Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen

  • Roman
  • von Kim Ho-Yeon
  • Originaltitel: » 불편한 편의점 «
  • Übersetzung aus dem Koreanischen von Jan Henrik Dirks
  • Verlag hanserblau, April 2024 www.hanser-literaturverlage.de
  • gebunden
  • 320 Seiten
  • 22,00 € (D), 22,70 € (A)
  • ISBN 978-3-446-28000-7

Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen

M A I S B A R T T E E

Rezension von Ulrike Sokul ©

Frau Yeom ist eine pensionierte Geschichtslehrerin, die in Seoul einen 24-Stunden-Laden führt. Der Laden wirft kaum Gewinn ab, aber er bietet drei Menschen einen Arbeitsplatz und ein bescheidenes Auskommen, und deshalb möchte Frau Yeom ihren Laden keines-falls schließen.

Für ihre jüngste Angestellte, die siebenundzwanzigjährige Si-hyeon, die sich nach ihrem Bachelor-Universitätsabschluß auf die »Prüfung für Beamte neunten Ranges« vorbe- reitet, hegt sie mütterliche Gefühle. Viele Studenten, die zunächst keine Anstellung finden, arbeiten vorübergehend in 24-Stunden-Läden, um finanziell über die Runden zu kommen und Berufserfahrungen zu sammeln.

Am Hauptbahnhof von Seoul wird Frau Yeom eines Tages ihr Portemonnaie gestohlen. Ein Obdachloser verfolgt die Diebe, kämpft mit ihnen und bringt Frau Yeom das Porte-monnaie zurück. Aufgeregt und erleichtert bedankt sie sich und will ihm einige Geld-scheine schenken, doch der Obdachlose lehnt die Gabe ab. Daraufhin bittet sie den Obdachlosen, sie zu begleiten, damit sie ihm wenigstens eine Lunchbox und ein Getränk anbieten kann. Darauf läßt sich der Obdachlose zögernd ein.

Während der Obdachlose sehr manierlich und würdevoll den Inhalt dieser Lunchbox ver-speist, verkündet Frau Yeom spontan, daß er in Zukunft jeden Tag kommen dürfe, um sich eine kostenlose Mahlzeit in ihrem Laden abzuholen. Ungläubig fragte er nach, ob sie die abgelaufenen Lunchboxen meine, aber das verneint Frau Yeom und betont aus-drücklich, daß er nur neue Lunchboxen bekommen solle – sie werde ihre Angestellten entsprechend instruieren. Der Obdachlose – er nennt sich Dok-go – bedankt sich mit einer Verbeugung und kehrt zum Bahnhof zurück.

Kurz nach dieser Begegebenheit kündigt der Angestellte, der für die Nachtschicht zuständig ist, da er wieder eine Anstellung in seinem gelernten Beruf gefunden habe. Frau Yeom bietet Dok-go an, die Nachtschicht zu übernehmen, allerdings unter der Bedingung, daß er keinen Alkohol mehr trinke. Dok-go stimmt zu, denn der Winter steht bevor und das Überleben auf der Straße ist hart. Frau Yeom schickt ihn für eine gründ- liche Reinigung in eine Sauna, kleidet ihn neu ein und organisiert eine Schlafzelle, in der er tagsüber schlafen kann.

Si-hyeon übernimmt die Aufgabe, Dok-go in die Arbeitsabläufe und die Bedienung von Kasse und Kartenterminal einzuarbeiten. Dok-go hat eine gute Auffassungsgabe und lobt Si-hyeons Fähigkeit, Dinge gut und verständlich zu erklären. Er regt sogar an, daß sie YouTube-Erklärvideos machen solle, weil viele Aushilfen in den 24-Stunden-Läden einer solch kompetenten Einführung bedürften. Diese Anregung greift Si-hyeon tatsächlich auf und eröffnet damit für sich neue, unerwartete berufliche Aussichten.

Dok-go kann sich zunächst nicht mehr an sein Leben vor der Obdachlosigkeit erinnern, aber Frau Yeom meint, je länger er keinen Alkohol mehr trinke, desto eher würden seine Erinnerungen reanimiert. Um sich von seinem Alkoholdurst abzulenken, trinkt Dok-go regelmäßig Maisbarttee – ein heilsamer Kräutertee aus den Haaren des Maiskolbens.

Dok-go ist sehr aufmerksam und zugewandt sowie ein guter Zuhörer und genauer Beobachter. Er vermittelt sowohl seinen beiden Kolleginnen als auch einigen Stamm-kunden wertvolle Impulse für konstruktive Lebensweichenstellungen. Man könnte sagen, daß seine eigene Verletzlichkeit ihm die Stärke verleiht, bei anderen Menschen den Finger in die Wunde zu legen und gleichzeitig Heilmittel und Hoffnung anzubieten. Seine gewissermaßen therapeutischen Gespräche und seine Hilfsbereitschaft führen dazu, daß der Laden immer besser läuft. Dank der vielen zwischenmenschlichen Begegnungen kommt Dok-go zudem nach und nach seinem früheren Leben wieder auf die Spur…

Der Fortlauf der Romanhandlung wird aus verschiedenen, sich abwechselnden Personenperspektiven dargestellt, die alle um Frau Yeoms Laden und den außerge- wöhnlichen neuen Angestellten Dok-go kreisen. So wird ein interessanter, lebhafter und abwechslungsreicher Rundumblick auf Dok-gos unkonventionelles Wirken und ein sozialkritischer Einblick in koreanische Arbeitsbedingungen und ihre teilweise ent- fremdenden Auswirkungen auf das Familienleben gewährt.

Der Autor beschreibt eine Gesellschaft, in der ausgeprägter Leistungsdruck und beruf-licher Konkurrenzkampf vorherrschen. Dieser extreme wettbewerbsorientierte Erfolgs-druck beeinträchtigt, ja, beschädigt das zwischenmenschliche Einvernehmen und auch die verbindliche Nähe zwischen Familienangehörigen. Manche Menschen lassen sogar eine Schönheitsoperation vornehmen, um ihre Erfolgschancen bei Bewerbungsge-sprächen zu erhöhen.

