Staub im Museum

  • Text und Illustrationen von Dorothea Blankenhagen
  • Für die Staatlichen Museen zu Berlin herausgegeben von
  • Sofia Botvinnik, Teresa Laudert, Sigrid Wollmeiner
  • Verlagshaus Jacoby & Stuart, Januar 2021  http://www.jacobystuart.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 27,4 x 26,4 cm
  • 40 Seiten
  • durchgehend farbig
  • 16,00 € (D), 16,50 € (A)
  • ISBN 978-3-96428-082-4
  • Bilderbuch ab 5 Jahren

Staub im Museum

KEINESWEGS  STAUBTROCKEN

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Die Hauptfigur des vorliegenden Bilderbuches ist eine vorwitzige Staubfluse mit dem Namen Fussel. Fussel lebt mit ihrer Familie und einigen netten Hausstaubtieren in einer verborgenen staubigen Ecke eines großen Museums. Ein plötzlicher Windstoß weht Fussel eines Tages durch das Museum, und so macht Fussel unfreiwillige Bekanntschaft mit einigen Kunstwerken.

Zunächst landet sie auf einer Bildrolle mit einem Tuschetiger. Frech veralbert sie den Tiger mit einem „MIAU“, doch der Tiger brüllt raubtierstandesgemäß zurück, und Fussel muß erschrocken einsehen, daß ein gemalter Tiger sich durchaus zu wehren weiß.

Staub im Museum Wettrennen

Illustration und Text von Dorothea Blankenhagen © Verlagshaus Jacoby & Stuart 2021

 Sie fällt von dieser Bildrolle in eine Vitrine. Dort befindet sich u.a. eine hölzerne Antilope, mit der sie sogleich ein flottes Hindernis- und Wettrennen über einige weitere Vitrinenexponate beginnt. Im Übereifer fliegt Fussel aus der Vitrine direkt zu einem Gemälde, auf dem eine Jagdszene abgebildet ist. Das gefällt Fussel gar nicht, und sie räumt die Tiere und Jäger auf dem Bild nach ihren Vorstellungen um. Dies wiederum lassen sich die Jäger nicht gefallen, und sie vertreiben Fussel mit gezückten Speeren aus ihrem Bild.

Staub im Museum Bildaufräumerin

Illustration und Text von Dorothea Blankenhagen © Verlagshaus Jacoby & Stuart 2021

So landet sie auf der Nase einer bunten Wolfsmaske, die allerdings eine Stauballergie hat und Fussel unwillkürlich wegniest, vorbei an zwei Fischskulpturen bis hin zu einem Tontopf in Form eines Kraken. Der Krake schnipst Fussel mit einem seiner Tentakel in die Höhe, und Fussel landet unsanft in einer drachenförmigen Porzellanschale. Der blaue Drache amüsiert sich über den staubigen Besuch und lacht mit Fussel, bis Fussel vor lauter Lachen wieder aus der Schale rutscht.

Staub im Museum Drachenschale

Illustration und Text von Dorothea Blankenhagen © Verlagshaus Jacoby & Stuart 2021

Nach einigem Hin-und-her-und-auf-und-ab landet unsere abenteuerlustige kleine Staub-fluse endlich wieder in ihrer heimischen Museumsecke und erzählt ihren Mitflusen ein klein wenig großspurig von ihren spannenden Begegnungen.

„Staub im Museum“ lädt Kinder mit lustigen Illustrationen und abwechslungsreichen Szenen auf spielerische Weise ins Museum ein. Die personifizierte Staubfluse animiert die Museumsobjekte zum Leben und regt damit vergnüglich die Vorstellungskraft von Kindern an. Kindgemäße sachliche Informationen folgen auf vier anschließenden Seiten und ergänzen die Geschichte um Fotografien und kurze, einfache kunsthistorische Beschreibungen der handlungsrelevanten Exponate. So kann dieses Bilderbuch ebenso kindliche Entdeckerlust wecken wie Wissensdurst stillen und Kindern Museumsbesuche schmackhaft machen.

