Bemerkungen zum Buchhandel

BUCHHÄNDLER  2.0

Meine Berufsausbildung zur Buchhändlerin begann ich im Sommer anno 1983 in einer kleinen Buchhandlung, 50 m²  Verkaufsfläche, nebst einem Büroraum und einem Lagerraum. Ein auskömmliches Auskommen fanden dort der Vollzeitinhaber, eine Halbtagsbuchhändlerin, zwei Auszubildende und eine stundenweise Aushilfskraft für Schulbuch- und Weihnachtsgeschäft sowie Urlaubsvertretung.

Damals hatte mein geliebter Beruf noch viel mit Literatur und mit Kultur zu tun. Ein kleines Paradebeispiel gefällig? Kam jemand verspätet zur Arbeit (was selten geschah), wurde er mit folgendem schillernden Spruch begrüßt: „Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt, Graf Büchersam (bzw. Gräfin Büchersam), die nächtliche Lektüre entschuldigt Euer Säumen!“

Machen Sie heute einmal den Literaturtest und fragen in einer der musennamigen Buchhandelsketten so ein junges Ding nach „Schiller“. Es könnte Ihnen passieren, daß Sie in die zum gleichen Konzern gehörende Parfümerie geschickt werden, weil man hinter Schiller einen neuen Nagellack vermutet. Klar, niemand kann alles wissen, und Autoren haben auch oft solch eigenwillige Namensschreibweisen, und dann will, trotz rechnergestützter und anwenderfreundlichster Bibliographie, unter dem Namen „Kamus“ partout kein Buch mit dem Titel „Die Pest“ auftauchen. Oder all diese alter- nativmedizinischen Begriffe: Haben Sie schon mal eine „AKKUpunktur“ bekommen? Na, seien Sie froh, das könnte ungesund enden, und da hilft dann kein Ratgeberbuch mehr.

Der jährliche Betriebsausflug ging, unter kulturerfahrener Chefführung und nach demokratischer Abstimmung, wahlweise in Theater, Konzert, Ballett und ausnahms- weise einmal ins Kino zur Literaturverfilmung oder in eine Kunstausstellung.

Die Bestsellerliste nahmen wir beiläufig zur Kenntnis, aber wir verkauften und empfahlen munter an dieser Liste vorbei, was uns gefiel. Wir verstanden uns als Schatzsucher, die, unabhängig von Moden, Leseperlen aus dem Büchermeer fischten, und besonders gerne warfen wir unsere Lesenetze bei den kleineren Verlagen aus. Natürlich nahmen wir gleichwohl die Kundennachfrage ernst und gaben ihr Raum. Die Kombination aus eigenwilligem, spezialisiertem Büchergeschmack sowie der Berück- sichtigung und Wahrnehmung von Kundenwünschen funktionierte viele Jahre sehr gut. Die wechselseitige Einflußnahme zwischen Buchhändler und Kunde, von Leser zu Leser, war anregend und ergiebig für beide Seiten.

Unser Publikum war bunt und vielfältig:  junge Familien, Großeltern, Bildungsbürger, Künstlertypen, Konservative, Alternative, Angestellte, Arbeiter, Ärzte, Handwerker, Ingenieure, Rechtsanwälte, Lehrer, Arme und Reiche, erfahrene und unerfahrene Leser und ein paar Einsame, die sich außer Lektüre noch ein bißchen Sozialkontakt abholten.

Es gab Duzkunden und Siezkunden, einfache und schwierige Kunden und Traumkunden, wie z.B. eine Stammkundin, die Katzenbücher sammelte und jedes neuerschienene Katzenbuch unbesehen kaufte, egal ob literarisch oder kindlich, ratgeberisch, künst- lerisch, gemalt, getöpfert, gereimt, fotografiert, buchstabiert oder gehäkelt. Das war ein tiefer Umsatzbrunnen.

Dreimal bis viermal jährlich schrieben wir einen Bücherliebesbrief an die Stammkun- den, in dem jeder Mitarbeiter seine jeweiligen neuentdeckten Lieblingsbücher in einer Kurzbesprechung vorstellte. Der Chef tippte diesen Werbebrief auf der elektrischen Schreibmaschine (die war noch aus Zinkguß und von IBM), dann wurde der Brief kopiert. Die vervielfältigten Briefe wurden gefaltet, kuvertiert und von uns zu Fuß zur Post gebracht. Ja – so umständlich war das damals, als es noch kein Internet gab.

