Zwischen zwei Sternen

  • von Becky Chambers
  • Roman
  • Originaltitel: »A Closed and Common Orbit«
  • Übersetzung aus dem Amerikanischen von Karin Will
  • Wayfarer-Universum Band 2
  • Fischer TOR Verlag   Februar 2018  www.tor-online.de
  • Taschenbuch
  • 464 Seiten
  • 9,99 € (D), 10,30 € (A)
  • ISBN 978-3-596-03569-4

INTERGALAKTISCH

Buchbesprechung  von Ulrike Sokul ©

Wie ich in der Besprechung des ersten Bandes aus dem Wayfarer-Universum schon an- gekündigt hatte, gewährt uns der zweite Band einen ausführlichen Blick in das Leben der Technikerin Pepper. Doch zuvor bedarf es eines kurzen Rückblicks zum Ausgang des ersten Bandes.

Die Wayfarer ist ein Tunneler-Schiff und bohrt im Auftrag der GU (Galaktische Union) an bestimmten Koordinaten stabilisierte Wurmlöcher ins All. Bei der letzten Bohrung wurde die Wayfarer von einem Raumschiff der kriegerischen Toremi mit einer Strahlen- dosis beschossen, wodurch es zu einem katastrophalen Kaskadenversagen kam, in dessen Folge die empfindungsfähige KI des Raumschiffs kollabierte. Das Wurmloch konnte nicht stabilisiert werden, und es gelang den vereinten Kräften der Crew nur knapp, das beschädigte Schiff aus der Gefahrenzone zu manövrieren.

In all den Jahren der Zusammenarbeit ist die KI der Besatzung ans Herz gewachsen, sie wird von allen liebevoll mit dem Spitznamen „Lovey“ angesprochen, und der Comptech Jenks ist sogar in die KI verliebt. Jenks hatte vor dem letzten Bohrauftrag seine alte Freundin Pepper gebeten, ein Bodykit für Lovey zu beschaffen, um sie eines Tages vom Schiff in einen mobilen Körper zu transferieren.

Der Neustart der KI-Systeme birgt die Gefahr, daß die alte „Lovey“ mit ihrer im Aus-tausch mit der Crew geformten Persönlichkeit gelöscht wird und nur das jungfräuliche Startprogramm einer Schiffs-KI übrig bleibt. Genau dies geschieht, doch da Jenks die vage Hoffnung hegt, daß die alte Lovey in der neuen Lovey datenspeichermäßig wieder-erwacht, bittet er Pepper, die neue Lovey  im Bodykit mitzunehmen und sich um sie zu kümmern. Das ist zwar illegal, denn die Gesetze der GU verbieten sogenannte „Mime-tische KI-Gehäuse“, aber Pepper kümmert das wenig, und sie reist mit der KI auf den neutralen Planeten Port Coriol, wo sie einen Schrott- und Reparaturladen betreibt.

Die KI sucht sich den neuen Namen Sidra aus und kämpft sich durch den reduzierten Wahrnehmungshorizont eines „menschlichen“ Körpers. Als multitaskingfähige Schiffs-KI wurde sie darauf programmiert, stets alles über diverse Kameras rundum im Überblick zu behalten, jede Bewegung und jede Veränderung zu registrieren und auszuwerten, was angesichts der räumlichen Unbegrenztheit und der unendlichen Detailfülle eines mulitispeziär besiedelten Planeten und des organisch-eingeschränkten Blickwinkels einer menschlichen Körperkonstruktion eine kognitive Herausforderung darstellt.

Pepper steht Sidra hilfreich zur Seite, und sie findet auch nach und nach technische Lösungen für Sidras Anpassungsschwierigkeiten. Besonders gefährlich und kniffelig ist ein internes Protokoll, daß es Sidra unmöglich macht, zu lügen oder direkte Handlungs- aufforderungen zu übergehen.

Als Sidra fragt, warum Pepper das Risiko eingehe, eine KI bei sich zu Hause aufzuneh-men, antwortet Pepper, daß sie etwas gutzumachen habe, denn sie sei von einer KI großgezogen worden.

