Blumen und ihre Bewohner

  • Der Naturführer zum reichen Leben
  • an Garten- und Wildpflanzen
  • von Margot Spohn und Roland Spohn
  • Haupt Verlag  2015     http://www.haupt.ch
  • 304 Seiten
  • Flexibroschur, Fadenheftung
  • Format: 15,5 x 22,5 cm
  • 300 Fotos
  • 65 Zeichnungen
  • ISBN 978-3-258-07905-9
  • 29,90 € (D), 30,80 € (A), 35,90 sFr.
    Blumen und ihre Bewohner

B L U M E N G E N O S S E N

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Angesichts des vorliegenden Buchtitels wird wohl jeder zunächst an Bienen und Schmetterlinge denken, eventuell noch an Raupen und Käfer. Doch dieses Buch erweitert unseren Horizont in HINBLICK auf den zwar kleinen, aber doch komplexen LEBENSRAUM Blume.

Von der kooperativen Symbiose der Pflanzenwurzel mit Bodenpilzen (Mykorrhiza) über Larven, die nur das Blattgewebe zwischen den Adern fressen, aber dabei die Blattadern verschonen, bis zur Bienenverführung durch weibliche Sexualduftstoffe an Blüten und entsprechende Navigationshilfen bietet dieses Buch im wahrsten Sinne des Wortes ein weites Feld.

Anhand von 80 einheimischen Blütenpflanzen mit den ihnen zugehörigen erwünschten und unerwünschten Gelegenheits- und Dauergästen (Käfern, Schmetterlingen, Wanzen, Pflanzenläusen, Zikaden, Bienen, Hummeln, Wespen, Schlupfwespen, Blattwespen, Ameisen, Fliegen, Webspinnen, Weberknechten, Milben, Pilzen und Mikroorganismen), begleitet von großartigen Fotos und anschaulichen Illustrationen, entführen uns die beiden Autoren auf eine ausführliche und faszinierend-informative Expedition in die kleine Wildnis, die schon im eigenen Garten beginnt.

Zusätzlich gibt es praktische Hinweise, wie man die Blumenbewohner beobachten kann, ohne ihnen Schaden zuzufügen, und ein Glossar der botanischen und entomologischen Fachbegriffe. Ergänzend werden zudem nützliche Internetquellen zu Pflanzen, Tieren und Insekten aufgelistet.

Bienen übernachten wirklich in Glockenblumenblüten, manche Raupen sehen ihrer Wirtspflanze so ähnlich, daß man sie versehentlich pflücken könnte, und manches Insekt nimmt sich sein Verteidigungssekret von Giftpflanzen, manche Pflanzen verbinden ihre Samen mit einem für Insekten schmack- und nahrhaften Auswuchs (Elaiosom), um durch die Beweglichkeit z.B. von Ameisen den Verbreitungsradius ihrer Samen zu erweitern …

Und auch Unterirdisches wird einleuchtend erhellt: Die Mykorrhiza-Zusammenarbeit bedeutet, daß die Pflanzenwurzeln sich mit Bodenpilzen verbinden, um sich wechsel- seitig Nährstoffe zuzuleiten. Beim Spitzwegerich geht dieses ZUSAMMENWIRKEN sogar so weit, daß er seinen chemischen Abwehrstoff (Catapol) an den Pilz weitergibt, wenn dieser von Springschwänzen angefressen wird. Catapol ist ein bitter schmeckendes und fraßhemmendes Glykosid, das der Pilz vom Spitzwegerich zu seiner Selbstverteidigung bekommt.

Wer naturverbunden ist und sich gerne in spannende biologische Details und Wechsel- wirkungen vertieft, findet mit „Blumen und ihre Bewohner“ ein wissensvolles Buch mit einer erfreulich ganzheitlichen Natursicht.

Ich habe jedenfalls viel und gerne aus dieser Lektüre gelernt. So weiß ich jetzt, daß sich in der zugesponnenen Fingerhutblüte die Raupe des Rotfingerhut-Blütenspanners verbirgt, oder daß die rosa– und blaulilafarbenen Blüten des Lungenkrauts wie ein Indikatorpapier den Säuregehalt des Gewebes anzeigen.

Wegen der Fülle und Komplexität der dargebotenen Informationen und des überaus ANSCHAULICHEN Bildmaterials, bietet sich die Nutzung von „Blumen und ihre Bewohner“ als ergiebiges Nachschlagewerk an.