Die sehr herzliche Frau Yeom und der einfühlsame Dok-go sind charakterstarke Gegen-entwürfe hierzu und verdeutlichen vielleicht einen gesellschaftlichen Wandel oder weisen auf den Wunsch nach einem kommunikativen und kooperativen Miteinander hin. Dok-go formuliert dies folgendermaßen:

»Ich würde helfen, wo ich helfen konnte, würde teilen, was ich teilen konnte, und ich würde nicht nach meinem Anteil gieren. Ich würde mich bemühen, andere mit den Fähigkeiten zu retten, mit denen ich mich selbst gerettet habe.« (Seite 317)

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/kim-ho-yeon-frau-yeoms-kleiner-laden-der-grossen-hoffnungen-9783446280007-t-5255

Hier entlang zur Hörbuchausgabe und Hörprobe:
https://www.penguin.de/Hoerbuch-MP3/Frau-Yeoms-kleiner-Laden-der-grossen-Hoffnungen/Ho-yeon-Kim/Random-House-Audio/e628616.rhd

Der Autor:

»Kim Ho-yeon, geboren 1974 in Seoul, war lange Zeit als Redakteur und Drehbuchautor tätig, bevor er 2013 seinen ersten Roman veröffentlichte. „Frau Yeoms kleiner Laden der großen Hoffnungen“ ist sein bisher erfolgreichster Roman und wird derzeit in Korea als Theaterstück und fürs Fernsehen adaptiert.«

Seepferdchen

  • Ein Portrait
  • von Andrea Grill
  • Illustrationen von Falk Nordmann
  • NATURKUNDEN Nr. 95  www.naturkunden.de
  • Matthes & Seitz Verlag, 2023 www.matthes-seitz-berlin.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: Kleinoktav 12 x 18 cm
  • 143 Seiten
  • 22,00 € (D), 22,70 (A)
  • ISBN 978-3-7518-42-6

Seepferdchen

VOM   TREIBEN  DER  SEEPFERDCHEN

Rezension von Ulrike Sokul ©

Aus dem vorliegenden Buche erlesen wir in kleinen übersichtlichen Kapiteln einiges Wissenswerte und Interessante über Evolution, Körperbau und Lebensweise sowie die ökologischen Lebensbedürfnisse von Seepferdchen.

Einst hielt man sie für Fabelwesen, inzwischen weiß man, daß sie zu den Knochen- fischen gehören. Seepferdchen jagen ihre Nahrung (Kleinkrebse, Wasserflöhe, Plankton- krebse) nicht, sondern warten reglos und gut getarnt, bis passende Beute nahe genug heranschwimmt, um sie dann mit ihrem Saugfangrohr einzuschlürfen.

Gerne halten sich Seepferdchen mit ihrem Ringelschwanz an Seegrashalmen fest, und tatsächlich kann man sie fangen, indem man ihnen einen Finger hinhält, den sie  dann umringeln. Im Buch befindet sich ein Foto von Justin Hofman, auf dem sich ein Seepferd-chen an einem rosa Plastik-Wattestäbchen festhält – ein anschauliches Zeugnis des Kon-trasts zwischen natürlicher Anmut und häßlichen menschlichen Abfallprodukten sowie ein dringender Appell, die schädliche Plastikflut einzudämmen.

Bisher sind 57 Seepferdchen-Arten bekannt. Besonders bei den Zwergseepferdchen warten wahrscheinlich noch weitere Entdeckungen auf uns. Das kleinste Seepferdchen ist kleiner als ein Reiskorn. Es lebt in einer Lagune in Sodwana Bay an der Ostküste Süd-afrikas und trägt den lateinischen Namen Hippocampus nalu. Das größte Seepferdchen mit 30 cm Körperlänge ist das Pazifische Seepferdchen (Hippocampus ingens).

Besonders faszinierend ist das Fortpflanzungsverhalten der Seepferdchen. Die zukünf-tigen Seepferdchen-Eltern pflegen ihre monogame Bindung durch Synchronschwimmen und ein alltägliches Begrüßungsritual, bei dem sie ihre Schwänze umeinander winden. Ist diese Choreografie gut genug eingeübt, kommt es zum Paarungstanz und die Eier werden vom Weibchen in die Bruttasche des Männchens transportiert. Das Männchen hingegen verteilt sein Sperma ins Umgebungswasser und nimmt dieses Wasser wieder in seine Bruttasche auf.  Zwei bis vier Wochen nach der Befruchtung gebiert dann das Männchen die jungen Seepferdchen. Die Muskelkontraktionen für das Ausstoßen der Jungtiere können bis zu zwei Tage andauern. Eine Brutpflege für die neugeborenen Seepferdchen gibt es nicht, sie müssen alleine zurechtkommen.

Bei Seefahrern gelten Seepferdchen als Glücksbringer, und – schöner literarischer Wissensbeifang – der Dichter Hans Gustav Bötticher, der eine Weile als Schiffsjunge gearbeitet hatte, wählte später für sich den Künstlernamen Joachim Ringelnatz. Denn Ringelnatz ist das Seemannswort für Seepferdchen. Ein sehr seepferdchen-einfühlsames Seepferdchen-Gedicht von Herrn Ringelnatz wird selbstverständlich auch zitiert.

Zehn Seepferdchen-Einzelportraits mit attraktiven Illustrationen von Falk Nordmann runden die Bekanntschaft mit dieser beeindruckenden Spezies ab. Vorgestellt werden: Langschnäuziges Seepferdchen, Pazifisches Seepferdchen, Tigerschwanz-Seepferdchen, Kurzschnäuziges Seepferdchen, Gestreiftes Seepferdchen, Karibisches Langschnauzen-Seepferdchen, Zwergseepferdchen, Gelbes Ästuarenseepferdchen, Dickbauchseepferd-chen und Zebra-Seepferdchen.

Zunächst kann ich hier wieder meinen lobeshymnischen Refrain auf die buchgestalterische Materie der Reihe NATURKUNDEN singen. So ist auch der Band „Seepferdchen“ (NATURKUNDEN Nr. 95) aus schmeichelgriffigem Papier für Einband, Vorsatzblätter und Buchseiten hergestellt. Die Typographie ist satt und lesefreundlich, der orangefarbene Kopfschnitt ist farblich fein abgestimmt mit der Farbgebung des Bucheinbandes; die Fadenheftung erscheint diesmal interessant farbkontrastisch in dunkelblau, und die zahlreichen alten und neuen Illustrationen sind ebenso schön wie aussagekräftig.

Doch dem Loblied folgt nun eine deutliche sprachstilistische Kritik: Der Text dieses Buches folgt der woken Gender-Agenda. Permanent wurde ich beim Lesen von Gender-Sternchen belästigt. Nachfolgend ein beispielhaftes Zitat: „Es gibt folglich auch so viele Umweltschützer*innen und Meeresbiolog*innen wie noch nie. Keine*r der Expert*innen, die ich befragt habe …“ (Seite 53) Es wimmelt von Einwohner*innen, Leser*innen, Kellner*innen, Schnorchler*innen, Schwimmer*innen und Expert*innen.

