Federnlesen

  • Vom Glück, Vögel zu beobachten
  • von Johanna Romberg
  • mit Illustrationen von Florian Frick
  • Lübbe Verlag  Februar 2018     http://www.luebbe.de
  • gebunden mit Schutzumschlag und LESEBÄNDCHEN
  • 304 Seiten
  • 24,00 €
  • ISBN 978-3-431-04088-3


B E F L Ü G E L N D

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Johanna Romberg erzählt uns mit „Federnlesen“ ihre persönliche ornithologische Biographie. Von Kindheit an sowie seit ihrem ersten Vogelbestimmungsbuch „Was fliegt denn da?“ ist die Autorin stets lebhaft interessiert an der Vogelbeobachtung geblieben.

Sie ist keine Ornithologin, sondern schreibt als begeisterte und engagierte Amateurin über die Vögel, denen sie begegnet ist, die für sie mit besonderen Erlebnissen, freudiger Entdeckerlust sowie naturschützerischer Sorge verbunden sind. Auch auf den Vogelge-sang – „das Beobachten mit den Ohren“ – geht sie immer wieder animierend ein.

Die Autorin stellt uns eine übersichtliche Auswahl weitgehend alltäglicher Vögel vor, damit der Lektüre schnell praktische eigene Beobachtungen folgen können. Manche Vogelportraits, wie solche von Kohl- und Blaumeisen, Heckenbraunellen, Mauerseglern, Ringeltauben, Rotkehlchen und Zaunkönig ergeben sich sozusagen vor der Haustür und im eigenen Garten. Für andere, wie beispielweise Blauracken, Bienenfresser und Elfenbeinspecht, nimmt uns die Autorin mit auf Ausflüge zu Vogelexperten, die sie interviewt, oder zu Exkursionen, wie beispielsweise zu den Scillie-Inseln vor der Südwestspitze Cornwalls, wo viele und vielfältige Zugvögel pausieren und auch so mancher vom Winde verwehter Exot strandet.

Von passionierten Vogelbeobachtern, mit denen sich die Autorin auf den Scillies aus-tauscht, lernt sie den Ausdruck „Jizz“, der die Überschrift bildet für eine kombinierte Wahrnehmung von Größe, Form und Farbgebung der Vögel sowie für die unverkennbare Körpersprache, das Flugverhalten, die Art, sich auf dem Boden zu bewegen (hüpfend oder schreitend) kleine Ticks, wie Schwanzwippen oder Knicksen. Wer durch stetes Üben einen Blick für den Jizz entwickelt hat, kann also vertraute Vogelarten durchaus im Vorübergehen bzw. -Fliegen bestimmen.

Illustration von Florian Frick © Lübbe Verlag 2018

Die Vogelbeobachtung schenkt Lebensfreude und sinnlich-meditative, angenehm-selbstvergessene Naturerlebnisse. Wer sich der Vogelbeobachtung widmet, tritt in eine Beziehung zu Vögeln und  auch zu Pflanzen, Insekten und Landschaften, welche die Lebens- und Ernährungsgrundlage für Vögel sind. Da liegen berechtige Sorgen um den drastischen Rückgang der Vogelpopulation nicht fern – Europa hat seit 1985 ein Drittel seiner Vögel verloren, in Zahlen sind das 421 Millionen.

Zu den zerstörerischen Faktoren gehören in diesem Zusammenhang die industrielle Intensivlandwirtschaft mit Gift, Gülle und Monokulturen, die allgemeine Zersiedelung und die gnadenlose Vogeljagd, die immer noch in einigen Ländern praktiziert wird sowie der Klimawandel. Tja, und beim Stichwort Klimawandel kommen wir zum Dilemma der Windkraftanlagen.

Johanna Romberg zitiert die von den Forschern der PROGRESS-Studie ermittelten Zahlen der Schlagopfer an Windkraftanlagen. Die bisherigen Zählungen zeigen, daß es Vögel gibt, die den Rotoren ausweichen (dazu gehören Singvögel, Gänse, Schwäne, Kraniche und Rabenvögel sowie die meisten Zugvögel), und andere, die die Opferstatistik anführen. Den ersten Platz der „Pechvogelstatistik“ belegt die Ringeltaube, den zweiten die Stockente und den dritten der Mäusebussard, und auch der Rotmilan gehört zu den häufigen Schlagopfern.

