Manieren für Anfänger

  • Ein Buch übers Schmatzen und Kleckern
  • Text von Kristina Dumas
  • Illustrationen von Ina Worms
  • annette betz Verlag  2019  www.annettebetz.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • 32 Seiten
  • 14,95 €
  • ISBN 978-3-219-11786-8
  • Bilderbuch ab 5 Jahren

BENIMM  IST  IN

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

„Manieren für Anfänger“ eröffnet die Unterweisung ins gute Benehmen zunächst anschaulich mit dem demonstrativen Gegenteil guten Benehmens: Da wird gierig nach Essen gegrapscht, ausschweifend gekleckert, nachlässig auf Tisch und Stühlen herum-gefläzt, unpassend gekleidet zu einem festlichen Anlaß erschienen, lauthals telefoniert, rücksichtslos vorgedrängelt und sich auf Sitzplätzen besitzergreifend breitgemacht.

Diesen Danebenbenehmlichkeiten folgt ein historischer Rückblick, der uns etwa die alten Griechen und Römer genüßlich-kultiviert in halb liegender Position mit den Händen speisend zeigt.

Auch im Mittelalter, so wird uns vorgeführt, nahm man für das Zum-Munde-Führen fester Speisen einfach die Hände oder ein Messer, und nur für flüssige Speisen benutzte man einen Löffel. Gabeln gab es zwar schon, aber ihr Gebrauch bei Tisch war allenfalls als Vorlegebesteck üblich. Die mittelalterlichen Tischsitten waren selbst beim Adel noch grob, so wischte man sich Hände und Mund ungeniert am Ärmel oder gar Tischtuch ab und betrachtete das Essen mit Gabeln als unmännlich.

Einige Jahrhunderte später, am Hof von Versailles unter König Ludwig XIV., hatten sich die Tischsitten und Umgangsformen schon deutlich verfeinert, aber auch verkompli- ziert. Das sogenannte höfische Benehmen galt als vorbildlich und wurde auch von Bürgern angestrebt, die es bis in unsere Zeit als „höfliches“ Benehmen bezeichnen.

Des weiteren lernen wir die Bemühungen des Freiherrn Knigge kennen, dem es mit seinem berühmten „Knigge“ darum ging, den respekt- und taktvollen Umgang der Menschen miteinander – unabhängig von ihrem gesellschaftlichen Rang – zu fördern.

Eine Doppelseite wartet mit sechs Szenen auf, die bekannte Redewendungen aus dem Umfeld von höflichem und unhöflichem Auftreten illustrieren, und fordert zum Erraten des jeweiligen Sprichwortes auf.

Die Vorstellung unterschiedlicher internationaler Begrüßungsformen vom Hand- und Wangenkuß über die asiatische Verbeugung bis zum indischen „Namasté“ sowie von „Grüß Gott!“, „Bonjour!“ und „Hey!“ ist eine begrüßenswerte Erweiterung des kultu- rellen Horizontes. Nicht begrüßenswert ist indes, daß bei den Begrüßungsformeln für den deutschsprachigen Raum viermal das einfältige „Hallo!“ benutzt wird und nicht ein einziges Mal „Guten Tag!“ – das ist keineswegs stilbildend für das kindliche Verhalten.

Die lustigen, gekonnt an Kinderzeichnungen erinnernden Illustrationen von Ina Worms bieten reichlich Anschauungsmaterial. Auf fast jeder Bilderbuchseite erscheint die schelmische Figur des „Schweinehunds“, die sich fortlaufend fragend und kommen- tierend durch die Benimm-Episoden bewegt und am Ende in Hinsicht auf Manieren wirklich dazugelernt hat.

„Manieren für Anfänger“ erklärt Kindern spielerisch-informativ sowohl die dekorativen Aspekte guten Benehmens – wie beispielsweise Besteckkunde und Tischsitten – als auch die zwischenmenschlichen Aspekte, welche die Bedeutung von Achtsamkeit, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Respekt, Rücksichtnahme und Taktgefühl umfassen.

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.ueberreuter.de/shop/manieren-fuer-anfaenger/

 

Die Autorin:

»Kristina Dumas ist Journalistin und Autorin. Sie hat zahlreiche Beiträge und Geschichten für Kinder geschrieben. Bei Annette Betz sind bereits mehrere musikalische Bilderbücher und Sachbücher von ihr erschienen.« https://www.kristinadumas.de/projekte/kindersachbuecher/

Die Illustratorin:

»Ina Worms hat in Trier und Krakau Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Buch- design studiert. Seit 2013 wurden mehr als 15 Titel mit ihren Bildern veröffentlicht, u. a. auch in Korea und Rumänien. Ina Worms wohnt in Köln.«
http://www.blog.ina-worms.de/blog/

 

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Pirat der Seifenmeere

  • von Andreas Hartmann
  • Farbillustrationen von Ina Worms
  • 72 Seiten, gebunden
  • Format: 16 x 24 cm
  • Obelisk Verlag, Februar 2014    http://www.obelisk-verlag.at
  • 10,95 €
  • ISBN 978-3-85197-722-6
  • Kinderbuch ab 7 Jahren
    Pirat der Seifenmeere9783851977226

BADEZIMMER  AHOI

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Kindergeschichten mit fließenden Übergängen zwischen Phantasie und Wirklichkeit gibt es viele. Diesmal können wir das Fließen ruhig wortwörtlich nehmen, denn der „Pirat der Seifenmeere“ ist ein Buch für kleine Wasserratten.

