- Aus dem Leben einer Museumsmotte
- Text von Christine Ziegler
- Illustrationen von Stephanie Marian
- Südpol Verlag 2022 www.suedpol-verlag.de
- gebunden
- Fadenheftung
- 64 Seiten
- Format: 23 x 33 cm
- 24,00 € (D), 24,70 € (A)
- ISBN 978-3-96594-109-0
- Sachbilderbuch ab 6 Jahren zum Vorlesen
- zum Selberlesen ab 8 Jahren
KUNSTGESCHMACK MAL ANDERS BETRACHTET
Rezension von Ulrike Sokul ©
Aus der Perspektive bestimmter Insekten wie beispielsweise Motten, Holzwürmern, Papierfischchen, Teppich-, Pelz- und Museumskäfern ist ein Museum eine herrliche Speisekammer. Onkel Heribert ist eine in der Welt der Kunst und der Museen sehr bewanderte Motte, und er weiß durchaus auch die Schönheit der Kunstwerke zu schätzen und nicht bloß ihren Geschmack.
Als kultivierte Stadtmotte besucht Onkel Heribert gelegentlich seine etwas provinzielle Verwandtschaft auf dem Lande und beantwortet gerne die vielen Fragen seiner munter-mottigen Nichten und Neffen. So erzählt er nicht nur von seinem persönlichen Leben im Museum, sondern erklärt auch, woher das Wort Museum stammt, wie die ersten Museen entstanden, welche unterschiedlichen Sammelobjekte sich in ver- schiedenen Museen sammeln, und er listet eine Reihe von berühmten deutschen Museen auf, die er schon besucht hat.

Text von Christine Ziegler, Illustration von Stephanie Marian © Südpol Verlag 2022
Schwieriger wird es, als Heribert versucht, den Begriff Kunst zu erklären. Stolz präsen- tiert er einen Krümel blauer Farbe, den er seinem Lieblingsbild von Paul Klee ent- nommen hat, doch die Mottenkinder entpuppen sich mit Ausnahme von Nichte Hermine als echte Kunstbanausen, die etwas Eßbares einem Farbkrümel mit kunst- geschichtlicher Aura vorziehen.

Text von Christine Ziegler, Illustration von Stephanie Marian © Südpol Verlag 2022
Schließlich darf Hermine Onkel Heribert auf einen Ausflug ins Museum begleiten. Nach einer kurzen streiflichternden kunstgeschichtlichen Aufklärung von Höhlen- malerei bis hin zur Abstrakten Kunst erklärt Onkel Heribert, wie ein Museum strukturiert und organisiert wird, wie Kunstwerke restauriert und wie sie mit Hilfe moderner Sicherheitstechnik vor mutwilliger Beschädigung und Diebstahl geschützt werden. Onkel Heribert läßt außerdem nicht unerwähnt, daß die Menschen Insekten im Museum als Schädlinge betrachten und sie entsprechend bekämpfen, und er warnt seine Nichte eindringlich vor gefährlichen Klebefallen.

Text von Christine Ziegler, Illustration von Stephanie Marian © Südpol Verlag 2022
Nach einem Tag im Museum schwirrt der kleinen Motte der Kopf und sie schläft erschöpft ein. Die Nachtruhe wird bald von einem Eindringling gestört, der ausge- rechnet jenes Bild stehlen will, hinter dessen Holzrahmenleiste sich Heribert und Hermine zur Ruhe gebettet haben. Doch wie sollen zwei kleine Motten gegen einen Menschen ankommen?
Hermine hat die rettende Idee, alle Museumsinsekten zusammenzurufen und als flie-gender Schwarm den Bewegungsmelder an der Decke auszulösen. Das funktioniert und der Dieb wird gefaßt; und wir übersehen jetzt einmal gnädig den kleinen Logikfehler, warum der Bewegungsmelder zuvor die Bewegungen des Diebs im Raum nicht registriert hat.
Dieses erzählende Sachbilderbuch vermittelt Kindern auf anschauliche und unterhalt- same Art die Bedeutung von Kunst und Museen. Die lebhaften Frage-Antwort-Gespräche der sympathischen Mottencharaktere werden ergänzt mit kurzen Sach- informationstexten, die alle relevanten Aspekte des Museumslebens einfach und kindgemäß darstellen. In den detailreichen Illustrationen gibt es viel zu entdecken und zu schmunzeln.
