Anders? Genau Richtig!

  • Text von Sven Gerhardt
  • Illustrationen von Nikolai Renger
  • Verlag PENGUIN Junior, Januar 2022 www.penguin-junior.de
  • Format: 23 x 17  cm
  • 16 Seiten mit abgerundeten Ecken
  • 11,00 € (D), 11,40 € (A), 15,90 sFr.
  • ISBN 978-3-328-30117-2
  • Pappbilderbuch ab 2 Jahren

Anders Genau richtig von Sven Gerhardt

LOB  DER  UNGLEICHFÖRMIGKEIT

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Im Bilderbuch „Anders? Genau richtig!“ werden eigenwillige, von der üblichen Norm abweichende Erscheinungsformen positiv dargestellt. So finden wir hier einen kleinen leichtfüßigen Elefanten, zwei entschleunigte Affen, drei verschiedene Löwenmähnen-frisuren, vier freundlich lächelnde Haifische, fünf gepunktete Zebras und sechs salopp-bunt gekleidete Pinguine.

Auf jeder Doppelseite befindet sich eine Gruppe einer Tierart, die sowohl illustratorisch als auch textlich in ihrer gängigen Erscheinungsform gezeigt und beschrieben wird, und innerhalb dieser Gruppe gibt es eine oder mehrere Ausnahmen von der Regel.

Der zweizeilige gereimte Text fordert die Bilderbuchbetrachter dazu auf,  die Abweichler zwischen den Normalen zu finden. Nebenbei kann auch das Zählen bis Sechs einstudiert werden, da sich die Varianten von Seite zu Seite stets um eine Zahl vermehren.
 
Die Illustrationen von Nikolai Renger sind sehr witzig und abwechslungsreich. Als kleine Nebenhandlung schwirren noch ein Frosch und eine Biene durchs Bilderbuchbühnen- bild. Dies kommt der kindlichen Entdeckerfreude zusätzlich entgegen.

Für den erwachsenen Leser ist der hier vermittelte kunterbunte Vielfalts- und Toleranz-Appell offensichtlich. Kinder werden sich wohl eher mit unbefangenem Vergnügen den illustratorisch dargestellten Verschiedenheiten sowie der Such- und Zählaufgabe widmen.

Ob ein Kind durch ein solches Bilderbuch tatsächlich zum Abweichen von Gruppen-normen ermutigt wird, sei einmal dahingestellt. Vielleicht kann es für Kinder, denen wenig Individualität erlaubt wird oder die irgendeine Art von Anderssein in sich spüren, hilfreich sein, wenn ihnen eine solche bilderbuchvorbildliche „Erlaubnis“ für das Abweichen von der Norm spielerisch vermittelt wird.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Anders-Genau-richtig/Sven-Gerhardt/Penguin-Junior/e591857.rhd

Der Autor:

»Sven Gerhardt hat nach seiner Ausbildung zum Mediengestalter einige Jahre als Grafiker und Illustrator in der Werbebranche und für Verlage gearbeitet. Über seine Begeisterung zum Zeichnen hat er schließlich seine »Erzählstimme« gefunden, obwohl man ihn als Kind durchaus als Lesemuffel bezeichnen konnte. Heute arbeitet er als freiberuflicher Autor und hat es mit den Abenteuern rund um die »Heuhaufen-Halunken« auf die Kinderbuch-Bestsellerliste geschafft. Er lebt mit seiner Familie in Marburg.«

Der Illustrator:

»Nikolai Renger ist in Karlsruhe geboren und studierte Visuelle Kommunikation an der HFG in Pforzheim. Er ist als freiberuflicher Illustrator für verschiedene Verlage und Agenturen tätig und arbeitet seit 2013 im Atelier Remise in Karlsruhe.«

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21 Kommentare zu “Anders? Genau Richtig!

  1. Alle sind anders und alle sind schön!
    Dieser Satz ist hochwichtig und soooo richtig.
    Dann die Zeichnungen dazu und alles ist gut!

    Ein feines Büchlein. Ob man es wirklich braucht, weiß ich nicht 🙂
    Aber ohne Bücher wäre die Welt fade und nicht mehr die, die ich liebe…

    Ganz herzlich, Bruni

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    • Verbindlichen Dank, liebe Bruni, für Deinen zugeneigten Kommentar. 🙂
      Es kann sein, daß manche Kinder ein solches Buch brauchen, um mehr Anderssein zu wagen.

      Als ich ein Kind war, gab es solche „Selbstbestimmungs-Bilderbücher“ noch nicht. Dennoch pflegte ich stets meinen eigenen Stil. Beispielsweise gefiel mir im Grundschulalter das Hippie-Perlenstirnband, das die Sängerin Olivia Molina damals bei ihren Auftritten trug. Unverzüglich bastelte ich mir mit meiner Strickliesel und einigen Holzperlen ein solches Stirnband und trug es wochenlang voller Stolz.
      Als ich es auch mit in die Schule nahm, fragte mich meine Mutter zwar, ob ich das Perlenstirnband wirklich in der Schule tragen wollte – doch nach meiner Gegenfrage: „Wieso denn nicht?“ ließ sie mich ziehen.
      Niemand lachte mich aus. Und selbst wenn einer gelacht hätte – ich gefiel mir mit meinem Stirnband, und das war für mich maßgebend. Diese Selbstver-ständlichkeit ist mir einfach zu eigen. In meiner Indianerphase trug ich ein Indianer-Stirnband und in meiner Seefahrerphase einen Plastikdegen.
      Herzensgruß von mir zu Dir 🙂

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      • Ach, wie schön, Deine Kindheitserinnerungen, liebe Ulrike.
        Ich kann mich an solche Dinge gar nicht mehr erinnern, leider
        Ich glaube, ich habe solche Dinge zwar immer bewundert, hatte aber selbst nicht den Mut dazu.
        Ganz herzlich, Bruni

        Gefällt 1 Person

  2. Das ist ja echt witzig – macht gute Laune! 🙂
    Das Thema ist zeitlos, weil es immer Kinder gibt und man ihnen dies immer wieder vermitteln sollte. Mir fällt sofort „das kleine ICHBINICH“ ein, das war wohl zur Zeit meiner Tochter im Kleinkindalter.

