AYLA

  • Meine ungewöhnliche Freundschaft mit einem jungen Fuchs
  • von Silje Elin Matnisdal und Leiv Magnus Grøtte
  • Originaltitel: »Ayla the Fox – Reven som sjarmerte en hel verden«
  • übersetzt aus dem Norwegischen von Ulrike Strerath-Bolz
  • Knaur Verlag April 2019 www.droemer-knaur.de
  • gebunden mit Schutzumschlag
  • Fadenheftung
  • 120 farbige Abbildungen
  • 19,99 € (D), 20,60 € (A)
  • ISBN 978-3-426-21452-7

U N G E Z Ä H M T

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Silje Elin Matnisdal kauft einen Fuchswelpen aus einer Pelztierfarm frei und gewährt ihm dadurch ein Leben in größerer, wenn auch nicht gänzlich freier Freiheit. Sie nimmt den Fuchswelpen schon im zarten Alter von fünf Wochen zu sich, damit das Tier eine Bindung zu ihr entwickeln kann, und stellt ihr Leben weitgehend auf die Bedürfnisse des kleinen Wildfangs ein. Sie nennt die Füchsin Ayla, nach der Titelheldin der AYLA-Stein- zeitsaga von Jean M. Auel. Ayla ist eine Goldfüchsin – eine Mischung aus Rot- und Silberfuchs.

Silje zeigt von Anfang an Fotos von Ayla auf Instagram und erzeugt mit dieser foto-grafischen Niedlichkeitsoffensive eine unerwartet große Resonanz. Es folgen Zeitungs- berichte, Fernsehreportagen und YouTube-Kurzvideos. Die Faszination speist sich gleichermaßen aus den eindrucksvollen Fotos und Nahaufnahmen und der Geschichte des Zusammenlebens eines Menschen mit einem Fuchs. Nach wenigen Wochen ist Ayla weltberühmt.

Im vorliegenden Buch werden wir durch zahlreiche Fotos und erläuternde Texte Zeugen von Aylas Aufwachsen in menschlicher Obhut. Anfangs sorgt Alya für schlaflose Nächte, da sie ständig körperlichen Kontakt und Streicheleinheiten braucht, um sich sicher zu fühlen. Silje trägt den Welpen viel mit sich herum und läßt ihn nahe bei sich in einer ausgepolsterten Schachtel schlafen.

Foto: Silje Elin Matnisdal © Knaur Verlag 2019

Später wird Ayla selbständiger, folgt Silje bei Spaziergängen und erkundet aufmerksam Hof und Garten. Das Wohnzimmer wird fuchsgerecht leergeräumt, da nichts vor den scharfen Zähnen und der Neugier Aylas sicher ist; außerdem markiert sie lückenlos alles mit ihrem Urin.

Aylas Bewegungsradius wird größer, doch sie kehrt stets zurück zu Silje. Als Ayla einen großen Hund aus der Nachbarschaft „provoziert“, zäunt Silje einen großen Bereich als Freigehege für Ayla ein.

Ayla ist zutraulich, läßt sich streicheln und von Hand füttern, gleichwohl macht Silje mehrfach schmerzhafte Bekanntschaft mit Aylas messerscharfen Raubtierzähnen. Silje gewöhnt Ayla sanft an weitere Menschen, aber die kleine Füchsin ist eigenwillig und nicht so anpassungsfähig wie ein Hund; sie folgt auf Ruf, wenn sie es will.

Foto: Silje Elin Matnisdal © Knaur Verlag 2019

Als Ayla größer geworden ist, nimmt Silje sie auf ausgedehnte Wanderungen mit und zeltet auch mit ihr, wobei Ayla schnell herausfindet, wie man die Zeltheringe heraus- zieht und das Zelt zu Fall bringt. Ayla kommt problemlos mit ein oder zwei zusätzlichen menschlichen Begleitpersonen und sogar mit deren Hunden zurecht, aber nicht mit großen Menschenansammlungen. Ayla ist eine ebenso schelmische wie unberechenbare Persönlichkeit, die auch von Silje Anpassungsfähigkeit verlangt.

Silje leint Ayla bei solchen Ausflügen mit einer sehr langen Schleppleine an, um nicht völlig die Kontrolle über die Füchsin zu verlieren, die in der freien Natur ganz in ihren Instinkten aufgeht und ausgelassen Mäuse jagt oder mit den befreundeten Hunden spielt.