Einmal schreibt die Autorin zudem von »Fischin« und von »Seepferdinnen« (Seite 91) und behauptet gar, die Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern sei bei den Seepferd- chen aufgehoben, da der Vater die Last der Schwangerschaft und die Schmerzen der Geburt ertrage. Sie geht sogar noch weiter:

»Wir bewundern bei Tieren das, von dem wir ahnen, dass wir es in unserer Menschenge-sellschaft auch anders machen könnten. Oder sollten. Es würde jedoch viel Geld kosten und scheint unbequem. Daher bleiben wir bei der Beobachtung und Bewunderung anderer Spezies, die etwas so machen, wie wir es uns wünschen. Dabei hält uns nichts auf, uns zu dem zu entschließen, was wir wollen – außer uns selbst.« (Seite 91)

Für gänzlich unerträglich halte ich den hier zum Ausdruck kommenden Mißbrauch der Biologie aus politisch-ideologischen Gründen. Die Übertragung artspezifischer Fort-pflanzungs-Verhaltensweisen von Seepferdchen auf menschliche Gesellschaften ist wissenschaftlich fragwürdig und nur durch wirklichkeitsfernen, fundamentalistischen Feminismus erklärlich. Ich betrachte die reproduktionstechnologische Übertragung von Schwangerschaft in Männerkörper als zutiefst frauenfeindlich!

Doch kehren wir zurück zum Etikettenschwindel angeblich geschlechtergerechter Gender-Sprach-Maßnahmen durch diverse Sonderzeichen (:innen*innen usw.) zur Abschaffung des generischen Maskulinums. Ich fühle mich durch das Mitgemeintsein beim generischen Maskulinum (Besucher, Bürger, Einwohner, Gäste, Kunden, Schüler, Studenten etc.) keineswegs benachteiligt, diskriminiert oder unsichtbar gemacht. Das grammatische Geschlecht ist nicht gleichzusetzen mit dem biologischen Geschlecht!

Die Gleichsetzung des grammatischen Geschlechts mit dem biologischen Geschlecht ist eine konstruierte Ungerechtigkeit, ausgebrütet im akademisch-feministischen Elfen- beinturm, von Frauen, die dringend ein Intensivpraktikum im Frauenhaus oder Bordell absolvieren sollten, um wirkliche Frauendiskrimierung, Entwürdigung, Mißhandlung, Verachtung und Ausbeutung kennenzulernen. Sexualisierte Gewalt wird jedenfalls nicht durch Gender-Sternchen aus der Welt verschwinden!

Die Gender-Sprachregeln überbetonen zwanghaft das Geschlechtliche, führen es buch-stäblich und sonderzeichnerisch bei Worten ein, die allgemein und geschlechterüber-greifend (also auch divers-inklusiv) gemeint sind und nicht frauen- oder männer-spezifisch.

Ich werde mich nicht an dieser sprachkulturzersetzenden ideologischen Bevormundung beteiligen und keinesfalls ein weiteres Mal ein Buch lesen oder gar rezensieren, in dem die Leser durch unsägliche Gender-Sprache zwangssensibilisiert und belehrt werden sollen.

Die Journalistin Maritta Tkalec (Berliner Zeitung vom 5. Juni 2021) schrieb einmal: „Ich halte das sogenannte Gendern (was für ein Wort!) für kontraproduktiv. Bringt nichts in der Sache, spaltet die Gesellschaft, macht Sprache missverständlich usf. Werde ich selber angegendert, fühle ich mich ideologisch begrapscht.“

Dem schließe ich mich gerne an und verbitte mir hinkünftig die ideologische Begrapschung durch indoktrinierende Gender-Sprachverrenkungen!

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/seepferdchen.html?lid=6

Die Autorin:

»Andrea Grill lebt als Dichterin und Schriftstellerin in Wien und Amsterdam, sie ist promovierte Evolutionsbiologin und übersetzt aus mehreren europäischen Sprachen. Seit 2005 erschienen zwei Lyrikbände, sechs Romane, Erzählungen, Essays und Kinderbücher. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Förderpreis zum Bremer Literaturpreis (2011) und dem Anton-Wildgans-Preis (2021), ihr Roman Cherubino war 2019 für den Deutschen Buchpreis nominiert.«

Der Illustrator:

»Falk Nordmann, Zeichner und Illustrator, lebt und arbeitet in Berlin. Ab 2007 Umschlaggestaltungen und Autorenportraits, seit 2013 Tierillustrationen der Reihe Naturkunden für Matthes & Seitz Berlin.«

Toilettenpapierhalter STRANDHAUS

Topa-Strandhaus-blau

D E K O R A T I V

Empfehlungsschreiben von Ulrike Sokul ©

Meiner Begeisterung für die innovativen, langlebigen, nachhaltigen, praktischen und schönen WERKHAUS-Produkte habe ich hier bereits vor einigen Jahren Ausdruck gegeben (siehe ROLLBOX-WELTKARTE Rollbox Weltkarte ).

Nun stelle ich einmal ein kleineres Produkt vor, nämlich den Toilettenpapierhalter STRANDHAUS. https://www.werkhaus.de/shop/topa-strandhaus.html

Es gibt diesen Toilettenpapierhalter wahlweise in blauweiß-gestreift, gelbweiß-gestreift oder rotweiß-gestreift. Der Halter hat folgende Maße: Höhe 18 cm, Breite 14,5 cm und Tiefe 14,5 cm.

Das geniale Stecksystem, das alle Produkte von WERKHAUS auszeichnet, erlaubt eine platzsparsame Lieferung in flach zusammengelegten Einzelteilen. Das Zusammenbauen ist leicht (eine Bauanleitung ist stets dabei), die vorgegebenen, maßgeschreinerten Steckelemente werden mit stabilen Gummiringen fixiert und können bei Bedarf ebenso leicht wieder auseinandergenommen werden. Für die Anbringung des Toilettenpapier-halters an der Wand liegen eine Schraube und ein Dübel bei.

Nach dem Zusammenstecken bleibt beim ToPa-Strandhaus das Dach abnehmbar, so daß man von oben die Toilettenpapierrolle einlegen und den Rollenanfang durch den dafür vorgesehenen vorderen Spalt ziehen kann. Das ToPa-Strandhaus kann man je nach den persönlichen Gegebenheiten im Badezimmer einfach hinstellen oder an der Wand befestigen. In beiden Fällen läßt sich das Papier einfach und leicht abrollen.

Hier entlang zum ToPa-Strandhaus auf der WERKHAUS-Webseite:
https://www.werkhaus.de/shop/topa-strandhaus.htmlTopa_Strandhaus-rot

Im attraktiven maritimen Strandhausdesign gibt es außerdem noch eine Stiftebox:
https://www.werkhaus.de/shop/stiftebox-strandhaus.html
ein Schreibtischutensilien-Behältnis:
https://www.werkhaus.de/shop/organizer-strandhaus.html
eine Taschentuch-Box:
https://www.werkhaus.de/shop/tissue-box-strandhaus.html
und eine Klemm-Mappe im DIN-A4-Format:  https://www.werkhaus.de/shop/klemmmappe-strandhaus.html

Wer einen Blick in die von Anfang an ökologisch orientierte Firmengeschichte von WERKHAUS werfen möchte, schaue unter den folgenden Links nach:
https://www.werkhaus.de/unsere-geschichte/
https://www.werkhaus.de/nachhaltigkeit/
https://www.werkhaus.de/philosophie/