Da Mäusebussard und Rotmilan zu den langlebigen Vögeln gehören, sind sie später geschlechtsreif und bekommen wenige Junge. In einer natürlichen Umgebung ist dies eine sinnvolle Fortpflanzungsstrategie, zumal sie als Raubvögel kaum natürliche Feinde haben. Doch die künstlichen Lebensrisikofallen bedrohen durch jeden einzelnen Todesfall den Bestand dieser Art. http://bioconsult-sh.de/de/projekte/progress/

Es wäre wünschenswert, wenn sich Naturschützer und Windkraftplaner gemeinsam auf die Suche nach Lösungen machten. Es sollte genug Gebiete ohne Windkraftanlagen geben und großzügige Mindestabstände zu Raubvogelhorsten. Zudem ist eine Reformierung der Verkehrspolitik – mehr Schienen als Autoverkehr – sinnvoll. Tatsächlich ist die Zahl der Bussarde und Milane, die beim Aasfressen auf Schnellstraßen zu Tode kommen, noch gar nicht bekannt.

Jedes Kapitel von „Federnlesen“ knüpft an eine persönliche Erfahrung der Autorin an, speist sich aus Erinnerungen an Vogelerlebnisse und führt von dort in die Gegenwart einer bestimmten Vogelart. Diese Vorgehensweise wird dem Thema und dem Anliegen des Buches gerecht. Denn nur wer die Natur und bestimmte Lebewesen der Natur kennt, wertschätzt, ja, eine persönliche Beziehung und Zuneigung zu ihnen entwickelt, wird sich dafür interessieren, daß sie weiterleben können, daß es sie in Zukunft auch noch geben wird und sich Kinder und Kindeskinder ähnlich daran erfreuen wie wir.

So streift die Erinnerung der Autorin zu den Mauerseglern, deren Brutpflege sie in ihrer Kindheit durch die Aussicht auf ein altes Backsteinhaus, dessen Fassade den Luftakro-baten Nistnischen bot, gerne und oft beobachtete. Nachdem das Haus renoviert und neu verputzt worden war, fanden die Mauersegler im nächsten Mai keinen Nistraum mehr vor und flogen tagelang suchend die Fassade des Hauses ab. Dies führte dazu, daß die Autorin als Kind einen Leserbrief schrieb und um architektonische Berücksichtigung von Mauersegler Bedürfnissen bat.

Dieser Kindheitserinnerung folgt schließlich der Bericht über eine Reise nach Frankfurt zu einer Vogelklinik, die seit ihrer Gründung darauf spezialisiert ist, verletzte und geschwächte Mauersegler zu behandeln und zu retten. https://www.mauersegler.com/society/

Illustration von Florian Frick © Lübbe Verlag 2018

Insgesamt flattern mehr als 150 Vogelarten durch dieses Buch, einige kommen nur streiflichternd als Statisten vor, andere ausführlich-beschaulich als Hauptdarsteller.

Jedes Kapitel ist mit einem sehr schönen, stimmungsvollen naturalistischen Vogelaquarell von Florian Frick illustriert, und die Vorsatzblätter werden von aquarellierten Vogelfedern geschmückt. Die hochwertige Buchge- staltung setzt sich zudem in der bemerkenswert schmeichelgriffigen Papierqualität, der lesefreundlichen Typographie und dem bordeauxroten Lesebändchen fort.

„Federnlesen“ ist eine persönliche Naturkunde, die ihre Leser für Vogel- beobachtung begeistern und zum Vogelschutz animieren möchte – beides gelingt. Dabei ist das Buch äußerst angenehm und spannend zu lesen, ohne mit zu viel Fachwissen zu überfordern. Die Kombination aus konzentrierten klaren Informationen und subjektiver Naturerfahrung vermittelt mit Gefühl und Verstand sowohl nützliches Wissen als auch konstruktive Anregungen zur persönlichen Mitwirkung beim Vogelschutz sowie zur Praxis der Vogelbeobachtung.

