Die Honigbiene

  • Illustrationen von Isabelle Arsenault
  • Text von Kirsten Hall
  • Originaltitel: »The Honeybee«
  • Aus dem Englischen von Anna Schaub
  • NordSüd Verlag Februar 2019  www.nord-sued.com
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • 48 Seiten
  • durchgehend farbig illustriert
  • mit Sonderfarbe
  • Format: 22,3 x 28 cm
  • 16,00 € (D), 16,50 € (A), 20,90 sFr.
  • ISBN 978-3-314-10474-9
  • Bilderbuch ab 4 Jahren

B I E N E N A N N Ä H E R U N G

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Das Bilderbuch „Die Honigbiene“ führt uns ganz gemächlich zu seinem Titelthema. Zu-nächst blättern wir auf drei Doppelseiten durch eine Landschaft mit einer abwechs- lungsreichen Blumenwiese, zart-gestrichelte, schwungvolle Linien künden von einem noch unsichtbaren Flugsubjekt, und dann lächelt uns auf der vierten Doppelseite in Großaufnahme eine Biene freundlich an.

Und weiter geht es mit munterer Flugakrobatik durch die Lüfte und von Blüte zu Blüte. Kurze gereimte Zeilen erklären, was die Biene beim Aufsuchen und Finden diverser Blüten tut: Sie trinkt Nektar, sammelt Blütenpollen und bringt anschließend ihre Ausbeute zum Bienenstock.

Im Bienenstock tanzt sie den anderen Bienen den Weg zu der von ihr entdeckten Futter-quelle vor, und einige Bienen fliegen diesem Wegweiser nach, während die anderen Bienen sich um die sorgfältige Verarbeitung des Nektars und der Pollen kümmern und kleine Bienenwaben mit Honig füllen.

So vergehen die Sammelmonate und der Winter kommt. Gemeinsam mit ihrer Bienen-königin überwintern die Bienen dicht zusammengedrängt in ihrer Schwarmtraube. Im nächsten Frühjahr beginnt der Kreislauf erneut, eine kleine Biene schwirrt durch die Gegend und findet einen köstlichen Landeplatz auf einer Blume …

Die Honigbiene“ von Kirsten Hall, illustriert von Isabelle Arsenault © 2019 NordSüd Verlag AG, Zürich/ Schweiz

Die Illustratorin Isabelle Arsenault kombiniert warmes Gelb und Magenta sowie ein leuchtendes Orange mit Schwarz-weiß-grau-Kontrasten und vereinzelten Prisen hell- blau und hellgrün – so daß die meisten Bilderbuchseiten in ein strahlend-honiggelbes Licht getaucht sind. Nur die Szenen im Inneren des Bienenstocks erscheinen wegen des schwarzen Hintergrundes dunkler, jedoch keineswegs düster.

Die Zeichnungen sind poetisch-verspielt, gleichwohl genau genug, um die biologischen Vorgänge anschaulich zu vermitteln. Die ansprechende Niedlichkeit der Bienengesichter und die fein dargestellte transparente Zartheit ihrer Flügel dürfte bei Kindern durchaus Empathie für Bienen wecken.

Die gereimten Begleittexte von Kirsten Hall sind heiter und lautmalerisch und erklären mit einfachen Worten das Leben und Wirken der fleißigen Bienen. Allerdings geraten die Grundregeln der Metrik bei der Übersetzung der Verse arg in Bedrängnis, was den Vor-lesefluß „unsäglich“ zum Stolpern bringt. Der Versuch, die Reime des Originals begriff- lich und metrisch angemessen ins Deutsche zu übertragen, kann deshalb nur recht eingeschränkt als gelungen betrachtet werden.

Im Nachwort beschreibt die Autorin, wie lebenswichtig Bienen für uns sind und was wir für ihr Wohlergehen tun und lassen können. Neben Hinweisen auf konkrete Pflanzen-empfehlungen von Kräutern bis Wildblumen und dem Verzicht auf Chemikalien appelliert sie auch dafür, gegenüber Lokalpolitikern als Fürsprecher der Bienen aufzu- treten und bessere Mitweltschutzgesetzte zu fordern.

Bei der Erläuterung der Blütenbefruchtung durch Pollenübertragung gibt es leider einen inhaltlichen Fehler, da behauptet wird, aus Pollen wüchsen neue Pflanzen. Hier muß der geneigte Vorleser korrigierend eingreifen und stattdessen von Samen sprechen. Vielleicht läßt sich dieser Fehler bei einer Neuauflage korrigieren.

„Die Honigbiene“ ist eine nette, kindgemäß-vereinfachte Einführung in Lebenswelt und Bedürfnisse von Bienen, die eine gute Vorbereitung auf die echte Begegnung mit Bienen in der Natur oder beim Besuch eines Imkers ist.

