Alice in der Tinte

  • Illustrationen von Pawel Pawlak
  • Text von Gianni Rodari
  • Übersetzung von Adam Jaromir
  • Gimpel Verlag, November 2007
  • 36 Seiten
  • gebunden, Fadenheftung
  • 12,90 € (D), 13,30 € (A), 23,70 sFr.
  • ISBN 978-3-9811300-2-7
  • Bilderbuch ab 4 Jahren
  • Der Gimpel Verlag existiert leider nicht mehr. Dieses Bilderbuch können Sie vielleicht noch auf antiquarischem Wege bekommen.

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E I N F A L L S R E I C H

Bilderbuchbesprechung von Ulrike Sokul ©

Mit der Vorfreude, die ich in der Besprechung meines ersten Buches »Ojemine!« Ojemine
aus dem ERLESENEN, kleinen Gimpel-Verlag äußerte, widme ich mich nunmehr einem zweiten und gewiß nicht letzten der entdeckenswerten Bilderbuchschätze aus der Büchervorratskammer des Gimpel-Verlages.

„Alice in der Tinte“ von Gianni Rodari enthält kurze Geschichten von einer kleinen Heldin mit großer Phantasie.

Man könnte sagen, die kleine Alice geht den Dingen wirklich auf den Grund, denn wenn sie sich konzentriert mit etwas beschäftigt, fällt sie in die Dinge hinein und erforscht sie von innen. Ihre Familie ist mit diesem Phänomen bestens vertraut, und die Suche nach Alice, die wieder irgendwo hineingefallen ist, gehört zum Alltag.

Mal fliegt sie mit einer großen Seifenblase über die Dächer ihrer Stadt und landet unversehrt auf einer Terrasse, mal spaziert sie durch ein Märchenbuch und verwirrt diverse Märchenfiguren, bis der gestiefelte Kater sie energisch vor die Buchtüre setzt. Beim Schwimmen im Meer fällt sie in eine gähnende Muschel, und an ihrem Geburtstag fällt sie in ihre eigene Torte und nascht.

Als sie einmal ins Tintenfaß fällt, schwimmt sie dort zwischen sehr mitteilungs- bedürftigen Wörtern umher und ist froh, als sie wieder hinausgeklettert ist und ihre Ruhe hat.

In acht kurzen Kapiteln erleseleben wir Alices „Reinfälle“ und schmunzeln über ihre neugierige und vorwitzige Wesensart und die alltäglichen Wunder, in die sie hineinstolpert.

In diesen Geschichten wird das Alltägliche zu etwas Besonderem, einfach weil die Perspektive augenzwinkernd variiert wird und weil es dem Autor gelingt, in einem Tonfall heiterer Verspieltheit die Grenzen der gewöhnlichen Wahrnehmung märchen- haft zu dehnen. Genau diese Phantasiezugaben machen die kleinen Abenteuer von Alice zu idealen Gutenachtgeschichten, welche die kindlichen Träume beflügeln können. Indessen empfehlen sich diese Episoden mit dem gleichen Argument auch als PhantasieAUFWECKgeschichten zum Tagesbeginn.

Die schönen Illustrationen von Pawel Pawlak sind von einer fröhlich-eigenwilligen Unbeschwertheit, die ganz ausgezeichnet mit der warmherzigen Erfahrungsbuntheit des Textes übereinstimmt.

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(Anklicken vergrößert die Bilder)

Der Autor:

»Gianni Rodari (1920-1980) gehört neben Carlo Collodi und Edmondo De Amicis zu den populärsten Kinderbuchautoren Italiens. Sein Werk umfasst phantastisch-surrealistische Märchen und Fabeln, Comics und Nonsensverse, die auch die moderne Technik und Problematik unserer Zeit mit einbeziehen. Im Jahre 1970 erhielt Gianni Rodari den Hans-Christian-Andersen-Preis.
Nur wenige Menschen besaßen einen fröhlicheren, großzügigeren und strahlenderen Humor als Gianni Rodari. ITALO CALVINO«

Der Illustrator:

»Schon als kleiner Junge ließ Pawel Pawlak sein zeichnerisches Talent − und dies nicht immer zur Freude seiner Lehrer − deutlich erkennen. Umso größer war das Glück, als er später in der Breslauer Schule für Bildende Kunst einen Ort finden sollte, an dem seine Kreativität auch die Zeit zwischen den beiden Pausen füllen durfte. Mittlerweile gehen über fünfzig Kinderbücher sowie zahlreiche Szenographien fürs Puppentheater auf das Konto des polnischen Künstlers. Seine Bücher, erschienen in Frankreich, Großbritannien, Kanada und Südkorea, erfreuen sich eines wachsenden Erfolgs und wurden vielfach mit internationalen Preisen ausgezeichnet. So erhielt er für seinen Dideldum den begehrten Goldenen Apfel (Internationale Biennale der Illustrationen, Bratislava 2005). Seine Illustrationen zu Alice in der Tinte wurden 2003 mit der Auszeichung “Buch des Jahres” (IBBY, Polen) bedacht