In Rückblenden erfahren wir nun von Peppers Lebenslauf. Pepper wurde auf dem Plane-ten Aganon geboren bzw. gezüchtet. Auf Aganon befindet sich die letzte Kolonie der Bewegung „Bessere Menschheit“, die wegen ihrer extremen klassengesellschaftlichen Orientierung aus der GU ausgeschlossen wurde. Die Verbesserer manipulieren die Gene entsprechend der gesellschaftlichen Rolle und der Arbeit, die ein Mensch später ausfüllen soll. Menschen, die für niedere Arbeiten als Arbeitssklaven gezüchtet werden, bekommen nur zwei Genmanipulationen: Sie haben keine Körperbehaarung und sie sind unfruchtbar.

Damals hieß Pepper Jane 23, sie war eine von vielen Janes einer Generation, die in einer riesigen Fabrik Schrott säubern und wiederverwertbare Teile aussortieren. Erzogen und bewacht werden die Janes von maschinellen Müttern ohne Gesicht, sie lernen nur die Sachverhalte und Wörter, die für ihre Arbeitsaufgaben gebraucht werden. Jedes Jahr bekommen sie etwas anspruchsvollere Schrottaufgaben und ziehen in einen anderen Teil der Fabrik um.

Jede Jane hat eine dauerhafte Schlafpartnerin, da die „Mütter“ der Ansicht sind, daß diese Form der Nestwärme und zwischenmenschlichen Nähe für die Janes gesundheits-förderlich sei. Jane 23 teilt sich mit Jane 64 das Bett, und die beiden verstehen sich gut und haben einander wirklich gern.

Jane 23 findet Gefallen an ihrer Arbeit, sie ist aufgeweckt und tüftelt sich gerne durch schwierige Schrotteile, wofür sie von den Müttern gelobt wird. Als Jane zehn Jahre alt ist, kommt es zu einer Explosion, bei der einige Janes sterben und viele verletzt werden. Jane 23 erblickt durch die aufgerissene Fabrikwand zum ersten Mal den blauen Himmel und die unendliche Schrotthaldenlandschaft außerhalb der Fabrik. Dies macht einen solch nachhaltigen Eindruck auf sie, daß sie nach einigen Tagen heimlich nächtens gemeinsam mit Jane 64 in die Fabrikhalle zurückgeht, um Jane 64 den blauen Himmel zu zeigen.

Diesmal ist der Himmel zwar nicht blau, sondern schwarz, aber dafür voller silbrig funkelnder Lichter und Monde, was Jane 23 nicht minder fasziniert, und sie traut sich einige Meter nach draußen, während Jane 64 noch zögert. Jane 23 geht noch etwas weiter, bis eine Mutter auftaucht, Jane 64 festhält und Jane 23 befiehlt, sofort zurück-zukommen. Jane 23 schwankt kurz zwischen ihrer Anhänglichkeit an Jane 64 und ihrem Freiheitsdrang, und als Jane 64 ihr zuruft „Lauf!“, da läuft sie und läuft und läuft, und sie wird nicht verfolgt.

Nach einer Weile wird Jane 23 jedoch von wilden Hunden gejagt und ist fast am Ende ihrer Kräfte, nur reiner Überlebenswille hält ihre Beine in Bewegung. Plötzlich hört sie eine Stimme, die ihr zuruft, sie solle zu ihr laufen, sie könne sie beschützen. Jane sieht ein altes Shuttle aufleuchten und eine geöffnete Tür. Sie erreicht das Shuttle, die Tür schließt sich hinter ihr und die Hunde bleiben draußen.

Das Shuttle verfügt über Solarzellen, und deshalb hat es ausreichend Energie, um die schiffseigene KI sowie einige Bord-Funktionen aktiv zu halten. Die KI hat den Namen Eule und kümmert sich fortan um Janes Schutz und Bildung. Es gibt noch brauchbare Vorräte, Medikamente, Kleidung, Werkzeuge, ein Wasserfiltersystem usw.

