Das geheime Leben des Monsieur Pick

  • von David Foenkinos
  • Originaltitel: »Le mystère Henri Pick«
  • Übersetzung von Christian Kolb
  • Roman
  • Hörbuch
  • Buchvorlage: DVA
  • Vollständige Lesung
  • Produktion: der Hörverlag   März 2017   www.hoerverlag.de
  • Gelesen von Axel Milberg
  • 6 CDs in Pappklapphülle
  • Laufzeit: ca. 7 Stunden 10 Min.
  • 19,99 € (D), 22,50 € (A), 28,50 sFr.
  • ISBN 978-3-8445-2541-0

VERWIRRUNG  DER  BUCHSTABEN

Hörbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Wechselwirkungen zwischen Literatur und Leben sind ein unermüdliches und spannendes Thema für Romane. Von einer solchen literarischen Spu- rensuche, ihren heiter bis wolkigen zwischenmenschlichen Verstrickung- en, nebst schelmischen Bezügen zu verlegerischen Buchvermarktungs- strategien, handelt auch „Das geheime Leben des Monsieur Pick“.

Gleich zu Beginn seines Romans nimmt David Foenkinos Bezug auf ein anderes Buch, in dem der Held als Bibliothekar in einer  „Bibliothek der abgelehnten Manuskripte“ arbeitet. Diese kuriose Bibliothek ist ein fiktiver Ort in Richard Brautigans Roman „Die Abtreibung“. Nachdem sich der Autor 1984 das Leben genommen hatte, gründete ein begeisterter Leser zu Ehren Richard Brautigans wirklich eine Bibliothek, die sich der von Verlagen abgelehnten Manuskripte annimmt: http://www.thebrautiganlibrary.org/

Der Roman von David Foenkinos spielt in dem kleinen Küstenort Crozon in der Bretagne. Jean-Pierre Gourvec, der ungesellig-junggesellige Leiter der örtlichen Leihbibliothek richtet nach dem Vorbild Brautigans eine Sonderabteilung für abgelehnte Manuskripte ein. Per Inserat in einschlägigen Buchhandelsmagazinen lädt er Schriftsteller dazu ein, ihre von Verlagen für druckunwürdig bis unleserlich befundenen Werke in der „Biblio- thek der abgelehnten Manuskripte“ persönlich abzugeben und sich auf diesem Wege endgültig von ihnen zu verabschieden. Im Verlauf von zehn Jahren stranden dort fast tausend Manuskripte.

Nach dem Tod Gourvecs versinkt die Bibliothek der abgelehnten Manuskripte in einen Dornröschenschlaf, denn die Nachfolgerin Gourvecs vernachlässigt die Pflege dieses Nischensektors.

Delphine Despero, die als junge Lektorin bei einem renommierten Pariser Verlag arbeitet, hat bereits zwei unbekannte Autoren entdeckt und ihnen zu Bestsellerruhm verholfen. In den dritten unbekannten Schriftsteller, den sie entdeckt, verliebt sie sich auf den ersten Blick. Während sie die Verlagsvertragskonditionen besprechen, stellt sich heraus, daß diese Liebe erwidert wird. Frédéric und Delphine werden ein Paar. Doch leider findet Frédérics Roman nach der Veröffentlichung nicht das erhoffte Echo beim Lesepublikum, ja, er findet eigentlich fast überhaupt keine Leser.

Traditionell verbringt Delphine die Sommerferien bei ihren Eltern in der Bretagne, und Frédéric kommt selbstverständlich gerne mit. Delphine hat einen Stapel Manuskripte zu lesen, und Frédéric schreibt weiter an seinem zweiten Buch. Zur Entspannung unter- nehmen sie einen Ausflug in die Bibliothek der abgelehnten Manuskripte. Sie blättern und schmökern einen ganzen Tag darin herum und finden ein Romanmanuskript, das sie unerwartet gelungen und bemerkenswert halten: „Die letzten Stunden einer großen Liebe“ von Henri Pick.