 

PS
Es gibt nur eine sprachstilistische Kleinigkeit, bei der ich der Autorin nicht zustimme. Sie regt an und praktiziert es auch gelegentlich in ihrem Text, für den deutschen Begriff der Vogelbeobachtung den im englischen Sprachraum üblichen Begriff „birding“ einzuführen. Angesichts meiner akutchronischen Anglizismenallergie stößt diese Formulierung bei mir auf einen gewissen Widerstand. Ich habe es wahrlich bedauert, daß der Begriff „vögeln“ leider, leider schon anderweitig belegt ist und sich im orinithologischen Sinne wohl nicht so leicht durchsetzen wird – außer bei Scherzvögeln.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.luebbe.de/bastei-luebbe/buecher/natur/federnlesen/id_6061610

 

Die Autorin:

»Johanna Romberg, Jahrgang 1958, wuchs im Ruhrgebiet auf. Sie studierte Schulmusik und Hispanistik in Köln und Sevilla, bevor sie 1985/1986 die Henri-Nannen-Schule besuchte und sich zur Journalistin ausbilden ließ. Seit 1987 ist sie Redakteurin und Autorin des Magazin GEO. Für ihre Reportagen wurde sie mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem zweimal mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis, dem Georg von Holtzbrinck-Preis für Wissenschaftsjournalismus und dem Journalistenpreis der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Johanna Romberg hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Mann in der Lüneburger Heide.«

Der Illustrator:

»Florian Frick ist ein freischaffender Künstler aus Berlin mit den beruflichen Schwerpunkten Illustration, Design und Modellieren … «
Für mehr Information lohnt ein Besuch seiner Webseite: www.monstershome.com

 

Querverweis:

Federnlesen ergänzt sich gut mit dem poetisch-philosophischen Biologie-Buch „Alles fühlt“ von Andreas Weber, in dem die wechselwirksame Verbundenheit von Mensch und Natur zu einem ganzheitlichen und demütigen menschlichen Selbstverständnis führt. https://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/10/01/alles-fuhlt-neuausgabe/

Und auch das Handwörterbuch der Vogellaute von Peter Krauss bietet sich zur naturverbundenen, vogelgesangsspezifisch-wortschatzerweiternden Abrundung an: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/10/02/singt-der-vogel-ruft-er-oder-schlaegt-er/

 

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Singt der Vogel, ruft er oder schlägt er?

  • Handwörterbuch der Vogellaute
  • von Peter Krauss
  • NATURKUNDEN Nr. 33   www.naturkunden.de
  • Matthes & Seitz Verlag     2. Auflage 2017    http://www.matthes-seitz-berlin.de
  • 224 Seiten
  • 91 Abbildungen (durchgehend farbig)
  • Format: 12 x 18 cm
  • gebunden in Leinen
  • Fadenheftung
  • LESEBÄNDCHEN
  • ISBN 978-3-95757-393-3
  • 25,00 €

Z W I T S C H E R L A T E I N

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Wer seinen Wortschatz gerne vielsaitig und vogelgesangsspezifisch erweitern möchte, blättert mit „Singt der Vogel, ruft er oder schlägt er?“ eine faszinierende und klangvolle Wörtersammlung auf.

Bevor ich mit der Lektüre dieses Handbuches der Vogellaute begann, machte ich mir eine Liste mit Vokabeln, die mir spontan zur Benennung der Vogelstimmen in den Sinn kamen: fiepen, flöten, gackern, glucksen, gurren, krächzen, pfeifen, piepsen, rufen, schlagen, schnattern, trällern, trillern, tschilpen, zetern, zirpen, zwitschern …

Das sind immerhin siebzehn Vogelstimmenverben; aber während meiner vogelgesanglichen Lektüre erkannte ich mit wachsender Begeisterung, daß es weitaus mehr zu hören und entsprechend zu benennen gibt.

Der Autor, Peter Krauss, ist Germanist, Romanist, Sinologe, Jazzpianist und Übersetzer – Voraussetzungen, die einer Vogellautsammlung und der Bewahrung und Reanimierung eines wertvollen, vom Aussterben bedrohten Wortschatzes sehr entgegenkommen.

Die Vögel treten in alphabetischer Ordnung von Adler bis Zwergschnepfe auf. Jede Vogelart bekommt zwei bis vier Seiten Buchraum, fein dekoriert mit sehr schönen, farbigen und präzisen Bildreproduktionen aus alten Vogelbestimmungsbüchern.
Die Vogelnamen werden jeweils auf Deutsch, Lateinisch, Englisch und Französisch wiedergegeben sowie als besondere Zugabe durch chinesische Ideogramme buchstäblich illustriert.

