Wilde Kübel

  • unkompliziert
  • naturnah
  • insektenfreundlich
  • von Simone Kern
  • Kosmos Verlag 2020  www.kosmos.de
  • Klappenbroschur
  • Format: 241 x 171 x 13mm
  • 144 Seiten
  • 212 Farbfotos
  • 17,00 €
  • ISBN 978-3-440-16717-5

K U N T E R B U N T E   K Ü B E L K U N D E     

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

„Jedes Gebäude, jede noch so kleine Nische und Fuge kann zum Lebensraum werden – falls wir es zulassen. Pflanzen und Tiere sind dankbare Bewohner, wenn wir ihnen die richtige Umgebung anbieten.“ (Seite 10)

Das vorliegende Buch blättert uns vielfältige Anregungen und praktische Anleitungen zur nachhaltig-naturnahen Gestaltung von Kübelbepflanzungen auf. Anstelle von saisonweise nachzukaufenden, meist künstlich überzüchteten einjährigen Blühpflanzen werden einheimische, mehrjährige Wildpflanzen und Kräuter sowie eine kleine ergän- zende Auswahl nektar- und pollenreicher Kulturpflanzen empfohlen, die problemlos überwintern können und sich durch Samen und Ableger vermehren und reproduzieren lassen.

Nach einer einleitenden Erklärung des ökologischen Werts und Sinns einer solchen nachhaltigen Bepflanzung folgt eine kurze Kübelkunde, die verschiedene Werkstoffe (Ton, Terrakotta, Naturstein, Beton- und Kunststein, Holz, Metall und – mit Einschrän- kung – auch Kunststoff in Hinsicht) auf ihre jeweiligen Qualitätsmerkmale und ihre Zweckmäßigkeit darstellt. Auch ausgediente Emaille-Kochtöpfe, Zinkwannen, Weiden- körbe, Holzkisten, Paletten usw. lassen sich gut zu Pflanzgefäßen umfunktionieren; man sollte nur den Boden durchlöchern, damit Wasser abfließen kann, denn Staunässe muß grundsätzlich vermieden werden.

Einheimische Wildpflanzen sind Hungerkünstler und kommen mit mageren Böden zurecht; sie müssen auch deutlich weniger gegossen werden, meist vertragen sie Trockenheit besser als Nässe. Dünger – selbstverständlich nur organischer wie Horn-späne, Hornmehl oder selbstangesetzte Kräuterjauche aus Beinwell oder Brennessel – sollte sehr sparsam und nur vom späten Frühling bis frühen Sommer zum Einsatz kommen.

Abgestimmt auf sonnige und schattige Standorte gibt die Autorin Empfehlungen zum Mischungsverhältnis von Kompost, Erde, Blähton, Sand und Kies, mit denen die Kübel befüllt werden.

Aufgeteilt nach unterschiedlichen Standortbedingungen (heiß und trocken, sonnig, schattig, windig) und verschiedenen Pflanzgefäßen (große und kleine Töpfe sowie Kübel, Hängeampeln und Balkonkästen) werden anschaulich in Wort und Bild schöne Gestal-tungsbeispiele geboten. Thematisiert werden zudem vertikale Bepflanzungen, Sicht-schutzwände mit Kletterpflanzen, Kleingehölze, Stauden und Zwiebelpflanzen sowie Wasserstellen, Vogeltränken und Miniteiche sowie Sumpfbeete in Zinkwannen.
 
Die Kübel werden meist überaus reizvoll mit Kombinationen aus verschiedenen Pflanzen befüllt. So finden wir beispielsweise einen Balkonkasten mit den sieben Kräutern der berühmten „Frankfurter Grünen Soße“ (Seite 82) oder eine Wiese im Topf mit bis zu 35 Blumenarten (Seite77). Kleine Gehölze vertragen sich gut mit einer Unter- bepflanzung aus niedrig wachsenden Stauden, die den „nackten Fuß“ bedecken und natürlich beschatten. Stets werden praktische Gestaltungshinweise zur passenden Kombination und Komposition verschiedener Pflanzen gegeben, gleichwohl aber auch Pflanzen dargestellt, die als eher als Solitär im Topf zur Geltung und Entfaltung kommen.

Kurzportraits besonders geeigneter Pflanzen mit ihren Wuchseigenschaften, Standort-bedürfnissen, Substratansprüchen und ihrer Insektendienlichkeit (für Wildbienen und Schmetterlinge) bieten lebhafte Anregungen für eine erste Auswahl. Eine übersichtliche Liste mit Bezugsquellen für Blumen, Saatgut und Naturschutzprodukte sowie Organisa-tionen, die Informationen zum naturgemäßen Gärtnern zur Verfügung stellen, rundet die lebendige Wissensvermittlung ab.

