Lennart Malmkvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen

  • von Lars Simon
  • Roman
  • 2. Band der Lennart-Malmkvist-Reihe
  • Originalausgabe
  • DTV  Verlag   November 2017   http://www.dtv.de
  • Taschenbuch
  • 319 Seiten
  • 9,95 € (D), 10,30 € (A)
  • ISBN 978-3-423-2170-0

ZAUBERHAFTE  EHEKRISEN

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Es ist noch gar nicht so lange her, da führte Lennart Malmkvist ein ganz normales Besserverdienerleben als erfolgreicher Unternehmensberater in Göteborg. Doch von heute auf morgen geriet sein Leben auf eine magische Abzweigung, und er erbte von seinem freundlich-schrulligen Nachbarn Buri Bolmen ein Geschäft für Zauberei- und Scherzartikel und einen sprechenden Mops namens Bölthorn.

Lennart erfuhr von Bölthorn und vom geheimnisvollen Anwalt und Testamentsvoll-strecker, Advokat Cornelius Isaksson, daß er nun einer der Hüter des sagenhaften Dunklen Pergamentes sei. Es gibt vier Teile dieses Pergaments, welche die magische Kraft des Schwarzmagiers Olav Tryggvason, genannt Krähenbein, bannen und somit  Welt und Wirklichkeit vor Tryggvasons schlechtem Einfluß bewahren.

Lennarts Erbe ist mit der Verpflichtung verbunden zu verhindern, daß sich der böse Magier dieser Pergamente, die an verschiedenen geheimen Orten versteckt und gehütet werden, bemächtigt. Dafür muß Lennart so schnell wie möglich wirklich zaubern lernen. Wer sich über diese Vorgeschichte gerne genauer informieren möchte, möge bitte meine Rezension des ersten Lennart-Malmkvist-Bandes konsultieren:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/05/31/lennart-malmkvist-und-der-ziemlich-seltsame-mops-des-buri-bolmen/

Bölthorn und Lennart sind inzwischen gute Freunde geworden und arbeiten eine Namensliste ab, die Advokat Isaksson in Buri Bolmens Unterlagen gefunden hat. Diese Namensliste verzeichnet mögliche Mitglieder der  okkulten Sekte „Tryggvasons Erben“, deren erklärtes Ziel es ist, dem bösen Magier Olav Tryggvason wieder zu seiner alten Macht zu verhelfen.

Henrietta Hellström steht auf dieser Liste, und da sie zufällig in Göteborg wohnt, beschließt Lennart, ihr einen vorsichtigen Besuch abzustatten. Als Adresse ist ein Nebengebäude des Naturhistorischen Museums angegeben. An der Haustür werden Lennart und Bölthorn von einem sichtlich verwirrten Herrn empfangen, welcher der Direktor des Museums und der Ehemann Henriettas ist.

Eine magische Einflußaura ist im ganzen Haus spürbar, und der Hausherr klagt darüber, daß jeden Tag ein unsichtbares Wesen seine Küche demoliere, seit seine Frau verschwunden sei.  Es stellt sich heraus, daß Henrietta entführt worden ist; am Runenstein im innerstädtischen Wald Trindemossen, der sich an den Museumspark anschließt, hat man ihre blutverschmierte Jacke gefunden.

Die Polizei tappt im Dunklen und bei der strengen Kommissarin Maja Tysja steht Lennart auch sogleich wieder unter Generalverdacht, da er immer dort auftaucht, wo gerade ein mysteriöses Verbrechen geschehen ist.

Während Lennart mit verborgenen magischen Mitteln und unter offensichtlicher polizei-licher Observierung seine Nachforschungen anstellt, räumt sein Freund Frederik das Lager des Zauberladens auf, um das Geschäft auf die baldige Neueröffnung vorzu- bereiten. Außerdem richtet er einen Online-Verkauf ein und verkauft ahnungslos das unscheinbare Keksdosen-Orakel, das Lennart mit wohlgereimten Vorhersagen zu versorgen pflegt. Doch dies ist nur eine Panne von vielen und bei weitem nicht die schlimmste …

Das Finanzamt plagt Lennart mit einer beträchtlichen Erbschaftssteuerforderung, da er nicht nur den krimskramigen Laden von Buri Bolmen geerbt hat, sondern auch die dazugehörige wertvolle Immobilie.

