Eine Arche ist eine Arche ist eine Arche

  • Verlegerinnenleben
  • von Elisabeth Raabe
  • edition momente   Januar 2016    www.edition-momente.com
  • gebunden, mit Schutzumschlag
  • Fadenheftung und Leseband
  • 240 Seiten mit 212 Fotos
  • Format: 19 x 11,4 cm
  • 22,– €
  • ISBN 978-3-9524433-1-6
    Eine Arche ist eine Arche

HINTER  DER  BÜCHERKULISSE

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Die meisten Leser wollen eine Geschichte lesen, sich romantisch, spannend, geistreich oder amüsant unterhalten lassen, einer Sprachmelodie lauschen oder sich Wissen anlesen; über den Autor macht sich der Leser vielleicht schon beiläufig Gedanken und auch Empfindungen, aber der Verlag und die Menschen, die hinter diesem Verlag stehen, geraten selten in den Fokus der Leseraufmerksamkeit. Dabei ist Literaturgeschichte unmittelbar mit Verlagsgeschichte verbunden.

Die deutsche Lektorin Elisabeth Raabe und die Züricher Buchhändlerin Regina Vitali unterschrieben am 31. Dezember 1982 den Kaufvertrag für den alteingesessenen Züricher Verlag Die Arche, der nach dem Tode seines Gründers Peter Schifferli zum Verkauf stand.

Die beiden Neuverlegerinnen treten das große literarische Erbe eines kleinen, feinen Verlages an: Das erste Buch, das 1945 im jungen Arche Verlag erschien, war „Die Brücke  von San Luis Rey“ von Thornton Wilder. Viele berühmte Autoren folgten: Ezra Pound, Gertrude Stein, Antoine de Saint-Exupéry, Gottfried Benn, Werner Bergengruen, Friedrich Dürrenmatt, Friedrich Glauser …  Texte von Dadaisten (Hans Arp, Hugo Ball, Tristan Tzara u.a.) und Expressionisten (Jakob von Hoddis, Georg Trakl u.a.) … Adolf Muschg, Hugo Loetscher …

1300 Titel befinden sich in der literarischen Vorratskammer – der sogenannten Backlist. In unzähligen Chefinnennachtschichten wird sortiert, welche Titel bleiben, welche gehen und welche in Neuausgaben erscheinen sollen. Der Vertrieb wird neu organisiert und das Rechnungswesen modernisiert.

1983 beginnt die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Buchdesigner, Grafiker und Typographen Max Bartholl, die sich bis in die Gegenwart erhalten hat. Schon 1984 erscheint der erste Arche Literatur Kalender, ein Wochenkalender mit Fotos und Zitaten berühmter Autoren, der sich schnell zum Klassiker entwickelt. Der erste Arche Literatur Kalender steht unter dem Oberbegriff »Beziehungen« und zeigt literarische Paare in Bild und Textdokumenten. Und die Ideen für neue Jahresthemen gehen Elisabeth Raabe in all den folgenden Kalenderjahren (mehr als dreißig sind es inzwischen) keineswegs aus.

Die beiden Verlegerinnen verfügen über literarisches Herzblut, doch die Verlagsführung ist und bleibt sehr arbeitsintensiv, zumal 1994 – für das operative Geschäft mit Deutschland – eine Zweigniederlassung des Verlages in Hamburg gegründet wird und häufiges Pendeln zwischen Zürich und Hamburg sowie Buchmessen usw. den Arbeitsumfang und Zeitaufwand maximieren. Gleichwohl werden auch immer wieder Feste gefeiert: Jubiläen, Geburtstage, Abschiede und außergewöhnliche verlegerische Erfolge sowie – wegen diverser Umzüge des Verlages – Einweihungsfeierlichkeiten.

Wir erfahren von verlegerischen Erfolgen und Mißerfolgen, glücklichen Fügungen und Enttäuschungen, literarischen Entdeckungen und Begegnungen. Es gibt nette Anekdoten, einige Prisen Züricher Lokalkolorit und viele, viele Fotodokumente, welche die bewegte Verlagsgeschichte illustrieren.