WERKHAUS bietet auch individuelle Gestaltungsmöglichkeiten für Sonderanfertigungen von Warenpräsentationssystemen, Werbegeschenken und Messebau an:
https://www.werkhaus.de/warendisplays/
https://www.werkhaus.de/werbeartikel/
https://www.werkhaus.de/messebau/

Die Reisgöttin

  • und andere Mitbringsel
  • von Doris Dörrie
  • Diogenes TAPIR*, März 2024 http://www.diogenes.ch/tapir
  • gebunden, Fadenheftung
  • 112 Seiten
  • Format: 18 x 11,6 cm
  • ISBN 978-3-257-7294-5
  • 24,00 € (D), 24,70 € (A), 32,00 sFr.
  • *nachhaltig produziert im CRADLE-TO-CRADLE-SILBERSTANDART

Die Reisgöttin

M I N I A T U R E N

Rezension von Ulrike Sokul ©

„Die Reisgöttin und andere Mitbringsel“ versammelt Textminiaturen, die Doris Dörrie über ihre zahlreichen Reiseandenken und Flohmarktfunde geschrieben hat. Es sind leichte, meditative und unterhaltsame Lesehäppchen mit leisem Tiefgang. Trotz der Kürze haben die Texte Substanz und vermitteln eine weltaufgeschlossene Perspektive und eine große Achtsamkeit für die kleinen alltäglichen Dinge.

Die verschiedenen Mitbringsel dienen als Stichwortgeber und anekdotische Ausgangs-punkte: Strandglas, das die Autorin als Kind gesammelt hat, ein angeschlagener Holzbuddha, den sie in Kyoto aus dem Müll barg, eine Bachmuschel aus einem kleinen See im Allgäu, ein Zigarillo aus Kuba, diverse Plüschtierchen, kulinarische Spezialitäten wie beispielsweise „Umeboshi“ „Shisosamen“ und „Simit“ (köstliche türkische Sesam-kringel), ägyptische Keramik-Nilpferde, eine Porzellankaraffe in Hasenform, „Borotalco“ (ein italienisches Fleckentfernungswunderpulver) und profane Alltagswerkzeuge wie Gemüsebürsten, Gurkenhobel oder Teppichklopfer – sie alle verdienen eine würdigende Betrachtung und Einbeziehung in größere anthropologische Zusammenhänge.

Doris Dörrie beschreibt, wie sie all diese Dinge entdeckte und kennenlernte und ergänzt die liebevoll sinnlich-anschauliche Darstellung der Gegenstände mit weiterführenden heiteren, nachdenklichen, interkulturellen und zwischenmenschlichen Assoziationen, Spekulationen und persönlichen Schlußfolgerungen. Sie kommuniziert gleichsam mit den Gegenständen und verleiht ihnen eine durchaus interessante Stimme und außergewöhnliche Bedeutung.

PS:
Ob der stolze Preis von 24,00 € für dieses kleinformatige Büchlein mit 112 Seiten angemessen ist, mögen die geneigten Leser selbst bewerten.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.diogenes.ch/leser/titel/doris-doerrie/die-reisgoettin-9783257072945.html

Die Autorin:

»Doris Dörrie, geboren in Hannover, studierte Theater und Schauspiel in Kalifornien und in New York, entschloss sich dann aber, lieber Regie zu führen. Parallel zu ihrer Filmarbeit (u. a. ›Männer‹, ›Mitten ins Herz‹, ›Kirschblüten – Hanami‹) veröffentlichte sie Kurzgeschichten, Romane, ein Buch über das Schreiben (›Leben, schreiben, atmen‹) und Kinderbücher. Sie leitet den Lehrstuhl ›Creative Writing‹ an der Filmhochschule München und gibt immer wieder Schreibworkshops. Sie lebt in München.«

Querverweis:

Hier entlang zu zwei weiteren Büchern von Doris Dörrie:
LEBEN SCHREIBEN ATMEN Leben Schreiben Atmen
EINLADUNG ZUM SCHREIBEN Einladung zum Schreiben

Finde den Piratenschatz!

  • Ein Spiele-Buch
  • Originaltitel: »Cap sur le trésor de Z la Terreur«
  • Text von Sylvie Misslin
  • Illustrationen von Amandine Piu
  • Aus dem Französischen von Bernd Stratthaus
  • annette betz Verlag, 2023 www.annettebetz.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 32,6 x 23 cm
  • 40 Seiten
  • 18,00 € (D), 18,50 € (A)
  • ISBN 978-3—219—1211-0
  • Bilderbuch ab 4 Jahren

Finde den Piratenschatz!

M I T B E S T I M M U N G

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Anne und Henry finden am Meeresstrande eine Flaschenpost. Der innenliegende Flaschenpostbrief fordert den Finder dazu auf, die Papageieninsel aufzusuchen, denn dort erwarte ihn ein Schatz.

Die beiden Kinder sind ebenso abenteuerlustig wie neugierig, doch sie müssen erst ein-mal herausfinden, wo sich diese Papageieninsel befindet. Nun stehen ihnen zwei Mög- lichkeiten offen: Sie können den Leuchtturmwärter befragen oder sich am Hafen erkundigen. Jede dieser beiden Wahlmöglichkeiten wird mit einem Symbol gekenn- zeichnet, dem gefolgt werden kann. Diese Symbole sind auf ein Seitenregister gedruckt und markieren so die aufzublätternde Seite.

Jede Entscheidung führt zwar einen Schritt weiter, aber auch zu einer neuen Wahl, die getroffen werden muß, um weiterzukommen. Stets gibt es zwei Optionen mit passenden Symbolen zum entsprechenden Weiterblättern mit Hilfe des Symbolregisters.

So tauchen Anne und Henry hinunter zu einem Schiffswrack, werden von einem Riesen-kraken gefangen, stranden an verschiedenen anderen als der gesuchten Insel, helfen einem Fischer beim Sardinenfang, fahren mit einem U-Boot, werden von einem Wal ver-schluckt und später wieder ausgespuckt, sie übertönen verlockenden Sirenengesang mit ihren eigenen Liedern usw., bis sie schließlich heil auf der Papageieninsel landen.

Beim Vorlesen dieser Geschichte bestimmt also stets die kindliche Entscheidung, welche Wendung die Handlung nimmt, bis man schließlich alle Wege und Umwege durchge-blättert hat. In dieser animierenden Anregung zur kindlichen Entscheidungsfindung sehe ich eine der Stärken dieses kreativen Bilderbuches.

Sprachlich ist die Geschichte gut verständlich und einfach formuliert.

Die auch ohne Text durchaus „lesbaren“, lustig-lebhaften, farbenfrohen Bilder erfreuen mit vielen maritimen Details. Die Kinder bewegen sich zwischen Fischschwärmen, Meereswellen, Muscheln, Krabben, Möwen, Pelikanen, Rochen, Quallen, Schildkröten und Fischernetzen.

