Der rote Faden

  • 2. Oli-Band
  • llustrationen von Eve Tharlet
  • Text von Anne-Gaëlle Balpe
  • Deutsche Textbearbeitung von Bruno Hächler
  • Michael Neugebauer Edition  2014 www.minedition.com
  • 2. Auflage 2016
  • gebunden
  • Fadenheftung
  • Format: 29,3 x 22 cm
  • 32 Seiten
  • 13,95 € (D), 14,40 € (A)
  • ISBN 978-3-86566-185-2
  • Bilderbuch ab 3 Jahren

GEBEN  UND  NEHMEN

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Eines windigen Tages geht der Wichtel Oli spazieren. Er hält einen roten Wollfaden in der Hand, den er im Vorgängerbilderbuch „Der blaue Stein“  (siehe meine vorherige Besprechung https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/04/24/der-blaue-stein/ ) gefunden und sorgsam aufbewahrt hat. Im ersten Band zeigte sich Oli als ein kleiner Meister der Intuition, und im zweiten Band ist er ein kleiner Meister der Freigiebigkeit.

Der Wind reißt Oli den Faden aus der Hand und trägt ihn hoch in eine Baumkrone bis in das Nest eines Vogels. Der Vogel bedankt sich bei Oli für das perfekte Nestbaumaterial und schenkt dem Wichtel zwei Federn. Oli freut sich, daß der rote Faden für den Vogel nützlich ist, und geht weiter seines Weges.

Er trifft eine Ameise, die ein Boot braucht, um über den See nach Hause zu gelangen. Kurzerhand bastelt Oli aus den Federn ein Segelboot für die Ameise, die Oli ihrerseits zum Dank drei Samenkörner aus ihrer Sammlung schenkt.

Die Samenkörner verschenkt Oli an einen hungrigen Igel. Der Igel wiederum bietet Oli zum Dank etwas an, das von einem Baum heruntergeflogen ist und sich in seinen Stacheln verfangen hat.

Und das ist … na, schon erraten?

Es ist der rote Faden. Der Igel entschuldigt sich, daß er Oli nur so wenig zum Austausch anbieten könne, doch Oli sagt weise „Es ist viel mehr, als du glaubst…“

Schließlich stellt sich Oli lächelnd in den Wind und läßt den roten Faden wieder fliegen.

Im vorliegenden Bilderbuch wird der sich vervielfältigende Wert des Teilens und Weitergebens mit warmherzigen Illustrationen und einfühlsamen Worten anschaulich und kindgerecht in Szene gesetzt.

Als Nachhilfestunde in Gemeinwohlökonomie für Börsenmakler und Invest- mentbanker wird sich „Der rote Faden“ zwar eher nicht durchsetzen, aber vielleicht verhindert dieses Bilderbuch, daß Kinder Börsenmakler oder Investmentbanker werden wollen. Dann wäre für alle viel gewonnen …

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:   http://www.minedition.com/books/detail/369?country_id=1

Die Autorin:

»Anne-Gaëlle Balpe wurde 1975 geboren und lebt in Paris. Schreiben ist ihre Leidenschaft. Die Bücher, die sie als Kind fasziniert haben, begleiten sie auch heute noch. Mit ihren eigenen Geschichten möchte sie Kindern diese Faszination, die sie selber erlebt hat, weitergeben.«

Die Illustratorin:

»Eve Tharlet ist Kindern und Erwachsenen auf der ganzen Welt von ihren pfiffigen Märchen-Interpretationen und natürlich vom Erfolgskaninchen PAULI her bekannt. 1956 in Frankreich geboren, wuchs sie in Deutschland auf. Sie absolvierte ihre Studien an der Ecole des Arts Décoratifs in Straßburg. Seit 1981 publiziert Eve Tharlet Bücher, für die sie diverse Auszeichnungen erhielt. Die Künstlerin lebt heute in Priziac, Frankreich.«

Querverweis:

Hier entlang zum 1. Oli-Band: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2017/04/24/der-blaue-stein/

 

Leselebenszeichen-Datenschutzerklärung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/datenschutzerklaerung/

44 Kommentare zu “Der rote Faden

  1. Da ist er ja wieder, der so überaus niedliche kleine Oli, der hier verliert und dadurch gewinnt, der gibt und zurückbekommt. Das Prinzip des Gebens und Nehmens. Eine neue Geschichte zum Hören und Staunen für die Kleinen und Größeren.
    Ein echter Lesegenuß für Freunde der stillen und feinen Geschichten, liebe Ulrike

    Herzliche Grüße von Bruni

    Gefällt 3 Personen

  2. Diese süße Geschichte ist nicht nur ein tolles Vorbild in Sachen Geben und Nehmen. Sie gibt auch Anregungen für einen Ressourcen schonenden Umgang. Er kann glücklich machen ohne dass man auf etwas verzichten muss. Ein schönes verlängertes Wochenende! LG Simone

    Gefällt 2 Personen

    • Ja, liebe Simone,
      Du hast recht, diese Geschichte gibt ein anschauliches Beispiel für Kreislaufwirtschaft ohne Abfall, in Verbindung mit kooperativ-sozialem Gewinn.
      Danke für Deine aufmerksame Anmerkung.
      Auch Dir ein schönes langes Wochenende! 🙂

      Gefällt 1 Person

    • Ja, das kann ich gut verstehen. Mein inneres Kind sitzt immer auf der Schreibtischkante dabei, wenn ich Kinderbuchrezensionen schreibe.
      Und Deine Enkel in der Warteschleife können sich schon mal auf exquisite Bilderbuchvorlesungen mit Dir vorfreuen.

