Pinnegars Garten

  • von Reginald Arkell
  • Roman
  • Originaltitel: »Old Herbaceous« (1950)
  • Aus dem Englischen von Elsemarie Maletzke
  • Mit einem Nachwort von Penelope Hobhouse
  • Unionsverlag 1. Auflage  Juli 2010     http://www.unionsverlag.com
  • in Leinen gebunden mit grünem LESEBÄNDCHEN
  • 224 Seiten
  • ISBN 978-3-293-00423-8
  • 14.95 € (D), 15,40 € (A), 21.90 sFr.
  • Taschenbuchausgabe
  • broschiert
  • 224 Seiten
  • Unionsverlag Januar 2013
  • ISBN 978-3-293-20595-6
  • 9,95 € (D), 10,30 € (A), 14,90 sFr.

DEN GARTEN LESEN

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Die wahren Wunder geschehen im Garten, aber nicht von alleine, sondern dank der liebevollen Hingabe und klugen Erfahrung des Gärtners.

Nach sechs Jahrzehnten treuen, unermüdlichen Dienstes am Garten des Herrenhauses läßt uns der Obergärtner Herbert Pinnegar an seinen schweifenden Erinnerungen teilhaben. Pinnegar, der von den jungen Gärtnern heimlich „Old Herbaceous“ genannt wird, ist Gärtner aus Berufung, auch wenn die Umstände seiner Geburt zunächst nicht rosig zu nennen waren.

Er wurde als Findelkind, eingewickelt in einen alten Unterrock, auf einer Türschwelle abgelegt und von der Frau des Kuhhirten mitfühlend aufgenommen, obwohl sie selbst schon sechs eigene Kinder zu versorgen hatte.

Eine energische, altjüngferliche Lehrerin nährte sein Interesse für Pflanzen, fütterte ihn mit botanischen Kenntnissen über Wiesenblumen und unternahm kleine Exkursionen mit dem hinkenden und schüchternen Kind von zweifelhafter Herkunft.

Beim alljährlichen Wiesenblumenwettbewerb für Schulkinder unter zwölf Jahren bekam Herbert von der jungen Lady Charlotte Charteris, die demnächst ins Herrenhaus einziehen würde, den ersten Preis und ein warmherziges Lob überreicht. Langfristig führte diese Begegnung für Herbert zu einer Anstellung als Gärtnergehilfe für den großen Garten des Herrenhauses …

Die Arbeit ist körperlich anstrengend; wir befinden uns im viktorianischen Zeitalter, und technische Gartengeräte, die einem die Arbeit erleichtern, gibt es noch nicht. Handarbeit, Ausdauer, Fingerspitzengefühl, Geduld und Gehorsam gegenüber dem vorgesetzten Obergärtner sind gefragt. Herbert Pinnegar ist fleißig und verständig und wächst mit dem Garten.

Unaufdringlich wird er wird von der jungen Lady gefördert, und er lernt willig die lateinischen Namen der Pflanzen. Schließlich wird er Obergärtner und bestimmt dank seiner umfänglichen Erfahrung über die Gestaltung des großen Gartens. Pinnegar und seine Arbeitgeberin schätzen sich gegenseitig hoch, können aber auch bezüglich gärtnerischer Ideen genüßlich miteinander streiten. Es ist allerdings keine Frage, daß sich der eigenwillige Gärtner immer störrisch durchsetzt.

Der Garten durchwächst mit den Jahren, ebenso wie die Menschen, glückliche und unglückliche Zeiten, Gartenstile und Moden ändern sich, zwei Weltkriege verändern die Gesellschaft und die sozialen Umgangsformen, der Zweite Weltkrieg zwingt gar zum Gemüseanbau, und Pinnegar kann nur einen kleinen Teil des Gartens für Blumen erhalten. Nichts bleibt, wie es ist …

Nun, in hohem Alter, schaut Pinnegar mit besonnener Wehmut zurück und würdigt die Schönheit der Pflanzen, das Farbenwunder der Blüten, die Köstlichkeit von Früchten und das gute Einvernehmen mit Lady Charteris. Es ist ein nostalgischer Rückblick in ein dörfliches, ja, man darf sogar sagen, provinzielles, kleines Paradies, in dem das dumme Menscheln der Menschheit etwas Beiläufiges hat, das man nicht allzu ernst nehmen sollte.

Sprachlich ist dieser Roman in einem charmant-augenzwinkernden Stil geschrieben: Lebhafte Dialoge, gewürzt mit feiner Ironie und trockenen Kommentaren zu menschlicher Oberflächlichkeit, wechseln sich ab mit liebevoll-bewundernden Beschreibungen von Pflanzen und Gartenszenerien sowie würdevoll-authentischen, herrlich-altmodischen Charakteren.

„Pinnegars Garten“ bietet einen bittersüßen, gärtnerisch anregenden Lesespaziergang, der ebenso in einem Atemzug wie in kleinen Portionen wohlbekömmlich ist.

