Finde den Piratenschatz!

  • Ein Spiele-Buch
  • Originaltitel: »Cap sur le trésor de Z la Terreur«
  • Text von Sylvie Misslin
  • Illustrationen von Amandine Piu
  • Aus dem Französischen von Bernd Stratthaus
  • annette betz Verlag, 2023 www.annettebetz.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 32,6 x 23 cm
  • 40 Seiten
  • 18,00 € (D), 18,50 € (A)
  • ISBN 978-3—219—1211-0
  • Bilderbuch ab 4 Jahren

Finde den Piratenschatz!

M I T B E S T I M M U N G

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Anne und Henry finden am Meeresstrande eine Flaschenpost. Der innenliegende Flaschenpostbrief fordert den Finder dazu auf, die Papageieninsel aufzusuchen, denn dort erwarte ihn ein Schatz.

Die beiden Kinder sind ebenso abenteuerlustig wie neugierig, doch sie müssen erst ein-mal herausfinden, wo sich diese Papageieninsel befindet. Nun stehen ihnen zwei Mög- lichkeiten offen: Sie können den Leuchtturmwärter befragen oder sich am Hafen erkundigen. Jede dieser beiden Wahlmöglichkeiten wird mit einem Symbol gekenn- zeichnet, dem gefolgt werden kann. Diese Symbole sind auf ein Seitenregister gedruckt und markieren so die aufzublätternde Seite.

Jede Entscheidung führt zwar einen Schritt weiter, aber auch zu einer neuen Wahl, die getroffen werden muß, um weiterzukommen. Stets gibt es zwei Optionen mit passenden Symbolen zum entsprechenden Weiterblättern mit Hilfe des Symbolregisters.

So tauchen Anne und Henry hinunter zu einem Schiffswrack, werden von einem Riesen-kraken gefangen, stranden an verschiedenen anderen als der gesuchten Insel, helfen einem Fischer beim Sardinenfang, fahren mit einem U-Boot, werden von einem Wal ver-schluckt und später wieder ausgespuckt, sie übertönen verlockenden Sirenengesang mit ihren eigenen Liedern usw., bis sie schließlich heil auf der Papageieninsel landen.

Beim Vorlesen dieser Geschichte bestimmt also stets die kindliche Entscheidung, welche Wendung die Handlung nimmt, bis man schließlich alle Wege und Umwege durchge-blättert hat. In dieser animierenden Anregung zur kindlichen Entscheidungsfindung sehe ich eine der Stärken dieses kreativen Bilderbuches.

Sprachlich ist die Geschichte gut verständlich und einfach formuliert.

Die auch ohne Text durchaus „lesbaren“, lustig-lebhaften, farbenfrohen Bilder erfreuen mit vielen maritimen Details. Die Kinder bewegen sich zwischen Fischschwärmen, Meereswellen, Muscheln, Krabben, Möwen, Pelikanen, Rochen, Quallen, Schildkröten und Fischernetzen.

 „Finde den Piratenschatz!“ bietet Kindern und ihren Vorlesern abwechslungsreiche, mitbestimmerische Unterhaltung und einen ganz unerwarteten Schatz zum Schluß. Allerdings erfüllt diese Schatzfindung nicht die zuvor geweckte Erwartung und könnte Kinder auch etwas enttäuschen.

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.ueberreuter.de/produkt/finde-den-piratenschatz/

Die Autorin:

»Sylvie Misslin lebt in der Nähe von Straßburg. Sie arbeitete als Logopädin und schreibt mittlerweile für Kinder. Sie erdenkt Texte für Bilderbücher und arbeitet an der Gestaltung von Frühförderbüchern, Lernbüchern und Spielbüchern. Wenn es ums Schreiben oder um das Kinderbuch geht, interessiert sie alles!«

Die Illustratorin:

»Amandine Piu wurde in der Nähe von Lyon geboren. Nach einem Kurzstudium in visueller Kommunikation kam sie in die Illustrationswerkstatt der Haute École des Arts in Straßburg. Seitdem kritzelt und kratzt sie und füllt Bilderbücher mit Poesie, Humor, Vögeln und kleinen Mäusen.«

Korallen

  • Ein Portrait
  • von Jutta Person
  • Verlag Matthes & Seitz, 2019 http://www.matthes-seitz-berlin.de
  • Naturkunden Nr. 50  www.naturkunden.de
  • Illustrationen: Falk Nordmann
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • 192 Seiten
  • Kleinoktav-Format: 12 x 18 cm
  • 20,00 € (D), 20,60 € (A)
  • ISBN 978-3-95757-697-2

M E E R E S A R C H I T E K T E N

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Jutta Persons Buch eröffnet einen weitverzweigten Blick in die Natur- und Kulturge-schichte der Korallen. Wir lernen Korallen kennen als Lebewesen, Sammel- und Schmuckobjekt, Amulett, Symbol sowie natürliches und schützenswertes Wunderwerk.

Die meisten Korallen gehören zu den sogenannten Blumentieren. Der äußere Körper besteht aus einem stabilen Kalkskelett, das von kleinen Korallenpolypen belebt wird, die des Nachts mit ihren Tentakeln Plankton und kleine Fische fangen und diese über ihr Schlundrohr in den Magen transportieren. Tagsüber ziehen sich diese Tentakel zurück, was erklärt, daß man lange Zeit den zoologischen Charakter der Korallen nicht erkannt hat.