Illustration aus Lilford, Thomas Littleton Powys (Hg.): Coloured Figures of the Birds of the British Islands

Sodann folgen die Verben, welche die vielfältigen Lautäußerungen der Vögel beschreiben. Diese Verben wiederum werden ebenfalls erläutert, oft ornithologisch-differenziert eingeordnet und ergänzt mit lautmalerischen Schallwörtern – wie beispielsweise das „rukurukuku“ der Tauben oder das „didlitdidlitditlit“ des Distelfinkens -, und gelegentlich werden die Vogellaute zusätzlich durch anschaulichen Notenbilder musikalisch/melodisch dargestellt.

Kurzabschweifungen zur Rolle bestimmter Vogelstimmen in Volksmärchen, linguistische Feinheiten und Sprachvergleiche sowie ornithologische Anekdoten runden dieses Wörterbuch stilvoll ab.

Gab man sich zuvor mit einigen klangweiträumigem Verben – flöten, piepsen, singen, zwitschern – zufrieden, kann man nach der Lektüre erhören, daß Amseln orgeln oder tixen, Bekassinen knebbern, murksen und ticken, Blauracken racken,  Braunellen klirren, Elstern schäckern, Fasane zippen und Fasaninnen zirpen, Grasmücken gigitzen, Käuzchen kauzen,  Rotkehlchen und Hausrotschwanz schnickern, Zaunkönige krispeln, Laubsänger wispeln,  Lerchen jubilieren, quirilieren und tirilieren,  Nachtigallen kadenzen und wirbeln, Zeisige knätschen oder quätschen und Meisen sowie Schwalben zinzelieren …
(Onomatopoetisch seltsam ist allerdings, daß der Pfau nicht pfaucht, sondern pfuchzt oder wahlweise faucht.)

Illustration aus Dresser, Henry E.: A History of the Birds of Europe.

„Singt der Vogel, ruft er oder schlägt er?“ bietet sowohl dem naturverbundenen als auch dem sprachliebhaberischen Leser sowie dem professionellen Über- setzer ein vielstimmiges, sorgfältiges und systematisches Nachschlagewerk. Dieses Wörterbuch ist eine erstaunliche Wörterwundertüte, die ebenso fundiert wie amüsant den Wortschatz unerhört bereichert.

Besondere Erwähnung und ausdrückliches Lob verdient zudem die schöne gestalterische Ausstattung des Buches: webgriffiges Leinen für den Einband, schmeichelgriffiges 100g-Papier für die Buchseiten, satte, lesefreundliche Typographie und Notenschrift, farbliche Abstimmung des Kopfschnittes mit der Farbgebung des Lesebändchens. Hier finden wir den harmonischen Einklang von substanzieller innerer und äußerer Buchqualität, wie sie für die von Judith Schalansky herausgegebene Reihe Naturkunden Standard ist.

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/singt-der-vogel-ruft-er-oder-schlaegt-er.html?lid=2

Der Autor:

» Peter Krauss, geboren 1942 in Bad Cannstatt bei Stuttgart. Studierte sechzig Semester an verschiedenen Universitäten Europas. Der zweifach promovierte, pensionierte Deutschlehrer ist Germanist, Romanist, Jazzpianist, Übersetzer, Sinologe und lebt seit über 50 Jahren in Frankreich. «

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Giesbert in der Regentonne

  • Text und Illustrationen von Daniela Drescher
  • Verlag Urachhaus August 2016  www.urachhaus.com
  • 112 Seiten
  • gebunden, Fadenheftung
  • Format: 17 x 24 cm
  • 17,90 € (D)
  • ISBN 978-3-8251-7988-5
  • Kinderbuch ab 5 Jahren
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W A S S E R T R E U

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Daniela Dreschers neues Kinderbuch lädt uns in Wort und Bild in ihren eigenen Garten ein. Ob es der echte Garten oder der Garten ihres Herzens ist, kann ich nicht beurteilen, aber es gefällt mir zauberhaft gut darin.

Die Autorin erzählt, wie eines Regentages Giesbert, ihr hauseigener Regenrinnen-Wicht, so heftig durch die Regenrinne ins Regenfaß gespült wird, daß dabei seine Flöte zerbricht. Giesbert ist untröstlich und weint und klagt und jammert und schreit,  bis ihm der alte Holundergeist, der im Holunderstrauch neben der Regentonne wohnt, eine neue Flöte schnitzt. Da kehrt wieder Ruhe ein, und Giesbert spielt überglücklich eine lustige Danke-schön-Melodie für den alten Holundergeist.

