Die Ameise und der Frosch

  • Text von Selim Özdogan
  • Illustrationen von Clara Sophie Klein
  • Südpol Verlag, März 2022   www.suedpol-verlag.de
  • Format: 18 x 18 cm
  • 22 Seiten mit abgerundeten Ecken
  • 10,00 € (D), 10,30 € (A)
  • ISBN 978-3-96594-85-7
  • Pappbilderbuch ab 2 Jahren

Die Ameise und der Frosch Titelbild

A M E I S E N F R O S C H

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Eine kontaktfreudige Ameise spricht einen Frosch an, der sich am Seeufer auf einem Stein sonnt. Sie begrüßt den Frosch und fragt ihn, ob er eine Ameise sei. Der Frosch verneint und weist darauf hin, daß er doch viel größer sei als eine Ameise.

Doch die Ameise meint, er sei dann eben eine große Ameise. Darauf entgegnet der Frosch, er sei doch im Gegensatz zur Ameise grünfarben. Doch auch diesen Unterschied deutet die Ameise zu einer großen, grünen Ameise um.

Die Ameise und der Frosch Innenseite grün

Text von Selim Özdogan, Illustration von Clara Sophie Klein © Südpol Verlag 2022

Und egal, welche offensichtlichen froschtypischen Merkmale der Frosch aufzählt – sei es die Anzahl der Beine, die Fähigkeit zu springen und zu schwimmen oder die lange Jagd- zunge – : Alle Eigenschaften fügt die Ameise in ihre Aufzählung eines Ameisenfroschs ein.

Die Ameise und der Frosch Innenseite Zunge

Text von Selim Özdogan, Illustration von Clara Sophie Klein © Südpol Verlag 2022

Der Frosch schwimmt daraufhin eine Runde im See und kehrt danach zum Ufer zurück, wo die Ameise traurig auf einem Stein sitzt. Der Frosch erkundigt sich nach dem Grund der Ameisentraurigkeit. Die Ameise antwortet, sie glaube, sie beide könnten nur Freunde werden, wenn er eine Ameise sei.

Da lächelt der Frosch und meint, sie könnten doch trotz ihrer Unterschiedlichkeit einfach so – als Frosch und Ameise – Freunde werden, und er lädt die Ameise ein, auf seinen Rücken zu klettern und mit ihm auf den See hinauszuschwimmen. Auf dem letzten Bilderbuchbild sieht man, wie sich Frosch und Ameise einträchtig lächelnd nebeneinander auf einem Stein sonnen.

Das Bilderbuch „Die Ameise und der Frosch“ inszeniert auf Textebene humorvoll die Unterschiede des Erscheinungsbildes der beiden Tiere und fügt sie dramaturgisch im Stil einer Ich-packe-meinen-Koffer-Aufzählung in die Handlung ein. Der harmonische Aus-klang der Geschichte zeigt, daß solche Verschiedenartigkeiten kein Hinderungsgrund für die Entstehung einer Freundschaft sein müssen.

Illustratorisch sehen wir hier eine übersichtliche Bildkomposition, welche sich in erster Linie auf die beiden Charaktere konzentriert und deren Empfindungen über ausdrucks-volle Mimik und Körpersprache anschaulich macht.   

Kleine Menschenkinder sind meist begegnungsoffen und können das ameisige Freund-schaftsbedürfnis ebenso leicht mitempfinden wie das unkomplizierte Freundschaftsan-gebot des Froschs. So werden Kinder in ihrer natürlichen Unbefangenheit bestätigt.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.suedpol-verlag.de/pappbilderbuecher-2/die-ameise-und-der-frosch.html?attribute_buchvarianten=14

Der Autor:

»Selim Özdogan wurde 1971 in Köln geboren. Schon als Kind wollte er Schriftsteller werden. Seit 1995 veröffentlicht er Romane, Erzählungen, Hörbücher und hat zahlreiche Preise und Stipendien bekommen. „Die Ameise und der Frosch“ ist sein erstes Kinderbuch.«

