- Dylan Thomas
- Originalausgabe: »The Love Lettters of Dylan Thomas«
- Aus dem Englischen von Margit Peterfy
- Mit einem Nachwort von Elke Heidenreich
- Fischer Taschenbuch Verlag Mai 2008 www.fischerverlag.de
- 116 Seiten
- 7,95 € (D), 8,20 € (A)
- ISBN 978-3-596-17513-0
WÖRTERSCHWÄRME UND SCHWÄRMWÖRTER
Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©
Bei so manchem Dichter ist die Liebe auf dem Papier tragfähiger als im wirklichen Leben. Diesen Eindruck bekommt man auch bei der Lektüre von Dylan Thomas‘ Liebesbriefen.
Seine Briefe sind ausführlich und spannend, lebhaft, überschwenglich, selbstironisch, übervoll mit Ideen und Betrachtungen zu seinen eigenen Texten, aber auch zu den Werken anderer Dichter. Er philosophiert, schwadroniert und kritisiert geistreich und launisch. In originellen Worten beschreibt er seine Befindlichkeiten, Geldnöte, Katerzustände und seine Eindrücke von Land und Leuten.
Besonders beeindruckend sind die Briefe an Pamela Hansford Johnson, seine erste Freundin und Dichterkollegin. Die jugendliche Frische und assoziations-ekstatische, wortspielerische Gewandtheit sind ein inspirierender Genuß und zeugen von Dylan Thomas‘ unkonventionellem Geist und wildem Herzen.
Dylan Thomas‘ Liebesgefühle kommen in schwärmerischen Komplimenten für die jeweils Angebetete zu Wort, in sehnsüchtigen Heraufbeschwörungen vergangener Nähe, Lust, Heiterkeit und Wärme sowie in großzügigen Liebesewigkeits- und Einzigartigkeits-beteuerungen. Die Briefe erscheinen gleichsam einfach drauflosgeschrieben; gleichwohl indes wirken sie raffiniert komponiert.
Seine Liebesbriefe wenden sich an verschiedene Frauen. Dylan Thomas scheint leicht entflammbar gewesen zu sein, und Treue zählte nicht zu seinen Tugenden, obwohl er, wenn er auf Reisen war, auch viele sehnsüchtige Briefe an seine Frau Caitlin schrieb. Das ist die Sorte Liebe, die nur auf Entfernung funktioniert und harmoniert und an alltäglicher Nähe scheitert.
Als Nachleser dieser Briefe erlebt man die Liebesschwüre an seine Frau mit gemischten Gefühlen, da man weiß, wie wechselhaft und unbeständig sein Lieben war, wie fadenscheinig seine Liebesversprechungen.
Dylan Thomas war ein Süchtiger, er trank unmäßig, rauchte und bewegte sich stets am Saum der Selbstzerstörung. So ist er auch ein Liebessüchtiger und fleht in seinen Briefen immer wieder um Liebesbestätigung. Da schreibt kein liebeVOLLES, sondern ein zutiefst hungriges und einsames Herz.
Dylan Thomas‘ Liebesbriefe sind wortüberwältigend und intensiv. In ihrer Stärke und Schwäche, Hoffnung und Verzweiflung, ihrem Ernst und ihrer Verspieltheit, ihrem Scharfsinn und ihrer Verschmitztheit offenbaren sie einen äußerst schreibschöpferischen – vielleicht sogar überregen – Geist.
Es ist eine Freude und ein Abenteuer, seiner Formulierungslust zu folgen, seinem Übermut, seiner Wortfindungskraft, seiner spontan improvisierten prosaischen Poesie.
Querverweis:
Hier geht es zur Rezension von Dylan Thomas‘ weltberühmtem, ohrenbetörenden Hörspiel »Unter dem Milchwald«:
Der Autor:
»Dylan Thomas, 1914 in Swansea geboren, ging 1934 nach London, wo er für Zeitschriften und die BBC arbeitete. Ab 1949 lebte er mit seiner Frau Caitlin und den drei Kindern in dem Fischerort Laugharne in Süd-Wales. Weltberühmt wurde er mit ›Unter dem Milchwald‹ (1953). Dylan Thomas starb 1953 während einer Vortragsreise in New York.«
Und hier ist ein interessanter FAZ-Artikel von Jakob Strobel y Serra über Dylan Thomas‘ Lebenspuren in Wales, nebst einer fünfminütigen O-Ton-Gedichtlesung des Dichters:
http://www.faz.net/aktuell/reise/wales-auf-den-spuren-von-dylan-thomas-13222261-p6.html
PS:
Ich liebe Liebesbriefe und möchte gerne in Zukunft weitere Bücher lesen und rezensieren, in denen Liebesbriefe eine bedeutende Rolle spielen. Gerne dürfen es auch Liebesbriefsammlungen oder Sachbücher zur Kultur des Liebesbriefes sein.
