- (*Es ist voller Bakterien)
- von Idan Ben-Barak
- Originaltitel:»Do not lick this book«
- Aus dem Englischen von Inge Wehrmann
- Illustrationen von Julian Frost
- Mit Raster-Elektronen-Mikroskop-Fotos von Linnea Rundgren
- Thienemann Verlag September 2018 www.thienemann.de
- gebunden
- Fadenheftung
- 32 Seiten
- Spotlack
- Format: 21 x 21 cm
- 12,00 € (D), 12,40 € (A)
- ISBN 978-3-522-45866-5
- Bilderbuch ab 4 Jahren
M I K R O B E N K O S M I S C H
Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©
Wir leben auf Tuchfühlung mit Mikroben. Dennoch entziehen sie sich wegen ihrer Winzigkeit unserer direkten Wahrnehmung. Das vorliegende Bilderbuch vermittelt Kindern auf humorvolle Weise einen Blick auf diese kleinen Lebewesen.
Mimi, eine kleine, blaue Mikrobe führt uns buchstäblich durch dieses Bilderbuch. Zu-nächst wird durch einen millimeterkleinen schwarzen Punkt, auf dem ca. 3.422.167 Millionen Mikroben Platz hätten, anschaulich gezeigt, wie klitzeklitzekleinkleinklein Mikroben sind, und sodann erfahren wir, daß Mimi auf dem Papier des Bilderbuches lebt. Eine 1000fache-Raster-elektronenmikroskopische Vergrößerung des Papiers eröffnet den Blick auf eine erstaunliche Faserlandschaft, in der Mimi herumlungert und sich langweilt.
Nun lassen wir ein Kind mit dem Finger auf eine eingekreiste Stelle auf der nächsten – nicht vergrößerten – Bilderbuchseite tippen und verhelfen Mimi so zu einer Abenteuer-reise in andere Gegenden. Sie trifft auf den Zähnen, die wiederum in vielfacher Vergrö-ßerung gezeigt werden, auf eine andere Sorte Mikroben, und eine davon namens Rosa ist neugierig und reist mit Mimi zusammen weiter.
Die Reise führt in das Gewebe eines T-Shirts, wo sich eine weitere Art von Mikroben tummelt. Eine davon, mit dem Namen Dieter, schließt sich Mimi und Rosa an, und gemeinsam erkunden sie den Bauchnabel und lernen dort Mikroben kennen, die auf der Haut leben, und eine davon, mit dem Namen Fred, hat ebenfalls Lust, Teil von Mimis Reisegesellschaft zu werden. Schließlich machen es sich alle vier Mikroben wieder auf dem Papier des Bilderbuches gemütlich.
Die Mikroben sind wie Zeichentrickfiguren gestaltet und tummeln sich in der Kulisse der echten elektronenmikroskopischen Fotos ihres jeweiligen Biotops. Sie erzählen in Sprechblasen, was sie vor Ort tun und wovor sie sich fürchten, beispielsweise vor Zahncreme und Seifenschaum. Da sie mit Gesichtern, Händen und Füßen ausgestattet sind, wirken sie wie kleine Persönlichkeiten.
Im Nachwort wird erklärt, daß Mikroben in Wirklichkeit keine Gesichter und keine Gliedmaßen haben, auch werden sie in ihrer wirklichen Körperform dargestellt und mit ihren wissenschaftlichen Namen (Mimi ist ein Kolibakterium, Rosa eine Streptokokke, Dieter ein Pilz und Fred ein Corynebakterium) genannt – was allerdings nicht ohne metafiktive Kommentare von Mimi, Rosa, Dieter und Fred bleibt.
Es ist beachtlich, wie in diesem Bilderbuch die für das bloße Auge unsichtbare Lebens- welt anschaulich gemacht wird. Die fast unvorstellbare Kleinheit der Mikroben wird faszinierend in Szene gesetzt und ihre biologischen Funktionen mit heiterer Gelassen- heit erklärt. „Dieses Buch auf keinen Fall ablecken“ ist eine sehr gelungene, kindgemäße und amüsante Einführung in die verborgene Welt der Mikroben.
Eine Ansteckung mit Neugier dürfte beim Kontakt mit diesem Bilderbuch unvermeidlich sein.
Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.thienemann-esslinger.de/thienemann/buecher/buchdetailseite/dieses-buch-auf-keinen-fall-ablecken-es-ist-voller-bakterien-isbn-978-3-522-45866-5/
Der Autor:
»Idan Ben-Barak hat einen Bachelor in Medizin, einen Master in Mikrobiologie und einen Doktortitel in Geschichte und Philosophie der Naturwissenschaften. Seine Bücher, „Kleine Wunder: Wie Mikroben Unsere Welt regieren“ und „Warum sind wir eigentlich noch nicht tot? – Alles über unser Immunsystem“, wurden weltweit veröffentlicht und preisgekrönt. Idan Ben-Barak lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Melbourne.« idanbb.wordpress.com
Der Illustrator:
»Julian Frost ist Illustrator, Designer und Animator. Weltweite Anerkennung erhielt er für seine Animation „Dumb Ways to Die“, die seit ihrer Veröffentlichung auf YouTube im Jahr 2012 über 160 Millionen Mal aufgerufen wurde. Es liegt ihm besonders, trockene und ernste Inhalte durch schräge und humorvolle Illustrationen zu vermitteln. Julian Frost lebt in Melbourne.« julianfrost.co.nz
Querverweis:
Ergänzend und weiterführend für ältere Kinder ab 9 Jahren empfehle ich gerne noch das erhellende Sachbilderbuch „Die unsichtbaren Welten mikroskopisch kleiner Tiere“ von Hélène Rajcak und Damien Laverdunt:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2018/09/05/die-unsichtbaren-welten-mikroskopisch-kleiner-tiere/
… lesen und schmecken wollen macht Sinn… das Ergebnis bleibt eine Erfahrung… *lächel*
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Das hast Du fein und sinnenfröhlich auf den gemeinsamen Erfahrungsnenner gebracht! 😀
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o (◡‿◡✿)
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Bis zu diesem „Verbot“ ist wahrscheinlich noch niemand auf die Idee gekommen, seine Bücher abzulecken …
egal was drin steht … :schmunzel:
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Die impulsgebenden Nebenwirkungen von Verboten wären in der Tat ein spannendes Forschungsgebiet … 😉
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Also was meine Erfahrung mit Kindern betrifft, wirkt keine Anweisung besser als ein Verbot, Neugier zu erzeugen. Und wie ich neulich noch las, unterstützen Wissenschaftler, dass Kinder ruhig ordentlich im „Dreck“ spielen sollen und Finger in den Mund stecken, auch das in der Nase bohren ist gut für das Immunsystem.
Ich finde, Kinder können nicht früh genug Fakten lernen. Es lässt die Welt besser verstehen. Dieses Buch klingt genau richtig für mich. Danke für die Vorstellung, liebe Ulrike.
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Vielen Dank, liebe Barbara,
für Dein lebhaftes Interesse.
Gewiß erzeugen Verbote Aufmerksamkeit und wahlweise abenteuerlustige oder hinterfragende kindliche Neugier.
Ich stimme Dir zu, daß man Kindern Weltwissens-Fakten (gleichwohl aber auch Phantasie) anbieten sollte und daß der Kontakt mit Alltagsdreck und eine nicht-sterile Umgebung gut für das Immunsystem sind.
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Wie meist im Leben sollte es ausgewogen sein!
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Hauptsache man hat keine vakuumverpackte, sondern eine liebesverpackte Kindheit!
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So soll es sein🎈 🐻 🎈
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Ich bin fest davon überzeugt, dass fast jedes Kind sofort in Versuchung kommt, das Verbot zu umgehen und trotzdem zu lecken😊 Das Buch werde ich den Erzieherinnen im Waldkindergarten empfehlen, die ich sowieso beim demnächst anstehenden Besuch beim Enkelfratz auf Deine Seite aufmerksam machen werde. Lieber Gruss an Dich , liebe Ulrike, Karin
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Ich vermute ebenfalls, daß dieses Ableckverbot manche Kinder dazu verlockt, nun erst recht – wenn auch nur heimlich und experimentell – das Buch anzulecken.
Es freut mich sehr, daß Du die Erzieherinnen des Waldkindergartens Deines Enkelchens empfehlend auf meine Webseite hinweisen möchtest.
