Kochbuch für die kleine alte Frau

  • von Sybil Gräfin Schönfeldt
  • Verlag edition momente, September 2018 www.edition-momente.com
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 19 x 11,4 cm
  • 128 Seiten
  • mit Lesebändchen
  • 20,00 €, 28,90 sFr.
  • ISBN 978-3-0360-6001-9

K Ü C H E N L E B E N S L A U F

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Aus dem „Kochbuch für die kleine alte Frau“ steigen beim Lesen nicht nur die Aromen köstlicher Gewürze, Kräuter und Speisen auf, sondern auch ein sympathisch-nostal- gischer Duft vergangener Zeiten und die Herzenswärme einer guten Gastgeberin.

Dieses Kochbuch wartet mit einer übersichtlichen Anzahl erprobter und weitgehend unkomplizierter Gerichte auf, die – eingebettet in den abwechslungsreichen Reigen persönlicher, kulinarischer Erinnerungen Sybil Gräfin Schönfeldts – serviert werden.  So gibt die Autorin den ererbten, handgeschriebenen familiären Kochbüchern und einigen „historischen“ Küchenwerkzeugen sowie ihrem alten, knarzenden Holzküchenschrank ebenso die Ehre wie den Persönlichkeiten lieber Ahnen mit ihren überlieferten Kochkünsten und Rezepten.

Der Anlaß, dieses Kochbuch zu verfassen, war die Suche nach alltagstauglichen und gleichwohl genüßlichen Rezepten für alleinstehende Menschen. Die Autorin verwandelt Rezepte aus ihrem vielfältigen, internationalen Familienrezepte-Fundus in Rezepte für eine Person und macht alleine schon durch die sinnlich-anschauliche, erzählerische Darstellung Appetit und Lust aufs Kochen und Schmausen. Sie betont mehrfach, wie wichtig es sei, sich auch als Witwe und trotz Trauer, Verlust und eventueller Appetit-losigkeit aufmerksam um die eigene Ernährung zu kümmern und sich – gewissermaßen als Einladung zur Lebensfreude – an die lohnende Arbeit des Für-sich-alleine-Kochens zu machen. Gelegentliche Gäste sind ja durchaus nicht ausgeschlossen, und dann hat sich die Tapferkeit des weiterhin kultivierten Kochens auch für diese lieben Mitesser gelohnt.

Auf einige verheißungsvolle Backrezepte (Sandtorte, Apfelkuchen, Mandeltorte, Zitro- nentorte) folgen Rezepte für Reisgerichte, Kartoffeln, Möhren und Nudelspeisen, Heringssalate, Varianten warmen Frühstücksbreis, ein origineller und je nach Jahres- zeitenangebot veränderlicher Salat aus der Pfanne, Hühnerfleischrezepte, Gemüseein- töpfe, Quarkspeisen, Obstsalate, Schokoladendesserts und Rote Grütze auf Hamburger Art. Außerdem gibt die Autorin Anregungen für Vorratshaltung, für Zufallsmahlzeiten aus kluger Resteverwertung, und sie ermahnt dazu, besonders im Alter eine ausrei- chende Menge Wasser zu trinken.

All diese Rezepte für Einzelmahlzeiten gehen Hand in Hand mit warmherzigen, persön-lichen Erinnerungen an Kochsituationen, Mahlzeiten sowie geliebte Mitmenschen und Gäste, die einen streiflichternden Einblick in den privaten und journalistischen „Küchen-lebenslauf“ der Autorin vermitteln.

Neben den schmackhaften inneren Werten ist das „Kochbuch für die kleine alte Frau“ auch mit ansprechenden äußeren Werten ausgestattet. Das fadengeheftete Buch hat ein handliches Format und ein farblich harmonierendes Lesebändchen. Die Schriftgröße ist leseangenehm, die Rezepte heben sich durch Fettdruck hervor, und die dezente graphische Gestaltung von Titelbild und Vorsatzblättern trägt die unverkennbare „Handschrift“ des edition-momente-Hausgraphikers Max Bartholl, augenzwinkernd ergänzt um eine Zeichnung von Jutta Bauer.