Sie recherchieren, und es stellt sich heraus, daß Henri Pick der vor zwei Jahren verstor- bene Pizzabäcker von Crozon war. Delphine sucht Picks Witwe auf, eine bodenständig-herzhafte alte Dame von achtzig Jahren, die zunächst nicht glauben kann, daß ihr Henri einen Roman, noch dazu ein Meisterwerk, geschrieben haben soll. Schließlich hatte er ihres Wissens niemals ein Buch gelesen, geschweige denn eines geschrieben.

Nachdem Madeleine Pick das Manuskript gelesen und durchaus einige verborgene Bezüge zur ihrer Beziehungsgeschichte mit Henri darin gefunden hat, ist sie geneigt, der unwahrscheinlichen Wahrscheinlichkeit einer heimlichen schriftstellerischen Tätigkeit ihres Mannes etwas mehr Glauben zu schenken. Nach Rücksprache mit ihrer Tochter Joséphine stimmt sie einer Veröffentlichung zu und wird von Delphine professionell betreut.

Um eventueller Skepsis gegenüber abgelehnten Manuskripten kompetent entgegen- treten zu können, sammelt Delphine Beispiele aus der Literaturgeschichte. So wurde beispielsweise Marcel Prousts erster Band von „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ zunächst vom Verlag Gallimard nicht veröffentlicht. André Gide, der dort als Lektor mitwirkte, lehnte Prousts Manuskript ab und attestierte ihm „Sätze, so lang wie eine schlaflose Nacht.“  Nach einigen Umwegen erschienen Prousts Romane dann doch bei Gallimard, und für den zweiten Band von „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ erhielt Marcel Proust 1919 den Prix Goncourt.

Die geheimnisvolle Entstehungsgeschichte und das rätselhafte, verborgen gebliebene schriftstellerische Parallelleben Henri Picks werden werbewirksam vermarktet, und der Roman „Die letzten Tage einer großen Liebe“ entwickelt sich zu einem sensationellen Erfolg. Der Erfolg führt zu weiterem Medienrummel, Fernseh- und Zeitungsinterviews mit der Witwe und der Tochter Henri Picks. Erste Fans pilgern in die ehemalige Pizzeria und zum Grab des Autors. Die Bibliotheksabteilung der abgelehnten Manuskripte füllt sich mit Nachschub …

Die Verkaufszahlen des Romans wachsen und wachsen. Andere Verlage folgen dem neuen Buchmodetrend und trachten danach, abgelehnte Manuskripte zu publizieren.

Jean-Michel Rouge, ein karrieregeknickter, ehemaliger Literaturkritiker, glaubt nicht, daß Henri Pick der Autor von „Die letzten Stunden einer großen Liebe“ ist und forscht akribisch-ungeschickt nach der Wahrheit. Er findet heraus, wer noch als Autor in Frage kommen könnte …

Ein Buch kann tatsächlich das Leben dramatisch beeinflussen, und für einige Personen im unmittelbaren und mittelbaren Einflußbereich der pickschen Meisterwerksaura ändern sich unverhofft Beziehungen, Perspektiven oder auch einfach nur Gewohn- heiten.

David Foenkinos spielt mit möglichen Wahrheiten und glaubhaften Lügen. Geschickt verknüpft er Lebensfäden, Leidensknoten und Liebesschleifen seiner Figuren. Seine charakterisierenden Beschreibungen sind detailreich, einfühlsam und anschaulich. Ein Chor vieler Stimmen und vieler Wahr- heiten wird von ihm zu einem charmanten, heiter-melancholischen Einklang geführt.

Der Vorleser Axel Milberg liest diesen Roman sehr angenehm und unaufge- regt-akzentuiert sowie mit einer warmherzigen Verbundenheit, die den unterschiedlichen Charakteren und ihren emotionalen Gestimmtheiten sehr gut gerecht wird.

„Das geheime Leben des Monsieur Pick“ handelt beiläufig auch davon, wieviel man als Leser in eine Geschichte hineinlesen kann, um sich darin bestätigend wiederzufinden.