Lennarts seltsame Liebesallergie, die ihm, sobald er auch nur eine leise Herzensneigung zu einer Frau entwickelt, unerträglich juckende rote Pusteln am ganzen Körper beschert, zeigt sich diesmal sowohl bei der Wiederbegegnung mit seiner ehemalige Kollegin Emma als auch bei einer „unwirklichen“ Begegnung mit Kommissarin Maja Tysja. Der zwielichtige Leierkastenmann, der schon in ersten Band eine dubiose Rolle spielte, erklärt Lennart, daß er diese Liebesallergie, einem Fluch verdanke.

Ein Kobold mit dem Namen Svartalf muß mit magischen Kochkünsten gebannt werden. Lennart erfährt – nach einigem magischen Kräftemessen – vom durchaus kooperativen Svartalf, daß dieser mit der Fee Vanadia verheiratet ist. Wegen seiner kulinarischen Fleischgelüste hat sie ihn aus ihrem Feenreich verbannt. Er liebe seine Fee jedoch noch immer und wolle sehr gerne zu ihr zurückkehren.

Bölthorn und Lennart wagen einen Ausflug ins Feenreich, dessen Eingang sich an mobilen Portalen stets irgendwo im Trindemossen-Wald befindet. Dazu müssen gefährliche, aber humorvolle Wächter überzeugt werden, doch dies gelingt besser als erwartet. Die Fee ist verwirrend schön und äußerst machtvoll und durchaus verhandlungsbereit, sofern Svartalf dem Fleischgenuß abschwöre. Lennarts scherzhafte Bemerkung, im Feenreich ernähre man sich also feegan, versteht sie zwar nicht, aber sie verspricht Lennart eine großzügige Belohnung, wenn es ihm gelänge, Svartalf von seinem Fleischhunger zu kurieren.

Die Aufklärung der Entführung, der Schutz des Dunklen Pergaments, die Ehekrise von Svartalf und Vanadia, das Entziffern von Runen, das Ertragen von Verwandlungsdruck-wellen und die magische Präparierung eines Elfensteins sowie die Verteidigung des eigenen Lebens gegen menschliche und magische Angreifer bringen Lennart Malmkvist an seine Grenzen. Er ist magiebegabt, aber er hat erst wenig Erfahrung und Übung, und so endet dieser Band mit einem ziemlich harten Klippenhänger …

Auch Lennart Malmkvists zweiter Zauberfall bietet spannende kriminalistische Verwinkelungen, abwechslungsreiche Szenerien mit Göteborger Lokalkolorit, charakterstarke, skurrile Figuren, Dialog- und Situationskomik und erstaunliches Zaubererlatein sowie angedeutete Zusammenhänge, welche die Leseneugier auf eine weitere Fortsetzung unbedingt wachhalten.

Besonders vergnüglich sind Malmkvists alltägliche Schwierigkeiten, sein zauberhaftes Wissen und magisches Wirken und Tun angemessen zu vertuschen und zu tarnen. Hantieren Sie mal unauffällig mit einem Zauberstab oder sprechen mit geschraubten Reimen in eine verbeulte Keksdose, ganz zu schweigen von lebhaften Diskussionen mit einem Mops  …

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.dtv.de/buch/lars-simon-lennart-malmkvist-und-der-ganz-und-gar-wunderliche-gast-aus-trindemossen-21704/

Hier entlang zum ersten Lennart-Malmkvist-Band:
https://www.dtv.de/buch/lars-simon-lennart-malmkvist-und-der-ziemlich-seltsame-mops-des-buri-bolmen-21651/
Hier entlang zum dritten, mopsfidelen Lennart-Malmkvist-Band:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2019/01/26/lennart-malmkvist-und-der-ueberraschend-perfide-plan-des-olav-tryggvason/

 

Der Autor:

