Der Schwan

  • Das Leben der Anna Pawlowa
  • Illustrationen von Julie Morstad
  • Text von Laurel Snyder
  • Aus dem Englischen von Elisa Martins
  • NordSüd Verlag   August 2017    http://www.nord-sued.com
  • gebunden, Fadenheftung
  • Format: 21,5 x 28 cm
  • 48 Seiten
  • 16,00 € (D), 16,50 € (A), 20,90 sFr.
  • ISBN 978-3-314-10393-3
  • Bilderbuch ab 4 Jahren

SCHWERELOSER  FLÜGELSCHLAG

Zu Anna Pawlowas 87. Todestag am 23. Januar 2018

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Manchmal werden die großen Träume kleiner Mädchen wahr. Anna Pawlowa kam am 12. Februar 1881 in Sankt Petersburg als uneheliches Kind einer Waschfrau zur Welt. Trotz der Armut, in der sie aufwuchs, ermöglichte die Mutter ihrem Kind gelegentlich ein besonderes Vergnügen. So geht sie eines Winterabends mit der achtjährigen Anna ins Mariinski-Theater, und sie sehen das Ballett „Dornröschen“ und hören Tschaikowskys dazugehörige Musik.

Illustration von Julie Morstad © NordSüd Verlag 2017

Fortan kennt Anna nur noch ein Ziel: Sie will Ballettänzerin werden. Die Mutter warnt, daß dies kein leichter Weg sein werde, aber Anna folgt unbeirrbar ihrem inneren Lied und findet im Alter von zehn Jahren Aufnahme in der Kaiserlichen Theaterakademie.

 

Illustration von Julie Morstad © NordSüd Verlag 2017

Damals waren die Tänzer und Tänzerinnen kräftig gebaut, und Anna wurde wegen ihres elfenhaft-zarten Körperbaus belächelt. Doch sie entwickelt ihre eigene anmutig-ausdrucksvolle Bewegungssprache und ertanzt sich unermüdlich ihren Weg zur Primaballerina.

Ihre tänzerische Interpretation der von Michel Fokine für sie entwickelten Solo-Choreo-graphie „Der sterbende Schwan“ zur Musik von Camille Saint-Saëns aus dem Ballett „Der Karneval der Tiere“  macht sie unsterblich berühmt.

Ruhm und Ehrungen sowie Europa- und Welttourneen mit eigenem Ensemble folgen. Sie tanzt in den renommiertesten Theaterhäusern großer Städte, aber auch in kleinen Dörfern, Stierkampfarenen, Tanzlokalen und Turnhallen. Anna Pawlowa möchte für alle Menschen tanzen, sie hat nicht vergessen, woher sie kommt …

Illustration von Julie Morstad © NordSüd Verlag 2017

Jahrzehntelang verausgabt sie sich auf der Bühne, und 1931, kurz vor ihrem 50. Geburtstag, stirbt sie an einer Lungenentzündung. Angeblich ruft sie im Fieberwahn nach ihrem Schwanenkostüm, doch vielleicht ist das nur eine romantische Legendenranke. Heute, am 23. Januar 2018, jährt sich der Todestag von Anna Pawlowa zum 87. Mal.

Das Bilderbuch „Der Schwan“ gibt Anna Pawlowa mit leichten, luftigen Zeichnungen, dezenter Farbgebung und stimmungsvollen, auf Zehenspitzen balancierenden Zeilen die Ehre. Der Entwicklungsweg der weltberühmten, schwerelosen Ballerina wird im Begleittext mit gleichsam filigraner Wortwahl erzählt. Neben einigen winterlichen Außenaufnahmen und den bescheidenen Interieurs ihrer Kindheit stellt es hauptsächlich Bühnen- und Rollencharakter- szenen dar, die Anna Pawlowas unerschütterliche Tanzsehnsucht und Tanzerfüllung illustrieren.

So ist es ebenso folgerichtig wie poetisch, daß die vorletzte Doppelseite eine leere Bühne mit einigen weißen, zu Boden schwebenden Federn zeigt. Das gibt dem Abschied vom Leben eine zärtlich-schwebende Note, die mit dem „Sterbenden Schwan“ feinsinnig harmoniert.

Ein angefügtes Nachwort liefert Hintergrundwissen zu Anna Pawlowas Lebenslauf und rundet die Bilderbuchkomposition informativ ab.

