Was macht Püüüp?

  • von Bernhard Hoëcker und Eva von Mühlenfels
  • illustriert von Nikolai Renger
  • Esslinger Verlag, Juli 2021, www.thienemann-esslinger.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 232 x 300 mm
  • 32 Seiten
  • 14,00 € (D), 14,40 € (A), 20,90 sFr.
  • ISBN 978-3-480-23669-5
  • Bilderbuch ab 3 Jahren

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L A U T M A L E R E I

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Püüüp ist ein kleines, gelbes Geräusch, das noch nicht weiß, zu welchem Lebewesen oder Ding und einer entsprechenden Tätigkeit oder Funktion es gehört. Seine erste Begegnung mit einem anderen Geräusch ist die mit dem tropfenförmigen, blauen PLOPP, das für das Wassertropfengeräusch zuständig ist. Plopp erklärt Püüüp, daß er selbst herausfinden müsse, wer oder was PÜÜÜP mache, und dann sei er an seinem richtigen Platz als Geräusch angekommen und könne „geräuscheln“.

Vorfreudig sucht Püüüp nun verschiedene Orte auf. Im städtischen Straßenverkehr und auf einer Baustelle lernt er viele laute Geräusche kennen – von BRUMM über TA TÜÜ TA TAA bis RATATA. Im Konzerthaus lauscht Püüup musikalischen Tönen, indes weisen diese notenförmigen Töne, die Namen wie Cis, Fis, G und hohes C tragen, Püüüp etwas herablassend darauf hin, daß er als simples Geräusch bei Tönen nicht erwünscht sei.

Im nahegelegenen Museum trifft Püüüp auf einem Dinosaurierskelett ein freundliches, sehr altes Geräusch, welches das Dinosaurierbrüllen verkörpert und nun zu seinem Bedauern nur noch manchmal heimlich ein ROAAAH durch das leere Museum brüllt.

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Illustration von Nikolai Renger/Text von Bernhard Hoëcker und Eva von Mühlenfels © Esslinger Verlag 2021

Im Supermarkt rattert ihm als erstes RATTER über den Weg, der für das Rattern der Einkaufswagen zuständig ist. Nach einer püüüpsigen Geräuschprobe meint Ratter, daß Püüüp vielleicht im Kassenbereich zuständig sein könne. Doch das hektische PLIPP, PLIPP, PLIPP des Wareneinlesegeräts ist auch nicht das richtige für Püüüp.

Im Wald lernt Püüüp viele Naturgeräusche kennen, es klackt, knackt, knockt, pock pockt, plätschert, raschelt und tschilpt und echot sogar, aber auch die wilde Natur scheint nicht der passende Ort für ihn zu sein.

Püüüp fühlt sich inzwischen schon ganz überflüssig und unerwünscht, da zieht es ihn unwiderstehlich in einen Garten – aufmerksame Bilderbuchkinderaugen werden gewiß wiedererkennen, daß es der gleiche Garten ist, in dem Püüüp sich zum ersten Male manifestiert hat.

Dort entdeckt Püüp zwischen den Geräuschen QUIETSCH (Schaukel), PLATSCH (Plansch-becken) und SCHLÜRF (Trinkgläser) ein kleines Kind, das die Lippen zum Pfeifen gespitzt hat, ohne daß ein Geräusch dabei entsteht. Nun hat Püüüp endlich seine Bestimmung gefunden …

Was-macht-pueueuep-Natur

Illustration von Nikolai Renger/Text von Bernhard Hoëcker und Eva von Mühlenfels © Esslinger Verlag 2021

Es ist eine ebenso lustige wie analog-anschauliche Idee, Geräuschen personifizierte Gestalt zu geben. Sind Geräusche sonst eher etwas für die atmosphärische Kulisse einer Geschichte, so stehen sie hier einmal als lebhafte Charakterfiguren im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Die visuelle Darstellung der Geräusche ist höchst amüsant. Ganz besonders pfiffig sind die bühnenreifen Gesellen TA TÜÜ TA TAA, aber auch die eleganten Noten, der zackige RATTER, der wassertropfige PLOPP und die LAUBRASCHEL sowie das schwungvolle ECHO. Der kleine großäugige Püüüp selbst ist von rundlich niedlicher Gestalt und zudem ziemlich geräuschempfindlich. Seine offensichtliche Verletzlichkeit weckt Beschützer-instinkte, und seine Suche nach Zugehörigkeit ist für Kinder unmittelbar verständlich.

