Wie kommt die Kunst ins Museum

  • Ein Wimmelsachbuch über die Kunst
  • Autoren: Ondřej Chrobák, Rostislav Koryčánek und Martin Vaněk
  • Originaltitel: »Jak se dělá galerie«
  • Aus dem Tschechischen von Lena Dorn
  • llustrationen von David Böhm
  • Gastillustrator: Jiři Franta (S. 22 – 25)
  • Format: 24 x 34 cm
  • 72 Seiten
  • gebunden, Halbleinen
  • Fadenheftung
  • LESEBÄNDCHEN
  • Karl Rauch Verlag  2017  http://www.karl-rauch-verlag.de
  • ISBN 978-3-7920-0368-8
  • 20,00 € (D), 20,60 € (A)
  • ab 8 Jahren

M U S E U M S M U N T E R M A C H E R

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

„Wie kommt die Kunst ins Museum“ ist ein Sachbilderbuch, das Kindern anschaulich vermittelt, wie ein Museum funktioniert und wie interessant, bereichernd, kommunikativ und begegnungsvielseitig ein Museumsbesuch sein kann.

Zunächst wird erklärt, daß öffentliche Museen, wie wir sie heutzutage kennen, eine verhältnismäßig neue gesellschaftliche Einrichtung sind. Früher gab es Adlige, die private Sammlungen mit Kunstwerken und Kuriositäten anlegten und diese auch von einem Verwalter pflegen und inventarisieren ließen. Diese Gemäldegalerien und Kuriositätenkabinette waren jedoch nur einem privilegierten Publikum und einigen Künstlern zugänglich und dienten – abgesehen von der Sammellust – dem Prestige des Sammlers.

Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Viele Städte erhöhen gerne ihr kulturelles Prestige und ihre touristische Attraktivität durch gepflegte öffentliche Museen und besonders publikumswirksame Ausstellungen. Auf einer ausklappbaren Doppelseite zeigt das Buch steckbriefartig eine Auswahl von repräsentativen Museumsgebäuden vom Jahre 1471 an bis heute.

Nachdem wir solche historischen Hintergründe und Entwicklungen absolviert haben, können wir endlich ein Museum aufblättern und einen ausführlichen und detaillierten Blick in die Ausstellungsräume und hinter die Kulissen werfen.

Hier gibt es vielfältige Arbeitsfelder: Von der Museumsdirektorin und dem Kurator über Verwaltungsangestellte, Restauratoren, Fotografen, Kassenpersonal, Museumsaufsicht und Hausmeister bis zur Raumpflegerin wird das Museumspersonal ebenfalls steckbrief-artig gleichsam aus dem Arbeitsleben gegriffen und in seinen jeweiligen Arbeitsbe- reichen dargestellt. Dabei kommentiert ein jeder seine Tätigkeit.

Neben der stillen Betrachtung einer Ausstellung bietet ein Museum auch geführte Besichtigungen an, außerdem museumspädagogische Werkstätten für Kinder und Erwachsene, in denen sich Besucher selber kreativ betätigen können. Vorträge zu museumsnahen Themen und auch künstlerische Aufführungen runden das kulturell-kommunikative Angebot ab.

„Wie kommt die Kunst ins Museum“ thematisiert zudem die Museumssicherheits- technik, den Erwerb und die sachgemäße Lagerung, Archivierung und Restaurierung von Kunstwerken sowie die unterschiedlichen Möglichkeiten, eine Sammlung zu präsentieren – also beispielsweise chronologisch oder thematisch.

Mehrere Seiten widmen sich der Vorbereitung und Präsentation einer neuen Ausstellung, die von der ersten Idee bis zur Vernissage in ihrer komplexen organisa- torischen, personellen und logistischen Leistung Schritt für Schritt beschrieben und gezeigt werden.

Die letzten Buchseiten enthalten ein bebildertes Glossar all der berühmten Kunstwerke, die in den vorhergehenden Szenerien zu sehen waren. Der Illustrator hat sie zwar in seinem flächigen Malstil nachgemalt, dennoch sind sie für den Kunstkenner unver- kennbar zuzuordnen und für den kindlichen Betrachter wimmelsuchbildgemäß spielerisch wiederzufinden.

Das geschickte Layout bietet mit seinem farblichen und strukturellen Abwechslungsreichtum eine ebenso kunterbunt-verspielte wie klar-geordnete Perspektive auf den Lebensraum eines Kunstmuseums. Die anschauliche Korrespondenz zwischen Text und graphisch-illustratorischer Darstellung unterstützt die kindgerechte Informationsvermittlung.

Die Texterläuterungen sind leicht zugänglich und konzentriert-informativ; sie werden mit amüsanten kleinen Anekdoten abgerundet. So habe ich etwa dazugelernt, daß die Eremitage in Sankt Petersburg das einzige Museum ist, in dem Katzen wohnen dürfen, und daß die Menschen, die Vernissagen eher wegen der Häppchen und Getränke besuchen als wegen der Kunst, Tauben-geschwader genannt werden.