Der Autor gewährt dem Leser zudem einen wahrhaft köstlichen und inter- essanten Blick hinter die Kulissen des Buchmarkts und die Mechanismen medialer Vermarktung. Als Buchhändlerin und Rezensentin kann ich bestätigen, daß diese Elemente des Romans keineswegs fiktiv oder übertrieben sind.

Hier entlang zum Hörbuch und zur Hörprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.randomhouse.de/Hoerbuch/Das-geheime-Leben-des-Monsieur-Pick/David-Foenkinos/der-Hoerverlag/e513598.rhd

Der Autor:

»David Foenkinos, 1974 geboren, lebt als Schriftsteller und Drehbuchautor in Paris. Seit 2002 veröffentlicht er Romane, darunter den Millionenbestseller „Nathalie küsst“, der auch als Film mit Audrey Tautou das Publikum begeisterte. Seine Bücher werden in rund vierzig Sprachen übersetzt. Der vielfach ausgezeichnete Roman „Charlotte“ hat sich allein in Frankreich rund eine halbe Million Mal verkauft, wurde auch in Deutschland zum Bestseller und wird derzeit verfilmt. „Das geheime Leben des Monsieur Pick“ war in Frankreich wochenlang auf der Bestsellerliste.«

Der Übersetzer:

»Christian Kolb wurde 1970 geboren und studierte französische Literatur und Filmwissenschaft in Berlin und Paris. Neben den Romanen von David Foenkinos übersetzte er u. a. auch Nicolas Fargues „Die Rolle meines Lebens“. Er lebt in Berlin.«

Der Sprecher:

»Axel Milberg war bis 1997 Mitglied des Ensembles der Münchner Kammerspiele und arbeitete mit Regisseuren wie Dieter Dorn Peter, Thomas Langhoff oder Peter Zadek. Mitte der 90er-Jahre wandte sich der wandelbare Schauspieler verstärkt Film und Fernsehen zu. Seither war er in zahlreichen erfolgreichen Produktionen zu sehen, z. B. in „Jahrestage“ (2000), „The International“ (2009), „Ludwig II.“ (2012), „Hannah Arendt“ (2012). Seit 2003 ist Axel Milberg außerdem in seiner Heimatstadt Kiel als „Tatort“-Kommissar Klaus Borowski auf Verbrecherjagd.«

Die Buchausgabe ist bei DVA erschienen:

Das geheime Leben des Monsieur Pick
von David Foenkinos
Originaltitel: »Le mystère Henri Pick«
Übersetzung von Christian Kolb
DVA  März 2017
Gebunden mit Schutzumschlag
336 Seiten
Format: 12,5 x 20,0 cm
19,99 € (D),  20,60 € (A), 26,90 sFr.
ISBN: 978-3-421-04760-1

Hier entlang zum Buch und zur Leseprobe auf der Verlagswebseite:
https://www.randomhouse.de/Buch/Das-geheime-Leben-des-Monsieur-Pick/David-Foenkinos/DVA-Belletristik/e512010.rhd#info

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41 Kommentare zu “Das geheime Leben des Monsieur Pick

  1. Liebe Ulrike,

    wie mir scheint, präsentiert sich das Hörbuch wirklich sehr angenehmer Natur. Ja, vielleicht mag es sogar an Axel Milbergs warmherziger Verbundenheit zu den Figuren der Geschichte liegen, dass dir Foenkinos Zeilen irgendwie interessanter begegnet sind als mir. Ich denke, ich sollte es einfach dabei belassen und kein weiteres Buch von ihm lesen. Irgendwie lies mich „Nathalie küsst“ schon etwas enttäuscht zurück, obwohl es so viele begeisterte Stimmen für das Buch gab. Danke dir dennoch für deine Zeilen.