Fotografien hat dieses Kochbuch nicht nötig, denn Sybil Gräfin Schönfeldts Schreibstil ist lebendig, sinnlich-kulinarisch und wahrlich köstlich genug, um Freude am Kochen zu wecken. 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.edition-momente.com/buecher/sybil-graefin-schoenfeldt-kochbuch-fuer-die-kleine-alte-frau.html

Hier entlang zu einem Ausschnitt aus der NDR TALK SHOW vom 7.6. 2019, in dem Gräfin Schönfeldt charmant über ihr „Kochbuch für die kleine alte Frau“ plaudert:

Die Autorin:

»Sybil Gräfin Schönfeldt studierte Germanistik und Kunstgeschichte und promovierte in Wien. Sie schrieb für DIE ZEIT, das ZEIT-Magazin und STERN und veröffentlichte seit den 1960er Jahren zahlreiche Kochbücher, zuletzt das Kochbuch für die kleine alte Frau (2018) sowie literarische Kochbücher über Goethe, Fontane, Thomas Mann u. a. und übersetzte Kinderliteratur. Sie war mit Astrid Lindgren befreundet. Sie lebt in Hamburg, hat zwei Söhne und ist seit zehn Jahren Witwe.«

Querverweis:

Hier entlang zum männlichen Ergänzungskochbuch „Kochbuch für den großen alten Mann“: Kochbuch für den großen alten Mann
Und hier entlang zum dritten Kochbuch dieser Serie:
„Kochbuch für meine liebste Freundin“: Kochbuch für meine liebste Freundin

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43 Kommentare zu “Kochbuch für die kleine alte Frau

    • Es freut mich, daß Dir meine Kochbuchempfehlung so gut mundet und ich danke Dir für Deine Leseaufmerksamkeit.
      Sybil Gräfin Schönfeldts Kochbücher sind in der Tat allesamt kurzweilig, anregend und sehr appetitlich.

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  1. Warum aber die Frau klein und der Mann groß, wenngleich beide getrennt alt sein müssen, erschließt sich mir nicht, es sei denn man geht auf den biologisch gegebenen Größendurchschnitt, der aber so riesig ja nicht ist, zurück. Das ist schon im Kinder- spruch „spannenlanger Hansel, nudeldicke Dirn“ so falsch dargestellt – auf Abbildungen ist das Mädchen dann immer dick, als wäre eine einzelne Nudel, es muß nicht mal eine Fadennudel sein, dick und das zwar irgendwie witzig und erstrebens- wert, und der Knabe ewig lang, obwohl eine Spanne doch gerade nicht viel ist und eine ungewöhnliche Kleinheit betont! Aber es muß so sein und wird also falsch interpretiert, damit es wieder gewollt richtig ist – männlich = groß, weiblich = klein und womöglich noch dick. Entspricht das der erlebten und gefühlten Realität oder nur einem atavistischen Wunschdenken, das zudem und ebenso altertümlich sexuell geprägt ist (Essen und Sex liegen ja mal nah beieinander)? Was kochen denn nur die großaufgeschossenen Frauen und vor allem auch die frustrierten kleinen Männer, ob alt oder nicht? Ich bitte doch sehr um Rezeptergänzungen!

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    • Gräfin Schönfeldt ist eine kleine, gleichwohl großartige Person. Ihre bescheidene größerliche Größe mag sie bewogen haben, das vorliegende Kochbuch zu betiteln mit „Kochbuch für die kleine alte Frau“.
      Nach dem Erfolg dieses Buches erwuchs vermutlich die Idee, ein Pendant für alleinstehende Männer zu schreiben. Fast schon zwangsläufig ergab sich wohl wortspielerisch – in Hinblick auf die Normalverteilung der geschlechts- spezifischen Körpergrößen – der Titel „Kochbuch für den großen alten Mann“.
      Honi soit qui mal y pense!

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  2. Seit einiger Zeit beschäftige ich mich auch wieder mit dem Kochen, besonders mit Omas einfacher Landesküche. Gestern lief mir ein schöner Film aus dem Rheinland über den Weg, da ging es um die Tätigkeit des Krautmachers… ich dachte erst es betrifft Sauerkraut und Co, und musste dann feststellen, daß es um RübenKraut geht.

    Das war so ein schöner Film, daß ich während des Films den Geschmack und den malzigen, leicht herben Eisengeruch vom Rübenkraut bei mir hatte. Das animieret mich sofort zu einem Artikel auf unserem Blog.

    Dies kleine Büchlein löst sicherlich Ähnliches aus, da wahrscheinlich viele Kindheitserinnerungen wieder emporkommen… und die gehen oftmals mit Gerüchen und Geschmäckern einher… jedenfalls ist es bei mir so.