„Wie kommt die Kunst ins Museum“ lädt in Bild und Text zum vergnüg- lichen Entdecken ein und so kommt vielleicht neben der Kunst auch so manches Kind ins Museum.

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://karl-rauch-verlag.de/buecher/wie-kommt-die-kunst-ins-museum/

Die Autoren:

»Ondřej Chrobák ist Kunsthistoriker und war Kurator u.a. der Grafischen Sammlung der National Galerie Prag.
  Rotislav Koryčánek ist Kunsthistoriker, hat für verschiedene Museen gearbeitet und Ausstellungen kuratiert.
  Ondřej Chrobák ist Kunsthistoriker und war Kurator u.a. der Grafischen Sammlung der National Galerie Prag.«

Der Illustrator:

»David Böhm ist Absolvent der Akademie für Bildende Künste in Prag. Sein umfangreiches künstlerisches Werk wurde bereits in Galerien in New York, Berlin und Kiew ausgestellt.«

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26 Kommentare zu “Wie kommt die Kunst ins Museum

  1. Museen besuche ich sehr selten. Dabei mag ich Museen. Schon als Kind war ich total fasziniert davon. Damals war der Eintritt nicht so teuer und wenn mir langweilig war, bin ich oft in einem Museum rumgeschlendert. Mein Lieblingsmuseum war das Babylon hier in Berlin. 😃
    Das Buch für die Kids finde ich eine ganz tolle Idee. Gibt es tatsächlich noch Kids, die sich dafür interessieren ? 😅

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    • Lieben Dank für Deine museumszugeneigte Rückmeldung. In Berlin hast Du eine große und vielfältige Auswahl an Museen, da kann wohl keine Langeweile aufkommen. 🙂
      Da ich selbst in einem Museum (https://klingenmuseum.de/pages) arbeite, kann ich selbsterfahren bestätigen, daß es nach wie vor Kinder gibt, die gerne und lange im Museum verweilen und/oder lebhaft an unseren spannenden museumspädagogischen Angeboten teilnehmen. :mrgreen:

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      • Ja, das KLINGENMUSEUM ist wirklich interessant und vielseitig – es gibt nicht nur Schwerter aus allen Epochen zu bewundern, sondern auch handwerkliche und chirurgische Schneidwerkzeuge, außerdem Rasierklingen, Taschenmesser, Lichtputzscheren, Federmesser und Bestecke usw …
        Die Kinder sind beim Messerschmieden gewissermaßen sogar Feuer & Flamme, da sie zunächst auf die altmodische Art mit Feuerstein, Schlageisen, Zunder und Strohglutnest das Feuermachen lernen.
        ⚔ 🐉 ⚔ 🐉 ⚔

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  2. Mich mußte man nicht reinprügeln, aber man bekam mich kaum noch raus *lach*
    Einmal wurde in Bonn ein Suchtrupp losgeschickt, um mich zu suchen. Was ich da gerade anschaute, weiß ich leider nicht mehr.
    Scheint mir ein tolles Buch zu sein und ich wünsche mir, daß es auch im Museumsshop der neue eröffneten Kunsthalle in MA ausliegt, denn in allen Museumsshops würde es gebraucht. Da könnten es schon die vielen Omas und Opas dem Enkelchen erst mal mit nachhause nehmen und dann gehts los!

    Herzlichst, Bruni

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    • Liebe Bruni,
      herzlichen Dank für Deine nette museale Kindheitserinnerung. Schade, daß Du nicht mehr weißt, was Dich und Deine Aufmerksamkeit so sehr gefesselt hat, daß man Dich mit Suchtrupp wiederfinden mußte. Weißt Du denn noch, welches Museum es war?
      „Wie kommt die Kunst ins Museum“ empfiehlt sich auf jeden Fall für alle Museumsshops, die ihren Besuchernachwuchs „anfüttern“ möchten.
      Sommersonnige Grüße von mir zu Dir :mrgreen:

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      • Es ist lange her, liebe Ulrike. Es war damals keine aktuelle Ausstellung, kein modernes Haus und meiner Erinnerung nach mitten in der Stadt. Ich hing über einem der Schaukästen, aber das tue ich heute noch 🙂 Anschließend sind wir noch ins Beethovenhaus, daran erinnere ich mich gut. Ich habe schon ewig nicht mehr daran gedacht.
        Liebe Grüße an Dich

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  3. Ich bin immer wieder überrascht und begeistert über Deine sogenannten Kinderbuchvorstellungen, liebe Ulrike. Ich weiß nicht, was es über mein Allgemeinwissen aussagt, daß ich so viel aus Kinderbüchern lernen kann, aber oft lerne ich auf diese spielerische Weise lieber. Ich sage mir einfach, daß ich im Kern noch Kind geblieben bin! 😊