Foto: Silje Elin Matnisdal © Knaur Verlag 2019

Bei einer Wanderung kurz vor Drucklegung des vorliegenden Buches entwischt Ayla mitsamt der Schleppleine. Wochenlang geht Silje die Wanderstrecke entlang und sucht unermüdlich nach Ayla, sie legt Futterköder aus und bittet über Facebook und Insta- gram um Hilfe. Doch trotz Suchplakaten, zahllosen freiwilligen Helfern und über- regionaler Berichterstattung und Anteilnahme bleibt Ayla verschwunden.

Vier Wochen nach ihrem Verschwinden findet ein Wanderer die tote Füchsin unter einem Wacholderbusch. Ayla hatte sich von ihrer langen Leine befreit und sich dennoch in ihr verheddert und dadurch stranguliert.

Das Buch dokumentiert Aylas Leben mit faszinierenden und anrührenden Fotos sowie Erfahrungsberichten und Anekdoten. Sachinformationen über Füchse und ihre Lebens- bedürfnisse sowie über die Grenzen der Zähmbarkeit eines Wildtiers runden Aylas Lebensgeschichte ab.

Es bleibt eine ethisch strittige Frage, ob man ein Wildtier als Haustier halten sollte. Ayla hatte bei Silje auf jeden Fall ein besseres und längeres Leben, als sie es in der Pelztier-farm gehabt hätte.

Silje partizipiert über die innige Verbundenheit und Nähe zu Ayla an deren Wildheit und instinktiver Wahrnehmung. Sie vertieft über den Tierkontakt gewissermaßen ihr eignes Naturerleben. Silje betont oft, wie sehr ihr Gefühl von Freiheit, Lebendigkeit und Natur-verbundenheit durch die Anwesenheit Aylas erweitert wurde. Wir können nicht wissen, wie Ayla die Anwesenheit von Silje empfunden hat. Auf den Fotos erscheint Ayla als Welpe anschmiegsam, verletzlich und schutzbedürftig und als ausgewachsene Füchsin ebenso verspielt und zugeneigt wie wild und ungezähmt – nur die Leine, die manchmal sichtbar ist, erscheint als Fremdkörper.

Es ist nicht leicht, Tierliebe von menschlicher Selbstfürsorge und Selbstbezogenheit zu trennen. Wer die Freiheit anleint, muß offenbar noch loslassen lernen!

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.droemer-knaur.de/buch/silje-elin-matnisdal-leiv-magnus-groette-ayla-meine-ungewoehnliche-freundschaft-mit-einem-jungen-fuchs-9783426214527

 

Die Halterin von Ayla:

»Silje Elin Matnisdal lebt auf einem Bauernhof unweit von Stavanger in südwestnorwegen und arbeitet als Logistikerin bei einem großen Maschinenbauunternehmen. Sie ist eine große Naturliebhaberin und Tierfreundin.«

Der Autor:

»Leiv Magnus Grøtte lebt in Hundvåg bei Stavanger und arbeitet in einer Werbeagentur. Er hat Silje und Ayla über Monate hinweg mit seiner Kamera begleitet.«

Querverweis:

Das Fotobuch von Cameron Bloom und Bradley Trevor GreivePenguin Bloom. Der kleine Vogel, der unsere Familie rettete“ illustriert in Wort und Bild, daß die Rettung eines Wildtiers auch dann ein Menschenleben bereichern und heilsam ergänzen kann, wenn man dem liebgewonnenen Tier nach einer Phase der Schutzbedürftigkeit und Pflege die Freiheit läßt, wiederzukommen oder fernzubleiben. https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/10/15/penguin-bloom/

 

Leselebenszeichen-Datenschutzerklärung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/datenschutzerklaerung/

 

39 Kommentare zu “AYLA

  1. Alleine schon der Name des Fuchses zeigt doch wessen Geistes Kind die Autorin ist. Hoffnungslos romantisch, dabei aber äußerst naiv und kurzsichtig. Also bitte, wer kann als Erwachsener Mensch die Buchreihe über Ayla heute noch lesen oder gar ernstnehmen? Das ist furchtbare Trivialliteratur mit äußerst fragwürdigen Inhalten. Steinzeit mit der moralischen Sicht einer Amerikanerin der achtziger Jahre. Lachhaft. Strotzend vor wissenschaftlichen Fehlern und überflüssigen Adjektiven. Klar geht es dem Fuchs besser als in der Farm, so ungefähr der einzige Trost. Sie hätte ihn besser freigelassen, denn das Gegenteil von gut ist gut gemeint.