»Lars Simon, Jahrgang 1968, hat nach seinem Studium lange Jahre in der IT-Branche gearbeitet, bevor er mit seiner Familie nach Schweden zog, wo er als Handwerker tätig war. Heute lebt und schreibt der gebürtige Hesse wieder in der Nähe von Frankfurt am Main. Bisher sind von ihm bei dtv eine dreibändige Comedy-Reihe, das Weihnachtsbuch „Gustafssons Jul“ sowie der erste Band der Lennart-Malmkvist-Reihe „Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen“ erschienen. Lars Simon ist ein Pseudonym.«

 

Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen

  • von Lars Simon
  • Originalausgabe
  • Roman
  • 1. Band der Lennart-Malmkvist-Reihe
  • DTV Verlag,  Oktober 2016    http://www.dtv.de
  • Taschenbuch
  • 432 Seiten
  • 9,95 € (D), 10,30 € (A)
  • ISBN 978-3-423-21651-7

MÖGE  DER  MOPS  MIT  DIR  SEIN

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Für die Schnelleser vorab: Ein junger, erfolgreicher Unternehmensberater mit Liebesallergie erleidet einen dramatischen Karriereknick und befindet sich unverhofft in der Umschulung zum Magier.

Hinter dem etwas sperrigen Titel „Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen“ verbirgt sich ein komplex angelegter Roman mit kriminellen, kulinarischen und magischen Elementen sowie eigenwilligen, geheimnisvollen und kapriziösen Charakteren. Der Erzähl- fluß ist ausführlich und gemächlich sowie auf unterhaltsame Weise spannend. Phantasievolle Details, filmreife Situationskomik und überraschende Wendungen runden die Lektüre vergnüglich ab.

Und nun für alle, die es etwas genauer wissen wollen, die minutiöse Version: Lennart Malmkvist lebt im hohen Norden und steht auf der Sonnenseite des Lebens. Er bewohnt eine Mietwohnung in einem luxussanierten Altbau in der Västra Hamngatan, in einem der begehrtesten Stadtviertel Göteborgs. Beruflich ist er als erfolgreichster Unter- nehmensberater für die Investmentfirma HIC AB tätig, die mit Firmen aus der Medien- und Kommunikationsbranche handelt. Lennart bereitet gerade eine Präsentation für eine weitere lukrative Firmenbeteiligung vor, auf die Harald Hadding, der charismatische Herrscher der HIC AB, besonderen Wert legt.

Einen bitteren Wermutstropfen gibt es allerdings schon in Lennarts Leben. Er hat eine Liebesallergie, d.h. sobald er nach einer amourösen Begegnung auch nur den Gedanken an eine weitergehende Beziehung hegt, befällt ihn ein unerträglich juckender, pusteliger Ausschlag. Das bringt ihn stets in die Verlegenheit, sich auf keine Frau wirklich einlassen zu können.

Lennart denkt mit Vergnügen an die vergangene Nacht, die er mit seiner Kollegin Emma verbracht hat, aber seine Vorfreude, sie bald darüber aufzuklären zu müssen, daß sich nichts Bindendes aus dieser Liebeslustnacht ergeben wird, hält sich in Grenzen.

Doch jetzt ist erst einmal Wochenende, und Lennart macht sich auf den Weg einige Einkäufe (Zimtkringel, Zeitung) zu erledigen. Im Treppenhaus wird er von seiner mollig-mütterlichen Nachbarin, Maria Calvino, abgefangen, die ihn bittet, Buri Bolmen, dem Nachbarn im Parterre, einige Kostproben ihrer italienischen Kochkunst abzuliefern.

Buri Bolmen führt im Erdgeschoß des Hauses ein Geschäft für Zauber- und Scherzartikel. Nicht zum ersten Mal wundert sich Lennart, wovon Buri Bolmen eigentlich lebt, denn Kunden haben in seinem mit Kuriositäten vollgestopften Laden größeren Seltenheits- wert als die Ware. Der Inhaber von „Bolmens Skämt- & Förtrollningsgrotta“ ist schon recht betagt,  schrullig-verschmitzt und erinnert mit seinem langen weißen Bart wirklich an einen Zauberer. Er lebt mit Bölthorn, seinem mürrischen Mops, zusammen. Gegenüber Lennart ist Buri Bolmen sehr warmherzig und beinahe großväterlich-zugewandt, und Lennart hat den alten Kauz auch ziemlich gern.