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.jacobystuart.de/buecher-von-jacoby-stuart/kindersachbuch/staub-im-museum/

 

Eine englischsprachige Ausgabe  „A Dusty Day at the Museum“
ISBN 978-3-96428-082-4 ist im Web-Geschäft  der Staatlichen Museen zu Berlin zu bekommen: https://www.smb-webshop.de/en/books-und-media/children-s-books/5641/a-dusty-day-at-the-museum?c=101083

Die Autorin und Illustratorin:

»Dorothea Blankenhagen, geb. 1977, studierte Kommunikationsdesign in Potsdam. Sie arbeitete zunächst als selbstständige Grafikerin, später als Bereichsleitung für Visual Design bei Thalia Bücher in Berlin. Seit 2017 ist sie freie Illustratorin und lebt heute mit ihrer Familie im Herzen Münchens.« https://www.dorothea-blankenhagen.com/

 

Querverweis:

Für ältere Kinder ab 8 Jahren bietet sich ergänzend das großformatige Sachbilderbuch „Wie kommt die Kunst ins Museum/ Ein Wimmelsachbuch über die Kunst“ von Ondřej Chrobák, Rostislav Koryčánek und Martin Vaněk an.
 „Wie kommt die Kunst ins Museum“ vermittelt Kindern anschaulich, wie ein Museum funktioniert und wie interessant, bereichernd, kommunikativ und begegnungsvielseitig ein Museumsbesuch sein kann. Die abwechslungsreiche Korrespondenz zwischen Text und graphisch-illustratorischer Darstellung unterstützt die kindgerechte Informationsvermittlung und eröffnet eine ebenso kunterbunt-verspielte wie klar-geordnete Perspektive auf den Lebensraum eines Kunstmuseums.  Hier entlang zur Buchbesprechung:   Wie kommt die Kunst ins Museum   

 

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33 Kommentare zu “Staub im Museum

  1. Das klingt ja schön! Ich musste gleich an die Geschichte von „Karius und Baktus“ denken, die, wie man uns Kindern in den 60er Jahren drohend erzählte, in unserer Mundhöhle hausen und das Ziel haben, unsere Zähne zu zerstören.
    Ich bin froh, dass Fussel anders als Karius und Baktus nicht vertrieben wurde und wird und dass er eine Familie und sogar „Hausstaubtiere“ hat. Ein schönes Bild für die mögliche friedliche Koexistenz von Fusseln, Menschen, Milben und Viren!

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    • Es freut mich, daß Dir meine Bilderbuchempfehlung zusagt. Man kann sich dabei ein bißchen an „Karius und Baktus“ erinnern, aber ohne die pädagogisch-medizinische Drohung.
      So betrachtet ist „Staub im Museum“ auch ein Beispiel für die mögliche friedliche Koexistenz von Mikroorganismen und Menschen.

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    • Liebe Almuth,
      bei mir und in meiner unmittelbaren Umgebung ist trotz der gestrigen Regenmassen alles im grünen Bereich, aber in einem anderen Stadtteil (Solingen-Unterburg, direkt am Eschbach gelegen, der dort in die Wupper mündet) gab es extreme Überflutungen.
      Gutenachtgruß von mir zu Dir

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      • Lieben Dank für Deine fürsorglichen Gedanken.
        Ich habe das Glück, sehr nahe am höchsten Punkt Solingens zu wohnen und nicht im Tal oder am Fluß- oder Bachufer.
        Wir haben auf dem Rasen hinter den Häusern hangabschüssige, leicht vertiefte Ablaufrinnen, die das dorthin abgeleitete Dachniederschlags- wasser aufnehmen und zu einem teils ober- teils unterirdischen Ablaufsystem leiten. Bei normalen Regenmengen ist es ein 15 – 20 cm breites, flaches Rinnsal, gestern war es gut 60 cm breit und man konnte kleine Wellenbewegungen sehen.

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      • Heute ist man ja wirklich froh, wasserfern und Bachfern zu wohnen! Die 60 cm sind ja auch schon ordentlich, wenn man deine Ortslage bedenkt. Erleichterte Grüße vom Balkon!

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  2. Danke für diese wirklich süße Rezension. Die Staubfluse ist durchaus herzallerliebst. Und wenn das Buch Kinder tatsächlich zu einem Museumsbesuch animiert, wunderbar. Allerdings muss ich gestehen, dass auch in mir ein paar kritische Stimmen hellhörig wurde – wie bei gerlintpetrazamonesh

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    • Danke für Deinen interessierten Lesebesuch und Deine Sympathie für Fussel.
      Der krititschen Stimme von Gerlintpetramonesh schließe ich mich nicht an, da ich finde, daß es hier ganz offensichtlich um eine Fantasiegeschichte für kleine Kinder geht und nicht um den wirklichen Umgang mit Kunstwerken und auch nicht um die Arbeitsbedingungen des Museumspersonals.
      Die verspielte Herangehensweise und Handlungsdramaturgie sind meiner Einschätzung nach eine sehr gelungene Museumsneugierweckung für Kinder.