Blättert man heute in Buchreport, Börsenblatt & Co wird der Beruf des Buchhändlers immer wieder neu erfunden und angeblich verbessert. Erst wird dort der mutmaßlich eigenbrötlerische, menschenscheue, wortkarge Buchhändler auf kommunikative Kompetenz umgeschult, dann kommt die betriebswirtschaftliche Zwangsjacke, denn eigentlich würde diese miese, misanthrope Leseratte ja lieber nur lesen, lesen, lesen und gar nichts verkaufen und alle Bücher einfach nur für sich behalten. Über das kaufmännische Rechnen und Handeln hinaus soll der Buchhändler 2.o auch unbedingt multimedial empfänglich sein und bitte, bitte keinesfalls unter Digitalphobie leiden.

Ich muß mich doch sehr wundern. Gewiß habe ich mir den Buchhändlerberuf ausge- sucht, weil ich eine begeisterte Leserin war und bin. Zu Beginn meiner Ausbildung war ich auch noch etwas schüchtern, was das Ansprechen von Kunden betraf, aber da mir mein Chef und meine Kollegen eine freundliche, humorvolle und geistreiche Gesprächs- kultur vorlebten, legte ich meine Schüchternheit schnell ab, und nach den ersten kommunikativen Erfolgserlebnissen entwickelte sich meine kommunikative Kompetenz prächtig.

Einfühlungsvermögen in die unterschiedlichsten Kundenanliegen, Gelassenheit im Um- gang mit schwierigen Zeitgenossen und Achtsamkeit im weitesten Sinne des Wortes habe ich in meiner Ausbildung gelernt – durch kollegiales Vorbild, durch regen Aus- tausch über vielfältige Lektüren, durch wechselseitige Anregung und zwischen- menschliche Resonanz. Auch von manchen Kunden habe ich gelernt.

Aktive Zusatzverkäufe, die man heute in sogenannten Fortbildungen lernen kann, waren bei uns an der Tagesordnung. Erstens, weil wir die Neigungen unsere Kunden kannten und oft schon beim Verlagsvertreterbesuch ganz gezielt in Hinsicht auf bestimmte Kunden Titel auswählten, zweitens, weil wir genug Zeit hatten, mit den Kunden zu plaudern, sie kennenzulernen und en passant auf passende Neben- oder Zusatzartikel hinzuweisen.

Freundliche, entgegenkommende Umgangsformen waren kein schwieriger Lernstoff sondern eine erfreuliche Selbstverständlichkeit.

Ich habe meine Ausbildung und die ersten zehn Jahre meines Berufslebens offensichtlich im Paradies verbracht. Aber das weiß ich erst jetzt.

Fortsetzung folgt …

Unter der Kategorie ABSCHWEIFUNGEN erscheinen in loser Folge weitere buchhändlerische Anekdoten & Artikelchen.

Hier ist der erste Wink mit dem entsprechenden Link: BUCHSTABENSUPPE
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/11/05/abschweifung-nr-1/
Und hier folgt der zweite Streich: MEIN LIEBER SCHWAN

Abschweifung Nr. 2


Und hier Nr. 3: BUCHGESICHTER

Abschweifung Nr. 3

Leselebenszeichen-Datenschutzerklärung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/datenschutzerklaerung/

42 Kommentare zu “Bemerkungen zum Buchhandel

  1. Liebe Ulrike, es klingt zugleich schön und traurig. Jedoch, bin ich immer mehr mit einer sicheren Gewissheit erfüllt, daß wir uns das, was du beschrieben hat, als ein Teil der neuen Welt, wieder beleben können ! Mit mutigem Hinterfragen, Übernahme von Eigenverantwortung und aktiver Gestaltung seiner eigenen Lebenswelt, setzen wir einen wichtigen Impuls ! Der in Verbindung, mit der, aus meiner Sicht, schon länger andauernden Aufräumarbeiten im Hintergrund, es möglich macht, eine Welt, die auf das Wohl aller Geschöpfe ausgerichtet ist, zu kreieren ! Prosit ! Herzlicher Gruß, Elli

