- Band 4 von Giesbert, dem Regenrinnenwicht
- Text und Illustration von Daniela Drescher
- Verlag Urachhaus, August 2023 www.urachhaus.de
- gebunden
- Fadenheftung
- Format: 24 x 17 cm
- 120 Seiten
- durchgehend farbig
- 19,90 € (D), 20,50 € (A)
- ISBN 9783-8251-5359-5
- Kinderbuch ab 5 Jahren
H Ü H N E R H O F D A M E N
Kinderbuchrezension von Ulrike Sokul ©
In Daniela Dreschers Garten lebt schon seit einigen Jahren der Regenrinnenwicht Gies-bert. Dieser kleine, lebenszuwandte Naturgeist mit seiner unersättlichen Vorliebe für Schnittlauchbrote liefert immer wieder zauberhaften Stoff für neue Geschichten; und so haben wir das Vergnügen, mit dem vorliegenden Kinderbuche schon zum vierten Male lesehaften Anteil an Giesberts Abenteuerchen zu nehmen.
Es ist Sommer, und Giesbert bestaunt gemeinsam mit seinem alten Katerfreund Munz das Insektenhotel, das die Menschen im Garten installiert haben; beiläufig wird dabei anschaulich und kindgemäß einfach der Fortpflanzungszyklus der Wildbienen erklärt.
Im nächsten Kapitel erwartet Giesbert mit neugieriger Vorfreude vier alte Hühner- damen, die im Garten neu einziehen. Liebevoll hat er zuvor den Hühnerstall mit Gänse- blümchen geschmückt und einen Apfel neben den Futtertrog gelegt. Doch die alten Hühner sind noch unwillig wegen des Umzugs und die Veränderung ihrer Gewohnheiten. Sie goutieren Giesberts Willkommensgeste kein bißchen und mäkeln an allem herum. Vor dem freundlichen Kater Munz stieben sie sogar ängstlich in alle Richtungen davon, weil sie meinen, er wolle sie fressen.
Giesbert ist recht geknickt über diese mürrische Ablehnung, gleichwohl nimmt er schon gleich am nächsten Tag einen neuen Anlauf, sich mit den Hühnern anzufreunden. Mit einem Strauß selbstgepflückter Löwenzahnblätter besucht er die wählerischen Hühner- hofdamen. Doch diese schimpfen nur über das gefährliche „Katzenbiest“, finden Giesberts Grünzeugmitbringsel zu welk und zupfen ihm sogar stattdessen seinen Frauenmantelblatthut von Kopf und futtern ihn weg.
Das geht selbst dem gutmütigen Giesbert zu weit! Er wird wütend, bekommt einen roten Kopf, und schon bringt er alle Wasserstellen zum Überlaufen, denn das Wasser ist nun mal sein ureigenes Element. Der Gartenschlauch füllt sich mit Wasser, schlängelt sich heran und bespritzt die Hühner tüchtig mit Wasser. Die Hühner bitten um Gnade, entschuldigen sich bei Giesbert und versprechen ihm einen neuen Frauenmantel- blatthut.
Giesbert beruhigt sich, und mit ihm beruhigen sich auch die Wassermassen, denn Giesbert ist schnell versöhnt und nicht nachtragend. Die Hühnerdamen sind nun auch etwas zugänglicher, und Giesbert – ausgestattet mit einem neuen Hut – spielt ein fröhliches Liedchen auf seiner Holunderflöte.
Einige Tage später rettet Giesbert die Hühner gemeinsam mit Kater Munz vor einem frechen Marder und einem Fuchs. Nun sind Giesbert und Munz die Helden der Hühner- hofdamen, und einem einvernehmlichen Miteinander steht nunmehr nichts mehr im Weg. Doch mit der Heldenrolle können Giesbert und Munz nicht viel anfangen, statt- dessen wollen sie einfach mal nichts tun und sich „einfach in den Tag hineinfallen“ lassen.
Außer mit den Hühnerhofdamen beschäftigt sich Giesbert in diesem Sommer auch mit einem Baumschussel, den er mit neuem Proviant versorgt. Er verteilt Streuselkuchen an diverse andere benachbarte Wichtelwesen, macht Bekanntschaft mit einem großen, tollpatschigen Hund, der versehentlich seine Regentonne umwirft, und empfängt freudig einen Sommerregenguß, der die leere Regentonne wieder mit Wasser auffüllt. Giesbert erlebt unter der Anleitung eines Uhus eine astronomische Traumreise, findet ein entlaufenes Meerschweinchen wieder, freundet sich mit einer Brunnengrundel an und unternimmt auf dem Rücken eines Dachses einen Ausflug in den nahegelegenen Wald. Langsam klingt der Sommer aus, und Giesbert hat noch eine erfreuliche Begegnung mit einer plauderigen Nebelfee.
Schließlich besucht der Regenrinnenwicht die Autorin, genießt frisch gekochte Kürbis-suppe und läßt sich aus den vielen Briefen, welche die Menschenkinder inzwischen an Giesbert geschrieben haben, vorlesen.
Die Kapitel dieses Kinderbuches haben eine vorleseangenehme Seitenlänge von sechs bis zwölf Seiten und sind ausführlich, teilweise ganzseitig illustriert. Der warmherzig-märchenhafte, naturpoetische und vielschichtige Erzähltext bietet mit sprechenden Tieren, farbenfroher, wildwüchsiger Vegetation, knuffeligen Mitwichteln, abwechslungs-reichem Miteinander und den augenzwinkernd metafiktiven Kommentaren der Autorin phantasieanregenden und vergnüglichen Vorlesestoff.
Für alle zwischenwesenlichen Konflikte, mit denen sich Giesbert auseinandersetzen muß, finden sich konstruktive, meist kommunikative Lösungen. Gefühle werden kindlich-angemessen dargestellt und keineswegs überdramatisiert. Das sonnige und mitfühlende Gemüt des Regenrinnenwichts findet stets schnell zurück zu ausge- wogenen Empfindungen und Reaktionen sowie heiterer Lebensfreude und Dankbarkeit.
Daniela Dreschers feinsinnliche Illustrationen beleben und ergänzen den Erzähltext mit ausdrucksvollen Figurenzeichnungen, stimmungsvollen Naturszenen und einem sehr zärtlichen zeichnerischen Basso Continuo.
Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.urachhaus.de/Lesen-was-die-Welt-erzaehlt/Kinderbuch-4-bis-8-Jahre/Giesbert-und-die-Gackerhuehner.html
Hier entlang zum ersten Band: „Giesbert in der Regentonne“ Giesbert in der Regentonne
zum zweiten Band: „Giesbert hört das Gras wachsen“ Giesbert hört das Gras wachsen
und zum dritten Band: „Giesbert und der Gluckerbach“ Giesbert und der Gluckerbach
Die Autorin & Illustratorin:
»Daniela Drescher, geboren 1966, ist eine international gefeierte Illustratorin und Autorin. Ihre Bilderbücher und illustrierten Kinderbücher bestechen durch einen Stil, der Kinder wie Erwachsene weltweit begeistert. In ihren mittlerweile über 40 Büchern vermittelt sie ihren jungen Lesern einen unmittelbaren Zugang zur Natur sowie zu sozialen Themen. Darüber hinaus setzt sie sich regelmäßig für Naturschutzorganisationen ein. www.danieladrescher.de Instagram: @danieladrescher_studio«