Streiflichternd lasse ich zwölf markante Arche-Verlags-Buchtitel aufleuchten, die gewiß den einen oder anderen Wiedererkennungseffekt haben:

1985: „Hanns Dieter Hüsch hat zugegeben…“ Ein Portrait zum 60. Geburtstag des Kabarettisten zusammengestellt von Bernd Schroeder
1986: „Althénopis. Kosmos einer Kindheit“ von Fabrizia Ramondino
1989: „Straßen aus Staub“ von Rosetta Loy
1990: „Ich glaube, ich fahre in die Highlands“ von Margaret Forster
1990: „Spaziergänge durch Goethes Weimar“  von Paul Raabe
1997: „Das Wüten der ganzen Welt“ von Maarten‘t Hart
1998: „Tanz mit dem Jahrhundert“ von Stéphane Hessel
1999: „Blitzeis“ Erzählungen von Peter Stamm
1991: „Im Netz der Zauberer. Eine andere Geschichte der Familie Mann
von Marianne Krüll
2001: „Selbstportrait mit Eltern“ von Nicolaas Matsier
2004: „Familienleben“ Viola Roggenkamps Romandebüt
2007: „Alle sterben, auch die Löffelstöre“ Kathrin Aehnlichs Debütroman

Weiterhin gepflegt werden Titel zum Thema Dadaismus und Expressionismus, das italienische Programmsegment wird ausgebaut mit Autorinnen wie Natalia Ginzburg, Grazia Deledda, Fabrizia Ramondino, Maria Messina, Laura Mancinelli, Elsa Morante u.a.

Im Frühjahr 1995 erscheint ein literarisches Kochbuch von Sybil Gräfin Schönfeldt „Bei Thomas Mann zu Tisch. Tafelfreuden im Lübecker Buddenbrookhaus“ – Auftakt einer literarisch-kulinarischen Buchreihe, der noch einige weitere Titel folgen: „Bei Fontane zu Tisch. Wanderungen durch des Dichters Eßlandschaften“ (1997) und „Gestern aß ich bei Goethe. Bilder einer neuen Gastlichkeit“ (2002). Eine köstliche Nebenwirkung ergibt daraus, daß Gräfin Schönfeldt für die Fotografien sämtliche Speisen nachkocht, historisch getreu tischdekorativ arrangiert und die beiden Verlegerinnen anschließend in den Genuß dieser Speisen kommen.

1996 erscheint der erste Arche Musik Kalender, das musikalische Pendant zum Arche Literatur Kalender.
2005 folgt der erste Arche Küchen Kalender „Literatur & Küche“, ein Wochenkalender mit Rezepten, Tipps und Bildern, hrsg. von Sybil Gräfin Schönfeldt.

Verlagsarbeit ist neben Lektorat, Herstellung, Vertrieb, Lizenzgeschäft, Verwaltung und Pressearbeit auch wesentlich kommunikative Kontaktpflege. So wie Elisabeth Raabe die alltäglichen Verlagsroutinen und die von ihr und Regina Vitali gepflegte persönliche Unternehmenskultur beschreibt, gewinnt man den Eindruck einer angenehm zwischenmenschlich-engagierten Beziehungspflege, die Autoren, Übersetzer, Lithographen, Drucker, Fotografen, Verlagsmitarbeiter und Verlagsvertreter sowie Literaturagenten, Journalisten und Buchhändler mit einschließt. Die Grenzen zwischen beruflichem Kontakt und wertvollen, wachsenden Freundschaften sind oft fließend.

So manches Mal baut ein kleiner Verlag u.a. durch sein akribisch-einfühlsames Lektorat einen unbekannten Autor auf, kaum ist er berühmt und erfolgreich, wird er von einem größeren und zahlungskräftigeren Verlag abgeworben – auch diese Erfahrung bleibt den Arche Verlegerinnen nicht erspart.

Der Buchmarkt hat sich in den letzten drei Jahrzehnten sehr verändert – auch ich als Buchhändlerin weiß ein wehmütiges Lied davon zu singen – ; die zunehmende Konzentration der Marktmacht und des finanziellen Spielraumes bei großen Verlagsgruppen, Supermarkt-Buchhandelsketten und Online-Konzernkraken trägt nicht dazu bei, literarische Diversität, Individualität, Originalität und Textreifungsgeduld zu fördern. Es gibt sehr viele Bücher, aber nur wenig LITERATUR!

Die Arche Verlegerinnen streichen 2008 die Segel und verkaufen ihren Verlag an die Verlagsgruppe Oetinger. Sie gründen die Arche Kalender Verlag GmbH, Hamburg, und konzentrieren sich fortan nur noch auf die drei nach wie vor erfolgreichen und beliebten Wochenkalender, die 2010 noch um den feinen Arche Kinder Kalender ergänzt werden.