„Wilde Kübel“ ist eine ebenso ganzheitlich-praktische wie ästhetisch-inspirierende Anleitung zum nachhaltigen Gärtnern mit Kübeln. Dank der lebendigen, sehr animierenden Wissensvermittlung und der Augenweiden- fotos wird hier ganz unmittelbar Lust auf praktisches, naturschützliches Tun geweckt.  Indem man auch auf kleinem Raum Insekten Nahrungs- und Lebensraum anbietet, gibt man der Natur sozusagen ein Stück Natur zurück. Finden sich an einem Ort viele solcher Lebensoasen, können sie ein Mosaik bilden, das dem Verlust der Artenvielfalt entgegenwirkt.

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.kosmos.de/buecher/ratgeber-naturfuehrer/garten/gartenpraxis/10814/wilde-kuebel

Hier entlang zu zwei weiteren empfehlenswerten Büchern von Simone Kern:

Der antiautoritäre Garten
Gärten, die sich selbst gestalten: Der antiautoritäre Garten
Mein Garten summt
Ein Platz für Bienen, Schmetterlinge und Hummeln Mein Garten summt

Die Autorin:

»Simone Kern studierte Landschaftsarchitektur und hat im Allgäu ihr eigenes Planungs-büro. Schwerpunkt ihrer vielfältigen Projekte sind naturnahe Anlagen. Ein besonderes Anliegen ist ihr dabei die Schaffung von Gärten, in denen sich Menschen wohl und geborgen fühlen. Aber vor allem auch Pflanzen und Tiere sollen darin neue Lebensräume finden. Viel draußen in der Natur und im eigenen Garten sein, beobachten, Landschaften erfahren – hier holt sie sich ihre Inspiration.
Darüber hinaus engagiert sich Simone Kern seit langem im Rahmen des überregionalen „Netzwerks Blühende Landschaft“ ( https://bluehende-landschaft.de/ ) mit konkreten Projekten, insbesondere für den Schutz von Insekten. Ihr praktisches wie theoretisches Wissen gibt sie gerne in Workshops, durch Fachvorträge und Veröffentlichungen weiter.«

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27 Kommentare zu “Wilde Kübel

  1. Prima Tipp! Es ist nämlich wirklich so, dass sich auch trostlose Betonflächen, gepflasterte Einfahrten, graue Balkone mithilfe bepflanzter Kübel, wie es so schön heißt, ökologisch aufwerten lassen. Mache ich jetzt auch verstärkt und lese dazu dieses Buch.
    Herzliche Grüße,
    die Flocke

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  2. in den kübeln wächst die zukunft … 🙂

    danke für diesen buchtip!

    umdenken ist angesagt, es gilt, erfinderisch zu sein, kreativität gegen die versiegelung des erdbodens und gegen die monokulturversessene landwirtschaft zu setzen, mit neuen (alten!) ideen die nischen zu nutzen – und so allmählich lebensraum für tiere, vor allem auch bienen und andere insekten, zurück zu gewinnen.
    herzliche grüße: pega

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    • Vielen Dank, liebe Pega,
      für Deine ausdrückliche Zustimmung zum Thema Kübelgärtnern. Ich finde ebenso wie Du, daß man auch auf kleinem Raum lebensdienliche Mosaik-Refugien und Naturnischen für Pflanzen und Tiere einrichten kann und soll.
      Herzlich grüßt
      Ulrike

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  3. Das klingt gut und nach vielen wertvollen Tips. Ich bin gerade etwas ratlos wie es weitergeht mit Baumscheibe und Balkonbepflanzung, wenn das Wasser ein immer knapperes Gut wird. Die trockenheitsresistenten Pflanzen, die draußen gut ohne Wasser zurecht kommen, trinken im Topf umso mehr. Da muß ich mich wohl weiterbilden, vielleicht mit diesem Buch 🙂 Danke fürs Vorstellen. Ich hoffe, „deine“ Baumscheiben gedeihen gut? Nachtschwärmerische Grüße von der Balkonfee

