Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der seine Schnuffeldecke nicht hergeben wollte

  • Text von Sabine Bohlmann
  • Illustrationen von Kerstin Schoene
  • Thienemann Verlag, Januar 2018   www.thienemann.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 29,6 cm x 23,7 cm
  • 32  Seiten
  • ISBN 978-3-522-45884-9
  • 12,99 € (D), 13,40 € (A)
  • Bilderbuch ab 4 Jahren

ALLE  UNTER  EINER  DECKE

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Hier ist nun die dritte Niedlichkeitsavance des kleinen Siebenschläfers. Diesmal geht es nicht ums Einschlafen (siehe meine Besprechung des ersten Siebenschläfer-Bandes: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/12/02/die-geschichte-vom-kleinen-siebenschlaefer-der-nicht-einschlafen-konnte/) oder Aufwachen (siehe meine Besprechung des zweiten Siebenschläfer-Bandes: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/09/24/die-geschichte-vom-kleinen-siebenschlaefer-der-nicht-aufwachen-wollte/), sondern ums Teilen.        

Gerade hat es sich der kleine Siebenschläfer mit seiner blauen, getüpfelten Schnuffel-decke so richtig muckelig gemütlich gemacht, da spaziert das Eichhörnchen mit einer solch großen Ladung Nüsse vorbei, daß sie ihm aus den Pfoten fallen. Nur wider- strebend folgt der Siebenschläfer der Bitte des Eichhörnchens, die Schnuffeldecke „nur ganz kurz“ als Nüssetragetuch zur Verfügung zu stellen.

Kaum sind die Nüsse transportiert, da bietet sich ein weiterer Einsatz der Schnuffel- decke als Rettungssprungtuch für eine Haselmaus an. Und schon folgt die nächste Zweckentfremdung als Rettungsseil für den feststeckenden Maulwurf, als Umkleidevorhang für die Schnecke und als dramaturgische Requisite (Indianerzelt, Segel, fliegender Teppich) bei den gemeinsamen Abenteuerspielen der Tierkinder.

Bei all den „nur kurzen“ Schnuffeldeckeneinsätzen ist es Abend geworden. Der kleine Siebenschläfer hat seine Schnuffeldecke endlich wieder ganz für sich alleine. Während er sich in seine Decke einwickelt, bemerkt er, daß den anderen Tierkindern kalt wird. Da sagt er: „Wäre meine Schnuffeldecke nicht eine wunderbare Alleuntereinerdeckedecke?“

Freudig kuscheln sich daraufhin alle gemeinsam unter die Schnuffeldecke und diesmal ganz lange.

Der Konflikt zwischen der Anhänglichkeit des kleinen Siebenschläfers an seine persönliche Schnuffeldecke und der situativ-gebotenen sozialen Hilfeleistung für seine Freunde wird durch den rhythmisch in jeder neuen Anforderungsszene wiederholten Ausruf: „Meine Schnuffeldecke? Meine schnuffelige, knuffelige, wuschelige Schnuffeldecke?“ und die ritualisierte Antwort: „Nur ganz kurz!“ einfühlsam inszeniert. Außerdem kommen solche textstrukturellen Wiederholungen bei Kindern gut an, und sie werden auch gerne später aufgegriffen und mitgesprochen.

Kerstin Schoenes Illustrationen der Tierkinder sind streichel-possierlich, mimisch und körpersprachlich ausdrucksvoll und abwechslungsreich. Sie vermitteln eine unbeschwerte, heiter-liebenswerte Stimmung, die hervorragend mit dem warmherzig-liebevollen Erzähltext von Sabine Bohlmann harmoniert.

Dieses schnuffelige, knuffelige, wuschelige Bilderbuch sollte man unbedingt in Kombination mit einer Schnuffeldecke verschenken …


Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:

https://www.thienemann-esslinger.de/produkt/die-geschichte-vom-kleinen-siebenschlaefer-der-seine-schnuffeldecke-nicht-hergeben-wollte-isbn-978-3-522-45884-9

Hier entlang zu weiteren siebenschläfrigen Bilderbüchern: 

Band 1
Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der nicht einschlafen konnte
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/12/02/die-geschichte-vom-kleinen-siebenschlaefer-der-nicht-einschlafen-konnte/
Band 2
Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der nicht aufwachen wollte
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/09/24/die-geschichte-vom-kleinen-siebenschlaefer-der-nicht-aufwachen-wollte/
Band 4
Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der den ganzen Tag lang grummelig war

Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der den ganzen Tag lang grummelig war

Die Autorin:

»Geboren wurde Sabine Bohlmann in München, der schönsten Stadt der Welt. Als Kind wollte sie immer Prinzessin werden. Stattdessen wurde sie (nachdem sie keinen Prinzen finden konnte und der Realität ins Auge blicken musste) Schauspielerin, Synchron-sprecherin und Autorin und durfte so zumindest ab und zu mal eine Prinzessin spielen, sprechen oder über eine schreiben.
Geschichten fliegen ihr zu wie Schmetterlinge. Überall und zu allen Tages- und Nachtzeiten (dann eher wie Nachtfalter). Sabine Bohlmann kann sich nirgendwo verstecken, die Geschichten finden sie überall. Und sie ist sehr glücklich, endlich alles aus ihrem Kopf rausschreiben zu dürfen. Auf ein blitzeblankes, weißes – äh – Computer-dokument. Und das Erste, was sie tut, wenn ein neues Buch in der Post liegt: Sie steckt ihre Nase ganz tief hinein und genießt diesen wunderbaren Buchduft.« www.sabinebohlmann.de

Und hier gibt es ein Interview mit der Autorin:
https://www.thienemann-esslinger.de/thienemann/extras-events/geschichten-detail/der-alltag-einer-kinderbuchautorin/

Die Illustratorin:

»Kerstin Schoene, geboren 1981 in Haan, studierte Kommunikationsdesign an der Bergischen Universität Wuppertal. Schwerpunkt ihres Studiums war Illustration bei Wolf Erlbruch. Seit ihrem erfolgreichen Abschluss arbeitet sie freiberuflich als Illustratorin und Grafikdesignerin. Sie zeichnet für verschiedene Verlage, schreibt und illustriert eigene Kinderbücher. Sie lebt, unter Beobachtung eines Fellknäuels, in Haan.« www.kerstinschoene.de

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50 Kommentare zu “Die Geschichte vom kleinen Siebenschläfer, der seine Schnuffeldecke nicht hergeben wollte

  1. Hallo,

    Das klingt herzallerliebst, und Diskussionen übers Teilen stehen ja bei jedem Kind irgendwann mal an.

    Ich habe letztens ein Video einer Youtuberin gesehen, worin sich zwei ihrer Kinder (anderthalb und zweieinhalb) eine Nuckelflasche mit ihrem Lieblingsgetränk teilen, und das war kostbar. Jeder nahm einen Schluck, die Mutter ermahnte sanft zum Weiterreichen, und das wurde dann auch brav getan – aber mit einem herzzerreißenden, tragischen Gesichtsausdruck, als würde die Welt jeden Moment untergehen… Ich war beeindruckt, dass sie die Flasche trotzdem hin- und hergereicht haben!

    Da wäre der kleine Siebenschläfer sicher nicht fehl am Platz, nur ist die kleine Familie englischsprachig.

    Ich habe diesen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt.

    LG,
    Mikka

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    • Liebe Mikka,
      hab‘ Dank für Deine Rückmeldung und die Aufnahme und Verlinkung meiner Bilderbuchbesprechung in Deine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs.

      Ich bin der Ansicht, daß Teilen und Empathie zur natürlichen Grundausstattung des Menschen gehören. Wenn ich alleine schon daran denke, wie oft mir von fremden Kleinkindern ihr Brötchen, Apfelschnitzchen etc. zum Abbeißen angeboten wurde, nur weil ich freundlich gefragt habe, ob es denn schmecke …
      Egokonkurrenz, Berechnung und Gier lernen Kinder durch Sozialisation und entsprechende Vorbilder.
      Glücklicher ist, wer teilen kann und die entspannende Erfahrung macht, daß es alle Teilnehmenden bereichert.

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    • Lieber Paul,
      es freut mich, daß meine Besprechung eine warmherzige und dem Buch angemessene Ausstrahlung hat.
      Es entspannt mich, Bilder- und Kinderbücher zu leseschauen und oft sind diese Bücher in Hinsicht auf Herzensqualität, Humor und Weisheit sehr ergiebig – jedenfalls diejenigen, die ich durch eine Rezension „weitersage“.
      Abendamselgesangsgrüße von Ulrike

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      • Liebe Ulrike,
        herzlichen Dank für Deine Worte.
        Das kann ich gut nachvollziehen, denn jedes Buch lebt in seiner Mehrdimensionalität. Wer ein gut geschriebenes Buch liest, nimmt den Charakter des Werkes gerne auf. Ja, ich möchte sagen, die Leser leben in den Bildern und Charakteren des Buches.

        So atmest Du mit jeder neuen Rezension den geheimnisvollen Odem einer frischen Welt ein. Beneidenswert.
        Aber ich kenne dieses Gefühl selbst auch ein wenig. Und zwar immer dann, wenn ich auf meinem „schreibstueberl“ eine Idee zu einer neuen Geschichte entwickle und sie in die Tat umsetze.