Sehr animierend sind zudem die auf verschiedenen Seiten eingeplanten Spielräume für eigene kindliche Eintragungen und Zeichnungen sowie eine ganze Doppelseite für die Dokumentation eigener Museumsbesuche – beispielsweise durch gesammelte Ein- trittskarten und vorgedruckte tagebuchartige Notizformulare zum Selberausfüllen.
Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.suedpol-verlag.de/kinderbuecher-ab-6-jahren/kunstfresser-aus-dem-leben-einer-museumsmotte.html?attribute_buchvarianten=14
Die Autorin:
»Christine Ziegler ist in Garmisch-Partenkirchen geboren und aufgewachsen. Sie studierte Restaurierungswissenschaften und arbeitete in unterschiedlichen Museen. Das Spannungsfeld zwischen Vergangenem und Zukünftigem fasziniert sie. Heute schreibt und lebt sie mit ihrer Familie und einem getigerten Kater in der Nähe von München. Oft trifft man sie jedoch unterwegs, wo sie Menschen, Tieren und Dingen zuhört. Alles und jeder erzählt. Daraus entstehen ihre Geschichten, die von Verlust, Vergessen und dem Mut zur Veränderung berichten.«
Die Illustratorin:
»Stephanie Marian findet ihre Inspiration in allem, was schön ist. Studium des Designs mit dem Schwerpunkt Illustration an der MSD – Münster School of Design. Tierflüsterin | Wortwitz und Ironie | Herzlich lachen. Gerne auch laut. | Eigentlich Eule. Jetzt Mutter und Lerche. | Leidenschaftliche Schokoladen- und Kunstfresserin.«
Querverweis:
Ergänzend noch zwei weitere Bilderbücher zum Thema Museum:
„Staub im Museum“ von Dorothea Blankenhagen Staub im Museum
Wie kommt die Kunst ins Museum / Ein Wimmelsachbuch über die Kunst“ von Ondřej Chrobák, Rostislav Koryčánek und Martin Vaněk Wie kommt die Kunst ins Museum
Das klingt alles ungemein spannend. Ein witziges Konzept 🙂
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Hab‘ Dank für Deine Rückmeldung.
Es freut mich, daß Dich dieses Sachbilderbuchkonzept anspricht! 🙂
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Was für eine niedliche Idee, schön ausgeführt! Herzensgrüße von mir zu dir!
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Wundert mich kaum, liebste Almuth, daß Dir die künstlerischen Motten zusagen. 😉
Herzensgrüße auch von mir zu Dir!
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Ehrlich gesagt lieber die Künstlerischen, als die Kleidermotten 😉
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Das ist ja mal eine originelle Idee … und offensichtlich spannend umgesetzt 😀
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Es freut mich, daß Die die orirginelle museale Ideenumsetzung gefällt, und ich danke Dir für Deine Rückmeldung! 😀
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Auch ich oute mich hier als Fan. Die Idee ist so niedlich umgesetzt.
Also ich habe genug Filme gesehen, in denen die Bewegungsmelder in Museen umgeleitet wurden. 😉Liebe Grüße, B.
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Es freut mich, liebe B., daß Dir das Sachbilderbuch und die Art der dramaturgischen Darstellung gefällt.
Da ich selber in einem Museum arbeite, gefällt es mir nicht, daß man Bewegungsmelder umleiten kann; zumal die Sicherheitsablaufkaskaden der Schließtechnik schon recht komplex sind. Aber was im Film möglich ist, muß ja nicht unbedingt auch in der Wirklichkeit funktionieren. 😉
Liebe Grüße auch von mir zu Dir 🙂
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Hört sich spannend an. Wäre auch gerne mal eine Museumsmotte. Herzensgrüße an Dich, Susanne
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Liebe Susanne,
vielen Dank für Dein Bilderbuchleseinteresse und Deine Sympathie für Museumsmotten.
Herzensgruß auch von mir zu Dir ❤
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Hach, wie schön, wie ungewöhnlich schön.
Eine Motte, die Onkel Heribert heißt und humorvoll unsere Bildung vervollkommnet. Meine hat sowieso ziemlich viel Nachholbedarf in dieser und anderer Richtung, liebe Ulrike. Ein pfiffiges Buch, gefällt mir sehr.
Liebe Grüße von Bruni an Dich
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Verbindlichen Dank, liebe Bruni, für Deine zugeneigte Rückmeldung und Deinen Bildungsappetit. 😉 Da wirst Du mit diesem Sachbilderbuch vergnüglich naschen können.