Mit „Eine Arche ist eine Arche ist eine Arche“ lesen wir ein interessantes und abwechslungsreiches Stück Zeitgeschichte am Beispiel der Firmengeschichte eines Verlages und der Lebensarbeitsleistung zweier Vollblut-Verlegerinnen.

Vielleicht ist dies eher eine Lektüre für buchhandelsinterne und literaturhistorische Leserkreise, doch Bücher brauchen Leser und Leser brauchen Bücher, aber ohne Verleger, gäbe es wohl kaum Bücher – manchmal sollte man sich dankbar daran erinnern … 

 

Die Autorin:

»Elisabeth Raabe, geboren in Oldenburg. Studium der Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte. 1972-83 Lektorin bei Rowohlt, Cecilie Dressler und Otto Maier Ravensburg. Gemeinsam mit Regina Vitali 1983 – 2008 Inhaberin und Verlegerin der Arche Verlag AG, Zürich, 1987 – 94 des Luchterhand Literaturverlags, Darmstadt. 1994 Niederlassung des Arche Verlags in Hamburg. Seit 2008 Verlegerin des Arche Kalender Verlags. 2014 Gründung der edition momente Raabe + Vitali, Zürich-Hamburg.«

Querverweis:

Wer neugierig auf die Arche Kalender geworden ist, kann sich unter den beiden nachfolgenden Links meine illustren Besprechungen vom letzten Jahr dazu ansehen:
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/10/14/arche-literatur-kalender-2016/
https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/10/18/arche-kinder-kalender-2016

Die Kalender für 2017 werde ich im Oktober/November 2016 rezensieren …

 

PS:
Ich erlaube mir in diesem Zusammenhang einen kurzen buchhändlerbiographischen Rückblick auf meine Berufserfahrung mit dem Arche Verlag:
1983 begann ich meine Ausbildung zur Buchhändlerin, und 1984 kaufte ich mir mein erstes Arche-Buch „Das Kino im Kopf“ (Hrsg. von Hans Stempel und Martin Ripkens),  eine Anthologie von poetischen und prosaischen Texten zum Thema Kino und Film, verfaßt von berühmten Autoren und Dichtern vom Expressionismus bis zu Konstantin Wecker. Inhaltlich niveauvoll-nostalgisch und äußerlich wunderschön graphisch gestaltet, mit silberfarbenen Vorsatzblättern … Obwohl ich damals noch wenig Berufserfahrung hatte, war mir schon die besonders sorgfältige Gestaltung angenehm ins Auge gefallen. So schärfte ich meinen Blick für Qualität …

31 Kommentare zu “Eine Arche ist eine Arche ist eine Arche

  1. Wie immer gut beschrieben, was das Schaudern betrifft muss mensch nicht unbedingt einen Flohmarkt besuchen, da genügt ein Besuch bei Thalia (nur als Begriff gedacht). Ich treibe mich PC-mäßig immer mal auf ZVAB rum.

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  2. Liebe Ulrike, Verlagsgeschichte interessiert mich sehr, hast du noch weitere Buchtipps über andere Verlage?

    „Es gibt sehr viele Bücher, aber nur wenig LITERATUR!“
    Wie wahr. Ich war kürzlich auf einem größeren Bücherflohmarkt und wandte mich mit Schaudern ab, was alles verlegt und gelesen wird. Aber ein paar Perlen konnte ich erbeuten.

    Literarische Grüße!

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    • Werte Madame Filigran,
      spontan fallen mir drei weitere Bücher zur Verlagsgeschichte ein, die ich allerdings nicht gelesen, sondern nur beiläufig zur Kenntnis genommen habe:

      „Carsten Wurm: Gestern. Heute. Aufbau.
      70 Jahre AufbauVerlag 1945 – 2015“

      „Daniel Kampa: DIOGENES Eine illustrierte Verlagschronik 1952 – 2003“

      „Lustig ist das Verlegerleben, Briefe von und an Daniel Keel“

      Wenn Du auf der Webseite http://www.buchkatalog.de auf *Erweiterte Suche* klickst und dort in die Suchleiste „Verlagsgeschichte“ eingibst, bekommst Du eine elfseitige Liste mit Büchern und Infos zum Thema …

      Deine Flohmarkterfahrung kann ich bestätigen! Man fragt sich wahrlich – und nicht nur in Bezug auf Bücher – was für Abscheulichkeiten und Geschmacksverirrungen den Weg in die Warenproduktion gefunden haben.
      Aber auch SCHÄTZE lassen sich immer wieder finden.
      Bibliophile Grüße!