In der nächsten Woche sieht und hört Lennart auf dem Weg zur Arbeit wieder einmal diesen unheimlichen, rotbefrackten Leierkastenmann, der ihn in der letzten Zeit sogar bis in seine Träume verfolgt. Im Traum hatte der Leierkastenmann Lennart nachdrück-lich darauf hingewiesen, daß er sein Schicksal annehmen müsse. Lennart ist irritiert, aber er muß sich auf seine bevorstehende und äußerst karriererelevante Präsentation konzentrieren.

Kaum eine Stunde später steht Lennart fristlos entlassen auf der Straße. Eine plötzliche unerklärliche Sprachstörung Lennarts machte die sorgfältig vorbereitete Präsentation und die zu erwartenden Firmenfusionen zunichte.

Zu Hause blockieren blinkende Polizeiwagen die Straße, und die ermittelnden Beamten informieren Lennart darüber, daß sein Nachbar Buri Bolmen ermordet wurde. Lennart wird von Kommissar Hendrik Nilsson und Kommissarin Maja Tysja vernommen, und schließlich muß er auch noch den Mops bei sich aufnehmen, da das Tier sonst im Tier- heim landen würde.

Lennart ist nicht amüsiert und der Mops offensichtlich auch nicht, aber man arrangiert sich. Maria Calvino kann den Mops, obwohl sie ihn sehr mag, leider nicht nehmen, da sie eine Hundehaarallergie hat. Sie besticht Lennart mit Gaben ihrer unermüdlichen Koch- kunst, und Lennart versucht, erst einmal zur Besinnung zu kommen.

Am nächsten Tag erhält Lennart handschriftliche Post von Advokat Cornelius Isaksson und erfährt, daß Buri Bolmen ihm sein Geschäft und die dazugehörige Immobilie vermacht habe – allerdings unter der Bedingung, daß er sich ein Jahr lang um den Laden und um den Mops kümmere. Lennart ist sprachlos, und Mops Bölthorn beginnt zu sprechen …

Für Lennart öffnet sich eine neue Welt, und er braucht eine ganze Weile, bis er die Erweiterung seiner gewohnten Wirklichkeit um eine magische Dimension akzeptiert. Unter Bölthorns kundiger Anleitung lernt er alltägliche Dinge von magisch aufge- ladenen zu unterscheiden, und so entpuppt sich der Zauberladen als perfekte Tarnung für echte Magie.

„Magie selbst ist, bis auf wenige Ausnahmen, unsichtbar. Nur ihre Auswirkung erkennt man, verstehst du?“ (Seite 252)

Die erste kleine Zauberübung besteht darin, das Zauberlehrlingsbuch aus seiner Tarnung hervorzuzaubern, was Lennart gut gelingt. Und dann wird geübt, geübt, geübt, und Bölthorn klärt Lennart beiläufig darüber auf, das er nun einer der „vier Wächter der Dunklen Pergamente“ sei und Bölthorn sein Adlatus.

Vor beinahe tausend Jahren bannten vier Magier den bösen Geist von Olav Krähenbein in ein steinernes Amulett und seine dunkle Magie in ein Pergament aus der Haut eines schwarzen Wolfes. Das Amulett wurde entzweigebrochen und an weit voneinander entfernten Orten tief vergraben. Das Pergament wurde gevierteilt und von den Magiern ebenfalls an getrennten Orten aufbewahrt und beschützt, damit dieser böse Geist niemals mehr die Möglichkeit hätte, an die Macht zu kommen.

Leider ist nicht alles harmlos, was Archäologen ans Tageslicht befördern, und so geschah es, daß die Amuletthälften wieder zusammengefügt wurden. Nun ist der Schattengeist Olav Krähenbein auf der Suche nach den Pergamenten …

So weit – so klassisch, aber die Zeit drängt, denn der Mord an Buri Bolmen dürfte mit dieser sagenhaften Schattenfigur in Zusammenhang stehen. Außerdem ist Lennarts Kollegin Emma plötzlich verschwunden, und jemand ist in den Zauberladen einge- brochen und hat ihn gründlich durchsucht; das Schwarze Pergament befindet sich nicht mehr in seinem üblichen Versteck.