Wer also ein empfehlenswertes Liebesbrief-Buch kennt, möge es mir bitte in der Kommentarsektion nennen.
Folgende Bücher liegen mir bereits vor:
»Ich küsse dich von Kopf bis Fuß…«
Liebesbriefe berühmter Männer und Frauen
Hrsg. von Werner Fuld
DIANA Taschenbuchverlag 2000
Dieter Hildebrandt: Die Kunst, Küsse zu schreiben.
Eine Geschichte des Liebesbriefs
Sachbuch, HANSER Verlag 2014
Cathleen Schine: Der Liebesbrief
Roman, HANSER Verlag 1996
A. Raffelsberg: Lieber Schatz!
Briefsteller und Ratgeber für die gesamte Liebeskorrespondenz
unter besonderer Berücksichtigung der gesellschaftlichen Sitte und des feinen Taktes
Rudolph’sche Verlagsbuchhandlung Dresden 1921
Vielen Dank an dich, für diesen tollen Beitrag! Dylan Thomas ist ein wunderbarer Tipp, den ich sofort lesen werde – für die nächste Lesungsreihe…
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Danke für Dein begeistertes Kompliment zu meiner Rezension!
Es freut mich sehr, daß ich Dich zu Dylan Thomas‘ Liebesbriefen verführen konnte.
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Liebe Ulrike, für eine Liebesbriefe-Lesung die wir im März mit dem Theater Südsehen veranstaltet haben, hatte ich gerade erst folgende Lektüren gelesen:
Herzzeit – der Liebesbrief-Wechsel zwischen Ingeborg Bachmann und Paul Celan, ziemlich melancholisch aber sehr zu empfehlen!
Oder Kafkas Briefe an Felice Bauer – leider nur seine Briefe erhalten;
Briefe von Paula Modersohn-Becker an ihren Mann – ungeheuer poetisch..
Briefwechsel George Bernard Shaw mit Stella Patrick Campbell – mitunter zynisch, beißend aber sehr witzig…
Liebe Grüße
Simone
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Herzensdank, liebe Simone,
für Deine feinen und aussagekräftigen Liebesbrieflektüre-Empfehlungen, die ich mir gerne im besten Sinne zu Herzen nehme.
Nachtaktive Grüße 😉
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Ich fürchte die Wucht seiner Gedichte ist untrennbar verbunden mit seinem ausschweifenden Lebenswandeln. Das eine wäre ohne das andere nicht möglich. Am Schönsten sind seine Werke, wenn er sie mit seiner schnarrenden Stimme vorliest.
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Herzlichen Dank, lieber Peter, für Deinen Lesebesuch.
Wechselwirkungen zwischen Rauschmitteln und Poesie sind meiner persönlichen lyrischen Erfahrung nach zwar nicht notwendig – vom Liebesrausch einmal abgesehen -, aber bei nicht wenigen Literaten besteht diesbezüglich in der Tat ein inniges und ausschweifendes Verhältnis.
Dylan Thomas‘ eigenwillige Stimme paßt wirklich und wirkungsvoll zu seiner Schreibe, da stimme ich Dir zu. 🙂
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Liebende Ulrike
Jeder Mensch ist ein Brief Gottes an die Erde
Sein Leben die Antwort darauf…
So auch mein ganzes Schreiben das Du ja stetig
lächelnd würdigst denn es ist ja auch an Dich gewandt…
dankend
Dir Joaqim von Herzen
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Ich danke leseerfreut.
https://textstaub.wordpress.com/2016/08/14/woerterschwaerme-und-schwarmwoerter-buchbesprechung-von-ulrike-sokul/
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Nachtrag: die Kommentare sind ebenso wortfein wie der sie auslösende Beitrag. Sehr fein zu lesen.
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Danke für Deine Wertschätzung!
Ja, die ausgesprochen feinsinnig-charmante, wortakrobatische Kommentarkultur, die sich auf meiner Websaite entfaltet, ist mir auch immer wieder eine große Lese- und Kommunikationsfreude sowie eine wirkliche Bereicherung und vergnügliche Ergänzung meiner Buchbesprechungen. 🙂
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Darf ich rebloggen?