Das größte Vergnügen werden Kinder wohl an den vielen buchstäblich lautmalerischen Geräuschen haben, die man beim Vorlesen dieser Geschichte leicht dramaturgisch inszenieren kann. Kinder werden gewiß auch gerne diese Geräusche mitsprechen oder vielleicht sogar spontan noch weitere Geräusche hinzufügen wollen.

„Was macht Püüüp?“ ist ein heiteres Erhörungsbuch/BilderHÖRbuch, das mit der personifizierten, visuellen und lautmalerischen Darstellung von Geräuschen vielsaitige vorlesemitspielerische Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.thienemann-esslinger.de/produkt/was-macht-pueueuep-isbn-978-3-480-23669-5
Und hier entlang zum sehenswerten BILDERBUCHWERBEFILMCHEN:
https://www.thienemann-esslinger.de/blog/buchtrailer-zu-was-macht-pueueuep

Die Autoren:

»Bernhard Hoëcker, 1970 in der wunderschönen Pfalz geboren, begann seine künst-lerische Karriere indem er auf Kindergeburtstagen Bälle in die Luft warf und meistens wieder auffing. Nachdem er sein Wirtschaftsstudium erfolgreich abgebrochen hatte, konzentrierte er sich ganz auf seine Arbeit als Fernseh- und Bühnenkünstler. Er be-geisterte Jugendliche, indem er zeigte wie gefährlich es ist Silvester-Raketen in ge-schlossenen Räumen zu zünden. Mit seinen Geo- caching-Büchern locken Kinder ihre Eltern raus in die Natur, und er bringt Enkel und Groß- eltern wieder zusammen, die dann gemeinsam vor dem Fernseher sitzen und raten. Für die ganz Kleinen leiht er seine Stimme „Trudes Tier“, liest mit der Stiftung Lesen in Kindergärten und hat jetzt alle seine Lieblingswörter in einem Kinderbuch zusammengefasst: knarz, ratter und plopp.«

»Eva von Mühlenfels wurde 1979 geboren und wuchs in der romantischen Quadratestadt Mannheim auf, wo sie nach der Schule Anglistik studierte. Ihre akademische Reise begann im Barockschloss und endete in Zentralalaska, wo sie zwischen Bären und Elchen in einer Block- hütte im Wald wohnte. Entsprechend geradlinig ging es nach ihrem Studium schnurstracks nach Köln zum Fernsehen. Dort werkelte sie als Producerin an verschiedenen Unterhaltungs-Formaten, die unter anderem mit dem Comedy- und Grimmepreis ausgezeichnet wurden. Um auch außerhalb der besten Sendezeit wunderschöne Comedy zu erleben, machte sie eine Fernsehpause und gründete eine Familie. Ihre gesammelten Erfahrungen aus Sprachwissen- schaft, Eiseskälte, Geschichtenerzählen und dem Abkratzen getrockneter Haferflocken stopfte sie in einen Sack, schüttelte ihn, warf ihn gegen die Wand und herunterfiel das erste Kinder- buch. Und manchmal, wenn es bitterkalt ist, und die Kinder schon schlafen, heult sie noch heute den Mond an. Haouuuu!«

Der Illustrator:

»Nikolai Renger wurde in Karlsruhe geboren und studierte Visuelle Kommunikation an der HFG in Pforzheim. Er ist als freiberuflicher Illustrator für  verschiedene Verlage und Agenturen tätig und arbeitet seit 2013 im Atelier Remise in Karlsruhe.«

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26 Kommentare zu “Was macht Püüüp?

  1. Das wird ein Fest, wenn ich dieses Büchlein mal mit dem Minienkelchen lesen kann und mich mitten in die Geräusche knieen und mich dann gemeinsam mit dem Sonnenscheinchen an ihnen freuen kann.
    Liebe Grüße an Dich, liebe Ulrike

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    • Liebe Bruni,
      hab‘ Dank für Deine Bilderbuchvorfreude!
      Es wird bestimmt ein lauschrauschendes Fest, wenn Du Dich mit Deinem Minienkelchen in die Geräusche vertiefst und Püüüp auf der Such nach seiner Bestimmung begleitest!
      Herzensgruß von mir zu Dir 🙂

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  2. Wir bringen Aiko immer weitere deutsche Worte bei, sie möchte die Sprache unbedingt lernen. Was einerseits toll ist, andererseits wird sie dann unsere deutschen Worte verstehen. Das Buch werde ich bestellen, es wird bestimmt lustig wenn sie es liest. Yuki und ich werden dann vermutlich Mandarin lernen müssen, damit wir noch einige Geheimnisse vor unserem Frechdachs haben können. 😉

