Regenwurmtage

  • von Antje Damm
  • Moritz Verlag 2011        www.moritzverlag.de
  • 3. Auflage 2013
  • 56 Seiten mit farbigen Illustrationen von Antje Damm
  • gebunden, Fadenheftung
  • 9,95 € (D), 10,30 € (A)
  • ISBN 978-3-8956-233-2
  • ab 7 Jahren
    Regenwurmtage

R E G E N W U R M R E T T E R

Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©

„Regenwurmtage“ ist eine wunderbare, kind- und regenwurmgerechte Geschichte für Leseanfänger und ragt thematisch und sprachlich aus der Masse der konstruierten Leseanfängerbuchreihen heraus. Auch die gekonnt-kindlichen farbigen Illustrationen, die ebenfalls von der Autorin stammen, tragen zu dieser ECHTEN Attraktivität bei. Die Zeichnungen sind nicht oberflächlich süß-bunt, sondern ausdrucksvoll-eigenwillig.

In einfachen, klaren Sätzen und Worten von anschaulicher Gefühlsgenauigkeit gibt Antje Damm die kindliche Erfahrung und Perspektive der kleinen Ida und ihrer Regenwurmtage wieder.

Ida beschreitet zum ersten Mal alleine den Weg zur Schule, den sie zuvor mit ihrer Mutter mehrfach geübt hat. Sie ist ein bißchen aufgeregt, aber auch froh und neugierig, wie das Leben als Schulkind wohl sein wird.

Viele neue Eindrücke, etwa die nach Parfüm duftende, rothaarige Klassenlehrerin, unbekannte Kindergesichter und allerlei Verhaltensregeln, beanspruchen Idas Aufmerksamkeit. Als dann ausgerechnet ein Junge, der den seltsamen Namen Faruk trägt, neben sie gesetzt wird, ist sie gar nicht begeistert und sehnt sich nach Hause zurück zu ihrem Schmusetierhund.

Am nächsten Tag regnet es, und Ida sieht einen Regenwurm, der in einer Regenpfütze liegt und sich vergeblich bemüht, sich im Asphalt zu vergraben. Mitfühlend hebt sie den Regenwurm auf und setzt ihn in einem Vorgarten ab, damit er Zugang zu Erde hat. Auf ihrem weiteren Weg findet sie einen Regenwurmnotfall nach dem anderen, und sie trägt jeden einzelnen Regenwurm zum rettenden Erdreich.

So kommt Ida an ihrem zweiten Schultag acht Minuten zu spät und bekommt als erstes Kind ihrer Klasse einen Verspätungsvermerk in ihr Hausaufgabenheft. Ihr schüchtern vorgebrachtes Argument, daß sie Regenwürmer gerettet habe, zählt offenbar nicht als mildernder Umstand. Ida ist traurig und beschämt und kämpft mit den Tränen: „Es ist sehr anstrengend, nicht zu weinen, wenn man eigentlich müsste.“ (Seite 33)

Doch in der Pause spricht ihr Tischnachbar sie bewundernd auf ihre Regenwurmrettung an, und Ida bemerkt, daß Faruk eigentlich ziemlich nett ist. Nach der Schule gehen sie ein Stück des Heimweges gemeinsam und unterhalten sich freundlich.

Idas Mutter nimmt den Eintrag im Hausaufgabenheft zur Kenntnis, aber sie schimpft nicht mit Ida, sondern sie liest ihr aus einem Naturkundebuch biologisch-wissenswertes über Regenwürmer vor. Dadurch lernt Ida u.a., daß Regenwürmer einen wichtigen Beitrag zur Bodenfruchtbarkeit leisten und daß der Regenwurm zufällig das »Wirbellose Tier des Jahres« ist.

Am nächsten Tag gehen Ida und Faruk zusammen zur Schule, und Ida erzählt ihm, was sie inzwischen alles über Regenwürmer weiß. Faruk ist begeistert und freut sich schon auf den nächsten Regen.

Der nächste Regentag läßt nicht lange auf sich warten, und schon retten die beiden Kinder eifrig mindestens 15 Regenwürmer. Nun kommen sie gemeinsam zu spät zum Unterricht. Hand in Hand halten die Kinder den hochgezogenen Augenbrauen ihrer Lehrerin stand, und Ida sagt tapfer: „Wir sind ein bisschen spät … denn wir haben das Tier des Jahres gerettet und das war ein bisschen viel Arbeit, ehrlich gesagt.“ (Seite 47)

Und zum Beweis hält Ida der Lehrerin einen zappelnden Regenwurm hin…

Aus dem kurzen Nachwort erfahren wir, daß die Autorin diese Geschichte nicht erfunden, sondern als Kind selbst erlebt hat. Außerdem erzählt sie, daß sie, obwohl ihre kindlichen Regenwurmtage schon viele Jahre zurückliegen, auch heute als Erwachsene immer noch Regenwürmer aufsammelt.

Und als Echtheitszertifikat gibt es eine Faksimileabbildung des Verspätungseintrages wegen Regenwurmsuche.

 

Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite:
https://www.moritzverlag.de/Alle-Buecher/Regenwurmtage.html

 

Querverweis:

Hier sind weitere Kinder- und Bilderbücher von Antje Damm zu bewundern:

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Frag mich! 118 Fragen an Kinder, um miteinander ins Gespräch zu kommen
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Die Autorin und Illustratorin:

»Antje Damm, geboren 1965 in Wiesbaden, studierte Architektur in Darmstadt und Florenz und lebt als Autorin von Kinderbüchern mit ihrem Mann und ihren vier Töchtern in der Nähe von Gießen.«

 

 

 

 

2 Kommentare zu “Regenwurmtage

  1. Das ist eine so schöne Geschichte, und dann noch das bezaubernde Bild dazu … schade, dass meine Kinder keine Bilderbücher mehr anschauen. Ich hätt es ihnen (mir) sonst gekauft! 🙂

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