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    • Hab‘ Dank für Deinen aufmerksamen Lesebesuch und Deine kritischen Anmerkungen.
      Zwar fand ich die AYLA-Romanreihe, als ich sie in jungen Jahren las, ausgesprochen faszinierend, doch ich stimme Dir zu, daß es sich dabei um Unterhaltungsliteratur mit einer liebeslustmoralischen achtziger Jahre Tönung handelt.
      Im Übrigen bin ich ebenfalls der Ansicht, daß die Autorin den Fuchs in die Freiheit hätte ziehen lassen sollen, als er begann seine Wildnisausflüge auszudehnen.

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      • Liebe Ulrike, du hast vermutlich nicht denselben Fehler gemacht wie ich. Ich habe dreißig Jahre später nochmal reingeschaut. Fast zum Schämen, dass ich das früher gut fand … 😆 und ich weiß, dass ich die früher nicht schnell genug lesen konnte.

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      • Tatsächlich habe ich mir bisher noch keine Relektüre der AYLA-Reihe vorgenommen.
        Doch würde ich mich bezüglich meiner jugendlichen Lesevorlieben nicht schämen, denn der Lektüregeschmack entwickelt und verändert sich im Verlauf des Leselebens und der Lebenserfahrung, und jedes Buch kann man sozusagen als Treppenstufe zu nächsten Niveau betrachten. 🙂

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  2. Liebende Ulrike Sokul

    Wohlwissend mich jetzt auf Glatteis zu begeben

    Wenn ich mein inneres Tier
    Hermann Hesses „Steppenwolf“ gefällig
    Und meinen äußeren Körper tierverwandt betrachte

    Und firmamentbenommen in einem Haus aus Stein lebe mit
    All die so hocheprießenen technischen Errungenschaften

    Und das weltweite Verhalten scheinbar humanistisch
    Oder katholischprotestantischmuslimischhinduistischbudhistisch
    Geprägter Menschenwesen traurig wahrnehme

    Dann ist mir ein Mensch bewunderungswürdig
    Ein angeblich dummes stinkendes gefräßiges Wildungeheuer

    Sich zum Hausgenossen vertrauend gemacht zu haben
    Das Schicksal des Fuchses ist Seines

    Und das Mädchen oder die junge Frau hat in meinem
    Weltbild keine irgendwie geartete „Schuld“

    Wo fangen wir an und hören nie auf
    Hauskatzen die nie die Wohnung verlassen können

    Hunde die in Betten schlafen
    Und verbitterte Opferlämmer die erklären

    Den Menschen zu verachten und nur noch Sein Haustier zu lieben

    Ich bin weder schlau wie ein Fuchs noch dumm wie ein Esel
    Und das der Mensch hier auf Mutter Erdes Leib lebt

    Ist eine der größten Strafen oder Gnade
    Für wen oder was

    Danke dieser Deiner anrührenden Geschichte
    Sie ist durch und durch die meine

    Dir Joaquim von Herzen und zu Füchslein des kleinen Prinzen

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  3. Von diesem Experiment hatte ich bisher noch nicht gehört, liebe Ulrike. Die Faszination dieser engen Beziehung mit einem eigentlich wilden Wesen ist bei mir auch gegeben, aber es macht mich unendlich traurig, daß die Füchsin letztendlich gestorben ist, weil sie zwischen zwei Welten gelebt hat, und ihr daß diese Leine, die das Doppelleben repräsentiert, zum Verhängnis geworden ist.

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    • Herzlichen Dank für Deinen Lesebesuch, liebe Tanja.
      Ich teile ebenso Deine Faszination für die Beziehung mit einem wilden Wesen wie Dein Bedauern, daß die Füchsin letztlich an diesem angeleinten „Doppelleben“ gestorben ist.

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  4. Danke für Deine Rezension. Ich halte dieses Buch für ein sehr, sehr wichtiges Buch – und das in vielerlei Hinsicht. Etliches klingt ja schon in den Kommentaren an. Unser Umgang mit lebenden Wesen. Unsere Vorstellung von Freiheit. Können wir uns noch berühren lassen durch das Leiden fühlender Wesen (egal ob Tier oder Mensch). Aber auch unsere Arroganz zu meinen, immer alles im Griff zu haben und durch unser einseitiges Handeln die komplexen Prozesse managen zu können.
    Deine letzten beiden Sätze finde ich sehr prägnant und kann mich ihnen ganz und gar anschließen.

