Ojemine!

  • Text und Illustration
  • von Iwona Chmielewska
  • Übersetzung von Adam Jaromir
  • Gimpel Verlag, Oktober 2014
  • gebunden, Fadenheftung
  • 52 Seiten
  • 19,90 € (D), 20,50 € (A), 34,30 sFr.
  • ISBN 978-3-945359-01-3
  • Bilderbuch ab 5 Jahren
  • Der Gimpel Verlag existiert nicht mehr. Dieses Bilderbuch können Sie eventuell noch antiquarisch finden.
    cover-ojemine2

A N S I C H T S S A C H E

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Iwona Chmielewskas Bilderbuch „Ojemine!“ vereint einfache zeichnerische Stilmittel mit warmherzigem Tiefsinn zu einer erstaunlichen Verwandlungsgeschichte, die sowohl optisch wie zwischenmenschlich den Möglichkeitssinn anregt.

Mal eben nicht aufgepaßt – und schon prangt der Brandabdruck des Bügeleisens auf Mutters Lieblingstischdecke. Die alte Tischdecke mit der blauen Stickumrandung stammt noch von der Großmutter und hat großen familiären Erinnerungswert.

Aufgeregt überlegt die Tochter, was nun zu tun sei: Von Fleckentferner über Internetratschläge bis zum Gebet geht dem Mädchen allerlei durch den Kopf; Überlegungen, das Mißgeschick einem anderen Familienmitglied unterzujubeln, tauchen ebenso auf wie der Wunsch, sich mäuschenklein zu verstecken oder eine Weltreise anzutreten.

Rettungsideen, Ausreden und Fluchtgedanken wechseln sich ab, bis das Kind einsieht, daß es besser einfach die Wahrheit sagt und um Entschuldigung bittet. Nach dem Geständis folgt keineswegs ein Donnerwetter der Mutter, sondern eine überraschende Lösung, die den störenden Fleck in eine schöne Zier verwandelt.

Iwona Chmielewska illustriert jeden Einfall des Mädchens, auf den Schaden zu reagieren, indem der Brandfleck der Bügeleisensohle um wenige blaue Kreidestriche ergänzt wird und sich dadurch in eine Flasche, eine Eule, eine Maus, eine Lampe, eine Pfeife, ein Boot usw. verwandelt. So wie die Illustrationen mit wenigen ergänzenden Kreidestrichen auskommen, begnügt sich auch der Begleittext mit wenigen einfühlsamen Worten.

Auf dem Buchdeckel ist der Bügeleisenbrandfleck mit Prägedruck versehen, so daß man ihn ertasten kann. Das verwendete Papier sowohl beim Buchdeckel wie bei den Innenseiten ist außergewöhnlich anschmiegsam, ein sinnlich-angenehmer Qualitäts- aspekt, der von Verlagen im allgemeinen nur selten einbezogen wird. Bei diesem Bilderbuch fühlt sich das Papier fast wie der weiche Stoff einer alten, schon oft gewaschenen und gebügelten Tischdecke an.

Dieses Bilderbuch ist ein kleines Wunderwerk, dessen minimalistische Darstellung einen weiten Wahrnehmungshorizont eröffnet und kleine sowie große Leser zu eigenen Verwandlungsversuchen einlädt.

 ojemine-eule

ojemine-kaefig

ojemine-lampe

Die Autorin und Illustratorin:

»Iwona Chmielewska studierte Grafik an der Kopernikus-Universität in Thorn, wo sie heute noch Buchgestaltung unterrichtet. Als Autorin und Illustratorin von fantasievollen Bilderbüchern erfreut sie sich seit Jahren großer Popularität, vor allem in Südkorea, wo sie gar einen eigenen Fan-Club besitzt. Ihre Bücher – mittlerweile sind in Korea zwanzig Titel veröffentlicht – wurden mehrfach mit internationalen Preisen bedacht. Den Bologna Ragazzi Award erhielt sie gleich zweimal: 2011 für ihr House of the Mind – MAUM (Text: Heekyoung Kim), 2013 für ihr Buch Eyes. Für Thinking ABC gab es 2007 den Goldenen Apfel der Internationalen Illustrationsbiennale in Bratislava. Das in Mexiko als Schullektüre empfohlene Blaues Stöckchen/Blaues Kästchenwurde 2005 als das schönste, ins Koreanische übersetzte Buch gewürdigt.
Blumkas Tagebuch, ihr erstes auf Deutsch erschienenes Buch, wurde 2012 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.«

Der GIMPEL Verlag in seinen eigenen Worten:

»Bilderreiche Sprache, ausgereifte Erzählkunst und liebevolle Illustrationen – dafür steht der Gimpel Verlag, den Adam Jaromir und Luca Emanueli 2006 gegründet haben, mit dem festen Vorsatz, ungewöhnliche Bücher zu machen, mit Hand und Fuß, aber auch mit Kopf und Herz.«

Leider gibt es den Gimpel Verlag inzwischen nicht mehr!
Die dort erschienenen Bücher können Sie allerdings noch antiquarisch bekommen.

15 Kommentare zu “Ojemine!

    • Habe gerade bei Dir geschmökert und Du bei mir, lieber Lu.
      OJEMINE! ist wahrlich ein kleines Wunder und ich bin sehr froh, daß ich es entdeckt habe und hier weitersagen kann 🙂
      Und der Gimpel-Verlag hat noch feinen Nachschub im Büchervorrat …
      Parallele nachtschwärmerische Grüße
      von Ulrike

      Gefällt 1 Person

  1. Die Illustration ist bezaubernd… und die Lehr von der Geschicht verständnisvoll. Sollte ich ein Geschenk für ein kleines Wesen brauchen, wäre es ganz oben auf meiner Liste. Deine Rezension ist schön formuliert und verweist kompetent auf die liebevolle Kernaussage… ich freue mich 🙂

    Gefällt 2 Personen

  2. Was für eine tolle Idee. Ich wäre wohl auch spontan am liebsten zuerst auf Weltreise gegangen …. manchmal denke ich, ich wäre gern nochmal unbelastet und möchte zeichnen lernen, wenn ich das so sehe … 😉
    Liebe Grüße
    Christiane

    Gefällt 2 Personen

  3. …..das Ojemine….habe ich übrigens erst nicht erkannt……dachte, welch ein exotischer Name…..dann welche Sprache ist das ? Odschemein ? …oder was ?……

    Gefällt 2 Personen

    • Ja, liebe Ann, die synaptische Kombinationsvielfalt des Gehirns eröffnet uns allen immer wieder solche Wahrnehmungsspielräume.
      Und WAHRNEHMUNGSSPIELRÄUME sind ja auch das Thema bei diesem Meisterwerk des Minimalismus.

      Gefällt 3 Personen

Sie dürfen gerne ein Wörtchen mitreden, wenn's konveniert!