Für ballettbegeisterte Kinder ist dieses Bilderbuch genau richtig – und für Traumtänzer ebenfalls.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://nord-sued.com/programm/der-schwan/

 

Die Autorin:

»Laurel Snyder, geboren 1974, schreibt Kinderbücher und Gedichte. Sie ist in Baltmore, Maryland, aufgewachsen, wo sie auch Ballettunterricht an verschiedenen Schulen genommen hat. Heute lebt Laurel Synder in Atlanta, Georgia. Sie tanzt noch immer, aber meistens in ihrer Küche.«

Die Illustratorin:

»Julie Morstad, geboren 1976, ist eine preisgekrönte Illustratorin, die mit ihrer Vancouver lebt. Sie teilt ihre kreative Energie zwischen Zeichnungen, Illustration, Animation und Grafik auf. Bei der Arbeit am Bilderbuch „Der Schwan“ konnte Julie Morstad ihre Begeisterung für die Mode, die Stoffe, Interieurs und die Architektur des frühen 20. Jahrhunderts voll ausleben.«

 

Querverweis:

Hier entlang zu einem weiteren Ballett-Bilderbuch, dem Ballett-Märchen
 „Der Nußknacker“ : https://leselebenszeichen.wordpress.com/2016/12/18/der-nussknacker/

Leselebenszeichen-Datenschutzerklärung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/datenschutzerklaerung/

41 Kommentare zu “Der Schwan

  1. Ach, Mariinski-Theater! Da werden Erinnerungen wach… nicht, dass ich je getanzt hätte, aber wer die Tänzerinnen dort einmal gesehen hat, der weiß, was es bedeutet, da Primaballerina zu sein. Schön, dass solche Stoffe auch für Kinder verarbeitet werden! … und Traumtänzer gibt’s ja zum Glück ebenfalls mehr, als man denkt. 😉

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  2. Deine Rezension gefällt mir sehr, auch dass du das Video beigefügt hast. Zauberhaft sind die Illustrationen. Vielen Dank für diesen Lesetipp!

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  3. Anna Pawlowa war wohl der Prototyp der modernen Ballerina, so wie er auch heute noch existiert. Ich liebe das Ballett, besonders die Parts Schwanensee oder den Nussknacker. Sei vielmals bedankt für diese schöne Präsentation liebe Ulrike!

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    • Verbindlichen Dank, lieber Arno,
      für Deine Ballettbegeisterung, die ich teile und für Dein Gefallen an meiner Präsentation.
      Im Bilderbuchnachwort steht z.B. auch, daß Anna Pawlowa ihre Ballettschuhe selbst verstärkte, um sich besser auf den Zehenspitzen halten zu können. Die heute üblichen Balletschuhe gehen wohl aus dieser Spezialanfertigung hervor. Sie war also in mehrerer Hinsicht stilbildend für die Kunst des Balletts.

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      • Ballettliebhaber bin ich auch (im 3. Jahr in Schweinfurt), wennauch ich mich mehr an dem Ästhetischen und Athletischen des Balletts orientiere. Die erzählerischen Mittel des Balletts sind mir oft verschlossen. Das ist dann doch eine eigene Kunst!

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  4. Toll, dass mit diesem Buch Kindern das Leben einer herausragenden Person/Persönlichkeit nahe gebracht wird. Das ist bestimmt kein einfaches Unterfangen. Es hört sich aber so an, als wäre es der Autorin gut gelungen. Herzlichen Dank für diese schöne Rezension.

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  5. Dass mir „die Pawlowa“ eines schönen Tages als Bilderbuch begegnen würde, hätte ich mir nun echt nicht träumen lassen. Und dazu noch in einer so betörenden Bücherfeen-Textchoreographie vorgestellt. Was für eine zauberhafte Überraschung. 🙂
    Ganz bemerkenswert finde ich bei diesem Bilderbuchjuwel die Illustrationen. Bereits das Titelbild ist unheimlich ausdrucksstark und vielschichtig. 😍

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    • Werter Maestro,
      ich danke verbindlichst für Dein huldvolles Kompliment zu meiner Textchoreographie und für Deine Begeisterung für die Illustrationen.
      Beim Titelbild glitzert sogar das Gefieder des Schwanenflügels, aber das gibt die Bildschirmansicht nicht wieder.
      Nachtschwärmerische Grüße von mir zu Dir :mrgreen:

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  6. Auch ich bedanke mich für diesen tänzerischen, untermalten, wunderbaren Lese-Beitrag …
    meine Mäuse waren auch beim Ballett … ich war jedesmal entzückt von ihren Bewegungen … sie anzukleiden barg einen besonderen Mutterstolz 🙂 …
    lg zuzaly aus Hildesheim 🙂

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  7. Auch ist es nach dem Lesen folgerichtig festzustellen, daß Deine Rezension mal wieder wunderbar poetisch war, und Dir mit auf Zehenspitzen balancierenden Zeilen Ehre macht.
    Allerbesten Dank für den Lesegenuss, liebe Ulrike.
    Auch große Mädchen haben noch einige kleine Träume.
    Herzlichst,
    Tanja

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  8. Oh, wie schön! Manchmal gibt es so Tage, an denen einem auf allen möglichen Ebenen so Zartes, Berührendes begegnet. So einen habe ich wohl heute erwischt. Ich danke Dir für Deinen federleichten Beitrag dazu! Liebe Grüße, Wanja

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