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    • Verbindlichen Dank für Dein lebhaftes Bilderbuchinteresse. Da Püüüp sich durch diverse Alltagsszenerien „kämpft“, bietet sich damit ein alltagstauglicher deutscher Wortschatz für Aiko an. Und die lustigen lautmalerischen Ausdrücke machen ihr bestimmt auch Spaß. Tja, und wenn Euer Frechdachs dann zuviel Deutsch versteht, hilft bei Gesprächsthemen, die sie nicht mitbekommen soll, nur noch Mandarin oder Telepathie. 😉

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  3. Liebe Ulrike, ich finde es so schön, daß du immer wieder so „besondere“ Bücher vorstellst. Die, in diesem Fall „eine Nische“ ausfüllen, da ich keine vergleichbare Bücher kenne ! Geräusche und Laute, beim Letzteren denke ich an Töne, können eine Vorstufe zum Singen sein oder können auch nur alleine für sich dastehen. Herzlich grüßt dich, Elli

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    • Liebe Elli, hab‘ Dank für Deine ausdrückliche Wertschätzung meiner Bücherauswahl. Die Beschäftigung mit diesem Bilderbuch regt sowohl Vorleser als auch Kinder zum Mit- und Nachsprechen von Lauten an und dies kann durchaus spielerisch zum Singen, Summen, Brummen usw. überleiten.
      Herzlich güßt Dich zurück, Ulrike

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  4. Zuerst dachte ich: Lohnt es sich überhaupt, das zu lesen? Denn ich mag Comic-Bilderbücher nicht besonders. Doch als ich dann zu lesen anfang, war das dermaßen lustig geschrieben, daß ich aus dem Lachen nicht mehr herauskam. Und so habe ich es, ohne lange zu überlegen, gerade „geteilt“, so das es nun auch noch andere auf meinem Blog sehen, lesen und herzlich lachen 😁😂können.😃😄😅😆😉

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    • Liebe Gisela, dieses Bilderbuch ist ein Bilderbuch miterzählendem Fließtext und Dialogen und kein Comic mit Sprechblasen, auch wenn die Figur des Püüüp eine großäugig comicähnliche Anmutung hat. Schön, daß Du Dich dennoch darauf eingelassen hast und es Dich amüsiert hat, und vielen Dank für Dein Weitersagen. 😀

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  5. Endlich räumt mal jemand mit dem alten Irrglauben auf, dass Geräusche einfach so entstünden. Dabei ist doch sonnenklar, dass die jemand machen muss. Obwohl es manchmal auch nichts macht, wenn sie keiner macht. 😉
    Jedenfalls ist das ein originelles und fein gemachtes Buch. Für die Kinder lustig und spannend. Und den Erwachsenen erleichtern die personifizierten Geräuschfiguren gewiss das Leben. Denn genau zu erklären, warum die Dinge klingen wie sie klingen wenn sie klingen, ist ja nicht immer so ganz einfach…

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    • Verbindlichen Dank für Deine zugeneigte Resonanz und Deine amüsanten, wortspielvirtuosen Betrachtungen zum Geräuschemachen. 😉
      Falls Erwachsene keine physikalische Erklärung für bestimmte Geräusche parat haben, können sie einfach auf ebenso fantasievolle wie klangvolle Geräuschfiguren ausweichen.

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    • Schön, daß Du das Thema Synästhesie anspricht, das in diesem Bilderbuch durchaus zwischen den Zeilen mitspielen kann. Da ich selber Synästhetikerin bin, habe ich auch daran gedacht, daß die Darstellung der Geräusche synästhetische Kinder vielleicht noch einmal extra anspricht.

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  6. Uiii….das Buch gefällt mir und macht sicher rundum Spaß zu lesen.
    Das Konzept und die Umsetzung finde ich spannend. Die Idee, dass Kinder für Geräusche sensibilisiert werden und sie personalisieren, stelle ich mir als Erfahrung mit einem Kind richtig lustig vor. Toller Fund, liebe Ulrike. Herzliche Grüße, B.

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    • Vielen Dank, liebe Barbara, für Deine begeisterte Rückmeldung. Ich denke auch, daß sich dieses Bilderbuch leicht, praktisch und sehr vergnüglich dazu eignet, Kinder für Geräusche zu sensibilisieren und daß sich aus der Beschäftigung mit diesem Bilderbuch ein lebhafter und lustiger Austausch mit Kindern ergibt.
      Herzliche Grüße auch von mir zu Dir

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