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
http://www.unionsverlag.com/info/title.asp?title_id=2571

Der Autor:

»Reginald Arkell, geboren 1882 in Gloucestershire, veröffentlichte neben Pinnegars Garten Romane und mehrere Bände mit Gartenlyrik. Bekannt wurde er außerdem als Autor erfolgreicher Musicals und Theaterstücke. Die Theaterfassung von Pinnegars Garten wurde an Weihnachten 1979 vor der Royal Family in Windsor Castle aufgeführt. Reginald Arkell starb 1959 in Cricklade.«

Die Übersetzerin:

»Elsemarie Maletzke, geboren 1947 in Oberhessen, hat als Deutschlehrerin in Irland gearbeitet, später u. a. für die Titanic geschrieben und einige Reiseführer über Irland sowie Biografien berühmter Frauen herausgegeben. Sie lebt in Frankfurt am Main.«

27 Kommentare zu “Pinnegars Garten

  1. Hab grad heute nach einem passenden Gebursttagsgeschenk für meine Freundin Sabine aus Dortmund gesucht und schaute im Buchladen mich um. Was sah ich da ? Pinnegar’s Gartenbuch und mir fiel sofort deine Rezension ein. Nun geht dieses wundervolle Büchlein zu einer Schrebergärtnerin in Dortmund Brackel und ich hoffe doch dass der Mr. Pinnegar sie inspirieren wird.
    Ganz lieben Dank nochmal an dich und deine Rezension.

    Gefällt 1 Person

  2. Danke für diesen Ausblick auf ein Lesevergnügen. Die viktorianische Zeit finde ich sehr interessant. Spannend ist sicherlich auch, das Leben von Pinnegar mitzuverfolgen, das, so scheint es, auch von glücklichen Fügungen lebt.

    Gefällt 1 Person

  3. Vor vielen Jahren bekam ich dies Büchlein geschenkt, was natürlich für mich als leidenschaftliche Gärtnerin und GB-Garten-Fan ein Genuß war. Ich habe es nun schon mehrmals weiter gegeben und kann es wirklich allen Gartenliebhabern ans Herz legen.
    Lieben Gruß Marlies

    Gefällt 1 Person

  4. Es scheint mir ein stilles und doch sehr feines Büchlein zu sein, liebe Ulrike.
    Mal sehen, ob ich ihm demnächst in einer Buchhandlung über den Weg laufen werde

    Liebe Grüße von Bruni

    Gefällt 1 Person

  5. In deiner Besprechung redest Du von
    „dummes Menscheln der Menschheit“ und „menschlicher Oberflächlichkeit“.

    Lasse mich das herausgreifen. Mich bewegt das.
    Um nur ein Beispiel zu nennen: Immer mehr bin ich mir gewiss, den anderen nicht verstehen zu können. Seine Motive, seine Gründe, gerade jetzt so zu handeln, seinen ganzen Background (Vergangenheit und Aktuelles).
    Ich kann nur von aussen zusehen, aber das Wieso und Warum?

    Gefällt 1 Person

    • Es gibt menschliche Dummheit und es gibt menschliche Oberflächlichkeit und diese Eigenschaften kommen u.a. in der Charakterisierung einiger der fiktiven Romanfiguren zu Wort.
      Der eigenbrötlerische Gärtner Pinnegar zieht die Gesellschaft von stillen Pflanzen der Gesellschaft von Menschen vor und findet so manche menschliche Wichtigkeit schlicht und einfach dumm und oberflächlich – dieser Wertung kann man sich anschließen oder auch nicht.
      Dies ist nur eine BUCHbesprechung und keine Anklageschrift!

      Gefällt 3 Personen

  6. Liebe Ulrike,
    vielen Dank für diesen Geheimtipp und die wunderbare Besprechung! Beim Lesen habe ich mich gefühlt, als würde ich in diesem Moment selbst durch einen in schönster Blüte stehenden Garten spazieren, mit Pinnegar an meiner Seite, der mir verschwörerisch all die Geheimnisse und kleinen Schätze seines grünen Reiches verrät. Wundervoll!

    Liebe Grüße
    Kathrin

    Gefällt 1 Person

    • Liebe Kathrin,
      es freut mich sehr, daß es mir gelungen ist, Dich leseatmosphärisch in Pinnegars Garten zu versetzen.
      Ganz herzlichen Dank für Deine begeisterte Resonanz!
      Sonnenuntergangsgrüße von mir zu Dir 🙂

      Like

  7. Danke Dir für den schönen Tipp liebe Ulrike.

    Wie schade, dass es davon keine Neuauflage gibt… wenn ich es recht verstanden habe.
    Ich liebe die englischen Gärten, dabei eher die Gärten, die ganz wild aussehen… doch auch dahinter steckt die Planung des Gartenliebhabers.
    Ich hatte damals in München so eine Liebhaberin schöner Wildheit… sie pflanzte mal hier, mal da, mal liess sie etwas emporwachsen, welches sich selbst ausgesät hatte, hatte eine wilde Ecke für die Elfen und andere Naturgeisterchen, wo sie sich himmlisch austoben konnten.
    Im Eibenhain war ein kleiner Teich angelegt, dort schwammen vier Koikarpfen.
    Der Hain war ein stiller Ort, die drei Eiben waren wie ein grosses Dach über dem Teich zusammengewachsen und die Kois fühlten sich dort sehr wohl…

    Ich schau mal ob meine irische Schwester davon noch ein Buch ergattern kann.

    Gefällt 1 Person

    • Liebe Marietta,
      die beiden hier vorgestellten deutschsprachigen Ausgaben sind lieferbar.
      Ob allerdings die Originalausgabe noch lieferbar ist, weiß ich nicht.
      Danke für Deine Rückmeldung und Deine nette Gartenschwärmerei. :mrgreen:

      Gefällt 1 Person

Sie dürfen gerne ein Wörtchen mitreden, wenn's konveniert!