 „Finde den Piratenschatz!“ bietet Kindern und ihren Vorlesern abwechslungsreiche, mitbestimmerische Unterhaltung und einen ganz unerwarteten Schatz zum Schluß. Allerdings erfüllt diese Schatzfindung nicht die zuvor geweckte Erwartung und könnte Kinder auch etwas enttäuschen.

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.ueberreuter.de/produkt/finde-den-piratenschatz/

Die Autorin:

»Sylvie Misslin lebt in der Nähe von Straßburg. Sie arbeitete als Logopädin und schreibt mittlerweile für Kinder. Sie erdenkt Texte für Bilderbücher und arbeitet an der Gestaltung von Frühförderbüchern, Lernbüchern und Spielbüchern. Wenn es ums Schreiben oder um das Kinderbuch geht, interessiert sie alles!«

Die Illustratorin:

»Amandine Piu wurde in der Nähe von Lyon geboren. Nach einem Kurzstudium in visueller Kommunikation kam sie in die Illustrationswerkstatt der Haute École des Arts in Straßburg. Seitdem kritzelt und kratzt sie und füllt Bilderbücher mit Poesie, Humor, Vögeln und kleinen Mäusen.«

Giesberts kleiner Garten

  • Text und Illustration von Daniela Drescher
  • Verlag Urachhaus 2024 www.urachhaus.de
  • Format: 19 x 17 cm
  • 12 Seiten mit abgerundeten Ecken
  • 12,00 €
  • ISBN 978-3-8251-5385-4
  • Pappbilderbuch ab 2 Jahren

Giesberts kleiner Garten
W I C H T   MIT   G E D I C H T

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Nun können auch ganz kleine Kinder schon Bekanntschaft mit Giesbert machen, dem freundlichen Regenrinnenwicht aus Daniela Dreschers Garten.

Heiter-leichte vierzeilige Reime (mit etwas holpriger Metrik) beschreiben Giesberts Gartentätigkeiten und kulinarische Vorlieben. Die Illustrationen zeigen Giesbert in einer ebenso naturgetreuen wie atmosphärisch-märchenhaften Gartenkulisse mit vielen Tieren und entdeckenswerten natürlichen Kleinigkeiten.

„Giesberts kleiner Garten“ vermittelt anschaulich warmherzige Geborgenheit und Naturverbundenheit und stimmt Kleinkinder auf die vier umfangreicheren Erzählbände von Giesbert ein, die für Kinder ab fünf Jahren geeignet sind – siehe Querverweis unter der Rezension.

Die stabilen Pappseiten mit abgerundeten Ecken verkraften problemlos auch ungeübte kindliche Umblätterungen.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.urachhaus.de/Lesen-was-die-Welt-erzaehlt/Daniela-Drescher/Giesberts-kleiner-Garten.html

Die Autorin & Illustratorin:

»Daniela Drescher, geboren 1966, ist eine international gefeierte Illustratorin und Autorin. Ihre Bilderbücher und illustrierten Kinderbücher bestechen durch einen Stil, der Kinder wie Erwachsene weltweit begeistert. In ihren mittlerweile über 50 Büchern ver-mittelt sie ihren jungen Lesern einen unmittelbaren Zugang zur Natur sowie zu sozialen Themen. Darüber hinaus setzt sie sich regelmäßig für Naturschutzorganisationen ein. www.danieladrescher.com  Instagram: @danieladrescher_studio «

Querverweis:

Hier entlang zum ersten Band: „Giesbert in der Regentonne“ Giesbert in der Regentonne
zum zweiten Band: „Giesbert hört das Gras wachsen“ Giesbert hört das Gras wachsen
zum dritten Band: „Giesbert und der Gluckerbach“ Giesbert und der Gluckerbach
zum vierten Band: „Giesbert und die Gackerhühner“ Giesbert und die Gackerhühner

Der Geräuschehändler

  • Text von Kathrin Rohmann
  • Illustrationen von Jule Wellerdiek
  • KNESEBECK Verlag, 2022 www.knesebeck-verlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format 20,5 x 25 cm
  • 48 Seiten
  • 16,00 €
  • ISBN 978-3-95728-717-5
  • Vorlesebilderbuch ab 4 Jahren

Der GERÄUSCHEHÄNDLER
G E R Ä U S C H W E L T E N

Kinderbuchrezension von Ulrike Sokul ©

Welch klang und phantasievolle Einstimmung in die vielsaitige Welt der Geräusche! Eine Woche lang begleiten wir den Geräuschehändler durch seinen abwechslungsreichen Arbeitsalltag und werden dazu angeregt, aufmerksam hinzuhören und das Gehörte in passende Worte zu kleiden.

Am Montag ist die Straßenlaterne die erste Kundin und wünscht sich in Anbetracht der einschläfernden nächtlichen Stille mehr akustische Wachmacher, damit sie besser leuchten könne. Der freundliche Geräuschehändler füllt aus den unzähligen Vorrats-behältern seines Ladenbestands Autovorbeigerausche, Straßenbahnschienenschleifen,  Bremsquietscher und etwas Kinderlachen sowie schief gesungene Liedfetzen – aus dem Sonderangebot – in ein Papiertütchen. Die Nachfrage der Laterne nach Autofahrer-geschimpfe kann er gerade nicht bedienen, da dies ausverkauft sei. Mit der Bitte, den Inhalt der Geräuschetüte nur prisenweise zu verwenden, verabschiedet der Geräusche-händler die freudestrahlende Laterne.

Am Dienstag erscheint ein Zirkusdirektor mit Seiltänzerin und Clown. Da die Kapelle erkrankt ist, brauchen sie dringend eine Stimmungskanone für die nächste Zirkus-vorstellung. Der Geräuschehändler mischt Trommelwirbel, Tusch und Takte zusammen und füllt sie in Papiertütchen; hinzu kommen zwei Stimmungskanonen, die mit Applaus, Jubelschreien, Lachen, Begeisterungs-Pfiffen und Bravo-Rufen geladen sind.

Und so schreitet die Woche fort: Ein Gespenst möchte Gruselgeräusche, der Trauerkloß benötigt eine maßvolle Menge Lachen (hier sind Kichererbsen angesagt), die Reise- krähen wollen Geräusche, welche die Reisesehnsucht nach Afrika wecken, und ein Regenwurm wünscht sich unterschiedlichste Regentropfengeräusche für eine Gartenfeier.  

