- Mensch, Natur und die Revolution der Lebenswissenschaften
- von Andreas Weber
- mit einem Vorwort von Michael Succow
- thinkOya Verlag, Neuausgabe September 2014 www.think-oya.de
- Klappenbroschur
- 260 Seiten
- Format: 22,7 x 16,7 cm
- 24,90 €
- ISBN 978-3-927369-86-3
LEBENSWEISE LEBENSKREISE
Buchbesprechung von Ulrike Sokul ©
Es ist mir eine große Freude, daß dieses poetische Biologiebuch in einer schön gestalteten, aktualisierten Neuausgabe bei think-Oya wieder erschienen ist, nun ergänzt durch ein eindringliches Vorwort von Michael Succow, dem renommierten Biologen, Naturschützer und Träger des Alternativen Nobelpreises.
Das Buch „Alles fühlt“ folgt dem roten Faden des Lebens, und es ist sehr hilfreich dabei, den Verirrungen lebensfeindlicher und naturzerstörerischer gesellschaftlicher Bedingungen nicht mehr zu folgen, sondern sich konsequent auf LEBENSWERTE neu zu besinnen.
Dabei gibt es ein neues, altes Land zu entdecken: Die LIEBE zum LEBEN, die LIEBE zur NATUR im umfassenden SINNE als Liebe zur natürlichen MITWELT und zu den MITGESCHÖPFEN sowie als Liebe zur innersten menschlichen Natur – kurz: Alles Leben und alle Lebensformen bilden eine tatsächliche, leibliche – und nicht bloß ideelle – EINHEIT in wechsel- wirksamer VERBUNDENHEIT. „Alles fühlt“ ist eine höchst lebensdienliche Lektüre!
» Durch alle Wesen reicht der eine Raum: Weltinnenraum.
Die Vögel fliegen still durch uns hindurch.
O, der ich wachsen will, ich seh‘ hinaus, und in mir wächst der Baum. «
Rilke
Dieses Rilke-Zitat faßt die Kernaussage von „Alles fühlt“ wunderbar zusammen; Leser, die mehr wissen wollen, bekommen in Andreas Webers Buch eine Fülle an neuen und revolutionären Forschungsergebnissen und Entdeckungen aus Biologie, Biosemiotik, Genetik, Neurologie, Ökologie und Physik geboten. Die besondere Qualität dieses naturwissenschaftlichen Sachbuches besteht in der bewußt persönlich-gefühlvollen Darstellung.
Andreas Weber zeigt uns das ganzheitliche Miteinandersein von Mensch und Natur, er erinnert uns an unsere lebenswichtige Verbundenheit mit dem schöpferischen und vielfältigen Reichtum der Natur. Am Anfang des Lebens steht hier nicht das Wort, sondern der fühlende Körper, der darum bemüht ist, sein Leben zu entfalten und zu erhalten.
„Jeder Leib ist bereits Sprache.“
Und dieser Leib existiert nicht in individueller Getrenntheit, sondern in und mit komplexen Symbiosen und Kooperationen, die bereits auf der Zellebene anfangen und sich bis in ganze Ökosysteme erstrecken.
„An den Fäden eines einzelnen Lebens hängen immer die ganze Welt und ihre unzähligen Interessen.“
Wir sind absolut angewiesen auf die Natur in uns und um uns herum: Ohne Darm- bakterien müßten wir verhungern, ebenso ohne die unermeßliche Bestäubungsleistung der Bienen, wir atmen ein, was die Pflanzen ausatmen, und über die materiellen Stoffwechselkreisläufe hinaus brauchen wir für unser gesundes Selbstverständnis und Wahrnehmungsvermögen die Spiegelung anderer Lebewesen.