    Ein schönes Verschenkbüchlein für kleine alte Frauen 😉

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    • Vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar zum Thema Kochen, Kindheitserinnerungen und den damit verbundenen Gerüchen und Geschmäckern. Das „Kochbuch für die kleine alte Frau“ kultiviert eine kulinarische Würdigung der Ahnen, die beim geneigten Leser auch eigene Assoziationen zu besonderen Gerichten oder Verknüpfungen von besonderen Speisen mit bestimmmten Personen weckt.
      Schön, daß meine Buchempfehlung so gut bei Dir ankommt.

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  3. Liebe Ulrike,
    Du hast mal erwähnt, Synästhetikerin zu sein, und ich frage mich, ob Du beim Lesen
    tatsächlich die besprochenen Aromen riechen kannst. Für uns andere müßte es Kochbücher geben, die verschiedene Gerüche von sich geben. Aber vielleicht existieren die ja bereits.
    Guten Appetit,
    Tanja

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    • Liebe Tanja,
      hab‘ Dank für Deine Rückmeldung und Deine Frage. Meine Art der Synästhesie ist die Farb-Graphen-Synästhesie, bei der Buchstaben und Zahlen unwillkürlich mit einer bestimmten Farbe verknüpft sind.
      Ich habe jedoch auch eine starke Vorstellungskraft und ein entsprechend sinnlich formulierter Text weckt bei mir durchaus den Hauch einer sinnlichen Wahrnehmung. Vielleicht ist dies aber auch nur die Erinnerung an bestimmte Gerüche, die durch entsprechende Worte evoziert wird.
      Chemische Duftmarken, mit denen man Papier imprägnieren kann, damit es Gerüche absondert, sind bereits auf dem Markt, aber das erscheint mir doch zu künstlich.
      Es gibt es beispielsweise schon einige Bilderbücher, die auf ihren Seiten Flächen mit Duftlack haben, der beim Reiben Düfte abgibt.

      https://www.kinderbuchlesen.de/kraeuterhexe-thymiana-beim-koboldkoenig/

      Frühlingsfrische Grüße von mir zu Dir

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      • Danke für Deine Erklärung, liebe Ulrike. Das hört sich faszinierend an, doch ich kann mir vorstellen, daß die vielen Sinneseindrücke auf einmal etwas überwältigen könnten. Und auch, daß es für bildende Künstler inspirierend sein könnte, diese Empfindungen darzustellen.

        Dankeschön für den Link zu dem Kinderbuch. Zum Erlernen von Gerüchen ist das bestimmt hilfreich.
        Dankeschön für die Frühlingsgerüche, die sind mir, glaube ich, auch lieber als die künstlichen. 😊

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      • Meine Synästhesie überlagert nicht die direkte Sinneswahrnehmung, bloß wenn ich eine Zahl denke, erscheint sie vor meiner inneren Leinwand nicht schwarz auf weiß sondern in einer bestimmten Farbe. Das ist für mich ganz selbstverständlich. Ich habe erst in der Grundschule gemerkt, daß meine grünliche Fünf und meine rötliche Sieben von meinen Mitschülern anders gesehen wurden.
        Ich vermute, daß viele bildende Künstler auch synästhetisch veranlagt sind und zumindest teilweise ihre gestalterische Inspiration daraus beziehen.

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  4. Das ist ja nicht nur für kleine alte Frauen, davon dürften doch auch alle Singles (Männlein und Weiblein) begeistert sein. Aber der Titel klingt so verführerischer, um auf den Kaufgeschmack zu kommen, ist ein literarisches Schmankerl.
    Sei herzlich gegrüßt von einer solchen, Karin

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    • Liebe Karin,
      vielen Dank für Deine aufmerksame und kaufwillige Resonanz. Ich stimme Dir zu, daß dieses Kochbuch auf jeden Fall alters- und geschlechtsunabhängig für alleinlebende Menschen funktioniert.
      Der Titelwortlaut hat in meiner Wahrnehmung eine charmant-selbstironische Note. Der Folgeband „Kochbuch für den großen alten Mann“, den ich demnächst noch besprechen werde, setzt diesen Tonfall dann auch fort.
      Mit einem herzlichen Gutenachtgruß von mir zu Dir, Ulrike

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      • … und ich freue mich, daß wenigstens hier nicht gegendert wird, sondern die individuellen Seiten von Mann und Frau auch individuell betrachtet werden. Sehr wohltuend für mein Gemüt, liebe Ulrike… besten Dank.