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    • Vielen Dank, liebste Balkonfee,
      für Deinen nachschwärmerischen Lesebesuch. 🙂
      Das Buch „Wilde Kübel“ hat mir sehr zur Weiterbildung hinsichtlich der Kübelbepflanzung gedient. Insbesondere werde ich zukünftig zuunterst eine dickere Drainageschicht aus Schotter- oder Kieselsteinen einfügen und eher größere als kleinere Terracottatöpfe verwenden.
      Die trockenheitsresistenten Pflanzen habe ich bei mir in relativ großen Töpfen und ich habe nicht den Eindruck, daß sie im Topf mehr trinken. Aber ich habe auch erst ab 16.00 Uhr direkte Sonneneinstrahlung.
      Meine beiden Baumscheiben gedeihen gut, die welche ich schon immer „beackert“ habe, ist deutlich besser bestückt und reproduziert sich schon gut selbst, die andere Baumscheibe ist noch etwas lückenhaft, aber schon üppiger als im ersten Jahr – dort werde ich nun noch vermehrt Wildblumensamen ausstreuen. Einige Pflanzen (Natternkopf, Mauretanische Malve) habe ich dieses Jahr zunächst auf dem Balkon vorgezogen und als Jungpflanzen in die Baumscheibe transplantiert. 😉
      Gründaumige Grüße von Deiner Bücherfee

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      • Ich habe einen Südbalkon, von morgens bis spätnachmittags Sonne. Die saufen hier gut, allerdings habe ich nicht so viele große Kübel. Das mit den Baumscheiben klingt schön 🙂 Vorziehen ist eine gute Idee. Ein paar Malven sind bei mir unterm Baum Miniaturmalven geblieben 😉 – Ach übrigens, ich hatte hier oben ein paar Wildblumensamen aus einer Tüte verteilt und habe jetzt noch ein paar mehr Natternköpfe. Alle blühen im ersten Jahr. Muß ich nicht verstehen oder 😉 ? Grüne Grüße zu dir!

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      • Dann hast Du es doch sehr viel sonniger als ich.
        Meine Natternkopfaussaat hat bis jetzt nur Rosetten gebildet und macht noch keine Anstalten, Blütenstengel zu entfalten, die halten sich wohl an die botanische „Vorschrift“ … 😉

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      • Ich versteh das nicht 😉 Sie sind auch nur klein, was vermutlich am sparsamen Substrat in den alten Töpfen liegt. Egal, sie blühen und die Hummeln freuts 🙂 und mich auch.

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  4. Solche Kübel mag ich gerne. Ich ziehe sie den ewigen Geranien bei weitem vor 🙂

    Liebe Grüße und danke fürs Vorstellen dieses interessanten Buches, liebe Ulrike

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    • Vielen Dank für Deine positive Rückmeldung, liebe Bruni.
      Ich ziehe ebenfalls eine farbenfrohe, wildwüchsige Pflanzenvielfalt der sterilen Geranienmonotonie vor.
      Mit einem herzlichen Abengruß von mir zu Dir 🙂

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    • Guten Abend, lieber Arno!
      Das habe ich tatsächlich auch gedacht, als ich bei Deinem Bilderreigen die Kornblumen aus dem Korbstuhl wachsen sah.
      Verbindlichen Dank für Deine Rückmeldung und die guten Wünsche. 🙂
      Dir ein blühendes und herzerfrischendes Wochenende!

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  5. Wenn man sich als Balkongärtner vorstellt, wie oft man giessen muss, dann ist allein dass doch schon eine Empfehlung. Viele können sich nicht vorstellen, dass man auch mit solchen Blüten bunte kleine Ökonischen schaffen kann.
    Liebe Grüße
    Nina

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    • Vielen Dank für Deine Zustimmung, liebe Nina.
      Ich praktiziere die Pflege von Wildpflanzen auf meinem Balkon von immerhin 6m²-Größe in Topf und Kübel schon seit einigen Jahren, und meine pflanzliche Reproduktionsrate ist so üppig, daß ich alle Freundinnen mit Ablegern und Keimlingen beglücke. Ich muß nicht nur weniger gießen, sondern spare auch Geld, da ich nur noch selten und ganz punktuell eine Pflanze hinzukaufe.
      Aus dem Buch habe ich aber doch noch einiges erfahren, mit dem ich meine Topfkulturen optimieren kann.
      Naturverbundene Grüße von mir zu Dir

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  6. Das kommt mir jetzt grad sehr gelegen. Denn mein neuer Balkongarten besteht aktuell erst aus zwei Tonschalen mit Kaktusablegern. Die potentiell „betopfbaren“ Balkonflächen sind auch durchaus überschaubar – umso mehr ist es mir wichtig, etwas wirklich Passendes auszuwählen. Und vielleicht lässt sich da ja mit geeigneten Mitteln mehr machen, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Das Besucherpotential ist jedenfalls, nicht zuletzt durch den angrenzenden Wald, reichlich vorhanden.

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    • Lieben Dank für Deine zugeneigte Resonanz!
      Wie schön, daß meine Buchempfehlung sich so passend in die Einrichtung Deines neuen Balkongartens fügt. Die Waldnähe Deines Domizils erhöht selbstverständlich die Wahrscheinlichkeit natürlicher Ausflügler. 🙂

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