Lennarts bester Freund, Frederik Sandberg, ist Computerspezialist, Hacker und Star-Wars-Liebhaber. Auf Lennarts Bitte hin recherchiert er illegal nach Emmas Personalakte im System der HIC AB und stellt fest, daß man sich erstaunlich viel Mühe damit gegeben habe, diese ansonsten gänzlich unauffällige Akte zu verstecken.

Wie hängt das alles zusammen? Wer ist Freund und wer ist Feind? Gibt es Gnome und Feen und woran erkennt man sie?  Wer oder was ist der Leierkastenmann? Wer ist der Mörder?

Die strenge, unterkühlt-attraktive Kommissarin Maja Tysja findet indes Lennart ver- dächtig, da er mit dem wertvollen Haus in der Västra Hamngatan ein nicht unbeträcht- liches Erbe von Buri Bolmen erhalten hat. Komplikationen über Komplikationen; wenigstens gibt es regelmäßig köstliches, italienisches Essen bei Maria Calvino, sonst wären Lennart und Bölthorn längst entkräftet.

Wie diese zauberhaft-gefährliche Geschichte tatsächlich ausgeht, verrate ich natürlich nicht, nur, daß dieses vorläufige Ende schon den Anfang der nächsten Geschichte einleitet; es bleiben genug lose Fäden und ungeklärte Andeutungen, die reichlich magieverdächtigen Stoff und zwischenmenschliche Verstrickungen für eine Fortsetzung bieten. Außerdem muß Lennart unbedingt noch viel besser zaubern lernen …

Lars Simons Schreibstil ist atmosphärisch, spannend und abwechslungs- reich sowie bisweilen feinsinnig-nachdenklich, seine Figurenzeichnung ist lebhaft und sinnlich-anschaulich, er läßt sich Zeit, die Charaktere auszumalen, seine phantasievollen magischen Details sind amüsant und dramaturgisch raffiniert, wie beispielsweise das Keksdosenorakel, das nur auf gereimte Fragen antwortet und dabei einen hohen Anspruch an die Reimqualität des Fragenstellers pflegt – ein Garant für heitere Wortduelle zwischen zwei sehr ungleichen Sprachkünstlern.

Besonders gelungen ist die Beziehungsdynamik zwischen Lennart und Bölthorn. Anfänglich distanziert-kritisch entwickelt sie sich zu einer sehr kooperativ-zugeneigten Gemeinschaft. Als magischer Profi muß Bölthorn angesichts von Lennarts magischem Analphabetismus zwar noch oft mit den Mopsaugen rollen, doch langsam wächst Lennart mit „Mut, Entschlossenheit und Vertrauen“ in seine neue Heldenrolle hinein.

Das läßt vorfreudig darauf hoffen, daß es mit Lennart und Bölthorn im Folgeband zauberhaft weitergehen wird.

 

PS:
Ich empfehle die Lektüre ausdrücklich nur mit vollem Magen, denn die überaus leckeren italienischen Unendlichkeitsmenüs, die Lennarts Nachbarin Maria Calvino serviert, kann man sonst nur schwer aushalten. 😉

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.dtv.de/buch/lars-simon-lennart-malmkvist-und-der-ziemlich-seltsame-mops-des-buri-bolmen-21651/

Hier entlang zur verlagseigenen Webseite zum Buch mit Übersichtskarte und Fotos von Romanschauplätzen, Autoreninterview mit zauberhaften Hinweisen auf die Fortsetzung der Lennart-Malmkvist-Mops-Reihe und einem leckeren Nachtischrezept … 
https://www.dtv.de/special-lars-simon-lennart-malmkvist-und-der-ziemlich-seltsame-mops-des-buri-bolmen/start/c-1067