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Gerne, es wäre mir eine Ehre!
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Liebe Ulrike,
wirklich wieder eine sehr gute Rezension, die einem den Charakter des Autors nahe bringt.
Mich haben die Briefe von Simone de Beauvoir an Nelson Algren berührt, das Buch heißt „Eine transatlantische Liebe“. Werde meine Bibliothek mal durchstöbern, da tummeln sich noch mehr Briefe.
Regensommergrüße
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Liebe Madame Filigran,
danke für Dein Lob und Deinen Buchhinweis.
Ich dachte mir schon, daß Briefe in Deiner Leseneigungsrichtung liegen und vorfreue mich auf weitere Liebesfundstücke von Dir.
Sonnige Grüße von Ulrike
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Meine Bücher erhalten gerade wegen eines Ortswechsels eine neue Umgebung. Einige sind noch am alten Ort, einige präsentieren sich bereits ausgepackt und stolz auf den Regalen, andere warten eingeschnappt in Umhüllung auf Befreiung. Sobald das getan ist und ihre Buchrücken wieder lesbar, gebe ich Laut. Bis dahin Blauhimmelgrüße (endlich).
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Bin mal wieder fasziniert von deiner Sprache als Rezensentin, die wie ein Echo von Sprachrhythmus und Sprachgewalt des Dichters zu mir herüber klingt. Das ist hohe Kunst. Übrigens erinnerte ich mich nicht, dass Dylan Thomas, dessen Under Milkwood mich als Jugendliche begeisterte, nur 39 Jahre alt wurde ….
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Liebe Gerda,
herzerfreuten DANK für Dein großes Lob für meinen Rezensionsstil.
Tatsächlich lasse ich mich meist so innig und tief auf die Lektüre ein, daß unabsichtlich – fast chamäleonartig – der Stil des Gelesenen auf mein Schreiben darüber abfärbt. Es ist sehr schön für mich, daß Du diesen Echoeffekt bemerkst!
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… Liebesbriefe sind so gar nicht meines. Ein Wortgefühl ist so interpretabel, dass es mich graust, sollte es mich betreffen. Bei Fremden ist es mir zu intim… nichts desto trotz könnte Dylan Thomas mich auf Grund deiner Rezension ködern, scheint er doch ein Freigeist mit zwiespältigem Humor gewesen zu sein…
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Ja, ein Freigeist ist Dylan Thomas ganz gewiß gewesen, und die Briefe sind auch niemals peinlich oder zuckergussig, sondern leidenschaftlich-intellektuell oder intellektuell-leidenschaftlich sowie zärtlich-sehnsüchtig und selbstironisch.
Interessant, daß wir zwei Herzchen bei einem Thema mal nicht ganz harmonieren. Liebesbriefe sind absolut meins, und ich bin im echten Leben wirklich sehr liebesbriefverwöhnt! 🙂
Bei mir persönlich ist der Übergang zwischen Liebesbrief und Gedicht oft fließend und eines überströmt sich ins andere … * ❤ *
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… das klingt herzerrōtend ❣
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Ich bin eine geübte Wortverführerin!
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… wie gut ich das weiss… ❤️
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Seine Sprachgewalt… na, eigentlich ein falsches Wort, bei ihm sollte man vielleicht eher von einem Sprachrausch sprechen, hat mich bei „Unter dem Milchwald“ begeistert, deshalb machst du mich hier neugierig!
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Sprachrausch taugt gut als Motto über Dylan Thomas‘ Werk.
Unvergeßlich hat sich mir der Anfang von „Unter dem Milchwald“ eingeprägt:
„Anfangen, wo es anfängt: Es ist Frühling, mondlose Nacht in der kleinen Stadt, sternlos und bibelschwarz, die Kopfsteinpflasterstraßen still, und der geduckte Liebespärchen- und Kaninchenwald humpelt unsichtbar hinab zur schlehenschwarzen, zähen, schwarzen, krähenschwarzen, fischerbootschaukelnden See…“
In den Liebesbriefen kann er auch sehr witzig sein z.B.:
„Und es tut mir sehr leid, liebste Liz, daß ich Dich auf eine Entfernung von Tausenden von Meilen mit solchen Kleinigkeiten belästige. Ich wünschte, ich könnte Dich aus unmittelbarer Nähe belästigen.“ (Seite 107)
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Danke für die tollen Zitate! Eine ehemalige Kollegin, eine Waliserin, hat mir vor Jahren eine verrauschte Kassette mit der englischen Fassung von Under Milkwood geliehen und Dylan Thomas hat mich mit seinen Adjektivkaskaden hoffnugslos überfordert. Aber ich bewundere seine Texte sehr!