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    • Verbindlichen Dank für Deine ebenso interessierte wie mitfühlende Resonanz und Deine lebhafte Zustimmung zu meinen abschließenden letzten beiden Sätzen.
      Freiheit und Kontrolle gehen eben nur schlecht Hand in Hand.

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  5. Ich bin zwar fasziniert von Siljes Tierliebe und Naturverbundenheit, aber ich sehe es auch sehr kritisch. Freiheit an der Leine halten funkioniert nicht.
    Wieso sie die Leine nicht wegließ, als sie merkte, Ayla sucht sich ihre Wege in der Natur, verstehe ich nicht.
    Aber es sollte auch keine Pelztierfarmen geben und keine Menschen, die Pelzmäntel und Pelzjacken tragen…!!!

    Liebe Grüße in die Nacht von Bruni

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  6. Liebe Ulrike, dein letzter Satz ist auch das, was ich denke. „Penguin Bloom“ (Du weißt es vielleicht noch, ich habe es nach deiner Rezension sofort gekauft 😊) ist ein sehr gutes Beispiel dafür, das nach meinem persönlichen Leitspruch funktioniert: „Wenn Du etwas liebst, lass es frei. Wenn es zurückkommt gehört es (zu) Dir. Wenn nicht, hast es (zu) Dir niemals gehört.“
    Außerdem finde ich es immer wieder erstaunlich, wie ambivalent wir doch sind. Und das schließt mich ausdrücklich ein! Auf der eine Seite sterben täglich (Nutz)-Tiere für unsere Bedürfnisse, teilweise unter erbärmlichen Zuständen. Andererseits machen wir so viel „ethischen Tamtam“ um ein Wildtier. Ist dieses etwa mehr wert als ein Nutztier?

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    • Liebe Simone,
      herzlichen Dank für Deine der Freiheit zugeneigten Resonanz. 🙂
      Der menschliche Umgang mit Tieren ist in der Tat seltsam widersprüchlich. Rindersteak, Schweinewürstchen und Hühnerbrust lösen keinen Abscheu aus, aber bei Hundesteaks und Katzengulasch wären alle entsetzt. Dabei sind ALLE Tiere fühlende Wesen, die unser Mitgefühl brauchen, da wir Macht über ihr Leben ausüben.
      Deshalb esse ich schon seit 15 Jahren kein Fleisch mehr und kaufe sehr maßvoll Milchprodukte und Eier im Bioladen oder direkt beim örtlichen Biobauern, wo ich die Tiere und ihre Daseinsbedingungen sogar sehen kann.

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  7. Wie schon einige Vorredner es sagten, so möchte auch ich einbringen, daß es zwar schön ist zu sehen, wie zutraulich ein Tier sein kann, es aber dennoch in die Freiheit gehört, so schmerzhaft das auch ist für uns, wenn wir uns wieder davon trennen müssen.

    Das traurige Ende mit der Leine zeugt von dem, was wir mit diesen Tieren machen. Wenn man es genau nimmt, dann befriedigen wir ja nur unsere eigenen Bedürfnisse damit, oder?
    Sie nehmen uns unsere Einsamkeit, unsere Angst vor dem Alleinsein.
    Sie geben uns kuschelige Wärme, wenn auch nicht immer.
    Da ist es egal ob das Tier eine Katze, ein Hund, ein Wellensittich oder sogar ein Fuchs ist.

    Und dennoch berührt es uns irgendwie und hat gleichzeitig etwas von „Mensch zähmt Wildheit“ man könnte fast sagen, Mensch will die Macht über das Wilde bekommen, was nicht funktionieren wird… Mensch ist Mensch und Tier bleibt Tier und gehört in die Natur.

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    • Hab‘ Dank für Deinen ausführlichen Kommentar und Deine stimmigen psychologischen Reflexionen zu Freiheit und Wildheit sowie zum „Einsatz“ von Tieren als „zwischenmenschliche“ Lückenbüßer und Bedürfnisstiller.
      Meiner Ansicht nach sollte die Freiheit des Wildtiers über dem menschlichen Kontaktbedürfnis stehen.