Am Sonntag unternimmt der Geräuschehändler einen Ausflug zum Strand, um Möwen-geschrei, Meeresrauschen und Schiffstuten in die mitgeführten Gefäße nachzufüllen. Doch es bleibt unerwartet still. Der Geräuschehändler betrachtet die mitgebrachten Beutel und Flaschen, und dabei fällt ihm eine Flasche auf, die von innen beschlagen und vielleicht gar nicht leer ist. Mit einiger Mühe dreht er den Verschluß auf und – ZISCH – schlüpft ein wolkiger Flaschengeist heraus und  bietet seinem Befreier drei frei zu wählende Wünsche zur Erfüllung an. Und dreimal dürfen Sie nun raten, was sich der Geräuschehändler wohl wünscht …

Die sieben Geschichten beginnen stets mit einem Einleitungsrefrain, der das Haus und das Geschäft des Geräuschehändlers beschreibt sowie mit einigen einstimmenden – dem später auftretenden Kundenwunsch entsprechenden -, teilweise gereimten Geräuschwörterpaaren wie beispielweise „Gurren und Surren“, „Rasseln und Prasseln“, „Weinen und Greinen“, „Wispern und Knispern“.

Die Illustrationen bieten den Geschichten ein heiteres Bühnenbild und veranschau- lichen die verschiedenen akustischen Ereignisse sehr amüsant und dynamisch.

Der Erzähltext erfreut mit gutem dramaturgischen Lesefluß, lebendigen Dialogen, sinnlichen Details, Feingefühl und sprachlichem Feinsinn. 

Besonders bemerkenswert sind zudem die vielen Requisiten des Geräuschehändlers. Er verfügt über sehr differenzierte, ausgefeilte Geräusche, die technisch-zivilisatorische, natürliche und zwischenmenschlich-kommunikative Töne umfassen, die wiederum in den unterschiedlichsten Behältnissen gelagert werden – hier sei beispielhaft nur der alte Zerstäuber genannt, mit dem sich hochansteckendes Lachen versprühen läßt.

„Der Geräuschehändler“ lädt Kinder und Erwachsene zu einer phantasievollen, wort-akustischen Entdeckungsreise an, bei der sich beiläufig und spielerisch der Wortschatz hinsichtlich der Geräuschkulisse des Lebens vielsaitig erweitert. Ja, ich möchte sogar vermuten, daß sich diese Geschichten durchaus noch weiterspinnen lassen. So könnte man doch die Kinder einmal fragen, welche Geräusche sie beim Geräuschehändler wohl holen wollen würden.

Hier entlang zum Buch und zur Leseproe auf der Verlagswebseite:
https://www.knesebeck-verlag.de/der_geraeuschehaendler/t-1/1153

Die Autorin:

»Kathrin Rohmann, geboren 1967, ist gelernte Landwirtin und Agraringenieurin. Wie der Geräuschehändler liebt sie Geräusche, ganz besonders das Klackern der Fressgitter im Rinderstall und das Rauschen von Regenvorhängen. Seit 2008 schreibt sie Bücher und Geschichten für Kinder. Kathrin Rohmann lebt bei Hannover. https://kathiroman.jimdofree.com/ «

Die Illustratorin:

»Jule Wellerdiek zeichnet, seit sie einen Stift halten kann. Nach ihrem Designstudium an der FH Münster widmet sie sich als freiberufliche Illustratorin nun dem, was sie am liebsten tut – sich Geschichten ausdenken und diese in Bilder verwandeln, am liebsten mit vielen schrägen Figuren und Details. Sie wurde für ihr Debüt Holgers Haus bereits mit dem Picture-This-Preis ausgezeichnet.«

Querverweis:

Thematisch ergänzend bietet sich zudem das Bilderbuch „Was macht Püüüp?“ Was macht Püüüp? von Bernhard Hoëcker und Eva von Mühlenfels an, in dem ein neugeborenes Geräusch seine Bestimmung sucht und findet.

Der Wortschatz

  • von Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger
  • NordSüd Verlag, Februar 2024  www.nord-sued.com
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • 48 Seiten
  • Format: 21,5 x 28 cm
  • durchgehend farbig illustriert
  • 17,00 € (D), 17,50 € (A), 22,90 sFr.
  • ISBN 978-3-314-10067-5
  • Bilderbuch ab 4 Jahren

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S P R A C H R E I C H T U M

Bilderbuchrezension von Ulrike Sokul ©

Oscar buddelt gerne Löcher und findet bei dieser Gelegenheit eine große, mit einem Hängeschloß gesicherte Holztruhe. Mit einem Bollerwagen transportiert er die Truhe nach Hause und überlegt sich, was darin wohl für schöne Sachen verborgen sein könnten.

Mit diversen Werkzeugen schafft er es schließlich, das Schloß der Truhe zu öffnen. Zu seiner Verwunderung enthält die Truhe einen Haufen Wörter. Er fischt spontan das Wort „Quietschgelb“ heraus, dreht, wendet und dehnt es zwischen seinen Händen und wirft es dann achtlos ins Gesträuch. Kurz darauf läuft ein quietschgelber Igel aus dem Gebüsch heraus.

Oscar nimmt nun weitere Wörter aus der Truhe und verteilt sie in der Umgebung. So bekommt eine Eiche „haariges“ Laub, ein Vogelhäuschen wird zum  „pompösen“ Vogel-hausgebäude-Ensemble, und ein kleiner Käfer wird so „monströs“ riesig, daß Oskar noch schnell das Wort „niedlich“ hinzufügt. Wahllos verteilt Oskar die Wörter, bis die Truhe leer ist.

Oscar fragt verschiedene Erwachsene nach neuen Wörtern, aber sie haben buchstäblich alle kein Wort für ihn übrig.

Zum Glück trifft er auf einer bunten Blumenwiese Louise, die ihm auf seine Frage nach neuen Worten sofort  großzügig Wörter aus ihrem selbstgemachten Wortschatz anbietet. Darüber hinaus zeigt sie Oscar, wie einfach es ist, neue Wörter zu erfinden, wenn man mit offenen Sinnen durch die Welt geht: „Es ist, als würdest du mit deinen Wörtern ein Bild malen.“ So sitzen die beiden auf einem Baum und (er)finden Wörter wie „zartblättrig“, „baumhoch“, „vogelfrech“ und „birnensaftig“

„Pflaumensommersüß“ gestimmt, liegen Oscar, Louise und der quietschgelbe Igel später auf der Wiese, und Lousie verkündet folgende Weisheit:

„Einmal ausgesprochen, haben Wörter eine magische Kraft. Gehe achtsam mit ihnen um. Du lässt mit ihnen die Welt erblühen.“

Oscar ist ein aufgeschlossener Wörterlehrling und erhört, ertastet, erriecht, erschaut, erschmeckt und erfühlt viele, viele eigene Wörter, die er in seiner Wortschatztruhe aufbewahrt und bei sich bietender Gelegenheit gerne weiterreicht.

Durch die humorvolle dramaturgische Korrespondenz zwischen Illustration und Text wird Kindern mit diesem Bilderbuch die Bedeutung und Wahrnehmungswirkung von Wörtern anschaulich und interessant gemacht. „Der Wortschatz“ weckt und animiert spielerisch das kindliche Bewußtsein für Sprache und für die vielen phantasievollen und sinnlichen Möglichkeiten persönlicher kreativer Wortschöpfungen.