39 Kommentare zu “Alice in der Tinte

  1. Danke! Deine Bilderbuchbesprechung nimmt mich direkt sehr lebendig mit auf die Reise in die Welt der kleinen Alice. Sie berührt mich im Herzen, löst Freude aus und macht Lust auf mehr :-). Ich werde das Buch lesen! Und, ich erkenne mich in der kleinen Alice wieder. Reinplumpsen, auf den Grund gehen und erst wieder raus kommen, wenn’s verinnerlicht ist :-). Ganz lieben Dank für Deine Sternchen, die Du über meine Seite verstreut hast :-).

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    • Liebes Sternenkind,
      gerne und von Herzen habe ich auf Deiner Webseite Sternchen gestreut. Ich freue mich, daß Dich meine Buchbesprechung sowie das Bilderbuch „Alice in der Tinte“ lebhaft anspricht und berührt.
      Etwas verspätete, nachtaktive Grüße 🙂
      Ulrike

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  2. Mitten ins Herz hineingeplumpst ist mir diese sympathische kleine Alice. Was für ein Sommernachtstraum für Klein und Groß. Die Phantasie erwacht neugeboren wie der zarte junge Morgen… Danke!
    Nachtfreudige Herzhüpfer morsen mit Leichtigkeit zu dir,
    überbringen samtweiche innere Kinderhändestreichler für so ein liebenswertes Buchabenteuer zum Hinüberwandern ins Traumland.
    Herzlich Heidrun

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  3. Das mit dem Davonschweben innerhalb einer riesigen Seifenblase, liebe Ulrike, wäre voll mein Ding 🙂

    Das hat mich auch erinnert an einen kleinen Lieblingsbildausschnitt eines der großen Gemälde von Hieronymus Bosch 🙂

    Dir einen schönen Tag wünsche,
    Herzliche Sommersonnengrüße
    vom Lu

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  4. Es gibt einige Kinderbuchautoren, denen es phantastisch gelingt, nicht nur ihre Zielaltersgruppe zu verzaubern, sondern die auch – so ganz nebenher – die vor- bzw. mitlesenden Erwachsenen süchtig nach mehr machen. Gianna Rodaris Geschichten sind keine aktuell geschriebenen und doch erscheinen sie mir neu, fast modern. Dabei sind sie einfach liebevoll-zeitlos.
    Deine Rezensionen zeigen immer auch deine eigene Begeisterung, die du sehr gekonnt vermittelst(!), und irgendwie hast du obendrein ein Händchen oder Äuglein (wie man es will) dafür, die Werke auszuwählen, die gleichzeitig supergelungene Illustrationen aufweisen. Als Zeichnung für sich und als Part des Buches in völliger Harmonie mit dem Text und der Atmosphäre in den Geschichten.
    Schön, durch dich hier auf solche Perlen aufmerksam gemacht zu werden, Ulrike!

    LG Michèle

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    • Werte Michèle,
      danke für Deine Bilderbuchbegeisterungsfähigkeit und Deine überschwängliche Lobeshymne zu meinem Rezensionsstil.
      Für mich ist es ein Qualitätskriterium, daß ein gutes Kinder- oder Bilderbuch gleichzeitig auf der kindlichen wie auf der erwachsenen Ebene „funkt“, das ist für die Vorleser angenehmer – besonders da Lieblingsbücher ja sehr oft vorgelesen werden – und die Kinder können in den Text HINEINWACHSEN …
      Gutenachtgruß Ulrike

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  5. Man spürt, dass dir das Buch auch gefällt…und mir gefällt Deine Auswahl….und irgendwo erkenne ich auch mich in dem Buch, muss ich feststellen *erröt*

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  6. Du schreibst so intensiv, dass man selbst die Bücher gelesen zu haben meint… krass gut rüber gebracht ; D
    Hätte ich ein Kleinkind, würde ich dieses Bilderbuch sofort vorlesen und anschauen wollen. :-d

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  7. Ich genieße freudig und in meinem Alltag, bei Nahe beiläufig und gleichsam seit Jahren diese der Zeit, dem Leben geschuldete… Deine Wahrnehmung. Ich bin dankbar und so sehr freudig im Brennen auf Deine, diese Rezension. Frank Beeck

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