Die Illustratorin:

»Clara Sophie Klein (Jahrgang 1995) ist in Kopenhagen groß und in Bonn größer geworden. Sie studierte an der FH Münster Design mit dem Schwerpunkt Illustration und arbeitet seitdem freischaffend. Teilzeit-Barkeeperin, Hobby-Cellistin, Vollzeit-Illustratorin mit den Schwerpunkten Buchillustration und Editiorial.«

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Borst vom Forst will hoch hinaus

  • Text von Yvonne Hergane
  • Illustrationen von Wiebke Rauers
  • Magellan Verlag, Januar 2021 http://www.magellanverlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 24,5 x 30,5 cm
  • 32 Seiten
  • 14,00 € (D), 14,40 € (A)
  • ISBN 978-3-7348-2049-6
  • Bilderbuch ab vier Jahren

Borst vom Forst will hoch hinaus

L U F T S P R U N G S C H W U N G

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Borst vom Forst ist schon seit seinem ersten Abenteuerchen (siehe meine Besprechung https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/09/28/borst-vom-forst/) als ebenso empfindsam-verträumter wie entdeckungsfreudiger kleiner Frischling waldbekannt.

Diesmal sorgt er sich um ein Ei, das im Moos gelandet ist. Während er gemeinsam mit der Seemöwe und der Robbe Merilyn (eine Bekanntschaft aus dem ersten Band) auf- zählt, welche Tiere Eier legen, schlüpft das Küken aus dem Ei. Es hat einen gekrümmten Schnabel, was Anlaß zu der Vermutung gibt, daß es aus dem sich in luftiger Baumhöhe befindlichen Adlernest gefallen ist.

Kein Frage, daß Borst vom Forst – das Küken auf der Nase balancierend – versucht, mit Hilfe von Merilyns Robbenleiter den Baumstamm zu erklettern. Doch dies funktioniert nicht und endet mit einer Po-Landung im Polstermoos.

Merlilyn regt an, einen herumliegenden Baumstamm auf einen Felsbrocken zu legen und ihn so als Wippkatapult zu benutzen. Borst von Forst nimmt mit dem Küken an dem einen Ende Platz, und am anderen Ende springen die Robbe, die Seemöwe und eine Ameise auf. Der damit erzeugte Schwung ist noch zu schwach, doch da naht hilfreich Borstens Wildschweinmama und verpaßt dem Stamm den ausreichenden Luftsprung- schwung.

Borst saust und braust durch die Luft und plumpst in das Adlernest. Der Adlerpapa freut sich über das zurückgekehrte „alleradlerschönste Kind“, bedankt sich und erklärt Borst, daß sein Nest Horst heißt, was bei Borst für einige Verwirrung sorgt.

Der Rückweg vom Adlerhorst erfolgt wieder auf dem Luftweg. Denn Borst wollte ja schon immer gerne einmal fliegen, und er hat während des Gesprächs mit dem Adler schlicht vergessen, daß er gar keine Flügel hat. Der unvermeidliche Absturz wird vom mitfühlenden Wind durch ein Luftpolster etwas abgefedert und von der flott zupackenden Seemöwe abgefangen, und dank der buchstäblichen Bauchlandung auf dem Bauch der Robbe, die wiederum auf dem Bauch von Borstens Mama liegt, landet Borst sanft und sicher auf der Erde.

Die Illustrationen von Wiebke Rauers  untermalen „Borst vom Forst will hoch hinaus“ warmherzig, witzig und ausdrucksvoll und statten die Charaktere mit sympathischen Gesichtern und lebhafter Mimik aus.

