Wie Schmetterlinge leben

  • Wundersame Verwandlungen,
  • raffinierte Täuschungen und prächtige Farbspiele
  • Text von Elke Zippel
  • Illustrationen von Johann Brandstetter
  • Haupt Verlag 2019  http://www.haupt.ch
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 19 x 25 cm
  • 224 Seiten
  • 58 Bildtafeln und 250 Abbildungen
  • 34,00 € (D), 35 € (A), 39,00 sFr.
  • ISBN 978-3-258-08143-4

S C H M E T T E R L I N G S K U N S T

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

„Wie Schmetterlinge leben“ eröffnet uns ein anschauliches und informatives Panorama von Schmetterlingsarten mit ihren spezifischen Lebensbedürfnissen, Verhaltensweisen und Entwicklungsphasen. Zunächst werden unterschiedliche Lebensräume (Magerrasen, Hochmoore, Feuchtwiesen, Hochgebirge, Auwald, Tundra und Regenwald) mit den dazu-gehörigen typischen Schmetterlingen und einigen ausgewählten Futterpflanzen vorge- stellt.

Die Besonderheiten der jeweiligen Biotope und die Bedrohung dieser Refugien durch Zersiedelung, industrielle Landwirtschaft mit ihren sterilen Monokulturen sowie Gift- und Gülleeinträgen werden ebenfalls deutlich benannt. Angesichts der filigranen wech- selseitigen Abhängigkeitsbeziehungen zwischen bestimmten Pflanzen und Schmetter- lingen und der teilweise bis zu drei Jahre langen Puppenruhe bis zum Schlupf des ausge- wachsenen Schmetterlings wird greifbar, wie wichtig ungestörte Wildnisbereiche mit natürlicher Pflanzenvielfalt sind und daß eine zu aufgeräumte Landschaft (auch im eigenen Garten) für den Entwicklungszyklus von der Raupe zum Schmetterling kontraproduktiv ist.

(Bläulinge) Illustration © Johann Brandstetter

Auf die Beschreibung der Lebensräume folgt eine ausführliche Darstellung der zahl- reichen Schmetterlingsfamilien. Es gibt Gruppenportraits, die von einer gebündelten Texterklärung begleitet werden, sowie Einzelportraits mit den dazugehörigen Futter-
pflanzen wie beispielsweise der Eisenhut-Goldeule, die sich auf den Blauen Eisenhut spezialisiert hat und dessen hochgiftige Alkaloide zur Selbstverteidigung nutzt, oder dem Seerosenzünsler, dessen Raupen sich in einem luftgefüllten Köcher unter der Wasseroberfläche verstecken und später dort verpuppen. Auch der komplexe Entwicklungszyklus des Wiesenknopf-Ameisenbläulings, dem es durch Dufttarnung gelingt, seine Raupen von Ameisen durchfüttern zu lassen, wird in Wort und Bild anschaulich vorgeführt.

(Eisenhut-Goldeule) Illustration © Johann Brandstetter

Schmetterlinge sind Meister der Tarnung, Täuschung, Mimikry und Mimese, und zwar sowohl in optischer und olfaktorischer als auch in akustischer Hinsicht. So ahmt der Gebänderte Wollbär die Ultraschallaute anderer ungenießbarer, giftiger Nachtfalter nach und täuscht auf diese Weise Fledermäuse darüber hinweg, daß er eigentlich ungiftig und genießbar wäre.

Die Sachtexte von Elke Zippel vermitteln wohlportioniertes, spannend formuliertes Wissen über biologische Details und ökologische Zusammenhänge des Schmetterlings-lebens und geben dabei zahlreiche nützliche Hinweise, wie sich eine schmetterlings-freundliche Garten- und Kulturlandschaft gestalten läßt.

(Bärenspinner) Illustration © Johann Brandstetter

Ein alphabetisches Register der Pflanzen- und Falterarten sowie der Systematik der im Buch vorgestellten Arten hilft bei der gezielten Suche nach bestimmten Arten. Eine Literaturliste mit einer Auswahl empfehlenswerter Schmetterlingsbestimmungsbücher bietet weiterführende Hinweise zur thematischen Vertiefung.

Angesichts nur allzu offensichtlich schwindsüchtiger Schmetterlingsvorkommen zeigt uns dieses Buch, welche Schätze die Natur heute noch bietet und wie groß der Verlust ist, der uns droht, wenn nicht endlich wesentlich mehr Rücksicht auf die komplexen Lebensbedürfnisse von Schmetterlingen genommen wird.