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    • Liebe Elli,
      Deine Zukunftszuversicht berührt mich, obwohl mir der kulturelle Optimismus ziemlich abhanden gekommen ist.
      Ich arbeite schon seit vielen Jahren nicht mehr in meinem Wunsch- und Traumberuf, sondern habe nach einer langen deprimierenden Phase von Arbeitslosigkeit – abgewechselt mit diversen einzelhändlerischen Niedrig- lohntätigkeiten – vor einigen Jahren durch eine glückliche Fügung eine gute und auskömmliche Nische für mich in einem Musem http://klingenmuseum.de/_deutsch/dkm/info.html gefunden. Ich arbeite nun in einem schönen alten Klostergebäude an der Museumskasse und im angeschlossenen Museumsgeschäft, wo es neben Solinger Schneidwaren auch einige Bücher zu kaufen gibt. Außerdem wohne ich in nur fünfminütiger fußläufiger Entfernung zum Klingenmuseum – so gesehen, hat es das Schicksal wohl gut damit gemeint, mich aus dem Buchhandel auszuschließen. 😉
      Herzensgruß von mir an Dich
      Ulrike

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      • Liebe Ulrike, das freut mich für dich, daß du etwas gefunden hast, wo du dich wohlfühlst. Abhängig davon, was man im Leben erfährt, entstehen Situationen, die zum Aufwachen dienen könne. Ich kann mich noch genau daran erinnern, daß ich im Ärzteblatt, das muß schon 15 oder 20 Jahre her sein, gelesen habe: Eine Aussage hinsichtlich des Gesundheitszustand, aus der Sicht eines Arztes dort, der mich befremdet hat: Ungefähr … daß die Menschen zu gesund sind. Wenn ich den Verlauf des „Krankheitssystems“ mir anschaue, sieht es so aus, als wenn vieles bewußt in diese Richtung gelenkt worden ist. Über Geldinteressen u.a.

        Themenwechsel 🙂 Was begeistert dich heutzutage am Leben ? Was gibt dir Kraft ? Wann fühlst du dich lebendig ? Direkte, neugierige Fragen, die du natürlich auch verweigern kannst zu beantworten.

        Lichtvolle Herzensgrüße von Elli

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      • Liebe Elli,
        den unheilvollen Einfluß profitorientierter Interessensgruppen auf unser „Gesundheitssystem“ bemerke ich schon lange. Mir wäre eine erkenntnisoffene, ganzheitliche Komplementär-Medizin, die Schulmedizin, Naturheilkunde und Homöopathie gleichwertig in Erwägung zieht, wesentlich lieber. Deshalb bin ich auch Mitglied bei der Stiftung „NATUR & MEDIZIN“: https://www.naturundmedizin.de/wer-wir-sind

        Was mich begeistert, mich belebt und mich stärkt ist der Aufenthalt in der Natur, in meinem Garten, im Park oder im Wald. Ich sehe gerne Pflanzen wachsen, beobachte, spüre die Jahreszeiten, lausche dem Wind und berühre die Erde, die mich trägt … :mrgreen:
        Herzlich grüßt
        Ulrike

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      • Liebe Ulrike, danke für den Link. Auch ich fühle mich zu einer „Heilkunde“ hingezogen, die meine Selbstheilungkräfte stärkt und an der Wurzel der Beschwerden ansetzt. Und habe da auch eine sehr gute Ärztin an meiner Seite, die mich unterstützt. Mein eigenes Wissen, das sich die letzten Jahrzehnte aufgebaut hat, ist aber groß. Und letztendlich geht es für mich darum, auf den Körper und die Seele zu hören, was für mich wichtig ist. Energiearbeit, sich selbst zu spüren, ist auch ein wichtiger Teil davon. Heutzutage lebe ich das auf eine ganz unkomplizierte Weise. Ich habe viele Pflanzen in meiner Wohnung und auf meinem Balkon. Auch mir macht es große Freude sie wachsen zu sehen und mit ihnen in Verbindung zu gehen. Seit ein paar Monaten ziehe ich selbst Sprossen und Grünkraut, auch um eine gewisse Unabhängigkeit hinsichtlich Erzeuger aufzubauen und selbst tätig zu werden. Genau so gerne backe ich selbst glutenffreies Brot, Baguette, … Herzlicher Gruß, Elli