Die Autorin erzählt diese Geschichte in einer lautmalerischen Prosa, die gelegentlich in einfache Reime übergeht, die jedoch zu keinem angemessenen flüssigen Versrhythmus finden. Die sperrige Metrik der Verse  und die partiellen, etwas erzwungenen Reime erleichtern den Vorlesefluß leider nicht. Der Text ist gleichwohl vergnüglich, inhaltlich leicht zugänglich und kreativ-wortverspielt.

Diese Fortsetzungsgeschichte von Borst vom Forst erreicht meiner Ansicht nach nicht die gehaltvolle inhaltliche und sprachmelodische Qualität des ersten Bandes, taugt aber durchaus als luftig-leichte Kinderunterhaltung.

Eine Nachhilfestunde bei Goethen wäre hier – mit Verlaub – von Nöten.
Ein vielsagendes Beispiel aus Faust II:

»Und auf vorgeschriebenen Bahnen
Zieht die Menge durch die Flur;
Den aufgerollten Lügenfahnen
Folgen alle. – Schafsnatur!«

Beiläufig ein Zitat, daß sich trefflich auf die gegenwärtige „Diskussionskultur“ anwenden läßt.

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.magellanverlag.de/titel/borst-vom-forst-will-hoch-hinaus/538

Hier entlang zum borstigen Vorgängerband:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/09/28/borst-vom-forst/

Die Autorin:

»Yvonne Hergane, geboren 1968, studierte Germanistik, Anglistik und Buchwissenschaft in Augsburg und München. Seit Mitte der 90er Jahre arbeitet sie als freie Autorin und literarische Übersetzerin, wobei ihre besondere Liebe dem Bilderbuch gehört – das Spiel mit Worten, Lauten und Reimen ist ihre Art, Musik zu machen. Einer mehr war 2012 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Nach mehreren kleinen und großen Sprüngen durch die Geografie lebt Yvonne Hergane derzeit mit ihrer Familie nahe der Nordsee.«

Die Illustratorin:

»Wiebke Rauers, geboren 1986, studierte Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Illustration in Düsseldorf. Nach ihrem Diplom zog sie nach Berlin und arbeitete dort fünf Jahre als Charakterdesignerin in einem Animationsfilmstudio. 2015 machte sie sich als Illustratorin selbstständig. Seitdem arbeitet sie hauptsächlich an Büchern, Magazinen und Charakterdesigns.«

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Der rote Faden

  • 2. Oli-Band
  • llustrationen von Eve Tharlet
  • Text von Anne-Gaëlle Balpe
  • Deutsche Textbearbeitung von Bruno Hächler
  • Michael Neugebauer Edition  2014 www.minedition.com
  • 2. Auflage 2016
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 29,3 x 22 cm
  • 32 Seiten
  • 13,95 € (D), 14,40 € (A)
  • ISBN 978-3-86566-185-2
  • Bilderbuch ab 3 Jahren

GEBEN  UND  NEHMEN

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Eines windigen Tages geht der Wichtel Oli spazieren. Er hält einen roten Wollfaden in der Hand, den er im Vorgängerbilderbuch „Der blaue Stein“  (siehe meine vorherige Besprechung https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/04/24/der-blaue-stein/ ) gefunden und sorgsam aufbewahrt hat. Im ersten Band zeigte sich Oli als ein kleiner Meister der Intuition, und im zweiten Band ist er ein kleiner Meister der Freigiebigkeit.

Der Wind reißt Oli den Faden aus der Hand und trägt ihn hoch in eine Baumkrone bis in das Nest eines Vogels. Der Vogel bedankt sich bei Oli für das perfekte Nestbaumaterial und schenkt dem Wichtel zwei Federn. Oli freut sich, daß der rote Faden für den Vogel nützlich ist, und geht weiter seines Weges.

Er trifft eine Ameise, die ein Boot braucht, um über den See nach Hause zu gelangen. Kurzerhand bastelt Oli aus den Federn ein Segelboot für die Ameise, die Oli ihrerseits zum Dank drei Samenkörner aus ihrer Sammlung schenkt.

