Der antiautoritäre Garten

  • Gärten, die sich selbst gestalten
  • von Simone Kern
  • KOSMOS Verlag Januar 2019  http://www.kosmos.de
  • Klappenbroschur
  • Fadenheftung
  • Format: 254 x 191 x 12mm (LxBxH)
  • 128 Seiten
  • 192 Farbfotos
  • 12 Farbzeichnungen von Monika Klars
  • 19,99 €
  • ISBN 978-3-440-16218-7

W A C H S T U M S F R E I H E I T

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Wer den Pflanzen in seinem Garten keinen strengen Gestaltungswillen aufzwingen will, ist mit „Der antiautoritäre Garten“ gut beraten. Wenn man versamende Pflanzen im Garten hat und aufmerksam hinschaut, kann man erkennen, daß sich viele Pflanzen von alleine an dem für sie optimalen Standort ansiedeln und an unpassenden Stellen ent- weder verkümmern oder garnicht aufkeimen. Darf eine Pflanze standortgerecht wachsen, bedarf sie deutlich weniger Pflege und muß meist auch keine oder kaum Gießnachhilfe bekommen.

Angesichts des Klimawandels sind natürliche, wilde Pflanzenarten unkomplizierte, widerstandsfähige und pflegeleichte Gartengenossen, die mit Trockenheitsphasen besser zurechtkommen und uns auch noch den Gefallen tun, sich selbständig zu vermehren. „Lebendige und dynamische Pflanzenverwendung setzt einen Kreislauf voraus. Die Pflanzen, mit denen wir uns in diesem Buch beschäftigen, funktionieren nur in dieser Vernetzung: passender Standort – Blüten – Insekten – Bestäubung – Samenbildung –  Verbreitung durch Vögel und andere Tiere.“ (Seite 10)

Eine kurze anschauliche Darstellung führt in die unterschiedlichen pflanzlichen Ausbrei-tungsstrategien ein: vom Samen (Licht-, Dunkel- und Kaltkeimer), von ober- und unter-irdischen Ausläufern sowie Zwiebeln und Knollen bis zum Vegetationszyklus ein- und zweijähriger Pflanzen.

Eine sinnlich-praktische Bodenkunde läßt uns sehen und ertasten, ob wir über Sand- und Schlufboden oder Lehm- und Tonboden verfügen.

Simone Kern zeigt Gestaltungsideen und Pflanzkombinationen für klassische Stauden-beete, sonnige Terrassen, Kies- und Steingärten (Selbstverständlich ohne Plastikfolien-versiegelung!), Steinmauern, Gehwegplatten, Kräutergärten, Vorgärten, Gehölzränder und Dachbegrünung sowie Wildblumenwiesen.

Zahlreiche malerische Fotos illustrieren die Gestaltungsanleitungen und bieten eine ani-mierende Augenweide farbenfroher Gartenansichten. Nicht unerwähnt bleiben sollen die höchst anschaulichen botanischen Illustrationen von Monika Klars. Steckbriefe aus-gewählter Blühpflanzen mit ihren jeweiligen Standortvorlieben sowie eine ergänzende tabellarische Liste mit weiteren geeigneten Pflanzen, ihren Blühzeiten und Wuchshöhen lassen uns viel Spielraum, nach eigenen Farb- und Formvorlieben und Standortbeding-ungen auszuwählen.

Ein solcher antiautoritärer Garten ist nicht statisch, sondern dank der vagabundieren- den Pflanzen dynamisch und abwechslungsreich. Pflanzt man initial Wildpflanzen (Akelei, Engelwurz, Fingerhut, Frauenmantel, Katzenminze, Königskerze, Natternkopf, Ringelblume, Schafgarbe, Spornblume, Stockrose, Vergißmeinnicht, Weidenröschen, Zimbelkraut u.v.a.m.) und läßt bereits vorhandene Wildpflanzen wachsen, so werden sie sich naturgemäß ausbreiten und – beispielsweise im Falle der Akelei – sogar zahlreiche Farb- und Blütenformenvarianten entwickeln.

Das heißt nicht, daß man nicht die eine oder andere Pflanze entfernt, wenn sie im Wege ist oder wenn sie zu dominant wird, aber man bezieht das natürliche Wachstum sowie die lebendige Mischung und Verteilung der Pflanzenvielfalt in die Gartenpflege ein und läßt die Pflanzen gleichsam „mitreden“.