      Gefällt 1 Person

  3. Es ist wundervoll, dass es solche Bücher für Kinder gibt, und es wäre zu wünschen, dass sie möglichst viele Kinder vorgelesen bekommen. Vielleicht macht es dann ja auch bei dem einen oder anderen Erwachsenen „klick“ 😉
    Lieben Dank für Deine gefühlvolle Rezension und die Auswahl so toller Bücher 🙂

    Gefällt 3 Personen

  4. Hoho. Das ist ja clever eingefädelt. Da gibt es eine Fortsetzung und – schwupps! – taucht eine völlig neue Thematik auf, die sich aber doch geistesverwandt an den ersten Band anschließt.
    Wie fein, dass es Kinderbücher gibt, die Herzensweisheit auf derart charmedurchwebte Weise vermitteln. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die ersten Weichen bereits sehr früh gestellt werden, wenn es darum geht, ob jemand lieber dem roten Faden des Herzens folgen will oder auf einer geteerten Straße des ausschließlich pekuniären Erfolgs sein Glück sucht. Die von dir angetönten Defizite in Sachen Gemeinwohlökonomie haben, wähn‘ ich, in den meisten Fällen Wurzeln, die weit in die Kindheit reichen.

    Gefällt 5 Personen

    • Die korrespondierende Verbindung zwischen den beiden Bilderbüchern hat mir ganz besonders gut gefallen.
      Ich habe eine ausgeprägte Neigung zu Kinderbüchern, die Herzensbildung vermitteln. Konstruktive, kooperative und liebesreiche geistige Samen in Kinderherzen zu streuen finde ich lebenswichtig.
      Wie Du bereits sagtest, die ersten Weichen werden sehr früh gestellt.
      Liebesgesättigte Kinder werden einfach nicht geldgierig und haben mehr Vertrauen ins Leben und Sein, sie brauchen nicht so viel Haben.
      Danke für Deine charmdurchwebte und feinsinnige Resonanz! 🙂

      Gefällt 5 Personen

      • Ja, diese Neigung ist nicht völlig unerkennbar. 😉 Und die Früchte dieser Neigung lassen mich immer wieder staunen, wie sich wesentliche Themen in kinderfreundlicher Erfreulichkeit präsentieren lassen, ohne plump und Zeigefingerwedelnd daherzukommen. 🙂
        Ist genau so. Die Seinsdefizite lassen sich durch noch so viel Haben niemals schließen – obwohl dies nochundnochundnoch versucht wird.

        Gefällt 1 Person

    • Danke für Deine harmonische Resonanz, lieber Arno.
      Da dieses Bilderbuch schon in der zweiten Auflage erscheint, kommt es wohl beim Publikum gut an. Daraus schließe ich einfach optimistisch, daß Einsteins „Liebesberechnung“ stimmt! 🙂

      Gefällt 1 Person

  5. Liebe Ulrike, meine mittlerweile (allzu)großen Töchter haben damals Tharlets Pauli geliebt und alle seine Bücher besessen. Schön zu sehen, dass sie auch heute noch illustriert. Ich habe ihren Strich gleich erkannt. Liebe Grüße, Petra

    Gefällt 3 Personen

    • Liebe Petra,
      daß Du Eve Tharlets Malstil gleich wiedererkannt hast, zeugt davon, daß Du Dich mit Deinen Töchtern damals intensiv mit den Pauli-Büchern beschäftigt hast.
      Die Pauli-Bilderbücher sind ganz allerliebst, und sie decken einige Themen des kindlichen Lebens ganz possierlich auf Kaninchenebene ab. Sie sind auch immernoch auf dem Markt: http://www.nord-sued.com/programm/index.asp
      Danke für Deine aufmerksame Rückmeldung.
      Herzliche Grüße von mir zu Dir

      Gefällt 1 Person

  6. Wie berührend, liebe Bücherfee. Investmentbanker, Börsenmakler, Firmenchefs, Politiker und wie sie alle heißen, sollten verpflichtet werden, diese Weisheitsschätze zu lesen ;-). Leider bleibt nix hängen, wenn man gezwungen wird, sonst fände ich das eine klasse Idee ;-). Herzberührte Grüße von mir zu Dir 💕

    Gefällt 3 Personen

Sie dürfen gerne ein Wörtchen mitreden, wenn's konveniert!