Herzensgruß von mir zu Dir
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Hi, was für eine tolle Idee. Und auf die muss man auch erst einmal kommen, die Mikroben, die nun Mal allgegenwärtig sind, lustig für Kinder (und Erwachsene) darzustellen. Und wenn ich bedenke, dass gerade kleine Kinder ihre Bilderbücher auch mal gerne in den Mund nehmen, …(ist ja wichtig und gar nicht schlimm, dass Kinder alles in den Mund nehmen)
Muss ich reinschauen
Liebe Grüße
Nina
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Hab‘ Dank, liebe Nina,
für Deine mikrobisch unbefangene Begeisterung für dieses Bilderbuch.
Wenn Du die unter der Besprechung verlinkte Leseprobe anklickst, kannst Du die ersten zwölf Seiten besichtigen.
Nachmittägliche Grüße von
Ulrike
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Sehr anschaulich ist diese Buchvorstellung wieder, und sie erinnert mich an ein entsprechendes Buch für große Kinder:
Wenn du irgendwann Gelegenheit hast, „Strategien der Wirtsfindung“ von Brigitta Falkner anzuschauen, verpasse sie nicht: es gehört zu den beeindruckendsten Bilderbüchern (vielleicht passt Graphic Novel dazu), die ich seit Jahren gesehen habe.
Mich beschleicht gerade der Gedanke: sollte die Empfehlung womöglich von dir stammen? Egal, ich lösch das jetzt nicht 😀.
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Liebe Ule,
selbstverständlich darfst Du auch mir eine Empfehlung geben, zumal sie hier thematisch hervorragend paßt.
Die „Strategien der Wirtsfindung“ https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/strategien-der-wirtsfindung.html ist bei einem meiner Lieblingsverlage (Matthes & Seitz) erschienen, alleine dies macht eine Lektüre schon attraktiv für mich.
Herzlichen Dank für Deine Rückmeldung und Deine harmonische Zugabe. 😀
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Schon lustig, daß es zu fast jedem Thema ein schönes Buch gibt 🙂 Herrlich, die Mikrobenreisetruppe. So werden mir die kleinen Dinger gleich noch mal sympathischer. Auch wenn Mimi Koli oder Rosa Streptokokke an der falschen Stelle auch krank machen können. Aber sie leben auf uns und mit uns und wir mit ihnen. Die Darstellung hier ist jedenfalls sehr niedlich. Das ist wieder so ein tolles Buch auf deiner Seite! Danke für die schöne Rezension 🙂
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Es gibt wirklich kaum ein Thema, das nicht in irgendeiner Weise buchförmig behandelt wird.
Mir gefiel die lustige Mikrobenreisegruppe auch sofort. Dieses Bilderbuch macht das unsichtbare Miteinander von Körper und Mikroben auf amüsante Weise anschaulich.
Herzlichen Dank für Dein Wohlgefallen an meiner Buchempfehlung. 😀
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Ich danke dir 🙂
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Die Kinder werden das sich-des-Buchableckens-enthalten-Müssen zu verschmerzen wissen, wenn ihre neubegierige Entdeckerfreude dafür mit einer solchen Leseleckerei gefüttert wird. 🙂 Derartige Entdeckungsreisen faszinieren Kinder (fast jeden Alters) erfahrungsgemäß immer wieder. Und dass diese sehr realen Fabelwesen sogar im eigenen Körper hausen und sich dort durchaus auch nützlich machen, wird sie höchstwahrscheinlich noch spannender machen. Die Leseprobe vermittelt in der Tat einen höchst anschaulichen und amüsanten Einblick. 🙂
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Verbindlichen Dank für Deine Leseprobenverkostung und Deine positive Resonanz auf diese bakterielle Leseleckerei.
Das Ableckverbot wird gewiß durch die faszinierende, zu erblätternde Entdeckungsreise in den Mikrokosmos der körpereigenen Winzlinge ausgeglichen, das sehe ich wie Du. 🙂
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Sehr witzig und interessant anzusehen, diese Leseprobe.
Danke Ulrike
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Vielen Dank, liebe Nati,
für Dein Interesse und dafür, daß Du folgsam die Leseprobe besichtigt hast.
Aus bildrechtlichen Gründen konnte ich diesmal keine Innenillustration in meine Besprechung einfügen, aber die Leseprobe ist recht anschaulich.
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Ich fand sie völlig ausreichend, um zu erahnen, wie das gesamte Buch aufgebaut ist.
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