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      • Ja, ich hatte Deine Antwort an gerlintpetramonesh gelesen. Ich denke, dass das die unterschiedliche Sichtweise zwischen verschiedenen Leser/innen ist. Ich bin ja auch gar nicht die Zielgruppe für dieses Buch.

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  3. DIe Idee ist superwitzig, wenn ich auch gegen das Umräumen in Kunstwerken (sie einordnen, kritisch bewerten und kommentieren ist was anderes und äußerst wichtig), egal, was sie darstellen, viele Einwände habe. Die Putzkräfte und Museums- wärter, die ja doch am Ende einen auf den Deckel bekommen, wenns so staubig zugeht und so mit Kunst umgegangen wird, tun mir freilich leid. Wir dürfen die soziale Komponente nicht außer acht lassen. Fussel brauchen ja keinen Sonntagsbraten, nicht wahr.
    Ganz nebenbei: lernt Fussel eigentlich andere Bewohner dieser Größenordnung kennen, Bücherwürmer und -Skorpione, Staubmilben und was es da so gibt? Ach ja, das wäre ja schon wieder ein Biologie – Bilderbuch, das keine gute Mutter ihren Kindern zumuten möchte, da diese womöglich schockiert über die krabbelnde kleine Welt wären.
    Ich kann auch nicht umhin, mir auszumalen, wie es Fussel in einer weniger gegenständlichen, mehr abstrakt angelegten Bilderauswahl ergangen wäre. Oder umgekehrt zwischen lauter antiken Göttern und ihren Egoismen eingepfercht! Ein Glück jedenfalls, dass der Drache am Schluß keiner von der feuerspeienden Sorte war. Für Fussel und das Museum.

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    • Hab‘ Dank für Deine weitreichenden Betrachtungen zu „Staub im Museum“.
      Da ich selbst in einem Museum http://klingenmuseum.de/_deutsch/dkm/museum.html arbeite, weiß ich aus Erfahrung, daß völlige Staubfreiheit trotz täglicher Raumreinigung nicht erreichbar ist. In den Ausstellungsräumen und Vitrinen befindet sich Staub in fast unsichtbarem Maße, im Depot kann es schon eher etwas sichtbarer stauben.
      Zu Deiner Frage nach weiteren staubigen Mitbewohnern: Auf den ersten Bilderbuchseiten spielt Fussel mit einigen anderen Kleinlebewesen, die Milben und Silberfischchen ähneln, aber sie werden nicht ausdrücklich benannt.

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      • Ach ja, Museum… einer meiner Berufswünsche (außer z.B. Biologe mit Schwerpunkt Verhaltensforschung inmitten der Serengeti) war Bibliothekar… (Ist auch nix draus geworden. Vielleicht gut, ich muß immer gleich niesen, wenn’s staubig wird!)

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  4. Liebe Frau Sokul, gerade habe ich Ihre schöne Buchbesprechung entdeckt. Das freut mich sehr, wie Sie das Buch – keineswegs staubtrocken – beschreiben und bewerten. So starte ich ganz beschwingt in den neuen Arbeitstag. Einen herzlichen Dank sendet Ihnen aus München Ihre Dorothea Blankenhagen

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    • Liebe Frau Blankenhagen, da freue ich mich doch gerne mit an Ihrer Freude und Beschwingtheit und danke verbindlich für ihre positive Resonanz!
      Herzliche Grüße aus Solingen sendet Ihnen Ihre Ulrike Sokul

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  5. Da ist ja doch die Welt in Ordnung, wenn die Staubfluse am Ende wieder zu Ihresgleichen findet. Staub zu Staub… 😉
    Aber auf jeden Fall ist es eine originelle Idee, das kindliche Museumsinteresse mit Flusenflausen zu wecken. 🙂 Amüsant-verspielte Geschichten sind ja als Lockstoff immer wieder sehr tauglich. Und noch spannender wird es, wenn beim eigenen Museumsbesuch festgestellt wird: so ein Museum ist ja doch mehr als eine gesetzlich geschützte Rumpelkammer. 😀
    Angeregt durch deine Buchvorstellung habe ich mich gefragt, ob wohl schon jemand auf die Idee gekommen sein möge, ein Staubmuseum zu eröffnen. Flusen von Goethes letztem Lodenmantel oder Riesenstaubmäuse von unter Hempels Sofa… Ein Blick ins Netz zeigt, dass es wahrhaftig ein Deutsches Staubarchiv gibt. Staunstaun!

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