Die Samenkörner verschenkt Oli an einen hungrigen Igel. Der Igel wiederum bietet Oli zum Dank etwas an, das von einem Baum heruntergeflogen ist und sich in seinen Stacheln verfangen hat.

Und das ist … na, schon erraten?

Es ist der rote Faden. Der Igel entschuldigt sich, daß er Oli nur so wenig zum Austausch anbieten könne, doch Oli sagt weise „Es ist viel mehr, als du glaubst…“

Schließlich stellt sich Oli lächelnd in den Wind und läßt den roten Faden wieder fliegen.

Im vorliegenden Bilderbuch wird der sich vervielfältigende Wert des Teilens und Weitergebens mit warmherzigen Illustrationen und einfühlsamen Worten anschaulich und kindgerecht in Szene gesetzt.

Als Nachhilfestunde in Gemeinwohlökonomie für Börsenmakler und Invest- mentbanker wird sich „Der rote Faden“ zwar eher nicht durchsetzen, aber vielleicht verhindert dieses Bilderbuch, daß Kinder Börsenmakler oder Investmentbanker werden wollen. Dann wäre für alle viel gewonnen …

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:   http://www.minedition.com/books/detail/369?country_id=1

Die Autorin:

»Anne-Gaëlle Balpe wurde 1975 geboren und lebt in Paris. Schreiben ist ihre Leidenschaft. Die Bücher, die sie als Kind fasziniert haben, begleiten sie auch heute noch. Mit ihren eigenen Geschichten möchte sie Kindern diese Faszination, die sie selber erlebt hat, weitergeben.«

Die Illustratorin:

»Eve Tharlet ist Kindern und Erwachsenen auf der ganzen Welt von ihren pfiffigen Märchen-Interpretationen und natürlich vom Erfolgskaninchen PAULI her bekannt. 1956 in Frankreich geboren, wuchs sie in Deutschland auf. Sie absolvierte ihre Studien an der Ecole des Arts Décoratifs in Straßburg. Seit 1981 publiziert Eve Tharlet Bücher, für die sie diverse Auszeichnungen erhielt. Die Künstlerin lebt heute in Priziac, Frankreich.«

Querverweis:

Hier entlang zum 1. Oli-Band: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/04/24/der-blaue-stein/

 

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Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen

  • llustrationen: Marc Boutavant
  • Text: Toon Tellegen
  • Übersetzung aus dem Niederländischen von Mirjam Pressler
  • Carl Hanser Verlag 2015 www.hanser-literaturverlage.de
  • gebunden,  Fadenheftung
  • Format: 19 x 27 cm
  • 80 Seiten
  • durchgehend farbig illustriert
  • 14,90 € (D), 15,40 € (A), 21,90 sFr.
  • ISBN 978-3-446-24677-5
  • Kinderbuch ab 6 Jahren zum Selbsterlesen
  • ab 4 Jahren zum Vorlesen
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MUT  ZUR  WUT

Kinderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Wut hat viele Gesichter und Ausdrucksformen, einige davon werden in den zwölf Geschichten des Bilderbuches „Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen“ anschaulich vorgeführt.

Da können sich Käfer und Regenwurm nicht darüber einigen, wer von ihnen am wütendsten ist, und geraten darüber so richtig feurig-wetteifernd in Rage. Doch nachdem sie sich ausgetobt haben, können sie sich auch wieder miteinander vertragen.