Eules einfühlsame Erziehung eröffnet Jane neue Horizonte, sie erfährt von anderen Planeten, Spezies und Gesellschaftsformen, sie lernt lesen und schreiben, und ihr Wort-schatz erweitert sich beträchtlich. Denn in der Fabrik gab es nur gutes und schlechtes Benehmen, falsch und richtig sowie mechanisch-technisch-physikalische Adjektive, jedoch keine differenzierten Gefühlsausdrücke. Wieviel Welterschließung und Selbster-kenntnis in Worten liegt, wird bei Janes Wortschatzwachstum sehr anschaulich und anrührend deutlich.

Jane bringt technisches Grundwissen mit und unerschöpfliche Wißbegier, und sie beginnt kleinere Reparaturen am Shuttle vorzunehmen. Die unendliche Schrotthalde hat den Vorteil, daß genügend Ersatzteile und brauchbare Materialien zur Verfügung stehen, und den Nachteil, daß dort außer einem eßbaren Pilz keine Nahrungsmittel wachsen. Außerdem muß Jane aus einiger Entfernung Wasser herbeiholen, was wegen der wilden Hunde gefährlich ist. Mit Eules Hilfe baut sich Jane eine Waffe und kann sich erfolgreich gegen die Hundeangriffe verteidigen.

Eule ermutigt Jane, das Shuttle zu reparieren, damit sie den Planeten verlassen und den Einflußbereich der GU erreichen können. Es dauert neun Jahre, bis Jane das Shuttle soweit in Stand gesetzt hat, daß man damit fliegen kann. Treibstoff organisiert sie von einem in größerer Entfernung befindlichen Frachtdrohnenlandeplatz, wo der Schrott abgeladen wird. Dort findet sie in Laurian, einem Wachmann, einen unerwarteten Ver-bündeten. Laurian war eigentlich für eine Führungskraftrolle gezüchtet worden, wegen seines Stotterns wurde er dann jedoch aussortiert und zum Wachdienst versetzt.

Jane, Laurian und Eule gelingt die Flucht, und sie werden von der GU aufgenommen. Das Shuttle, inklusive der integrierten KI, wird allerdings beschlagnahmt, da es gegen diverse Raumflugsicherheitsvorschriften verstößt – Bürokratie ist wahrlich universell.

Auf dem Planeten Port Coriol beginnen Jane und Laurian miteinander ein neues Leben. Jane nennt sich fortan wegen ihrer Begeisterung für Gewürze Pepper und Laurian nennt sich Blue. Pepper arbeitet weiter als Schrott- und Reparatur-Technikerin, und Blue wird Maler.

Niemals gibt Pepper die Suche nach dem Verbleib des alten Shuttles auf, weil die Ki-Eule für sie gleichsam ein Familienmitglied ist. Eines Tages erhält sie die Information, daß ihr altes Shuttle in einem „Museum für interstellare Migration“ gestrandet sei …

Die Rückblenden in Janes/Peppers Kindheit und Jugend wechseln sich ab mit den Erfah-rungen Sidras auf Port Coriol. Das ergibt interessante Perspektivwechsel. Jane wird von der KI-Eule in Hinsicht auf das Leben mit Menschen und anderen Spezies geschult, u.a. durch das Erlernen der Sprache Klip, der gemeinsamen Sprache aller GU-Mitglieder, und durch kosmopolitischen Biologie- und Geschichtsunterricht.

Umgekehrt bemüht sich Pepper, die KI-Sidra mit dem wirklichen Leben und echten zwischenmenschlichen Interaktionen vertraut zu machen. Theoretisches Wissen ist kein Problem für Sidra, sie kann sich benötigtes neues Sachwissen oder Sprachkenntnisse einfach herunterladen und integrieren, aber unmittelbare Kontakte mit Menschen und anderen Spezies und körperliche Gefühlsreaktionen und echte Sinneserfahrungen sind anfangs eine große – teilweise aber auch angenehme – Herausforderung für Sidra.

Auch der zweite Wayfarer-Band wartet mit detailverliebt-einfallsreicher, zukunfts- musikalischer Technik und komplexer, intergalaktischer Gesellschaftsordnung sowie vielfältigen, teilweise buchstäblich kunterbunten Spezies auf. Faszinierend-unkonven- tionelle, interspeziäre, dreigeschlechtliche Variationen familiären Zusammenlebens spielen eine inspirierende Nebenrolle. Spannung und Humor kommen dabei auch diesmal nicht zu kurz.