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:

Die Honigbiene

Die Autorin:

»Kirsten Hall war Grundschullehrerin und hat über 100 Erstleser-Geschichten geschrieben. Heute ist sie Geschäftsführerin der von ihr gegründeten Agentur Catbird Productions für Kinderbücher und Illustration. Ihr Buch „The Jacket“ wurde 2014 von der „New York Times“ als „Notable Children’s Book“ ausgezeichnet.«

Die Illustratorin:

»Isabelle Arsenault, 1978 in Sept-Îles (Québec) geboren, zählt zu den renommiertesten Kinderbuchillustratorinnen Kanadas. Dreimal wurde sie mit dem kanadischen „Governor General’s Literary Award“ ausgezeichnet. Mehrfach führte die „New York Times“ ihre Bücher auf der Liste der „Zehn besten illustrierten Bücher“. Isabelle Arsenault lebt mit ihrer Familie in Montreal.«  http://www.isabellearsenault.com/

Querverweis:

„Die Honigbiene“ ergänzt sich fein mit dem Bilderbuch „Mia und das Blumenwunder“ von Alison Jay: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/09/24/mia-und-das-blumenwunder/ und mit Piotr Sochas großformatigem, ausgezeichnetem Sachbilderbuch „Bienen“: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/10/02/bienen/

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22 Kommentare zu “Die Honigbiene

  1. Auch wenn ich beim Lesen das Summen und Brummeln der Bienen förmlich gehört habe und es mir deshalb schon ein wenig den Rücken heruntergerieselt ist, so ist das bestimmt ein sehr aufschlussreiches Buch für Kinder. Und wie immer – ganz sicher auch für die vorlesenden Erwachsenen 😉
    Lieben Dank auch für diesen Buchtipp.

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  2. So ein feines Büchlein……
    Wir haben dieses Jahr Bienenweide ausgesät in den Balkonkästen. Als die ersten Knospen sich zeigten schwirrten ab und an schon einige Bienchens und Hummelchens um die Kästen herum, flogen aber wieder davon, da es noch nix zum saugen gab. Gestern tat sich dann endlich eine der Knospen auf und heute war Premiere, das erste Bienchen hat sich an der fliederfarbenen Blütenpracht sattgefuttert ……..so sagte es mir der Besitzer des schönen Sonnenbalkons 😉 Ich hoffe es folgen noch viele mehr…..

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    • Vielen Dank für Dein Wohlgefallen an diesem Bienenbilderbuch.
      Es freut mich, daß Du den Bienen auf Deinem Balkon etwas zum Futtern anbietest.
      Ich „arbeite“ schon seit einigen Jahren fast nur noch mit einheimischen Wildblumen im Garten und auf dem Balkon und mit der Zeit spricht sich ein solches Nektarangebot in Bienenkreisen lebhaft herum. Und da ich samenfeste Sorten pflege, muß ich nix nachkaufen, sonden nur achtsam einige Samen ernten und alljährlich neu aussäen. :mrgreen:

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  3. Liebe Ulrike, alles, was ich habe lesen können, fand ich recht witzig für meine noch nicht 4 jährige. Auch die Zeichnungen sind sehr gelungen.
    Ein bisschen positive PR täte der Biene 🐝 aus Kinderaugen sicher ganz gut. Ich habe in der Kita beobachtet, dass alle jedesmal recht panisch reagieren. Übrigens selbst der Hund meiner Tochter versteckt sich.
    Übersetzungen von Reimen funktioniert meiner Meinung nach nie sehr gut, wenn man nicht künstlerische Freiheit mit einbaut.
    Summende Grüße
    Barbara

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    • Liebe Barbara,
      vielen Dank für Deine Rückmeldung.
      Für Bienen und ganz allgemein auch für andere Insekten ist positive PR notwendig.
      Kinder gucken sich die Reaktion der Erwachsenen ab. Da meine Eltern entspannt und rücksichtsvoll auf Bienen, Hummeln und auch weniger hübsche Insekten reagierten, habe ich garnicht erst diese übertriebene Angst entwickelt, die viele immernoch haben.
      Je mehr man über Bienen & Co und ihre Verhaltensweisen und Lebensbedürf- nisse weiß, umso gelassener kann man ihnen begegnen.
      Ich kenne auch Hunde, die Bienen und Wespen ausweichen, wenn sie schon einmal eine Stecherfahrung gemacht haben.
      Ich räume gerne ein, daß das Übersetzen von Reimen kein Kinderspiel ist und in diesem Falle bei der eingegrenzten Thematik auch künstlerische Freiheit den Sprachspielraum nur minimal erweitert.
      Schwalbenschwirrende Abendrotgrüße von mir zu Dir

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  4. Das wirkt auf mich in verschiedener Hinsicht sehr ansprechend. Das beginnt damit, dass mit einem VERSpielten und eher knappen Text letztlich doch eine beachtliche Fülle an Informationen vermittelt wird. [Für die Übersetzerin allerdings eine steinharte Knacknuss – Lautmalerei, Endreime, Versmass und Inhalt möglichst verlustfrei auf die Reihe zu bekommen…] Das Lese- oder Lauschpublikum wird nicht überfüttert und doch genährt. 🙂 Und ganz zaubervoll sind die Illustrationen. Sie wirken auf den ersten Blick kinderzeichnerisch einfach und weisen dabei aber doch jede Menge spannend-informativer Details auf. Und dass die Bienen eine ansteckende Fröhlichkeit ausstrahlen, macht die ganze Geschichte zusätzlich einladend.

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    • Verbindlichen Dank für Deine zugeneigte Resonanz. 🙂
      Ja, diese VERSpielte und sympathisch bienenpersonalisierte Naturkunde ist durchaus ansprechend. Das Übersetzen von Reimen ist nicht leicht und manchmal nur mit sprachmelodischen Verlusten auszuführen.
      Deine Formulierung „Das Lese- oder Lauschpublikum wird nicht überfüttert und doch genährt.“ bringt es sehr treffend auf den Punkt.
      Die Illustrationen sind gleichwohl die Hauptattraktion und vermitteln Kindern hoffentlich eine gewisse Zutraulichkeit gegenüber Bienen.

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