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  3. Danke für den Einblick hinter die Kulissen, Ulrike;-) Ich bin der festen Überzeugung, dass sich Qualität immer ihren Platz suchen wird und so lange Menschen interessiert sind, darin auch zu investieren, wird es sie auch geben. Nur die Wege zueinander werden vielleicht beschwerlicher. Liebe Grüße, Ann

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    • Liebe Ann,
      Deine Überzeugung, daß sich Qualität immer durchsetzt, nährt meine bescheidene Hoffnung, daß sich Qualität hoffentlich und langfristig durchsetzt.
      Mal sehen, wie sich die Bücherwelt noch entwickeln wird …
      Sonnenwarme Grüße von mir zu Dir

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      • Vielleicht wird es eine Nische, aber wenn Qualitaetsbuecher nicht mehr verlegt und gekauft werden, geht die Erde unter……das ist meine bescheidende Meinung.Danke und Spaetsommergruesse zurueck❤

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  4. Ein wunderbarer Beitrag, nicht nur, weil Du das Buch und zwei besondere Frauen vorstellst – ich hatte es irgendwann in meinem Blickfeld, dann aber wieder vergessen, fürs Erinnern mein Dank. Sondern weil aus Dir soviel Leidenschaft spricht. Und interessanterweise treibt mich Deine Aussage – Es gibt sehr viele Bücher, aber nur wenig LITERATUR! – derzeit auch um. Wenn ich die massiven Marketingmaßnahmen und den Hype um manche Bücher und Autoren mitverfolge, wird mir schwindelig – und ich bedaure es, dass dann alle Aufmerksamkeit auf diese Bücher gelenkt wird, andere dagegen einfach verschwinden…

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    • Vielen Dank für Dein ausdrückliches Leseinteresse und Dein Lob, liebe Birgit.
      Die Leidenschaft, die aus meiner Besprechung spricht, entspricht einfach der Leidenschaft mit der sich Elisabeth Raabe und Regina Vitali jahrzehntelang dem Verlegerinnenleben gewidmet haben.

      Ebenso wie Du bedaure ich, daß konzernkonzentrierte Marktmacht und pompöses Marktgeschrei oft leisere Bücher mit bescheidenerem Werbeauftreten „untergehen“ lassen. Auch die ewiggleichen „Erfolgsautoren“ langweilen mich oft, besonderes wenn sie dann auch noch konzeptionelle Bücher nach Marktgängigkeit schreiben.

      Für mich haben Schreiben und LITERATUR etwas mit INSPIRATION und HERZBLUT zu tun und nicht mit Zielgruppendefinierung, trendigen „Settings“ und der Anzahl der Mitläufer auf Facebook.

      Bei mir ist es schon lange soweit, daß ich bei massivem Buchwerbegetrommel ganz gelassen das Leseinteresse verliere …

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  5. Klingt nach einem hochinteressanten Buch, liebe Ulrike.

    Den Niedergang vieler Verlage konnten wir oft mitverfolgen oder auch das Einverleiben in große Verlagsgemeinschaften. Nicht einfach für die Bücherwelt, heute noch weiter zu bestehen und doch habe ich den Eindruck, daß es sehr leise wieder aufwärts geht.

    Danke für die feine Rezension.

    Liebe Grüße von Bruni

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  6. So eine Verlagsgeschichte dürfte eigentlich alle wirklichen Bücherliebhaber interessieren. Wir wollen ja bei anderen Grundnahrungsmitteln auch wissen: Wo kommt das her? Wie wird das produziert? Usw. Zudem hat das Verschwinden vieler Verlage enorme Auswirkungen auf unsere Lesemöglichkeiten. Einerseits trägt ein guter Verlag ja enorm zur Qualität der Literatur bei. Und wenn ein Verlag seinen ganz bestimmten Stil pflegt, kann man als Leser auch getrost einfach mal im Verlagsprogramm auf Entdeckungsreise gehen. Aber dazu brauchen Verlage ihre unverwechselbare Identität. Bei einem Rumposaurus*-Verlag funktioniert das nicht mehr (*Mixtur zwischen Rumpelkammer und Dinosaurier).
    Vielleicht erlebt das klassische Verlagswesen in absehbarer Zeit eine Renaissance? Das ist ja auch immer eine Frage der Nachfrage. Wenn es genug lesefreudige Menschen gibt, die nicht einfach klaglos literarischen Massenmüll schlucken, sondern ihre bibliophilen Bedürfnisse klar und deutlich artikulieren, wird es auch entsprechende Angebote geben. Ich habe hier das Beispiel der Musik vor Augen. Einige sagen ja bereits das Aussterben der CD voraus. Sogar der Download ist von gestern – Streaming ist angesagt. Dennoch gibt es auf der anderen Seite ein wachsendes Angebot der längst totgeglaubten Vinyl-Platten. Es wird also entscheidend sein, dass man notfalls nach dem Suppenkasper-Prinzip auftritt und sagt: Nein, diese „Suppe“ ess’ ich nicht. 🙂