(Großer Schillerfalter) Illustration © Johann Brandstetter

Johann Brandstetter fängt die natürliche Schönheit und Anmut der Schmetterlinge illustratorisch so meisterlich ein, als hätte er sie mit ihrem eigenen Flügelstaub gemalt. Die Farben wirken dank der speziellen Lasur- technik, die Johann Brandstetter verwendet, erstaunlich lebensecht. So verbindet sich zeichnerische, biologische Präzision mit Poesie und bietet uns faszinierende Schmetterlingsportraits, die wir in der vorhandenen Restnatur nur noch selten bewundern können.

Der Respekt vor der Kunstfertigkeit des Illustrators verschmilzt beim Betrachten und Eintauchen in dessen Bilder mit der Achtung vor der Natur, die eine solche Farben-, Formen- und Lebensfülle entstehen läßt.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.haupt.ch/Verlag/Buecher/Natur/Tiere/Wie-Schmetterlinge-leben.html?cur=1

 

Ergänzend gibt es zudem ein Postkartenbuch mit Illustrationen aus vorliegendem Buch – so lassen sich liebe Grüße auf Schmetterlingsflügeln versenden.

  • Schmetterlinge                                  
  • Das Postkartenbuch
  • von Johann Brandstetter
  • Haupt Verlag Oktober 2019
  • 40 Postkarten
  • Format: 12 x 16,5 cm
  • 19,90 € (D/A), 22,00 sFr.
  • ISBN 978-3-258-08144-1

Hier entlang zum Postkartenbuch und zur BETRACHTUNGSPROBE auf der Verlagswebseite: https://www.haupt.ch/Verlag/Buecher/Natur/Tiere/Schmetterlinge-Das-Postkartenbuch.html?cur=1

 

Die Autorin:

»Dr. Elke Zippel ist Kustodin der Dahlemer Saatgutbank am Botanischen Garten Berlin. Sie ist u.a. für die Sammlung und Sicherung von Wildpflanzensamen sowie für Wiederan-siedlungen seltener Pflanzenarten verantwortlich. Elke Zippel studierte an der Freien Universität Berlin Biologie mit den Schwerpunkten systematische Botanik und Zoologie, Geobotanik und Ökologie und promovierte anschließend über Moose der Kanarischen Lorbeerwälder.«

Der Illustrator:

»Johann Brandstetter, Künstler und Illustrator, wurde schon mehrfach für seine Werke ausgezeichnet. Seit 2014 zählt er zu den „200 Best Illustrators Worldwide“. Er ist spezialisiert auf Naturthemen. Schmetterlingen gilt sein besonderes Interesse – einige Schmetterling wurden nach ihm benannt. Das 2017 gemeinsam mit Josef H. Reichholf herausgegebene Werk „Symbiosen“ wurde von Bild der Wissenschaft zum „Schönsten Wissensbuch 2017“ ernannt.«

 

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46 Kommentare zu “Wie Schmetterlinge leben

  1. Oh, diese schönen Zeichnungen. Darin muss man sich ja ganz einfach verlieben. Und auch wenn ich manchmal nicht unbedingt mit den Raupen zu tun haben möchte, so erfreue ich mich doch immer wieder an dem bunten Geflattere der Schmetterlinge.

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  2. Liebe Ulrike, heute kam das Buch und ich bin hellauf begeistert und freue mich jetzt noch mehr auf die Ausstellung in Wiesbaden und die Horama petrus auf Seite 174/175 mit den Cheerleaderpuscheln an den Hinterbeinen – köstlich. Es ist auch ein Buch, das wieder Ehrfurcht vor der Schöpfung und ihrer unendlichen Vielfalt weckt.
    Beim nächsten Besuch des älteren Enkelfratzes werde ich auch mit ihm darin stöbern.
    Es ist ein Buch für Jung und Alt, dessen Zauber sich niemand entziehen kann und wird.
    Lieber flatterhaft lesender Gruß , Karin
    (weil im Moment noch querlesend)

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    • Liebe Karin,
      hab‘ Dank für Deine lebhafte Begeisterungsmitteilung! Du hast recht, dieses Buch weckt Ehrfurcht vor der Schöpfung, und es ist mit seinen wunderschönen Illustrationen gleichermaßen für junge und alte Leser und Betrachter ansprechend und faszinierend.
      Sonnenuntergangsgruß von mir zu Dir 🙂