„Wir sind nicht nur Teil der Natur, sondern sie ist Teil von uns. Um uns ganz selbst zu verstehen, müssen wir uns selbst in anderen Lebewesen wiedererkennen. Widerspiegelung ist ein zentrales Element der menschlichen Identität: Ein Neugeborenes erfährt sich nur dann vollständig, wenn es sich mit seiner Bezugsperson identifizieren kann. Mit dem Schwinden der Natur droht uns damit eine ganz besondere Gefahr: der Verlust der Liebe.“
Descartes‘ „Ich denke also bin ich“ wird gründlich abgelöst durch ein „Ich fühle also bin ich.“ Dieses Lebensgefühl gilt gleichermaßen für Blaualgen und Pantoffeltierchen, für Eichhörnchen und Bäume und für jede einzelne Zelle, die uns unseren menschlichen Körper erst ermöglicht, sowie für unsere leibseelische Identität als Mensch.
„In der Welt der Lebewesen, aus der wir als eine Art unter vielen hervorgegangen sind, ist es die Möglichkeit dieser Liebe, die uns erst Menschlichkeit gibt. Das Schwinden der Tiere ist für uns darum nicht nur ein äußerer Verlust -… Mit den Tieren nehmen wir vielmehr Abschied von Möglichkeiten zu fühlen.“
Der Autor beschreibt eine Lebenswirklichkeit, die nicht aus einer abstrakten Ideenwelt kommt, sondern die in Hand und Fuß, Flosse und Pfote, Blatt und Blüte wurzelt. Das Innenleben der Geschöpfe ist Bestandteil ihrer Gestaltwerdung – so wird Unsichtbares sichtbar, greifbar, hörbar und, da wir die Erfahrung verletzlicher Körperlichkeit mit allen Wesen teilen, auch mitfühlbar. Das bedeutet, daß die moderne Biologie das poetische Naturverständnis von Dichtern wie Goethe, Novalis und Rilke bestätigt.
„Alles fühlt“ ist ein Buch, das von großer Liebe zum Leben und tiefer Fürsorge für die Natur spricht. Andreas Weber liegt sein Thema am Herzen, und seine Natur- beschreibungen sind voller Poesie.
Die dargestellten Erkenntnisse und Zusammenhänge ermöglichen die Wahrnehmung einer seelenvolleren Lebenswelt – ja, sie „reanimieren“ unsere Verbundenheit mit der Natur.
Überdies verfügt das kluge Buch über ein Glossar, das die naturwissenschaftlichen und philosophischen Fachbegriffe zusätzlich erklärt. Und es gibt eine – für diese Neuaus- gabe aktualisierte und um zahlreiche Bücher ergänzte – Liste mit Empfehlungen für weiterführende Literatur mit informativen, kurzen Zusammenfassungen.
Alles in allem ein Buch, das Wissen mit Weisheit verbindet und einen wertvollen Beitrag leistet zu einem wahrhaft naturverbundenen und demütigen menschlichen Selbstverständnis.
Im Vorwort zu „Alles fühlt“ schreibt Michael Succow:
„Der schmale, sich verengende Gratweg zwischen Verändern und Zerstören kann nur in einer Gesellschaft gelingen, die sich mit ihrem Wirtschaften in den Naturhaushalt einfügt und die sich in ihrer Ethik als Teil der Natur empfindet. Üben wir uns im Erhalten, üben wir uns im Haushalten, üben wir uns im Maßhalten, gewähren wir der Natur Raum, geben wir ihr Zeit – um ihrer und unserer eigenen Zukunft willen!“
(Seite 12/13)
Und nun, liebe Leserinnen und Leser, geben Sie sich Zeit für die Lektüre von „Alles fühlt“.
Hier entlang zum Buch auf der Verlagswebseite: https://www.think-oya.de/buch/alles-fuehlt.html
Der Autor:
»Andreas Weber, geboren 1967, studierte Biologie und Philosophie und promovierte bei Hartmut Böhme und Francicso Varela. Er zählt zu den Pionieren einer neuen Wissenschaft des Lebendigen.