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    • Da geht es mir wie Dir, liebe Tanja,
      in Bezug auf Kinderbücher bin ich sozusagen mein eigenes Kind und habe meine helle Freude an spielerischer Wissensvermittlung.
      Vielen Dank für Deine begeisterte Resonanz!
      Sonnige Herzensgrüße von mir zu Dir 🙂

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  4. Wahrscheinlich hätte ich als Schulkind jeden abgewimmelt, der mir Museen hätte schmackhaft machen wollen. Und auf die Frage „Wie kommt die Kunst ins Museum?“ hätte ich vermutlich geantwortet: „Mir egal, solange sie dort bleibt.“ 😉
    Womit auch bereits gesagt ist, dass ich es für eine originelle und mutige Idee halte, Kinder mit einem sachlich-sächlichen Wimmelbilderbuch für Museen zu begeistern. Ich vermute stark, dass es auch eine sehr nützliche Idee ist. Denn Kinder, die beim Stichwort „Museum“ erst mal argwöhnisch Staubtrockenheit und Sterbenslang- weiligkeit befürchten, dürften so etwas wie ein nachwachsender „Rohstoff“ sein. 😉
    Dabei können Museen, ist die Hemmschwelle erst überwunden, durchaus eine bereichernde Angelegenheit sein. Deine Beschreibung und die Leseprobe (auch wenn man sie mehr erahnen als wirklich lesen kann) erwecken bei mir jedenfalls den Eindruck, dass eine lustprinzipielle Hemmschwellenminderung durchaus machbar ist. 🙂

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    • Verbindlichen Dank für Dein differenziertes Echo. 🙂
      Mir scheint, ich war wohl ein museumsfrühreifes Kind, denn ich bin immer begeistert mit meinen Eltern in Museen spaziert und habe mich von staubtrockenen Vitrinen nicht entgeistern lassen.
      Heutzutage ist die Museumspräsentation meist wesentlich animierender und zum Teil auch sinnlich anfaßbar und erlebbar gestaltet, was ich durchaus begrüße.
      Deine feinfamose Formulierung „lustprinzipielle Hemmschwellenminder- ung“ bringt die musealen Nebenwirkungen dieses Bildersachbuches sehr schön auf den Punkt. :mrgreen:
      PS: Bei mir auf dem Laptop-Bildschirm ist die Leseprobe übrigens gut leserlich. Hast Du auf dem Rechner oder auf dem Smartphone geguckt?

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      • Auch museumsfrühreife 😀 Kinder werden an „deinem“ Buch bestimmt ihre helle Freude haben.
        Die Möglichkeiten der Museumspräsentation haben sich zweifellos gewaltig entwickelt. Und sinnliche Erfahrung ist nun mal attraktiver als ehrfürchtiges Staunen. 😉
        Die Leseprobe habe ich auf einem 27″-Bildschirm angesehen – das Teil ist also nicht unbedingt winzig. Winzig sind aber die Seiten in der Leseprobe – und wenn man zoomt werden sie verschwommen. Inzwischen habe ich aber festgestellt, dass man das auch als pdf auf den Rechner laden kann. Dann sieht die Sache anders aus. 🙂

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      • Offenbar zeigt mein Rechner mit nur 17″-Bildschirm die Leseprobe direkt im pdf-Format, da sie klar und deutlich lesbar ist – manchmal ist es mir etwas unheimlich, was mein Rechner in den für mich unsichtbaren Tiefen des Programms einfach so vorgibt. 🙂

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      • Manchmal redet auch der Browser noch ein Wörterl mit, wenn es um Anzeigemodi geht. Aber hier dürfte es tatsächlich an den allgemeinen Einstellungen der Datenmaschine liegen. Ich bin da generell sehr restriktiv (ich lasse z.B. auch keine automatischen Updates zu und habe den „Flash-Player“ nicht installiert). Das kann natürlich schon dazu führen, dass Inhalte sparflammig angezeigt werden. 😀

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  5. Da werde ich doch glatt einmal schauen. Die Enkeltochter ist nun 6 Jahre alt und ich plane schon mit ihr einen Museumsbesuch – sie hat so einen wunderbar klaren Blick auf das was sie sieht…
    Herzlichen Dank für diesen Tipp,
    liebe Grüße, Ulli

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    • Vielen Dank, liebe Ulli,
      für Dein lebhaftes Interesse. Du kannst Dir über die unter meiner Rezension verlinkte Leseprobe einen guten ersten Eindruck des Buchinhaltes verschaffen. Dieses Buch eignet sich gut für die kindliche Einstimmung auf eine Museumsbesuchspremiere.

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Sie dürfen gerne ein Wörtchen mitreden, wenn's konveniert!