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  3. Liebe Ulrike, Deine Beiträge werden nicht mehr in meinem Reader angezeigt, obwohl ich ja Follower bei Dir bin – da ich länger nichts von Dir gelesen hatte, bin ich auf gut Glück heute zu Dir gehüpft und lese erst jetzt – wie immer mit Begeisterung – Deine Rezensionen. Hier bin ich nun sogar glücklich darüber, dass ich erst jetzt schaue, sonst hätte ich den Hinweis auf die Ausstellung in Wiesbaden überlesen. Mit einer Besucherin aus dem Norden werde ich nächste Woche dort hin gehen. Es ist wieder eines dieser beglückenden Naturbücher.
    Einen ganz lieben Gruß zu Dir, und ich habe jetzt den Button der Information über email angeklickt, vielleicht werde ich so über neue Beiträge von Dir besser informiert. Karin

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    • Liebe Karin,
      hab‘ Dank für Deine aufmerksame Nachricht, die numerischen Korrekturhinweise 😉 und Deine Begeisterung für das von mir empfohlene Buch.
      So ging es mir kürzlich auch bei einem Blog, dem ich schon lange folge. Ich habe mich dann einfach wieder neu – als E-Post-Abonnentin – angemeldet und seit dem funktioniert die WP-Benachrichtigung wieder.
      Ich freue mich über die glückliche Fügung für Dich bezüglich des Hinweises auf die Schmetterlingsausstellung in Wiesbaden.
      Herzlich grüßt Dich
      Ulrike

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    • Liebe Susanne,
      Deine Verzauberung über diese flügelstaubzarte Annäherung verstehe ich sehr gut.
      Es ist immer ein besonderes Erlebnis, wenn sich mir ein Schmetterling auf solche hautnahe Weise nähert und ich somit die Gelegenheit habe, ihn genau zu betrachten. Früher kam das öfter vor, als hier noch mehr Schmetterlinge unterwegs waren.
      Lieben Dank für Deine beflügelte Resonanz.

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      • Nun, da in meinem Garten bald wieder mehr Platz ist, werde ich den Schmetterlingen Leckeres servieren. Einst hatte ich in einem Teil einen Fledermausgarten angelegt, nun hast Du mich auf eine Idee gebracht … Danke für die beflügelnde Vorstellung, liebe Ulrike!

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  4. Schmetterlinge sind so fasziniernd. Letztes Jahr durfte ich den Schmetterlingsflug in Dänemark erleben. Tausende von Distelfaltern, die an der Küste gen Süden fliegen. Da wurden mir ein wenig die größeren Zusammenhänge bewusst. – Danke für diese zauberhafte Buchvorstellung.

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    • Verbindlichen Dank, liebe Blaue Feder,
      für Dein Interesse an meiner Buchempfehlung und Deinen Bericht über den dänischen Schmetterlingsflug. Es war gewiß eine naturtiefe und berührende Erfahrung, eine solche Falterfülle zu beobachten.

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    • Herzlichen Dank, liebe Barbara,
      für Deine wohlgefällige Rückmeldung.
      Ja, die faszinierende Symbolkraft der Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling ist einfach immer wieder unwiderstehlich, das empfinde ich genau wie Du.
      Liebe Grüße auch von mir zu Dir

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    • Vielen Dank, lieber Bernd,
      für Deine interessierte Rückmeldung.
      Ja, der Vergleich mit Maria Sibylla Merian liegt – gerade auch in Hinsicht auf die Präzision der Darstellung – durchaus nahe. Gleichwohl hat Johann Brandstetter seinen eigenen unverwechselbaren Naturmalstil.

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  5. Ein schönes Buch mit tollen Zeichnungen. Leider mußte ich die ganze Zeit denken, womit man die Bilder vergleichen soll, denn es sind kaum Schmetterlinge zu sehen. Hoffen wir, daß da noch was kommt, im Hochsommer! Random Randomsen hat Recht. Mit den Zeichnungen konnte man Insekten, Vögel und Schmetterlinge häufig besser bestimmen, auch wenn die Fotos ihre eigenen Vorteile haben. Und damals waren die Zeichnungen sehr gut. Heute gibt es tolle Illustratoren, aber zeichnerisch können manche mit den alten Arbeiten nicht mithalten, was die Darstellung angeht. Insbesondere bei den Vögeln stelle ich das fest. Der Schwerpunkt ist eben ein anderer. Die Darstellungen in diesem Buch gehen über das darstellerische hinaus. Sehr schön und wie du es gesagt hast, poetisch 🙂 Grüße mit zarten Flügelschlägen und farbbestäubten Schwingen