Als freier Publizist schreibt er regelmäßig Beiträge für Magazine und Zeitschriften wie Geo, Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Greenpeace Magazin, National Geographic, Mare und Oya. 2010 erhielt er den Deutschen Reporterpreis. « www.autor-andreas-weber.de
Querverweis:
Hier entlang zu einem weiteren Buches von Andreas Weber, das ebenfalls im Verlag think-Oya erschienen ist „Minima animalia“: https://leselebenszeichen.wordpress.com/2014/03/12/minima-animalia/
Leselebenszeichen-Datenschutzerklärung: https://leselebenszeichen.wordpress.com/datenschutzerklaerung/
Liebe Ulrike, vielen Dank noch mal für deinen schönen Kommentar, das Rilkezitat und den Hinweis auf dieses schöne wie wichtige Buch! Das hört sich sehr spannend an. Diesen Hinweis auf die Wiederspiegelung und die Wichtigkeit von Natur, von Tieren in dieser Beziehung, ist eine neue Sichtweise für mich, macht aber absolut Sinn. Und das macht die Bedeutung von Natur noch so viel wichtiger. Was für eine Dimension, wenn man drüber nachdenkt. Entschuldige, ich bin etwas müde, vielleicht drücke ich mich nicht so klar aus. Jedenfalls wieder eine tolle Entdeckung von dir! Mit freudigen Grüßen von Naturliebhaberin zu Naturliebhaberin ♥ Eine Umärmelung von mir!
LikeGefällt 1 Person
Guten Abend Ulrike,
ein sehr gutes Buch, das jeder Politiker lesen und verinnerlichen sollte. Vielen Dank für Deinen Beitrag, der die Tür zu neuem (altem) Gedankengut öffnet.
Liebe Grüße vom Paul
LikeGefällt 1 Person
Herzlichen Dank, lieber Paul,
für Deine positive Rückmeldung zu diesem wahrhaft wertvollen Buch.
Politikern müßte man dieses Buch bzw. seinen Informationsgehalt wohl intravenös verabreichen, denn ich glaube kaum, daß sie es freiwillig lesen. 😉
Naturverbundene Grüße von
Ulrike
LikeGefällt 1 Person
Ja, Ulrike, eine prima Idee.
Zahlreiche Politiker arbeiten leider so träge, dass sie wohl gar nicht kämen, um ihre Infusion zu bekommen.
In diesem Zusammenhang: Heute besprach der Bundestag auch das wichtige Thema „Schutzgebiet Weddellmeer in der Antarktis“. Hier zeigten sich alle Fraktionen einig.
Ich weiß nicht, ob Du die Greenpeace-Petition dafür bereits unterschrieben hast. Du findest sie auf dem oekobeobachter https://oekobeobachter.com/2018/04/30/helfen-sie-bitte-mit-das-weddellmeer-zu-schuetzen/
oder direkt bei Greenpeace unter https://www.greenpeace.de/antarktis-schuetzen?
Dir ein sonniges Wochenende und alles Gute vom Paul
LikeGefällt 1 Person
Lieber Paul,
Du kannst bei mir selbstverständlich davon ausgehen, daß ich Greenpeace-Petitionen stets unterschreibe bzw. bereits unterschrieben habe.
Ich bin schon seit Jahrzehnten Mitglied und meinen Ökostrom beziehe ich von Greenpeace Energy https://www.greenpeace-energy.de
Sonnige Sonntagsgrüße von
Ulrike
LikeLike
Hallo Ulrike,
leider habe ich Deine Nachricht erst jetzt gelesen. Pardon. Aber Deine Worte freuen mich sehr. So sitzen wir beide wieder im gleichen Boot und paddeln auf gleiche Ziele los.
Dir noch einen angenehmen Abend mit ganz lieben Gruesse vom Paul
LikeGefällt 1 Person
„Ich denke, wie ich fühle und also bin ich!“ Für mich steht nach meinen Lebenserfahrungen am Anfang klar das Gefühl. Ich kann denken, was ich will , aber wenn ich den Gedanken so nicht fühlen kann, bleibt er ohne Leben.
Scheint mir ein richtig gutes Buch nach meinem Geschmack zu sein. Vielen Dank für den Tipp! LG Simone
LikeGefällt 1 Person
Liebe Simone,
es freut mich, daß Du meinem Zugabehinweis hierher gefolgt bist.
Für mich sind Denken und Fühlen auch zutiefst MITEINANDER verbundene Seinsweisen.
„Alles fühlt“ ist eines der naturverbunden-tiefsinnigsten Bücher, die ich kenne.