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Illustration von Daniela Drescher © Verlag Urachhaus 2016

Außer fürs Flötespielen hat der Regentonnen-Wicht eine Vorliebe für selbstgemachte Gedichte, Schnittlauchbrot und Wasserstreiche. Im Kontakt mit den Tieren des Gartens erweist er sich als ebenso hilfsbereit wie verspielt.

 

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Illustration von Daniela Drescher © Verlag Urachhaus 2016

Er füttert ein verletztes Rotkehlchen, er veranstaltet ein Schneckenwettkriechen, er hilft einem vergeßlichen Eichhörnchen beim Wiederfinden von Haselnußverstecken, er diszipliniert feuchtfröhlich einen aufdringlichen Waschbären, er ärgert den Kater und verträgt sich wieder mit ihm, er kämpft mit dem verstopften Gartenschlauch, er rettet eine Goldfischdame und begleitet den Quakgesang eines Froschprinzenfroschs mit der Flöte …

Die Heilpflanzengeister (Huflattich und Spitzwegerich) heilen Giesberts Husten, und ein lebenserfahrener Igel hilft ihm, seinen Liebeskummer wegen der unerreichbaren Blumenelfe Gisela zu überwinden.

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Illustration von Daniela Drescher © Verlag Urachhaus 2016

Die Menschen unterstützt Giesbert – wie der Name schon andeutet – beim Gießen der Pflanzen, und die Regentonne ist immer gefüllt, auch wenn seit langem kein Regen mehr gefallen ist. So ein Regentonnen-Wicht ist halt nur im Wasser ganz in seinem Element. Allerdings kann er – wenn er sehr wütend wird – jedes Wasser zum Überlaufen bringen. Das kommt jedoch nur selten vor, und er hilft auch reumütig beim Aufwischen, wenn es in der Küche oder im Bad zu kleinen Überschwemmungen kommt. Denn sonst hätte die Autorin Giesbert gewiß nicht dazu eingeladen, den Winter in ihrer häuslichen Badewanne zu verbringen. Während draußen das Wasser in der Regentonne vereist und im Garten die Schneeflocken tanzen und wirbeln, sitzt Giesbert gemütlich am Fenster und dichtet:

»Leise fallen Sterne nieder.
Tausend fallen immer wieder!
Jeder bringt uns einen Traum
aus dem großen Weltenraum.
Tausend Träume – immer wieder –
fallen als Schneeflocken nieder.
Und ein Traum, der ist sicherlich
ganz allein und nur für mich

Daniela Drescher ©
  (Seite 110)

Giesberts heiter-umtriebiges Wesen und Wirken wird in kurzen Kapiteln erzählt, die mit einem Umfang von vier bis acht Seiten eine angenehme Vorleselänge haben. Die zahlreichen märchenhaft-schönen – teilweise ganzseitigen –  Begleitbilder sind eine anregende Augenweide.

Daniela Dreschers aquarellierte Illustrationen sind sehr atmosphärisch und zeugen – in ihrer botanischen sowie zoologischen Stimmigkeit – von sehr tiefer Naturverbundenheit und einer entsprechenden Beobachtungsgabe.

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Illustration von Daniela Drescher © Verlag Urachhaus 2016

„Giesbert in der Regentonne“ bietet unbeschwerte, warmherzige Vor- lesekost. In jeder Episode finden sich für Kinder leicht mitzuempfindende Gefühle und Regungen sowie konstruktive Interaktionen und Problem- lösungen.

Der Regentonnen-Wicht, zahlreiche sprechende Tiere und knollennasig-knuffige Pflanzengeister-Wichtel garantieren hier die Verzauberung des Gartenalltags und die Beflügelung der kindlichen Phantasie. Der augenzwinkernd-witzige, sich in die kleinen Nöte und großen Freuden des Regentonnen-Wichts einfühlende Erzählton trägt zusätzlich zur gelungenen Vorlesegeborgenheit bei.

