Tanz Jerusalem!

  • Unsere Lieder auf Deinen Lippen
  • Musik: Ensemble Noisten
  • Texte: Meister Eckhart, Rumi, Martin Buber u.a.
  • gelesen von Nina Hoger & Felix von Manteuffel
  • Textauswahl: Claus Schmidt
  • Griot Hörverlag  März 2017  https://griot-verlag.de/
  • 1 CD in Pappklappschuber
  • 20-seitiges CD-Begleitheft
  • Spielzeit: 75 Minuten
  • 19,80 € (D), 20,00 € (A), 31,50 sFr.
  • ISBN 978-3-95998-015-9

VIELSAITIGER  TRIALOG!

Hörbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Mystik und Musik haben sich schon immer wechselseitig inspiriert. Die Mystiker, gleich welcher religiösen Tradition sie entstammten, wuchsen mit ihrer geistig-seelischen Flügelspannweiter stets über die Beschränktheit der dogmatischen Religionsriten und Regeln weit hinaus, wobei sie meist von der orthodoxen Religion nicht gern gesehen und gehört wurden.

Den Musikern des Ensemble Noisten und den Textsprechern Nina Hoger und Felix von Manteuffel gelingt mit der CD „Tanz Jerusalem!“ eine anregende, abwechslungsreich-harmonische Kombination aus christlicher, islamischer und jüdischer Musik im Zusammenspiel mit Zitaten mystischer Meister aus den drei abrahamitischen Weltreligionen. Die hier zitierten Mystiker vertreten ein spirituelles Menschen- und Gottesbild, das keineswegs fundamentalistisch ist, sondern überaus herzensweit, gütig und bisweilen ausgesprochen schelmisch.

Eröffnet wird der Reigen beschwingt mit MOSHES FREYLACH, einer fröhlichen (frylekher), traditionellen jiddischen Gruppentanzmusik. Sodann folgt je ein Text von Meister Eckhart, Rumi und Martin Buber.

Die Vielsaitigkeit der musikalischen Wurzeln ertönt in den Instrumenten und Melodien. Wir hören Orgel, Kontrabaß, Tabla, Genjira, Gaddam, Djembe, Darbuka, Gitarre, Bou- zouki, Klarinette, Baßklarinette und Ney, die arabisch-türkisch-persische Bambusflöte.

So wechseln sich Klezmer-Klänge, Sufi-Ney-Klänge und Bach-Choräle sowie tiefsinnige, mystische Gedanken, Erkenntnisse und Gleichnisse ausgewogen ab.

Die Textauswahl von Claus Schmidt offenbart große Gemeinsamkeiten und kleine Unterschiede zwischen den zitierten Mystikern; oft gibt es deutliche philosophische Parallelen, gelegentlich Variationen, meist inhaltliche Harmonie. Die Einsichten und Betrachtungsweisen ergänzen und verbinden sich, die Einheit in der Vielheit läßt sich ahnen.

Mein nachfolgend zitiertes Lieblingsbeispiel von Daniel Lifschitz möge als pars pro toto für alle Texte auf dieser CD sprechen:

»Rabbi Moshe von Kobryn besuchte einmal seinen Freund … Der führte ihm sein Söhnchen Abraham Jakob vor, damit der Rabbi Moshe es segne.
Als sich der Kobryner von der Klugheit des Jungen überzeugt hatte, küßte er ihn und reichte ihm einen Rubel: „Sag mir dafür, wo Gott wohnt.“
Abraham antwortete: „Ich gebe zwei Rubel, wenn du mir sagst, wo Gott nicht wohnt.“«

Nina Hoger und Felix von Manteuffel tragen die Texte wohlakzentuiert vor und lassen sie in stimmungsvoller Empfindungsbandbreite lebhaft, gelassen, heiter, meditativ, poetisch und weise erklingen.

Das 20seitige CD-Begleitheft ist sehr zusatzinformativ und stellt kurz und prägnant die zitierten Mystiker, die verwendeten musikalischen Traditionen, das Ensemble Noisten und die beiden Gastmusiker Murat Çakmaz (NEY) und Robert Mäuser (ORGEL) vor.

„Tanz Jerusalem!“ bietet dem geneigten Lauscher eine interkulturell-spirituelle Auditüre, deren Echo noch lange in Herz und Geist nachklingt.

 

Hier entlang zur CD und zur Hörprobe auf der Verlagswebseite:
https://griot-verlag.de/tanz-jerusalem.html

 

Die Tournee des Ensemble Noisten mit Nina Hoger begann am 26.03.2017 in Köln.

Am 10.09.2017 um 18.00 Uhr tritt das Ensemble Noisten in Wuppertal auf.

Stadthalle Wuppertal
Im Rahmen der Wuppertaler Orgelakzente
Klezmer trifft Derwisch trifft Orgel
www.stadthalle.de

Am 04.11.2017  um 20.00 Uhr tritt das Ensemble Noisten in Krefeld auf.

Friedenskirche
Klezmer trifft Derwisch trifft Orgel
www.friedenskirche-krefeld.de

Hier geht es zur Webseite des Ensemble Noisten, wo Sie sich über weitere Konzerttermine informieren können: https://ensemble-noisten.de/

 

Querverweis:

Vom Ensemble Noisten gibt es zudem eine klezmer-musikalisch begleitete  Vertonung von Else Lasker-Schüler Gedichten, Prosatexten, Briefen und biographischen Eckdaten, gelesen von Nina Hoger.