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Schau doch mal in meine Besprechung von drei Hörspielfassungen von „Unter dem Milchwald“: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2015/06/24/unter-dem-milchwald-under-milk-wood/
Dort habe ich auch eine Hörprobe verlinkt …
Ich konnte der englischen Hörspielfassung auch erst angemessen folgen, nachdem ich die beiden deutschen Fassungen gehört hatte. Danach hatte ich mich eingehört, und ich verstand, was ich zuvor nur vage ahnen konnte.
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Da bekomm ich auch sofort Lust seine Briefe zu lesen 🙂
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18 Whiskys, habe ich eben gelesen und zuerst dachte ich, ich hätte mich verlesen 🙂
Wie kann ein einzelner Mensch so viele Whiskys mögen? Es ist mir ein Rätsel und wohl eines, das auch meist zum Tode führt…
Sein Schreibstil ist gigantisch gut, bisweilen skurril und von einer Fantasie, die man/frau kaum glauben mag. Ich besitze sein *Windabgeworfenes Licht*. Es lieh mir vor etlichen Jahren eine sehr besondere LKW-Fahrerin, die wortreich von ihm schwärmte und sie hatte recht.
Ein Griff und ich hab es in meiner Hand *lächel*. Das geht mir nicht mit jedem Buch so, das in meinen Regalen steht.
Liebesbriefe, liebe Ulrike. Ich habe kein einziges Buch damit, aber ein altes dickes Bündel davon aus meiner Jugendzeit *g*. Vor einiger Zeit wollte ich es mal wegwerfen, aber ich brachte es nicht übers Herz. Ich schloß vorsichtig das weiße Bändchen wieder mit einer kleinen Schleife und legte das Päckchen zurück an seinen Platz.
Der junge Mann von damals ist lange tot, er wollte sich dem Leben nicht länger stellen.
Er war 21 Jahre alt…
Oh, jetzt bin ich doch tatsächlich total abgeschweift. Das liegt an Deinen mitreißenden Rezensionen, liebe Ulrike. Sie wecken immer so viele Gedanken.
Schmunzelgrüße von Bruni
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Liebe Bruni,
hab‘ Dank für Deinen nostalgisch-abschweifenden Kommentar, der das Thema Liebesbriefe und Dylan Thomas schön umkreiselt.
Es freut mich, wenn meine Buchbesprechungen Dich so mitreißen und animieren!
Herzensgruß von mir zu Dir 🙂
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Danke, daß Du mir mein Abschweifen nicht übelnimmst 🙂
und liebe Grüße von mir
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Ich schätze Deine Schnörkelzeilen sogar ausdrücklich, werte Bruni!
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Ich habe auch immer ein bisschen Skrupel bei Liebesbriefen, die an jemand anderen gerichtet sind. Irgendwie ist man nicht gern Störenfried bei einer sehr intensiv empfundenen Zweisamkeit oder gar so etwas wie ein Voyeur. ^^
Ich erinnere mich allerdings, vor langer Zeit doch einmal die „Briefe eines Liebenden“ von John Keats gelesen zu haben. Überraschend gern sogar! Vielleicht wäre das noch etwas für dich? Später gab es ja dazu auch einen Film über seine Beziehung zu Fanny Brawne („Bright Star“).
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Liebe Michèle,
diese Skrupel sind mir nicht fremd. Gleichwohl finde ich, daß es wichtig ist, Vorbilder und Beispiele für empfindsamen Liebesausdruck nachlesen zu können.
Wenn die Lektüre eines fremden Liebesbriefes meinen eigenen Wortschatz der Liebe erweitert, ist das eine willkommene und erwünschte Nebenwirkung.
Danke für Deine einfühlsame Resonanz und den Hinweis auf JOHN KEATS, der nun auch in die Leseauswahl kommt.