Ohne Jäten unerwünschter Eindringlinge kommt auch der antiautoritäre Garten nicht aus. Auf der hinteren Buchinnenklappe sind die gängigsten und durchsetzungsfrechsten Wildpflanzen wie Giersch, Ackerwinde, Kriechender Hahnenfuß, Indisches Springkraut, Ackerkratzdistel, Löwenzahn, Quecke u.a. abgebildet, die man frühzeitig entfernen sollte. Auch bei Gehölzkeimlingen sollte man nicht zimperlich sein, da sie schnell eine tiefe Wurzel ausbilden.

Hinweise zur Ernte und Lagerung von Samen aus dem eigenen Garten sowie gute Adressen für den Bezug von biologischem Saatgut schließen den Kreis nachhaltigen Gärtnerns mit der Natur.

„Der antiautoritäre Garten“ bietet eine praxiserprobte, methodisch-übersichtliche und detailreiche Anleitung für diverse Gartengestaltungen mit selbstaussamenden Pflanzen und nützlichem Wildwuchs. So findet der geneigte naturgemäße Gärtner zu einer entspannten Symbiose aus achtsam-regulierenden Pflegemaßnahmen und ökologisch-sinnvoller Wildnishütung.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber/garten/gartengestaltung/10127/der-antiautoritaere-garten

Die Autorin:

»Simone Kern ist selbständige Garten- und Landschaftsarchitektin. Ihr Spezialgebiet ist die Gestaltung naturnaher und pflegeleichter Gärten. Sie schreibt für Gartenmagazine, hält Vorträge rund um die Themen Bienen und Garten und engagiert sich im „Netzwerk blühende Landschaften“.«

Querverweis:

Eine gute Ergänzung ist Dave Goulsons Buch „Wildlife Gardening. Die Kunst, im eigenen Garten die Welt zu retten“
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2019/05/21/wildlife-gardening/
und Bärbel Oftrings Ratgeber „Wird das was – oder kann das weg? Erwünschte & unerwünschte Gartenpflanzen erkennen“ https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/05/08/wird-das-was-oder-kann-das-weg/
Und natürlich Wolf-Dieter Storls Buch: „Die Unkräuter in meinem Garten“
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2018/06/11/die-unkraeuter-in-meinem-garten/

 

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Anton und Stups

  • Text von Claire Freedman
  • Aus dem Englischen von Nina Scheweling
  • Illustrationen von Kate Hindley
  • Thienemann Verlag  Juli 2016     www.thienemann.de
  • gebunden, Fadenheftung
  • Format: 26,6 x 26,6 cm
  • 32 Seiten
  • 12,99 € (D), 13,40 € (A)
  • ISBN 978-3-522-45818-4
  • Bilderbuch ab 4 Jahren
  • Leider ist dieses Bilderbuch inzwischen vergriffen. Vielleicht erwischen Sie es noch auf antiquarischem Wege.
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D R E I E C K S B E Z I E H U N G

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Freunde finden ist ein großes Thema für kleine Kinder, besonders wenn sie, etwa durch einen Umzug, in eine neue Gegend versetzt werden, wo sie außer den Familienmitgliedern noch niemanden kennen. Das Bilderbuch „Anton und Stups“ bietet ein glaubwürdiges und warmherziges Szenario vom Suchen und Finden neuer Freunde in einer fremden Umgebung.

Antons Familie ist vom Land in die Großstadt umgezogen. Anton plagt das Heimweh nach dem gewohnten ländlichen Umfeld, und er vermißt seine Freunde, die nun für ihn unerreichbar sind.

An einem regnerischen Tage rafft er sich auf und erkundet sein Stadtviertel. Niemand nimmt Notiz von ihm, und das fühlt sich ziemlich einsam für Anton an. Da entdeckt er einen kleinen, verlorenen, durchnäßten Hund auf dem Bürgersteig. Er schleift eine rote Leine hinter sich her; und als Anton sich die Hundemarke ansieht, steht da nur der Name „Stups“. Weit und breit ist kein Herrchen oder Frauchen in Sicht.