Herzensgruß ❤
LikeGefällt 1 Person
🙂
LikeGefällt 1 Person
Auch mein herzlicher Dank, liebe Ulrike, für diese schöne Besprechung eines wohl sehr wichtigen Buches, das ich mir nun wünschen werde (Am liebsten würde ich alle Bücher haben, die du empfiehlst.)
LikeGefällt 1 Person
Liebe Gerda,
herzlichen Dank für dieses große Kompliment!
Ich hoffe, Du bekommst zumindest die Bücher, die Du ausdrücklich auf Deinen Wunschzettel schreibst.
LikeLike
Ach, irgendwie hast Du eine Gabe, mir Geld aus der Tasche zu ziehen 😎 und wie? Ganz einfach, Deine Buchbesprechungen ziehen mich magisch an und dann… Internet… Buchhandlung… klickklick… und es ist bestellt!
Bin durch Deine letzte Besprechung auf diese Besprechung gekommen und das Buch hat mich gleich unglaublich angesprochen. Danke für Deine gut geschriebenen und informativen Artikel!
Lieben Gruß aus dem Neanderthal!
SaMaTe
LikeGefällt 1 Person
Sehr löblich, daß Du meinem Querverweis vom „Leben der Elfen“ hierher gefolgt bist, liebe SaMaTe.
Und herzerfreuten DANK für Dein Lob für meine Buchbesprechungen.
Sonnige Grüße aus Gräfrath 🙂
LikeGefällt 1 Person
Deine Buchbesprechungen zu lesen, ist schon ein Vergnügen an sich! Es sind aber auch so interessante Tipps dabei, wie dieses Buch hier, das ich mir zulegen möchte, sobald mein derzeitiger Bücherberg abgearbeitet ist .
Ab heute gibt’s dafür auf meinem Laptop „Ulrikes Liste“, wo ich mir meine Favoriten wie diesen hier eintrage. Auch für Geschenkmöglichkeiten…
Hab herzlichen Dank dafür!!!
LikeGefällt 1 Person
Liebe Petra,
Deine Komplimente zu meiner Buchauslese und zu meinem Schreibstil ehren und erfreuen mich sehr. Ich danke Dir für Dein Vertrauen!
Herzensgruß von mir zu Dir 🙂
LikeGefällt 1 Person
Danke liebe Ulrike, dass Du mich mit dem link auf dieses Buch aufmerksam gemacht hast. Es spricht mich in der Tat sehr an und ich werde es mir für meinen „Kreta-Urlaub“ (es geht am 15.8. wieder hin) auf jeden Fall besorgen.
LG MArlies
LikeGefällt 2 Personen
Liebe Marlies,
es freut mich, daß ich mit meinem Hinweis Deine Leserichtung getroffen habe. Ich wünsche Dir einen zauberschönen Urlaub und feine Inspirationen durch Landschaft, Lektüre und gefühlvolle Begegnungen.
Herzlich
Ulrike
LikeLike
Danke Ulrike, bei solch schönen Worten, werden die Wünsche bestimmt in Erfüllung gehen.
Liebe Grüße Marlies
LikeGefällt 1 Person
Liebe Ulrike,
das Buch habe ich mir soeben in der örtlichen Buchhandlung bestellt.
Nochmals Danke für den Hinweis und deine Rezension!
Lieben Gruß
Stefan
LikeGefällt 1 Person
Es feut mich sehr, lieber Stefan, daß ich Dich zu dieser lohnenden Lektüre inspirieren durfte.
LikeGefällt 1 Person
Andreas Weber war heute zu Gast in „scobel“ auf 3sat. Spannend. In der Mediathek abrufbar, falls Interesse besteht.
(Deine Buchempfehlung wirkt offenbar lange nach bei mir. 😂)
Liebe Grüße an dich.
LikeGefällt 1 Person
Verbindlichen Dank für Deinen aufmerksamen Hinweis. Heute schaffe ich es zwar nicht mehr, doch demnächst will ich gerne in der Mediathek nachschauen.
Herzliche Grüße von mir zu Dir 😀
LikeGefällt 1 Person