Die Schneekönigin

  • von Hans Christian Andersen
  • Hörbuch
  • gekürzte Lesung
  • Sprecher: Ulrich Noethen
  • Textfassung/Regie: Annelie Knoblauch
  • Produktion: Kulturkontor e.V. / Der Hörverlag 2010 https://www.hoerverlag.de
  • 1 CD
  • Laufzeit ca. 76 Minuten
  • 9,95 € (D), 11,20 € (A), 14,50 sFr.
  • ISBN 978-3-86717-588-3
  • ab 6 Jahren
    Die Schneekoenigin von Hans Christan Andersen

HERZENSKRAFT, HERZENSMUT  UND  HERZENSTREUE

Hörbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Märchen sind Seelennahrung für Kinder und für Erwachsene. Die Schneekönigin ist eines der Märchen, das sich mir in meiner märchenvollen Kindheit besonders eingeprägt hat.

Dieses Märchen handelt davon, wie sich ein kleines Mädchen namens Gerda auf die abenteuerliche Suche nach ihrem geliebten Kindheitsfreund Kay macht. Kay hatte beim Rodeln übermütig seinen Schlitten an den Schlitten der Schneekönigin gebunden, und diese hatte ihn mit zwei Küssen gebannt, die ihn gegen die Kälte unempfindlich machten und die Erinnerungen an sein vorheriges Leben verblassen ließen. So folgte er willenlos der Schneekönigin in ihr eisiges Reich und leistete ihr Gesellschaft.

Das Märchen ist in sieben Einzelgeschichten aufgeteilt. Die erste Geschichte ist eine Vorgeschichte, die ich wegen ihres bemerkenswerten psychologischen Tiefsinnes kurz zusammenfasse: Der Teufel erschuf einst einen großen Spiegel, der alles Gute und Schöne, was er widerspiegelte, verschwinden ließ, und alles, was fehlerhaft, häßlich, schlecht und böse war, wurde überdeutlich hervorgehoben.

Die Gehilfen des Teufels hatten ihre boshafte Freude an diesem Meisterwerk und wollten den Spiegel in den Himmel transportieren, um sich so auch über Gott lustig zu machen. Doch als sie bereits in größer Höhe waren, entglitt ihnen der Spiegel, stürzte zur Erde und zerbarst in hundert Millionen und mehr Stücke. Manche Splitter waren so klein wie Sandkörner und manche so groß, daß man Fensterscheiben und Brillengläser daraus machen konnte. Jeder einzelne Spiegelsplitter verfügte über die gleiche böse, verzerrende Kraft wie der einstige Spiegel. Bekam ein Mensch einen Spiegelsplitter ins Auge, sah er die ganze Welt nur noch verkehrt, und bekam ein Mensch gar einen Splitter ins Herz, so wurde sein Herz zu einem Klumpen Eis.

Im weiteren Verlauf des Märchens lernen wir Gerda und Kay kennen, zwei Nachbars- kinder, die innig freundschaftlich – ja, beinahe paradiesisch – miteinander verbunden sind. Doch dann bekommt Kay einen Spiegelsplitter ins Auge und ins Herz, die kindliche Harmonie zerbricht, und im Winter verschwindet Kay schließlich mit der Schneekönigin.

Im nächsten Frühjahr verfolgt Gerda die Spuren Kays. Sie meistert Gefahren, Irrwege und Verzögerungen, findet Verbündete und begegnet freundlich-hilfsbereiten Pflanzen und Tieren. Schließlich erreicht sie den Eispalast der Schneekönigin. Die Kraft ihrer Liebe und die heißen Herzenstränen, die sie beim Anblick des erstarrten Kindheits- freundes vergießt, lösen den eisigen Bann und spülen die Spiegelsplitter aus Kays Auge und Herz fort.

Gereift und auf das herzlichste wiedervereint kehren Gerda und Kay nach Hause zurück.

Ulrich Noethen liest dieses vielschichtige, poetische Märchen mit wohlpro- portionierter, lebhaft-einfühlsamer Akzentuierung und spricht mit seiner warmherzigen Stimme kindliche und erwachsene Hörer gleichermaßen an.