Den Film „Bright Star“ habe ich schon zweimal geschaut … 🙂
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… ich mag die Liebesbriefe von Rilke, auch wenn sie manchmal einen tragisch-einsamen Unterton haben, den ich jetzt, nachdem ich den Film über Lou Andreas-Salomé gesehen habe, übrigens besser verstehe
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Liebe Susanne,
Rilke ist immer eine gute Briefadresse, da kann Dir nur zustimmen. Danke fürs wieder ins Gedächtnis rufen!
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In einer gewissen Phase habe ich ja mit einer grenzenlosen Neubegierde sehr gerne Briefe und auch Tagebücher gelesen. Deine Rezension erinnert mich daran, dass dies bereits ein hübsches Weilchen her ist. Irgendwann hat das Interesse daran nachgelassen. Deine Beschreibung weckt in mir widersprüchliche Gefühle. Du hast das sehr spannend und leselusterweckend beschrieben. Dennoch empfinde ich eine gewisse Scheu – so, als würde man ungebeten jemandes private Räume betreten.
Sehr ans Herz legen würde ich dir «Lettre à D.» (unter dem Titel «Brief an D.» auch in deutscher Sprache erschienen) von André Gorz. Das ist zwar nicht im herkömmlichen Sinn ein Liebesbrief – und doch kann man sich kaum einen schöneren Liebesbrief vorstellen. Als Werbung dazu ein einziger Satz von Friederike Reents (FAZ): «Es ist weit mehr als eine Liebeserklärung, die Gorz nach so vielen Ehejahren seiner Frau macht, es ist seine Lebenserklärung.»
Ansonsten: Mozarts sogenannte „Bäsle Briefe“ sind jedenfalls sehr, äh, speziell. 🙂
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Die Scheu, uneingeladen den intimen Lebensraum fremder Liebesbriefe zu betreten, empfinde ich auch. Zugleich sind die vorliegenden Briefe, wegen ihrer sprachlichen Qualität, auch überpersönlich, was die Hemmschwelle senkt.
DANKE für Deinen Hinweis auf den „Brief an D.“ und André Gorz, der mir ganz unbekannt war, dabei hat er sogar am gleichen Tag wie ich Geburtstag. Das ist auf jeden Fall ein Lesekanditat für mich.
Mozarts „Bäsle Briefe“ kenne ich zum Teil über das Hörbuch „Brandauer liest Mozart“, das 2006 zum 250.Geburtstag Mozarts bei Lübbe Audio erschienen ist. Ich fand diese Briefe sehr amüsant und stilvoll-hemmungslos; überhaupt sind Mozarts Briefe ganz herrlich wortspielerisch und originell.
Fridolin Tschudi schrieb über Mozart:
„Briefe schrieb er wie kein zweiter,
bunt, lebendig und skurril, jeder Satz ein Blitzableiter,
tragisch oder himmlisch heiter, ehrlich, männlich, infantil!“
Danke, lieber Lieblingskommentator,
für Deine stets feinsinnige Resonanz und Deine einschmiegsamen Zeilen! 🙂
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Herzlichen Dank für die Blumen, liebe Bücherfee. Da kommt Herzensfreude auf. 🙂
Den „Brief an D.“ von André Gorz habe ich auch erst vor etwa drei Jahren „en passant“ entdeckt (ich kannte des Menschen zuvor nicht). Und die Hemmschwelle ist hier auch quasi inexistent, weil es ja (obwohl sehr persönlich) ein öffentlicher Brief ist. [Das mit dem Geburtstag war mir nicht bekannt – aber es ist, wenn auch kein zwingender Grund, so doch eine schöne Einladung zur Lektüre (finde ich)]
Dieses Mozart-Hörbuch war mir nicht bekannt. Aber dass der Brandauer als Stimme Mozarts eine gute Figur macht, daran würde ich nicht eine Nanosekunde zweifeln.
Die Worte von Fridolin Tschudi treffen sehr schön die wesentlichen Merkmale des Mozartschen Briefschatzes. [Ich denke, ich krame diese Briefe (also, natürlich nicht die Originale – haha, ich würde sie eh nicht lesen können) gleich mal wieder aus meinem Archiv ans Tageslicht.]
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Blumen, wem Blumen gebühren! 🙂
Brandauer liest die Mozart Briefe sehr charmant und man bekommt den Eindruck, daß er sehr im EINKLANG ist mit dem, was er da genüßlichst vorliest.
Schade, daß Du keine Originalbriefe von Mozart in Deinem Archiv hast, dies könnte doch vortrefflich die eine oder andere Rentenlücke auspolstern 😉 .