Hier entlang zum zweiten Band: Lennart Malmkvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/11/28/lennart-malmkvist-und-der-ganz-und-gar-wunderliche-gast-aus-trindemossen/
Hier entlang zum dritten, mopsfidelen Band: Lennart Malmkvist und der überraschend perfide Plan des Olav Tryggvason:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2019/01/26/lennart-malmkvist-und-der-ueberraschend-perfide-plan-des-olav-tryggvason/

 

Der Autor:

»Lars Simon, Jahrgang 1968, hat nach seinem Studium lange Jahre in der IT-Branche gearbeitet, bevor er mit seiner Familie nach Schweden zog, wo er als Handwerker tätig war. Heute lebt und schreibt der gebürtige Hesse wieder in der Nähe von Frankfurt am Main. Bisher sind von ihm bei dtv die Comedy-Romane ›Elchscheiße‹, ›Kaimankacke‹ und ›Rentierköttel‹ sowie der Urban-Fantasy-Roman ›Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen‹ erschienen. Lars Simon ist ein Pseudonym.«

 

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Das bleibt in der Familie

  • Von Liebe, Loyalität und uralten Lasten
  • von Sandra Konrad
  • PIPER Verlag,  April 2013    https://www.piper.de/
  • gebunden, mit Schutzumschlag
  •  304 Seiten
  • 19,99 €, 20,60 € (A), 26,90 sFr
  • ISBN 978-3-492-05526-0
  • Taschenbuchausgabe: August 2014
  • 11,00 € (D), 11,40 € (A)
  • ISBN 978-3-492-30530-3
    Das bleibt in der Familie]

AHNENFORSCHUNG  AUF  PSYCHOLOGISCH

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

„Das bleibt in der Familie“  ist ein allgemeinverständliches, interessantes und sogar spannendes Sachbuch über transgenerationale Übertragungen. Die Autorin stellt jedem Kapitel ein treffendes Zitat voran − häufig aus belletristischen Werken –, das den Sach- buchcharakter um einige zusätzliche zwischenmenschliche und allgemeinverbindliche Dimensionen erweitert und der Einstimmung in die Thematik sehr dienlich ist.

Sandra Konrad vermittelt in einfühlsamer und klarer Sprache Einsichten in verborgene familiäre Wirkmechanismen, generationenübergreifende emotionale Wechselwirkungen und Schicksalskreisläufe. Die zahlreichen berührenden Fallbeispiele illustrieren anschaulich und einleuchtend, wie sehr jeder Mensch − zumindest auf psychischer Ebene  − „in der Familie bleibt“, selbst wenn er räumlichen Abstand hält.

Mit unserer Geburt betreten wir die Bühne unserer Familie, und wir werden Teil einer Familiengeschichte, die schon lange vor uns angefangen hat. Es gibt leichte und schwere Rollen, komische und tragische Ereignisse, Liebe und Haß, Gebote und Verbote, Geheim- nisse, Konflikte, Scham und Schuld, Traditionen, Tabus, ausgesprochene und unausge- sprochene Erwartungen, Enttäuschungen, Verletzungen, Heilungen, Träume und Hoffnungen – wir haben unsere  familiäre emotionale Mitgift. Die Zeitschichten und Lebensläufe verschiedener Generationen überschneiden sich mit unserer Gegenwart und nehmen auf sie Einfluß. Der Fachbegriff dafür heißt transgenerationale Übertragung.

Die Autorin ist Diplompsychologin und arbeitet seit 2001 als systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin. Sie hat sich auf die  Analyse und Therapie  familiärer Gegebenheiten unter dem Einfluß  transgenerationaler Übertragung spezialisiert.

Mit Hilfe eines psychologischen Familienstammbaumes über drei Generationen hinweg werden neben den äußeren Lebensdaten psychologisch bedeutsame Ereignisse erfaßt, darunter vor allem biographische Einschnitte (z.B. Auswanderungen, besonders schmerzliche Verluste, Kriegserfahrungen, Trennungen, sozialer Auf- oder Abstieg, Krankheiten), Charakterstärken- und Schwächen, schwarze Schafe und Helden, Probleme und wunde Punkte. Durch solch ein Genogramm ist es möglich, Muster, Schwerpunktthemen und Wiederholungsschleifen zu erkennen und konstruktive Lösungen zu erarbeiten, um freier für neue Wege der Lebensgestaltung zu werden.