 

Hier entlang zum Buch und zur LESEPROBE auf der Verlagswebseite:
https://www.haupt.ch/Verlag/Buecher/Natur/Pflanzen/Blumen-und-ihre-Bewohner.html

Die Autoren:

»Margot Spohn hat Biologie mit Schwerpunkt Botanik und Pharmazeutische Biologie studiert. Hauptberuflich ist sie mit der Zulassung komplementärmedizinischer Arzneimittel in der Schweiz beschäftigt.«

»Roland Spohn arbeitet als selbständiger Biologe im Bereich Naturfotografie und Sachillustration. Außerdem kombiniert er viele biologische Themen zu fantasievollen Gemälden und zeigt diese auf Ausstellungen.«

 

 

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20 Kommentare zu “Blumen und ihre Bewohner

  1. Wieder so ein schönes Buch bei dir, liebe Ulrike ! Ich suche gerade nach Weihnachtsgeschenken – für mich, hüstel, naja, man hat mich gefragt, was ich mir wünsche 😉 Und ich weiß, daß ich bei einigen deiner Rezensionen dachte, das hört sich gut an. Das hier hört sich auch sehr spannend an ! – Hast du zufälligerweise noch einen Buchtip für 10jährige Mädchen ?? So „knapp“ formuliert 😉 Summige Grüße !

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  2. Du hast immer so tolle Bücher! Derzeit lese ich immer wieder im Hummelbuch. Jetzt weiss ich auch, weshalb ich sehr viele Hummeln über 1800 m ü. M. sehe. Es hat dort sehr viele blaue Blumen – frag mich nicht nach dem Namen … kleine faszinierende, fleissige Welt um uns herum … Herzlichen Dank für deine Empfehlungen. Liebe Grüsse Erika

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    • Herzlichen DANK, liebe Erika,
      für Deine Empfänglichkeit für meine Buchempfehlungen.
      Deine Formulierung „kleine faszinierende, fleissige Welt um uns herum“ finde ich sehr STIMMIG!
      Mach‘ doch mal ein Foto von den blauen Blumen und zeige es auf Deiner Webseite, vielleicht kann ich sie ja einordnen.
      Nachtschwärmerische Grüße 🙂

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  3. Den Titel dieses Buches habe ich mir als Gartenmensch und Naturliebhaber notiert und vorgemerkt. Der Inhalt klingt sehr reizvoll und nach einer guten Ergänzung zu dem, was ich an Lektüre bei mir in dieser Richtung bereits habe.
    Ich sehe es schon kommen, dass man mich nach Lesebeginn von diesem Buch erst wieder fortbekommt, wenn ich es durch habe. ^^
    Danke für diese Rezension, Ulrike!

    LG Michèle

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  4. Ich kannte mal einen, dessen Nase sich ungefähr im beschriebenen Lungenkrautspektrum farblich veränderte, was allerdings weniger den Säure – als vielmehr den Alkoholgehalt seines Gewebes anzeigte. Immerhin scheint mir das eine erwähnenswerte Parallele zur Pflanzenwelt zu sein.

    Michael, Alkoholspiegel derzeit: unbekannt

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  5. Danke für diesen Tipp: Der Titel klingt nett, und das ist auch inhaltlich interessant. Solche Bücher sensibilisieren für ökologische Zusammnhänge. Jeder abgesägte Baum vernichtet den Lebensraum für abertausende Lebewesen. Man sollte Großmaschinen immer achtsam und sparsam einsetzen.Leider wird allzu oft sehr unsensibel drauflos gesägt und gemäht …

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    • Wie Gilbert Keith Chesterton (1874 – 1936) schon früh erkannte:

      „Je größer aber ein Mensch ist, desto mehr neigt er dazu, vor einer Blume niederzuknien.“

      Eine Geistes-Haltung, die wir eigentlich gegenüber jedem Baum, jedem Grashalm, jedem Regenwurm, jeder Biene und Hummel, jedem Falter usw. an den Tag legen sollten.

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  6. Das klingt wirklich höchst interessant und geht über das „normale“ hinaus. Ein Buch was sich unbedingt in meine Gartenbibliothek einreihen muss, wie ich feststelle, denn auf diesem Gebiet bin ich noch nicht so bewandert, aber das kann sich ja nun ändern. Danke für den Tipp, liebe Grüße Marlies

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    • Liebe Marlies,
      dieses Buch ist eine sehr informative Ergänzung zu „gewöhnlichen“ Garten- und Bestimmungsbüchern und eine Schule des SEHENS noch dazu. Ich wünsche Dir viel Freude beim Erforschen Deines gärtnerischen Mikrokosmos 🙂

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