Ich träume immer davon, auf dem Trödel echte Autographen (Briefe, Entwürfe, Tagebücher) aufzustöbern – z.B. von Else Lasker-Schüler, die ist in der Nachbarstadt Wuppertal geboren, und da könnte ja noch einiges unerkannt vor sich hin stauben.
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🙂
Vom Rentenpolster-Standpunkt her könnte ein Mozart-Brief allerdings attraktiv sein. Eine Mozart-Rente, sozusagen. 😉
Die Wahrscheinlichkeit, ein Autograph beispielsweise von Else Lasker-Schüler aufzustöbern, ist ja nicht unbedingt riesengroß. Aber eine Chance auf bisher nicht gehobene Schätze besteht durchaus. Besonders bei Briefen, denke ich mal. Denn die befinden sich ja nicht im Nachlass der Urheberin, sondern demjenigen der Empfänger. Das könnte eine stattliche Anzahl potenziell schätzebergender Dachböden ergeben.
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Ach, herrlich – eine Mozart-Rente, die könnte mir sehr wohlbekommen…
Ich kenne „zufällig“ den Verleger, der die Briefe Friedrich Glausers an Josef Halperin buchstäblich in letzter Minute aus dem Müllabfuhrfahrzeug gerettet hat. Das war auch so ein typischer Briefe-Empfänger-Fall: https://de.wikipedia.org/wiki/Bernhard_Echte
Also gebe ich die Hoffnung auf vielversprechende, spinnwebige Dachböden und Geheimfächer nicht auf.
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Das ist eine ganz spannende Geschichte, die mir nicht bekannt war. Und warum sollte nicht „zufällig“ ein gut verborgenes Kleinod in die Hände einer Bücherfee gelangen? Gerade solchen „Zufällen“ ist die statistische Wahrscheinlichkeit nämlich völlig und gänzlich einerlei… 🙂
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Wenns gestattet ist, liebe Ulrike, liebe Bruni: Denkt bitte an die nachfolgenden Generationen von Mini-Rentnern, bevor ihr eure Liebeskorrespondenz entsorgt! Lasst sie von jemandem finden! Eine Bruni- oder Ulrike-Rente könnte so einem armen Menschen als Wurst zum täglich Brot dienen..
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Das ist sehr schön gesagt. 🙂
[es könnte, gerade bei diesem Thema, natürlich auch Honig sein – zumindest für jene, denen Wurst wurst ist]
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Ich würde auch HONIG vorziehen! 🙂
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Ein Liebesgedicht aus täglichem Brot und Honig – einfach himmlisch. 🙂
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Und dazu den „lang gereiften Wein der Küsse…“ (wenn ich mal aus einem meiner Poeme zitieren darf) 🙂
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Die perfekte Ergänzung – oder Vervollkommnung, richtiger ausgedrückt. 🙂
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Meine Liebeskorrespondenz hüte ich wie einen SCHATZ. Ich würde sie eher veröffentlichen als entsorgen.
Vielleicht kann ich indes später meine magere Buchhändlerinnen-Rente durch das Angebot eines Liebesbrief-Schreibdienstes aufbessern…😉
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Klingt sehr schön – auch von mir meinen Dank. Kennst Du die Briefe an Milena von Kafka? Haben mir damals sehr gefallen.
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Danke, lieber Simon,
für den feinen literarischen Hinweis.
Kafkas Briefe habe ich bisher nur vereinzelt zur Kenntnis genommen, es ist eine gute Idee, dies einmal ernsthaft mit dem von Dir vorgeschlagenen Briefwechsel zu vertiefen. Bei Kafka kann man sich stets auf sprachstilistische Perlen verlassen.
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Da ist er aber sehr jung gestorben, wahrscheinlich nicht mal auf dem Zenit seiner Schaffenskraft Danke für das Näherbringen Ulrike!
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Er starb, nachdem er vor einer Lesung in New York ACHTZEHN Whiskys getrunken hatte.
Leider hat er durch seinen frühen Tod auch nicht mehr den Welterfolg seines Radiohörspiels „Unter dem Milchwald“ erlebt.
Danke für Dein Leseinteresse, lieber Arno!
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Okay, dann tut mir nur die Familie leid. Heute nennt sich das ja Komasaufen…
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Laut Wikipedia war die Todesursache eine – wegen des exzessiven Alkoholkonsums – nicht auskurierte Lungenentzündung.
Ich bin ja schon beschickert, wenn ich nur an Whisky rieche …
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