Dieses Bilderbuch ist ein gelungener Betrag zur kindlichen Sprachentwicklung und läßt sich vielseitig im Grundschulunterricht einsetzen. Zu diesem Zweck befindet sich auf dem hinteren Vorsatzblatt ein QR-Code zum kostenlosen Herunterladen von päda- gogischem Begleitmaterial für die Grundschule.

Doch auch für jüngere Kinder ab vier oder fünf Jahren bietet „Der Wortschatz“ schöne Beispiele und Anregungen für vergnügliche Wortbilder, Wort(er)findungen und Wortent-deckungen sowie für die Erweiterung des sprachlichen und poetischen Horizontes.

 

Hier entlang zum  Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://nord-sued.com/programm/der-wortschatz/

Die Bilderbuchgestalter:

»Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger, geboren in der Schweiz, leben gemeinsam in Thun – nahe am Wald, am Berg und an der frischen Luft. Sie, eine freischaffende Illustra-torin/Grafikerin, studierte an der Hochschule der Künste Bern und mag Luftsprünge im Wolkenmeer. Er, gelernter Grafiker, arbeitet heute als Art Director und hisst gerne die Segel. Hin und wieder gibt es die beiden auch im Kollektiv, wo gemeinsam Stift und Feder geschwungen werden.«

Querverweis:

Thematisch ergänzend weise ich gerne noch auf zwei Bilderbücher von Valeria Docampo hin:
„Die große Wörterfabrik“ Die große Wörterfabrik
„Der Bär und das Wörterglitzern“ Der Bär und das Wörterglitzern
Außerdem empfiehlt sich noch das äußerst sprachsensible Bilderbuch von Frank Hartmann (Text) und Irina Bruder (Illustrationen): „Lasse findet einen Schatz“ Lasse findet einen Schatz

Morgen bestimme ich!

  • Text und Illustration von Jörg Mühle
  • Moritz Verlag, Februar 2024 www.moritzverlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 19,8 x 28,2 cm
  • 32 Seiten
  • 14,00 € (D), 14,40 € (A)
  • ISBN 978-3-89565-457-2
  • Bilderbuch ab 4 Jahren

Morgen bestimme ich!

S T R E I T L U S T I G

Bilderbuchrezension von Ulrike Sokul ©

Jörg Mühle hat einen neuen Band mit den streitlustigen Waldbewohnern Bär und Wiesel geschrieben und gezeichnet. Im Vorgängerband „Zwei für mich, einer für dich“ Zwei für mich, einer für dich ging es ums gerechte Teilen und im neuen Band „Morgen bestimme ich!“ darum, wer mit wem spielen soll und dabei den Ton angibt.

Das Wiesel kommt nach Hause und sieht, wie der Bär einträchtig mit dem Dachs spielt. Auf seine Beschwerde, Dachs sei sein Freund und Bär dürfe nicht mit ihm spielen, ant-wortet Bär schlagfertig, daß einem Freunde nicht gehören und daß Wiesel ja morgen wieder mit Dachs spielen könne.

Morgen bestimme ich!Fußball

Text und Illustration von Jörg Mühle © Moritz Verlag 2024

Der Dachs möchte vermitteln und regt an, zu dritt weiterzuspielen. Wiesel greift die Anregung sofort auf, schlägt das Spiel „Vatermutterkind“ vor und verteilt selbstherrlich die Rollen zuungunsten des Bären. Der Bär sieht nämlich gar nicht ein, das Kind zu ver-körpern und ins Bett abgeschoben zu werden, damit die „Eltern“ mit den Feuerwehr- autos weiterspielen können. Und schon ist ein lebhaftes Streitgespräch über Spielregeln im Gange, wobei Bär und Wiesel sich gegenseitig vorwerfen, immer der Bestimmer sein zu wollen.

Morgen bestimme ich!Memory

Text und Illustration von Jörg Mühle © Moritz Verlag 2024

Auf Dachsens Hinweis, vielleicht ein anderes Spiel zu wählen, schlägt Bär Fußball vor, was Wiesel nicht will und doof findet. Und den Vorschlag des Wiesels, stattdessen Memory zu spielen, findet Bär dann wiederum doof usw. Nach einigen weiteren Spiel-vorschlägen und -Ablehnungen kehren sich die beiden Kontrahenten schließlich in beleidigtem Schweigen ihre Rücken zu.

Morgen bestimme ich!Winterschlaf

Text und Illustration von Jörg Mühle © Moritz Verlag 2024

Der Dachs unterbricht das Schweigen, um sich zu verabschieden. Bär und Wiesel wenden sich gemeinsam Dachs zu, finden Worte des Bedauerns und äußern die Hoff-nung, daß er morgen wieder zum Spielen erscheinen möge. Doch Dachs ist morgen schon mit dem Fuchs zum Spielen verabredet.

In „Morgen bestimme ich!“ finden wir amüsanten, lebensalltagsnahen Stoff über kind-liches Mit- und Gegeneinander sowie eine lobenswert dialogfähige Konfliktaustragung. Denn so stur und egozentrisch die beiden Streitlustigen auch sind, sie kämpfen gleich-wohl nur mit Worten, können ihre unterschiedlichen Bedürfnisse und Wahrnehmungen deutlich formulieren und werden keineswegs körperlich übergriffig. Der Dachs wieder-um ist kooperativer, zugleich auf seine eher stille Art selbstbestimmt und findet für sich einen anderen – vielleicht passenderen – Spielkameraden.

Der in dieser Geschichte anschaulich dargestellte Konflikt wird Kindern wohlbekannt sein. Die zeichnerisch sehr stimmig eingefangene Mimik und Körpersprache sowie die witzigen Argumentationen bieten viele Identifikationsmöglichkeiten und zugleich eine heiter-reflektierende Betrachtungsmöglichkeit aus unpersönlicher Distanz. 

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.moritzverlag.de/Alle-Buecher/Morgen-bestimme-ich.html
Hier entlang zum Vorgängerband von Bär und Wiesel:
Zwei für mich, einer für dich

Der Autor & Illustrator:

»Jörg Mühle, geboren 1973 in Frankfurt am Main, studierte Illustration in Offenbach und Paris. Seite 2000 ist er Diplom-Designer und illustriert Bücher und Magazine. Er ist Mitglied der Frankfurter Ateliergemeinschaft labor, hat eine Tochter im besten Kinder-buchalter und wohnt fußläufig zum Moritz  Verlag. Seine Pappbilderbücher übers Hasen-kind (siehe: Tupfst du noch die Tränen ab? ) erfreuen Kinder von Stockholm bis Tokio.«

Wenn du erzählst, erblüht die Wüste

  • Roman
  • von Rafik Schami
  • Hanser Verlag, August 2023 www.hanser-literaturverlag.de
  • gebunden mit Schutzumschlag
  • 480 Seiten
  • 26,00 € (D), 26,80 (A)
  • ISBN 978-3-446-27746-5

Wenn du erzählst, erblüht die Wüste
G E S C H I C H T E N M E D I Z I N

Rezension von Ulrike Sokul ©

In seinem neuen Roman „Wenn du erzählst, erblüht die Wüste“ setzt Rafik Schami der Tradition des orientalischen mündlichen Erzählens ein vielschichtiges, farbenfrohes und würdigendes Denkmal.