Else Lasker-Schüler
Tiefer beugen sich die Sterne
1 CD, Spielzeit: 72 Minuten
19,80 € (D), 20,00 € (A), 31,90 sFr.
ISBN  3-78-3-941234-00-0

Hier entlang zur CD auf der Griot-Verlagswebseite:
http://griot-verlag.de/tiefer-beugen-sich-die-sterne.html

 

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30 Kommentare zu “Tanz Jerusalem!

  1. Das klingt wirklich interessant. Vielen Dank für diesen interessanten Tipp!! Vielleicht ist dies für Musikfreunde interessant: Ich konnte diesen Sommer nicht verreisen und habe kleine geistige Ausflüge durch Musik unternommen. Dabei habe ich viel Neues entdeckt und meiner alten Leidenschaft – Übersetzungen und Übertragungen – gefrönt. Hier kann man das Ergebnis (mit Links zu Musikvideos) nachlesen: https://rotherbaron.com/2017/08/09/musikalische-sommerreise-2017/

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  2. Scheint mir eine wundervolle CD zu sein, mit drei vereinten Weltreligionen, die sich pfiffig und griffig zusammengehörend zeigen. Die Hörprobe gefiel mir und war informativ, nicht nur kurz und knapp, sondern lange genug, um einen Eindruck zu bekommen.

    Danke, liebe Ulrike, und herzliche Grüße an Dich

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    • Das hast Du mit Deiner Formulierung „pfiffig und griffig“ schön auf den Punkt gebracht, liebe Bruni.
      Ich finde ebenfalls, daß die Hörprobe ein gutes Maß an Lauschlockhäppchen serviert.
      Hab‘ Dank für Dein erfreuliches Echo!
      Herzliche Gutenachtgrüße von mir zu Dir 🙂

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  3. Das klingt wunderbar. Deine Hörbuchvorstellung. Das könnte dementsprechen, was ich letztes Jahr in Jerusalem gefühlt habe. ALLE miteinander kann möglich sein, denn alle haben dieselben Wurzeln. Vielen Dank, liebe Ulrike, ich werde reinhören. Schönen Abend! Katrin

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    • Es freut mich sehr, liebe Katrin,
      daß Dich „Tanz Jerusalem!“ so positiv anspricht und Du sogar in Jerusalem ein solches MITEINANDERSEINKÖNNEN der verschiedenen Religionen fühlen konntest.
      Mondvolle Grüße von Ulrike 🙂

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  4. Ein gar feines Kleinod hast du für uns zum teilverfinsterten Vollmond im Gepäck, liebe Bücherfee. 🙂 Und das erst noch von einem Hörbuchverlag, den ich bisher gar nicht kannte.
    Wer bei der Hörprobe auf der Verlagswebseite anklopft, dem wird großzügig „Einlausch“ gewährt. Sowohl die musikalische als auch die textliche Seite werden auf lauschappetitanregende Weise vorgestellt – und zwar so ausgiebig, dass sich die Bandbreite des Dargebotenen durchaus „erhören“ lässt. Dass diese Auditüre Tore zu Herz und Geist weit zu öffnen vermag und dort weit über die „offiziellen“ 75 Minuten hinaus nachklingen und schwingen wird, glaube ich dir sofort. 🙂 Lieben Dank für deine geschmeidige (!) Vorstellung eines Juwels. 🙂

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    • Danke, werter Maestro,
      für Deine lauschhafte Begeisterung und Resonanz zu „Tanz Jerusalem!“.
      Ich kann nur bestätigen, daß diese Auditüre eine Geist und Herz öffnende Wirkung hat und ein feines, langes Echo erzeugt.
      Den Griot-Hörverlag habe ich auch erst durch diese Rezensionsgelegenheit kennengelernt.
      Es freut und beruhigt mich, daß Du meine Vorstellung „geschmeidig“ nennst. Bei musikalischen Beschreibungen bin ich immer etwas unsicher, da es nicht mein Fachgebiet ist und ich nur ganz amateurhaft damit umgehen kann.
      Mondvolle Grüße :mrgreen:

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      • Amateurhaft in des Wortes eigentlicher Bedeutung finde ich für musikalische Beschreibungen perfekt. Denn ohne die Liebe zur beschriebenen Musik würde alles vom-Fach-Sein nichts nützen – jede Beschreibung bliebe ein seelenarmes Geklingel, das die Leser- oder Hörerherzen nicht zu berühren vermöchte. Eine geschmeidige Beschreibung des WESENtlichen ist mir da wesentlich lieber. 🙂
        Mit einem silberhellen Gutenachtgruß 🐻

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  5. Guck mal, der Link ist kaputt zur Verlagswebseite … 😦
    Sehr interessant. Bin über den anderen Link dorthin gehüpft und muss sagen, dass das ein sehr interessantes und sehr gelungenes Projekt zu sein scheint.
    Liebe Grüße
    Christiane

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  6. Was du immer an interessanten Werken findest!
    Völkerverständigung durch Musik. Religionen haben den gleichen „Boden“, oder besser Himmel? Wie konnte je ein Streit entstehen? Schön, wenn Gemeinsames betont wird. FRIEDEN!

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    • Herzlichen Dank, liebe Heidrun,
      für Deine empfängliche Resonanz.
      Diese CD hat sozusagen mich gefunden, da sie mir vom Griot-Hörverlag ans Rezensentinnenherz gelegt wurde und ich mich gerne darauf eingelassen habe.
      Ja, hier wird die Verbundenheit betont, besungen und rezitiert. 🙂

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