Liebe Abendgrüße von mir zu Dir
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Ich nasche sehr gerne, liebe Ulrike 🙂
Liebe Grüße in die Nacht von Bruni an Dich
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Uiuiuiii, kaum bin ich wieder hier, schon wächst mein SuB, wie zauberhaft ist den bitte dieses Buch und so unaufgeregt verständlich, vielen Dank ich muss telephonieren 😀
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Hab‘ Dank für Deine lebhafte Bilderbuchbegeisterung und Deinen unmittelbaren Griff zum Telephon (um das Buch zu bestellen?). 😀
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Aber sowas von😍
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So ein kluges Buch, so viele zeichnerischen Details, im Verbund quillt die vermittelbare Information nur so aus ihm heraus, sogar der Kunstbegriff an sich wird angedacht – sehr mutig … 😉
Und zu guter Letzt muß auch noch ein nicht ungefährliches Abenteuer bestanden werden !
Übrigens – die geortete Unlogik ist gar keine: der Einbrecher hatte einen Vetter, welcher die Sicherheitstechnik installierte und seinem Verwandten das Wissen um ‚blinde Ecken‘ des Bewegungsmelders weitergab – und der konnte ein Foto des Raumes vor die Kameras hängen, die mit dem Melder im Verbund arbeiten (zB um Fehlalarme durch einzeln dahinzuckflatterige Motten zu vermeiden) ;-!
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Dieses Sachbilderbuch ist zwar ein Informationsfüllhorn, aber es ist bei aller Detailverliebtheit nicht überfüllt, sondern anschaulich-übersichtlich.
Vielen Dank für Deine Rückmeldung und Deine kriminal-kreativen Anregungen zur Überlistung von Bewegungsmeldern. 😉
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so begnadet hab ich „kunscht“ und „musebum“ nicht lernen dürfen
aber jetzt check ich’s … luise
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Wie schön, daß Du durch meine Rezension eine angenehme künstlerische und museale Nachhilfestunde erlesen konntest! 🙂
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Eine nette Idee, die Perspektive zu wechseln und das dann auch noch mit Wissenswertem über Museen und Kunst zu verbinden 🙂
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Der Perspektivwechsel ist eine geschickte Methode, um für Kinder dramaturgische Spannung und empathische Neugier in die Vermittlung von Kunst- und Museumswissen zu bringen. 🙂
Es dankt und grüßt
Ulrike
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Was für eine witzige Umsetzung. Gut, dass ich auch die Kommentare gelesen habe. Und dann habe ich mich tatsächlich ganz dunkel an Ilja Richters Holzwurm erinnert.
Liebe Grüße
Nina
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Ja, liebe Nina, die Umsetzung des musischen und künstlerischen Themas in diesem Sachbilderbuch ist amüsant.
Schön, daß Du auch die bisherigen Kommentare mitgelesen hast und Dich noch an Ilja Richter als Holzwurm der Oper erinnern kannst.
Mit einem lieben Abendgruß
Ulrike
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Liebe Ulrike,
die Geschichte finde ich mal wieder sehr ansprechend. Da hat jemand eine super Buchidee gehabt. Ich wünsche mir oft, solche Bücher als Kind gelesen zu haben, dann wäre ich bestimmt schlauer geworden. Oh, well.
Ich hoffe, Dir geht es gut.
Herzlichen Gruß,
Tanja
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Liebe Tanja, es freut mich, daß Dich meine Buchempfehlung anspricht. Sachbilderbüchern, die auf spielerische und animierende Weise Wissen vermittlen, darf man sich getrost auch noch als erwachsener Leser widmen, um das eine oder andere vernachlässigte Wissensgebiet freiwillig nachzuholen.
Danke der Nachfrage: Es geht mir gut und ich hoffe selbiges fü Dich. 🙂
Herzensgruß von mir zu Dir
Ulrike
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Es freut mich, daß es Dir gut geht, liebe Ulrike. Und ich habe überhaupt keine Probleme damit, Kinderbücher zu lesen, besonders wenn es um Themen geht, über die ich so gut wie nichts weiß. Ich wünsch mir nur, das schon vor Jahrzehnten gemacht zu haben, als mein Gehirn noch aufnahmefähiger war.
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Hallo Ulrike,
Motten und Klebefallen wie Kunstfresser jedweder Art gibt es wohl vielerorts. Falls Du oder jemand aus dem Lesekreis Lust hätte-st, mal in Nürnberger Museen nachzuschauen, herzliche Einladung und Begleitung.