Durch die beiden sehr ausgereiften Hauptfiguren Jane/Pepper und Sidra werden mit lebhafter Anschaulichkeit ethische, philosophische und sozialkritische Betrachtungen rund um Genmanipulation, künstliche und organische Intelligenz, Freiheit und Unfrei- heit, Bildung und Bindung sowie Lebenssinn und Bestimmung inszeniert.

„Bei den Sternen“: Davon will ich noch viel mehr lesen. Band drei der Wayfarer-Serie ist schon in greifbarer Sichtweite …

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite: https://www.fischerverlage.de/buch/becky_chambers_zwischen_zwei_sternen/9783596035694

Hier entlang zu einer weiteren begeisterten Rezension auf dem Buch-Blog „Feiner reiner Buchstoff“: https://feinerbuchstoff.wordpress.com/2018/02/12/flowerpower-goes-scifi-die-zweite/

Hier entlang zum ersten Band: Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten
Zum dritten Band: Unter uns die Nacht
Zum vierten Band: Die Galaxie und das Licht darin

Die Autorin:

»Becky Chambers ist als Tochter einer Astrobiologin und eines Luft- und Raumfahrttechnikers in Kalifornien aufgewachsen. Die Zeit zum Schreiben ihres ersten Romans hat sie sich durch eine Kickstarter-Kampagne finanziert. Das Buch wurde prompt zu einem Überraschungserfolg.«

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17 Kommentare zu “Zwischen zwei Sternen

  1. Liebe Ulrike,

    heute habe ich endlich die Zeit gefunden, die deine Beiträge verdienen!

    Ganz lieben Dank für die ausführliche und eindrückliche Besprechung! Wie du weißt, pausiere ich aktuell mit dem zweiten Band (ich stecke derzeit bei der Explosion), weil mich die Handlung und die Figuren bislang nicht so ansprachen wie Band 1. Der Auftakt hatte mich so überrascht und begeistert – Band 2 ist da gänzlich anders, nicht nur, weil andere Figuren im Fokus stehen. Dein Artikel macht gut deutlich, dass der zweite Teil sich deutlich vom ersten abhebt. Aber deine Zeilen haben mich nun neugierig darauf gemacht, mehr von Pepper, Blue und Eule zu erfahren. 🙂

    Viele Grüße
    Kathrin

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    • Liebe Kathrin,
      ich danke Dir für Deine aufmerksame Nachlese und Deine Komplimente zu meiner Rezension.
      Es freut mich, daß es mir gelungen ist, Dich zum Weiterlesen des zweiten Bandes zu animieren. Die Handlung bekommt nach Peppers Flucht aus der Schrottfabrik wesentlich mehr Dynamik.

      Frühlingsgrüne Grüße :mrgreen:
      Ulrike

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  2. Ich muss nun endlich auch mal wieder Science Fiction lesen. Die Tor-Reihe von Fischer hält da interessante Titel bereit. Werde mir beide Romane von Chambers auf die Liste setzen, ihr erster Band ist mir vom Namen her bekannt. Viele Grüße

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    • Hab‘ Dank für Deine interessierte Rückmeldung.
      Schön, daß meine Becky-Chambers-Empfehlung – die Besprechung des dritten Bandes folgt in einigen Tagen – Dir wieder einmal eine Science-Fiction-Lektüre schmackhaft gemacht hat.
      Intergalaktische Grüße!

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  3. Ich habe gleich den ersten Band angefangen zu lesen, wie es sich gehört natürlich digital, und bin begeistert. Nochmals danke für die Empfehlung. Der zweite Teil wird auch nicht mehr lange warten müssen. Ach ja, die Rezension war wie immer – einfach toll.