Spontan nimmt Anton die Leine in die Hand, und Stups freut sich offensichtlich über seinen neuen Begleiter. Die beiden vertragen sich gut, und Anton nimmt Stups mit nach Hause. Fröhlich spielen und kuscheln sie miteinander; nur abends wirkt Stups etwas betrübt, und er schaut sehnsüchtig aus dem Fenster.

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Illustration von Kate Hindley © Thienemann Verlag 2016

Anton ist sich darüber im Klaren, daß ihm Stups nicht gehört und daß es jemanden gibt, der ihn schmerzlich vermißt. Gewissenhaft fertigt er Steckbriefe seines Findehundes an und verteilt diese plakativ in der Nachbarschaft, in der stillen Hoffnung, daß sich gleichwohl niemand darauf melden möge.

Tatsächlich meldet sich auch niemand. Anton macht es sich mit Stups gemütlich, und er fühlt sich gar nicht mehr einsam. Einige Tage nach der Steckbriefaktion geht Anton bei Nieselregen mit Stups in der Nähe eines kleinen Parks spazieren. Plötzlich zieht Stups heftig an seiner Leine, reißt sich los und rast auf ein kleines Mädchen zu, das traurig auf einer Schaukel sitzt. Beklommen erkennt Anton, daß dies wohl die rechtmäßige Besitzerin von Stups ist.

Das Mädchen herzt den Hund, stellt sich sehr freundlich als Lisa vor und bedankt sich bei Anton dafür, daß er so gut für Stups gesorgt hat. Tapfer hält Anton seine Tränen zurück, erwidert Lisas strahlendes Lächeln und fragt schüchtern, ob Lisa ihn denn einmal besuchen wolle. Lisa geht sehr nett darauf ein und regt an, daß sie doch sofort etwas zusammen unternehmen könnten.

In diesem Augenblick hört es auf zu regnen, und die Sonne durchdringt die Wolken. Plötzlich fühlt sich Anton nicht mehr verlassen und fremd, und auch die Stadt wirkt nicht mehr so abweisend auf ihn. Zu dritt stromern sie durch die Straßen und setzen sich in ein Eiscafé, das sogar Eisnäpfchen für Hunde anbietet …

Die Autorin erzählt Antons Geschichte in einfachen Worten, die nahe am kindlichen Herzen entlang geschrieben sind und alle Empfindungen direkt benennen. In Verbindung mit den einfühlsamen, farbenfrohen Illustrationen, ihren verspielten Details und der deutlich ablesbaren mimischen Gefühlspalette wird hier ein sehr konstruktiver Umgang mit dem Bedürfnis nach sozialem Kontakt gezeigt.

„Anton und Stups“ ist eine schöne Ermutigung für alle Kinder, die sich neue Freundschaften ersehnen oder vielleicht auch einfach „nur“ einen vierbeinigen Spielgefährten.

Leider ist dieses Bilderbuch inzwischen vergriffen. Vielleicht erwischen Sie es noch auf antiquarischem Wege.

Die Autorin:

»Claire Freedman verließ mit sechzehn die Schule und arbeitete anschließend als schlechteste Sekretärin aller Zeiten, Verkäuferin bei Harrods und als Zahnarzthelferin. Dann entdeckte sie endlich ihren Traumberuf und wurde Schriftstellerin. Seitdem verfasste sie über 50 erfolgreiche Bilderbücher. Sie lebt mit ihrem Mann in Essex.«

Die Übersetzerin:

»Nina Scheweling war schon während ihres Studiums der Anglistik, Germanistik und Neueren Geschichte als Literaturübersetzerin tätig. Nach ihrem Abschluss entdeckte sie ihre Liebe fürs Kinderbuch und arbeitet seitdem als freie Übersetzerin und Lektorin in Freiburg und Stuttgart.«

Die Illustratorin:

»Kate Hindley, Jahrgang 1986, studierte Illustration am Fallmouth College of Art. Heute lebt und arbeitet sie in Birmingham – neben einer Schokoladenfabrik.«

Querverweis:

Hier entlang zu einem weiteren amüsanten Bilderbuch mit Illustrationen von Kate Hindley: „Wie man ein Wollmammut wäscht“: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/10/29/wie-man-ein-wollmammut-waescht/

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