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    • Herzensdank für Deinen engagierten und vielschichtigen Kommentar.
      Deinen Vergleich mit der Herkunft von Grundnahrungsmitteln finde ich ganz köstlich!
      Ob das inhabergeführte, mittelständische Verlagswesen eine Renaissance erlebt, wage ich nicht einzuschätzen.
      Die meisten Leser nehmen es kaum wahr, wie sehr sich der Buchmarkt konzernkonzentriert, da die kleinen aufgekauften Verlage meist ihren Firmennamen behalten und dieser auch nach wie vor auf den produzierten Büchern steht – allerdings unter dem Dach des Großfisch-Verlages. Doch wer schaut sich schon so genau das Impressum an?
      Nehmen wir nur mal den Manesse Verlag, den Hörverlag, den Luchterhand Verlag, den Prestel Verlag, die DVA, Knaus Verlag, Kösel Verlag und Irisiana Verlag … ich kann die Liste noch um ca. 40 „Einzelverlagsnamen“ ergänzen – alles Verlage, die inzwischen zur Verlagsgruppe Random House (Bertelsmann) gehören.
      Doch hier und da gibt es auch maßvoll große erfolgreiche Verlage und Neugründungen. Und es gibt einen zarten Trend zu handwerklich-haptisch und text-typographisch besonders sorgfältig gestalteten Büchern, was ein bißchen zu Deiner musikalischen Vinyl-Abteilung paßt.
      Gepflegte und auch eingeforderte Leseeigenwilligkeit auf Kundenseite trägt gewiß dazu bei, verlegerische VIELFALT und Originaltät zu fördern…
      Ich tue jedenfalls – im Rahmen meiner Einflußmöglichkeiten -, was ich kann, um auf meiner Websaite das Gegenteil von eintöniger Bestsellermonokultur zu servieren.

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      • Auch dir ganz herzlichen Dank für deine re-Resonanz. 🙂
        Der Bereich Nahrungsmittel ist ja auch ein gutes Beispiel für die Macht der Konsumenten. Weil sich immer mehr Menschen vom Müllschluckerdasein verabschieden wollten, ist die Nachfrage nach echten Nahrungsmitteln gestiegen – und das, wiederum, hat sich auf der Produzentenseite ausgewirkt. Also warum sollte das nicht auch im kulturellen Bereich funktionieren? Der Mensch lebt ja, wie es so schön und richtig heißt, nicht vom Brot allein. 🙂
        Eben, die eingeführten „Marken“ (in diesem Fall Verlagsnamen) werden beibehalten. Und wo die Auswirkungen der Konzernkonzentration spürbar werden, bleibt die Ursache meist unbekannt.
        Der von dir erwähnte Trend, auch wenn er zunächst erst zaghaft erkennbar wird, dürfte durchaus damit zu tun haben, dass der Buchmarkt gewisse Bedürfnisse nicht abdeckt.
        Wer, wie du, der potentiellen Verlagskundschaft andere Dinge als Einheitsbrei schmackhaft macht, trägt auf jeden Fall zur verlegerischen Artenvielfalt bei. 🙂

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  7. Sehr interessantes Hintergrundwissen und in der Tat interessiert man sich meist für den Autor und das Buch selbst. So unterhaltsam liest es sich einfach wunderbar 🙂 Danke dafür.

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  8. Welch sagenhafter Edit & mit Hingabe geschrieben. Chapeau .
    Und das fulminate VerlegerinnenlebenBuch von Frau Raabe ist eine lebendige Hommage an zwei besessene Büchermacherinnen. Für Leser die mehr erfahren wollen als nur eine gute Geschichte.
    Hintergründe & einzigartige Begegnungen in wohllesender Form.

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Sie dürfen gerne ein Wörtchen mitreden, wenn's konveniert!