Auch unverarbeitete oder verschwiegene traumatische Erlebnisse, die im familiären Erbe bis zu ihrer Lösung nachwirken, können durch die therapeutische Belichtung erkannt, eingeordnet und behandelt werden.

Manchmal ist für diese psychologische Ahnenforschung detektivischer Spürsinn notwendig, aber je mehr ans Licht kommt, desto besser gelingt es, alte Lasten abzulegen und aus früheren Fehlern zu lernen, ohne sie unbewußt zu wiederholen. Manche Themen sind offensichtlich, manche erscheinen in Verkleidung, z.B. als Krankheitssymptom, das ein unbewußtes Geheimnis durch Körpersprache „reinszeniert“.

Die Lektüre eines Buches ersetzt keine Therapie, aber die Lektüre von „Das bleibt in der Familie“  ist auf jeden Fall eine gute erste Hilfe beim Entwirren familiärer Verstrickungsfäden und eine konstruktive Ermutigung, ange- sichts der Gefühlsladung des familiären Erbes zu bewußterem Wissen zu kommen.

„Jeder Schritt hin zu einer durchsichtigen Geschichtsschreibung hilft zu verstehen, wie sich ein positives oder ein quälendes Lebensgefühl über die Zeit und die Generationen hinweg vermitteln konnte. Wer Gefühle von Familienmitgliedern übernommen hat, kann sie leichter loslassen, wenn er sie den jeweiligen Personen zuordnen kann und deren Kontext versteht.
Es gibt leichtere und schwierigere Fragen. Einige Antworten können wir uns selbst geben, für andere brauchen wir die Hilfe unserer Familie. Und manchmal brauchen wir einen geschulten Blick von außen und therapeutische Hilfe, um aus dem emotionalen Dickicht herauszufinden.“
(Seite 281)

Im Vordergrund der therapeutischen Betrachtung stehen zunächst die „schlechten“, leidtragenden Weitergaben aus der familiären Vergangenheit; doch nachdem man sich den Schattenseiten und Schmerzen der Vergangenheit stellen konnte, lassen sich auch lichte Seiten, gute Gaben und lohnende Schätze im emotionalen Familienerbe finden.

Aus eigener Erfahrung kann ich nur jedem empfehlen, einen solchen seelischen Familienhausputz zu wagen. Befreit von klebrigen, emotionalen Spinnweben, läßt sich viel leichter der eigene rote Faden erkennen.

Ergreifen Sie also Ihren roten Faden, und weben Sie ein heilsames, schönes neues Muster in Ihr persönliches Familiengewebe!

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.piper.de/buecher/das-bleibt-in-der-familie-isbn-978-3-492-30530-3

 

Die Autorin:

»Sandra Konrad ist Diplom-Psychologin und arbeitet seit 2001 als systemische Einzel,- Paar- und Familientherapeutin in eigener Praxis in Hamburg. http://www.paar-und-familientherapie.de/ Im Rahmen ihrer Doktorarbeit untersuchte sie mehrgenerationale Weitergaben, besonders in Bezug auf Traumata. Sie ist Co-Autorin des Buches »Der geheime Code der Liebe«. «

PS:
Meine persönliche familiäre Reise in die Vergangenheit hat mich räumlich durch halb Europa und zeitlich bis ins Jahr 1870 geführt. Obwohl es noch einige weiße Flecken auf der Seelen- landkarte meiner Herkunftsfamilie gibt, habe ich jetzt schon Stoff für einen reichhaltigen historischen Abenteuer- und Liebesroman, und vielleicht beherrsche ich eines Tages auch sieben Sprachen – wie mein Großvater…

QUERVERWEIS:

Dieses Sachbuch ergänzt sich hervorragend mit dem Roman
Als der Sommer eine Farbe verlor von Maria Regina Heinitz.
Hier entlang zu meiner Besprechung:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/07/24/als-der-sommer-eine-farbe-verlor/

 

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