben, aber es ist auch gut für Erwachsene geeignet, die – beruflich oder persönlich – in irgendeiner Weise trauernden Kindern beistehen und helfen möchten.

Gefühle müssen zur Sprache gebracht werden, und dieses Buch geht mit gutem Beispiel voran:
Es wird nichts beschönigt, aber auch nichts dramatisiert. Mit ausdrücklicher Sensibilität und spürbarem Mitgefühl beschreibt die Autorin Gefühle von Angst, Betäubtheit, Verwirrung, Schuld, Wut, Verletzlichkeit, Sinnlosigkeit und Traurigkeit sowie Möglichkeiten, mit diesen schmerzlichen Gefühlen umzugehen. Sie spricht zudem auch unterschiedliche Todesarten (Unfall, Krankheit, Gewaltverbrechen und Selbstmord) an.

Sie wendet sich auch an Kinder, die einen gewalttätigen oder vernachlässigenden familiären Hintergrund haben und denen verantwortungsvolle Bezugspersonen fehlen. In solchen Fällen empfiehlt sie diesen Kindern und Jugendlichen, außerfamiliäre Hilfe in Anspruch zu nehmen. (Auf den Seiten 123/24 werden Internetseiten und Telefonnummern von Beratungsstellen angegeben.)

Die vier Phasen der Trauer (Schock, Reaktionsphase, Verarbeitung, Neuorientierung) werden sehr verständlich erläutert, aber auch der Unterschied zwischen Trauer und Depression wird anschaulich dargelegt. Auch die Möglichkeit, in der Trauer steckenzubleiben, wird thematisiert und die Notwendigkeit, sich in diesem Falle mit professioneller therapeutischer Begleitung an die Trauerverarbeitung zu machen.

Wiederholt wird darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, die traurigen und schmerzlichen Gefühle und Gedanken sowie die schönen Erinnerungen an die verstorbene Person zum Ausdruck zu bringen. Dies kann auf unterschiedliche Weise geschehen, z.B. durch Aufschreiben oder Malen und durch die Gestaltung eines persönlichen Ortes der Erinnerung, der mit einigen besonderen Erinnerungsgegenständen und vielleicht einer Kerze geschmückt wird.

Der Wellengang der Gefühle, das Hin und Her von Kummer und Trost, die Erschöpfung und die dunklen Gedanken, die aufkommen können, all dies sollte man sich von der Seele reden. Das Gespräch mit vertrauten Erwachsenen, mit den eigenen Freunden, aber auch ein Selbstgespräch können beruhigen, trösten und helfen. Natürlich muß auch die Sprache der Tränen fließen, wann immer einem danach zumute ist.

Es fehlt auch nicht an ganz pragmatischen Anregungen, gut für sich selbst zu sorgen, z.B. durch Bewegung an der frischen Luft oder die Ausübung einer Sportart. Auch hier wird ganz einfach erklärt, daß man dem Körper dadurch hilft, Stress abzubauen sowie durch die Ausschüttung körpereigener „Glückspillen“ die eigene Gefühlstimmung positiv beeinflußen kann.

Die Autorin beschreibt den Ausnahmezustand der Trauer in einer sehr warmherzigen Sprache mit kindgemäßer Wortwahl, und es gelingt ihr, auf berührende Weise Trost und Verständnis zu vermitteln sowie eine Vielzahl von konstruktiven Anregungen und Hilfen.

Den Weg der Trauerverarbeitung muß ein betroffenes Kind zwar trotzdem selber gehen. Aber mit dem glaubwürdigen, „buchförmigen“ Versprechen eines lebenserfahrenen Erwachsenen, daß das Leben wieder heller werden wird, sieht der Weg nicht mehr ganz so düster aus. Und vielleicht reift dann langsam eine Erkenntnis, wie die eines Jungen, der bei der Autorin in Behandlung war und der sehr um seine Mutter trauerte:

»Eines Tages strahlte er übers ganze Gesicht: „Du, ich bin jetzt dahintergekommen!“ „Was denn?“ fragte ich. „Also“, antwortete er, „alle wissen ja, dass gute Gefühle vorbeigehen, oder? Ich weiß, wenn ich jetzt im Moment froh bin, heißt das nicht, dass ich immer froh sein werde. Und darum kann man genauso über anstrengende Gefühle denken: Genau wie die frohen Gefühle werden auch sie natürlich vorübergehen!« (Seite 81)

Die farblich zurückhaltenden Illustrationen (von Bianca Schaalburg) – in schwarz, weiß, grau und rosa – bereichern den einfühlsamen Text um schlichte, aber sehr sprechende Bilder.

Eine weitere sinnvolle Ergänzung sind die textfreien letzten 14 Buchseiten, die dem Kind ganz unmittelbar Raum für eigene Notizen lassen.

 

Die Autorin:

»Maria Farm ist Psychologin, und der Umgang und das Arbeiten mit Menschen in Krisen ist ihr unmittelbar vertraut. „Wie lange dauert Traurigsein?“ ist ihr drittes Buch und basiert auf Erfahrungen aus ihrer Praxis.«

 

Die Illustratorin:

»Bianca Schaalburg, geboren 1968 in Berlin, studierte dort auch Grafik und Visuelle Kommunikation. Schon während des Studiums konnte sie regelmäßig Cartoons und Comics veröffentlichen und erste Kinderbücher illustrieren. Seit 2006 hat sie einen Platz an der Sonne im Atelier petit 4 in Berlin. Dort arbeitet sie mit viel Spaß an ihren Kinder- und Jugendbüchern und an Aufträgen für Zeitschriften und Agenturen. «

Querverweis:

Hier folgen ergänzende Links zu weiteren Kinderbüchern zu den Themen: Abschied, Tod und Trauer:

 

Ente, Tod und Tulpe
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/06/13/ente-tod-und-tulpe/
Erik und das Opa-Gespenst
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/12/05/erik-und-das-opa-gespenst/ ‎
Kleiner Fuchs Großer Himmel
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/11/23/kleiner-fuchs-grosser-himmel/
Nur ein Tag
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/10/13/nur-ein-tag/
Oma trinkt im Himmel Tee
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/11/26/oma-trinkt-im-himmel-tee/
Opa Meume und ich 
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2013/02/20/opa-meume-und-ich/
Der Tod auf dem Apfelbaum
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/03/20/der-tod-auf-dem-apfelbaum/
Überall & Nirgends / Gedichte über Tod und Trauer
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2018/07/03/ueberall-nirgends/