König Salih, Herrscher des Landes Sitt Hudud, sucht nach einem Heilmittel für die Schwermut seiner einzigen Tochter Jasmin. Die in Aussicht gestellte fürstliche Belohnung lockt zahleiche alte und junge Glücksritter an, aber niemandem gelingt die Aufheiterung der Prinzessin.

Karam, ein Hakawati (Kaffeehauserzähler), der aus dem Nachbarland aus politischer Haft geflohen ist und in Sitt Hudud bei seiner Tante Zuflucht gefunden hat, wird beim König vorstellig und unterbreitet ihm einen eigenwilligen Vorschlag.

Er wolle die Prinzessin durch Geschichtenerzählen heilen, doch er möchte nicht der einzige Erzähler sein; sondern alle Menschen, die eine Geschichte zu erzählen haben, sollen zu Wort kommen. Seine Funktion sei es, für die Erzählabende ein Thema vorzu-geben, eine einleitende Geschichte zu erzählen und anschließend andere Erzählwillige mit einer kurzen Anmoderation ihre Geschichte erzählen zu lassen.

Der König und die Prinzessin stimmen Karams Anregung zu und stellen für dieses Vorhaben den Festsaal des königlichen Palastes zur Verfügung.

„Karam glaubte fest daran, wenn man anderen Glück bringt, bleibt etwas Glück am Überbringer haften.“ (Seite 28)

In den folgenden zehn Nächten erscheinen viele Zuhör- und Erzählwillige im Festsaal und offerieren ein weites Spektrum erzählerischer Kunst. Zu den Themenkreisen Mut und Feigheit, Geiz, Neid und Gier, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit, Freundschaft und Feindschaft, Aberglaube und Vernunft, Liebe und Weisheit usw. wird sowohl inhaltlich als auch stilistisch abwechslungsreicher Erzählstoff geboten. Es gibt klassische Märchen, Fabeln, überlieferte Familienerinnerungen und Anekdoten.

Zwischen den Geschichten bleibt ein assoziativ-verknüpfender Spielraum für lebhafte und oft amüsante Dialoge zwischen Karam und den verschiedenen Erzählerinnen und Erzählern – das Publikum wird gewissermaßen interaktiv mit einbezogen. Mal wird kurz und konzentriert erzählt, mal umherschweifend ausführlich, mal gibt es großen App- laus, mal nur verhaltenen, es wird gejubelt, gelacht und gemurrt – doch stets darf jeder ununterbrochen ausreden und seine Geschichte vollenden.

Die ebenso lebensnahen wie märchenhaften Geschichten illustrieren einen viel- stimmigen Chor menschlicher Stärken und Schwächen. In den spannenden Erzählungen setzen sich früher oder später Dankbarkeit, Demut, Freiheit und Liebe gegen Gleich- gültigkeit, Arroganz, Unterdrückung und Feindschaft durch. Warmherzigkeit, Groß- zügigkeit, Humor, Weisheit und genüßliche Lebensbejahung sind die durchgehenden Wertekoordinaten, die hier anschaulich dargestellt und angeregt werden

Während der Lektüre empfiehlt es sich, zumindest guten Kaffee oder Tee nebst einigen orientalischen Knabbereien und Delikatessen zur Hand zu haben. Denn in den Zwischen-räumen des Erzählens und der Fortführung der Rahmenhandlung wird sehr köstlich geschmaust, und die Speisen und Spezereien werden so sinnlich beschrieben, daß mir mehr als einmal der Mund wäßrig wurde. 

Rafik Schami erweist sich mit „Wenn du erzählst, erblüht die Wüste“ erneut als wunder-barer, leseliebenswerter Übersetzer orientalischer Erzählkunst ins Deutsche. Mit seiner wohlgeformten und feingewürzten Sprache berührt und weitet er wieder und wieder ganz unmittelbar des geneigten Lesers Herz.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/rafik-schami-wenn-du-erzaehlst-erblueht-die-wueste-9783446277465-t-3984
Hier entlang zur ungekürzten Hörbuchausgabe:
https://www.sprechendebuecher.de/hoerbuecher/wenn-du-erzaehlst-erblueht-die-wueste-9783987360633/

Der Autor:

»Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus geboren und lebt seit 1971 in Deutschland. Sein umfang-reiches Werk wurde in 33 Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, so u.a. mit dem Hermann-Hesse-Preis, dem Nelly-Sachs-Preis, dem Preis „Gegen Vergessen – Für Demokratie“, dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis und der Carl-Zuckmayer-Medaille. Im Hanser Kinder- und Jugendbuch erschien u.a. Das ist kein Papagei (illustriert von Wolf Erlbruch, 1994), Die Sehnsucht der Schwalbe (2000), Wie ich Papa die Angst vor Fremden nahm (2003, illustriert von Ole Könnecke), Der Kameltreiber von Heidelberg (2006, illustriert von Henrike Wilson), Das Herz der Puppe (2012, illustriert von Kathrin Schärer), Meister Marios Geschichte (2013, illustriert von Anja Maria Eisen), Elisa oder Die Nacht der Wünsche (2019, illustriert von Gerda Raidt); im Erwachsenenprogramm des Verlages Die dunkle Seite der Liebe (Roman, 2004), Das Geheimnis des Kalligraphen (Roman, 2008), Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte (2011), Sophia oder Der Anfang aller Geschichten (Roman, 2015), Die geheime Mission des Kardinals (Roman, 2019), Mein Sternzeichen ist der Regenbogen (2021) und Wenn du erzählst, erblüht die Wüste (Roman, 2023).«

Querverweis:

Hereinspaziert in mein Lieblingsbuch von Rafik Schami: „Der Erzähler der Nacht“Erzähler der Nacht
Hier entlang zu: „Das große Rafik Schami Buch“ Das große Rafik Schami Buch
Und hier klopft „Das Herz der Puppe“, ein Buch voller Alltag und Wunder, spielerischem Tiefsinn und poetischer Phantasie, das von Rafik Schamis lebendigem Kinderherzen zeugt. Ich lege es Lesern von acht bis achtundachtzig Jahren ans Herz: Das Herz der Puppe
Hier entlang zu Rafik Schamis Kinderbuch „Meister Marios Geschichte“, in der sich Marionetten als Freiheitskämpfer entpuppen: Meister Marios Geschichte
Und hier entlang zu Rafik Schamis berühmtem Bilderbuch „Der Wunderkasten“,

das von der Zauberkunst handelt, mit Worten zu malen und Kinder zu lehren, mit dem Herzen zu sehen: Der Wunderkasten