        Dir ein fröhlich-sonniges Wochenende vom Paul

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      • Lieber Paul,
        mit etwas Verspätung – ich hatte ein fröhlich-vielbeschäftigtes Wochendende – danke ich Dir für Deine Worte.
        Ich stimme Dir zu, jede Lektüre färbt auf ihren Leser ab und den Geist eines Buches atmet man immer mit ein.
        In Bezug auf das sekundärliterarische Schreiben von Rezensionen wäre das Lesen das Einatmen und die Buchbesprechung das Ausatmen.
        In Bezug auf das primärliterarische Schreiben ist die Idee oder InSPIRATION das Einatmen …
        Eine feine Woche wünsche ich Dir 🙂

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      • Liebe Ulrike,
        von Herzen Dank für Deine Antwort.
        Es macht mir so richtig Spaß, mich mit Dir schriftlich „zu unterhalten“. Deine Bilder zum primär- und sekundärliterarischen Schreiben treffen den Nagel auf den Kopf.
        Ich glaube, ohne Sprache, Worte und das Feilen am Text wäre mein Leben weniger reichhaltig. –
        Dir ganz herzliche Grüße und auch eine erfolgreiche Woche vom Paul 🙂

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  2. Ein wundervoll warmherziges Bilderbuch muß es sein, liebe Ulrike
    Ein Kuscheltuch oder auch eine Schnuffeldecke zu teilen, geht eigentlich gar nicht.
    Nur ein sehr großes Herz kann es und weint doch ein klein wenig dabei.

    Tochter Nr. 2 heiratet in der zweiten Jahreshälfte und ich weiß gar nicht, was aus ihrem letzten Kuscheltuch geworden ist. Vorsichtshalber bekommt sie von mir ein neues als Hochzeitsgeschenk 🙂 Ist das keine famose Idee? *schmunzel* Ich muß natürlich einige kuschelige Worte dazu schreiben und sagen…

    Liebe Grüße von Bruni

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    • Liebe Bruni,
      ganz gewiß ist dies ein warmherziges Bilderbuch mit Herzensbildungsnebenwirkungen.
      Ein Zweitkuscheltuch nebst kuschelkosigen, mütterlichen Zeilen kann frau auf jeden Fall in Reserve haben, auch wenn der künftige Gatte als Kuschelgeber durchaus passabel sein sollte … 😉
      Herzensgruß von mir zu Dir ❤

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    • Liebe Erika,
      bei mir war es nicht die Schnuffeldecke, sondern mein allererstes Stofftier, ein kleines Lämmchen, das ich nicht so leicht hergegeben hätte bzw. das ich, obwohl es inzwischen ziemlich abgeschabt und geflickt ist, sogar immernoch besitze.

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      • Meine Schnuffeldecke ist irgendwann in einem Hundekorb gelandet und mein Teddy, der jetzt auch schon 50 Jahre alt ist, sitzt in meinem Regal.

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    • Wie schön, liebe Serap,
      daß Du Dein kindliches Wesen in dieser Geschichte wiedererkannt hast. 🙂
      Es freut mich sehr, daß ich Dir mit meiner Empfehlung sogar zwei Geschenkinspirationen liefern konnte.

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  3. Geteilte Schnuffeldecke ist vielfache Schnuffeldecke. 😉 Dass dem so ist, erschließt sich vielen Kindern allerdings nicht im Handumdrehen. Denn hier haben wir ja ein handfestes Dilemma. Die allerheiligste, schnuffelige, knuffelige, wuschelige Schnuffeldecke auf der einen Seite und die Bedürfnisse der Freunde auf der anderen Seite. Das ist eine harte Nuss. Und die schmeckt von einer Niedlichkeitsavance versüßt deutlich besser als „solltesauer“ oder „müsstebitter“. Und so ein Bilderbuch in Kombination mit einer Schnuffeldecke – einfach traumhaft. 🙂
    Mit einem schnuffeligen Abendgruß 🐻

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    • Verbindlichen Dank für Deine ebenso kindgerechte wie lebensweise Resonanz. 🙂 Auch Deine wortverspielte Bereicherung des Adjektivwortschatzes um „solltesauer“ und „müsstebitte“ finde ich beachtlich.
      Bestimmt sind harte Nüsse mit Niedlichkeitsnektar beträufelt viel leckerer und bekömmlicher 😉 – und die vorbildliche Erfahrung, daß Teilen die Freude vervielfacht, ist dann noch das emotionale Sahnehäubchen dazu.
      Mit anschmiegsamem Abendgruß 🍀 💫 🐉 💫 🍀

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Sie dürfen gerne ein Wörtchen mitreden, wenn's konveniert!