 

Hier entlang zum Hörbuch und zur HÖRPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.randomhouse.de/Hoerbuch/Die-Schneekoenigin/Hans-Christian-Andersen/der-Hoerverlag/e386880.rhd

 

Der Autor:

»Hans Christian Andersen wurde am 2. April 1805 als Sohn eines Schuhmachers in Odense (Dänemark) geboren. Armut und Einsamkeit prägten seine Kindheit, Depressionen und andere Krankheiten verfolgten ihn bis ins Erwachsenenalter.
Er konnte kaum die Schule besuchen, bis ihm der Dänenkönig Friedrich VI., dem seine Begabung aufgefallen war, 1822 den Besuch der Lateinschule in Slagelsen ermöglichte. Bis 1828 wurde ihm das Universitätsstudium bezahlt. Andersen unternahm Reisen durch Deutschland, Frankreich und Italien, die ihn zu lebhaften impressionistischen Studien anregten. Seine insgesamt 168 Märchen begründeten seinen Weltruhm.
Sein künstlerisches Talent wurde am Königlichen Theater in Kopenhagen entdeckt, wo er bereits als 14jähriger Unterricht als Sänger und Tänzer nahm. Im Jahr 1835 erschien das erste seiner Märchenbücher, das ihn mit einem Schlag bekannt machte. Andersens erste Märchen sind stark von Volksmärchen beeinflusst. Später schuf Andersen sich einen ganz eigenen, manchmal fast umgangssprachlichen Märchenton, der ihn zum berühmtesten Dichter seines Landes und zu einem der meistübersetzten Autoren machte. Er starb am 4.August 1875 in Kopenhagen. Andersens Beerdigung im Jahr 1875 glich in Dänemark einem Staatsbegräbnis.«

Der Sprecher:

»Ulrich Noethen, geboren 1959 in München, ist ein vielseitiger Schauspieler, der den Bösewicht genauso überzeugend verkörpert wie den gutmütigen Kinderstar. Das junge Publikum kennt Ulrich Noethen als Herr Taschenbier in der Verfilmung der Sams-Bücher und als Vater Bernhard in den Bibi Blocksberg-Filmen. Mit seiner melodiösen, warmen Erzählstimme hat er viele Hörbücher gesprochen. Nach seiner Schauspielausbildung an der Hochschule für Darstellende Kunst in Stuttgart spielte er auf vielen Bühnen klassische und moderne Rollen. In den letzten zehn Jahren war er zunehmend und mit großem Erfolg als Filmschauspieler tätig. Er wurde u.a. mit dem Goldenen Löwen, dem Bayerischen Filmpreis und dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet.«

 

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54 Kommentare zu “Die Schneekönigin

  1. Was für ein wundervolles Cover – für dieses wundervolle Märchen, das ich vor was weiß ich wievielen Jahren las und das mich damals total verzauberte.
    Der Zauber blieb bis heute ungebrochen.

    Lächelnde Grüße von Bruni

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  2. Jetzt hätte ich mich doch fast zum ersten Mal beschweren müssen, hat mich doch deine intensive Beschreibung des Mythos im Märchen sämtliche Spiegelsplitter schmerzhaft spüren lassen, die in mir so herumsplittern und -spiegeln!! Aber wieder nichts! Was soll ich sagen: deine wie immer herzliche Besprechung, der man eine tiefe Sympathie für die Suchende und den Gefundenen anspürt, hat mich vollständig entsplittert, also entspiegelt, du weißt schon.

    Ein schönes Weihnachtsfest dir und allen,

    Michael

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    • DANKE, lieber Michael,
      für die feine SPIEGELUNG!
      Auch mich haben einige Spiegelsplitter gepikst und mich daran erinnert, Herz und Blick „aufzutauen“…
      Dir und Deinen Lieben herzerfüllte Weihnachtsfesttage wünschend,
      grüßt Dich herzLICHT Ulrike

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  3. Liebe Ulrike, als Kind habe ich meine Namensschwester im Märchen in mein Herz genommen. In den Jugendjahren vergaß ich sie. Auch mir waren Spiegelsplitter ins Auge geraten, so dass ich fast nur noch das Negative sehen konnte und viel Herzeleid hatte. Im Laufe des Älterwerdens hat sich das Sehen ausgeglichen, dafür bin ich sehr dankbar. Frohe Weihnachten aller Welt! Gerda

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    • Liebe Gerda,
      danke für Deinen persönlichen Kommentar.
      Auch für mich war die Relektüre bzw. Reauditüre der SCHNEEKÖNIGIN ein Anlaß, über meine Spiegelsplitter zu reflektieren und mich mehr darauf zu konzentrieren das Leben im Licht der Liebe zu betrachten.
      Herzensfrohe Weihnachtsfesttage wünscht Dir Ulrike 🙂

