MONSTA

  • Text von Dita Zipfel
  • Illustrationen von Mateo Dineen
  • TULIPAN Verlag  Juli 2018 http://www.tulipan-verlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 21 x 28 cm
  • 48 Seiten
  • 15,00 € (D), 15,50 € (A)
  • ISBN 978-3-86429-387-0
  • Bilderbuch ab 4 Jahren

MONSTER  MÜHSAL  MITGEFÜHL

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Die kindliche Befürchtung, daß ein gruseliges Monster unterm Bett hause und des Nachts Angst und Schrecken verbreite, wird in diesem Bilderbuch einmal gründlich auf den Kopf gestellt.

Das Monster, von dem diese Geschichte handelt, schreibt nämlich frustriert sein Kündi-gungsschreiben an das furchtlose Kind, das es sich zum Begruseln ausgesucht hat. Ja, auch Monster haben Gefühle, und diese werden dem Kind nun ausführlich dargelegt.

Dabei wird uns Einblick in die Monsterkinderstube gewährt, und wir lernen die liebe Monstermama und den großen GROAR kennen, welcher der Vater und das große Gruselvorbild des zugegebenermaßen doch noch recht kleinen Monsters ist.

Voller Vorfreude und Arbeitseifer ist das Monster bei seinem von ihm ausgesuchten Kind eingezogen, hat sich unter dem Kinderbett eingerichtet und wirklich alles getan, um das Kind zum Erschrecken zu bringen. Doch egal, was das Monster auch inszeniert: Von Türenquietschen bis Knochenknacken, von grimmigen Monsterblicken bis Monster- fellsträuben und Monsteratem ins Ohr pusten, Bettdecke wegziehen und Kinderhaare verknoten – nichts hat funktioniert. Dieses Kind ist einfach unbegreiflich unerschreck- bar und schläft entspannt weiter.

Das Monster ist darüber dermaßen gekränkt und entmutigt, daß es ein Kurbad in der Teetasse nehmen muß, um seine Kräfte neu zu sammeln und sich zu besinnen. Das Ergebnis dieser Besinnung ist der Entschluß, zu kündigen und sich woanders (bei einer Geisterbahn) zu bewerben. In seinem Abschiedskündigungsbrief verspricht das Monster, erst dann zurückzukommen – und auch nur vielleicht und probehalber -, wenn das Kind sich endlich mal richtig dolle erschrecke und nach ihm suchen würde …

Illustration von Mateo Dineen © Tulipan Verlag 2018

Dieses Bilderbuch kann man getrost sogar ängstlichen Kindern vorlesen und zeigen. Das Monster schaut niedlich-witzig aus und weckt deutlich eher Beschützerinstinkte als Furcht. Schließlich möchte das Monster nur seiner Berufung folgen und bei „seinem“ Kind Gruselerfolg haben. Auch verläßt es „sein“ Kind nur widerwillig und sichtlich betrübt, was das Monster durch- aus noch sympathischer macht, als es ohnehin schon wirkt.

Der Text von Dita Zipfel hat einen saloppen umgangssprachlichen Stil mit lebhaft-dynamischer Satzdramaturgie und Wortwitz. Die typographische Darstellung des Textes in der Handschrift des Monsters und die gelegentlich durchgestrichenen Schreibfehler und Korrekturen unterstreichen das im Grunde kindliche Gemüt des Monsters. Daß das Wort Kind im Text stets mit t geschrieben wird, will ich mal als Monsterdialekt durchgehen lassen.

Die Illustrationen von Mateo Dineen halten eine augenzwinkernde Balance zwischen dem Gruselanspruch des Monsters und seiner tatsächlich zwar glupschäugig-schrägen, aber doch flauschig-harmlosen Erscheinung, die mimisch und körpersprachlich sehr ausdrucksvoll gestaltet ist.

Die Darstellung eines kleinen Gruselmonsters als verletzlich-kindliches Wesen (mit Rechtschreibproblemen), das sich vergeblich bemüht, Angst und Schrecken zu verbreiten, mag dazu betragen, kindliche Gruselängste abzuschwächen.

Da dieses kleine Monster so viel Sympathie weckt, freut man sich auch monstermäßig mit über die heitere Wendung, die diese Geschichte am Ende noch nimmt.