    Herzliche Stöbergrüße
    Steffi

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    • Liebe Steffi,
      vielleicht hat mir Axel Milbergs warmherziger Ton die Geschichte leseschmackhafter gemacht. Nachträglich ist das schwer einzuschätzen, da man schon voreingenommen ist.
      Wenn ich nach zwei Lesebemühungen mit einem Autor nicht warm werde, laß ich es auch einfach bleiben.
      Man sollte sich immer auf die eigene Lesewahrnehmung verlassen und andere Lesemeinungen zwar zur Kenntnis nehmen, aber niemals als Vorschrift.
      Ich habe auch schon bei so manchem Buch nicht im Chor der Buchbegeisterten mitgesungen.
      Herzliche Grüße 🙂

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  2. Hallo liebe Lektorin Rabbiata und Buchrezensorin Ulrike, herrlich schmunzelige Buchbesprechung!
    Ach ja, die Lektorinnen und Lektoren…
    das sind ja die eigentlichen Autorinnen und Autoren *schmunzel*
    Hab einen nicht so ganz rabiaten Tag heute,
    einen ruhigen, ganz coolen Tag *lächel*
    Herzlich, Lu

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    • Jetzt hast Du mir gleich einen doppelten Titel verliehen, das kommt davon, wenn frau im Kommentarstrang ins Plaudern kommt. 😉

      Die Rezension ist schmunzelig, weil das besprochene Buch schmunzelig ist.
      Meist bin ich eher anschmiegsam als rabiat, lieber Lu, aber wenn mich ein Text provoziert, kann ich durchaus polemisch, scharfzüngig und bissig werden.
      Herzlich grüßt Dich die Bücherfee, die auch Pfeile im verbalen Köcher hat *ggg*

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  3. Geniale Rezension. Der Inhalt klingt wundervoll – solch eine warmherzige Geschichte könnte ich gut gebrauchen – vor allem bei diesem Sauwetter 🙂 Welche mysteriöse Zutat fügst du eigentlich deinen Rezensionen hinzu? Die sind jedes mal auf’s Neue bezaubernd 😉

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    • Verbindlichen Dank für Deine leseinteressierte und lobende Resonanz, die mich sehr beglückt!
      Die mysteriöse Zutat ist, neben ausdauernd-intensiver sowie wortfindiger Auseinandersetzung mit der jeweiligen Buchmaterie, dreifache Liebe:
      Genüßliche Liebe zu Büchern!
      Leidenschaftliche Liebe zur Sprache!
      Tätige Liebe zum Schreiben!
      🙂

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  4. Lektorin Rabiata , na sowas *prust*, wenn Du auch so über die Maßen gemein bist 🙂

    Halbherzig hab ich begonnen zu lesen, weil ich Hörbücher so gut wie nie höre. Ich lese lieber oder schreibe Unnötiges und kritzle auf etlichen Blöcken herum, die dann keiner beachtet *g*,
    aber dann packte mich die Geschichte vom Pizzabäcker, der heimlich ein Buch schrieb … und am Ende stellte ich fest, daß es sich um eine feine Geschichte zu handeln scheint, in der es vielleicht irgendwo sogar ein bissel prickeln könnte, wenn sich das Prickeln nicht doch noch vor dem Ende in Luft auflösen würde 🙂 , aber das wär dann doch zu schade

    Liebe Maiengrüße von Bruni

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    • Liebe Bruni,
      Du weißt ja, daß ich durchaus loben kann – auch Verrisse schreibe ich hier nur ein oder zweimal im Jahr. *grinsekatz*
      Es freut mich, daß Du trotz Deiner Hörbuchungeneigtheit an der Geschichte des Monsieur Pick Gefallen gefunden hast. Da es fast alle Hörbücher auch in Buchform gibt, kannst Du Dir also das bevorzugte Medium aussuchen.
      Ich kann Dir versprechen, daß es mehrere prickelnde Überraschungen in diesem Roman gibt.
      Maigrüne Grüße von mir an Dich 🙂

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  5. Das klingt inhaltlich nach einer interessanten Mischung. Originalität, dazu Funktionsmechanismen, Wendungen, genau skizzierte Charaktere. Details also offenbar in vielen Bereichen … Verlagswelt gepaart mit menschlichem Schicksal. Klingt spannend und scheint gleichzeitig stilbedingt amüsante Momente zu beinhalten.
    Obwohl ich mir Milberg als Sprecher sehr gut vorstellen kann (positiv), tendiere ich eher zum Buch und werde mir den Titel merken.
    Vielen Dank für deine detaillierte und Lust auf dieses Buch auslösende Rezension, Ulrike!