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  2. Das bestätigt mich in meinem Denken und Tun, niemals bei Amazon und Konsorten einzukaufen. Lieber gehe ich in die kleine Buchhandlung hier im Ort. Und dort bekomme ich in der Tat jedes Buch, das mir vorschwebt; in der Regel schon am nächsten Tag. Und schneller geht es bei den Versandkraken auch nicht. Zumindest nicht, solange es noch keine Drohnen gibt. Und ich habe noch nicht mal die freundlichen Gespräche und Empfehlungen hier vor Ort angesprochen…. 😉

    Liebe Grüße, Werner

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    • Verbindlichen Dank, lieber Werner,
      für Deine positive Resonanz auf meine Bemerkungen zum Buchhandel und für Dein lokales Konsumieren an Deinem Wohnort.
      Die anregende zwischenmenschliche Ebene, wenn man in echten Geschäften einkauft, ist eine wertvolle Zugabe, die beim virtuellen Einkauf einfach fehlt. 🙂

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  3. Liebe Ulrike,
    nichts gegen Internet, aber die Zeit ohne war auch nicht ohne! Gelle!?
    Dein Text ist sehr zutreffend. Man spürt deine Liebe zu Beruf und Büchern zwischen den Zeilen. Ich denke, auch heute gibt es noch viele Buchhändler/innen, die so denken und ticken wie du. Leider lässt sich diese Liebe zum Beruf kaum noch so ausleben. Auch ich lasse mich gerne beraten, an der Bestsellerliste vorbei. Da findet man die wahren Schätze. Die wenig beachteten Leckerbissen. Dein Text hat bei mir eine Sehnsucht ausgelöst. Sehnsucht nach diesem Ausspruch:
    „Spät kommt Ihr, doch Ihr kommt, Graf Büchersam (bzw. Gräfin Büchersam), die nächtliche Lektüre entschuldigt Euer Säumen!“ Ich bin keine Buchhändlerin. Werde ich diesen Satz jemals an meinem Arbeitsplatz zu hören bekommen …… ?

    Liebe Grüße,
    Gisela

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    • Liebe Gisela,
      hab‘ Dank für Deine rege, harmonische Resonanz auf meinen nostalgischen, buchhändlerischen Rückblick. Deine lebhafte Zustimmung freut mich sehr.
      Deine Sehnsucht nach dem oben genannten Ausspruch offenbart eine mir sehr sympathische Zuneigung zu „altmodisch“-kultivierten Formulierungen, die heutzutage leider ausgesprochenen Seltenheitswert haben.
      Herzensgruß von mir zu Dir 🙂

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  4. Danke vielmal für den schönen Text und den Hinweis darauf in meinem Blog. Ja, ja, die neuen Verkaufstrends, die’s eigentlich schon immer gab (Zusatzverkauf) und die Digitalfeinde, die es im Buchhandel viel weniger gibt, als gemeinhin kolportiert wird. Das Internet ist voll von Buchmenschen und erst noch sehr aktiven! Nostalgisch gestimmt hat mich deine Katzenbuch-Kundin, das ist wirklich ein Publikum aus vergangener Zeit. Wir hatten einen Kunden, dem konnten wir alles zur Stadt Bern verkaufen. Sogar Krimis, in denen Bern bloss ein einziges Mal erwähnt worden ist.

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    • Es gibt durchaus noch Bibliotope, in denen das Buch keine austauschbare Massenware ist. Doch wir müssen sie durch unser konkretes, lokales Kaufverhalten unterstützen und unter Kulturschutz stellen! 😉

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      • Liebe Ulrike, danke für diesen schönen Bericht und dass du mir den Link dazu geschickt hast. Ich hoffe, die Buchhandlung, in der du gelernt hast, lebt in diesem Geiste noch weiter. Und ja: Der Beruf des Buchhändlers wird vom Börsenverein und anderen ständig neu erfunden, mit Erwartungen bedeckt etc. pp. Dabei wäre es so einfach: Ich möchte von einem freundlichen und belesenen Menschen beraten werden. Und es ist eben keine Einbahnstraße – es liegt vor allem an uns Kunden. Wir treffen die Entscheidung, wo wir hingehen und Bücher kaufen.