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite: Monsta

Die Autorin:

»Als Dita Zipfel ungefähr in deinem Alter war, schlief sie jede Nacht mindestens neun Stunden wie ein Stein. Wenn jemand sie gefragt hätte, wie sie das macht, hätte sie gesagt, dass sie das unglaublich einschläfernde Gefühl hat, dass da jemand an ihrem Bett Wache hält. Als sie eines Morgens einen Brief auf ihrem Bauch fand, wusste sie auch, wer das war: MONSTA. Jetzt liegt sie jede Nacht mindestens eine Stunde wach, bereit, sich zu gruseln.«  https://www.ditazipfel.de/

Der Illustrator:

»Mateo Dineen, 1972 in San Mateo/Kalifornien geboren, studierte Illustration an der Academy of Art University in San Francisco. Seit 2004 lebt er als freischaffender Künstler in Berlin. Bekannt wurde er durch seine Monster-Gemälde im Comic-Stil.«  https://www.mateo-art.com/

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45 Kommentare zu “MONSTA

  1. Nach dem Lesen dieses Buches – ja, vielleicht schon nach Anschauen des Covers – dürfte es wohl kaum noch jemanden geben, der Angst vor Monstern hat. Dieses ist ja wohl ein knuddelsüßes Exemplar, dass man einfach nur ganz zärtlich abküssen möchte 🙂

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  2. Hach, wenn das kein Buch für mich ist, liebe Ulrike 🙂
    So ein Monster möchte ich zu gerne um mich haben und ich würde mich so dolle gruseln, daß ihm warm ums Monstaherzchen würde und sein Kuschelfell würde ich täglich bürsten und an meinem Fußende dürfte es gerne schlafen. Ach ja, wer weiß, vielleicht wärs auch heute noch fürs Enkelchen ein Büchlein zum freudigen Gruseln. Da steckt die Oma nicht so recht drin, denn oft irrt sie sich ja auch.
    Die Comiczeichnungen von Mateo Dineen sind irre schön verrückt und sehr liebenswert.
    Meine Tochter zeigte sie mir mal und ich war total begeistert

    Herzliche Grüße von Bruni

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    • Schön, daß Du ein weiches und warmes Herz für kleine Monster hast, liebe Bruni. Bei der von Dir angebotenen Fürsorge und Pflege, würde es wohl niemals ausziehen, und es hätte endlich Gruselerfolgserlebnisse. 😉
      Ob „Monsta“ sich für Dein Enkelchen zum freudigen Gruseln eignet, kann ich selbstverständlich nicht garantieren – probiere es einfach aus.
      Die Comics von Mateo Dineen habe ich noch nicht kennengelernt, aber schau doch mal auf seiner Webseite https://www.mateo-art.com/books nach, da sind auch noch mehr Innenabbildungen aus „Monsta“ zu sehen.
      Herzliche Grüße auch von mir zu Dir

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  3. Oh man. Diese Rezension hätte ich mal früher lesen sollen, dann hätte ich doch dieses Buch verschenkt. Ich muss mir das Monsterbuch bei meinem Buchdealer mal ansehen. Die Bilder sind ja schon sehenswert.
    Lieben Gruß
    Andrea

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    • Hab‘ Dank für Dein interessiertes Leseecho, liebe Andrea.
      Ich hoffe, beim nächsten Monsterbedarf kannst Du Dich getrost auf „Monsta“ als Bilderbuchgeschenk verlassen.
      Abendsonnige Grüße von mir an Dich

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  4. Das ist nun allerdings wirklich ein ausgesprochen knuffiges Monster, das man einfach mögen MUSS. 😀 Da ist es schon irgendwie schade, dass ein so ausgeprägtes Gemochtwerden dem edlen Handwerk des Begruselns doch gründlich in die Quere kommt. Ein Dilemma. Und dass nun ausgerechnet ein solches Knuddelmonster auf ein hochgradig begruselresistentes Kind treffen muss, ist wohl einer jener Zufälle, die es nur im wirklichen Leben geben kann, da niemand auf die Idee käme, sich dergleichen auszudenken… 😉
    Auf jeden Fall steckt hinter dieser Geschichte eine ganz clevere Idee. Denn monsterangstgeplagte Kinder würden sich ja nie damit beruhigen lassen, dass es doch in Wirklichkeit gar keine Monster gebe. So viel Unverständnis wäre ja nur Öl ins Feuer der Monsterangst. Stellt das Kind aber bei der Lektüre fest, dass so ein Monster auch „nur ein Mensch” ist, wird es vielleicht sogar Empathie zeigen. Auch wenn ich das jetzt grad nicht so in der Praxis testen kann, bin ich sehr zuversichtlich, dass dieses Buch prima gegen kindliche Monsterängste wirken kann.

