Die Schneemacher

  • Bilderbuch
  • Illustrationen von Renata Liwska
  • Text von Marsha Diane Arnold
  • Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn
  • Gerstenberg Verlag   September 2017  www.gerstenberg-verlag.de
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • 32 Seiten
  • Format: 20 x 22,5 cm
  • 9,95 € (D), 10,30 € (A), 13,30 sFr.
  • ISBN 978-3-8369-5975-9
  • Bilderbuch ab 3 Jahren

S C H N E E R E Z E P T E

Bilderbuchbesprechung  von Ulrike Sokul ©

Es ist Winter und Dachs schaut in sehnsüchtiger Erwartung von Schnee durch sein Fernrohr in den Himmel. Angesichts von Dachsens Ungeduld sagt Igel nur weise: „Es schneit, wenn es so weit ist.“

Damit gibt sich Dachs nicht zufrieden. Er trommelt auf Töpfen und Pfannen herum, um den Himmel aufzuwecken. Doch davon schneit es keineswegs; nur Kaninchen, Wühlmaus und Beutelratte laufen herbei und fragen, weshalb Dachs einen solchen Lärm veranstalte.

Igel erklärt, daß Dachs den Himmel zum Schneien bewegen will. Kaninchen schlägt  vor, Steine in die Wolken zu werfen, damit die Wolken Löcher bekämen, aus denen dann der Schnee fiele. Alle Tiere, außer dem geduldigen Igel, werfen Steine in den Himmel, aber es fallen nur Steine und kein bißchen Schnee.

Wühlmaus erinnert sich an ein Schneerezept ihrer Oma: Man müsse einen besonderen Schneetanz mit guten Freunden tanzen. Gesagt – getan, aber außer der Freude am Tanzen und Blasen an den Füßen zeitigt auch der Schneetanz kein Ergebnis.

Illustration von Renata Liwska © Text von Marsha Diane Arnold © Gerstenberg Verlag 2017

Auch Beutelrattes Rat, die Schlafanzüge falsch herum anzuziehen, um Schnee zu provozieren, bringt keine einzige Schneeflocke hervor. 

Geknickt sitzen die Tiere beieinander, der Igel gemahnt noch einmal weise an die unberechenbare Zuverlässigkeit des Jahreslaufes, und die Tiere finden sich nunmehr einfach damit ab, auf den Schnee zu warten. Sie versüßen sich die Wartezeit mit Spielen und kleinen Nickerchen. Und dann – endlich! – fallen die ersten Schneeflocken …

Illustration von Renata Liwska © Gerstenberg Verlag 2017

Die niedlich gezeichneten, weich konturierten, etwas stofftierig anmutenden Figuren mit ihrer drolligen Mimik und Körpersprache schmiegen sich leicht ans Kinderherz.

Der Text beschreibt in anschaulichen, einfachen Worten die eifrigen Bemühungen der „Schneemacher“. Die lebhaften Dialoge werden durch die ruhigen Erklärungen des Igels entspannt und ausgeglichen.

Ungeduld ist zwar keine Tugend, angesichts von kindlicher Schneesehnsucht jedoch verständlich. Gleichwohl lernen wir aus diesem feinen Bilderbuch, daß sich Schnee nicht machen läßt. Schnee kann – wie so vieles im Dasein – einfach nur geschehen.

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
http://www.gerstenberg-verlag.de/index.php?id=detailansicht&url_ISBN=9783836959759&highlight=schnee

 

Die Autorin:

»Marsha Diane Arnold, geboren 1948 in den USA, wuchs auf einer kleinen Farm in Kansas auf und wohnt heute in Florida. Sie studierte Literatur und hatte lange Jahre eine Zeitschriftenkolumne, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Kinderbüchern widmete.«

Die Illustratorin:

» Renata Liwska, geboren in Polen, wuchs in Warschau auf und lebt heute in Calgary, Kanada. „Das laute Buch. Das leise Buch“ wurde mit dem Leipziger Lesekompass ausgezeichnet und stand auf der Liste Die besten 7. 2010 erhielt sie die Goldmedaille der Society of Illustrators.  «

 

Verschneite Querverweise:

Hier entlang zum einem weiteren von Renata Liwska illustrierten Bilderbuch:
Stille Nacht. Ein leises Weihnachtsbuch“:

Stille Nacht

Und zu Sebastian Meschenmosers Schneesucher-Bilderbuch:
Herr Eichhorn und der erste Schnee“:

Herr Eichhorn und der erste Schnee

Sowie zu Loek Koopmans‘ tierischer Schneehandschuh-WG:
Ein Märchen im Schnee:

Ein Märchen im Schnee

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26 Kommentare zu “Die Schneemacher

  1. Liebe Ulrike, bin ich froh, dass es dich gibt!!!
    So viele schöne, herzerfreuende, spannende, aufrührende, lustig machende, zärtliche Bücher würden an mir vorbei gehen. Dank dir brauch ich es manchmal gar nicht lesen (oder haben 😉 ) und freue mich einfach! Großes, großes Danke für deine unermüdliche Liebe zu den Büchern! ❤ ⭐