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  8. Süße Fotos, die mir leider aufstoßen. Ich kann die Bindung verstehen, die entstanden ist, und das Tier hat sicher nach der menschlichen Aufzucht keine Chance in der freien Natur, auch ohne Schleppleine, aber vielleicht hätte man nach einem Gehege schauen können. Ich mag diese Ferienschlichtung von Tieren nicht so gerne, wir stülpen ihnen etwas über. Und ja, der Fuchs hätte ein elendes Leben und frühen Tod auf der Pelzfarm gehabt, aber ihn als Schoßhund zu halten?
    Liebe Grüße
    Nina

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    • Liebe Nina,
      vielen Dank für Dein nachdenkliches Leseecho.
      Auch ich hatte bei der Lektüre häufig den Eindruck, daß der Fuchs dem Menschen einerseits als naturnaher Wildnisvermittler und andererseits als vertraute Bezugsperson dienen sollte. Ich begreife die Faszination, welche die Nähe zu einem Wildtier hat, aber die damit verbundenen Zwänge (Anleinung) hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack.

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  9. Liebe Ulrike, danke für diese Buchbesprechung, die in mir sehr unterschiedlich resoniert, sodass mir gerade dein letzter Satz: „Wer die Freiheit anleint, muß offenbar noch loslassen lernen!“ aus der Seele spricht.
    Die sogenannte „Wildnatur“ sollte aus meiner Sicht auch immer wild bleiben, wir Menschen haben sie zum grössten Teil schon lange verloren. Aber ich „verwildere“ zwischendurch immer wieder sehr gerne, brauche dafür aber erstens ein Umfeld und zweitens mehrere Tage, bis es sich einstellt.
    Herzliche Grüsse
    Ulli

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    • Liebe Ulli,
      hab‘ Dank für Deine seelenharmonisch-zugeneigte Rückmeldung.
      Ich finde ebenfalls, daß das menschliche Bedürfnis nach Wildnis und Naturverbundenheit ohne konstruierte Nähe zu Wildtieren erfüllt werden kann.
      Heute befüllte ich beispielsweise die Futterbar, die in meiner Eberesche hängt mit Kernfutter, und noch während ich dort stand, flog ein Rotkehlchen herbei und begann zu futtern. Wir sahen uns aus nur 50 cm Entfernung in die Augen – das hat mich beglückt, und natürlich wäre es für mich die Körnung, wenn es mir sogar aus der Hand fressen würde, aber mir genügt, was mir freiwillig an Wildnis geschieht.
      Ebenso herzliche Grüße auch von mir zu Dir

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  10. Liebe Ulrike, ich habe dasselbe Dilemma bei meinem Hund, den ich als Welpe fand und mit dem wir seit 13 Jahren zusammenleben. Es gibt Zeiten, da haut er ab, und ich suche ihn, denn ich fürchte um ihn, nicht nur wegen der anderen Hunde, sondern auch wegen der Menschen. Ich habe ihm schon mehrmals das Leben gerettet. Wenn ich ihn dann finde, leine ich ihn an – mit schlechtem Gewissen. Es ist ein Jagdhund, der seine Freiheit braucht, aber in Freiheit könnte er nicht überleben.

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    • Liebe Gerda,
      herzlichen Dank für Dein persönliches Leseecho!
      Hunde und Menschen pflegen immerhin schon ein jahrtausendealtes biosoziokulturelles Miteinander, weshalb Hunde auch wesentlich anhänglicher und anpassungsfähiger sind als Füchse.
      Ich verstehe Deine Sorge um Deinen Hund und auch die unvermeidliche widerspruchsvolle Spannung zwischen Freiheit, Fürsorge und Gefangenschaft. Gleichwohl denke ich doch, daß „Dein“ Hund schon zu schätzen weiß, was Du ihm bietest.

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      • Na ja, manchmal habe ich nicht den Eindruck. dass er meine Fürsorge zu schätzen weiß, dann schaut er mich an, als wäre ich seine Gefängniswärterin, die ihn hindert, seinem Trieb nachzugehen. Zu anderen Zeiten wiederum ist er mir sehr zugetan.

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  11. Ein sehr schöner und spannender Bericht über eine Ausnahmeerfahrung. Zum einen ist dies natürlich nicht zur Nachahmung empfohlen. Und zudem wäre freilich der „handelsübliche“ Haustierhalter auch heillos überfordert. Es ist und bleibt auch bei allem außerordentlichen Engagement der Autorin eine zweischneidige Angelegenheit. Auf der einen Seite hat die Autorin die Füchsin sozusagen gerettet und sie hat auch Einblicke in charakterliche Eigenheiten eines Wildtiers gewonnen. Auf der anderen Seite ist eine partiell und improvisiert domestizierte Haltung eines Wildtiers wohl nie das Gelbe vom Ei. Anrührende Fotos und spannende Einsichten bleiben jedenfalls als wertvolle „Ernte“ aus diesem Experiment. Und vielleicht auch eine Anregung, ganz grundsätzlich einen kritischen Blick auf die menschliche Tierhaltung und deren doch beträchtliches Optimierungspotenzial zu werfen.