    ..grüßt Syntaxia

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    • Vielen Dank für Deine Rückmeldung.
      Am einfachsten wäre es, wenn sich sowohl hinsichtlich des Andersseins als auch hinsichtlich des Konventionellseins ungezwungene Toleranz entwickelt.
      1994 ist beim Oetinger Verlag das Bilderbuch „Irgendwie Anders“ von Kathryn Caves (Text) und Chris Ridell (Illustrationen) erschienen:
      https://www.oetinger.de/buch/irgendwie-anders/9783789163524
      Dort wird das Ausgeschlossensein eines Anderswesens thematisiert und konstruktiv gelöst.
      „Anders? Genau richtig!“ ist im Vergleich dazu wesentlich spielerischer und psychologisch leichtfüßiger.

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  3. Es reicht ja schon, wenn die Kinder in diesem Alter (ab 2 Jahren) lernen, dass es normal ist, dass es Unterschiede gibt. Es schärft ihre Wahrnehmung und langfristig Toleranz.
    Die frisierten Löwen gefallen mir besonders gut. 😀 Liebe Grüße, B.

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    • Herzlichen Dank, liebe B., für Deine positive Bestätigung der Tolerenzimpulsvermittlung, die dieses Bilderbuch bietet.
      Daß Dich – als Löwin – die frisierten Löwen besonders anlachen, überrascht mich nicht. 😉
      Die Zebras haben auch unterschiedliche Frisuren, aber die Löwenfrisuren sind noch etwas ausgefallener.
      Liebe Grüße auch von mir an Dich 😀

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  4. Das ist, wie ich finde, witzig und einladend gestaltet. Und es erscheint mir ganz geschickt eingefädelt, weil es nicht mit Scheuklappenblick auf ein einziges Hauptthema ausgerichtet ist, sondern auch andere spielerische Elemente enthält wie zählen oder Biene und Frosch suchen. Bemerkenswert finde ich bei den Löwen, dass diese nicht nur unterschiedlich aussehen, sondern auch unterschiedlich brüllen. Damit lässt sich die Thematik aus unterschiedlichen Winkeln betrachten.
    Was die gewünschte Wirkung des Buches angeht, würde ich mutmaßen, dass es vielleicht bei vielen wenig bewirkt, aber bei wenigen sehr viel auslösen kann und somit sehr wertvoll ist.
    Mit einem herzlichen Sonntagabendgruß 🐻

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    • Hab‘ Dank für Deine zugeneigte Resonanz und Deine achtsame Wahrnehmung der bilderbuchigen spielerischen Vielfalt in der Vielfalt. 😉
      Deine weise Bemerkung zur Wirkung des Buches finde ich sehr, sehr bemerkenswert! 😀 Ja, wenn es bei einigen wenigen Bilderbuchkindern viel Normunabhängigkeit und Selbstbestimmung bewirken kann, ist es in der Tat sehr wertvoll.
      Mit einem herzlichen Sonntagabendgruß auch von mir zu Dir 🙂

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  5. Das sind ja wieder einmal ganz reizende Illustrationen zu einem Kinderbuch wie es ein sollte! Ein bunt gekleideter Pinguin, ein leichtfüßiger Elefant oder gar ein freundlicher Hai …..

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  6. Ein schöner Ansatz, finde ich. Denn derzeit ist ein Abweichen von der „Norm“ leider auch für die Mehrzahl der Erwachsenen ein „Grund“, diese Abweichler aus der Gesellschaft mehr oder weniger auszuschließen und zu mobben – es sei denn, die Art des Abweichens ist eine sozusagen „von Oben erlaubte“ oder sogar geförderte. Liebe Grüße!

    Gefällt 4 Personen

    • Vielen Dank, liebe Maren, für Deine Zustimmung.

      Gesellschaftlich befinden wir uns zur Zeit in der paradoxen Situation, daß bestimmte „woke Diversitäten“ und von einer konservativeren Norm abweichende Lebensstile erwünscht, ja, geradezu überbetont werden und gleichzeitig hinsichtlich vieler Themen (z.B. Corona & Co) eine massenmediale, dogmatische EINEWAHRHEITSVERKÜNDIGUNG abwägende, hinterfragende und widersprechende Stimmen abwertet, ausschließt, unsachlich diffamiert und eleminiert.
      Die „woke“ Ideologie entfaltet inzwischen totalitäre Züge, bei denen die von oben herab verordnete und gehätschelte Normabweichung wieder zur neuen Norm hochstilisiert wird.

      Doch in Bezug auf dieses Bilderbuch hoffe ich, daß die Ermutigung zum individuellen Selbstausdruck bei Kindern nicht zu demonstrativer Diversitätsdominanz führt, sondern zu ungezwungener Toleranz.
      Liebe Grüße auch von mir zu Dir 🙂

      Gefällt 6 Personen

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