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  2. *lach*, die zweite Tanzfigur von Dach und *kratz*bürstigem Igelchen ist zu schön, liebe Ulrike.
    Ich empfinde das Niedliche herzig und sehr liebevoll gezeichnet. Für die Kleinen scheint es mir sehr richtig zu sein, auch den Niedlichkeitsfaktor mit ins Spiel zu bringen. Er verliert sich dann sowieso mit den Jahren… Ich würd mich kringelig lachen, würde jemand mich als niedlich bezeichnen *kicher* 🙂 und ihn sofort nicht mehr ernst nehmen.
    Fürs Enkelchen mit seinen acht Lenzen würde es immer noch gut passen, dieses bezauberne Büchlein, aber bei ihm liegt jetzt der Enno Anders. Rückmeldung hab ich noch nicht. Da brauch ICH jetzt Geduld …
    Liebe Grüße im Neuen Jahr an Dich, liebe Ulrike, und viele wunderschöne Rezensionen, bitte weiterhin

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    • Liebe Bruni,
      der Tanz geht im Buch sogar noch weiter, somit ist kein Ende der Niedlichkeiten in Sicht. 🙂
      Herzlichen Dank für Dein persönliches Echo und Deine beflügelnde Ermutigung, weiterhin viele Rezensionen von mir in Empfang nehmen zu wollen.
      *knicksmach*

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  3. Ob beten möglicherweise hülfe? „Dein Wille geschneehe.“ 😉
    In vielen Skigebieten wird allerdings weder gebetet noch gewartet. Da sind die Schneemacher längst am Werk. Und oft werden dazu neben aufwendigen technischen Installationen auch gleich Schneiteiche als Wasserspeicher angelegt. 😱
    Doch darum geht es bei deinen Freunden aus dem Bilderbuch glücklicherweise nicht. Ungeduld ist, wie du sagst, keine Tugend. Aber es ist auch nicht unbedingt eine Untugend. Es kommt sehr darauf an, wie man damit umgeht. Und da erkenne ich in deinem Buch eine sehr nützliche Botschaft. Denn es scheint mir ziemlich populär zu sein, dass einfach geschimpft wird, wenn die achsobösen äußeren Umstände beispielsweise die Pläne für ein Wochenende durchkreuzen. Dass man seine Aktivitäten den äußeren Gegebenheiten ganz einfach anpassen könnte, scheint irgendwie sehr aus der Mode gekommen zu sein.
    Die zeichnerische Gestaltung der Tiere ist in der Tat fast schon „überniedlich“. Aber die Zeichnungen sind durch Mimik und Körpersprache angenehm „gewürzt.“ Besonders köstlich finde ich übrigens Dachs und Igel beim Tanz. 😀

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    • Deine Scheegebetvariante finde ich einfach göttlich! 😉
      Von den unnatürlichen Schneemachern wollen wir uns abwenden, da sie so naturzerstörerisch sind.

      Die lebhafte Erfahrung von Ungeduld gehört ebenso zum Lebenswachstum wie die Entspannung der Geduld. Und genau diese Spanne wird mit dieser Geschichte durch die unterschiedlichen Geduldsvorräte der Charaktere ausgemessen. Gewiß kann dieses Bilderbuch Kinder zu „altmodischer“ Gelassenheit inspirieren.

      Ich empfinde die Niedlichkeit der Zeichnungen so wie Du, die dramaturgische Würze entsteht aus dem mimischen und körpersprachlichen Ausdruck. Den Tanz habe ich extra zum Zeigen ausgesucht, weil ich diese Darstellung besonders ansprechend finde.
      Verbindlichen Dank für Deine vielsaitige Resonanz. :mrgreen:

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      • Manchmal bleibt einem halt nicht viel anderes übrig, als einen bekannten Text an die gegebenen Umstände anzupassen. 😉 Kreatives Adaptieren ist eine meiner Lieblingsdisziplinen. 😀
        Ja, diese altmodische Gelassenheit ist nach wie vor ein Schlüssel, der zu vielen Türen der Lebensqualität passt. Aber manch einer zieht es ja vor, erst krank zu werden und dann als PATIENT Geduld zu üben. 😉
        Ja, ich finde deine Bilderauswahl zeigt sehr schön, was den speziellen Charme dieser Illustrationen ausmacht. 🙂

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      • Es ist mir ein Fest, daß Du die spielerische Disziplin des kreativen Adaptierens auch bei Deinen Kommentaren anwendest und mich stets mit feinen Wortspielen amüsierst. :mrgreen:
        Deinen Ausführungen zu Geduld und zum PATIENT-Sein stimme ich gelassen zu. 😉

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  4. Ist das herzig und diese Freude, als es nach langen Warten und vielen kleinen Enttäuschungen endlich so weit ist. Das ist auf so viele Situationen übertragbar. Kindliche Ungeduld ist ja so gut nachvollziehbar. Mein ältester Sohn war ganz besonders ungeduldig. Wir haben zusammen Geduld und Vorfreude geübt, indem wir lange vor einem Teller voller Mohrenköpfe saßen, bis es irgendein Zeichen von außen gab. Auch er freute sich so sehr, wenn er endlich zugreifen konnte.

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    • Ja, es ist ein herziges Bilderbuch, das die ungeduldige Erwartung, die kindlich-naiven Manipulationsversuche und die Wartezeitüberbrückung sowie die Sehnsuchtserfüllung gut und einfühlsam in Szene setzt.
      Danke für Deine persönliche Rückmeldung, liebe Caroline.

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