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    • Verbindlichen Dank für Deine differenzierte Resonanz und Deine Betrachtungen zur Zweischneidigkeit der improvisierten Wildtierhaltung!
      Gewiß ist die Rettung der Füchsin aus der Pelztierfarm zu befürworten und auch die Einblicke in das Verhalten eines halbzahmen Fuchses sind durchaus wertvoll.
      Grundsätzlich sehe ich – wie Du – , daß die menschliche Tierhaltung sowohl bei der Haustier- als auch bei der Nutztierhaltung noch reichlich Optimierungs- potenzial in Hinsicht auf das Tierwohlergehen bietet.

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  12. Ehrlich gesagt finde ich den Tod des Fuchses auch sehr grausam und überflüssig. Es war ein wildes Tier und nicht tiergerecht gehalten, wenn es sich an der langen Leine strangulierte. Vielleicht sehe ich das auch zu eng.
    Liebe kritische tierliebende Grüße, Barbara

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    • Liebe Barbara,
      ich teile Deine kritische Auffassung. Ich finde, Silje hätte Ayla, als sie selbständig wurde, freilassen sollen. Vielleicht wäre sie noch manchmal zu Besuch gekommen, da sie mit Menschen vertrauter war als ein wild aufgewachsenes Tier, aber sie wäre dann FREIWILLIG gekommen und gegangen.
      Letztlich war die Leine Aylas Verhängnis.
      Herzensharmonische Grüße von mir zu Dir

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      • Lieber Sören,
        den Erfolg oder Mißerfolg einer solchen Auswilderung kann ich nicht beurteilen. Aber da Ayla erst angeleint wurde, als ihre selbständigen Ausflüge in die Umgebung anfingen länger zu dauern, denke ich doch, daß Ayla über ausgeprägte Instinkte verfügte. Außerdem ist die Gegend sehr ländlich, also durchaus passend für einen Fuchs.
        Eine meiner Freundinnen hat einmal ein junges Eichhörnchen gerettet und großgezogen. Es war sehr zutraulich geworden, aber sie hat es in die Freiheit ziehen lassen. Das Eichhörnchen kam noch zwei Jahre lang gelegentlich zu Besuch und ließ sich füttern und streicheln, lebte aber ansonsten ein wildes Eichhörnchenleben.

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  13. Eine schöne, naturnahe Begegnung/Beziehung.
    Umso trauriger dass sie recht kurz war.
    Schön dass es solche Menschen gibt, die sich auf solch ein Abenteuer einlassen.
    Danke fürs Zeigen Ulrike.
    LG, Nati

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    • Vielen Dank, liebe Nati,
      für Dein reges Interesse.
      Die Harmonie zwischen Fuchs und Mensch und zwischen Zivilisation und Wildnis ist in diesem Fall fragil und verletzlich. Die Beziehung des Menschen zu „seinem“ Fuchs ist hier zwar naturnah aber keineswegs natürlich, denn diese Nähe wurde herbeimanipuliert und die Freiheit des Fuchses wurde dafür eingeschränkt.
      Einem lieben Abendgruß von mir zu Dir

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      • Es ist fraglich ob man den Fuchs nach der Aufzucht hätte auswildern können.
        Dafür habe ich von diesem Thema zu wenig Ahnung.
        In jedem Fall ist es besser als den Fuchs seinem Schiksal in der Pelztierfarm zu überlassen.
        Dankeschön für den lieben Abendgruß Ulrike. 🙂
        Ich hoffe, dein Abend ist auch recht schön.

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      • Selbstverständlich ist auch diese halbe Freiheit und das kurze Leben wesentlich besser als die grausame Pelztierfarm. Es ist mir unbegreiflich, daß solche Farmen noch erlaubt sind!
        Ich halte es zumindest für möglich, daß der Fuchs in der Wildnis hätte überleben können, denn Ayla hat ja auch angeleint gejagd. 🙂

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      • Erlaubt? Wenn das alles wäre. Erlaubt, gefördert, was weiß ich nicht alles. Norwegen unterscheidet sich sehr deutlich von dem, was wir uns unter Norwegen vorstellen. Ich sage nur Lachsfarmen. Wir Deutschen neigen gerne dazu, etwas zu romantisieren, besonders die Nordländer inklusive Kanada.

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Sie dürfen gerne ein Wörtchen mitreden, wenn's konveniert!