Und ich werde mich nun einmal nach einer Regentonne für meinen Garten umschauen …

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPORBE auf der Verlags-Webseite:
https://www.urachhaus.de/Lesen-was-die-Welt-erzaehlt/Kinderbuch/Giesbert-in-der-Regentonne.html

 

Die Autorin und Illustratorin:

»Daniela Drescher, geboren 1966 in München, ist durchihre Illustrationen inzwischen weltweit bekannt. Von den USA über ganz Europa bis China sind ihre Bücher in den Kinderzimmern zu Hause – eine Künstlerin, die ihr Spektrum immer wieder erweitert und sich neu erfindet. Daniela Drescher gestaltet die Kinderseite im Lebensmagazin a tempo. Sie ist verheiratet und hat vier Kinder.«
http://www.danieladrescher.de

Querverweis:

Und hier entlang zum zweiten Band mit dem Regenrinnen-Wicht Giesbert: „Giesbert hört das Gras wachsen“
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2018/10/10/giesbert-hoert-das-gras-wachsen/
Und hier entlang zum dritten Band: „Giesbert und der Gluckerbach“
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2020/08/19/giesbert-und-der-gluckerbach/

Hier entlang zu Daniela Dreschers erstem und ebenfalls sehr lesens- und sehenswertem Erzählbuch „Abenteuer mit Ungeheuer“: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/11/16/abenteuer-mit-ungeheuer/
»Eine romantisch-poetisch gestimmte und gelungene Symbiose aus Abenteuerlust, Naturverbundenheit und Märchen.«

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Die Botschaft der Vögel

  • Text von Kate Westerlund
  • Illustrationen von Feridun Oral
  • 3. Auflage 2014  Michael Neugebauer Edition   http://www.minedition.com
  • gebunden
  • Format: 14,7  x 18,6 cm
  • 32 Seiten
  • ISBN 978-3-86566-230-9
  • 8,95 € (D), 9,20 € (A)
  • Bilderbuch ab 4 Jahren

MEHR  ALS  EINE  FRIEDENSTAUBE

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Im Bilderbuch „Die Botschaft der Vögel“ erzählt eine alte Eule einer Vogelschar eine vereinfachte Weihnachtsgeschichte aus Sicht der Tiere: Ein besonderes Kind kam in einem Stall zur Welt, und die dabei anwesenden Tiere verstanden mit ihren Herzen die Botschaft der Liebe, die von diesem Kinde ausging. Die Vögel trugen diese Botschaft als ein besonderes Lied in die Welt hinaus.

Als ein kleines Rotkehlchen nachfragt warum sie denn dieses Lied nicht mehr sängen, da meinen einige Vögel, daß die Menschen kein Interesse mehr daran hätten und ohnehin nicht mehr zuhören könnten oder wollten. Doch das Rotkehlchen regt an, dieses Lied gerade den Kindern vorzusingen, denn diese könnten noch mit dem Herzen hören und somit jede Sprache verstehen.

Gemeinsam beschließen die Vögel, die „frohe Botschaft“ den Kindern vorzusingen. Sie fliegen in alle Himmelsrichtungen und geben die Botschaft von Vogel zu Vogel sowie von Kind zu Kind weiter, bis schließlich ein weltumspannender Reigen von Kindern entsteht und die Kinder die Botschaft „des Segens, der Freude und der Liebe“ vorsingen und vorleben.

Das letzte Wort dieser Geschichte lautet: FRIEDEN. Frieden in mehr als sechzig Sprachen, rund um die Welt.

Die Illustrationen sind bei der Darstellung der zahlreichen Vogelarten schön natura- listisch und bei der Darstellung der Menschen und der menschlichen Umgebungen naiv-kindlich. Diese zeichnerische „Zweisprachigkeit“ ist abwechslungsreich und paßt gut zu der überaus polyglotten Friedensbotschaft, die hier anschaulich vermittelt wird.

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
http://www.minedition.com/books/detail/26?country_id=1

Der Illustrator:

»FERIDUN ORAL wurde 1961 in der Türkei geboren und lebt in Istanbul. Nach seinem Kunststudium begann er Kinderbücher zu veröffentlichen, die in vielen Ländern verlegt wurden. Er hat an vielen nationalen und internationalen Ausstellungen teilgenommen und auch viele Preise gewonnen, darunter eine Auszeichnung der UNESCO in Japan.«

Die Autorin:

»KATE WESTERLUND wurde in Florida geboren und lebt heute in Salzburg. Sie hat einen Hochschulabschluss in Erziehungswissenschaften und Humanistik. Kate glaubt an die kreative Kraft der Fantasie, die das Leben bereichert. Sie hat viel von Kindern und deren Klugheit gelernt, mag die Farbe Violett und den Jazz. «

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