Die Grille nimmt beim Käfer Nachhilfeunterricht im Wütendsein. Sie lernt den intensiv funkelnden Blick, die passende Mimik und Körperhaltung, aber sie kann sich einfach keine bösen Gedanken ausdenken. Schließlich provoziert der Käfer die Grille, indem er sie und ihr Grillenzirpen als häßlich bezeichnet. Da wird die Grille wirklich wütend und verpaßt dem Käfer eine Ohrfeige, die ihn umwirft. Freundlich hilft die Grille dem Käfer wieder auf, denn ihre bösen Gedanken sind schon wieder verflogen, und sie ist nicht nachtragend. Allerdings ist jetzt der Käfer beleidigt …

Der Elefant ist wütend auf sich selbst, weil er bei seinem Konflikt zwischen Gefühl und Verstand eine schmerzliche Erfahrung – wider besseres Wissen – wiederholt …

Der Igel hingegen wundert sich, daß er das Gefühl der Wut noch nie selbst empfunden hat und es nur aus der Beobachtung anderer Tiere kennt …

Der Klippschliefer ist wütend auf die Sonne, die jeden Abend untergeht und nicht wenigstens einmal für den Klippschliefer eine Ausnahme macht. Doch egal wie sehr er tobt und schimpft: Die Sonne macht, was sie will, und kümmert sich nicht um den Wunsch des Klippschliefers. Ja, wahrscheinlich hört sie ihm noch nicht einmal zu, gleichgültig wie böse er auf sie wird …

Das Eichhörnchen läßt sich von den Unverschämtheiten der wütenden Spitzmaus nicht zu einer Wutreaktion verleiten. Trotz der heftigen Wortattacken und Beleidigungen bleibt es  gelassen, was die Spitzmaus zum enttäuschten Rückzug veranlaßt.

Nilpferd und Nashorn begegnen sich auf einem schmalen Weg, und keines von beiden will ausweichen und den anderen vorbeilassen. Nachdem sie drohend klargestellt haben, daß keines von ihnen nachzugeben bereit ist, setzen sie sich erst einmal hin und schweigen. Dann teilen sie ihren Proviant, schließlich tanzen sie sogar miteinander, und am Abend verabschieden sie sich freundlich und versprechen sich gegenseitig gutgelaunt, einander beim nächsten Treffen auf keinen Fall aus dem Wege zu gehen.

Der Krebs kommt mit einem Musterkoffer voller Wut zur Maus ins Maleratelier und bietet seine Ware an. Die Maus entgegnet, daß sie ganz gut von alleine wütend sein könne, wenn sie das wolle, aber sie läßt sich dennoch das ganze Sortiment zeigen: „leichte, hellrote Wut, runzliger grauer Ärger, grünlicher Zorn und schneeweiße Raserei“.

Ganz unten im Koffer zieht etwas Hellblaues die Aufmerksamkeit der Maus auf sich. Das sei Wehmut, sagt der Krebs, und diese sei eigentlich unverkäuflich. Die Wehmut schaut aus wie ein halbdurchsichtiger Schal, und den wickelt sich die Maus um den kleinen Hals, und schon sagt sie seufzend „Ach…“

Die Ameise erklärt der wütenden Kröte, was sie mit ihrer Wut machen könne. Sie könne die Wut wegpusten, begraben, vergessen, aufessen, ins Meer werfen, sie wegsingen, übermalen, mit ihr tanzen, aber sie könne sie auch hegen und pflegen – doch am besten würfe sie die Wut einfach weg. Also wirft die Kröte die Wut weg, und danach unterhalten sich die beiden über die Zufriedenheit, mit der man nämlich „nie etwas tun müsste.

Die in diesem Kinderbuch versammelten Wutepisoden zeigen, daß Wut (oder sogenannte böse Gefühle und Gedanken) zum Empfindungsspektrum des Daseins gehören. Die vorgestellten Wutszenarien sind nicht todernst, sondern lustig, selbstironisch und leise philosophisch. Die Wut ist keine unausweichliche Naturgewalt, sondern sie ist beherrschbar, dosierbar und sogar verwandelbar.

Die  ausdrucksvollen Zeichnungen von Marc Boutavant geben den Figuren und ihren wechselvollen Gefühlen glaubwürdige Gestalt.