Das Dürer-Haus ist eine künstlerische Wohnstube. Zum Germanischen Nationalmuseum gab es gerade Diskussionen über den Namen. Und das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände wird eben überarbeitet.
Vielen Dank und schöne Grüße
Bernd
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Vielen Dank für Deine musealen Hinweise. Deutschland hat eine erfreulich vielfältige und interessante Menge an Museen, die man in der Tat durch eifrige Besuche würdigen sollte.
Ich selbst arbeite ja ebenfalls in einem Museum:
https://klingenmuseum.de/inhalt
Nachtschwärmerische Grüße von Ulrike
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Ist ja süß.
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Dann wünsche ich guten Leseappetit!
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Ja, mit den Enkeln!
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Eine kulturbeflissene Stadtmotte als Museumsführer – das ist ein origineller Ansatz, um Kindern Kunst schmackhaft zu machen und auch zu zeigen, dass in Museen nicht einfach nur alter Krempel eingemottet wird. 😀 Die reichhaltigen und verspielten Illustrationen und die Animation zu eigener kreativer Mitgestaltung des Buches werden gewiss das ihre zur Attraktivität dieser Wissensvermittlung beitragen.
Mit einem herzlichen Abendgruß 🐻
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Verbindlichen Dank für Deine wortverspielte und zugeneigte Resonanz. 😀
Ja, eine kulturbeflissene Stadtmotte als Musueumsführer ist ein origineller Ansatz, um Kinder spielerisch ans und ins Museum zu verlocken. Und die Anregungen zur Mitgestaltung tragen zur ganzheitlichen Wissensvermittlung und kreativen Selbsterfahrung bei.
Wie ich bereits in meiner Kommentarantwort auf Stefan schrieb, ist die Verwendung von kulturaffinen Insektencharakteren bereits erfolgreich in einer Hörspielserie der Deutschen Grammphon praktiziert worden.
Dort erklärt „einer der dienstältetsten Holzwürmer“ (gesprochen von Ilja Richter) zusammen mit seiner Freundin Motte (gesprochen von Silke Dornow) aus dem Kostümfundus, ebenso amüsant wie kompetent diverse Opern, um sie Kindern anhörlich schmackhaft zu machen.
Herzensgruß auch von mir zu Dir!
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Die von dir erwähnte Hörspielreihe habe ich zwar nie gehört, aber ich erinnere mich, anno dunnemals in der gedruckten Hauszeitung der DG darüber gelesen zu haben. Allerdings ist mir nicht bekannt, ob diese Reihe mit Nebenwirkungen behaftet war, dergestalt, dass Kinder sich vor dem Schlafengehen anstelle einer Geschichte noch „kurz“ Wagners Ring reinziehen wollten. 😉
Mit einem amüsierten Nachmittagsgruß 🐻
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Mir sind von dieser Hörspielreihe nur einige Mozartopern und der Freischütz ohrenkundig. Ich habe sie allerdings erst als Erwachsene entdeckt, gehört und genossen.
Ob sich die Dramaturgen dieser CD-Serie auch an Wagner für Kinder herangewagnert 😉 haben, weiß ich nicht.
Mit einem kerzenlichten Abendgruß 🙂
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Das nenn‘ ich mal eine Idee. Ein wenig weiß ich um die diesbezüglichen Probleme der Museen und der entsprechenden Sorgen der Kunstfresser. Sicher auch für interessierte Erwachsene ein Zugewinn.
Liebe Grüße an dich!
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Vielen Dank für Deine Leseaufmerksamkeit.
Die Idee, Motten und Co. als Erzählcharaktere für musische Themen zu installieren, ist allerdings nicht neu. Schon vor mehr als zwanzig Jahren gab es bei der Deutschen Grammophon eine amüsante Hörspielreihe, in welcher der Holzwurm der Oper (gesprochen von Ilja Richter) mit seiner Mottenfreundin (gesprochen von Silke Dornow) aus dem Kostümfundus über diverse Opern fachsimpelte und sie – in Kombination mit ausgewählten musikalischen und gesanglichen Auszügen – für Kinder vergnüglich zugänglich und verständlich machte.
Herzlich Grüße auch von mir zu Dir!
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Oh, das kenne ich gar nicht. Ganz lieben Dank! Ich werde mich mal auf die Suche machen. 🙂
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Vermutlich gibt es diese CDs inzwischen nur noch als Download… oder antiquarisch…
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Irgendwie werde ich meist fündig. Danke!
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