In Zungen reden

  • Stimmenimitationen von Gott bis Jandl
  • von Robert Gernhardt
  • Buchvorlage: S. Fischer Verlag
  • Produktion: Der Hörverlag 2001
  • Live-Mitschnitt
  • Gesamtlaufzeit: ca. 1 Stunde 25 Minuten
  • der Hörverlag     April 2016     http://www.hoerverlag.de
  • 2 CDs
  • 9,99 € (D), 11,20 € (A), 14,90 sFr.
  • ISBN 978-3-8445-2126-9
    In Zungen reden von Robert Gernhardt

DES  DICHTERS  UND  DES  DICHTENS  STIMMEN

Hörbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Dichter und Schriftsteller, die ihr Werk gekonnt selbst vortragen können, bereiten stets doppelten, vielleicht sogar dreifachen Genuß – wenn man die Sympathie für die Sprechstimme des Schriftstellers als drittes Element gelten lassen mag.

Robert Gernhardt ist ein Kenner und ein Könner vieler literarischer Gattungen und serviert im vorliegenden Hörbuch köstliche Parodien, Weiterdichtungen und Paraphrasen alter Meister. Dies tut er stilvoll und in literarischer Formvollendung mit einer wortwörtlichen sprachlichen Anschmiegsamkeit, die das imitierte Vorbild zugleich würdigt und augenzwinkernd in einen amüsanten Bezug zur Gegenwart stellt.

Wir hören Sonette, Terzinen, den sogenannten hohen Theaterton der Deutschen Bühne um 1800, Märchen, Fabeln, Lieder, Schulfibel-Texte, Leserbriefe und Scherzfragen, eine Ballade sowie Vokal-Variationen von Ernst Jandls berühmtem Mops-Gedicht.

Robert Gernhardt imitiert Joseph von Eichendorff, Heinrich Heine, Wilhelm Busch, Bertolt Brecht, Giovanni Boccaccio und Dante und sogar den lieben Gott, dem nachträglich noch ein Elftes Gebot eingefallen ist.

Es ist ein vergnügliches Fest, Robert Gernhardt zu lauschen, und en passant wird uns lächelnd der poetische Horizont erweitert. Charmant, burlesk und geistreich macht er uns literarische Formen schmackhaft und spart weder an freundlichem Spott noch an nonchalanter Selbstironie. Sein verbindlich-kommunikativer Umgang mit dem Publikum erinnert etwas an Hanns Dieter Hüschs Vortragsweise,  zugleich ist er sprachlich und stimmlich von außerordentlich abwechslungsreicher Vielfalt und dramaturgischer Souveränität.

Ausnahmslos jedes Stück hat mir gefallen, doch am allerliebsten sind mir „Das Elfte Gebot“ und Gernhardts kongeniale Giovanni-Boccaccio-Novelle „Ein Florestan-Fragment“.

Das Elfte Gebot Gott-Gernhardts lautet: „Du sollst nicht Lärmen!“
Und weil man es keinesfalls verpassen sollte, füge ich einen Link zum Lauschen ein:
http://www.randomhouse.de/Hoerbuch/In-Zungen-reden/Robert-Gernhardt/der-Hoerverlag/e499034.rhd

Da die Hörprobe nur einen Teil des Elften Gebotes wiedergibt, ergänze ich noch eine meiner Lieblingspassagen:

»Und der Herr sprach mit Gernhardt und sprach also zu ihm: Rede mit deinen Leuten, aber schön ruhig. Ihr sollt keine Radios mit euch tragen, so ihr den Fuß aus dem Hause setzt. Ihr sollt keinen Walkman in Bahnen und Zügen benutzen, denn siehe: Der Walkman ist ein Blendwerk des Satans, zu verwirren die Sinne des Menschen, auf dass er glaube, er könne seinen Kopf mit Musik vollknallen, ohne dass sein Nächster davon höre. Ich aber sage euch: Und ob er was mithört!  …

Diese sollen euch in Bahnen und Bussen ebenfalls unrein sein unter den Piepsgeräten, welche Knöpfe haben und die man in die Tasche stecken kann: das Computerspiel, das Handy und der Laptop. Denn alles, was ihr Pieps beschallt, das wird unrein. Und alles Gerät, das gepiepst hat, soll man ins Wasser tun, es ist unrein bis zum Abend und danach unbrauchbar. In euren Wohnungen aber sollen diese Geräte nicht unrein sein.«