    LG Michèle

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    • Liebe Michèle,
      „Das geheime Leben des Monsieur Pick“ wartet mit einigen originellen Charakteren auf und erlaubt realistische Einblicke in moderne Buchvermarktungsmethoden.
      Danke für Deinen differenzierten und lebhaft-lesegeneigten Kommentar. Es freut mich stets, wenn es mir gelingt, Leselust auszulösen.

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  6. Da mir zu Hörbüchern die Geduld fehlt, werde ich mir auf jeden Fall das gebundene Buch kaufen, denn Deine Besprechung hat mich mehr als neugierig gemacht. Es wird dann meinem Eckchen Bücher über Bücher einverleibt. Lieben Gruss an Dich und Herzensdank für diese Entdeckung. Karin

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  7. David Foenkinos kannte ich noch überhaupt nicht. Ich könnte mich jetzt damit herausreden, dass im Namen ein „kino“ stecke und das eben nicht so meins sei. Aber es liegt nicht daran. 😉
    Und wenn wir schon bei der Wissenslückenbloßlegung sind: dass es in der tatsächlichen Welt eine Bibliothek abgelehnter Manuskripte gibt, ist mir auch neu. Dabei stellt sich mir unwillkürlich die Frage, wie lange es das Phänomen des abgelehnten Manuskripts noch geben wird? Wie auch immer. Das von dir so lebendig beschriebene Buch ist offensichtlich sehr real und riecht verführerisch nach einem originellen Leseerlebnis. Mein literarischer Hamsterschatz (offenbar von einem Mamster – einer Kreuzung zwischen Mammut und Hamster – angelegt) verschließt sich zwar inzwischen jedem Neuzugang. Aber es gibt ja zum Glück Alternativen. 🙂

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    • Dies hier war auch mein erstes Hörmal mit einem Roman von David Foenkinos, und auch die reale Bibliothek der abgelehnten Manuskripte war zuvor eine Wissenslücke in meiner literarischen Bewandertheit. Womit wieder einmal bestätigt wäre, daß Lesen bildet! 🙂

      Das Phänomen des abgelehnten Manuskriptes dürfte eine ziemlich unendliche Geschichte sein. In „Das geheime Leben des Monsieur Pick“ wird herrlich selbstironisch darüber geplaudert, daß die Zahl der Möchtegern-Schriftsteller die der Leser wahrscheinlich deutlich übersteigt.

      Ja, angesichts überfüllter Mamsterbüchervorräte hilft nur noch die Leihbibliothek oder der büchervertilgende Bibliomampfer. 😉
      Danke für Deine eloquente und lebhaft interessierte Resonanz! 🙂

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      • Ja, es ist schön, wenn man durch Lesen den Wissenshorizont erweitern kann – vor allem, wenn die dabei verwendeten Leseleckereien weit mehr als Wissenslückenbüßer sind. 🙂
        Die ganze Verlag-Autor Beziehung ist ja eh eine vielfältige Geschichte. Viele bekannte Autoren wären ohne ein tüchtiges Lektorat ziemlich aufgeschmissen. Und weltberühmte Manuskripte, die zunächst abgelehnt wurden, dürften Legion sein. Heute ist es allerdings einfach wie noch nie, ein Manuskript auf eigene Faust zu veröffentlichen. Zu wessen Vorteil das geschieht, bleibe hier allerdings dahingestellt. 😉
        Beim Monsieur Pick hab’ ich Glick – Hör- und Lesebuch liegen leihbücherisch in Mamsterbackenreichweite. 🙂