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  4. Danke für den Zauber, den Du hier versprühst :-). Es ist so stärkend, an die Macht der Liebe erinnert zu werden, vor allem durch diese ganz besondere Magie des Geschichten Erzählens. Sternenzauber-und-Mondenglanz-Gute-Nacht-Grüße, Bettina

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      • Oh ja, schneie schön vorbei bzw. herein, denn sonst gibt es hier in der Gegend noch kein bißchen Schnee …
        Am Wochenende sah ich gar ein blühendesRapsfeld, das fühlte sich doch seltsam an im Dezember.
        Ein zugeneigter Gutenachtgruß von mir zu Dir 🙂

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      • Irgendjemand muss die Schneekristalle ja verteilen ;-). Hier blühen die Weidenkätzchen und Gänseblümchen :-). Es fühlt sich doch sehr nach Frühling an?! Ein ebenso zugeneigter Gutenachtgruß von mir für Dich 🙂

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  5. Ich glaube, ich hatte DIE Platte auch als Kind. 🙂 Und mir fällt ein, dass Patricia McKillip, die ich sehr liebe, eine Schneekönigin-Kurzgeschichte geschrieben hat, in der viele Blumen vorkommen …
    Liebe Grüße
    Christiane, lost in space

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    • Wir sind halt eine Generation, liebe Christiane 🙂
      und wir kennen die gleichen Scheiben …
      Patricia McKillip ist die Autorin der ERDSEE-Trilogie, die ich auch gerne gelesen habe.
      Wo und wieso bist Du „lost in space“?
      Gutenachtgruß 🙂

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  6. Ich hatte dieses Märchen auf einer Langspielplatte, und ich weiß nicht, wie oft die Saphirnadel über die Rillen glitt. Ein Wunder, dass sie nicht alles weggeschrubbelt hat.
    Gerade als ich deine Rezension las, Ulrike, kam alles wieder hoch – samt Cover der Schallplattenhülle. ^^
    Die Geschichte ist und bleibt beeindruckend, und auch heute fiebern mit Sicherheit die Kinder mit Gerda mit, bangen um Kay oder die Härchen stellen sich so ein wenig auf, sobald die Schneekönigin die Szene betritt.
    Mit der Stimme von Ulrich Noethen kann ich mir das seeehr gut vorstellen! Und wäre das Hörbuch jetzt hier griffbereit – zack! – wäre ich dabei.

    Liebe Grüße und bei dieser Gelegenheit auch gleich die besten Wünsche für ein recht frohes Weihnachtsfest und ein glückliches und gesundes Neues Jahr 2016.
    Michèle

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    • Liebe Michèle,
      danke für Deine schöne RESONANZ! Hattest Du auch diese EUROPA- Märchen-Schallplatten? Ich habe diese Schallplatten auch endlos gehört, neben der fleißigen Vorlesefreude meiner Eltern.
      Hans Paetsch war mangels lebender Großväter mein akustisches Großvatervorbild 😉
      Dir und Deinen Lieben wünsche ich ebenfalls heiter-besinnliche WeihnachtsFESTtage und ein herzerfülltes und beschwingtes Jahr 2016.
      Deine Bücherfee
      Ulrike 🙂

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      • Gefühlt hat Hans Paetsch mindestens 3/4 der Schallplatten als Erzähler abgedeckt, oder? ^^ Ich habe es geliebt!
        Ja, genau, es waren diese Europa-Platten und das Cover war herrlich blau mit dem Schlitten, der durch die Lüfte flog und der sehr stolz und kalt dreinschauenden Schneekönigin …
        Gelesen habe ich dann ziemlich bald mehr selbst. Und Bücherhallen leergeliehen.

        Danke auch für deine lieben Wünsche, Ulrike!

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      • Schön, daß wir diese positive, stilbildende 😉 Kindheitserfahrung teilen, liebe Michèle.
        Ein Rezensent hat einmal über Hans Paetsch geschrieben:
        „Wenn der liebe Gott einen Pressesprecher hätte, würde der klingen wie Hans Paetsch. Ganz genau so. Weise, vertraut und irgendwie immer richtig.“
        Bei meiner Besprechung eines neueren Schatzinsel-Hörspieles habe ich eine nostalgische Rückschau auf die Europa-Schallplatten eingearbeitet:

        Die Schatzinsel


        Weihnachtsherzliche Grüße von
        Ulrike

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