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    • Verbindlichen Dank für Deine zugeneigte Resonanz und Deinen harmonischen Einklang mit den Vorteilen von Zeichnungen gegenüber Fotografien. 🙂
      Womit ich die vielen schönen Schmetterlingsabbildungen in der Wirklichkeit vergleichen soll, habe ich mich während der Lektüre auch schmerzlich gefragt, da ich hier nur so wenige Arten zu sehen bekomme. Aber immerhin habe ich so zum ersten Mal ein Grünes Blatt auf der von mir wildgepflegten Baumscheibe entdeckt.
      Beflügelte Grüße von mir zu Dir

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  6. In meinem Kindheitszuhause gab es nicht zu knapp naturkundliche Bücher. Und es war völlig normal, dass diese zeichnerisch illustriert waren. Erst nach und nach tauchten Fotobände auf. Und man war zunächst hingerissen von der Bilderpracht. Allerdings musste man auch rasch feststellen: von der Anschaulichkeit und Lebendigkeit her reicht kaum eine Fotografie an wirklich gute Zeichnungen heran. Das wird bei dem von dir hier vorgestellten Buch auf ganz eindrückliche Weise deutlich. Es lohnt sich übrigens, die verlinkte Leseprobe als Vollbild zu beschauen.
    Der Gebänderte Wollbär ist mir meines Wissens noch nicht begegnet. Und wenn doch, hat er sich jedenfalls nicht namentlich vorgestellt. Denn diesen Namen vergäße man bestimmt nicht. So oder so genießt er meine volle Bewunderung. Auf die Idee, für Fledermausohren giftig zu klingen, muss erst mal einer kommen.
    Eine schmetterlingsfreundliche Garten- und Kulturlandschaft täte dringend not. In meiner neuen Umgebung sind Schmetterlinge zwar (noch) recht häufig anzutreffen – von der Artenvielfalt her schaut es aber doch etwas mager aus…

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    • Lieben Dank für Dein ausführliches Lese- und Betrachtungsecho.
      Zeichnungen haben gegenüber Fotografien den Vorteil, daß die ablenkende Hintergrundflora ausgefiltert wird und der Blick sich ganz auf das Flugsubjekt und seine filigranen körperlichen Details und Farbmuster konzentrieren kann.
      Der Gebändert Wollbär war mir zuvor ebenfalls gänzlich unbekannt, weshalb ich gerne etwas zu seiner größeren Bekannheit beitragen wollte.
      Als Kind habe ich mit meinen Eltern oft den Sommerurlaub im Schwarzwald (Möhringen, Tuttlingen) verbracht, und ich kann mich erinnern, daß es damals dort auf den Wegrandwiesen vor Schmetterlingen gewimmelt hat.
      An meinem Wohnort Solingen (NRW) finden sich wenige Schmetterlinge, selbst in meinem recht grünen, waldnahen Umfeld und meinem Biogarten sehe ich nur gelegentlich Kohlweißlinge, Aurorafalter, Admirale, Tagpfauenaugen, Zitronenfalter und ab und zu Bläulinge und Grünes Blatt. Früher gab es deutlich mehr Flattertänzer.
      Flügelstaubige Grüße von mir zu Dir

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      • Bei Zeichnungen lassen sich arttypische Merkmale auch ganz gezielt herausarbeiten. Damit soll freilich nicht grundsätzlich etwas gegen Fotos gesagt sein – sie taugen einfach eher als Genussmittel. 😉
        Auch ich kann mich sehr lebhaft an Zeiten erinnern, als man ein Schmetterlingsbuch zur Hand genommen hat, um die in der Natur gesehenen Falter zu identifizieren und nicht, um überhaupt welche zu sehen. Ein Grundübel wurde hier auch bereits angesprochen. Ein tauglicher Lebensraum muss eben auch die Raupen berücksichtigen. Futterpflanzen für die Falter sind sozusagen nur die halbe Miete. Bei den Bienen ist es etwas einfacher. Da muss man „nur“ darauf achten, dass es keine saisonalen Lücken gibt.
        Zufälligerweise habe ich grad heute rekapituliert, wie viele Falterarten ich in dieser Saison bereits gesehen habe. Ich bin auf 10 Arten gekommen, wobei die Hälfte nur höchst ausnahmsweise zu entdecken war.
        Mit einem flatterhaften Abendgruß 🐻

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