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    • Verbindlichen Dank für Deine ausführlichen, pädagogisch wertvollen Betrachtungen zu Monsta. 😀
      Angeblich beruht diese Geschichte auf der persönlichen Lebenserfahrung der Autorin, somit können wir einfach nur ausgedachte Zufälle zuverlässig ausschließen. 😉
      Ich denke, ebenso wie Du, daß es besser ist, die Monsterangst eines Kindes zu akzeptieren und durch die Bilderbuchbegegnung mit einem Monster von hohem Knuffigkeitsgrad einen heiteren Ausgleich anzubieten.
      In den szenischen Darstellungen wird wiederholt deutlich gezeigt, wie klein das Monster im Vergleich zu Körpergröße des Kindes ist. Dies trägt neben dem Niedlichkeitsaspekt zur Entspannung von Monsterängsten bei.

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      • 🙂
        Also doch – so eine abgefahrene Geschichte musste ja einen Bezug zum wirklichen Leben haben. 😀
        Ja, die kindliche Monsterangst einfach als Einbildung wegdiskutieren zu wollen, ist meist ein Klassiker des Verschlimmbesserns. 😉 Kann das Kind hingegen so wie hier mit einem Monster auf Tuchfühlung gehen und es als doch eher „unfurchtbar“ erleben, schaut die Sache gleich ganz anders aus. 🙂

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  5. Ich schließe mich Susanne an: ich find’s auch zum Küssen und würde ihm gern Asyl gewähren in meiner schönsten Teetasse -:)))
    Dir einen monstazärtlichendiezähnesindwirklichzumgruseln Abendgruß, Karin

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    • Herzlichen Dank für Deine monstazärtliche Resonanz, liebe Karin.
      Ich merke schon, ich habe präzise das Bild ausgewählt, mit dem das Monsta spielend die Herzen erobert. 🙂
      Ja, die Zähne und die Zahnstellung sind ziemlich gruselig, aber das Flauschefell gleicht das mehr als genug aus.
      Herzensgruß von mir zu Dir

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  6. Ich glaub, ich sollte mal Bescheid geben, dass es Zeit ist für Enkelkinderchen oder ähnliches. Muss mich mal umschauen, welches Kind ich mit diesem Buch beglücken könnte. Oder vielleicht mich selber? Macht auf alle Fälle Lust aufs Lesen!

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  7. Schon beim Lesen musste ich grinsen. Da mein Herz eh für Underdogs schlägt, gefällt mir das Buch besonders gut. Und eine einfache Handlung mit Happy End….was wünscht man sich mehr für ein kleines Kind.
    Erschreckend unerschreckend schön, liebe Ulrike
    👻Grüße, Barbara

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    • Verbindlichen Dank, liebe Barbara,
      für Deine zugeneigte Monsta-Zustimmung und die sehr passende Formulierung „erschreckend unerschreckend schön“.
      Ja, wir haben in diesem Bilderbuch eine einfache, gleichwohl gefühlvolle Handlung und ein beruhigendes Happy End.
      Heitere Abendgrüße von
      Ulrike

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  8. Schön und geschmackhaft hast du dieses Buch wieder beschrieben! Es ist aber auch eine tolle Idee, dass ein Kind so gar nicht zum Gruseln gebracht werden kann und dass dem Monster nurnoch die Idee mit der Kündigung kommt! Allerliebst sieht es in der Teetasse aus. Und trotzdem,ich wollte es nicht anstellen. Wer weiß, auf welche Ideen so ein Monster kommt, das doch so harmlos wirkt.😉Liebe Grüße, Petra

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    • Vielen Dank, liebe Petra,
      für Deine interessierte Rückmeldung und die Wertschätzung der Entgruselungs- inszenierung. Da das Monsta im Bilderbuch nach seiner Kündigung eine andere angemessene Anstellung für seine Talente findet, wird es wohl nicht an Deine Türe klopfen und um Arbeit nachfragen. 😉
      Mit herzlichem Gruß von mir zu Dir

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    • Liebe Christiane,
      vielen Dank für Deine Monsterbetrachtungen.
      Ein Monster zum Knuddeln ist gewiß ein Widerspruch, jedoch einer, der viel Spielraum für Monstermitgefühl bietet. 😉
      Liebe Grüße auch von mir zu Dir

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