 

Der Autor und Sprecher:

»Robert Gernhardt, geboren 1937 in Reval/Estland, hatte viele Talente. Er studierte Malerei und Germanistik in Stuttgart und Berlin; er war Maler, Zeichner, Schriftsteller, Satiriker und Cartoonist. Seine größten Erfolge feierte er mit seinen satirischen Cartoons in Zeitschriften wie PARDON und TITANIC; außerdem sind mehrere Bände mit satirischen Texten von ihm erschienen, z.B. Die Toscana-Therapie und Kippfigur. Einem breiteren Publikum wurde er als Drehbuchautor der Otto-Filme bekannt. Er starb 2006.
Sein umfangreiches Werk erscheint bei S. Fischer, zuletzt „Toscana mia“ (2011) und „Hinter der Kurve“ (2012). Gernhardt erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Heinrich-Heine-Preis und den Wilhelm-Busch-Preis. Neben „In Zungen reden“ sind von Robert Gernhardt im Hörverlag erschienen: „Ostergeschichte“, „Die Falle“, „Was das Gedicht alles kann: Alles“ und „Versonnen blickt der Borstenigel“

 

Querverweis:

Hier entlang zu Robert Gernhardts heiteren Poetik-Vorlesungen:
„Was das Gedicht alles kann: Alles“

Was das Gedicht alles kann: Alles

 

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Küss mich, Kanzler!

  • Haushaltsdebatten bei Merkels
  • HÖRSPIELE
  • Sprecher: Antonia von Romatowski, Stefan Lehnberg
  • Text und Regie: Stefan Lehnberg
  • 1 CD, 70 Minuten Laufzeit
  • der Hörverlag, Juli 2013 http://www.HOERVERLAG.DE
  • 9,99 €
  • ISBN 978-3-8445-1213-7
    Kuess mich Kanzler von Stefan Lehnberg

MERKELSCHE  MINIATUREN

Hörspielbesprechung von Ulrike Sokul ©

Die Mini-Hörspielsammlung „Küss mich, Kanzler!“ ist das ideale Gast- geschenk zur Wahlparty, falls Ihnen der Anlaß ein Grund zum Feiern sein sollte. Wenn nicht, dann gönnen Sie sich selbst das Vergnügen, diesen parteiübergreifenden Haushaltsdebatten zu lauschen.

Antonia von Romatowski „entspricht“ der Stimme Angela Merkels täuschend echt. Seit 2008 imitiert sie die Bundeskanzlerin in der täglichen Radiosendung „Küss mich, Kanzler!“, zu der Stefan Lehnberg die Texte verfasst. Dieser spricht die Rolle von Joachim Sauer.

Stefan Lehnberg und Antonia von Romatowski – beide ausgebildete Schauspieler – klingen wie ein altes, gut eingespieltes Ehepaar, ja, sie zelebrieren ihre Parodien sogar mit lebhafter Spielfreude und ausdrücklichem Genuß.

Die kleinen Haushaltsepisoden und ehelichen Dialoge sind voller witziger, wortspielerischer Politikpolemik, pointiert, manchmal lustig absurd, manchmal unterhaltsam realitätsnah und dramaturgisch immer sehr gut in Szene gesetzt; ganz zu schweigen von den köstlichen Gesangseinlagen:  „Der Kanzla Rap“, „Pokerface“ und „Für mich soll‘s rote Rosen regnen“.

Auf der CD befinden sich 46 Mini-Hörspiele; meine Lieblingsstücke sind „Gysis Papagei“, „Hausmeister“, „Die Goldreserve“,  „Die kleine Blonde mit den quietschenden Schuhen“, „Delphine“, „Als Sekretärin“ und „Staubsauger-Commander“.

Doch was dränge ich Ihnen hier meine persönlichen Vorlieben auf – schließlich leben wir in einer Demokratie:  Also hören Sie selbst, und vor allem:  WÄHLEN Sie selbst!!

 

Hier entlang zum Hörbuch und zur HÖRPORBE auf der Verlagswebseite:
https://www.randomhouse.de/Hoerbuch-Download/Kuess-mich-Kanzler/Stefan-Lehnberg/der-Hoerverlag/e450503.rhd

 

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