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  4. Dass du den zweiten (und den dritten) Teil mögen würdest, war mir klar. Ich auch.
    Ich kann mich immer noch nicht entscheiden, welchen ich lieber mag, ich glaube, das ist stimmungsabhängig. Aber egal wo, es ist so viel darin, was Anlass zum Nachdenken und Herumphilosophieren gibt. Und es sind so kluge und herzenswarme Bücher!
    Ich kann dein Lob nur jederzeit unterschreiben.
    Liebe Grüße
    Christiane 😁😺

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    • Vielen Dank, liebe Christiane,
      für Deine harmonische Bestätigung meiner Lesebegeisterung für Becky Chambers Romane.
      Ich finde ebenfalls, daß in jedem Band eine beachtliche Menge bedenkens- und betrachtenswerter Lebensaspekte dargestellt wird. Es sind Bücher mit Herz und Verstand und außerirdischem Vorstellungsvermögen.
      Galaktische Grüße von mir zu Dir :mrgreen:

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  5. Hier sprudelt uns Lesebegeisterung in munteren Strömen entgegen. 🙂 Und das ist für mich auch durchaus leicht nachzuvollziehen. Eine fantasiereiche Geschichte und lebendige Protagonisten mit ausgeprägtem Charakterprofil – das sind ja schon mal leseschmackhafte Zutaten. Besonders spannend erscheint mir die Perspektive der KI, die sich mit dem “menschenähnlichen” Wahrnehmungshorizont auseinandersetzt. So ein Perspektivenwechsel kann manchmal ganz nützlich sein, um sich darüber klar zu werden, dass unsere Wahrnehmung die Welt ja nicht zeigt, wie sie ist, sondern dass wir sozusagen einfach ein artspezifisch gefiltertes und eingefärbtes Bild von dieser Welt empfangen. Beklemmend wirken die genmanipulatorischen Aktivitäten der “Menschheitsverbesserer” – denn dergleichen scheint mir auch unserer irdischen Realität näher zu sein, als uns lieb sein kann.

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    • Verbindlichen Dank für Deine zugeneigte Resonanz und Deine feinsinnigen Betrachtungen zum artspezifischen Wahrnehmungshorizont. 🙂
      Die genmanipulatorischen Methoden der „Menschheitsverbesserer“ sind in der Tat beklemmend und alles andere als weltfremd.
      Becky Champers bringt viel aktuelle Gesellschaftskritik in ihrer Zukunftswelt unter. So sieht beispielsweise Pepper bei der Flucht von ihren Ursprungs- planeten mit wachsender Empörung, daß ein ganzer Kontinent als wüster Schrottplatz dient, während ein anderer Kontinent in meeresweiter Entfernung über komplexe, funkelnde Städte und grünes Land verfügt, und Pepper kann es nicht fassen: „Sie lagen so weit entfernt von den Schrotthalden, dass keine der beiden Seiten je von der anderen wissen würde. In diesen Städten konnte man sein ganzes Leben verbringen, ohne je zu erfahren, wie schlimm es anderswo war.“ (Seite 370)
      Die Aktualität dieser Anspielung ist sehr deutlich.

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      • Ja, diese aktuelle Gesellschaftskritik war ja auch im ersten Band sehr präsent (und wird sich, wähn‘ ich, auch im dritten Band nicht plötzlich in „eierkuchige Schönfärberei“ verwandeln). Auch das hat (durchaus nicht nur auf diese Trilogie bezogen) eine recht beklemmende Seite. Ein auf aktuellen Verhältnissen basierender Zukunftsroman kann mit einigen Jahrzehnten Abstand visionär wirken. Ganz einfach deshalb, weil die in der Vergangenheit gebaute Schei**, obwohl als solche erkannt, immer wieder mit aller Teufels Gewalt Junge bekommen muss…

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      • Ich kann bestätigen, daß die aktuelle Gesellschaftskritik im dritten Band sogar noch überdeutlicher wird.
        Ermutigend ist jedoch die Lernfähigkeit der Menschheit, die ebenfalls thematisiert wird. Aus den Fehlern der Vergangenheit, die ungefähr unserer Gegenwart entspricht, wurde gelernt und es konnte sich ein wesentlich nachhaltigeres Gesellschaftskonzept etablieren.

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      • Das klingt doch vielversprechend. 🙂
        Ich hatte zwar auch schon meine Zweifel an der Lernfähigkeit der Menschen. Inzwischen glaube ich aber, dass es dem Menschen nicht grundsätzlich an der Lernfähigkeit gebricht, sondern nur öfters mal am Willen, diese zu nutzen. 😉

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Sie dürfen gerne ein Wörtchen mitreden, wenn's konveniert!