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      • Liebe Birgit,
        hab‘ Dank für Deine zugeneigte Resonanz.
        Die Buchhandlung, in der ich gelernt habe, hat vor zehn Jahren aufgehört. Es gab in der Solinger Innenstadt vier inhabergeführte Buchhandlungen, dann eröffnete 2003 eine 900m²-Buchhandlungskette ihren Büchersupermarkt und es ging abwärts. Inzwischen gibt es nur noch die musennamige Buchhandlung, allerdings wurde sie auf 450m² gesundgeschrumpft. 😉

        Sehr betrüblich sind in diesem Zusammenhang auch Buchblogger, die auf die Konzernkrake mit A verlinken. Wie groß muß die ökonomische Bewußtlosigkeit und marktstrukturelle Ignoranz sein, wenn man für einen Steuervermeidungskonzern und den reichsten Mann der Welt auch noch Werbung macht?

        Jeder wirkt mit und jeder kann lokales Handeln unterstützen. Ich predige immer: „Bedenke wohl, wessen Marktmacht Du mit Deinem Gelde fütterst!“

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  5. Ich wünsch mir dennoch immer noch, ich hätte damals diesen Beruf ergriffen. Und ich wäre dann wie du gewesen, was diesen kommunikativen Umgang mit Kunden betrifft. 😅
    Aber um heute in diesen Beruf reinzukommen, muss man ja sogar bald studieren.
    Als Kind war ich gerne in Bibliotheken und hatte mich dort oft und lange aufgehalten.

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    • Liebes,
      dieser einst geradezu ROMANtische Beruf wird von den Buchhandelsgroßketten immer mehr verbetriebswirtschaftet, mit LITERATURkenntnissen und literaturgeschichtlichem Wissen oder gar mit LIEBE zu Büchern hat das nur noch am Rande zu tun. Es gab sogar Bestrebungen das Fach Literatur aus dem buchhändlerischen Ausbildungslehrplan zu entfernen.
      Du siehst also, man tut so ziemlich alles, um diesen Beruf in seiner kulturellen Bedeutung zu schwächen und zur Bestsellermonokultivierung herabzuwürdigen.
      Als Kind war ich auch gerne in Bibliotheken und gemütlichen Buchhandlungen.

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      • Das ist wirklich schade.
        Ich habe ein Traum von einer Bücherei, wenn ich eine eigene eröffnen würde/könnte, dann wäre meine Bücherei ein Weg zu einer anderen Welt, allein der Eingang wäre schon imposant, dass jeder neugierig diese Bücherwelt betreten würde.

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      • Vielleicht sollten wir uns zusammentun … 😉
        Ich finde auch, daß schon der Eingang einer Buchhandlung die einladende Verheißung einer anderen Welt verkörpern sollte.
        Bücher erschließen Räume und öffnen Welten, deshalb heißt es ja auch LekTÜRE … 🙂

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      • ☺️
        Und für jede Kategorie einen Raum, Horrorbereich, da ist es etwas düster und gruselige Masken an den Wänden und Figuren, die da an den Regalen stehen. Liebesromane, dort ist alles in rosarot getaucht mit weichen Teppich. Kinderbücher, dort kann man spielen und toben mit Rutsche und Thriller und Abenteuer , da muss man erst über eine wackelige Hängebrücke laufen und Steinwände, für Wissbegierige ist der Raum voller Zahlen, Buchstaben und abstrakten Kunstgebilden….so das für jeden etwas dabei ist. Und für Ältere ein Raum mit Schaukelstühlen und Kamin 😂