Der kleine Junge, der in dieser Geschichte eine fantastische Karriere als Pirat absolviert, ist ein schönes Beispiel dafür, daß das beste und unerschöpflichste Spielzeug für Kinder immer noch die Phantasie ist.

Peter sitzt in der Badewanne und wartet darauf, daß seine Mutter kommt, um ihm die Haare zu waschen. Doch dank seiner kindlichen InsPIRATion erscheint hinter einem Badeschaumberg ein kleines schwarzes Piratenschiff mit einer kunterbunten Halunkenschar von Seeräubern.

Der Anführer, Kapitän Krausbart, berichtet dem erstaunten Peter, daß sie auf der Flucht vor den Schiffen des Königs seien. Die Piraten haben nämlich die Tochter des Gouver- neurs an Bord – mit deren Einverständnis, da sie sich in den Steuermann verliebt hat. Und nun werden die scheinbaren Entführer von einer ganzen Flotte gejagt. Ist doch quallenklar, daß Peter hilfsbereit ein bißchen für Gegenwind sorgt und die königliche Flotte auf gebührenden Abstand zum Piratenschiff bringt.

Zum Dank übergibt ihm Krausbart das Kommando über eines seiner Schiffe und schärft ihm ein: „Bereite der Piratenehre keine Schande. Sonst komme ich und hole mir das Schiff zurück!“ Als Peters Mutter das Badezimmer betritt, sieht Peter gerade noch, wie Kapitän Krausbart zum Abschied seinen Hut schwenkt und hinter Schaumbergen verschwimmt.

Beim nächsten Badetag besteigt Peter sein eigenes blutrotes Piratenschiff, und er trägt eine schwarze Augenklappe (wegen des Haarshampoos, das so fürchterlich in den Augen brennt). Abenteuerlustig durchquert er die Seifenmeere und findet auf einer einsamen Insel eine Gruppe ausgesetzter Piraten. Kurzentschlossen nimmt er die Mannschaft an Bord, und schon kann es losgehen mit Schiffe-Kapern und Schätze-Erbeuten.

Wenn man „die Seifenmeere kennt wie meine Badewanne“, kann man getrost einmal den Stöpsel aus der Meereswanne ziehen und das Meer abfließen lassen, um ein feindliches Schiff zu Fuß zu entern.

Und so geht es weiter: von Badetag zu Badetag werden wilde Abenteuer bestanden und Meeresungeheuer besiegt, es gibt Streit und Versöhnung und zum guten Schluß ein Riesenlob von Kapitän Krausbart für Peters vorzügliche Piratenqualitäten.

Nur Peters Eltern wundern sich über die regelmäßigen Überschwemmungen und Seifenkanonenkugeln, die neuerdings das Badezimmer zieren…

Der Autor, Andreas Hartmann, würzt die kindlichen Abenteuer mit echtem Seeräuber- vokabular und lustigen Wortspielen, die dem Schiffspapagei, der immer alles ganz anders versteht, in den Schnabel gelegt werden. Sehr ansprechend und kindgerecht finde ich zudem die beiden Extraseiten mit den Erklärungen zu Segelschiffsfachbegriffen und Piratensprache.

Die bunten Illustrationen von Ina Worms greifen zeichnerisch die Badezimmerrequisiten auf und verwandeln sie in Meeres- und Seemannszubehör. Den lustigen, warmherzigen Bildern gelingt das Kunststück, wie sehr gekonnte Kinderzeichnungen zu erscheinen.

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://obelisk-verlag.at/index.php/onlineshop/ab-8/hardcover-ab-6-jahren/pirat_der_seifenmeere-detail

 

Der Autor:

Andreas Hartmann wurde 1973 in Berlin geboren. Nachdem sich das Ingenieurswesen für ihn rasch als Irrweg entpuppte, studierte er Erziehungswissenschaften. Er arbeitete in verschiedenen Bereichen – nur nicht in der Sozialarbeit. Auf verschlungenen Pfaden verschlug es ihn schließlich zum Schreiben und Übersetzen. Das tut er heute noch. Er lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Berlin. Zusätzliche Informationen finden sich auf seiner Homepage:   http://www.klippenschreiber.de

Ich möchte noch hinzufügen, daß Andreas Hartmann ein weiteres Kinderbuch – DER HERR DER WOLKEN – veröffentlicht hat, das ich ebenfalls besprochen habe: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2013/07/24/der-herr-der-wolken/

Die Illustratorin:

»Ina Worms ist in der Nähe von Bonn geboren und aufgewachsen. Sie hat an der FH Trier Kommunikationsdesign studiert mit Schwerpunkt Design Buch und war für ein Auslandssemester an der Akademie der Schönen Künste in Krakau. Sie lebt und arbeitet heute in Köln als Illustratorin.«
http://www.ina-worms.de

 

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