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      • Sowohl in diesen Kochbüchern als auch auf meinem Blog wird ganz gewiß keine alberne gendergemäße Sprachverhunzung kultiviert. Diesbezüglich kannst Du es Dir also entspannt gemütlich machen.

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  5. Nun bin ich ja möglicherweise nicht ein Bilderbuchexemplar der kleinen alten Frau. 😉 [Wobei ich zumindest das mittlere Drittel zunehmend gut hinbekomme.] Aber interessant klingt das allemal. Zumal eine ganzheitliche Einmundfütterung eben durchaus ihre ganz spezifischen Problemstellungen mit sich bringt. Man will ja eigentlich keinen übertriebenen Aufwand betreiben – aber immer nur hartgesottene Spiegeleier sind dann doch auch nicht das Wahre. Und hier klingt das alles auch noch fantasievoll und anregend. Und es darf ja gerne ein bisserl mehr sein als nur „man nehme…“ 🙂

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    • Lieber Maestro,
      hab‘ Dank für Deine heiter-zugeneigte Resonanz. 🙂
      Sybil Gräfin Schönfeldt geht die ganzheitliche Einmundfütterung ganz pragmatisch an und serviert abwechslungsreiche Rezepte, die mit wenig Aufwand und kluger organisatorischer Planung leicht gemeistert werden können.
      Hinzu kommt noch das überaus einladende erzählerische Ambiente, das weit über simple „Man nehme“-Anleitungen hinausgeht.
      Zu Deinem Trost, da Du kein Bilderbuchexemplar der kleinen alten Frau bist, kann ich bereits ankündigen, daß ich bald auch meine Rezension zum Fortsetzungsband „Kochbuch für den großen alten Mann“ publizieren werde. Obwohl Du eigentlich noch viel zu jung dafür bist … 😉

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      • Ob ich es beim „großen alten Mann“ zur Bilderbuchreife schaffe, steht freilich in den Sternen. Aber die Zeit, bis es mit dem Knackpunkt „alt“ passt, lässt sich ja bestimmt irgendwie kreativ nutzen. Vielleicht gar mit kulinarischen Kreationen? Ich muss doch echt mal nach einem g’scheiten Kochbuch Ausschau halten… 😀

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  6. Das klingt nach einem liebevoll gestaltetem Kochbuch. Ich habe einige von ihr hier stehen. Sie sind alle sehr gut.
    PS: Und nicht nur eine vernünftige lebensbejahende Ernährung ist gesichert, auch wird das Gefühl vermittelt, „Geschichte“ mitzuerleben.

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    • Vielen Dank, liebe Barbara, für Deine positiv-bestätigende Rückmeldung zur Qualität der Kochbücher von Sybil Gräfin Schönfeldt.
      Ja, auch dieses Kochbuch vermittelt neben Rezepten und persönlichen Lebenserinnerungen stets beiläufig einen berührenden Atemhauch von erlebter Geschichte.

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  7. Oh ja, du hast das Kochbuch wieder reizend und reizvoll vorgestellt, liebe Bücherfee!
    Die Autorin ist mir auch noch von der ZEIT bekannt. Dass Alleinstehende sich oft nicht so wichtig nehmen, dass sie nur für sich selbst kochen. ist mir schon häufig aufgefallen. Dabei lohnt es sich und beflügelt diese „Einladung zur Lebensfreude“ doch sehr! Und sie sorgt u.a. für ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden. Mit herzlichen Grüßen, Petra

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    • Verbindlichen Dank, liebe Petra,
      für Dein rundherum zustimmendes Leseecho.
      Als Alleinstehende für sich selbst liebevoll zu kochen, dient auf jeden Fall der Selbstfürsorge, der Gesundheit, und es richtet gewiß auch die allgemeine Befindlichkeit auf.
      Herzlich grüßt Dich
      Ulrike

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      • Schön, daß Dir mein Kosename „Bücherfee“ gefällt. Irgendwer hat einmal damit angefangen, mich so zu nennen, und irgendwie hat sich dieser Kosename bei meinem geneigten Lesepublikum anschließend durchgesetzt. 😉
        Wenn sogar ein 99%-Nicht-Koch Gefallen an meiner Kochbuchrezension findet, freut mich dies natürlich ganz besonders, lieber Valentin. 😀

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