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    • Buchhändler ist ein Beruf für Idealisten und diese hat unsere Gesellschaft vielleicht nötiger denn je.
      Hat man das Glück in der kulturellen und vom Aussterben bedrohten Nische des engagiert-inhabergeführten Buchhandels eine Ausbildung zum Buchhändler zu absolvieren und dann auch noch übernommen zu werden, dann greife man beherzt zu.
      Die Arbeit in den verketteten Supermarkt-Buchhandlungen läßt deutlich weniger Spielraum für besondere Bücher, noch unbekannte Autoren, für kleine Verlage und für wirklich individuelle Buchberatung.
      Aber einer Tatsache muß man sich ganz kühl berechnend stellen. Mit einem Gehalt im Einzelhandel – selbst wenn es der volle Tariflohn ist – erwartet einen nach 45 Jahren Vollzeitarbeit nur die Mindestrente. Es sei denn, die skandalöse neoliberale Demontierung der Gesetzlichen Rente wird wieder aufgehoben.
      Also ist es eigentlich wie immer: Die Zukunft steht in den Sternen … 😉

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      • Danke für die ausführliche Antwort. Ich höre Ähnliches von Freunden/Bekannten, die im Buchhandel arbeiten und sich auf finanziell niedrigstem Niveau durchschlagen müssen. Aus meiner Sicht brauchen wir Buchhandlungen vor allem deshalb, weil sie im öffentlichen Raum sichtbar sind – so bleibt das Buch als unser aller Kulturgut präsent und wichtig. Oder so ungefähr! Habe ich in einem sehr schlauen Artikel zum Thema gelesen. 🙂
        Herzliche Grüße,
        die Flocke

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      • Liebe Flocke,
        ja, ich stimme Dir zu: Buchhandlungen machen Bücher sinnlich-sichtbar und greifbar, und gute Buchhändler bringen Büchervielfalt einfühlsam ins Gespräch. Im besten Falle ist eine Buchhandlung auch gelebte Kleinkunst, gepflegte Sprachkultur sowie Improvisationstheater, das spontan-wortspielerisch aus manchen Verkaufsdialogen entsteht. 🙂
        Herzliche Grüße von
        Ulrike

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  6. Genau das ist, was ich früher so geliebt hatte. Ich reiste oft in die gleiche Stadt, dort in einer kleinen Buchhandlung wurden mir immer wunderbare Bücher empfohlen. Nach Wochen kaufte ich die Bücher ohne nachzufragen, sie wusste instinktiv, was mir gefiel. Danach sprachen wir darüber, was uns beiden an den Büchern gefallen hatte bzw. nicht so sehr… Das war eine tolle Zeit.

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    • Das ging über einige Jahre so, dann bin ich ins Ausland verzogen. 15 Jahre später habe ich eine andere Buchhandlung in dem Ort besucht, sie hatte dort ihren eigenen Laden und hat mich auf Anhieb erkannt… es ist eine wunderbare Erinnerung und danke, Ulrike, dass Du mich wieder daran erinnerst.

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  7. Ach ja, solche Traumbuchhandlungen gibt es ja gelegentlich noch, zum Glück. Wie lange sie wohl noch neben amazon überleben können ….. Es gibt auch noch rundherum kompetente BuchhändlerInnen, auch ganz junge. Und hoffentlich, hoffentlich gibt es die auch noch ganz lange ….

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  8. Ach wie schön, ich habe meine Ausbildung zur Buchhändlerin etwas später als Sie gemacht, aber ich kann Ihnen vorbehaltlos zustimmen, es scheint damals ein Paradies gewesen zu sein 😉

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    • Liebe Dame mit dem süßholzigen Pseudonym,
      herzlichen DANK für die Liebesbriefwertschätzung.
      Die beschriebene Buchhandlung gibt es nicht mehr. Wie viele andere buchhändlerische Kleinodien hat sie noch eine Weile eine bescheidene Nischenexistenz geführt und hauchte schließlich ihr literarisches Leben aus.
      Nur weil Sie eigenwillig Ihre speziellen Bücher besorgt haben möchten, wären Sie uns gewiß nicht als Problemfall erschienen. Und wer weiß – vielleicht hätten wir sogar gelegentlich genau das, was Sie begehrten, vorrätig gehabt. Denn schließlich kannten wir unsere Kunden ziemlich gut. 🙂

      Gutenachtgruß!

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Sie dürfen gerne ein Wörtchen mitreden, wenn's konveniert!