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      • Ein tüchtiges Lektorat ist lesenswichtig für den gegenwärtigen Autor und für den zukünftigen Leser. Den meisten Texte ist eine zusätzliche Perspektive aus emotionaler und zeitlicher Distanz wohlbekömmlicher als selbstherrliche Selbstgegnügsamkeit im Elfenbeinturm.
        Dank BoD https://www.bod.de/ueber-bod.html und Blogs ist es heutzutage leichter zu veröffentlichen. Es ist jedoch trotz gedrucktem Werk nicht wesentlich leichter, einen großen Leserradius zu erreichen.

        Schön, daß Monsieur Pick schon in Deiner Reichweite wartet. : -)

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      • Das dürfte eine der großen Herausforderungen des künftigen Literaturbetriebs werden. Auf der einen Seite sind die großen Verlagshäuser, die nahezu systematisch die Vielfalt massakrieren. Und auf der anderen Seite die Eigenpublikationen, die aber nicht qualitätskontrolliert sind und für das Lesepublikum zum literarischen Roulette ausarten. Da werden neue Ideen gefragt sein, damit das Lesepublikum weder an einseitiger Ernährung noch an ungenießbaren Brocken zugrunde geht.

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      • Die Bestsellermonokultur ist ebenso öde, wie die landwirtschaftliche Monokultur und ebenso geschmackseinfältig.
        Zum Thema BIBLIODIVERSITÄT hat Birgit Böllinger vom Literaturblog „Sätze & Schätze“ kürzlich einen interessanten Beitrag geschrieben:
        https://saetzeundschaetze.com/2017/04/28/kurz-knapp-bibliodivers/

        Eigenpublikationen könnten alleine schon dadurch desillusioniert und verbessert werden, daß man sein Manuskript vielfältig BELESENEN Menschen zum Probelesen gibt.
        Ich habe schon zwei Manuskripte aus dem Freundeskreise korrektur- gelesen und habe mich in meiner Beurteilung von Stärken und Schwächen sowie Sprachstil des Textes nicht von meiner Sympathie für den Verfasser einschränken lassen.
        Mein Randbemerkungen sind legendär:
        „Gähn, gähner, am gähnsten!“
        „Leblose Dialogdramaturgie!“
        „Nabelschau ohne literarische Dimension!“
        „Unbeholfene, larmoyante Ausdrucksweise!“
        „Banalitätenkabinett!“
        Ich weiß zwar nicht, wieso mir das den Ruf „Lektorin Rabiata“ eingebracht hat, aber damit kann ich leben. 😉

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      • Mit einem Honigumsmaul-Lektorat ist ja auch keinem gedient. Wer es wirklich ernst meint mit dem Schreiben (und Publizieren des Geschriebenen) sollte sich sehr früh von jeglichen Leberwurstallüren verabschieden. Selbst gelungene Manuskripte von Profis enthalten im ersten Wurf verbesserungswürdige Stellen zuhauf. Wer glaubt, dass sein Manuskript über alle Zweifel erhaben wäre, ist nicht etwa besonders talentiert, sondern einfach krankhaft unkritisch. Und genau das ist Gift für Eigenpublikationen. Ich sehe gute Zukunftschancen für Nischenproduktionen – aber nur, wenn das potenzielle Publikum nicht in Müllbergen nach etwas Genießbarem wühlen muss.

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  8. … ein Thema mit dem ich mich so gar nicht auskenne… aber es ist schon spannend mit einem Autor persönlich über sein Buch zu sprechen… es ist wie die Schnittstelle von Fiktion und Realität zu berühren… und schon hast du mich neugierig gemacht Ulrike!!!

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    • Das finde ich auch – David Foenkinos schreibt sehr einfühlsam und zugleich hat er einen augenzwinkernden Blick auf menschliche Schwächen und gesellschaftliche Bedingungen.
      Danke für Dein Echo, liebe Petra!

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