Der Autor Toon Tellegen plaudert nicht alles plakativ aus, sondern deutet an, läßt offen und weckt ein psychologisch-poetisch-philosophisches Nachspürecho, das der Reflexion und Akzeptanz eigener Wuterfahrungen dienlich sein kann. Mit diesem Bilderbuch können Kinder lernen, der eigenen und der fremden Wut mitfühlend zu begegnen und sie etwas schelmischer zu betrachten. Die zwölf Wutgeschichten eignen sich auch als Impuls, um mit Kindern über Wut und Wutanfälle zu sprechen, deren Ursachen zu entdecken und konstruktive Umgangsformen mit der Wut zu finden.

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/man-wird-doch-wohl-mal-wuetend-werden-duerfen/978-3-446-24677-5/

 

Der Illustrator:

»Marc Boutavant, 1970 im französischen Dijon geboren, lebt und arbeitet in Paris. Er zählt zu den stilprägenden Illustratoren seiner Generation und ist insbesondere für seine farbenfrohen Werke für Kinder bekannt. Die Geschichten um seinen Bären Mouk und den Esel Ariol wurden beide für das Fernsehen verfilmt. Im Hanser Kinderbuch erschien nach Die große Reise des kleinen Mouk (2008) das von ihm illustrierte Kinderbuch „Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen (2015).«

Der Autor:

»Toon Tellegen, am 18.11.1941 in Den Briel, Niederlande geboren, studierte Medizin in Utrecht, arbeitete als Arzt in Kenia und ließ sich als Lyriker in Amsterdam nieder. Heute ist er einer der bekanntesten Schriftsteller der Niederlande. 1997 erhielt er den Theo Thijssenprijs für Literatur, 2004 den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur, den Goldenen Griffel bekam er 1988 und 1994, den Silbernen Griffel 1990, 1994, 1997 und 1999. Im Hanser Kinderbuch erschienen sind Josefs Vater (1994), Richtig dicke Freunde (1999) sowie Briefe vom Eichhorn an die Ameise (Hanser 2001). 2015 folgte das von Marc Boutavant illustrierte Kinderbuch „Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen“.«

Querverweis:

Hier geht es zu einem weiterem Kinderbuch von Toon Tellegen: Ein Garten für den Wal
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/03/27/ein-garten-fuer-den-wal/

PS:
Da der konstruktive Umgang mit Gefühlen ein wesentlicher Bestandteil  heilsamer kindlicher Herzensbildung ist, reihe ich meine Rezension von „Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen“ gerne bei  Petra Pawlowskys Projekt KINDER IM AUFWIND ein. Die Künstlerin Petra Pawlowsky hat auf ihrer Webseite „da sein im Netz“ https://pawlo.wordpress.com/ das Projekt KINDER IM AUFWIND initiiert:
»Fragt Ihr Euch auch manchmal, wie unsere Kinder all das verkraften, was an Nachrichten auf sie einstürzt?  Wie sie mit dem anspruchsvollem Leistungsdruck, der Hetze im Alltag, den Medien, den stumpfen Blicken vieler Erwachsener um sie herum zurechtkommen? Wie wir ihnen eine Basis geben können, gelassen, selbstsicher und hoffnungsvoll zu leben und in die Zukunft zu schauen? Eben im Aufwind zu bleiben…«

https://pawlo.wordpress.com/2016/08/18/kinder-im-aufwindchildren-upwind/

Sie lädt weitere Blogger dazu ein, thematisch passende Texte, Bilder, Fotos, Musik, Gemälde, digitale Kunst, Gedichte, Lieder, Zitate usw. per Linkhinweis ergänzend hinzuzufügen. Die bisherigen gesammelten Beitragslinks der anderen aufwindigen Teilnehmer finden sich – thematisch geordnet – hier: https://pawlo.wordpress.com/home-2/fundgrube-fuer-kinder-im-aufwind/

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Vom Elefanten, der wissen wollte, was Liebe ist