So ordnete man sie zunächst seit der Antike den versteinerten Pflanzen bzw. Steinpflan-zen zu und hielt die Tentakel der Polypen für Blüten. Erst im 18. Jahrhundert entdeckte der Marseiller Naturforscher Jean-André Peyssonnel (1694 – 1758) die Korallenpolypen und „beförderte“ die Korallen vom Pflanzen- ins Tierreich.

Die rätselhafte Natur der Korallen förderte die Faszination, die sie auf den Menschen ausüben. Man betrachtete sie als Heil- und Schutzmittel und nutzte sie als Amulett. Als dekoratives Material für Gewandfibeln, Gürtel, Pferdegeschirre, Schwertgriffe und Schmuck fanden rote Edelkorallen seit der Eisenzeit Verwendung sogar in Landstrichen, die sich weit entfernt vom Meer befanden.

Der Betrachtungsbogen der Korallen-Kulturgeschichte spannt sich von weit vorchrist-lichen, mythologischen bis christlichen Traditionen der Wertschätzung von Korallen und der ihnen zugeschriebenen schützenden, heilenden und böse Kräfte abwehrenden Macht über den ikonographischen Farbtupfer der Korallen in religiösen Gemälden, wie beispiels-weise bei Piero della Francescas Gemälde „Madonna di Senigallia“ (um 1474), bis hin zu literarischen Huldigungen in Ovids Metamorphosen, bei Shakespeare, bei Jules Verne und in Joseph Roths Erzählung „Der Leviathan“, in dem ein Korallenhändler und seine innige Zuneigung zu Korallen das zentrale Thema sind.

Korallenriffe sind weltweit durch die Erhöhung der Meereswassertemperatur und die Versauerung der Ozeane gefährdet. Die rote Farbe der riffbildenden Steinkorallen ent-steht durch Symbiose mit Zooxanthellen. Diese Mikroalgen produzieren bei steigender Wassertemperatur Giftstoffe und werden daraufhin von den Korallen abgestoßen. Dies führt zum Farbverlust (Korallenbleiche) und zu einer schlechteren Energieversorgung der Korallen, die schließlich bei längerer Fortdauer der zu hohen Wassertemperatur ganz absterben.

Die Autorin nimmt uns bei ihren Tauchgängen mit in lebendige Korallenriffe und beschreibt diese faszinierenden Unterwasserwelten mit ansteckender und durchaus andächtiger Begeisterung für die kleinen Lebewesen, die ganze Meereslandschaften gestalten und als Kollektivwesen riesige Riffe bauen.

Hauptsächlich thematisiert Jutta Person die rote Edelkoralle (Corallium rubrum). In den zwölf Einzelportaits am Ende des Buches werden auch andere Korallenarten (u.a. Dädalus-Hirnkoralle, Tiefseegorgonie, Wunderkoralle) beschrieben und von Falk Nordmann anschaulich und ästhetisch illustriert. Die kultur- und naturgeschichtlichen Rückblenden werden mit entsprechenden zeitgenössischen Abbildungen garniert.

Dieses Buch ist ein animierendes Wissenskleinod, das neben inhaltlicher Vielfalt mit einem geistreich-anschmiegsamen, naturpoetischen und ge- legentlich schmunzlerischem Sprachstil aufwartet, der das Eintauchen in die Lektüre zu einem einladenden Vergnügen macht.

Und zum Abschluß kann ich hier wieder meinen lobeshymnischen Refrain zur buchge-stalterischen Materie der Reihe NATURKUNDEN singen. So ist auch der Band „Korallen“ (NATURKUNDEN Nr. 50) aus schmeichelgriffigem Papier für Einband, Vorsatzblätter und Buchseiten hergestellt. Die Typographie ist satt und lesefreundlich, der Kopfschnitt und die Fadenheftung in korallenrot sind farblich fein abgestimmt mit der Farbgebung des Bucheinbandes, und die zahlreichen alten und neuen Illustrationen sind ebenso schön wie aussagekräftig.

Hier finden wir den harmonischen Einklang zwischen substanzieller innerer und äußerer Buchqualität, wie sie für die von Judith Schalansky herausgegebene Reihe NATUR- KUNDEN Standard ist. Da kommt Sammellust auf!

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/korallen.html?lid=2

 

Die Autorin:

»Jutta Person ist Journalistin und Kulturwissenschaftlerin. Sie wurde 1971 in Südbaden geboren und lebt in Berlin. Sie studierte Germanistik, Italianistik und Philosophie in Köln und Italien und promovierte mit einer Arbeit zur Geschichte der Physiognomik im 19. Jahrhundert. Sie schreibt für die Süddeutsche Zeitung, für Literaturen, Die Zeit und das Philosophie Magazin. Von 2004 bis 2007 war sie Redakteurin bei Literaturen, seit Oktober 2011 betreut sie das Ressort Bücher beim Philosophie Magazin. 2012 war sie Mitglied in der Jury des Deutschen Buchpreises. In der Reihe NATURKUNDEN hat sie 2013 das Portrait „Esel“ veröffentlicht. Sie lebt in Berlin.«

Der Illustrator:

»Falk Nordmann, Zeichner und Illustrator, lebt und arbeitet in Berlin. Ab 2007 Umschlaggestaltungen und Autorenportraits, seit 2013 Tierillustrationen der Reihe Naturkunden für Matthes & Seitz Berlin.«

 

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