  • Text von Leen van den Berg
  • Illustrationen von Kaatje Vermeire
  • Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf
  • Gerstenberg Verlag 2014    http://www.gerstenberg-verlag.de
  • gebunden, Fadenheftung
  • Format 33,5 cm x 23,5 cm
  • 32 Seiten, 14,95 €
  • ISBN 978-3-8369-5772-4
  • Bilderbuch ab 5 Jahren
    Vom Elefanten Titelabbildung

L I E B E S E R K L Ä R U N G E N

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Dieses Bilderbuch eignet sich für Kinder und Erwachsene gleichermaßen, denn den Wortschatz der Liebe zu erweitern, lohnt sich in jeder Altersstufe.

Vielerlei Tiere, einige Menschen, Apfelbäume, Steine, Scheeflocken und sogar Schneewittchen treffen sich zu einer Versammlung, um über eine Frage zu reflektieren, die der Elefant auf dem Herzen hat: »Woher weiß man, dass man jemanden liebt?«

Alle Versammelten – außer der protokollführenden, bebrillten Ameise – haben eine Antwort auf die Frage des Elefanten. Die Antworten sind variantenreich, und sogar Sonne, Mond und Sterne sowie Wolken, Wind und Meer geben ihrer Liebeserfahrung Ausdruck:

»Wenn ich meine Liebste sehe, werde ich rot«, flüsterte der Apfel verlegen.
»Wir schmelzen füreinander«, gurrten die Schneeflocken.
»Ich denke noch alle Tage an ihn«, sagte die Großmutter, »auch wenn er schon eine ganze Zeit nicht mehr da ist. Jede Woche suche ich ein schönes Gedicht aus. Das lese ich dann an unserem Lieblingsort.«

Der Elefant bedankt sich für die dargebotenen „Liebeserklärungen“ und macht sich liebesbeflügelt auf den Weg zu seiner Liebsten.

Die Ameise ist erleichtert, daß die Versammlung zu Ende ist und daß sie nicht noch mehr »Unsinn « aufschreiben muß, denn sie kann sich mit dem Thema Liebe nicht anfreunden, dafür hat sie »keine Zeit«, aber wahrscheinlich ist sie einfach noch nicht von der Liebe berührt worden. Während die anderen – liebeserfahrenen – Teilnehmer fast alle paarweise den Versammlungsort verlassen, hetzt die Ameise los und liefert nur kurz das Protokollbuch bei Herrn Schildkröte ab.

Die Illustrationen von Kaatje Vermeire sind in einem Malcollagenstil gestaltet, mit sehr dezenten Farben und feinen Schraffuren sowie vielen liebevollen und entdeckenswerten Details. Die vielschichtige Mischtechnik und die durchscheinende Verträumtheit der bildlichen Darstellung entsprechen der poetischen und zärtlichen Sprache, in der hier die vielfältige Einzigartigkeit des Liebesempfindens zu Wort kommt.

Vom Elefanten Innenabbildung

Illustration von Kaatje Vermeire © Gerstenberg Verlag 2014

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
http://www.gerstenberg-verlag.de/index.php?id=detailansicht&url_ISBN=9783836957724

 

DIE  AUTORIN  UND DIE  ILLUSTRATORIN:

»Leen van den Berg, 1956 in Brüssel geb., studierte Geschichte in Leuven und Psychologie in Brüssel. Seit 1995 veröffentlicht sie Kinderbücher. Van den Berg war einige Jahre Dozentin für Kreatives Schreiben in den Niederlanden. Heute gibt sie Schreibkurse in Belgien, Südafrika und Surinam.
Kaatje Vermeire, 1981 in Gent geb., studierte Grafik- und Werbedesign sowie Freie Grafik an der Akademie in Gent. 2007 erschien ihr erstes Bilderbuch. Inzwischen werden ihre Bücher in zahlreichen Ländern veröffentlicht

 

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